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PS: Ich wollte nur, dass du hinter die Maske blickst

von

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Nicht perfekt

Stumm liefen die beiden besten Freunde über die Straße, an der sich die Ampel gerade auf grün geschaltet hatte. Die Kirschblüten fielen von den Bäumen und färbten die Straßen in ein schönes rosa. Die Schule hatte vor wenigen Wochen wieder angefangen, doch besuchten Naruto und Sasuke zum ersten Mal, seid sie sich im ersten Jahr der Mittelschule kennenlernten, nicht gemeinsam dieselbe Klasse.

Doch war ihre Freundschaft mit den Jahren so stark geworden, keiner von ihnen würde jemals davon ausgehen, dass sie brechen würde. Auch wenn es keinem von beiden je über die Lippen kommen würde.
 

Langsam näherten sich die Jungs dem Schulgebäude und kurz bevor sie es betraten, sahen sich die beiden an. »Sehen wir uns nach der Schule?«
 

Sasuke schüttelte den Kopf. »Mein Vater holt mich für ein Geschäftsessen ab.«
 

Der Blonde nickte nachdenklich. »Was tust danach?«
 

»Mich übergeben«, kam es trocken und mit ernster Miene aus Sasukes Kehle.
 

Naruto hob eine Augenbraue und musterte den Schwarzhaarigen. »Hast du neuerdings Magersucht?«
 

Genervt verdrehte der Ältere die Augen und gab ein Grunzen von sich. »Komm schon, wir kommen sonst zu spät zum Unterricht.«
 

Der Uchiha ging an seinen Spint, zog sich die Schuhe aus und schlüpfte in seine Schulschuhe. Er wandte seinen Blick zu dem Blonden, dieser war jedoch bereits in ein sehr tiefsinniges Gespräch mit Kiba verwickelt, ob Hunde oder Füchse besser waren. Seufzend fuhr Sasuke sich durchs Haar und ging alleine zu seinem Klassenraum.
 

Es war nicht so, als wenn er es Naruto nicht gönnte Freunde zu haben oder so etwas in der Art. Aber seitdem er sich vor einem guten Jahr endlich selbst gestand, dass der Blonde mittlerweile mehr als sein bester Freund für ihn war, fiel ihm immer öfter auf, dass er neidisch auf Narutos andere Freunde war.

Sasuke selbst hatte nicht viele Freunde, es lag weiß Gott nicht daran, dass er unbeliebt war. Er hatte bloß kein Interesse an den zwischenmenschlichen Kontakt, der sich Freundschaft schimpfte. Er war schlicht weg einfach nicht gut darin, sich mit gleichaltrigen zu Unterhalten oder gar Zeit zu verbringen.

Er fühlte sich eigentlich nur bei Naruto geborgen, weshalb es ihn auch unglücklicherweise an die Nieren ging, mit anzusehen, dass Naruto sich mit jedem über Gott und die Welt unterhalten konnte. Nun, er würde wahrscheinlich nicht mit Naruto die Plätze tauschen, aber manchmal wünschte er sich, dass sein bester Freund nur Augen für ihn hätte. Nicht immer, nicht mal oft... Aber wenigstens ab und zu, wollte er das Einzige sein, um das sich die Welt des Blonden drehte.

Nur wusste er all zu gut, dass diese Eigenschaft, keine war, die der Jüngere hatte. Naruto kümmerte sich nun einmal um alles und jeden, was ihm lieb und teuer war. Das war auch eigentlich gut so, schließlich liebte er auch diese Eigenschaft an ihm.
 

Mit leisen Schritten ging er auf seinen Platz zu, stellte seine Tasche neben seinen Tisch und setzte sich. Überraschenderweise war der Raum noch recht leer, dabei würde der Unterricht in nicht mal 15 Minuten beginnen. Wahrscheinlich hatten die anderen eine Bahn später genommen und diese schien wohl verspätet zu sein.

Er kramte seine Kopfhörer heraus und hörte noch etwas Musik, aber anstatt sich von seinen Sorgen abzulenken, musste dieser natürlich an das Geschäftsessen denken.

Was dachte sein Vater nur dabei, ihn wieder zu so etwas mitzuschleppen? Itachi würde doch die Firma übernehmen. Was hatte er noch damit am Hut? Sollte er nicht somit aus dem Schneider sein?

Er hatte Itachi doch eh viel lieber als Sasuke, warum hörte er dann nicht auf ihn zu quälen und konzentrierte sich nur auf seinen älteren Sohn? Itachi war ein toller Schüler. Itachi war ein toller Filialleiter. Itachi hatte eine tolle Wohnung. Itachi fuhr ein tolles Auto. Itachi hatte eine wunderschöne und intelligente Verlobte. Es ging immer bloß um Itachi. Es hing ihm echt aus den Ohren, aber fragte er Itachi mal, ob er Zeit hätte etwas mit ihm zu unternehmen oder ob er Sasuke helfen könnte. Da hieß es immer nur "Entschuldige Otouto, aber dafür habe ich gerade keine Zeit".
 

Es war echt zum Haare raufen, er liebte seinen Bruder, wirklich. Er war ihm so unendlich wichtig, aber genauso wie bei Naruto, hatte er das Gefühl, dass er seinem Bruder nicht so wichtig war, wie sein Bruder es für ihn war.

Ein kaum merkliches ironisches Lächeln breitete sich auf Sasukes Gesicht aus. Vielleicht stand er ja auf diesen Schmerz? Womöglich war er masochistisch veranlagt, dass er sich ausgerechnet in jemanden verlieben musste, der absolut nicht an ihn interessiert war. Naruto war hetero. Jeder, den Sasuke kannte, war hetero. Nur er war es nicht. Aber er hatte sich früh damit abgefunden schwul zu sein, auch wenn er nicht geoutet war.

Schließlich war er eh schon daran gewöhnt nicht perfekt zu sein, sein Vater gab es ihm immer und immer wieder zu spüren. Also hatte er auch schon lange aufgehört, seinen Eltern den perfekten Sohn vorzuspielen. Er war es nie, er war es auch heute nicht und würde es auch nie sein.
 

Als der Lehrer in das Klassenzimmer trat, nahm Sasuke die Kopfhörer aus dem Ohr und steckte sein Handy weg. Es war ihm aber trotzdem nicht möglich, dem Unterricht wirklich zu folgen. Zu viele Gedanken schwirrten in seinem Kopf herum. Zu viel, dass er immer wieder versuchte zu verdrängen und doch seinen Platz zurück in seine Gedankengängen fand.
 


 

Nach der Schule stand sein Vater wie abgesprochen auf den Schulparkplatz und wartete auf ihn. Mit ausdrucksloser Miene näherte er sich dem Auto und stieg ein. »Vater.«
 

Fugaku warf einen kurzen Blick in den Rückspiegel, ehe er den Motor startete. »Sohn.«
 

So fuhr er los und Sasuke sah stumm aus den abgedunkelten Fenster. Für einen kurzen Moment sah er, wie Naruto, Kiba, Hinata und Sakura fröhlich in Richtung der Straßenbahn gingen und sofort spürte er, wie sein Magen sich zusammen zog. Sasuke atmete tief durch und schloss seine Augen.
 

Naruto war glücklich. Auch ohne ihn. Was war schon dabei? Ändern konnte er es nicht und musste nun einmal mit diesem erdrückenden Gefühl leben. Es war immerhin nicht das Erste und das Letzte, womit er lernte so umzugehen.

Er wollte weder an etwas Positives, noch an etwas Negatives denken. Denn sobald er anfing nachzudenken, überschlugen sich die Themen in seinem Kopf und das konnte er gerade nicht gebrauchen. Denn jeden Moment musste er sich der Öffentlichkeit zeigen. Auch, wenn er sich nicht mehr vor seinen Eltern verstellte, tat er es immer noch für diese.
 

Als Fugaku vor dem Restaurant anhielt, atmete Sasuke noch einmal tief durch. Erstens, nur sprechen, wenn man angesprochen wird. Zweitens, egal was ist, immer charmant lächeln. Drittens, blamiere niemals die Eltern.

Eigentlich drei ziemlich simple Regeln, so sollte man denken. Sasuke aber, hatte es bisher immer geschafft mindestens eine zu brechen, weshalb ihm zu Hause auch die Hölle heiß gemacht wurde. Aber er würde noch in diesem Jahr volljährig werden, somit konnte sein Vater nichts mehr tun, was er nicht schon lange von ihm gewohnt war.
 

Doch zur Überraschung aller, hielt Sasuke diesen Abend ganz ohne Fauxpas durch. Er war nervlich am Ende, endlos müde und wollte einfach nur alleine sein. Doch er hatte jede einzelne Regel beachtet, egal wie oft er sich auf die Zunge beißen oder sich zu einem Lächeln quälen musste.

Seine Maske saß perfekt, fast so gut, wie die, welche er in der Schule trug. Aber konnte man diese noch als "Maske" bezeichnen? Bei Sasuke war sie eher zur zweiten Haut geworden. Ohne diese verließ er nämlich seit Jahren nicht mehr das Haus. Manchmal wusste er selber nicht, ob er wirklich so auf etwas reagierte oder die Maske einfach Stück für Stück seinen echten Charakter ersetzte. Wirklich von Bedeutung war es letztendlich auch nicht mehr, denn außer Naruto und er selber kannte doch niemand sein wahres Ich. Würde doch keinem auffallen, wenn er wirklich irgendwann aufhört zu fühlen. Er war doch eh schon auf den besten Weg dorthin.
 


 

Nachdem er zu Hause angekommen war, ging er, ohne seiner Mutter groß Beachtung zu schenken, hinauf in sein Zimmer und warf seine Tasche in die Ecke. Sofort löste er die Krawatte, zog sich aus und ging duschen. Er wusch sich das Gel aus den Haaren und den Dreck von seinem Körper.

Er band sich ein Handtuch um die Hüfte und schlenderte zurück in sein Zimmer. Erschöpft fiel er auf sein Bett, legte ein Arm über seine Augen und schloss diese. Er lauschte dem Ticken der Uhr und spürte, wie durch jeden Herzschlag Blut durch seinen Adern floss. Er konzentrierte sich auf seinen gleichmäßigen Atem und seufzte leise.
 

War das, was er gerade spürte, das Gefühl lebendig zu sein? Dieses bitter süße Gefühl, zu wissen, dass die Welt sich weiter drehte und sicher nicht seinetwegen damit aufhören würde? Das sonst so unbewusste Wissen, hier lebendig auf der Erde zu sein. Der Schmerz in seiner Brust, welches ihm zu spüren gab, das er wohl oder übel noch Gefühle hatte.

Dieses Schwindelgefühl, das sich in ihm ausbreitete, desto klarer ihm wurde, dass er sein Leben nicht selbst in der Hand hatte. Das es etwas Größeres geben musste, dass sein Schicksal bereits bestimmt hatte und die Hilflosigkeit, die diese Erkenntnis zur Folge hatte.

War all das, der Grund weshalb man sich lebendig fühlte? Wenn ja, dann konnte er den Tod, die ewige Erlösung, kaum abwarten.
 

Doch ein Gähnen führte ihn zurück ins Hier und Jetzt. Genervt von sich selbst, verdrehte er die Augen. Wie konnte man nur so einen Schwachsinn denken?

Langsam richtete er sich auf, zog sich an und kuschelte sich unter die Decke. Der Tag war lang genug. Den Schlaf hatte er sich nun wirklich verdient.
 


 


 


 


 

»Oi, Sasuke!«
 

Genervt zog er einen Kopfhörer aus dem Ohr, den er sich kurz vorher in diese gesteckt hatte und sah zu Suigetsu, welcher in der Schule neben ihm saß und sich in diesem Augenblick an den Tisch setzte. »Was?«
 

Suigetsu grinste ihn an, was Sasuke bloß noch mehr an den Nerven zerrte. Doch ließ er weder zu, dass seine Mimik, noch seine Stimme seine Gefühle verrieten. So sah er ihn stumm mit neutralem Gesichtsausdruck an und wartete. »Was machst du in den Sommerferien?«
 

»Weiß nicht. Ich bleibe wahrscheinlich hier.«
 

Suigetsu sah ihn mit zusammengezogenen Augenbrauen an. »Ernsthaft?«
 

»Ja, wieso?«
 

Suigetsu lehnte sich auf dem Stuhl zurück und sah an die Decke. »Ich dachte, deine Eltern hätten Kohle und würden sicher so ein schickes Sommerhaus am Strand besitzen.«
 

Der Uchiha hob eine Augenbraue. »Und?«
 

Langsam wanderten die lilafarbigen Augen wieder auf die Tiefschwarzen zu. »Ich dachte, du würdest deine Ferien sicher dort verbringen.«
 

Nun schoss auch die zweite Augenbraue in die Höhe. »Und du wolltest dich selbst einladen, den Sommer mit mir dort zu verbringen.«
 

Suigetsu sah ihn einige Sekunden geschockt an und lachte darauf auf. »Ertappt..«
 

Sasuke fuhr sich durchs Haar. »Erstens hätte ich dich ganz sicher nicht mitgenommen und zweitens fahren meine Eltern über die Ferien dorthin.«
 

Suigetsu legte den Kopf schief. »Und wieso fährst du nicht mit?«
 

»Weil ich meinen Eltern nicht beim Sex zuhören will.«
 

Suigetsu verzog das Gesicht. »Alter!«
 

Keiner Schuld bewusst sah Sasuke seinen Gegenüber an. »Was?«
 

»Zu viele Infos!«
 

Der Angesprochene zuckte mit den Schultern. »Du hast gefragt.«
 

Suigetsu verschränkte die Arme vor der Brust und sah langsam nachdenklich auf den Boden. Plötzlich riss er den Kopf hoch und sah Sasuke mit einem strahlen in den Augen an. »Also heißt das, dass du über die Ferien sturmfrei hast?!« Stumm nickte Sasuke bloß als Antwort. »Fünf Wochen?!«
 

»Eigentlich sieben Wochen, sie fliegen eine vor den Ferien und kommen eine danach wieder.«
 

»Alter, du wirst mich über die Ferien nicht los!«
 

Sasuke sah seinem Gegenüber in die Augen. Warum wollte er unbedingt die Ferien mit ihm verbringen? Sasuke hatte zwar nichts gegen Suigetsu, aber wirklich Interesse zu einer Freundschaft mit ihm, hatte er auch nicht. »Wenn du meinst.«
 

Suigetsu hielt ihm seinen Zeige und Mittelfinger wie eine Pistole an seine Stirn. »Ich meine das nicht nur, ich drohe dir auch damit.«
 

»Wow, Suigetsu, ich habe solch eine Angst davor, dass du es irgendwie schaffst dich in mein Haus zu schleichen und mich dann Nachts zu vergewaltigst.«
 

Langsam nahm Suigetsu seine Finger hinab und grinste Sasuke an. »Es ist keine Vergewaltigung, wenn beide es wollen und geil finden.«
 

Sasukes Gesichtszüge entgleisten ihm für einen Moment, der jedoch nur so lang wie ein Wimpernschlag ging. Kakashi betrat in diesem Moment den Klassenraum, sodass Sasuke nichts mehr erwidern konnte. Suigetsus Satz hatte es wirklich geschafft, den jungen Uchiha sprachlos werden zu lassen.

Wusste er, dass Sasuke umgedreht war? Wenn ja, woher wusste er das? Und hatte dann seine Anspielung zu bedeuten, dass Suigetsu nicht davon abgeneigt wäre mit ihm zu schlafen? Hieß das wiederum, dass Suigetsu auch schwul oder zumindest bi war?

Sein Herz schlug wild gegen seine Brust. Wieso machte ihn das so nervös? Hatte er Angst, dass Suigetsu ihn verraten würde? Lag es daran, dass er zum ersten Mal bewusst auf jemanden traf, der wie er war?

Oder interpretierte er bloß zu viel in diese kleinen Scherz?
 

Langsam schielte er zu Suigetsu, der gelangweilt dem Unterricht folgte und sah wieder auf sein Handy. Er stellte die Musik aus und räumte alles weg. Auch er versuchte nun dem Unterricht zu folgen und seinen Puls zu ignorieren, der langsam wieder normal wurde.
 


 


 


 


 

Naruto und er liefen Seite an Seite zur Schule. Es war schon eine ganze Weile her, seitdem sie sich das letzte Mal getroffen hatten, um gemeinsam zur Schule zu gehen. Denn in letzter Zeit brach ihr Kontakt immer mehr ab. Sie schienen sich auseinander zu leben.

Sasuke konnte beim besten Willen nicht sagen, ob es gut oder schlecht für ihn war. Auf der einen Seite vermisste er ihn so sehr, dass all der andere Schmerz im Vergleich dazu nur ein Kitzeln war, aber auf der anderen Seite, versuchte er sogar auf Abstand zu gehen. Ihm aus dem Weg zu gehen, ihm auszuweichen und ihn womöglich damit zu verletzten, bevor er Naruto die Möglichkeit dazu gab.

Ja, ob man es glauben wollte oder nicht, Sasuke reagierte sehr sensibel auf Naruto, auch wenn er es niemals zeigen würde. Selbst jetzt in diesem Moment fühlte sich sein Herz so schwer wie Blei an, weil er und Naruto nicht miteinander sprachen. Mit Kiba, Sakura und sogar mit Hinata konnte er die Pausen und in seiner Freizeit ohne Ende reden. Aber weder ihm noch Naruto, seinen früheren besten Freund, fielen nichts ein, worüber sie reden oder diskutieren konnten?

Sasuke fühlte immer mehr, wie Naruto ihn immer weniger in seinem Leben brauchte und ihn wahrscheinlich gar nicht mehr in seinem Leben wollte. Er hatte andere Freunde. Freunde mit denen er etwas unternehmen, mit denen er Feiern ging, mit denen er reden, herumalbern und mit denen er zocken und Fußball spielen konnte.

Nicht nur, dass sie Sasuke prima ersetzten konnten, sie waren auch noch wesentlich besser, als er es jemals für Naruto hätte sein können. Es fehlte nicht mehr viel und Sasuke würde für Naruto sicher nur eine ferne und unwichtige Erinnerung sein.
 

»Ist alles okay?«
 

Sasuke blinzelte verwirrt und sah zu seinem -noch- Freund rüber. »Ja, wieso?«
 

Naruto zuckte die Schultern und verschränkte die Arme hinter dem Kopf. »Weiß nicht, du benimmst dich in letzter Zeit so komisch.« Naruto ließ seinen Blick zum Himmel wandern und seine Stimme war nun etwas leiser. »Ist wieder etwas bei dir zu Hause passiert?«
 

Sofort wandte Sasuke seinen Blick ab und sah auf den Boden. Er schob seine Hände tiefer in die Tasche und grunzte. »Alles wie immer.«
 

»Das beantwortet meine Frage nicht.« Nun sah der Jüngere zu dem Uchiha, welcher nicht weiter auf die Frage einging und stumm weiter neben ihm her ging. »Sasuke, du weißt doch, dass ich immer für dich da bin.«
 

Sasuke weitete einen Moment die Augen, sah aber weiter bedacht zu Boden. Er und immer für ihn da sein? Wo war er dann die letzten Monate? Seit dem Anfang des Schuljahres beachtete er ihn doch kaum noch, also ging Sasuke ihm aus dem Weg. Es gab doch kaum was verletzenderes, als zu seinem besten Freund und dessen Freunden zu kommen und dann einfach ignoriert zu werden. Ja gut, er hatte nicht mal gegrüßt, aber, ein "Hallo" kam ihm einfach nicht über die Lippen.

Unbewusst seufzte der Uchiha und nahm seinen Blick vom Boden. »Mir geht es gut.«
 

Sasuke sah aus seinen endlos müden Augen, in die strahlend blauen von seinem Schwarm. Dieser hob jedoch eine Augenbraue. »Willst du mich verarschen?«
 

Sasuke fuhr sich durchs Haar. »Naruto..« Er wandte seinen Blick ab und ließ seine Hand neben sich fallen. »Ich will jetzt nicht streiten.«
 

Noch bevor Sasuke sich versah, zog Naruto ihn in eine Seitengasse und drückte ihn gegen eine Gebäudemauer. Die blauen Augen bohrten sich in die des Schwarzhaarigen. Eine Mischung aus Wut und Hilflosigkeit spiegelten sich in Narutos Augen und Sasuke fand, dass ihm das gar nicht stand. »Was ist dein scheiß Problem?! Wieso redest du nicht mehr mit mir?! Hab ich dir irgendetwas getan?! Wie soll ich etwas ändern, wenn du mir nicht sagst was überhaupt Sache ist?!« Der Griff lockerte sich langsam und aus der Wut des Blonden wurde langsam tiefe Trauer. »Bitte Sasuke, was ist in den letzten Monaten los mit dir? Magst du mich nicht mehr? Sind wir keine Freunde mehr? Ich dachte immer.. Du und ich sind so etwas wie Brüder!«
 

Sasuke hatte bereits einen Bruder, der nie für ihn da war. Er wollte nicht noch einen von dieser Sorte. Sasuke wusste jetzt genau, dass sich Narutos Gefühle ihm gegenüber in die andere Richtung entwickelten, als die Richtung, die Sasukes Gefühle einschlugen.

Aber dieser eine letzte Satz hatte Sasuke den Rest gegeben. "Brüder"? Pff, oh nein, so etwas wie "Brüder", waren sie schon lange nicht mehr. Seitdem er wusste, was er für Naruto empfand, waren sie keine "Brüder" mehr in seinen Augen. Wie konnten die beiden sich nur so nah gewesen sein und doch so verschiedene Auffassungen des jeweils anderen haben?
 

»Dann hast du eben falsch gedacht, Naruto.« Langsam sank sein Blick nach unten, sodass sein Pony seine Augen verdeckten. »Ich denke schon lange nicht mehr so über uns.«
 

Sasuke hatte Tränen in den Augen, doch seine Stimme war fest und ließ keine Anzeichen von Gefühlen heraushören. Naruto schwieg und für einen Moment hätte Sasuke es fast riskiert, dass sein Gegenüber seine Tränen sah. Doch nach einer gefühlten Ewigkeit, die Naruto geschwiegen hatte, verfestigte sein Griff an seinem Kragen wieder und Naruto verpasste seinem besten Freund einen saftigen Schlag gegen das Gesicht.

»Du bist ein Gott verdammtes Arschloch! Wieso hast du mir denn nicht einfach gesagt, dass du mich nicht mehr leiden kannst?! Dann hättest du deine Zeit nicht mehr mit mir verschwenden müssen!«

Er weinte hörbar, während er Sasuke anschrie. Auch holte er zum zweiten Schlag aus, doch dieser traf Sasukes Körper nicht. Naruto hatte sich selbst aufgehalten, presste Sasuke noch einmal mit aller Kraft gegen die Mauer und zog die Nase hoch. »Fick dich, Sasuke!«
 

Mit diesen Worten ließ er Sasuke zurück, dieser rutschte an der Mauer hinab und legte seine Stirn auf seine Knie. Zum ersten Mal seit einer Ewigkeit fing Sasuke an zu weinen. Ihm liefen stumm die Tränen über die Wangen. Sasuke hatte seine einzige Stütze komplett verloren.

Ihm war klar, dass es seine eigene Schuld war, aber es tat trotzdem verdammt weh. Nie hätte er gedacht, dass er es so schlecht verkraften würde. Er hatte gedacht, dass er mental damit schon abgeschlossen hatte. Dem war aber bei weitem noch nicht so.

Wobei er ihm mit seiner Wortwahl sicher mehr verletzte, als es ihm selbst weh tat. Das Problem war, Naruto würde morgen schon drüber hinweg sein. Sasuke würde ein Leben lang dran knabbern.

Er wischte sich die Tränen weg und stand auf. Denn es war okay, Naruto musste sich nun nicht mehr für Sasuke schuldig fühlen. Nie wieder müsste er sich mit solchen Gedanken auseinandersetzten müssen und nie würde er die Wahrheit erfahren.
 


 


 


 


 

Das Klingeln der Tür weckte den verkaterten Uchiha, langsam stand er auf und ging quer durch das Haus, um diese zu öffnen. Vor ihm stand Suigetsu, in seiner Hand war eine volle Sporttasche. Sofort zog Sasuke skeptisch eine Augenbraue hoch. »Was suchst du hier?«
 

Suigetsu lachte und schüttelte dabei belustigt den Kopf. »Na was wohl? Ich verbringe den Sommer bei dir!«
 

Als natürlich Reaktion schloss Sasuke einfach wieder die Tür und wollte sich zurück ins Bett legen. Suigetsu aber hämmerte gegen die Tür und fluchte wild vor sich her. Also öffnete Sasuke ihm wieder die Tür, denn er wollte nicht die Polizei an den Hals gehetzt bekommen. »Mein Haus, meine Regeln, ansonsten fliegst du wieder.«
 

Suigetsu grinste zufrieden. »Alles klar, Schnecke.«
 

»Regel Nummer 1: Nenn´ mich nicht Schnecke.«
 

Suigetsu zuckte mit den Schultern und folgte Sasuke ins Wohnzimmer. »Ok, Süße.«
 

Sasuke seufzte. »Regeln Nummer 2: In diesem Haus gibt es nur zwischen zwei bestimmten Personen Kosenamen und die beiden sind nicht du und ich.«
 

Suigetsu legte den Kopf schief und hielt sich nachdenklich am Kinn fest. »Deine Eltern?«
 

Ein belustigtes Schnauben entfloh Sasukes Kehle. »Schon lange nicht mehr, bei den beiden ist die Luft raus.«
 

Suigetsu nickte und sah ihn interessiert an. »Und welche beiden sind das dann?«
 

»Geht dich nichts an.«
 

»Oh man...«
 

»Willst du was trinken?«
 

»Willst du dir was anziehen?«
 

Sasuke sah an sich herab, musste leicht schmunzeln, als er gelangweilt mit den Schultern zuckte. Er trug doch eine Boxer-Short. Wo war also das Problem für Suigetsu? »Ich kann mich auch ganz ausziehen.«
 

Suigetsu grinste ihn herausfordernd an. »Ach ja?«
 

Langsam ließ Sasuke seine Hände an den Saum seiner Boxer gleiten und zog sie langsam runter. Suigetsu starrte den Uchiha, während er dies tat, nur an. Dieser schien nicht ganz zu begreifen, dass es Sasukes Ernst war.

Doch als dieser sich von seiner Boxer befreite und auf den Sessel legte, auf welchem normalerweise sein Vater immer seinen Platz fand, lief Suigetsu hochrot an und wendete schnell seinen Blick ab. Sasuke konnte diese Reaktion gerade nicht deuten. War sein gegenüber peinlich berührt oder sexuell interessiert?

Bisher hatten nur alte Männer Interesse an ihm. Vor allem die alten Greise aus der Firma seines Vaters kamen ihm oft unangenehm zu nahe. Entweder nahm sein Vater ihn auch deswegen bewusst mit oder es interessierte ihn nicht und er nahm ihn trotzdem mit.
 

»Alter, zieh dir was an!«
 

»Nein, denn es ist mein Haus, du kannst gerne wieder gehen, wenn du mich nicht nackt sehen willst.«
 

Suigetsu sah noch einmal vorsichtig zu Sasuke und drückte sich schnell ein Kissen ins Gesicht. »Alter, bist du schwul oder warum strippst du für mich?«
 

Sasuke runzelte die Stirn und zog sich die Boxer wieder an. »Was hat das mit schwul sein zu tun? Du bist doch auch ein Kerl, wovor soll ich mich schämen? Dass dir die Form meines Penis nicht gefällt? Außerdem siehst du doch genug Schwänze, wenn du in öffentlichen Toiletten pinkelst oder nach Sport in der Dusche bist.«
 

»Könntest du endlich aufhören über Pimmel zu reden?!«
 

Der Schwarzhaarige setzte sich. »Warum bist du hier?«
 

Der junge Mann mit den lilafarbigen Augen wagte es, einen Blick zu den Uchiha rüber zu werfen und legte das Kissen erleichtert zur Seite. »Du wirkst in letzter Zeit so, als wenn du einen Freund bräuchtest.. Na ja und hier bin ich.«
 

Bei dieser ganzen Aktion musste es doch einen Haken geben, denn Suigetsu musste doch auch seinen eigenen Vorteil daraus ziehen müssen, sonst würde er so etwas sicher nicht tun. Sasuke überlegte, welchen Nutzen er davon haben könnte, doch fiel ihm einfach nichts ein. »Aha und was hattest du jetzt vor?«
 

Suigetsu grinste wieder und öffnete seine Tasche. Er kramte etwas in dieser herum, bis er eine kleine Tüte raus zog. »Ist das Gras?« Der Angesprochene nickte. »Woher hast du das?«
 

»Mein Kumpel Jugo dealt damit, er verkauft es mir günstiger.«
 

Sasuke kratzte sich am Hinterkopf. »Und was machen wir jetzt damit?«
 

Suigetsu fing an zu lachen. »Na rauchen, was denkst du denn?«
 

Sasuke hatte so etwas bisher nie getan, da er bisher nur Zigaretten geraucht hatte eigentlich. Vor keinem halben Jahr hätte er Suigetsu hochkant damit raus geworfen und nie wieder ein Wort mit ihm gewechselt. Aber so eine kleine Flucht aus der Realität hätte Sasuke schon seit einer langen Zeit nötig. Alkohol war zwar nicht schlecht, aber Gras half ihm da sicher besser.

»Okay.«
 

Suigetsu bereitete alles vor, Sasuke sah zur Uhr. Es war bereits nach 17 Uhr, also Nachmittag, also nicht Morgens, also durfte er ohne Gewissensbisse Alkohol trinken. So ging er in den Keller und holte eine Flasche von dem guten Whisky seines alten Herrn. Danach setzte er sich wieder zu Suigetsu, der bereits den ersten Zug genommen hatte. Sasuke öffnete die Flasche und nahm einen kräftigen Schluck. Suigetsu bot ihm den Joint an und Sasuke tauschte diesen gegen die Whisky-Flasche.

Er spürte, wie sein verkrampfter Körper mit jedem Zug entspannter wurde. Seine negativen Gedanken hatte er in Suigetsus Nähe ganz vergessen. Diese Kombination aus Alkohol, Drogen und Suigetsus Anwesenheit, half Sasuke alles zu verdrängen und immer wenn alles wieder meinte, hochkommen zu müssen, trank er einfach wieder.
 


 


 


 


 

Alle saßen, tuschelten und warteten gespannt auf die Braut und gemeinsam mit ihr, begann auch die Musik an zuspielen. Itachi lächelte seiner zukünftigen Braut entgegen. Sasuke stand etwas Abseits an der Seite und wartete auf seinen Einsatz, da er die Ringe für das Brautpaar hatte.

Nun war es so weit, sein Bruder heiratete. Nun würde er wirklich nie wieder Zeit für ihn haben. Aber was machte Sasuke sich da eigentlich vor? Die hatte er sich nie für ihn genommen. Weshalb diese Hochzeit für Sasuke eine höhere Priorität, als ein paar Joints mit Suigetsu, Jugo und Karin hatte, verstand er auch nicht.

Itachi war doch nie für ihn da gewesen, wieso musste Sasuke dann für ihn da sein? Itachi würde ihm das eh nie zurückgeben können. Sasuke war schließlich schwul und wie jeder Arsch wusste, durften Schwule nicht heiraten. Trotzdem stand er da, mit stechenden Schmerzen in der Brust, die er eigentlich seit Monaten mit Joints bekämpfte und dämmte.

Gerade war das einfach zu viel Realität auf einmal für Sasuke. Er brauchte ganz schnell entweder Alkohol oder einen seiner süßen Freunde in seiner Tasche.

Das Problem war nur, dass Naruto auch hier war. Das machte die Sache nicht nur schwer, sondern unmöglich. Seine Eltern wären kein Problem gewesen, die hatten doch eh nur Augen für Itachi. Itachi hatte eh nur Augen für sich selbst. Aber Naruto könnte ihm womöglich gefährlich werden.
 

Er hatte Naruto schon länger nicht mehr gesehen. In der Schule war Sasuke mittlerweile dauerhaft auf Droge, okay, eigentlich war er immer auf Droge.. Aber er ging seit den Sommerferien alles andere als regulär zur Schule. Wenn er am Morgen über der Toilette hing, dann ging er einfach zu Jugo oder Karin in das „Versteck“. Suigetsu schaffte es irgendwie sein Leben und die Joints voneinander zu trennen. Er kam ab und zu am Wochenende, oder sehr selten unter der Woche ins „Versteck“. Bei ihm war es keine Sucht, obwohl er in den Sommerferien genauso viel konsumiert hatte wie Sasuke. Aber eigentlich war das ja auch nicht wichtig, Hauptsache Sasuke hatte sein Zeug.
 

Alle Augen waren auf Sasuke gerichtet und dieser fing an zu schwitzen. Weshalb sahen ihn alle an? Ist ihm ein Joint aus der Tasche gefallen? Fuck! Sofort sah er nach, doch da war nichts. Er hatte sich auch nicht in die Hose gemacht. Aber wieso...?

Ach ja, die Ringe.

Sasuke grinste zufrieden und kramte die Ringbox aus seiner Jacketttasche und überreichte sie dem Brautpaar. Hatte er das nicht toll gemacht? Er hatte doch echt den Tag gerettet! Darauf sollte man jetzt anstoßen! Ach ja, Kirche... Moment! Gab es da nicht Wein oder so? Und so einen coolen Cracker, der nach nichts schmeckt?
 

Plötzlich wurde Sasuke schwindelig und er verließ die Kirche. Er atmete die frische Luft tief ein und sah sich um, ob ihm jemand gefolgt war. Es war niemand hier und er war allein. Es war die perfekte Gelegenheit. Sasuke zog einen Joint aus der Hosentasche und zündete ihn sich an. Er nahm einen tiefen Zug und fühlte sich sofort entspannter. Seine Übelkeit verschwand, aber irgendwie fehlte ihm Suigetsu. Ohne groß darüber nachzudenken nahm er sein Handy in die Hand und rief ihn an.
 

»Hallo? Sasuke? Alles okay?«
 

Sasuke fing an zu lächeln. »Ja, alles bestens.«
 

»Alter, kiffst du gerade?«
 

Sasuke weitete die Augen. »Woher weißt du das? Hast du einen Spion in mein Handy gepflanzt, was dir die ganze Zeit Bilder schickt, von dem was ich tue?«
 

»Nein, das tust du doch schon selber, wenn du mir Bilder von dir schickst, wenn du masturbierst.«
 

Sasuke runzelte die Stirn. »Tue ich das?«
 

»Ja, oft genug. Manchmal sogar Videos.«
 

Sasuke zuckte mit den Schultern. »Okay.«
 

»Moment, warte mal! Bist du nicht auf der Hochzeit deines Bruders?!«
 

Sasuke rauchte den Joint fertig drückte ihn aus und schmiss ihn weg. »Ja, wieso?«
 

»Wie kannst du dann bitte kiffen?«
 

Sasuke kratzte sich seinen Kopf und setzte sich auf den Boden. »Mir war schlecht, dann bin ich aus der Kirche gegangen und na ja, jetzt habe ich einen gekifft.«
 

Suigetsu fuhr sich durchs Haar. »Es tut mir leid, Sasuke.«
 

Sasuke legte den Kopf schief. »Was tut dir leid?«
 

»Na mit dir damals angefangen zu haben! Ich hätte nie gedacht, dass jemand wie du ein Problem mit so etwas kriegt, wenn sogar ich damit keine Probleme bekomme...«
 

Sasuke wechselte das Ohr und kratzte sein Kinn. »Was bin ich denn für ein jemand?«
 

Suigetsu kratzte sich nachdenklich am Hinterkopf. »Keine Ahnung, so diszipliniert, selbstbestimmt, willensstark... Jemand der weiß was er will, der die Meinung von anderen scheiß egal ist und seinen Weg geht. Ich weiß nicht, wie ich dich noch beschreiben kann...«
 

So war Sasuke nicht. So war seine Maske, seine zweite Haut. Er war voller Selbsthass und Zweifel. Ein Schandfleck der Familie. Ungeliebt, ungebraucht, unnötig, Platzverschwendung. Niemand wollte ihn, niemand liebte ihn.

Er war alleine, er war schon immer alleine. Nein, früher hatte er Naruto. Der Naruto, der ihm sonst immer unter die Maske blicken konnte. Wieso hatte er es nicht auch damals geschafft? Lag es daran, dass es nicht gelogen, sondern nur missverständlich formuliert war? Aber früher hätte er doch trotzdem gemerkt, dass er es nicht so meinte, wie es sich anhörte. Hatte Naruto ihn einfach missverstanden, weil beide die Zeit davor zu wenig Kontakt gehabt hatten?
 

Hätte Naruto ihn damals richtig verstanden, wäre es heute nie soweit gekommen! Es sei denn, Naruto hätte seine Gefühle nicht erwidert, dann wäre es jetzt sicher noch schlimmer!

Aber was sollte er jetzt tun? Zurück in die Kirche gehen und zusehen wie sein Bruder heira-
 

Sasuke fing stark an zu zittern und brach in Tränen aus. Wieso dachte er überall das nach?! Sonst ging es ihm doch immer richtig gut, wenn er einen geraucht hatte! Wieso war er denn jetzt voll mit den Gedanken, die er seit Monaten aus dem Weg ging?! Wieso konnte nicht einfach alles dunkel sein? Keine negativen und keine positiven Gedanken, einfach pure Leere in seinem Kopf.
 

»Sasuke?! Warum weinst du?!« Sasuke ließ das Handy fallen, stand auf und lief so weit, bis seine Beine nicht mehr tragen konnten. Nach einiger Zeit befand er sich vor dem Anwesen, allerdings konnte er den Schlüssel für die Tür nicht finden. Also zerschlug er einfach ein Fenster und kletterte dadurch in das Haus. Er ging in sein Zimmer und sperrte sich dort ein. Er legte sich ins Bett und kauerte sich zusammen. Er wollte und konnte nicht mehr.
 


 

Ein hysterisches Klopfen an seiner Zimmertür weckte Sasuke. Sein Kopf dröhnte und tat höllisch weh. »Hör mit dem verfluchten Klopfen auf!«
 

»Sasuke Uchiha! Du kannst etwas erleben! Öffne sofort diese Tür!«
 

Oh, oh. Sein Vater war wütend, sehr wütend. Doch wusste Sasuke nicht mehr, weshalb er wütend sein konnte. »Wieso, was habe ich getan?«
 

»Du hast unsere Fenster eingeschlagen! Bist du vollkommen verrückt geworden?!«
 

Sasuke presste die Lippen zusammen, da hatte sein Vater recht. Der junge Uchiha hatte zu starke Kopfschmerzen, um seine Strafe jetzt bekommen. Sein Körper war viel zu geschwächt, als das er jetzt die Prügel seines Vaters verkraften würde. »Es ist doch Itachis Hochzeitstag, kannst du das nicht morgen machen..?«
 

»Itachis Hochzeitstag?! Das ich nicht lache, der war doch gestern! Wen versuchst du hier zu verarschen?!«
 

Sasuke musste schwer schlucken. Er hatte wirklich die Hochzeit seines einzigen Bruder verpasst? Ob er ihm böse war? Er musste bald ein Gespräch mit seinem Bruder suchen, um das Problem aus der Welt zu schaffen. Sasuke verzog das Gesicht. Sein Bruder würde sich sowieso keine Zeit für ihn nehmen, selbst wenn er ihn anflehte. Also brauchte er sich doch gar nicht die Mühe zu machen. »Heute nicht, bitte.«
 

»Komm sofort raus, Sasuke! Oder ich schwöre, ich breche diese Tür auf und du musst ohne weiter leben!«
 

Sasuke kaute unsicher auf seiner Unterlippe herum, richtete sich langsam auf und öffnete die Tür. Vor ihm stand sein Vater und man konnte deutlich sehen, wie sich unter seiner Stirn die Ader durch den angestauten Zorn deutlich abzeichnete. Sasuke schluckte schwer, denn es sah nicht gut für ihn aus. Sie sahen sich einige Sekunden stumm in die Augen, bis Sasuke die erste Ohrfeige im Gesicht spürte. »Sieh mich nicht so an! Du solltest Reue zeigen!«

Vorsichtig hob er seinen Blick, um seinen Vater anzusehen. Doch dieser holte bereits mit der Faust zu einem weiteren Schlag aus, der direkt in Sasukes Magen landete. Er keuchte voller Schmerz auf und kniff die Augen zusammen.Er hielt seinen Vater nicht auf und wehrte sich auch nicht gegen ihn. Sasuke wusste genau, dass seine Mutter in diesem Moment in der Küche saß und sich die Augen aus dem Kopf weinte. Sie unternahm allerdings auch nichts dagegen.

Niemand half ihm, nicht mal er selbst sah es für nötig sich zu helfen. Er hatte keinen Retter mehr. Als Itachi noch hier gelebt hatte, hatte Fugaku seinen jüngeren Sohn vollkommen ignoriert. Doch als Itachi ausgezogen war, kam Naruto fast täglich zu Besuch oder er besuchte den blonden Chaoten. Aber nun hielt Fugaku nichts und niemand mehr davon ab.

An sich hatte er es verdient, jetzt bestraft zu werden. Er hatte die Hochzeit seines Bruders verlassen, gekifft, Fenster zerschlagen und die Feier seines Bruders verschlafen. Außerdem war dieser Schmerz, der gerade durch seinen Körper pulsierte, um ein vielfaches angenehmer, als der Schmerz, der sich von seiner Brust aus, durch seinen ganzen Körper pumpte.
 

Nachdem sein Vater mit ihm fertig war und die Treppen runter ging, sank Sasuke in die Knie. Er hielt sich den Bauch und hustete schrecklich laut. Er hatte das Gefühl zu ersticken, doch das war normal. So fühlte er sich danach immer.

Wenige Minuten vergingen und Sasuke richtete sich unter Schmerzen auf. Er zog endlich den Anzug aus, den er am Vortag zur Hochzeit getragen hatte, stellte sich unter die Dusche und wusch das Blut von seinem Körper, trocknete sich hinterher ab und zog sich bequemere Kleidung an.

Er musste weg von hier und zwar so schnell es ihm möglich war. Er griff nach dem Nötigsten und verließ das Haus, ohne auch nur ein Wort der Verabschiedung. Es war überraschend kalt, aber es war immerhin Herbst, da hätte er nicht mit den heftigsten plus Graden rechnen dürfen. Er steckte die Hände tief in die Taschen der Jogginghosen und atmete die frische Luft tief ein. Es war definitiv kühler als gestern, aber eigentlich tat das gut. Es half Sasuke seinen Kopf aufzufrischen und seine Gedanken zu ordnen. Er war schwer benebelt von den letzten Monaten, doch das musste langsam ein Ende haben. Denn diese Drogen machten alles nur noch schlimmer. Aber schaffte er es wirklich alleine damit aufzuhören? Brauchte er nicht Spezialisten?
 

Sasuke musste belustigt Schnauben, eigentlich brauchte er nicht nur wegen seinem Drogenkonsum einen Spezialisten. Er hatte so viel, an dem er arbeiten musste, es aber schon seit Jahren keinen Schritt voran kam. Sein Bruderkomplex, seine unerwiderte Liebe, sein Vater, die Geschäftspartner seines Vaters, einfach sein ganzes Leben.

Er musste lernen sich von seiner Maske zu trennen... Er musste seinen Weg für ein glückliches Leben finden. Doch er wusste ganz genau, dass er zu stolz war, sich Hilfe zu suchen. Sollte er es nicht noch einmal versuchen, es alleine zu schaffen? Oder würde ihm der Abstand, wenn er sich einweisen ließ, gut tun? Einfach weit weg, von allem und jedem hier. Aber der Schmerz würde ihn auch bis zum Ende der Welt begleiten. Aber wenn er diesen Schmerz an einen Ort mit hinnehmen würde, an dem man ihn langsam verheilen lassen könnte? Würde er ab diesem Tag ein neues Leben beginnen? Könnte er sich womöglich eines Tages wieder mit Naruto anfreunden?
 

Sasuke nahm sein Smartphone in die Hand und gab „Psychiatrie, Umgebung Osaka“ in das Suchfeld des Internets ein. Es wurden ihm auch nur wenige Sekunden später einige Treffer angezeigt. Er entschloss sich dazu, eine dieser Einrichtungen aufzusuchen und fuhr mit diesem Gedanken zum Bahnhof. Dort kaufte er sich ein Zugticket und fuhr los.

Heute war der erste Tag, von dem Rest seines Leben.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Ich hoffe dieser "kleine" Os hat euch gefallen^^
Schöne Herbstferien an die, die jetzt ab nächsten Montag auch welche haben! ^^

Vielen Dank nochmal an Mondlichtkrieger für die "kurze" Korrektur xD :D Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Katthani22
2019-03-25T22:01:40+00:00 25.03.2019 23:01
Gibt es auch eine Fortsetzung
Antwort von:  youcancallmelink
23.04.2019 06:53
Da muss ich dich leider enttäuschen, es gibt keine Fortsetzung
Von:  Black_Magic_Rose
2017-06-12T17:15:54+00:00 12.06.2017 19:15
Hallo,

ich hab gerade nach ner FF gesucht & bin über deine gestolpert. Die Geschichte ... sie erinnert mich an mich selbst ... naja, nicht so wichtig.

Ich möchte dir sagen, dass ich sie sehr respektiere, da du Sasukes Probleme echt gut beschrieben hast, auch wenn das Ende sehr plötzlich & deshalb leicht unrealistisch ist.
Trotzdem gute Arbeit.

LG Black Magic Rose
Von:  Inara
2016-10-12T18:01:01+00:00 12.10.2016 20:01
Die Story ist sehr gut.
Er tut mir leid. So viel Unausgesprochenes, Verdrängtes und die Einsamkeit. Keiner nimmt sich Zeit ihn zu verstehen. Er wird schon wieder auf die Beine kommen.
Ich hatte nie gedacht das die Geschichte so verläuft.
Antwort von:  youcancallmelink
12.10.2016 23:45
Es freut mich, dass sie dir gefällt^^

Bis er soweit ist, wird das aber ein langer und harter Weg..

Echt, wieso das?
Von:  Scorbion1984
2016-10-08T14:53:57+00:00 08.10.2016 16:53
Sehr dramatisch ! Sasuke ist wirklich am Ars.....!
Irgendwie sitzt er im goldenen Käfig ,doch sein Leben ist alles andere als schoen ! Ich hoffe er fängt sich wieder!
Antwort von:  youcancallmelink
12.10.2016 11:44
Ach, wir kennen Sasuke doch. Es gibt nur Zwei Wege entweder wird er zum Serien Killer oder er ihm geht's danach besser xD
Ich tendiere zum zweiten, aber da ist viel interpretations frei Raum in der Geschichte xD


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