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And now we can't have it

von

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Zurück zum Anfang Teil 2

Mimi’s Erinnerungen kreisten immer noch um diese Nacht am Hafen und in Gedanken ließ sie alles noch einmal Revue geschehen, während der Wind durch ihre Haare wehte.

Dieser Kuss damals hatte sich so echt angefühlt, ein unbeschreibliches Kribbeln in ihr ausgelöst. Gefühle in ihr geweckt, die sie so noch nie für einen Jungen empfunden hatte. Und doch war etwas falsch daran gewesen. Nämlich die Tatsache, dass Tai sie nie hätte küssen dürfen, weil er diesen dämlichen Plan mit Izzy hatte.

Und doch hatte er es getan. Wieso?

Und wieso brachte er sie ausgerechnet zu diesem Moment zurück?

Sie atmete schwermütig aus und blinzelte ein paar Mal als Tai, anstatt in ihre Straße abzubiegen, einfach weiter geradeaus fuhr.

Unsicher sah sie zurück. „Hast du plötzlich die Orientierung verloren?“, hakte sie verwirrt nach.

„Nein?“, antwortete Tai mit einem breiten Grinsen. „Du glaubst doch wohl nicht im Ernst, dass ich dich jetzt schon wieder nach Hause bringe? Das wäre ein bisschen schwach oder?“

„Mmh“, meinte Mimi nur und ließ sich nachdenklich in ihren Sitz zurückfallen. „Das hätte dir auch nicht ähnlichgesehen.“

„Siehst du“, bestätigte Tai und bog ein weiteres Mal ab, bevor er in einer Seitenstraße anhielt.

„Wir sind da. Kommst du?“

„Und wohin?“, fragte Mimi unsicher nach und sah ihn misstrauisch an. Irgendwie kam ihr die Sache spanisch vor…

„Erkennst du es denn nicht?“, erwiderte Tai lächelnd und stieg aus.

Mimi sah sich ein wenig genauer in der Gegend um. Erst mal war nichts Außergewöhnliches zu erkennen…

Zaghaft stieg sie aus und folgte Tai um die nächste Ecke. Abrupt blieb sie stehen und sah mit großen Augen auf das Eingangsschild.

Wieso hatte sie es nicht erkannt? War sie schon so lange nicht hier gewesen?

„Der Vergnügungspark.“

Tai grinste und hielt ihr auffordernd eine Hand entgegen. Etwas zögernd ergriff sie sie und ließ sich von ihm über eine Absperrung hinüberhelfen. Erst jetzt entdeckte sie das Schild, auf dem dick und fett „Geschlossen!“ stand.

„Was ist hier los?“, fragte sie und sah sich irritiert um. Alles schien plötzlich so verlassen und runtergekommen. Es war noch nie ein schöner Vergnügungspark gewesen, das musste sie sich eingestehen. Er war alt und schäbig, einfach abgenutzt. Aber jetzt schien es fast so, als hätte man ihm das letzte bisschen Leben ausgesaugt.

„Der Park hat leider geschlossen und wird demnächst abgerissen“, erklärte ihr Tai, während sie weiter an den verlassenen Fahrgeschäften vorbeigingen. „Die Einnahmen haben wohl nicht gereicht, um ihn aufrecht zu erhalten.“

„Schade“, meinte Mimi betrübt. „Für mich hatte er immer etwas Magisches an sich, so nostalgisch.“

„Ich weiß“, erwiderte Tai und führte sie weiter durch den kleinen Park, bis sie an dem Kettenkarrussel angekommen waren.

„Wenigstens müssen wir uns jetzt keine Sorgen mehr machen, von einem alten, kleinen, wütenden Parkwächter gejagt zu werden“, grinste er frech und ließ sich schwungvoll in einen der Sitze fallen.

Mimi musste unwillkürlich auflachen. „Mit `gejagt werden` kennen wir uns ja inzwischen bestens aus.“

„Tja, und welche Kleinkriminelle hat uns das eingebrockt?“, neckte Tai und grinste sie keck an, während Mimi sich ebenfalls auf einen der Sitze niederließ.

„Kleinkriminelle? Das musst gerade du sagen! Hier hat uns doch nur ein alter, kleiner Mann verfolgt. Das war nichts im Gegensatz zu den ganzen Security auf dem Konzert. Und in diese Lage hast ja wohl eindeutig DU uns gebracht!“, konterte sie und sah ihn herausfordernd an.

„Ich hätte uns nie in diese Lage bringen müssen, wenn DU nicht die Karten vergessen hättest.“

Beide mussten auflachen und Mimi stiegen sogar ein paar Tränen in die Augen, als sie an die Weg-lauf-Aktion auf dem Konzert zurückdachte.

„Das hat Spaß gemacht!“, meinte sie schließlich zu ihm, als sie sich etwas beruhigt hatte.

Tai lächelte sie liebevoll an. „Alles mit dir hat Spaß gemacht!“

Da war er wieder – der fade Beigeschmack. Mimi’s Lächeln wich einem ernsten Gesichtsausdruck. Es fühlte sich immer noch komisch an mit ihm hier zu sein. Damals, zu diesem Zeitpunkt hatte sie noch nicht gewusst, warum Tai so plötzliches Interesse an ihr zeigte. Hätte sie alles doch nur mehr hinterfragt…

„Mimi? Alles okay?“, fragte Tai, der ihren betrübten Gesichtsausdruck bemerkt hatte.

„Tai, warum sind wir hier?“, fragte Mimi frei heraus und sah ihn direkt in die Augen. Sie wollte es einfach wissen! „Ich meine, erst der Hafen… und jetzt ausgerechnet hier? Warum?“

Der Student überlegte kurz, während er sie eindringlich fixierte. Sein Blick machte sie so nervös, dass ihre Hände begannen zu schwitzen und hätte sie nicht gesessen, wären ihre Knie sicher weich geworden.

„Weil ich mich hier in dich verliebt habe.“
 

Ihr Herz setzte einen Schlag aus.

Sie wusste nicht, was sie auf dieses Geständnis erwidern sollte, es hatte ihr förmlich die Sprache verschlagen. Mit großen, überraschten Augen sah sie ihn an und er… er lächelte sie einfach nur an. So liebevoll, so aufrichtig, dass es ihr fast das Herz brach.

Ein dicker Kloß bildete sich in ihrem Hals und ihre Augen füllten sich, obwohl sie es versuchte zu unterdrücken, mit Tränen.

„Ich fand dich unglaublich. Wie du dich für diese Kätzchen aufgeopfert hast und mir so viel von dir erzählt hast… Du hast zugelassen, dass ich ein kleiner Teil deines Lebens werden durfte und das hat mich einfach berührt, weißt du?“

Mimi schluckte, doch der Kloß in ihrem Hals wollte nicht verschwinden. Sie spürte, wie ihr die erste Träne die Wange hinunter rann und sie sie eilig mit der Hand wegwischte.

„Und warum…“, sagte sie mit erstickender Stimme. „Warum hast du das ausgenutzt u-und weitergemacht?“ Sie schrie ihn beinahe an, so sehr hatten sie ihre Gefühle überwältigt. „Warum hast du Izzy nicht gesagt, dass… dass du es nicht mehr kannst?“

Sie verstand es nicht… sie verstand es einfach nicht! Wenn er sich wirklich hier in sie verliebt hatte, warum half er dann weiterhin Izzy?

Tai sah betrübt in den Himmel. Inzwischen schien die Sonne langsam unter zu gehen und tauchte alles in ein grelles rot.

„Ich bin ziemlich lang vor meinen Gefühlen davon gelaufen“, gestand er ihr mit ruhiger Stimme. „Irgendwie wollte ich wohl nicht wahrhaben, was ich wirklich für dich empfand. Und ich war mir nicht sicher, ob ich Izzy das antun konnte. Schließlich war er schon sehr viel länger in dich verliebt als ich.“

Jetzt sah er sie an, sah, dass sie weinte. Sah, wie sehr er sie verletzt hatte.

„Also, Mimi… was hättest du getan?“

Diese Frage riss Mimi den Boden unter den Füßen weg. Denn sie hatte sie sich nie gestellt.

Sie wusste nie wirklich, was in Tai vor sich gegangen war. Alles, was sie wusste war, dass er sie die ganze Zeit angelogen hatte. Doch dass auch er innerlich zerrissen war, wusste sie nicht. Er war hin und hergerissen zwischen seinen Gefühlen für sie und seiner Verpflichtung Izzy gegenüber als Freund.

Hatte sie sich jemals die Frage gestellt, was sie getan hätte? Wenn es umgekehrt gewesen wäre? Wäre sie ihrer Freundin eiskalt in den Rücken gefallen? Oder hätte sie versucht ihre Gefühle zurück zu halten?

„Und irgendwann war es einfach zu spät dir die Wahrheit zu sagen“, erzählte Tai weiter, während sie sich weitere Tränen von der Wange wischte. „Jetzt weiß ich, dass das ein Fehler war. Ich hätte es dir gleich sagen sollen, als ich gemerkt habe, dass da mehr zwischen uns ist.“

Sein Geständnis überraschte sie sehr, damit hatte sie nicht gerechnet. Auch nicht damit, dass sie sich plötzlich so gut in ihn hineinversetzen konnte. Auf einmal fiel es ihr schwer ihn zu verurteilen, obwohl sie das die ganze Zeit über getan hatte.

Geknickt sah sie zu Boden und klammerte sich verzweifelt an den Ketten des Sitzes.

„Ich wünschte, ich könnte die Zeit zurückdrehen, aber das geht leider nicht“, sagte Tai und senkte ebenfalls den Blick.

„Na ja, du hast es zumindest versucht“, erwiderte Mimi mit einem zaghaften Lächeln auf den Lippen, was den Studenten aufsehen ließ. „Wir sind schließlich hier, oder?“
 

Als er ihr über die Absperrung nach draußen half, hielt sie seine Hand noch etwas länger als nötig. Irritiert sah er sie an.

„Danke, Tai“, sagte sie mit leiser Stimme. Tai runzelte die Stirn.

„Wofür?“

„Dafür, dass du mich hierhergebracht hast. Es war schön noch mal hier gewesen zu sein, bevor…“

„Bevor was?“, hakte Tai nach.

„Na bevor alles abgerissen wird“, erwiderte Mimi und sah traurig auf das Schild am Eingang, welches das Ende des Parks ankündigte.

Tai lächelte verlegen und drückte ihre Hand. „Gern geschehen!“

Sie gingen gemeinsam zurück zum Auto und Mimi setzte sich auf den Beifahrersitz, während Tai den Motor startete.

Die Sonne war inzwischen untergegangen und die ersten Straßenlaternen gingen bereits an.

Sie fuhren los und innerlich war Mimi schon jetzt froh darüber, dass sie sich auf dieses Treffen eingelassen hatte. Vielleicht konnte sie jetzt besser mit dieser Geschichte abschließen…

„Danke, für den Tag, Taichi. Du hast mich wirklich überrascht“, gestand sie ihm und musste lächeln. Sie strich sich eine Haarsträhne hinters Ohr, als er sie grinsend ansah.

„Das freut mich, aber noch musst du dich nicht bedanken.“

„Wie…?“ Mimi runzelte nachdenklich die Stirn.

Tai grinste breit und richtete den Blick wieder auf die Straße. „Eine Überraschung hab ich noch für dich!“

Mimi verschlug es erneut die Sprache. Was hatte er denn jetzt noch vor?

„Ich dachte, du würdest mich jetzt nach Hause fahren“, entgegnete sie verwirrt, während ihr Herz einen Sprung machte.

„Willst du denn nach Hause?“, fragte er sie und ein triumphierendes Lächeln huschte über seine Lippen, was Mimi nicht entging.

Sie musste grinsen und es reizte sie zu erfahren, was er noch geplant hatte.

„Nein!“
 

Tai lenkte den Wagen auf einen Parkplatz und Mimi sah sich verwundert um.

„Tai?“, fragte sie verwirrt, als sie ausstieg. „Warum stehen hier so viele Bonzen-Autos?“

Der Braunhaarige musste auflachen und sah sie dann vielsagend an.

„Du hast keine Ahnung, wo wir sind oder?“

Mimi zuckte mit den Schultern. Alles, was sie sah, waren teure Autos und ein riesiges Gebäude, was vermutlich ein Hotel war. Ein ziemlich nobles Hotel.

„Wieso sollte ich? Ich war noch nie vorher hier.“

„Doch“, erwiderte Tai grinsend und nahm sie bei der Hand. „Warst du.“

Er ging mit ihr in Richtung Eingang, wo ihnen sogleich von einem Mann in einem schicken Anzug die Tür aufgehalten wurde. Zu schick, für einen Angestellten – stellte Mimi grübelnd fest und betrat die große Eingangshalle.

Als sie sich umsah fühlte sie sich völlig fehl am Platze. Es waren nicht viele Leute da, doch die, die da waren, saßen in der großzügigen Lobby, tranken Champagner und schienen reicher zu sein, als es gesund für einen normalen Menschen war.

„Taichi…“, flüsterte Mimi ihm unauffällig zu, während die ersten Blicke auf sie fielen, was Mimi deutlich unangenehm war. „Was machen wir hier? Wir fallen hier auf, wie ein bunter Hund.“

Erneut musste Tai auflachen, ließ sich jedoch nicht beirren und schleppte sie weiter in Richtung Empfang.

„Tai, was immer du auch vor hast“, versuchte Mimi es weiter, doch Tai steuerte zielgerichtet auf einen Mitarbeiter am Empfang zu und begrüßte ihn nett.

„Hallo, Jotaro.“

„Hallo, Taichi. Ich hab schon auf dich gewartet“, entgegnete der Mann hinter dem Tresen und lächelte Tai freundlich an.

Mimi verstand nur Bahnhof. Woher kannten die Beiden sich? Und wieso hatte er auf ihn gewartet?

„Jaah, es war eine Weile nicht sicher, ob wir wirklich kommen würden“, meinte Tai und kratzte sich verlegen am Hinterkopf.

„Umso besser, dass ihr es geschafft habt“, sagte der Mann und hielt Tai einen Schlüssel entgegen, ehe er Mimi auffallend musterte. „Ich denke, es wird sich lohnen.“

„Danke, Jotaro. Bis später“, sagte Tai und nahm den Schlüssel entgegen.

Bevor Mimi ihren verwirrten Gesichtsausdruck unter Kontrolle gebracht hatte, zog er sie auch schon weiter zum Fahrstuhl. Das war alles sehr merkwürdig! Zu merkwürdig – um genau zu sein!

Der Student betätigte den Knopf des Fahrstuhls, doch Mimi befreite sich aus seiner Hand, woraufhin Tai sie irritiert ansah.

„Sag mal, was soll das hier? Was ist das für ein Schlüssel?“, fragte sie ihn leicht angesäuert. „Und was machen wir hier?“

„Das ist eine Überraschung!“

„Ich hab jetzt aber keine Lust mehr auf Überraschungen! Du hast doch nicht etwa…?“, meinte Mimi argwöhnisch und warf einen misstrauischen Blick auf den Schlüssel in Tai’s Hand.

Ein Hotel. Ein Schlüssel. Das konnte doch nur eins bedeuten!

Tai folgte ihrem Blick und prustete los, als der Groschen fiel.

„Mimi, denkst du etwa…?“

Die Brünette stemmte sauer die Arme an die Seite.

„Na, was würdest du denn denken?“

„Keine Angst“, erwiderte Tai grinsend, als der Fahrstuhl kam und er eintrat. „Ich habe nicht vor dich zu verführen!“

Mimi beobachtete ihn mit Argusaugen, wie er den Knopf betätigte und war sich nicht sicher, ob sie wirklich einsteigen sollte.

„Was ist? Kommst du jetzt?“, fragte Tai mit einem vielsagenden Blick. Sie beschloss nicht weiter darüber nachzudenken und huschte kurzentschlossen in den Fahrstuhl, ehe die Türen sich schlossen.

Auf der Anzeige konnte sie erkennen, wie sie immer höher fuhren. Sie wusste nicht, was sie davon halten sollte. Auf den Hafen und den Vergnügungspark konnte sie sich ja wenigstens noch einen Reim machen, … aber was zum Teufel wollten sie in diesem noblen Hotel?

„Sag mal, wer war der Mann da unten am Empfang?“, fragte sie neugierig, während sie höher und höher fuhren.

„Mein Onkel“, erklärte ihr Tai. „Ansonsten wären wir wohl, glaub ich, nicht hier reingekommen.“

„Das denke ich auch“, bestätigte Mimi, als sich ein mulmiges Gefühl in ihrer Magengegend breitmachte. Sie musste an die letzte Situation denken, die sie mit Tai in einem Fahrstuhl hatte. Damals hatte sie ihn erst angeschrien und dann waren sie förmlich übereinander hergefallen.

Auch Tai entging nicht, dass sie allmählich sichtlich unruhiger wurde und immer wieder verstohlen zu ihm rüber schielte.

Er rückte ein kleines Stück näher an sie heran, so dass ihr Herz unwillkürlich anfing gegen ihre Brust zu pochen.

„Was haben diese Aufzüge nur an sich?“, flüsterte er beinahe verführerisch, als könnte er ihre Gedanken lesen. Mimi musste sich arg zusammenreißen sich nicht umzudrehen und ihn zu küssen. Ihr Herz schrie förmlich danach, doch das ungute Gefühl in ihrer Magengegend riet ihr das Gegenteil.

Nach einer gefühlten Ewigkeit ertönte das Signal, dass sie angekommen waren. Sie stiegen aus und Mimi sah sich verwundert um.

Alles war dunkel. Nach Hotel sah diese Etage nun ganz und gar nicht mehr aus…

„Komm, wir müssen noch eine Treppe hoch“, sagte Tai und zog sie mit sich.

„Irgendwie kommt mir das bekannt vor“, überlegte Mimi laut und runzelte die Stirn.

„Ich sag doch, du warst schon hier.“

Als sie die letzten Stufen hinaufgestiegen waren und vor einer eiserenen Tür standen, dämmerte es Mimi endlich.

Ihre erste Verabredung.

Tai öffnete die Tür und sie traten hinaus. Alles war wie damals! Die vielen Lichter der Stadt boten ihr ein zweites Mal einen traumhaften Anblick und Mimi musste schlucken, als sie sich sofort in der Zeit zurückversetzt fühlte. Als sie das erste Mal mit Tai hier oben war, war sie genauso verzaubert von diesem Ort gewesen, wie jetzt.

Das war nicht fair! Das war einfach nicht fair! Wieso tat er das?

Damals war noch alles in Ordnung gewesen. Und jetzt…?

Inzwischen war so viel passiert. Doch dieser Ort hier oben über den Dächern der Stadt war immer noch derselbe geblieben.

Mimi trieb es die Tränen in die Augen und sie konnte ein leises Schluchzen nicht unterdrücken. Tai stand neben ihr und beobachtete ihre Reaktion. Als er sah, dass sie weinte, wollte er sie in den Arm nehmen, doch sie stieß ihn unsanft von sich.

„Nein!“, schrie sie ihn an. „Wie kannst du mir so was nur antun?“

Völlig vor den Kopf gestoßen sah er sie hilflos an und wusste anscheinend nicht, was er tun oder sagen sollte.

„Wie kannst du das nur tun, Tai? Wie?“, schrie sie ihn weiter an und fing an heftig gegen seine Brust zu schlagen, immer und immer wieder, während ihr die Tränen über’s Gesicht liefen. „Wie kannst du mich nur hier herschleppen? Was denkst du dir dabei?“

Sie schlug voller Verzweiflung weiter auf ihn ein. Das konnte er doch jetzt nicht machen! Nicht jetzt…

Ihr Herz schien zu zerbrechen, als ihr plötzlich klar wurde, dass sie ihn immer noch liebte und er es tatsächlich mit diesem einen Tag geschafft hatte ihre Entscheidung in Frage zu stellen.

„Du bist so ein Idiot, Tai. So ein Idiot!“, schrie sie weinend und hörte nicht auf gegen seine Brust zu schlagen, bis Tai plötzlich ihre Handgelenke festhielt und sie ihn erschrocken ansah. Sein Blick war völlig ruhig, er verzog keine Miene. Er war nicht mal sauer darüber, dass sie ihn geschlagen hatte!

„Warum, Tai? Warum ausgerechnet jetzt?“, schluchzte sie und versuchte seinem unerklärlichen Blick Stand zu halten. Plötzlich umspielte ein liebevolles Lächeln seine Lippen.

„Weil ich dich liebe.“
 

Dieser Satz riss Mimi förmlich den Boden unter den Füßen weg. Sie hatte es gewusst. Und doch hatte sie es ihn nie laut aussprechen hören. Bis jetzt…

„Ich liebe dich, Mimi Tachikawa“, sagte er noch einmal und erfüllte dabei ihr Herz mit Wärme. „Deswegen bin ich mit dir zu den ganzen Orten gefahren. Das sind alles Orte, die ich mit dir verbinde. Orte, die mich glücklich gemacht haben. Und egal, was zwischen uns passiert ist… das ändert nichts an meinen Gefühlen für dich.“

„Tai…“, brachte Mimi nur tonlos über die Lippen. Ihre Knie wurden weich und sie musste sich hinsetzen. Starr richtete sie den Blick zu Boden, traute sich nicht ihn anzusehen.

„Mimi, mir tut das alles so unendlich leid, was passiert ist. Aber ich liebe dich einfach und ich…“, sagte er und kniete sich vor ihr hin, um sie eindringlich anzusehen, doch Mimi unterbrach ihn. „Hör auf das zu sagen!“, forderte sie ihn mit fester Stimme auf.

„Was zu sagen?“, fragte Tai etwas verdutzt nach.

„Dass du mich liebst.“

Sie presste die Lippen aufeinander und versuchte ihm in die Augen zu sehen. Seine Miene wurde ernst und er straffte die Schultern.

„Nein, ich höre nicht auf das zu sagen! Weil es nämlich wahr ist und ich sage es noch tausend Mal, wenn…“

Weiter kam er nicht, denn Mimi legte behutsam eine Hand an seine Wange und kam seinem Gesicht immer näher.

Doch ehe sich ihre Lippen fanden, hielt Mimi die Luft an und überlegte, ob sie wirklich auf ihr Herz hören sollte, welches sich so sehr nach ihm sehnte…

Sein Atem wurde unruhig und er zog scharf die Luft ein, als ihre Lippen sich beinahe berührten.

„Liebst du mich denn nicht?“, hauchte er ihr entgegen und versetzte ihrem Herzen somit einen weiteren Stich.
 

Doch! Natürlich liebte sie ihn! Sie tat es die ganze Zeit über. Auch, als sie sich eingeredet hatte, sie würde ihn hassen. Doch sie liebte ihn, aufrichtig! Und war sich dennoch nicht sicher, ob das genug war…

Sie schmunzelte, als sie sich dazu entschied entgegen aller Wiedersprüche zu handeln und ihn einfach zu küssen. Sie presste ihre Lippen auf seine und schlang die Arme um seinen Hals, während er den Kuss erwiderte und sie an sich zog.

Das mulmige Gefühl in ihrer Magengegend wurde völlig von dem lauten Pochen ihres Herzens übertönt, so dass sie nur noch an ihn denken konnte. Und an diesen Moment. Alles andere war unwichtig geworden. Sie wollte ihn einfach nur bei sich spüren.

Er zog sie noch enger an sich, während sie in einen leidenschaftlichen Kuss versanken.

Nach einer Weile richteten sie sich auf, hörten jedoch nicht auf, sich zu küssen. Er legte eine Hand in ihren Nacken und sie konnte deutlich spüren, wie sein Puls raste.

Schwerfällig löste er sich von ihr und sah sie verliebt an.

War er schon vorbei, der Moment? Mimi sah ihn traurig an, doch sein Blick verriet ihr, dass das noch nicht alles war.

„Schön, dass du es endlich zugibst“, grinste er sie an und Mimi zog eine Augenbraue hoch. „Was denn?“, stutzte sie.

„Dass du mich liebst.“

Die Brünette musste lächeln und sich schweren Herzens eingestehen, dass es so war. Und sie konnte nichts dagegen tun, gar nichts. Das Herz will eben, was es will…

Irgendwie fühlte sie sich merkwürdig in diesem Moment. Als würde sie ihren Gefühlen völlig erliegen und wäre ganz und gar machtlos dagegen. Es war nahezu zwecklos dagegen anzukämpfen. Ob sie es wollte oder nicht, sie liebte Tai.

„Ich habe ganz vergessen, dass ich ja noch eine Überraschung für dich hab“, sagte Tai plötzlich und fing sich einen irritierten Blick von ihr ein. Was sollte denn jetzt noch kommen?

„So, was denn noch? Du hast mich doch heute schon so oft überrascht.“
 

Er grinste, nahm sie an die Hand und zog sie mit sich um die nächste Ecke, da das Dach nicht von allen Seiten einsehbar war.

Mimi’s Augen weiteten sich, als sie sah, was seine Überraschung war. Und wieder einmal verschlug es ihr den Atem.

„Tai, das ist…“, begann sie und sah ihn begeistert an. „So romantisch!“

„Ich weiß“, erwiderte Tai mit einem schiefen, triumphierenden Grinsen. „Ich bin der Hammer!“

Mimi lachte auf und boxte ihn unsanft in die Seite, doch in Wahrheit war sie hin und weg! Tai hatte in einer Ecke des Daches mehrere Decken und Kissen hingelegt. Umringt von einer Lichterkette und in der Mitte der Decke standen zwei Gläser und eine Flasche Champagner.

Ein wenig unsicher setzte sich Mimi hin, während Tai begann die Flasche zu öffnen.

„Den hat mein Onkel uns spendiert. Der Teuerste, den sie hier haben“, erklärte er ihr stolz und schenkte ihnen ein.

„Ich bin beeindruckt“, grinste Mimi und nahm ihr Glas entgegen.

„Also“, begann Tai und sah sie mit einem vielsagenden Blick an. „Worauf sollen wir anstoßen?“

Mimi zog eine Augenbraue nach oben und überlegte, während sie den Blick über die Stadt und ihre Lichter schweifen ließ. „Auf die Zukunft?“, meinte er und lächelte süffisant.

„Lieber nicht“, antwortete Mimi ein wenig zu ernst. „Niemand weiß, was die Zukunft bringen wird.“

Tai zuckte mit den Schultern und grinste. „Gut, dann aufs hier und jetzt!“, schlug er vor und hielt ihr sein Glas entgegen.

Etwas zögernd prostete Mimi ihm zu. „Aufs hier und jetzt.“

Sie nippte an ihrem Glas und prustete los.

„Igitt, wie eklig!“, platzte es aus ihr heraus, während sie angewidert das Gesicht verzog.

Tai sah sie fragend an und nahm ebenfalls einen Schluck aus seinem Glas, ehe auch er die Mundwinkel nach unten zog.

„Wow, das schmeckt echt…“

„Scheiße!“, beendete Mimi seinen Satz und beide lachten los.

„Irgendwie hätte ich mehr davon erwartet“, meinte Tai und nahm die teure Flasche skeptisch unter die Lupe. „Hätte ich das gewusst, hätte ich den Billigwein vom Kiosk um die Ecke besorgt.“

Mimi kicherte und sah ihn amüsiert an.

„Das wäre mir auch egal gewesen! Es ist einfach so wunderschön hier…“, gestand sie ihm und sah verträumt auf die Stadt.

„Du bist wunderschön!“, sagte Tai und rutschte näher an sie ran.

Mimi seufzte und lehnte ihren Kopf an seine Schulter, nachdem er eine Decke um sie gelegt hatte.

„Danke, Tai“, erwiderte sie aufrichtig, schloss die Augen und ließ die Bilder der letzten Stunden noch ein Mal an sich vorüberziehen. „Danke, für diesen wunderschönen Tag.“

Sie richtete sich auf und sah Tai in die Augen. Sie spiegelten so viel Wärme, Geborgenheit und Liebe wieder, dass es ihr förmlich die Sprache verschlug.

„Ich liebe dich, Mimi Tachikawa“, flüsterte er, bevor ihre Lippen sich erneut trafen und sie sich in diesem endlosen Kuss verloren…
 


 

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Hallo an alle fleißigen Leser! Dies war leider das letzte Kapitel :( Es folgt zwar noch der Epilog, aber ich möchte mich trotzdem schon mal für die tollen Reviews einiger Leser bedanken. Ich habe mich jedes mal aufs neue gefreut, wenn ich gelesen habe, wie sehr euch die Geschichte gefallen und berührt hat <3

An der Stelle kann ich auch schon mal verraten, dass es definitiv eine Fortsetzung dieser Geschichte geben wird - sie ist noch nicht zu Ende erzählt. Allerdings weiß ich noch nicht, ob ich sie überhaupt auf dieser Plattform hochladen werden, da das Feedback doch recht... mangelhaft ausgefallen ist. Momentan würde ich lediglich für 3 Leser hochladen, von denen ich weiß, dass sie eine Fortsetzung mit Sicherheit lesen würden. Von daher, an alle anderen, die eventuell die Geschichte verfolgt haben: lasst es mich wissen, wenn ihr an einer Fortsetzung interessiert seid.

Ansonsten, viel Spaß mit dem Epilog und danke für die Aufmerksamkeit :)

Eure Khaleesi26



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Desiree92
2019-08-12T15:00:31+00:00 12.08.2019 17:00
das Doppelkapitel war sehr schön. Tai ist in dieser FF einfach so süß und romantisch.

😍
Von:  minnimimi
2017-02-23T08:39:00+00:00 23.02.2017 09:39
Super tolles Kapitel!! Nein, nicht nur super tolles Kapitel, sondern super tolle Fanfic!!! Ich liebe sie! Es ist toll wie du die Charaktere handeln lässt man kann sich so gut in die Situationen hineinversetzen *_*
Und ich liebe deinen Schreibstil! Alle Episoden lesen sich so flüssig und ich konnte es nach jedem Kapitel kaum erwarten, das Nächste zu lesen <3 Ich freue mich schon richtig auf den Epilog und würde mich auch mega freuen, wenn du deine Fortsetzung ebenfalls hier hochladen würdest ^////////////^
Antwort von:  Khaleesi26
24.02.2017 18:30
Hallo :) Danke, für dein Feedback! Es freut mich zu lesen, dass dir die Geschichte gefallen hat... sie ist mein Baby :D War meine erste FF ;D Daher finde ich es besonders toll, dass du die Charaktere so magst ^^ Sie sind mir auch sehr ans Herz gewachsen, weshalb ich sie einfach noch nicht gehen lassen kann ;P
Ich werde gleich mal den Epilog anhängen und die Fortsetzung würde dann kommen, wenn ich meine aktuelle Story beendet habe.
Aber danke erst mal, dass du mir meine Meinung da gelassen hast! Es ist mir immer wichtig zu erfahren, wie meine Leser über die Geschichte denken :)
Liebe Grüße!
Antwort von:  Khaleesi26
24.02.2017 18:32
'deine' Meinung sollte das heißen xD


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