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Nur mit dir, für dich

von

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Versöhnt

Im trautem Heim und in gewohnter Umgebung, spielte Oscar auf ihrem Klavier den ganzen Abend. André und Rosalie saßen nicht weit entfernt am Tisch und hörten ihrer lieblichen Musik nachempfindend zu. Keiner der beiden verlor dabei ein Wort. Sie wollten Oscar nicht stören oder unterbrechen. Auf dem Tisch standen drei Tassen ausgetrunkener Schokolade und müssten eigentlich weggeräumt werden, aber weder Rosalie noch André dachten daran. Das konnte einer von ihnen auch später, nach dem Klavierspiel, tun. Oscar würde deswegen nicht böse sein. Im Gegenteil. Sie war erfreut, wenn die zwei ihr Gesellschaft leisteten. Sie spielte zu Ende und Rosalie faltete gerührt ihre Hände vor der Brust. „Das war wunderbar, Lady Oscar!“

 

„Danke für das Lob.“ Oscar drehte sich auf dem lehnenlosen Hocker um, so dass sie alle beide in ihrem Blickfeld hatte. „Wenn du willst, kann ich es dir beibringen.“

 

„Das wäre sehr schön!“ Rosalie erstrahlte verzückt, wie ein kleines Mädchen, dem man gerade ein schönes Geschenk überreicht hatte.

 

Oscar erhob sich. „Wir können ab morgen mit dem Klavierunterricht beginnen.“

 

„Ich danke Euch, Lady Oscar!“ Rosalie tat es ihr gleich und kaum dass Oscar an den Tisch ankam, drückte sie sich herzzerreißend an sie. Oscar gewährte ihr diese Umarmung.

 

„Wir müssen noch abräumen, Rosalie.“ André schien dies dagegen nicht zu passen. Oscar warf einen mahnenden Blick zu ihm. Daraufhin sprang André wie gestochen von seinem Platz und begann hastig die Tassen auf das Tablett zu stellen.

 

„Lass das sein, André, ich mach das schon.“ Rosalie tauchte neben ihm auf, räumte die letzte Tasse hinauf und ergriff das beladene Tablett. „Ich bin heute ohnehin mit dem Abräumen dran.“ Sie lächelte freundlich und das stimmte ihn etwas milder zu.

 

„Ich wollte dir dabei nur behilflich sein“, redete sich André schnell heraus.

 

„Nicht nötig, ich schaffe das schon alleine.“ Rosalie machte sich sogleich mit beladenem Tablett auf den Weg in die Küche. „Ich gehe dann mal.“ Bei Oscar blieb sie noch kurz stehen. „Ich wünsche Euch eine gute Nacht, Lady Oscar.“

 

„Schlaf du auch schön, Rosalie.“ Oscar schmunzelte fast verschwörerisch.

 

André sah das alles nicht. Er war schon bei der Tür und machte sie für Rosalie auf. Dann schloss er sie nach ihr wieder zu und kehrte zurück zu Oscar. „Ich sollte lieber auch gehen.“

 

„Wie du willst.“ Oscar betrachtete ihn aus ihren dichten Wimpern hervor, ohne die geringste Regung. In ihren blauen Augen lag eine Sehnsucht nach etwas, was sie nie laut äußern würde. Sie wartete stets, dass André den ersten Schritt tat. Diesmal stand er aber auch reglos vor ihr. Sein Kopf arbeitete. Er durfte jetzt nicht nachgeben, auch wenn sein Herz und sein Körper das Gegenteil von ihm verlangte!

 

Das letzte Mal mit ihr lag schon eine Ewigkeit zurück... Aber gerade eben war nicht der richtige Zeitpunkt dafür! Zwar schliefen bereits alle in diesem Haus ganz bestimmt, aber trotzdem. Rosalie war noch wach und die Gewissheit, dass sie womöglich nach dem Abwasch noch einmal hier vorbeikommen könnte, hielt ihn im Zaum. Aber je mehr er selbst hier blieb und Oscar tief in die Augen schaute, desto mehr entflammte das Feuer der Leidenschaft in ihm. Wenn er weiter so machte, würde er sein Verlangen nicht mehr zügeln können! Er musste sofort verschwinden, bevor es zu spät war! „Gute Nacht, Oscar“, sagte er verstockt und dennoch rührte er sich nicht von der Stelle, als hätte er urplötzlich Wurzeln geschlagen.

 

„Gute Nacht, André“, formten ihre Lippen. Oscar senkte ihre Wimpern und wandte sich enttäuscht von ihm ab. „Lösche bitte noch die Kerzen, bevor du gehst“, bat sie ihn kaum hörbar auf dem Weg in ihr Bettzimmer.

 

André schluckte bitter. Das wollte er nicht. Er wollte sie keineswegs verstimmen. Oscar erreichte ihren Schlafraum und ihre schlanke Statur verschwand in der dortigen Dunkelheit. Drüben brannte keine einzige Kerze. André hörte das leise Rascheln der Stoffe. Oscar richtete also ihre Bettdecke und zog sich selbst danach um.

 

André wartete, bis das ganze Rascheln aufhörte und begann dann die Kerzen zu löschen. Zuerst die zwei auf der großen Kommode, dann eine auf dem Klavier und die auf dem Tisch wollte er mitnehmen, um sich selbst den Weg auf sein bescheidenes Zimmer zu beleuchten. Es dauerte ein Weilchen, bis er alle Kerzen ausblies, denn in jedem Kerzenständer steckten bis zu fünf Kerzen. Jede einzelne von ihnen erzeugte Rauchfahnen und Geruch nach verbranntem Wachs, als sie gelöscht wurden. Im Salon verbreitete sich mit jeden verlöschten Kerze die Dunkelheit. Nur noch der fünffacher Kerzenständer auf dem Tisch schenkte seiner nahen Umgebung das dämmerliche Licht.

 

Oscar lag im Bett und beobachtete an dem Stück der sichtbaren Wand im Vorraum, wie das spendende Kerzenlicht immer weniger wurde. Von ihrem Bett aus sah sie auch ein kleines Stück von ihrem großen Fenster im Salon und die tanzende Flamen in der Glasscheiben. Dann flatterten sie stürmisch und entfernten sich. Der Lichtschatten an der Wand verdunkelte sich und wurde immer spärlicher. Das bedeutete, dass der Kerzenständer vom Tisch weggetragen wurde. André ging also aus ihren Gemächer und sie würde sich gleich in der finsteren Dunkelheit der Nacht finden. Nicht, dass sie davor Angst hatte, nein - das nicht. Sie wollte nur, dass André heute bei ihr blieb, sie in seinen Armen hielt und ihr darin den Trost schenkte. Schlagartig saß sie auf und rief halblaut nach ihm: „André, warte! Geh noch nicht!“

 

Das schwindende Licht flackerte und der Schatten an der Wand blieb stehen. André hatte ihren Ruf also gehört. Er war schon fast an der Tür gewesen. Nur noch ein Meter blieb bis zu ihr, dann konnte er sie öffnen, den Salon verlassen und so tun, als hätte er Oscar nicht gehört. „Bitte André! Ich möchte dich nur etwas fragen!“, erreichten sein Gehör ihre nächsten Worte aus dem Bettraum, als hätte sie sein Vorhaben durchschaut.

 

André biss sich auf der Lippe und haderte mit sich selbst. Seine Armmuskeln spannten sich an. Ihn würde sein schlechtes Gewissen plagen, wenn er sie verließe. Er konnte ihr doch nie eine Bitte abschlagen! Und warum zierte er sich dann jetzt? Vielleicht wollte sie in der Tat etwas von ihm wissen und ihn dann gehen lassen?!

 

Oscar zeigte ein kleines Lächeln, als er mitsamt der brennenden Kerze ihr Schlafgemach betrat. Warmes, schwaches und gelbes Lichtschein verbreitete sich an den dunklen Wänden des Raumes. Nur zwei Kerzen brannten noch in dem fünffachen Kerzenständer und umhüllten André ganz besonders in ihren Licht ein. „Was möchtest du wissen, Oscar?“, flüsterte er und blieb kurz vor ihrem Bett stehen.

 

Oscar saß mit angezogenen Knie unter ihrer Bettdecke und zeigte auf ihren Spiegeltisch mit ihrem Blick. „Stelle bitte die Kerzen dort ab und setze dich zu mir.“

 

André seufzte. Das würde bestimmt ein langes Gespräch werden. Offensichtlich hatte sie nicht nur eine, sondern mehrere Fragen. Während er die Kerzen abstellte, rückte sie ein Stück zur Seite und machte ihm neben sich Platz. Er setzte sich zu ihr auf die Bettkante, nicht allzu nahe und auch nicht allzu weit weg. Ein kleiner Abstand zwischen ihnen musste immer bewahrt sein, egal ob da zum gewissen etwas kommen würde oder nicht. „Sprich dich aus, Oscar. Was bedrückt dich?“, fragte er im beherrschten Ton und wagte nirgendwo anders hinzusehen, außer in ihr Gesicht.

 

„Ich habe mich gefragt, ob du genauso gehandelt hättest, wie Graf von Fersen. Er hat Marie Antoinette schon zum zweiten Mal verlassen, um sie und ihren Ruf vor den bösen Zungen zu schützen. Würdest du das auch tun können, trotz all der Liebe zwischen uns?“ Oscar war zu allen ihren Mitmenschen immer direkt. Das war noch einer ihrer Eigenschaften, die André an ihr sehr schätzte. Er überlegte nicht. Die Antwort kam ihm gleich entschlossen von den Lippen: „Wenn ich jemals gehen sollte, dann nur mit dir, Oscar. Ich werde dich nie in meinem Leben verlassen. Ohne dich und ohne deiner Nähe ist mein Leben sinnlos. Und tief in mir weiß ich, dass es dir genauso geht wie mir. Wir sind für einander bestimmt.“

 

„Ja...“, hauchte Oscar sprachlos. Seine Worte rührten sie zu Tränen. Ihre Augen wurden ungewollt glasiger. Sie liebte ihn aus tiefsten Herzen und konnte sich ihr Leben nicht ohne ihn vorstellen. Wärme der Geborgenheit durchströmte ihre Adern und ihr Puls beschleunigte sich. Sanftheit und Zärtlichkeit lagen in seinen grünen Augen. Im spärlichen Kerzenschein, erschienen sie ihr noch dunkler als bei Tageslicht. Oscar sehnte sich nach seinen Berührungen, nach seiner Liebe und verstand sein Zögern nicht. Sie sah doch ihm an, dass er genau das Gleiche wollte! Sie änderte ihre Sitzlage, rückte an ihn näher heran und zog sich mit ihrem ganzem Oberkörper zu ihm. Dabei rutschte ihr die Decke herab. Das Hemd folgte auch nicht weit und entblößte ihr die Schulter. Nur die Haarspitzen ihrer dunkelblonden Locken verdeckten noch ihre zarte, helle Haut.

 

„Oscar...“, wollte André sie ermahnen, aber da drückte sie ihm schon ihre weichen Lippen auf den Mund. Seine Worte verloren sich in ihrer Mundhöhle, seine Zunge erwiderte ihr mechanisch den innigen Kuss und seine Beherrschung brach zusammen. Eine Hand strich ihr das Haar von der Schläfe hinters Ohr und vergrub sich in ihrem Nacken. Die Finger seiner anderen Hand beschäftigten sich zeitgleich mit dem Aufknöpfen ihres Hemdes und befreite sie schlussendlich aus dem einzigen Kleidungsstück, das sie noch an hatte. Dann war er dran. Ohne den Kuss und Liebkosungen zu unterbrechen, half ihm Oscar aus den Kleidern und verglühte mit ihm gleich darauf in Lust und Leidenschaft.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  YngvartheViking86
2016-11-21T23:57:44+00:00 22.11.2016 00:57
Ein sehr schönes Kapitel :)
Ich hatte nach den zwei letzten Kapiteln ganz vergessen, dass die beiden sich gestritten haben.
Hast du wieder perfekt gelöst ;)
LG Chris
Antwort von:  Saph_ira
23.11.2016 17:51
Dankeschön für deinen Kommentar :-)
Liebe Grüße,
Ira


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