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Das letzte Gefecht

Shinjitsu Wa Itsumo Hitotsu
von

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Akamizu - Satsujin-Teil oder: Verfolgt

Hallo ihr Lieben, hier kommt Kapitel 2.
 

Ich wünsche euch viel Spaß und hoffe, die Geschichte gefällt euch.
 

Liebe Grüße,

Himawari-chan.
 

Kapitel 2 - Akamizu - Satsujin-Teil oder: Verfolgt
 

„Wahnsinn! Das ist der absolute Hammer!“ Rief Mitsuhiko und mit leuchtenden Augen sahen sich die Kinder in dem riesigen und vor allem beeindruckenden Saal um, nachdem sie in der Mitte einer der vordersten Zuschauerreihen fünf mit rotem Samt bezogene Stühle in Beschlag genommen hatten.

Genta hatte sich den Platz ganz rechts ausgesucht, Mitsuhiko setzte sich direkt links neben ihn. Ayumi setzte sich fröhlich neben ihn. Sie war glücklich, immerhin hatte sie den Sitzplatz neben Conan ergattert. Haibara, der Ayumis Strahlen nicht entgangen war, setzte sich mit einem verschmitzten Grinsen ebenfalls auf die noch freie Seite neben dem bebrillten Jungen.
 

Noch waren auf der Bühne keine Eisläufer zu sehen, doch bereits die Lichteffekte, die die Scheinwerfer ausstrahlten, waren sehr beeindruckend. Im hinteren Bereich der Bühne befanden sich mehrere riesige Skulpturen aus Eis, die durch die Lichtspiele in sämtlichen Regenbogenfarben glitzerten. Der gesamte Bühnenboden schimmerte in einem durchscheinenden, satten Rot-Ton, auch er schien komplett aus Eis zu bestehen.

„Häh? Das ist ja alles aus Eis… warum heißt diese Show dann „Akamizu*? Fragte Genta verdutzt.

*Rotes Wasser.

„In dieser Broschüre hier steht, dass die Show aus zwei Teilen besteht. Der erste Teil ist eine Eisshow, die zweite dann eine Wassershow. Die Wassershow beginnt nach dem zweiten Akt. Da es um die Liebesgeschichte zwischen einer Eisprinzessin und den Sohn des Wasserkönigs geht, ist diese Aufteilung nur sinnvoll...“ mischte Haibara sich ein, während ihre Augen weiter auf die Infobroschüre fixiert waren.

„Und denk doch mal nach, Genta,“ meinte Conan und sah Genta direkt an „woraus besteht Eis denn?“

„Aus Wasser!“ Meinte Ayumi strahlend.

„So ist es.“ Bestätigte Conan ihre korrekte Antwort.

„Ich finde es total spannend, dass es um eine Eisprinzessin geht!“ meinte Ayumi überschwänglich.

„Ja, nicht wahr...“ murmelte Haibara.

„Ich wusste gar nicht, dass Du auch da mitspielst...“ flüsterte Conan Ai mit einem leicht neckischen Lächeln zu, als Ayumi durch eine Frage von Mitsuhiko abgelenkt war.

„Aua...“ Von den anderen unbemerkt und sehr elegant stieß Haibara ihm mit dem grazilen Anmut einer Prinzessin ihren Ellenbogen zwischen die Rippen. Er wollte noch etwas erwidern, doch als er ihren Blick sah, ließ er es lieber auf sich beruhen. Wenn Blicke töten könnten...
 

„Es ist total schade. Ich würde die Show so gerne filmen, aber ich habe mein Handy am Mittwoch meiner Schwester geliehen. Sie hat ihres verloren und ist für eine Woche auf einem Klassenausflug, kannst Du das vielleicht übernehmen?“ meinte Mitsuhiko geknickt und sah zu Genta hinüber.

Genta schüttelte ebenfalls den Kopf. „Ich habe mein Handy auch nicht dabei. Meine Mama hat es mir abgenommen...“

„Wieso das denn?“ Fragte Mitsuhiko neugierig. Genta lief feuerrot an.

„Nun ja, ich hatte Hunger… und hab etwas gegessen...“ Genta zögerte, als er diese Worte sagte.

„Sie hat Dir das Handy abgenommen, weil Du etwas gegessen hast?“

„Also… es war nicht das Problem, dass ich etwas gegessen habe, sondern was es war...“

„Nun spucks schon aus, Genta...“ mischte Conan sich nun ebenfalls ein.

„Ich war am Donnerstagabend allein Zuhause. Mein Vater war noch auf der Arbeit und meine Mama ist zu einer Nachbarschaftsversammlung gegangen. Plötzlich habe ich so einen Bärenhunger bekommen. Es hätte aber noch eine Stunde gedauert, bis meine Mama zurückgekommen wäre… und da habe ich das Handy genommen und mir was bestellt...“ druckste Genta herum.

„Ohje. Aber so schlimm ist das doch nicht...“ meinte Mitsuhiko.

„Na ja. Ich habe im Telefonbuch geschaut und das erstbeste Restaurant angerufen...“

„Was hast Du denn bestellt und was war das denn für ein Restaurant?“ Conan schwante Übles.

„Sushi… und das Restaurant war Takai-Zushi...“ murmelte Genta.

„Du hast Sushi bestellt? Im Takai-Zushi? Das ist das teuerste Sushi-Restaurant in Beika…“ platzte Mitsuhiko heraus.

„Das hab ich doch nicht gewusst. Ich habe auch nur vier Sushi-Boxen mit extra Wasabi und Ingwer bestellt… Als der Lieferant dann geklingelt hat, wollte er plötzlich 10.800 Yen* haben...“

*ca. 89 €

„Nur vier? Du liebe Güte, Genta, Du Fresssack… wie hast Du das denn bezahlen können...“ meinte Conan und sah ihn an.

„Das… das war das eigentliche Problem… ich konnte es nicht zahlen, ich hätte nur 5000 Yen Zuhause gehabt. Der Lieferant hat also eine halbe Stunde gewartet, bis meine Mama nach Hause gekommen ist. Danach habe ich einen riesigen Ärger bekommen… und ich habe Sushi-Verbot für die nächsten acht Wochen...“

„Ich hoffe, das war Dir eine Lehre, Genta, selbst wenn Du den Lieferanten hättest bezahlen können, Du darfst doch nicht einfach das Haushaltsgeld Deiner Mutter nehmen...“ belehrte Conan ihn.

„Das weiß ich doch, aber ich hatte nun einmal Hunger...“ verteidigte Genta sich.

„Auf jeden Fall,“ fing Genta nun wieder an, “habe ich kein Handy um die Vorstellung zu filmen...“

„Aber was sagst Du denn da. Siehst Du denn das „Filmen verboten“-Schild da hinten nicht?“ Ayumi deutete auf ein riesiges Schild, welches an der Wand prangte. Darauf war eine große Kamera mit einem dicken roten Kreuz darüber zu sehen.

„Oh, tatsächlich. Na dann, ist es ja überhaupt nicht so schlimm...“ murmelte Genta kleinlaut und drehte sich dann der Bühne zu.
 

Conan wandte sich ebenfalls wieder der Bühne zu und ließ seinen Blick nochmals über den Bühnenaufbau direkt vor sich wandern. Der komplette linke Teil der Bühne schien aus einer roten Eisfläche zu bestehen, im Hintergrund schillerten die vollkommen aus Eis bestehenden Bühnenbildnisse. Sie hatten die Formen von Gebäuden. Etwa in der Mitte der Bühne wurde diese von weiteren Eisskulpturen in Häuserform von der rechten Seite abgetrennt. Auf dieser Seite konnte er ausschließlich die Bühnenbilder sehen, nicht aber eine Eislauffläche. Im Hintergrund ragte ein mindestens fünf Meter hoher und die ganze rechte Seite der Bühne in seiner Breite einnehmender, funkelnder Berg aus Eis auf. Wie es aussah, gab es ganz oben eine Plattform, auf der gut und gerne vier Menschen Platz fanden. Vermutlich fand ein Teil der Aufführung auch dort oben statt. Da der Fuß des Berges aufgrund der Bühnenbilder nicht zu sehen war, vermutete er, dass dieser Teil der Bühne wohl keine zentrale Rolle spielen würde. Oder vielleicht doch und die Zuschauer sollten einfach nur nicht sehen, dass er das tat.

„Diese Kulisse ist beeindruckend, nicht wahr?“ Haibara hatte ihren Blick von der Hochglanzbroschüre abgewendet und war seinen interessierten Blick, welcher die Bühnenausstattung entlanggeglitten war, gefolgt und flüsterte ihm nun diese Worte zu.

„Ja, das ist sie tatsächlich, junge Dame.“ Überrascht drehte Haibara sich um. Direkt hinter ihr saß ein Mann um die Vierzig mit vollem schwarzen Haar und einem leichten Kinnbart. Er hatte ein markantes, wenn auch schon fast feminin anmutendes Gesicht mit buschigen Augenbrauen und schmalen Lippen. Er war in einen teuer aussehenden, eleganten schwarzen Anzug gekleidet. Unter seinem Sakko lugten ein weißes Seidenhemd und eine passende blaue Krawatte hervor. Die Krawatte wurde von einer Krawattennadel in Form eines kleinen Schlittschuhs gehalten.

Auch Conan und Ayumi drehten sich nun zu ihm um. Der Mann lächelte ihnen freundlich zu, sah Haibara aber für seinen, Conans Geschmack, fast einen Augenblick zu lange in die Augen.

„Warum sieht er sie so interessiert an?“ Ein ungutes Gefühl beschlich ihn.

„Wusstet ihr, dass hier in dieser Eishalle sogar schon Yuzuru Hanyuu trainiert hat?“ Meinte der Mann redselig und ließ seinen Blick nun über die Zuschauerreihen vor sich bis zur Bühne gleiten.

„Yuzuru Hanyuu? Sie meinen den japanischen Meister im Eiskunstlauf?“ Hakte Conan nach.

„Genau den meine ich.“ Der Mann taxierte Conan genau. Sein ungutes Gefühl vertiefte sich nur noch. „Wer ist das?“ Fragte er sich.

„Das ist ja super! Sie scheinen sich ja wirklich gut mit Eislaufen auszukennen.“ Meinte Ayumi begeistert.

Der Mann wirkte nun ein wenig verlegen und winkte bescheiden ab.

„Ein wenig.“

Just in diesem Moment ging das Licht im Saal aus.

„Es geht los, Leute!“ Meinte Mitsuhiko, ihm stand die Vorfreude in Gesicht geschrieben.

Bei Mitsuhikos Worten hatte der Mann seinen Blick gespannt auf die Bühne vor sich gerichtet. Conan drehte sich nun ebenfalls zur Bühne um.
 

Seit einigen Minuten war es wieder da. Das Gefühl, beobachtet zu werden. Er war sich nicht sicher, ob es von dem Mann direkt hinter ihnen ausging, doch irgendjemand schien sie im Visier zu haben. Aber wer konnte das sein? Er warf einen unauffälligen Blick auf Haibara, die ihre Infobroschüre nun auf den leeren Platz rechts neben sich gelegt hatte und gespannt darauf wartete, dass das Eislaufensemble die Eisfläche betrat. Sie sah vollkommen entspannt aus.

„Vielleicht höre ich die Flöhe husten?“ versuchte er sich zu beruhigen.

Dann wurde er komplett von dem Schauspiel auf der Bühne in den Bann gezogen. Etwa zehn Eiskunstläufer in verschiedenfarbigen Kostümen und stark geschminkten und glitzernden Gesichtern glitten in ebenso farbigen Schlittschuhen auf die Eisfläche. Das Programm bestand aus einer Mischung aus Eiskunstlauf und Theater, die Schauspieler spielten mit ausdrucksstarken Minen eine Geschichte von zwei unglücklich Verliebten nach.

Nach etwa einer Stunde des Dramas kam es zum Höhepunkt, der männliche und die weibliche Hauptdarstellerin standen nun gemeinsam auf der Plattform des Eisberges.

„Warum nur tust Du mir das an?“ Rief die vom Licht des Scheinwerfers angestrahlte Hauptprotagonistin ihrem Geliebten mit theatralischer Stimme zu.

„Es tut mir leid, ich sah keinen anderen Ausweg, als Dich anzulügen. Ich musste es tun, um Dich vor den Männern meines Vaters zu schützen...“ entgegnete der Mann mit ernster Miene, während er sich langsam immer weiter auf den Rand der Plattform zubewegte.

In den Augen der Hauptdarstellerin funkelten nun Tränen.

Irritiert starrte Conan auf Haibara, die ihn angestupst hatte.

„Kommt Dir das nicht irgendwie bekannt vor?“ Flüsterte sie ihm zu.

„Wie Recht Du hast. Und ich bin der Hauptdarsteller.“ Dachte sich Conan, sagte aber zu ihr „nun mach mal halblang.“

„Psst!“ Ermahnte Ayumi ihn mit ernstem Gesicht zur Ruhe.

Der Junge wendete seine gesamte Aufmerksamkeit nun wieder den beiden Darstellern auf dem aus Eis bestehenden Berg zu. Beide standen noch immer auf der Plattform, doch nun schlich sich von hinten noch eine weitere Person an. Beide schienen es nicht zu bemerken, bis der Mann direkt hinter den beiden stand.

„ Herr Sui… hat Sie etwa mein Vater geschickt?“

„Ganz recht… sie ist die Tochter der Eisprinzessin und darf nicht am Leben bleiben. Der König des Meeres und die Königin des Eises sind seit jeher verfeindet. Zwischen ihnen darf es keine Verbindung geben...“ der Scherge zog nun einen langen, spitz zulaufenden Speer hervor. Es kam zu einem Showkampf zwischen den beiden Männern, als der Angreifer versuchte, mit seinem Speer die Eisprinzessin anzugreifen.

Die beiden Männer rangelten miteinander. Fast sah es so aus, als behielte der Hauptdarsteller die Oberhand. Doch dann traf ihn der Speer scheinbar direkt in die Brust. Rotes Kunstblut sickerte aus einer Wunde an seiner Brust.

„Nein!“ Rief die Eisprinzessin entsetzt, während der Hauptdarsteller, der nun gefährlich nah am Rande der Plattform stand, sich an die Brust faste und seine mit Blut beschmierten Hände betrachtete.

„Meine geliebte Koori-san...“ murmelte er, dann schien er den Halt zu verlieren und stürzte kopfüber in die Tiefe.

„Neiin!“ Entsetzt schlug die Frau sich die Hände vor den Mund.

Conan stellte fest, dass die kleine Ayumi direkt neben ihm genau dasselbe tat. Für sie sah es so aus, als fiele er ins Nichts.

Edogawa, dem die erschrockene Mine seiner kleinen Freundin aufgefallen war, legte ihr eine Hand auf die Schulter.

„Keine Sorge. Ihm passiert nichts. Hinter den Bühnenbildern auf dem rechten Teil der Bühne befindet sich sicherlich etwas weiches, worauf er landen wird. Vermutlich liegt da unten eine ganze Tonne Schaumstoffmatten. Wir können das wegen der Bühnenbilder einfach nicht sehen...“

Es vergingen einige Minuten, dann wendete sich Haibara nach hinten um. Sie bemerkte, dass der Mann mit den kurzen schwarzen Haaren hinter ihnen aufgesprungen war und sich nun durch seine Zuschauerreihe kämpfte. Es schien ihn nicht zu stören, dass er einen anderen schwarzhaarigen Mann, der direkt neben ihm gesessen hatte, kräftig auf den Fuß getreten war. Conan drehte sich aufgrund seines leisen Schmerzschreis und eines unflätigen Fluches nach hinten um. „Was ist denn da los?“ Fragte er sich. Der Junge beobachtete, wie der Mann hektisch auf die Bühne zusteuerte, dann nach rechts abbog und hinter den Bühnenbildern verschwand. Er warf einen kurzen Blick hinauf zur Hauptdarstellerin. Sie stand mit entsetztem Gesichtsausdruck auf dem Eisberg und hatte die Hand vor den Mund geschlagen. „Wohin schaut sie da? Nach unten?“ dachte Conan sich und überlegte, ob er ebenfalls dem Mann hinterherlaufen sollte. In diesem Moment ertönte ein markerschütternder Frauenschrei aus der Richtung, in der der Mann verschwunden war.
 

Conan sprang auf, damit war die Entscheidung gefallen. Hier stimmte etwas nicht. Die Musik hatte urplötzlich gestoppt, das Publikum begann unruhig zu murmeln. Von überall her waren nun überraschte Ausrufe von Zuschauern zu hören, die den das Stoppen der Musik nicht einordnen konnten. Er wandte sich an Ai: „Pass auf die Kinder auf...“ raunte er ihr zu, während sie ihm überrascht hinterherschaute.

Er hastete in die Richtung, in welcher der Mann verschwunden war.

Als er um die Ecke des Bühnenbildes bog, hörte er nochmals einen leisen, zittrigen Schrei. Er gehörte zu einer jungen Frau mit langen braunen Haaren und einem schmalen Gesicht, die zitternd auf dem Bretterboden saß, ihre Fingerspitzen trommelten unkontrolliert auf den Bühnenboden. Sie musste ein Mitglied des Ensembles sein, in ihren Haaren schimmerten noch Überreste vom Glitter des letzten Auftritts.
 

Doch es war nicht die hübsche junge Frau, die nun die Aufmerksamkeit des kleinen Detektiven auf sich zog. Es war der furchtbare Anblick nur wenige Meter hinter ihr, der ihn in seinen Bann zog. Erschrocken keuchte er auf, als er den Mann sah.

Vor ihm befand sich ein etwa 4 x 4 Meter breites Becken mit vollkommen blutrot gefärbtem Wasser. Dem Kostüm nach zu urteilen, welches aus dem Wasser ragte, handelte es sich um den männlichen Hauptdarsteller der Show. Der Mann musste dort hineingesprungen sein. Doch er hatte nicht mehr aus dem Becken steigen können. Sein Körper trieb vollkommen bewegungslos an der Wasseroberfläche, sein starres Gesicht war dem Beckenboden zugewandt.
 

Vollkommen geschockt durch diesen Anblick, bemerkte Conan den schwarzen Schatten nicht, der ihn, verdeckt durch ein großes Podest eines Scheinwerfers, genauestens beobachtete. Für die im Becken treibende Leiche zeigte er kein Interesse, sie ließ ihn vollkommen kalt. Ihn interessierte nur dieser kleine Junge, dessen Foto dieser ihm selbst zugespielt hatte. Welches Spiel glaubte dieser Junge, mit ihm spielen zu können? In seinen Augen glitzerten Interesse und Begierde. Begierde, herauszufinden, wer sich unter der Maske dieses kleinen Kindes in Wirklichkeit verbarg. Sie war so stark, dass er die Vorsicht, für die er bei seinen Leuten bekannt war, sogar ein kleines bisschen außer Acht ließ.
 

Es war eine grausame Szenerie, die sich Conan auf der Bühne, für das Publikum verdeckt durch zahlreiche Bühnenbilder aus Eis, bot. Die Leiche des Hauptdarstellers trieb bewegungslos im rot gefärbten Wasser, um das ganze Becken herum waren blutrote Spritzer verteilt. Der Anblick erinnerte den Jungen an einen Horrorfilm.

Er wusste nicht wieso, doch eine unbegreifliche Anspannung hatte von ihm Besitz ergriffen. Die Bilder aus seinem Alptraum tauchten wieder vor seinem Gesicht auf. Rans friedliches Gesicht, die vollkommen mit Blut getränkte Bettdecke, ihre noch warme Hand, die leblos vom Bett gebaumelt hatte. Der Junge schluckte, musste an das bange Gefühl denken, dass ihn glauben ließ, er wurde verfolgt, es ließ ihn einfach nicht los. Er versuchte diese Gedanken abzuschütteln. Dafür war jetzt keine Zeit, er musste sich wieder fassen, die Situation analysieren.
 

Links neben dem Becken und dem treibenden Körper stand der Herr mit den schwarzen Haaren und dem dunklen Anzug, der hinter Haibara gesessen hatte.

„Tsugimura-san?“ Der Anzugträger streckte seine bebende Hand nach dem im Wasser liegenden Mann aus.

„Halt! Nicht anfassen!“ Conan rief diese Worte aus reiner Gewohnheit. Er hastete zu dem treibenden Körper und griff er nach der im Wasser scheinbar schwebenden Hand.

„Nichts. Kein Puls… verdammt… Rufen Sie bitte sofort die Polizei!“ Seine letzten Worte waren an den schwarzhaarigen Mann gerichtet.

„Ja, gut...“ Der Mann zog sein Handy hervor und wählte die 110. Während er dem Beamten am anderen Ende der Leitung stotternd den Sachverhalt erklärte, besah sich Conan, soweit möglich, die Leiche.

Am Kopf schien er eine Wunde zu haben, allerdings konnte er es nicht richtig erkennen.

„Was… ist das da an seinem Hals...“ er besah sich den Nacken des Mannes genauer.

Dort befanden sich mehrere gerötete Erhebungen.

„Sind das da etwa… Quaddeln?“ Der Junge kniff die Augen zusammen, konnte die roten Stellen am Hals des Mannes aber nicht genau zuordnen. Aktuell konnte er nicht näher an den Toten heran.

Er durfte die Leiche nicht bewegen, um keine Spuren zu verwischen – oder selbst unnötige Spuren zu hinterlassen. Er musste wohl warten, bis die Spurensicherung da war.
 

Noch immer von dem im Becken treibenden Mann abgelenkt, schenkte niemand dem schwarzen Schatten Beachtung, der nun an mehreren Stellen unbemerkt kleine Kameras anbrachte. Die an verschiedenen Scheinwerferhalterungen festgemachten Linsen würden niemandem auffallen, da war er sich sicher. Auch die an unsichtbarer Stelle versteckten, auf die kleinsten Geräusche fixierten Wanzen würden unentdeckt bleiben. Und selbst wenn sie entdeckt würden. Sie waren aus gewöhnlichem Material, in dieser Form konnten sie in jedem Fachgeschäft für Sicherheit erstanden werden, außerdem trug er Handschuhe und niemand beachtete ihn, keiner würde ihn als verdächtig empfinden. Er war ein Besucher, der von der Toilette zurückkehrte. Weiter nichts. Wichtig war ausschließlich, dass er vor dem Eintreffen der Polizei wieder die Bühne verließ. Im Schutz der schummrigen Dunkelheit würde ihn niemand erkennen.
 

Bevor er sich im Schutze der Bühnenbilder wieder hinter der Bühne hervorwagte, zog er sich noch seine edlen braunen Lederhandschuhe aus. Der Mann machte sich auf die Suche nach einem ungestörten Ort, an dem er in Ruhe beobachten konnte. Ihm war sofort der Eifer in den Augen des Kindes aufgefallen, der scharfe Blick, mit dem der Junge die Leiche genauestens taxiert hatte. Dieser kleine Knirps war definitiv kein normales Kind.
 

Ja. Für die anderen Zuschauer mochte diese Show nun vorbei sein, aber für ihn nicht. Er würde diese, seine ganz persönliche Show weiterverfolgen, allerdings von einem sicheren Platz aus. Hier würde er nur unnötig verdächtig erscheinen, falls die Polizei seine Anwesenheit bemerkte. Und darum ging es in diesem, seinem persönlichen Spiel. Die Kontrolle über alles zu behalten und sich trotzdem ein wenig zu amüsieren.

Sollte Madeira sich um das Mädchen kümmern. Sie konnte warten. Er wollte in Ruhe seine Show genießen.
 

„Wo ist Conan denn hin?“ Meine die kleine Ayumi überrascht, der Junge war vor wenigen Minuten einfach davongelaufen.

„Und was war das für ein Schrei?“ Mitsuhiko sah sich unruhig im Saal um. Er konnte nichts Ungewöhnliches entdecken. Das war bei diesen Lichtverhältnissen auch fast nicht möglich, der komplette Zuschauerbereich war in Dunkelheit gehüllt.

„Ich weiß auch nicht, aber wir sollten einfach ruhig hier sitzen bleib...“ Haibara verstummte.

„Was ist das? Was ist das für ein Gefühl?“ Eiskalte Angst durchfuhr sie. „Ist… ist das etwa einer von „ihnen“? Ein Zittern durchfuhr ihren gesamten Körper, es war vollkommen unkontrollierbar. „Ja… es muss einer von ihnen sein… dieses Gefühl ist mir nur allzu vertraut...“ Sie fühlte sich, als würde sie beinahe von den fremden, gefährlichen Blicken durchbohrt. „Hat Kudo-kun das etwa vorhin gemeint, als er mich fragte, ob ich etwas spüre? Also hat er es schon zuvor gemerkt? Warum spüre ich es dann jetzt erst?“ Vollkommen in ihre Angst versunken, bemerkte sie nicht, dass Ayumi, Genta und Mitsuhiko die ganze Zeit auf sie einredeten.

„Ai-chan? Was ist denn los mit Dir?“ In Ayumis Augen war deutliche Sorge um ihre Freundin mit den rotbraunen Haaren abzulesen.

„Haibara-san… bitte sag doch was...“ fing nun auch Mitsuhiko an.

„Du machst mir Angst, bitte… was ist denn los mit Dir? Bist Du krank? Sollen wir einen Arzt rufen?“ Über Ayumis Wangen liefen nun Tränen.

„Nein…“ Haibara fasste sich wieder. „Wenn sie wirklich hier sind, muss ich weg von den Kindern. Sie dürfen nicht mit mir in Verbindung gebracht werden...“ dachte sie, ihr Puls raste, als sie ruckartig aufstand.

„Es geht mir gut. Ich muss nur schnell zur Toilette. Ihr wartet hier!“

„Aber Ai-chan, ich habe Angst, dass Dir etwas passiert, ich möchte lieber mit...“ fing Ayumi an und Genta und Mitsuhiko fügten hinzu: „und wir kommen auch mit...“ doch sie wurden barsch von Ai unterbrochen.

„Nein. Ihr bleibt hier sitzen, habt ihr mich verstanden?“ Das gefährliche und abweisende Funkeln in den Augen ihrer Freundin ließ die Kinder zusammenzucken.

„Ai-chan...“

„Keine Sorge. Ich bin gleich wieder da...“ hastig versuchte Haibara, die Angst in ihrer Stimme zu unterdrücken. Sie durchquerte ihre Reihe, in der ihr Platz lag und sah sich nach allen Seiten um. Sie spürte genau, dass ihr Verfolger sie genauestens im Blick hatte, auch wenn er nirgends zu sehen war. Absolut niemand kam ihr verdächtig vor, jeder sah aus wie ein ganz normaler Besucher des Vergnügungsparks. Sie hatte eine Idee. Wenn ihr Verfolger noch immer an einem der Plätze saß, konnte sie ihn vielleicht abhängen. Sie rannte hinüber zur anderen Seite mit den Zuschauerreihen. Als sie etwa bei der Mitte angekommen war, ließ sie sich auf die Knie fallen und krabbelte unter einen der Zuschauersitze.

„Hey, Kleine, was machst Du denn da?“ Fragte eine Frau mit einem runden Gesicht erschrocken, als Haibara einfach deren weiten Rock zur Seite geschoben hatte um unter dem Sitz hindurchzukriechen.

„Tut mir leid!“ Presste Ai so leise wie möglich hervor und wiederholte diese Worte jedes Mal, wenn sie unter einem weiteren Sitz eine Reihe weiter oben hindurchkroch. Auf diese Weise machte sie weiter, bis sie irgendwann in der vorletzten Reihe ankam. Sie wusste, dass sich die Dunkelheit im Saal wie ein Schutzmantel um sie legte. Niemand konnte nachverfolgen, in welche Richtung sie geflohen war.

Bebend kauerte sie unter etwa drei Sitzen, verdeckt durch vier Beinpaare und einen Rock. Sie wusste, sie konnte nicht ewig hier bleiben. Spätestens wenn die Zuschauer aufstanden und das Licht anging, würde sie ihren Unterschlupf verlassen müssen.

„Wie ist das passiert? Wie haben sie uns gefunden? Und warum sind wir noch nicht tot?“ Langsam konnte sie wieder einen klaren Gedanken fassen und zog ihr Handy aus ihrer Jackentasche. Sie musste Kudo-kun warnen. Wieso nur war sie plötzlich in dieser ausweglosen Situation? Sie öffnete die letzte E-Mail, die sie von Kudo-kun bekommen hatte. Gestern hatte sie über dieses lächerliche aber doch irgendwie putzige Foto noch schmunzeln müssen, wollte es ihm aber auf keinen Fall gestehen, dass sie es irgendwie niedlich gefunden hatte, daher hatte sie ihm nicht geantwortet. In diesem Moment fiel es ihr wie Schuppen von den Augen. „Das Handy! Wenn sie es bereits orten können, werden sie mich sofort finden. Und wenn sie die Nachricht abfangen, ist er ebenfalls in Gefahr. Vielleicht finden sie ihn nicht. Vielleicht haben sie es nur auf mich abgesehen...“ sie merkte, dass sie sich mit diesen Worten etwas vormachte, doch sie konnte einfach nicht anders, es war die einzige Hoffnung, an die sie sich klammern konnte. Sie waren natürlich wegen ihr gekommen. Ihn und die Kinder würden sie möglicherweise überhaupt nicht beachten, wenn sie das nur oft genug beteuern würde. Immerhin hatte sie die Anwesenheit des Organisationsmitglieds erst gespürt, als er seinen Platz schon seit einigen Minuten verlassen hatte. Sie schaltete das Mobiltelefon sofort aus und ließ es die Schräge unter den Sitzreihen hindurchschlittern. Hoffentlich würde es jemand aufheben und im Fundbüro des Tropical-Landes abgeben. Dann würde es niemals in die Hände von „ihnen“ gelangen. Sie hörte ein paar Leute vor ihr überrascht murmeln, als ein unidentifiziertes viereckiges Objekt neben ihren Füßen vorbeischlitterte. Conan jetzt zu kontaktieren oder gar zu ihm zu gehen, war viel zu gefährlich. Sie war nun auf sich gestellt. „Was soll ich jetzt nur tun?“ Fieberhaft suchte sie nach einer Lösung. Bedauern überflutete sie. Warum nur hatte sie ihm nicht geantwortet, als sie dies noch konnte? Jetzt würde sie vermutlich niemals wieder dazu in der Lage sein, mit ihm zu sprechen… „Ja…“ Entschlossenheit trat nun in ihre Augen. „Ich muss das Organisationsmitglied so weit wie möglich von den Kindern weglocken… mehr kann ich nicht mehr für sie tun...“
 

*Satsujin = Mord



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