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Between Near and Distance - Unter den Goldkiefern

Eine Bonanza Geschichte
von

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Kapitel 1

Die Wälder sangen endlich wieder. Der Winter war vergangen und nun konnte man das Singen der Vögel endlich wieder vernehmen. Joe genoss es sehr, dem Dämmerungsgesang der Singvögel zu lauschen. Er ritt wie so oft in den letzten Tagen alleine am Waldrand entlang und kontrollierte den Begrenzungszaun, welcher ihre Rinder schützen sollte.
 

Unglücklicherweise hatte es sich vor vier Tagen zugetragen, dass ein Berglöwe es geschafft hatte, eines ihrer wertvollsten Kälber zu erwischen. Also hatten die Cartwrights einen Plan aufgestellt, wonach sie sich im wechselnden Rhythmus gegenseitig ablösten, um ganz besonders nachts ein Auge auf ihre kostbaren Tiere zu haben. Joe war zu früher Mittagsstunde losgeritten und sah nun der Sonne dabei zu, wie sie sich für den heutigen Tag verabschiedete. Joe dachte bereits darüber nach, wie er seinen Abend gestalten sollte. Es war noch nicht allzu spät und bald würde er auch abgelöst werden. Und sein Körper spielte auch noch gut mit, da hatte er schon viel kräftezehrendere Dinge erlebt.
 

Joe hatte noch genug Zeit bis der Tag vollkommen zu Ende ging. Solange er vor Mitternacht zuhause war, gab es keinen Grund für seine Familie, sich zu Sorgen. Er könnte mal wieder in die Stadt reiten und sich etwas umsehen. Vielleicht traf er ja Wen nettes. Ja, das sollte er wirklich mal wieder tun. Er brauchte etwas frischen Wind. Joe liebte seine Familie über alles, aber er musste aus dieser Männerhöhle raus. Frauen waren klug, humorvoll und vermittelten sofort ein Gefühl von Geborgenheit. Und Joe genoss besonders gerne die Gesellschaft einer schönen reizenden Frau. Genau was er jetzt brauchte. Ja, er würde heute in die Stadt reiten und sich etwas Ablenkung vom Alltag holen.
 

Vorfreudig lenkte er Cochise auf zur letzten Runde am Zaun entlang und spähte konzentriert, vor allem in die dunklen Ecken des Unterholzes, und hielt Ausschau nach verräterischen Spuren oder vorbeihuschenden Schatten. Seine letzte Runde endete, wie die erste begonnen hatte: Ereignislos. Vom Pferd aus öffnete er das Gatter und dirigierte Cochise gekonnt hindurch, ehe er das Gatter von der anderen Seite aus schloss.
 

Nun musste er nur noch auf die Ablösung warten. Joe war gespannt, wer ihn ablösen kam. Er wusste, jeder der Cartwrights konnte nun auftauchen. Als er aufgebrochen war, hatten die Älteren an einem alternativen Plan gesessen und hin und her diskutiert. Es waren sich aber alle einig gewesen, dass Joe, da er schon fertig war mit seiner Arbeit, ruhig die Mittagsschicht übernehmen könnte. So ganz wusste er auch nicht, warum der Plan nun wieder geändert wurde. Es war gut gewesen wie es war. Den Anfang machte Hoss, dann kam Ben, schließlich Joe und als letzter Adam. Immer in derselben Reihenfolge und immer verschob sich die Schicht um eine Stelle, damit jeder jede Schicht durch machen musste.
 

Doch offensichtlich war das nicht optimal. Denn nur wenige Minuten später erkannte er den dunklen Chubb, anstatt den fuchsfarbenen Sport. Joe steckte seine Winchester zurück in den Sattelholster. Nun brauchte er sie ja nicht mehr griffbereit zu haben.

"Hey Hoss, wo ist Adam?"

"Hi Little Joe. Zuhause. Adam macht Pas Ablöse morgen früh."

"Verstehe. Und ich mache morgen so wie heute und löse Adam ab?"

"Yeah."
 

Hoss erreichte das Gatter und manövrierte Chubby ebenso elegant hindurch, wie zuvor Joe Cochise. Kaum drinnen zog der mittlere Bruder sein Gewehr aus dem Holster und balancierte es auf dem Unterarm aus.

"Hast du eins von den Viechern erwischt?" Hoss sah ihn voller Hoffnung an, dabei waren seine Augen so groß, dass Joe lachen musste.
 

"Nein. Vermutlich noch zu hell. Ich habe sie alle für dich übrig gelassen."

"Nicht zu glauben. Nun bewachen wir unsere Tiere schon ganze vier Tage und haben erst einen Puma geschossen. Pa meinte, es müssten mindestens fünf sein."

"Glaubst du das wirklich, Hoss? Pumas sind Einzelgänger. Warum sollten sich gleich fünf an unserem Vieh vergreifen? Vielleicht hat Pa ja ein paar Kälber mitgezählt."

Joe grinste. Vielleicht hatte Ben aber auch einen zu viel getrunken und sah nicht nur doppelt, sondern gleich fünffach.
 

"Ich glaube Pa." Verkündete Hoss und machte sich groß. Schließlich gab er ein kleines Signal seiner Schenkel an Chubb und begann seine erste Runde.

"Ich glaube Pa." Äffte Joe leise nach, so dass Hoss ihn nicht mehr hören konnte. Hoss klang immer mehr wie Adam. Und da Adam eigentlich dauernd wie Pa klang, machte sich Joe langsam Sorgen. Er musste echt mal aus dem Männerrudel raus, sonst klang er irgendwann noch wie Hop Sing. Denn wie Ben Cartwright würde er niemals klingen. Nur über seine Leiche - und dann musste erst noch die Hölle zu frieren.
 

Über seine eigenen Gedanken amüsiert schnalzte er kurz und brachte Cochise auf den Weg nach Hause. Und da Joe für den Abend Pläne hatte, war er nicht zimperlich und kam in kürzester Zeit bei der Ranch an. Das Haus lag im Dunkeln. Aber etwas abseits konnte er es immer wieder aufleuchten sehen.
 

Verwirrt ritt er näher. Tatsächlich brannte kein einziges Licht mehr im Haus. Scheinbar hatten sich sein Bruder und Vater schon hingelegt. Aber was dieses Leuchten war konnte er aus der Entfernung nicht erkennen, der Ursprung lag seitlich des Hauses und wurde von jenem noch verdeckt. Joe war nach wie vor wahnsinnig neugierig, doch der Stall lag näher und so brachte er seinen Paint zuerst in den Stall und versorgte ihn.
 

Zärtlich strich er Cochise über den Hals und rubbelte sein Pferd noch mit etwas Stroh ab. Es war zwar nicht so, dass er dampfte oder klatschnass war. Aber der Tag war doch sehr lang gewesen war und er hatte eben viel von ihm verlangt, da sorgte er lieber vor. Der Stall lag bis auf eine einzelne Lampe vollkommen im Dunkeln und erleuchtete die übrigen Boxen kaum. Doch Joe wusste das Buck und Sport da waren, er konnte sie hören. Also waren die beiden ältesten Cartwrights wirklich schon im Bett.
 

Nun, das sollte ihn eigentlich freuen. So konnte er nochmal in die Stadt und musste vor niemandem Rechenschaft ablegen. Kurz dachte er darüber nach, sich eines der beiden Pferde zu borgen, verwarf den Gedanken aber schnell wieder. Es war so ruhig, dass Joe seine eigenen Atemzüge hören konnte.



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