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Der Elysianer

von

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[JUSTIFY]"Heute sollt ihr Neuen auch einmal zu einem Einsatz mitkommen. Aber um zu entscheiden, wer zur Inspektion des Freibads in der Fun-Zone darf, habe ich mir ein paar Fragen ausgedacht: Wer kann mir sagen, wie groß Elysium ist?"[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Cletus unterdrückte ein Stöhnen und warf Elgon einen langen Blick zu. Er konnte kaum glauben, dass es so jemanden gab, aber in seinem Ausbilder hatte er tatsächlich jemanden gefunden, der alles an besserwisserischer Langeweile übertraf, dem er jemals begegnet war.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Ein Blick in die Runde seiner Mitauszubildenden verriet ihm, dass diese seinen Mangel an Enthusiasmus über die Frage teilten. Verlet hatte nicht einmal aufgesehen und schien mit irgendeinem elektronischen Spielzeug beschäftigt; Milo sah aus als bereute er es heute seit Wochen einmal wieder aufgekreuzt zu sein. Einzig Frau Kinkel hatte zumindest die Frage mitbekommen, auch wenn sie ein wenig unsicher wirkte. Allerdings konnte man bei Frau Kinkel nie wissen, was sie gerade dachte.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Nun, dann würde es wohl an ihm sein, sich ein paar Extrapunkte zu sichern. "Meinen Sie wie viele Menschen auf Elysium leben oder wie die äußeren Maße der Station sind?", fragte er noch einmal nach.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Für einen Moment wirkte Elgon etwas perplex, aber dann lächelte er wieder selbstgefällig. "Vielleicht können Sie mir beides nennen?"[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Er war sich nicht sicher, warum ein Inspektor so etwas wissen musste, aber gut. "Es sind etwa 6000 Menschen auf Elysium und der Durchmesser der größten Plattform, auf der die Fun-Zone liegt, ist etwa 1200 Meter-", begann er.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]"Um genau zu sein, sind es 1233 Meter", unterbrach ihn Frau Kinkel. "Die Höhe vom Dach der Kammer des Ältestenrats bis zu den unteren Schleusen beträgt 4185 Meter und der Durchmesser der Habitatebene 980 Meter. Bei einer Bevölkerung von 5892 Personen ergibt das eine Fläche von 128,02 Quadratmeter Wohnfläche pro Person."[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Cletus konnte nicht verhindert, dass ihm die Kinnlade herunterfiel. Er überschlug die Zahlen kurz im Kopf, aber er war recht sicher, dass Frau Kinkel richtig gerechnet hatte. Es war einfach so unfair. Wie sollte man auch mit jemandem mithalten, der ein Gehirnimplantat hatte, und sich so ein Wissen nicht mühsam einprägen musste, sondern einfach in den Speicher hineinlud?[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Er warf ihr einen wütenden Blick zu, doch sie beachtete ihn gar nicht und hielt die Augen auf Elgon gerichtet, der verklärt lächelte.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]"Offensichtlich haben wir einen Gewinner. Nun, Frau Kinkel, dann suchen Sie mal Ihre Unterlagen zusammen und treffen Sie mich in zwanzig Minuten an den Aufzügen. Cletus, Sie begleiten Inspektor Jennick zum Computerkern. Äh, die anderen können natürlich auch mitkommen." Damit ging Elgon hinaus und ließ die angehenden Inspektoren mit Jennick, einer dünnen Frau mit blassblondem Haar, allein.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Noch immer zeigte Frau Kinkel keinerlei Anzeichen eines Triumphs, was Cletus nur noch mehr aufregte. Statt irgend etwas zusammen zu packen, setzte sie sich bequemer hin und zog ein Buch hervor, in dem sie zu schmökern begann. Cletus verstand sie einfach nicht. So ziemlich das einzige, bei dem er sich in Bezug auf sie sicher war, war dass sie wie er diese Arbeit des Geldes wegen verrichtete. Doch im Gegensatz zu ihm, versuchte sie nicht einmal ansatzweise das zu verstecken. Sie zeigte kein großes Interesse an irgendetwas, keinen Ehrgeiz, einzig ihr Drang andere, besonders Cletus, zu verbessern, passte zu ihrer Berufswahl.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Sie hatte keine einflussreichen Freunde und kaum Familie. Noch dazu kannte hier niemand ihren Vornamen, obwohl im allgemeinen Familiennamen aus der Mode geraten waren. Alles an ihr war wenig bemerkenswert, von der eher durchschnittlichen Figur bis zu den den mausbraunen Haaren. Nur das Implantat, das silbrig an ihrer Schläfe glänzte, hob sie ein wenig aus der Masse hervor.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Vielleicht hatte sie sich in Schulden gestürzt um sich das verdammte Ding installieren zu lassen? Egal, es war auf jeden Fall unfair wie sie sich mit ihrem künstlichen Gedächtnis einen Vorteil erschlichen hatte.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]"Das mit der Wohnfläche pro Person war ja wohl ziemlicher Blödsinn", blaffte er sie an, da ihm kein besser Angriff einfallen wollte. "An der senkrechten Achse entlang führen doch die ganzen Kabel und Versorgungsschächte. Die können Sie doch nicht in die Wohnfläche mit einrechnen."[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Frau Kinkel starrte ihn an und blinzelte langsam. "Da haben Sie recht", sagte sie nachdenklich, dann kehrte sie mit ihrer Aufmerksamkeit zu ihrer Lektüre zurück.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Cletus schnaubte, dann bemerkte er, dass Verlet ihn angrinste. "Was ist denn so lustig?"[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]"Ach Mann, es ist einfach faszinierend wie ernst du das Ganze hier nimmst. Da ist es doch gut, dass du derjenige bist, der zum Computerkern geht, wo die wichtige Arbeit wartet. Mit dem Freibad könntest du wahrscheinlich eh nichts anfangen."[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Cletus verschränkte irritiert die Arme, aber er hörte auch Aurias warnende Stimme im Hinterkopf. Verlet kam aus einer angesehenen Familie und war wohl nur hier, weil es ihn amüsierte, anderen dabei zu zu sehen, wie sie sich anstrengten. Was auch für Milo galt. "Naja, es ist ja nun nicht so, als wüsste ich gar nicht wie man Spaß hat", sagte er mit leicht pikierter Stimme, wenn auch weniger aggressiv als sein erster Impuls gewesen war. "Andernfalls hätte mich Goal, die Tochter des Oberkontrollrats höchstpersönlich wohl kaum zu ihrer Geburtstagsparty eingeladen."[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Nun hob auch Milo den Kopf. "Wie oft willst du da eigentlich noch drauf herumreiten? Wir haben das schon bei den ersten fünfzehn Mal, die du das erzählt hast, mitbekommen."[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Milo hatte tatsächlich mitgezählt, wie oft er die Party erwähnt hatte. Cletus war gegen seinen Willen ein wenig beeindruckt. "Ist ja auch egal. Fakt ist, dass ich durchaus beliebt-"[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]"Hatten Sie nicht gestern selbst Geburtstag?", fiel ihm Frau Kinkel ins Wort, als sei ihr das in just diesem Moment eingefallen. Wobei, vielleicht hatte sie wirklich die Personalakten in ihren Speicher geladen, um im unpassendsten Augenblick mit solchen Einwürfen aufwarten zu können.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]"Ja, doch", erwiderte er unsicher. Er hatte seinen Geburtstag um ehrlich zu sein ganz vergessen. In Divius' Wohnung war es nie ein besonderer Anlass gewesen, mit dem Argument, dass niemand sicher sein konnte, dass das Datum in seinen Papieren auch stimmte. Und nun da er allein wohnte, war er einfach noch nicht gewohnt, darauf zu achten. Na gut, war er halt 20 geworden. Da musste man ja keinen Aufstand draus machen.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]"Warum hast du eigentlich keinen von uns dazu eingeladen?", fragte Verlet forsch.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Cletus schob die Unterlippe vor und versuchte überheblich auszusehen. "Das sollte doch wohl jedem klar sein."[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Verlet war es offensichtlich nicht klar, aber er verdrehte nur die Augen und bohrte nicht weiter. "Na, dann viel Spaß im Computerkern. Ich werde mich Frau Kinkel im Freibad anschließen. Kommst du auch, Milo?"[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]"Nein, ich geh wieder nach Haus. Das war genug Arbeit für heute." Milo gähnte.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]"Wie Sie wollen", mischte sich nun auch Inspektor Jennick ein, die sich die Unterhaltung teilnahmslos angehört hatte. "Kommen Sie, Cletus. Sehen wir uns an, wie gepflegt Ronnys Kabelschächte wirklich sind."[/JUSTIFY]
 

 

* * *

 

 

[JUSTIFY]"RRRONNNYYY!"[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Cletus wollte gerade stöhnen und die Augen verdrehen, als er bemerkte, dass Inspektor Jennick die Personifizierung der Künstlichen Intelligenz Elysiums mit einem freundlichen Lächeln bedachte. "Guten Tag, Ronny," sagte sie beinahe vergnügt. "Bereit für eine Überprüfung deiner Kabelschächte?"[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Der Avatar gluckste fröhlich. "Aber natürlich, Frau Inspektor! Es ist mir wie immer ein Genuss, mit Ihnen zusammenzuarbeiten."[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Cletus sah verwirrt von einem zum anderen. Konnte es wirklich jemanden geben, dem Ronnys übertriebene gute Laune nicht auf die Nerven ging?[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Jennick bemerkte seinen Blick, schwieg aber als sie mittels einer Stange einen kleinen Riegel an einem Deckenpaneel löste und so eine Klappe öffnete, aus der sich eine Leiter nach unten ziehen ließ. Mit einer einladenden Geste bedeutete sie Cletus schon einmal nach oben zu klettern und folgte dann als er sich durch die Luke in den Kabelschacht zog.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Es war recht eng hier drin und weit weniger blank geputzt im Vergleich zum Rest Elysiums, doch war der Schacht noch immer recht gut gepflegt. An einer Wand waren Sprossen angebracht, so dass man bis zu einer Plattform ein gutes Stück über ihnen klettern konnte, darüber hinaus konnte er nicht sehen wie hoch der Schacht reichte. Doch er wusste, dass sich die Kabel die gesamte Senkrechtachse entlang erstreckten, so dass Ronny auf alle Bereiche Elysiums zugreifen konnte. Im Grunde ähnelte der Schacht der Wirbelsäule eines Menschen, der ebenso die Nervenstränge schützte, die Signale vom Gehirn an alle anderen Körperteile transportierten.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Er kletterte ein wenig höher um Jennick Platz zu machen, die sich geübt durch die Öffnung schwang und es schaffte sich so an die Wand zu lehnen, dass sie keine der LEDs verdeckte, die den Schacht erhellten. Cletus hakte den rechten Arm hinter die Sprossen und zog mit der anderen Hand ein Messgerät mit integriertem Scanner hervor, doch noch während er überlegte, wie er es nun einschalten sollte, machte sich das Mistding selbstständig und glitt ihm zwischen den Finger weg.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Jennick, die ihn nicht aus den Augen gelassen hatte, griff blitzschnell zu und fing es auf.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]"Verdammte-", begann Cletus zu schimpfen, doch Jennick ließ ihn nicht ausreden.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]"Halten Sie mal die Luft an."[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Cletus blinzelte. "Was?"[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Jennick seufzte. "Cletus, Sie sind ein guter Inspektoren-Anwärter. Einer der besten seit langem. Aber sie sind so unglaublich verbissen, dass sie sich damit das Leben selbst schwer machen. Sie wollen alles sofort und natürlich besser als alle anderen machen, anstatt einfach mal abzuwarten, was ich Ihnen sagen könnte. Sie fragen nie um Rat, sondern versuchen alles alleine hinzubekommen. Warum?"[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]"Warum?", wiederholte er und konnte nicht verhindern, genervt zu klingen. "Was soll das? Wollen Sie etwa meine ganze Lebensgeschichte hören?"[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]"Um Himmels willen, nein. Das war eine rhetorische Frage. Ich wollte nur, dass Sie einmal einen Schritt zurückgehen und sich selbst überlegen, was Sie eigentlich erreichen wollen. Und ob die Art wie Sie das tun, dafür wirklich das beste ist. Ich habe gesehen, wie sehr Sie sich über ihre Kollegen ärgern. Wie Sie selbst Ronny eher als Hindernis statt als Partner betrachten. Und ich glaube, dass Sie so niemals ihr Ziel erreichen werden."[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]"Aber die anderen-"[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]"Die anderen werden niemals so an diese Arbeit herangehen wie Sie", fiel ihm Jennick wieder ins Wort. "Je eher Sie sich mit diesem Gedanken anfreunden, desto besser. Ich habe schon viele Inspektoren wie Verlet oder Milo gesehen. Die beiden wollen den Titel, aber nicht die Arbeit, die damit verbunden ist. Und warum auch nicht? Auf Elysium ist Platz genug für ein paar Inspektoren, die nicht mithelfen, aber auch nicht im Weg stehen. Finden Sie sich damit ab, denn ändern werden Sie das System nicht."[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]"Und wenn die beiden einmal etwas inspizieren sollen und aus Faulheit heraus, das Ganze abhaken und durchwinken, obwohl eine Reparatur dringend nötig wäre?" Ein Ebenengeländer, zum Beispiel, das nachgab sobald sich jemand dagegen lehnte. Besonders jemand, der ihm etwas bedeutete. Der Gedanke ließ Wut in ihm aufsteigen.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Jennick seufzte. "Dann müssen Sie hoffen, dass einer von uns zur nächsten Inspektion eingeteilt wird, bevor etwas passiert. Ich weiß, dass das nicht der beste Weg ist, aber wenn Sie glauben, dass es irgendjemand hilft, wenn Sie sich mit der Oberschicht anlegen, zerstören Sie nur Ihre eigene Karriere."[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]"Ich dachte, auf Elysium gehören wir alle zur Oberschicht", erwiderte er bitter.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Sie seufzte wieder, dieses Mal allerdings mit einem genervten Unterton. "Ich wollte Ihnen nur einen guten Rat geben. Auch wenn Sie Ihr möglichstes tun, sich unbeliebt zu machen, habe ich doch lieber einen unsympathischen, aber fähigen Kollegen als einen der wegen seiner Unfähigkeit sich an das System anzupassen seine Fähigkeiten gar nicht erst zum Einsatz bringen kann.”[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Er schob die Unterlippe vor und sah auf Jennick herab, was zur Abwechslung dank seiner Position auf der Leiter recht gut möglich war. "Ich brauche Ihren-"[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]"Wenn Sie Ihren rechten Fuß auf diesen Vorsprung dort setzen, werden sie um einiges mehr Halt haben. Der Multiscanner hat einen Clip, mit dem Sie ihn am Gürtel befestigen können. Dann können Sie ihn auch mit einer Hand einschalten."[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]"...Rat nicht," beendete er den Satz kaum hörbar. Etwas widerwillig setzte er seinen Fuß um und musste zu seinem Ärger feststellen, dass sie wusste wovon sie sprach. Also verkniff er sich jeden weiteren Kommentar als sie ihm den Multiscanner wieder nach oben reichte und folgte ihren Anweisungen um zu überprüfen ob die Kabelummantlungen intakt waren, ob die Spannung und Stromstärke den Richtwerten entsprach. Dann kletterte er noch mehrere Ebenen nach oben und wieder hinunter und besah sich den Zustand des Schachts und seiner Beleuchtung.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Jennick zeigte ihm wie er seine Ergebnisse in die dafür vorgesehenen Beurteilungsbögen eintragen sollte und fragte ihn schließlich, ob er noch Fragen habe oder ob sie die Arbeit abschließen konnten.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Cletus verschränkte die Arme. "Ist das ein Test? Sie wissen doch so gut wie ich, dass der Schacht nicht den Bestimmungen gerecht wird. Nach dem Handbuch sollten die Hauptleitung und die Backups nicht durch den gleichen Schacht führen. Aber sie sind nicht einmal richtig von einander getrennt. Wenn es im Schacht jemals zu einem Unfall kommt, sind beide Leitungen hin. Was denn Sinn eines Backups dann völlig zunichte macht."[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Jennick presste einen Moment die Lippen so fest zusammen, dass sie weiß wurden. "Da haben Sie recht," erwiderte sie langsam. "Ich erinnere mich noch gut daran wie ich diesen Missstand das erste Mal berichtete. Man sagte mir, dass zwei Schächte beim Bau zu viel Platz verschlungen hätte und eine Änderung jetzt praktisch nicht durchführbar wäre. Ich fand das absurd, wandte mich an verschiedene Vorgesetzte und ging sogar zu den Ältesten. Daraufhin bekam ich eine Weile gar keine Aufträge mehr. Schließlich wurde Inspektor Elgon, der mit mir gelernt und weit schlechter abgeschnitten hatte als ich zu meinem Vorgesetzten befördert."[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]"Aber..." begann er, suchte eine Weile nach den richtigen Worten und gab dann auf. "Und was tun Sie nun deswegen?"[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Sie schnaubte. "Nichts. Ich erwähne es nicht mehr in meinen Berichten. Warum sollte ich auch?" Sie schulterte eine Tasche mit ihren eigenen Unterlagen und Werkzeugen. "Schönen Feierabend, Cletus."[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Er sah einen Moment hinterher bevor er sich selbst in Bewegung setzte. Sie machte es sich ganz schön leicht, fand er. Er würde ganz sicher niemals so nachlässig werden, auch wenn es einmal etwas schwieriger würde. Aber die Ältesten würden sich auf ihn verlassen können, komme was da wolle.[/JUSTIFY]
 

 

* * *

 

 

[JUSTIFY]Die Wochen waren wie im Flug vergangen. Also, im Flug eines Vampirschnabeltiers, wie es sie auf Deponia noch immer gab. Wenn besagtes Schnabeltier an zu viel Knoblauch geknabbert hatte. Und sich dann mit letzter Kraft in die Lüfte geschwungen hatte, nur um von seinen angeekelten Artgenossen zu Fall gebracht zu werden.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Die letzten Wochen waren also erbärmlich gewesen. So erbärmlich, dass ihm nur noch überladene Metaphern einfallen wollten.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Aber egal, die Zeit war endlich vorbei und heute war der Tag von Goals großer Party.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Dies würde der beste Tag seines Lebens bis jetzt werden, da war er sich ganz sicher. Wenn die Tochter des Oberkontrollrats höchstpersönlich auf ihn stand, was sollte ihm da noch im Weg stehen?[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Cletus grinste selbstsicher. Er hatte Stunden gebraucht sich herauszuputzen, seine Frisur saß perfekt, und in der engen Hose, die er trug, kam sein Hintern besonders gut zur Geltung.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Er schlenderte zum Eingang der Halle aus der bereits laute Musik und Gelächter schallte und zeigte, dass die Party in vollem Gange war. Er klemmte sich das Geschenk für Goal unter den Arm und versuchte besonders lässig zu wirken als er dem Türsteher, einem massigen Sicherheitsbot, seinen Namen nannte.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]"Wie war das? Cletus? Es tut mir Leid, Sir, aber Ihr Name steht nicht auf meiner Liste."[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Cletus Grinsen verblasste und auch wenn er versuchte das mit einem abfälligen Lachen zu überspielen, konnte er sich doch gegen ein sehr mulmiges Gefühl in der Magengegend nicht wehren. "Das muss ein Fehler sein. Ich wurde von Fräulein Goal persönlich eingeladen. Wahrscheinlich stimmt etwas mit Ihrer Datenbank nicht." Ein Verdacht stieg in ihm auf und nachdem er einen hastigen Blick riskierte ob auch niemand nah genug war ihn zu hören, beugte er sich vor und flüsterte: "Vielleicht finden Sie mich unter dem Eintrag 'Kurzer'?"[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]"Sir, ich muss Sie bitten zu gehen. Ihr Name befindet sich nicht auf der Gästeliste, aber wie eine Überprüfung meines Speichers gerade ergeben hat, sind Sie unter den unerwünschten Personen aufgeführt, die abzuweisen man mich ausdrücklich beauftragt hat."[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Cletus spürte wie sich alles Blut aus seinem Kopf zurückzog und ihn kreidebleich zurückließ. Warum? Was hatte er nur falsch gemacht? Das konnte doch einfach nicht sein![/JUSTIFY]

[JUSTIFY]"Geht das denn hier bald mal weiter?"[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Er kannte die Stimme irgendwoher, doch konnte er sie nicht sofort zuordnen. Sonst hätte er nie getan, was er nun aus einem Reflex heraus machte: Er drehte sich um.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Hawk starrte ihn an und beider Augen weiteten sich. Cletus machte einen hastigen Schritt zurück, doch Hawks Hand war bereits hervorgeschossen und hatte ihn am Kragen gepackt. Hinter Goals Exfreund standen zwei weitere junge Männer, die sie verblüfft ansahen, aber keine Anstalten machten, ihm zu Hilfe zu kommen.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Cletus' Gedanken rasten. Er war sich so sicher gewesen, dass Goal den Kontakt zu Hawk abgebrochen und er auf keinen Fall hier aufkreuzen würde. Er brauchte einen Plan B und zwar schnell. Vielleicht war Hawk auf gut Glück gekommen, eingeladen konnte er ja kaum sein.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]"Rufen Sie die Sicherheit!" rief er dem Türsteher zu, doch Hawk reagierte nicht wie erwartet, sondern grinste nur selbstsicher.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]"Das wird nicht nötig sein," sagte Hawk ebenfalls an den Bot gewandt. "Ich werde mich darum kümmern, dass dieser Herumtreiber Sie nicht länger belästigt."[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]"Ah, Herr Hawk. Herzlich Willkommen und vielen Dank, Sir. Sie müssen sich wirklich keine Umstände machen. Ich werde ein paar Sicherheitsbots anfordern und Sie können sich derweil auf der Party amüsieren."[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Hawk lächelte breit. "Nein, nein, ich bestehe darauf. Ich werde den Störenfried los und komme dann gleich zurück."[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Der Türsteherbot wirkte ein wenig verlegen, lenkte aber zu Cletus Panik trotzdem ein. "Nun gut. Wie Sie meinen."[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Hawk wandte sich Cletus zu und sein Lächeln war noch genauso breit wie zuvor. "Machen wir einen kleinen Spaziergang, Auslaufmodel?"[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Cletus machte einen letzten Versuch sich aus dem Griff zu befreien, doch nun kamen auch noch Hawks zwei Kumpel dazu und packten ihn an den Armen. Halb gestoßen und halb gezerrt beförderten sie ihn durch die Fun-Zone zum äußeren Rand.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Cletus kannte die Stelle. Hier hatte er vor zehn Jahren versucht Arron zu helfen, einen Blick auf Deponia zu erhaschen. "Nein!" keuchte er panisch. "Das können Sie nicht tun! Ich bin Elysianer!"[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Hawk stieß ihn so heftig gegen die Mauer, dass ihm ein scharfer Schmerz durch den Rücken fuhr. Wäre sein ausladender Kragen nicht nach oben geklappt, wäre auch sein Hinterkopf noch stärker in Mitleidenschaft gezogen worden. Doch auch so schmeckte er Blut. Wahrscheinlich hatte er sich auf die Zunge gebissen.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]“Elysianer? Du?”, zischte Hawk. “Das soll wohl ein Witz sein. Du bist vielleicht ein Betriebsunfall aus den Klonanlagen, aber ganz sicher kein Elysianer. Sieh dich doch an! Glaubst du, nur weil du dich so herausgeputzt hast, würde dich irgend jemand für einen von uns halten?”[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Für einen Moment verdrängte Wut alle Angst. Leider verdrängte sie auch alle Intelligenz und seinen Selbsterhaltungstrieb. “Für einen von euch? Einen inzuchtgeplagten Vollidioten?” Ihm wurde im selben Moment wie Hawk klar was er da gerade gesagt hatte. “Warte! Ich meinte-“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Hawks Faust traf ihn in die Magengrube und er klappte zusammen wie ein Taschenmesser. Was Hawk offensichtlich nicht reichte, denn er griff kurzerhand in Cletus’ Haarschopf, um ihn wieder aufzurichten. Einen Augenblick später ließ er ihn allerdings wieder los und wischte sich das überschüssige Haargel angeekelt an der Hose ab. Die beiden Elysianer, die Hawk begleitet hatten, kamen ihm zu Hilfe und zogen Cletus an den Oberarmen in die Höhe.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Dann schlug Hawk wieder zu. Und wieder.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Von den nächsten Minuten konnte Cletus später nicht recht sagen, was genau passierte. Er war nur erstaunt, dass weder seine Rippen noch sein Kiefer gebrochen waren. Nicht einmal das Bewusstsein verlor er, was Hawk besonders zu ärgern schien.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]“Na, ist dir immer noch nach schlauen Sprüchen?”, schrie er ihn an. “Du meintest doch, dass die Grundstückspreise auf Deponia so stark nachgelassen hatten. Vielleicht schicke ich dich einmal vor Ort nachsehen!”[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Er machte Anstalten Cletus auf die Mauer zu hieven, doch einer seiner Kumpane legte ihm die Hand auf den Arm. “Mensch, Hawk. Meinst du nicht, er hat genug? Der wird dir bestimmt nicht mehr frech kommen. Und wenn uns doch ein Sicherheitsbot erwischt, haben wir mehr Ärger am Hals als er wert ist.”[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Hawk grunzte unwirsch und ließ Cletus los, der sofort zusammensackte und sich nur mühsam auf allen vieren hielt. "Ich hoffe nur, er hat seine Lektion gelernt. Sonst muss ich wirklich noch ärgerlich werden." Er trat noch einmal zu und erwischte Cletus in der Seite, dann wandte er sich ab und ging mit den beiden anderen davon. Aus der Entfernung kamen noch eine Weile die Stimmen und Gelächter der drei, dann wurde es still.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Cletus schaffte es, sich an der Mauer hochzuziehen, dann machte er sich humpelnd auf den Heimweg. Feierabend.[/JUSTIFY]



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