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And now we can't have it

von

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Schlechtes Gewissen

„Das glaub ich nicht! Ihr seid doch verrückt! Das hättet ihr nicht tun dürfen, Mimi.“, tadelte Sora ihre Freundin gespielt und lachte dabei herzhaft.

Mimi erzählte ihr gerade von der nächtlichen Fluchtaktion, die Tai und sie letzte Woche begangen hatten.

Die beiden saßen in Sora’s Wohnzimmer auf dem Sofa und unterhielten sich ausgiebig. Seit sie sich vor kurzem zufällig im Einkaufszentrum begegnet waren, hatten sie sich nicht mehr gesehen.

„Ganz ehrlich, Sora... Ich weiß nicht, wann mein Herz das letzte Mal so stark geklopft hat.“, gestand Mimi ihrer Freundin und fasste sich mit der Hand bedeutsam an die Brust.

„Wegen Tai oder wegen dem Besitzer, der euch erwischt hat?“, fragte die Rothaarige und begann zu kichern.

„Was für eine Frage...“, winkte Mimi schnell ab und schüttelte den Kopf.

Ja... Was für eine Frage! Sie selbst hatte sich Diese in den letzten Tagen öfters gestellt.

Aber das führte nur zu widersprüchlichen Gedanken und dass sie Tai seitdem nicht wieder gesehen hatte, verwirrte sie nur noch mehr.

Er hatte sie festgehalten, sie an sich gedrückt, sie beschützt...

Und trotz der brenzlichen Situation, in der sie sich befanden, genoss sie es.

Das war alles, was sie wusste.

Diesen Teil der Geschichte verschwieg Mimi ihrer Freundin allerdings lieber. Denn Sora würde dem Ganzen vielleicht eine Bedeutung zumessen und das wäre zu viel gewesen für die Schülerin.

Sie war sich ja selbst nicht bewusst, ob dieser Moment was zu bedeuten hatte oder ob sie sich das nur einbildete.

„Und wann plant ihr den nächsten Einbruch?“, witzelte Sora.

Mimi zuckte mit den Schultern. „Keine Ahnung. Ich habe gestern versucht ihn anzurufen, aber er hat nicht reagiert. Wahrscheinlich hat er einfach viel um die Ohren.“, versuchte sie sich in gewisser Weise selbst zu beruhigen.

„Mimi übrigens, das neulich im Einkaufszentrum...“, begann Sora plötzlich, als sie die nachdenkliche Miene ihrer Freundin sah.

„Ich wollte nicht, dass du da etwas falsch verstehst.“, erklärte sie ihr verlegen.

Mimi schüttelte schnell den Kopf. „Was? Ach Quatsch! Ich war nur irritiert, das war alles.“

„Gut. Tai hatte mich an diesem Tag angerufen und irgendwie hatte ich das Gefühl, dass er Hilfe brauchte. Naja... Und das war alles...“, rechtfertigte die Rothaarige sich weiter und zupfte nervös an ihrem Shirt.

„Ich hab zwar keinen blassen Schimmer, worauf du hinaus willst, aber... Gut zu wissen.“, grinste Mimi und sah sie irritiert an.

Sora lächelte nervös und wollte noch was hinzufügen, doch bevor sie etwas sagen konnte, ging die Wohnungstür auf und lautes Gelächter war zu hören.

„Wenn ich’s dir doch sage! Genau so war es! Oh, hi Mädels.“, lachte Matt, als er das Wohnzimmer betrat und die Mädchen begrüßte. Er gab Sora einen Kuss auf die Stirn und setzte sich ihr gegenüber, nur um dann direkt weiter zu lachen.

„Ich hab Tai grad von deinen verrückten Nachbarn erzählt. Wie sie sich neulich über meine Musik beschwert und dann gedroht haben, sie würden mich eine Woche lang mit Schlager beschallen, wenn ich nicht leiser bin.“

Tai?

Mimi drehte sich um.

Tai.

Ihr Herz machte ungewollt einen Sprung. Sie versuchte sich ihre positive Überraschung nicht anmerken zu lassen. „Hallo, Tai.“, begrüßte sie den Studenten ganz beiläufig.

Tai stand mit den Händen in den Hosentaschen in der Tür und lächelte die beiden Mädchen an.

„Hi. Matt, ich kann leider nicht bleiben, ich hab noch was vor.“, sagte er eilig.

Der Gitarrist legte einen erstaunten Gesichtsausdruck auf.

„Was? Eben hast du doch noch gesagt, du hast heute nichts mehr vor. Deswegen sind wir doch hier her gegangen.“

Tai kratzte sich am Hinterkopf. „Ja, ähm... Das hat sich leider geändert. Sorry, ein ander’ mal.“, versprach Tai und war schon auf halben Wege nach draußen, als Mimi aufstand und ihm in den Flur folgte.

„Tai, warte mal.“, forderte sie ihn vorsichtig auf und fasste sich ein Herz.

„Ich habe mich gefragt, ob wir bald mal wieder was zusammen unternehmen könnten. Natürlich nichts gefährliches, damit bin ich durch...“, kicherte Mimi verlegen.

„Ja, mal sehen, vielleicht.“, unterbrach Tai sie schnell und öffnete die Wohnungstür.

„Ich muss jetzt los.“, sagte er noch, bevor er eilig verschwand und Mimi verdutzt stehen ließ.

Sora kam aus dem Wohnzimmer und sah ihre Freundin fragend an.

„Irre ich mich oder...“, begann Mimi geknickt. „Oder geht er mir aus dem Weg?“
 

Das wollte die Schülerin auf gar keinen Fall auf sich sitzen lassen!

Was bildete er sich ein?

Erst verbrachte er zwei ganze Abende mit ihr und hielt sie schützend im Arm, lachte mit ihr, spazierte mit ihr durch die Nacht und hörte sich ihre Geschichten an und jetzt ignorierte er sie?

Auf keinen Fall! Nicht mit Mimi Tachikawa!

Nachdem sie sich von Sora verabschiedet und sich auf den Weg nach Hause gemacht hatte, rief sie bei Tai an. Sie wollte nur wissen, warum er ihr anscheinend aus dem Weg zu gehen schien.

Nichts weiter.

Besetzt.

Sie hatte den Eindruck, dass Tai die Zeit mit ihr ebenfalls genossen hatte. Oder war das ein Trugschluss? Das würde zumindest erklären, warum sie seit einer Woche nichts von ihm gehört hatte und er nicht zurück rief. Sie wählte erneut seine Nummer und es tutete.

Mailbox.

Es war ja nicht so, dass er sich dazu verpflichtet hatte, sich bei ihr zu melden. Nur weil sie zwei mal zusammen unterwegs waren. Allerdings musste sie sich eingestehen, dass sie die Abende wirklich aufregend fand und sie irgendetwas in ihr bewegt hatten.

Warum ließ er sie vorhin einfach so stehen?

Sie wählte erneut seine Nummer.

Wieder Mailbox.

„Oh, es reicht, Taichi.“, fluchte Mimi vor sich hin, machte kehrt und schlug eine andere Richtung ein.

Wenn er nicht ans Telefon ging, musste sie eben persönlich mit ihm sprechen.
 

Mimi hatte nun schon mehrmals an Tai’s Tür geklingelt, doch der Student machte nicht auf. Langsam aber sicher verlor sie die Geduld und fing an energisch zu klopfen.

„Jetzt mach schon auf, du Blödmann!“, schrie sie die Tür an.

„Hey, was hat die Tür dir denn getan?“

Mimi erschrak sich und zuckte zusammen. Als sie sich umwandte, erkannte sie Tai, der mit zwei vollgepackten Einkaufstüten vor ihr stand.

Mimi verschränkte die Arme vor der Brust.

„Tut mir Leid, ich dachte, du wärst zu Hause.“, entschuldigte sie sich halbherzig.

„Dann war das ‚Blödmann’ an mich gerichtet?“, fragte Tai mehr oder weniger gleichgültig und drückte sich an ihr vorbei, um die Tür aufzuschließen.

Mimi folgte ihm unaufgefordert in seine Wohnung.

„Tai, warum hast du mich vorhin bei Sora so stehen lassen?“, fragte sie frei von der Leber weg. Sie wollte es geklärt haben, falls etwas zwischen ihnen stehen sollte. Was auch immer das war...

„Hab ich doch gesagt, ich musste weg. Ich erwarte noch Besuch.“, erklärte der Braunhaarige ihr kühl und packte dabei seine Einkäufe aus.

„Ich sehe keinen Besuch. Tai, was ist denn los mit dir?“

Mimi hatte nicht vor, sich so einfach abwimmeln zu lassen.

Tai sah sie fragend an. „Ich kriege wirklich noch Besuch.“

„Das meine ich doch nicht. Ich meine, warum du mir aus dem Weg gehst...“

Tai biss sich auf die Unterlippe. Und wusste nicht, was er antworten sollte...

„Wenn du den Abend neulich blöd fandest...?“, hakte Mimi weiter nach.

Der Student bekam große Augen und ging ein paar Schritte auf sie zu.

„Was? Nein! Ich fand ihn wirklich schön. Ich hatte lange nicht mehr so viel Spaß. Auch, wenn’s ziemlich gefährlich war.“, gestand Tai ihr und ein Lächeln umspielte seine Lippen.

Mimi hatte das Gefühl, dass er das was er sagte, wirklich ernst meinte. Nur war es leider keine Erklärung und passte nicht zusammen.

Sie sah ihn verständnislos an und wartete auf eine Antwort.

Tai näherte sich ihr bis auf wenige Zentimeter und ergriff ihre Hand.

Mimi’s Herz machte wieder einen Sprung und ihre Wangen bekamen eine rosige Farbe.

Oh nein, was war das nur? Sie versuchte schnell seinem Blick auszuweichen, damit er davon nichts mitbekam.

„Ehrlich Mimi“, begann Tai einfühlsam. „Ich fand den Abend nicht blöd und es liegt auch nicht an dir oder daran, dass ich dich nicht sehen möchte. Es tut mir Leid, dass du das gedacht hast. Es ist nur so...“, versuchte Tai ihr zu erklären. „Ich bin momentan etwas verwirrt.“

Mimi sah ihn irritiert an. Was hatte das denn jetzt zu bedeuten?

„Ich weiß, das ist keine besonders gute Erklärung, aber ich brauche momentan einfach ein bisschen Zeit für mich.“, sagte er mit ruhiger Stimme und ließ ihre Hand wieder los. Tai ging zurück zu seinen Einkäufen, während Mimi ihn entgeistert anstarrte. Sie verstand nur Bahnhof. Allerdings entschied sie sich dazu, lieber nicht weiter nachzufragen. Sie hatte ein komisches Gefühl. Vielleicht wollte sie es gar nicht so genau wissen...

„Du solltest jetzt wirklich gehen. Mein Besuch wird gleich da sein.“, sagte Tai entschieden.

Mimi überkam sofort das Gefühl, dass er sie loswerden wollte. Schmiss er sie gerade sehr höflich raus?

Ohne noch etwas zu erwidern, drehte sie sich um und ging zur Wohnungstür.

„Mimi?“

Mimi hatte schon die Hand auf der Türklinke, drehte sich jedoch noch ein mal hoffnungsvoll um, als Tai ihr gefolgt war.

„Bis bald.“, verabschiedete er sich mit einem schwachen Lächeln, doch seine Augen forderten sie weiterhin auf zu gehen.

„Ja, bis bald.“, brachte Mimi gerade noch so trocken heraus, bevor sie Tai’s Wohnung verließ.

Was zum Teufel war das?

Was Tai zu ihr gesagt hatte, war für sie alles andere als eine Erklärung gewesen und ergab keinen Sinn. Er war verwirrt? Sie nun auch!

Sie wollte es eigentlich nicht zulassen, aber sie konnte dem Drang nicht widerstehen, sich zu fragen, was Tai wohl damit meinte. Und warum er sich ihr gegenüber so verhielt.

Wieso wollte er sie so eilig aus seiner Wohnung haben?

Mimi durchzuckte ein Gedanke und für einen kurzen Augenblick überkam sie ein merkwürdiges Gefühl.

Er meldete sich nicht bei ihr. Er ging ihr aus dem Weg. Er wimmelte sie ab.

Ob er gleich ein Date mit einer Anderen hatte?

Mimi schüttelte den Kopf.

Und wenn schon? Was interessierte sie das?

Wenn Tai sagte, er bräuchte Zeit für sich, dann hatte sie das so hinzunehmen und keine weiteren Fragen zu stellen. Denn das taten Freunde schließlich so...
 

Tai lehnte sich gegen die Tür, die Mimi eben von außen geschlossen hatte und stöhnte.

Warum musste sie ausgerechnet jetzt bei ihm aufkreuzen?

Er hatte sich die letzten Tage absichtlich nicht bei ihr gemeldet, denn seit dem Abend mit Mimi im Park plagte ihn das schlechte Gewissen. So sehr, dass er ihr eben kaum mehr in die Augen sehen konnte.

Tai war erleichtert, dass sie gegangen war.

Das Letzte, was er wollte war, dass Mimi und Izzy sich die Klinke in die Hand gaben.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Desiree92
2019-08-11T09:26:02+00:00 11.08.2019 11:26
Armer Tai... kann ihn ziemlich gut verstehen. Er mag Mimi mehr als freundschaftlich, weiß aber das es irgendwie „falsch“ ist, weil sein Freund sie sich mag und er ihn ja helfen möchte...

Ich war auch mal in einer ähnlichen Situation, schön ist das nicht...

Mal schauen was noch so passiert ☺️


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