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Verachtung

9
 

Verachtung
 

KARI
 

Es stellte sich heraus, dass die Schule von Akemi eine Privatschule war. Sie war keine protzige Schmarotzerschule für Superreiche, aber trotzdem war ich klug genug um zu erkennen, dass keine einfachen Familien sich mit durchschnittlichem Einkommen die Schulgebühren hier leisten konnten. Alleine die Schuluniform war Beweis genug.
 

Mein Begleiter, Matsumoto, stand hinter mir am Auto und ich war unglaublich froh, dass er nicht mit mir in das Schulgebäude ging.

Ich hatte noch immer keinen Plan, wie ich ihm entkommen konnte, denn er hatte Adleraugen und er würde mich niemals wirklich alleine lassen, auch wenn er nicht bei mir war.

Seufzend betrat ich das große Gebäude und befand mich sofort in einem großen Saal, wo sich viele Schüler herumtummelten. Noch hatte der Unterricht nicht angefangen, trotzdem war es seltsam, dass sich die Schüler nicht in ihren Klassenräumen befanden.
 

Ich wusste nicht, wohin ich gehen sollte, deshalb stellte ich mich an die Wand. Ich hoffte, dass mich niemand bemerken würde, auch nicht die unbekannten Freunde von Akemi. Außerdem hatte ich noch keine Ahnung, in welche Richtung ich gehen sollte, wenn der Unterricht begann.

Ich ließ meinen Blick über die Schüler wandern. Die meisten standen in kleinen Grüppchen beieinander, niemand außer mir war alleine.
 

Plötzlich betraten einige Schüler den Saal und gingen an mir vorbei.

Ich nahm mir ein Herz und hielt einen Schüler am Ärmel fest. Er blieb überrascht stehen.

„Entschuldigung… Ich würde gerne wissen-…“, fing ich an, wurde aber sofort unterbrochen.

„Lass deine dreckigen Pfoten von Kenta, Ito!“, zischte das blonde Mädchen neben ihm und schubste mich weg. Ich wankte einige Schritte nach hinten.

„Du hast sie ja wohl nicht alle! Wag’ es ja nicht meinen Freund anzufassen!“

Verblüfft starrte ich sie an. Was wollte die denn plötzlich?

„Ich hab doch gar nichts gemacht!“, entgegnete ich und sie erstarrte kurz. Auch der Junge starrte mich an. Einige aus unserer Umgebung drehten sich nach uns um.

Das blonde Mädchen wurde vor Wut rot. „Halt die Klappe! Am Ende willst du ihn noch verfluchen!“

„Verflu-…Wie bitte?“ Ich hielt mir die Hand vorm Mund, um nicht laut loszulachen. Verhörte ich mich oder hatte sie gerade wirklich verfluchen gesagt?

„Saki, alles in Ordnung. Lass uns einfach weitergehen.“, versuchte der Junge namens Kenta sie zu beruhigen. Er legte seine Hand auf ihre Schulter und schob sie mit sich weiter Richtung Saal. „Was bildet die sich denn ein?!“, sagte sie beim Weitergehen noch. „Kümmer dich nicht drum, Sakilein. Du weißt doch, dass die einen an der Klatsche hat. Und nach diesem Unfall hat sie anscheinend endlich gelernt den Mund aufzumachen.“
 

Die Schüler um mich herum tuschelten und blickten mich mit erschrockener Miene an.

Was war denn ihr Problem? Hatte ich irgendetwas im Gesicht?

Ich kümmerte mich nicht um die anderen und stellte mich wieder an die Wand.

Akemi hatte ein wirklich seltsames Leben. Sie hatte seltsame Eltern und ihre Schule mit ihren Schülern war doppelt seltsam.
 

„Ito?“

Ich hob überrascht meinen Kopf, als ich plötzlich zwei Füße vor mir sah. Ito?

Ein hübsches schwarzhaariges Mädchen stand vor mir mit einem breiten Lächeln. Eine Freundin von Akemi?

„Ja?“, entgegnete ich. Stimmt, ich war ja Akemi Ito.

Ihr Lächeln wurde noch breiter und ihre Augen blitzten belustigt.

„Das gibt’s nicht.“, raunte sie und fing an zu lachen.

Ihr schallendes Lachen erfüllte den Raum und ich starrte sie nur an. Was war denn jetzt schon wieder so lustig?

Plötzlich klingelte die Schulglocke und die Schüler machten sich auf dem Weg in ihre Klassen.

Das seltsame Mädchen blieb vor mir stehen und ihre Augen wirkten noch größer. Ihr Lächeln verschwand.

„Na los, Ito. Auf geht’s in unsere Klasse.“, waren ihre Worte und mit einem Ruck drehte sie sich um und ging.

Einen Moment blieb ich stehen und schaute ihr hinterher.

Ich wusste nicht, was los war, aber irgendwie hatte ich das Gefühl, dass ich ihr besser nicht vertrauen sollte.

Trotzdem ging ich los und folgte ihr, denn anscheinend waren das Mädchen und ich in einer Klasse.
 

Im Klassenzimmer wurde das Mädchen sofort von allen Seiten stürmisch begrüßt.

„Kana! Guten Morgen!“

„Wie geht’s dir, Kana?“

„Ich hab dich so vermisst!“

„Wir haben uns doch gestern erst gesehen.“, sagte sie und lächelte in die Runde.

Sie ging zum Lehrerpult und klatschte in die Hände.

„So! Hinsetzen, Leute! Unser Klassenlehrer kommt heute erst zur zweiten Stunde und hat mir einige Aufgaben für uns hinterlassen, die ich euch austeilen soll.“, rief sie mit heller Stimme.

Die Schüler setzten sich auf ihren Befehl sofort hin und ich schlich auf den leeren Platz in der hintersten Reihe und setzte mich ebenfalls. Irgendwie wusste ich, dass Akemi dort sitzen würde, denn der einzige freie Platz sonst war noch ganz vorne und ich war mir sicher, dass dort diese Kana saß.
 

„Hier, verteil du die Aufgaben.“, befahl sie einen Jungen direkt vor ihr und begeistert nahm er ihr die Zettel aus der Hand.

Während er jedem Schüler die Aufgaben verteilte, fing Kana wieder an zu sprechen.

„Außerdem habe ich noch eine erfreuliche Nachricht für euch.“

Interessiert blickten alle zu Kana hinauf.

Sie lächelte zuckersüß und ihr Blick wanderte zur hintersten Reihe…und blieb bei mir hängen.

„Ich freue mich euch mitzuteilen, dass unsere Mitschülerin Akemi Ito aus dem Krankenhaus entlassen wurde und wieder zur Schule gehen kann.“, rief sie laut.

Die gelassene Atmosphäre erstarrte augenblicklich und alle Blicke wanderten zu mir. Der Junge mit den Zetteln blieb ebenfalls stehen und starrte mich an.

„Akemi hatte einen schlimmen Unfall, aber glücklicherweise ist nichts schlimmes passiert. Akemi, möchtest du nicht nach vorne kommen und ein paar nette Worte sagen?“, flötete sie und strahlte mich an.

Ich blinzelte nur und bewegte mich nicht. Ich war viel zu geschockt und starrte Kana deshalb nur an. I-Ich sollte nach vorne kommen? War das so üblich in dieser Klasse?

Mit einem Frosch im Hals zwang ich mich dann aber aufzustehen und ging langsam nach vorne zur Tafel. Ich spürte die Blicke der anderen auf mir liegen und versuchte den Drang einfach wegzulaufen zu unterdrücken.

Du schaffst das schon, Kari. Die Klasse hat sich anscheinend wirklich Sorgen um dich gemacht und jetzt musst du doch nur sagen, dass es dir wieder gut geht. Und dann setzt du dich wieder hin und alles ist überstanden, dachte ich und versuchte mir Mut zu machen.

Räuspernd öffnete ich langsam den Mund. „Ehm…Hallo Leute. Ich bin euch dankbar, dass ihr euch solche Sor-…“ Weiter kam ich nicht, denn Kana fing an zu kichern.

Irritiert schaute ich sie an und dann bemerkte ich, wie die anderen ebenfalls breit grinsten.

Kanas Lachen wurde lauter und schließlich klatschte sie wieder in die Hände.
 

„Ich glaub’s einfach nicht! Seht euch das an! Unser kleines Schweigelämmchen hat endlich gelernt den Mund aufzumachen!“, rief sie höhnisch und die Schüler vorne lachten ebenfalls. Einige schüttelten den Kopf und die ganz hinten wandten sich ab und machten ihre Aufgaben.

Ich lief puterrot an. Mir war das alles schrecklich peinlich. Dabei wusste ich nicht einmal, warum?

Warum lachten sie mich aus?

„Die hatte doch einen Unfall! Wahrscheinlich hat der in ihrem Kopf den Stummschalter ausgestellt!“, sagte ein Junge und sein Nachbar stieß einen zustimmenden Laut aus. Die Mädchen links von ihnen kicherten wild und eine zeigte sogar mit dem Finger auf mich!

„Hey, hey! Jetzt hört mal eben auf, Leute!“, sprach Kana wieder und legte mir einen Arm um die Schulter.

„Lasst uns Akemi einen kräftigen Beifall schenken, dass sie endlich gelernt hat zu sprechen! Anscheinend ist sie doch nicht so hinterher geblieben im Kopf.“

Ein lauter Beifall klatschte mir entgegen, die Jungen pfiffen und die Mädchen kriegten sich kaum ein vor Lachen.

Ich biss mir auf die Lippen und versuchte die Tränen der Demütigung aufzuhalten.

Niemals würde ich vor diesen Menschen weinen! Niemals!!

Kana fuhr sich durch ihre schwarzen Haare und seufzte.

„Seien wir dankbar dafür, dass Akemi durch den Unfall endlich ein richtiger Mensch geworden ist.“, sagte sie und ging zu ihrem Platz. Sie ließ mich einfach stehen.

Ich starrte ihr hinterher.

Noch nie in meinem Leben hatte ich solch eine Demütigung erfahren. Noch nie wurde ich so dermaßen herabwürdigend behandelt und bloßgestellt!

Ich musste mich zusammenreißen! Ich durfte jetzt nicht wegrennen, so gerne ich es auch wollte.

Ich biss meine Zähne zusammen und ging langsam wieder auf meinen Platz zurück. Die Jungen grölten mir noch hinterher, doch ich versuchte sie zu ignorieren.

Wäre ich jetzt aus dem Klassenzimmer rausgegangen, hätten sie mich nur noch mehr erniedrigt und ich wollte ihnen diese Befriedigung nicht geben. Niemals würde ich vor diesen Menschen Schwäche zeigen.

Gut, sie waren alle jünger als ich und ihr kindisches Verhalten konnte einem verziehen werden, doch in ihren Augen hatte ich gesehen, dass sie es wirklich genossen. Außer die, die sich lustig gemacht hatten, waren da noch die Mitschüler in den hinteren Reihen. Sie waren nicht beteiligt gewesen, doch sie hatten auch nichts unternommen, sondern haben ihr Tun einfach ignoriert.

Hatte Akemi in dieser Klasse überhaupt jemanden als Freund? Gab es hier niemanden dem sie vertrauen konnte?

Mein Herz klopfte wie wild und ich starrte auf mein Arbeitsblatt. In mir brodelte es immer noch und plötzlich fühlte ich etwas neues… Etwas erschreckendes…
 

Ich war unglaublich sauer.

Ich war unglaublich sauer auf Akemi. 
Denn durch ihr verzweifeltes, einsames Leben hatte ich diese Demütigung erfahren.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Here we are again :D
Kana wird noch einige Male auftauchen und für Ärger sorgen ;) Ich kann sie nicht ausstehen, aber sind die Gemeinen nicht immer das Salz in der Suppe? :D
Was haltet ihr davon?
Und könnt ihr verstehen, warum Kari sauer auf Akemi ist? :D

Nächste Kapitel am Donnerstag!
LG <3 Komplett anzeigen

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