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Bin ich wertlos in deinen Augen ...?

von

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Als ich aus dieses mal dem Schlaf erwachte, ging es mir keineswegs besser. Vielmehr fühlte ich mich , als ob ich von einem Seekönig zerkaut und wieder ausgespuckt worden wäre. Da meine Augenlider schwer wie Blei waren, ließ ich meine Augen vorerst geschlossen. Stattdessen konzentrierte ich mich darauf, ruhig und gleichmäßig zu atmen- was mir alles andere als leicht fiel. Jeder Atemzug schmerzte, als ob mir jemand mit einer große Nadel in den Brustkorb stechen würde. Wo dieser Schmerz herkam, also wodurch er verursacht wurde, konnte ich mir nicht erklären.
 

Stück für Stück trat in mein Bewusstsein, was sich abgespielt hatte, bevor ich eingeschlafen war. Bepo hatte versucht, mich auszufragen, und war dann anschließend gegangen, um Law Bericht zu erstatten. Zudem hatte er anschließend wiederkommen wollen- unter anderem auch wegen der fehlenden Nährinfusion.
 

Wie aufs Stichwort wurde ich mir erst jetzt dem dumpfen Stechen in meiner rechten Hand bewusst, welches unverwechselbar vom Zugang einer Infusion stammen musste.
 

Hieß das, Bepo war hier? Mühsam öffnete ich meine Augen. Nachdem ich einen Moment lang gegen den in mir aufkommenden Schwindel ankämpfte, drehte ich schlaftrunken und zunächst ein wenig orientierungslos meinen Kopf zur Seite, in der Erwartung, dort Bepo auszumachen.
 

Doch dies sollte nicht der Fall sein. Als ich stattdessen direkt in zwei eisige Augen sah, schien mein Herz für einen Moment lang auszusetzen. Unmittelbar gegenüber von mir an die Wand gelehnt und mich mit seinem kalten Blick fixierend, stand kein anderer als mein Vater.
 

Mit vor Schreck geweiteten Augen erwiderte ich seinen Blick.

Auch wenn ich seit Tagen gewusst hatte, dass er hier jederzeit auftauchen könnte, traf mich diese Situation vollkommen unvorhergesehen und vor allem auch unvorbereitet.
 

Er sah mich starr und regungslos an, betrachtete mich, wie ein Raubtier seine Beute.
 

Ich weiß nicht, wie lange wir in dieser Position verharrten, aber es kam mir vor wie eine Ewigkeit. Und wurde mir mit jeder vergehenden Sekunde sicherer, dass das hier kein gutes Ende nehmen würde.
 

"Ich hoffe, du bist dir darüber im Klaren, was dein Handeln für Konsequenzen haben wird."
 

Während seine Stimme monoton, sachlich und kühl klang, als ob er über das Wetter reden würde, sprachen seine Augen da eine andere Sprache, sie verrieten, das ihm die Situation wohl nicht einmal annähernd so egal war, wie er es vorgab. Was für mich nicht unbedingt von Vorteil war.
 

In seinen Seelenspiegeln schien ein Sturm zu toben. Ich glaubte, neben der offensichtlichen Wut auch Bitterkeit und Verachtung in diesen zu erkennen. Obwohl ich mir fest vorgenommen hatte, mich von ihm nicht einschüchtern zu lassen, schrumpfte ich unter seinem Blick gegen meinen Willen förmlich in mich zusammen. Meine Kehle war wie zugeschnürt, nicht fähig, den Blickkontakt zu unterbrechen.
 

Erst als mich der Schwindel wieder ergriff und die Sicht vor meinen Augen verschwamm, wandte ich meinen Blick ab und schloss meine Augen. Ich fühlte mich gar nicht wohl dabei, Law nun nicht mehr im Auge zu haben. Ich fühlte mich ausgeliefert, wie auf dem Präsentierteller, unfähig, mich wegzubewegen. Ich wartete auf sein weiteres Handeln, rechnete dabei mit allem. Law war in solchen Dingen so gut wie unmöglich einzuschätzen. Doch als ich sie wieder öffnete, stand Law bereits an der Tür, mir den Rücken zugedreht.
 

"Sobald du aus medizinischer Sicht vernehmungsfähig bist, werden wir uns mal ausführlich unterhalten müssen."
 

Er sprach das "unterhalten" mit einer solchen Härte aus, dass ich nicht davon ausging, dass es ein nettes Gespräch werden würde. Vielmehr klang es nach "Du-wirst-mir-alles-sagen-was-du-weißt-und-dein-Tod-wird-ein-kleines-bisschen-weniger-schmerzhaft".
 

Ich war mir sicher, dass ich im Moment sowieso nur noch lebte, weil Law noch Informationen von mir brauchte...
 

Ehe ich auch nur annähernd eine Reaktion auf diese Worte hatte zeigen können, war Law bereits durch die Tür getreten und verschwunden.
 

Mit rasendem Puls lag ich noch lange wach. Ich wusste nicht, ob ich froh sein sollte, dass ich noch ein paar Tage länger lebte. Und ob die Warterei auf das Kommende nicht viel schlimmer war, als das, was unvermeidbar passieren würde.
 

In den nächsten Tagen spielte sich langsam eine Routine im Tagesablauf ein.

Wenn ich aufwachte, dauerte es zumeist nur wenige Minuten, ehe Penguin den Raum betrat und meine leere Infusionsflasche gegen eine neue austauschte. Dann wurden meine Vitalwerte überprüft, ich bekam eine Spritze mit irgendeinem Zeugs drin injiziert, welches Müdigkeit in mir hervorrief und wachte zumeist erst am Nachmittag wieder auf. Am Abend wiederholte sich diese Prozedur. Penguin war scheinbar der Einzige, der für diesen Posten eingeteilt worden war, denn ein anderes Crewmitglied bekam ich in dieser Zeit nicht zu Gesicht- was ich nicht unbedingt als negativ empfand.
 

Penguin redete in dieser Zeit kein einziges Wort mit mir. Sein Gesicht hatte durchgehend einen nachdenklichen, konzentrierten und überhaupt nicht zu ihm passenden Ausdruck. Er sah mir nicht in die Augen, erledigte die medizinische Versorgung jedes Mal so schnell wie möglich und verließ anschließend den Raum wieder. Ich sprach ihn auch nicht von mir aus an, denn ich wusste, dass er mich entweder ignorieren würde oder das Ganze in einer heillosen Diskussion enden würde.
 

Law war seit seiner Androhung auf eine ernsthafte "Unterhaltung" nicht mehr hier aufgetaucht. Vermutlich wartete er ab, bis ich grade so regeneriert war, dass ich ihm alle gewünschten Informationen liefern konnte, ehe er mich die Konsequenzen meines Handeln würde spüren lassen. Ich wünschte mir, dass die Nachwirkungen von Saburos Giftattacke länger angedauert hätten und ich nach wie vor nicht hätte sprechen können.
 

Sehr zu meinem Missfallen musste ich feststellen, das meine Gesundheit sich schneller besserte, als mir lieb war. Die Symptome der Dehydration und der mangelhaften Ernährung waren durch die Infusion stark zurückgegangen, ich fühlte mich nicht mehr so schwach wie noch vor ein paar Tagen. Mit der Zeit konnte ich mich sogar im Bett aufrecht hinsetzen, ohne dass ich allzu starke Schwindel- oder Kopfschmerzattacken bekam. Lediglich mein Arm war nach wie vor taub.
 

Meine Versuche, die Heilung durch regelmäßiges Entfernen des intravenösen Zugangs an meiner Hand zu manipulieren und somit zu verlangsamen, zeigten keinerlei Wirkung. Penguin brachte ihn jedes Mal mit gerunzelter Stirn wieder an.

Erneut hieß es zu warten. Und wieder zerrte dies merklich an meinen Nerven. Wenn ich wach war, behielt ich beinahe ständig die Tür im Auge. Doch es sollte einige Zeit dauern, ehe Law sich dazu herabließ, mich erneut aufzusuchen. Genau genommen waren es fast zwei Wochen, welche vergangen waren, seit er das letzte Mal den Raum betreten hatte. Ich versuchte ruhig zu bleiben. Denn ich war mir sicher, bereits zu wissen, was mir bevorstand. Aber ich würde ihn nicht um Verzeihung oder Gnade oder sonstigen Müll bitten oder anflehen.
 

Nein, ich stand zu dem, was ich getan hatte. Und ich glaubte nicht, dass mein Vater überhaupt in der Position war, über mich zu urteilen und mir zu sagen, dass ich falsch gehandelt hatte. Er war der allerletzte Mensch, der das Recht hatte, mir das zu sagen, wenn man bedachte, was er getan hatte.
 

Da ich mich vollkommen an den routinemäßig gleichen Tagesablauf gewöhnt hatte, warf es mich komplett aus der Bahn, als eines Abends anstelle von Penguin Bepo im Krankenzimmer erschien. Auch er wirkte anders als sonst, angespannt und eingeschüchtert.
 

Nachdem er sich einen Moment lang, scheinbar wie um Zeit zu schinden, ziellos im Raum umgesehen hatte, trat er näher an mich heran. Es war offensichtlich, dass er nach den Ereignissen unschlüssig war, wie er sich mir gegenüber verhalten sollte.
 

Dann beugte er sich zu mir vor, um mir langsam den Zugang aus meiner Hand zu entfernen.
 

"Ich... Ich soll dich zum Captain bringen, Mina."
 

Okay, das kam unerwartet. Wieso kam Law nicht nach hier, sondern schickte sein kleines Schoßhündchen, um mich abzuholen?
 

"Mina? Ähm..." Bepo kratzte sich am Kopf, so, als wisse er nicht, wie er seinen Satz formulieren solle.
 

"Tschuldige, aber bitte versuch zumindest, den Captain nicht noch mehr zu reizen, er hat sowieso schon sehr schlechte Laune." Bepos Stimme war zum Ende hin immer leiser geworden, beinahe so, als habe er Angst, dass Law hören könnte, was er da gesagt hatte.
 

Soso, Law war also schlecht gelaunt? Hoffentlich lag das daran, dass ihm irgendetwas richtig Mieses passiert war, das würde ich ihm echt wünschen.

Ich wurde erst aus meinen Gedanken gerissen, als ich von Bepo ohne Vorwarnung hochgehoben wurde. Erst jetzt trat ihn mein Bewusstsein, was mir bevorstand. Und, dass ich gegen die nun folgende Entwicklung der Dinge nichts mehr würde unternehmen können.
 

Ich ließ Bepo widerstandslos gewähren, hielt meinen Blick starr gen Boden gerichtet. Versuchte, meine Umgebung auszublenden, auch die mich vom einen auf den anderen Moment erfassende Kälte. Die Blicke der anderen Crewmitglieder, als wir auf den Gang traten. All das war jetzt unwichtig und belanglos. Unwillentlich krallte ich mich in Bepos Pelz fest, in der Hoffnung, irgendwie Halt zu finden vor dem, was passieren würde.
 

Viel zu schnell kamen wir am Büro meines Vaters an, an dem mich Bepo wortlos runterließ. Ich stütze mich an der Wand ab, um nicht den Halt zu verlieren und umzufallen, denn meine Beine waren es nach der langen Zeit im Krankenbett nicht mehr gewohnt, mein Gewicht zu tragen.
 

Bepo klopfte zaghaft an der Tür. Als keine Antwort kam, wiederholte er dies, nur diesmal lauter. Bis aus dem Raum eine äußerst genervte Stimme zu vernehmen war:
 

"Komm rein, Bepo."



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