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Gravity Falls

Klassenfahrt in die Stadt des Übernatürlichen
von

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Kapitel 11: Ablenkungsmanöver á La Polizei

Dipper, Mabel und Larry konnten schon vom weitem das wirre Durcheinander aus Stimmen hören, das ihre Klassenkameraden veranstalteten.

»Die sind einfach nicht in den Bus gestiegen.«

»Und jetzt ist unser Freund bei diesen Psychozwillingen.«

»Ob die ihm was antun?«

»Red keinen Stuss.«

»Ja, Dipper und Mabel sind in Ordnung,«

»Larry hat doch selber schuld.«

»Kinder, Kinder«, versuchte Mr. Anderson die Klasse zu beruhigen und gleichzeitig von Ms. Gringer und den Polizisten abzuschirmen. Was ihm freilich schwer fiel, da sich alle Schüler mit Armen und Beinen an ihn vorbeizudrängen versuchten. »Atmet tief durch. Autsch! Findet eure Mitte. Aua! Möchte jemand ein Räucherstäbchen?«

Ms. Gringer erging es nicht viel besser. Sie bekam zwar keine Ellbogen in die Rippen, schien aber einer Kopfexplosion nahe zu sein, jedenfalls schloss Dipper das an ihrem hochroten mit Adern überzogenen Nacken, den er auch von der anderen Straßenseite aus erkennen konnte. Das war nicht verwunderlich, denn sie unterhielt sich mit dem ebenso gutherzigen wie auch begriffsstutzigen Deputy Durland. Und das tat sie, wie sie sich auch mit jedem anderen unterhielt; sie schrie ihn in Grund und Boden.

»Könnten Sie das bitte noch mal wiederholen?«, fragte Deputy Durland vorsichtig als hätte er einen wütenden Bären vor sich und hob mit zitternden Händen Stift und Notizblock.

»Muss ich eigentlich alles vier mal sagen?«, blaffte Ms Gringer in an und Deputy Durland wich an den Wagen zurück. »Drei Kinder aus meiner Klasse sind an der Tankstelle zurückgeblieben. Schicken Sie jemanden los, der sie abholt.«

Deputy Durland kritzelte mit der Zunge zwischen den Zähnen wie wild auf seinem Notizblock herum.

»Ma'am, ich muss Sie bitten sich zu beruhigen«, sagte ein kurz geratener, dicker schwarzer Mann mit gewaltigem Schnauzbart der gerade einen Funkspruch beendet hatte und aus dem Auto stieg. Er richtete seine Hose über seinen dicken Bauch zurecht. »Was haben wir bis jetzt, Deputy Durland?«

Der Deputy reichte dem Sheriff seinen Notizblock. Darauf waren drei kritzelige Figuren zu sehen, die weinend auf einer Straße standen, bis ein Polizeiauto vorbeikam und die Kinder einsammelte, plötzlich fliegen konnte und die Kinder mit auf eine Abenteuerreise durch den Weltraum nahm.

Ms. Gringer starrte fassungslos auf die Zeichnungen.

»Sagen Sie mal, sind sie bescheuert?«, schrie sie. »Wie inkompetent sind Sie eigentlich? Können sie überhaupt schreiben?«

»Nein«, antwortete Deputy Durland wahrheitsgemäß.

»Aber er lernt es gerade.« Sheriff Blubs legte liebevoll seine Hand auf Durlands Arm. »Und er gibt sich sehr viel Mühe.«

»Ich bin jetzt bei dem Buchstaben drei«, sagte Durland stolz.

Ms. Gringer griff sich an den Kopf.

»Wie sind denn die Namen der verlorenen Kinder?«, fragte Sheriff Blubs.

»Larry Hesterfield«, sagte Ms. Gringer. »Und Dipper und Mabel Pines.«

Einen Moment lang war es still. »Haben Sie gerade Dipper und Mabel Pines gesagt?«, fragte Sheriff Blubs nach und zog eine Augenbraue nach oben.

»Ja, habe ich.«

»Zwillinge? Dreizehn Jahre alt? Mit braunen Haaren? Intelligenter, leicht nerdiger Junge? Lebenslustiges, leicht verrücktes Mädchen mit Zahnspange?«

»Genau«, antwortete Ms. Gringer verwirrt. »Woher wissen Sie das?«

Aber Blubs wandte sich schon an den Deputy.

»Deputy Durland, verständige sofort alle Einsatzkräfte!«, befahl er. »Alles muss sofort stehen und liegen gelassen werden. Wir starten eine Suchaktion nach den Pines-Zwillingen. Das Alphateam nach Norden. Das Betateam nach Süden. Delta und Gamma übernehmen Westen und Osten! Und gebt es auch in der ganzen Stadt bekannt. Ich will so viele freiwillige Helfer wie möglich! Und verständige die Hubschrauberflotte!«

Deputy Durland salutierte.

Doch dieser Aufwand schien etwas zu viel für Ms Gringer zu sein.

»Sheriff Blubs«, sagte sie. »Bitte fahren Sie doch einfach zu der Tankstelle und holen die Kinder ab. Ich bin sicher, dass sie noch da sind. Alles was ich will ist, dass die Kinder sicher in meiner Nähe sind, bevor sie noch in eine Bärenfalle treten, oder so was.«

»Keine Sorge Ma'am«, sagte Sheriff Blubs zuversichtlich. »Auch für uns liegt die Sicherheit der Kinder an erster Stelle. Deshalb haben die Männer Befehl auf alles zu schießen, was sich bewegt.«

Durland griff durch das Fenster des Wagens und holte eine Schrotflinte hervor.

In diesem Moment, bevor alles noch schlimmer werden konnte, war es Boomer der Dipper, Mabel und Larry über die Straße laufen sah.

»Da sind sie doch!«, rief er.

Ms. Gringer wirbelte herum, zusammen mit dem Rest der Klasse und Mr. Anderson, der unter einem dutzend Füßen begraben war. Eine Sekunde lang wurden die drei fassungslos angestarrt.

Dann drängten sich alle um sie herum und sprachen wild durcheinander. Sofort zog Jeffrey Larry weg von Dipper und Mabel, als ob die beiden eine ansteckende Krankheit hätten. Dipper hörte Larry noch sagen: »Alter, das war so cool! Du wirst nicht glauben was passiert ist!«, und hoffte nur, dass er jetzt nichts falsches sagte und noch bevor irgendjemand Sheriff Blubs oder Deputy Durland aufhalten konnten, waren die beiden Polizisten schon bei den Geschwistern und schlossen sie gleichzeitig in die Arme – was Ms. Gringer so gar nicht gefiel.

»Hey, was machen Sie da mit den Kindern?«, rief sie und stapfte wie ein wütender Drache auf sie los, wobei sie auch Mr. Anderson niedertrampelte, der wohl vermeiden wollte, dass sie dem Sheriff eine knallte.

»Ähm... Polizeiliche Ermittlungen«, murmelte Sheriff Blubs und er und Deputy Durland ließen die strampelnden Kinder wieder auf den Boden zurück. Dann stützte er sich auf ein Knie und legte Dipper und Mabel eine Hand auf die Schulter. »Ist bei euch auch alles in Ordnung?«, fragte er und zog sogar ein Stück weit seine Sonnenbrille nach unten um Dipper anzusehen.

»Ja, alles gut Sheriff«, sagte Dipper, dem nicht gefiel, wie interessiert die anderen zu ihnen hinüber sahen.

Aber da war schon Ms. Gringer bei ihnen und schob Sheriff Blubs zur Seite.

»Jetzt lassen Sie die Kinder in Ruhe. Sie tun ja gerade so, als ob Sie sich kennen würden.«

Sheriff Blubs zog die Stirn kraus. »Aber natürlich kennen wir die beiden«, sagte er so laut, dass alle es hörten. »Das ist sind die Pineszwillinge.«

»Und woher genau kennt ihr euch?« Diese Frage war nicht an den Sheriff sondern an Dipper gerichtet. Ms. Gringer war wie ein Spürhund, der eine Fährte aufgenommen hatte. Alle Augen waren nun auf sie gerichtet.

Mabel sah, wie ihr Bruder nervös schluckte. Er war kein dummer Kerl, aber die hohe Kunst des Lügens würde er wohl niemals meistern. Schon gar nicht bei einer Frau wie Ms. Gringer, die eine Lüge zwei Meilen gegen den Wind riechen konnte.

Schnell trat Mabel einen Schritt nach vorne, salutierte mit einem grimmigen Blick und sagte: »Ma'am, wir waren in den Sommerferien hier, Ma'am.«

Eine Sekunde lang schaute Ms. Gringer Mabel an und wandte sich dann wieder Dipper zu. »Ach wirklich?«

Dipper nickte.

»Sie haben unsere Stadt gerettet«, sagte Deputy Durland Freude strahlend.

»Durland!« Sheriff Blubs zog an Durlands Arm.

»Ups. Sorry Sheriff«, sagte Durland durch seine vor den Mund geschlagenen Hände.

»Vor der Langeweile«, sagte Mabel schnell, als Ms. Gringer die beiden Polizisten fragend ansah. »Es war hier ziemlich langweilig. Sie wissen schon. Kleinstadtmäßig.«

»Genau«, stimmte Sheriff Blubs etwas zu schnell zu. »Hier gibt es nichts zu sehen. Nicht in Gravity Falls. Lassen sie mal gut sein.«

»Ja, sonst müssen wir sie zappen!« Fröhlich wie ein Schulmädchen stach Deputy Durland mit seinem Elektroschocker in der Luft herum. »Zapp, zapp!«

»Wollen Sie mir etwa drohen?«, knurrte Ms. Gringer, packte den Elektroschocker und zerquetschte ihn in einer Hand, als wäre er nur eine Plastikdose.

»Ms. Gringer«, sagte Mr. Anderson flehend. »Bitte beruhigen Sie sich. Das wichtigste ist doch, dass es den Kindern gut geht.«

»Da haben Sie wohl recht«, sagte Ms. Gringer widerwillig, während Deputy Durland den Einzelteilen seines Elektroschockers nachtrauerte.

»Zappie, mein kleiner Zappie.«

»Wir besorgen dir einen neuen, Durland«, sagte Sheriff Blubs und legte Durland tröstend einen Arm um die Schultern.

»Allerdings«, sagte Ms. Gringer laut und wandte sich wieder Dipper und Mabel zu. »Mit euch bin ich noch nicht fertig.« Sie schob sich die Trillerpfeife in den Mund, die sie um den Hals trug und blies hinein. »Larry Hesterfield, sofort vortreten!«

Mit bleichem Gesicht löste sich Larry aus der Menge der Kinder und stellte sich neben die Zwillinge.

Ms. Gringer spuckte die Pfeife aus und baute sich vor ihnen auf und die drei schrumpften ein kleines Stück unter ihren funkelnden Augen zusammen.

»Stillgestanden!«, befahl Ms. Gringer und die drei Kinder streckten ihre Rücken durch.

»Was habt ihr euch eigentlich gedacht?«, begann sie sehr leise, doch jeder in der Schule hatte schon einmal einen Wutausbruch von Ms. Gringer mitbekommen, ob er nun in der Nähe gewesen war oder nicht. »Noch nie bin ich Zeuge von solch respektlosem Verhalten geworden. Was ihr getan habt war Befehlsverweigerung! Ihr seid praktisch desertiert! Am besten schicken wir euch sofort wieder nach Hause!«

Dipper und Mabel konnten sehen, dass Ms. Gringer nicht scherzte. Eine ihrer Adern an ihrem Hals war so dick angeschwollen, dass sie gleich zu platzen drohte.

Allerdings waren Dipper, Mabel und Larry nicht die einzigen, die etwas dagegen hatten. Empört redete die ganze Klasse wieder durcheinander.

»Das können Sie doch nicht machen!«, sagte Marty Baxter wütend.

»Das wäre total unfair!«, stimmte Agelica Price zu. »Ich will auch wieder nach Hause.«

»Sie waren diejenige die einfach weitergefahren ist«, traute sich Boomer zu sagen, aber auch nur so leise, dass Ms. Gringer nicht merkte, dass er es sagte.

»Ruhe!«, rief Ms. Gringer und blies wieder in ihre Pfeife. »Ruhe in der Truppe!«

»Sie scheinen die Kinder ja ganz ausgezeichnet im Griff zu haben«, sagte jemand mit leicht amüsierter Stimme und als sie sich umdrehten stand der Astranamann hinter den Geschwistern.

Ms. Gringer blinzelte ihn überrascht an. »Und wer sind Sie?«

»Mein Name ist Skytale«, sagte der Astranamann. »Ich habe die Kinder an der Tankstelle getroffen und war so frei sie mit zu nehmen.«

Skytale, dachte Dipper. Klingt ausgedacht. Trotzdem nickte er heftig wie seine Schwester und Mabel gab Larry einen Stoß, damit dieser sich ihnen anschloss.

»Wenigstens ein Erwachsener auf den man sich anscheinend verlassen kann«, sagte Ms. Gringer und reichte Mr. Skytale die Hand. »Ich muss mich bei Ihnen bedanken.«

»Und ich ebenfalls«, sagte Mr. Anderson der sich vom Boden aufrappelte.

»Bitte, das war doch selbstverständlich«, sagte Skytale als er ihre Hand schüttelte und fügte hinzu: »Sie haben aber nicht wirklich vor die Kinder nach Hause zu schicken, oder?«

»Ich werde tun, was ich für richtig halte«, erwiderte Ms. Gringer kurz angebunden und zog ihre Hand zurück.

»Verstehen Sie mich bitte nicht falsch. Es liegt mir fern ihnen Vorschriften machen zu wollen«, sagte Skytale gelassen und ergriff Mr. Andersons Hand. »Nur, wie ich das mitbekommen habe, haben sich diese Kinder schon sehr auf diesen Ausflug gefreut. Außerdem werden die Eltern bestimmt sehr überrascht sein, ihre Kinder so früh wieder zu sehen, sollten Sie sie nach Hause schicken. Sie können sich sicher vorstellen, was dann passiert.«

Mr. Anderson wurde blass.

»Sie werden sehr enttäuscht von uns sein«, nuschelte er.

»Sie werden sich vor allem fragen, warum die Kinder nach Hause geschickt wurden«, führte Ms. Gringer den Gedanken richtig gehend fort.

»Absolut richtig«, bestätigte Skytale. »Und was passiert wenn sie erfahren, dass drei Kinder einfach an einer Tankstelle vergessen wurden und von einem Wildfremden mitgenommen werden mussten?«

»Das wird ärger geben«, sagte Mr. Anderson ängstlich. »Oh nein, oh nein, oh nein, oh nein.«

Ms. Gringers Züge verhärteten sich.

»Wie gesagt, ich will Ihnen nicht vorschreiben was Sie zu tun haben. Aber es kann halt schnell die Frage aufkommen, ob man Ihnen jemals wieder eine solch verantwortungsvolle Aufgabe zuteilt.«

Ms. Gringer fing langsam an zustimmend zu nicken.

»Aber selbst wenn Ihnen das egal sein sollte«, führte Skytale fort, »und Sie die Kinder nach Hause schicken, dann muss immer noch eine Begleitperson dabei sein. Und ich glaube nicht«, Skytale trat einen Schritt vor um Ms. Gringer leise zu zu murmeln, »dass Sie ihren Kollegen da mit dem Rest der Klasse alleine lassen wollen.«

Ms. Gringer warf Mr. Anderson einen kurzen Blick zu, der verzweifelt versuchte sich zu beruhigen und sich mit beiden Händen Luft zu fächerte.

»Atmen, atmen, atmen.«

Mit einem trockenen Gesichtsausdruck wandte sie sich wieder an Skytale. »Auf keinen Fall.«, sagte sie. »Sie haben mich wohl gerade davor bewahrt einen großen Fehler zu begehen.«

»Nichts zu danken«, erwiderte Skytale.

Mabel, Dipper und Larry atmeten erleichtert auf, fingen sich dafür aber einen scharfen Blick von Ms. Gringer ein.

»Aber mit euch drei bin ich noch nicht fertig«, fauchte sie und deutete auf alle drei von ihnen. »Glaubt ja nicht, dass ihr schon aus dem Schneider seit. Ihr macht nachher Liegestütze bis euch die Arme abfallen! Und macht ihr auch nur noch einmal Ärger, werde ich euch persönlich zurück nach Pietmond marschieren lassen!«

Alle drei salutierten.

»Auf die Füße, Sie Weichei!«, schnauzte Ms. Gringer als sie den in Fötusstellung am Boden kauernden Mr. Anderson auf die Füße zog und zum Bus schleifte, damit er besser atmen konnte.

Dipper wischte sich die Stirn. »Das ist gerade noch mal gut gegangen«, sagte er zu Mabel, aber da war schon Boomer bei ihnen und sagte aufgeregt: »Das ist doch der Typ der euch verfolgt hat. Soll ich euch helfen?«

»Nee, ist schon gut Boomer«, sagte Dipper schnell und hoffte, dass niemand ihn gehört hatte, aber natürlich hatten alle ihn gehört. Außer Ms. Gringer und Mr. Anderson, der sich in dem Bemühen sich nicht zu Übergeben auf die Motorhaube des Busses stützte. Trotzdem waren dutzende neugierige Augenpaare nun auf sie gerichtet.

»Da liegt wohl eine Verwechslung vor«, sagte Skytale ruhig.

»Tut es nicht«, widersprach Boomer unbeirrt. »Sie sind der Typ aus dem Cousin Kevins. Der Stalker.«

»Stalker?« Der Mann Namens Skytale hob eine Augenbraue. »Ich bin mit Sicherheit kein Stalker.«

»Ist er nicht«, schaltete Mabel sich ein. »Das war ein völlig anderer Mann.«

»Dann sind Sie doch ein Geheimagent«, platzte Boomer heraus. »Ist er doch, Dipper.«

»Boomer das reicht jetzt«, zischte Dipper, als einige anfingen zu kichern.

»Ich muss dich enttäuschen, aber ich bin keinesfalls ein Geheimagent«, sagte Skytale mit einem amüsierten Lächeln.

»Das ist genau das, was ein Geheimagent sagen würde«, murrte Boomer und verschränkte die Arme vor der Brust. »Sie haben Dipper und Mabel im Cousin Kevins verfolgt. Ich hab's genau gesehen.«

»Echt wahr?«, fragte jemand und alle traten interessiert einen Schritt näher.

»Ich bin kein Stalker und ich bin auch kein Geheimagent«, sagte Skytale und warf Dipper einen Blick zu. »Können wir uns für eine Sekunde unterhalten?«

Doch als Mr. Skytale einen Schritt auf Dipper zu machte, sprang der kleine dicke Boomer ihn plötzlich an den Hals.

»Lauft weg! Ich halte ihn auf so lange ich kann!«, schrie er. Doch Skytale stand einfach da, als würde er Boomers zusätzliches Gewicht gar nicht bemerken.

»Geh runter von mir, Junge.« Skytale versuchte Boomer von sich zu ziehen, aber der schien an ihm zu kleben wie ein alter Kaugummi. »Das bringt doch nichts. Au! Hör auf mich zu beißen!«

Wie ein Käfer kletterte Boomer auf Skytales Rücken und setzte sich auf seine Schultern.

Sofort entbrannte ein wildes Lachen, Rufen und Anfeuern unter den Schülern und Boomer klammerte sich wie eine Zecke an Skytale, der sich wild hin und her drehte.

Mr. Anderson und Ms. Gringer bekamen davon übrigens überhaupt nichts mit, da Mr. Anderson bei einer seiner Atemübungen aus Versehen eine Biene in den Mund bekam und versuchte sie aus seinem Rachen zu würgen.

Mabel sah ihren Bruder an, auf dessen Gesicht deutlich die Worte Oh Mann, was machen wir denn jetzt prangten.

Aber Mabel hatte glücklicherweise schon einen Plan. Unlängst hatte sie Deputy Durlands rote Zunge und den Zucker in Sheriff Blubs Bart bemerkt.

»Sheriff Blubs. Wir brauchen ein Ablenkungsmanöver«, sagte sie.

Sheriff Blubs hob hilflos die Hände. »Ja, aber womit denn?«

Mabel öffnete den Kofferraum des Polizeiwagens, der ganz richtig ihrer Vermutung nach bis oben hin vollgestopft war mit bunten Tüten voller Süßigkeiten.

»Nein, nicht die konfiszierte Ware«, jammerte Deputy Durland.

»Die haben wir heute erst bei unserer 'Gesundheitskontrolle' im Sweets'N Cheeks besorgt«, sagte Sheriff Blubs ebenso verzweifelt, deutete mit den Fingern aber trotzdem dicke Gänsefüßchen bei dem Wort Gesundheitskontrolle an.

Schon hatten die Zwillinge die Arme voller Tüten und sprangen auf das Dach des Polizeiwagens.

»Alle mal herhören!«, rief Dipper in die johlende Menge seiner Klassenkameraden.

»Jetzt gibt es Süßigkeiten!«, rief Mabel und warf alle Tüten auf einmal in die Runde.

Es gibt wohl nichts, was eine Meute von Kindern so gut ablenkt, wie freie vom Himmel fallende Süßigkeiten. Sofort war die ganze Aufmerksamkeit der Klasse auf Dipper und Mabel gerichtet, oder viel mehr auf die Süßigkeiten, die wie ein Schatz im Sonnenlicht aus dem Kofferraum funkelten.

Wie eine wilde Raubtiermeute fielen die Kinder darüber her und Sheriff Blubs und Deputy Durland entkamen den gierigen Klauen gerade noch, indem sie sich hinter dem Auto in Deckung warfen.

Eine Träne lief Deputy Durlands Gesicht hinunter. »Oh nein«, weinte er bei dem Anblick wie die Kinder Tüten um Tüte und Päckchen um Päckchen aus dem Kofferraum rissen.

Sheriff Blubs legte ihm mitfühlend einen Arm um die Schultern. »Es dient einem höheren Zweck«, sagte er und tätschelte Durland den Kopf. »Es dient einem höheren Zweck.«

Mabel und Dipper sprangen vom Dach und liefen zu Skytale, der immer noch versuchte sich von Boomer zu befreien, oder wenigstens nicht von ihm erwürgt zu werden, denn Boomer hatte seine Arme fest um seinen Hals geschlungen, wenn auch nur, um nicht herunter zu fallen.

Dipper und Mabel zogen an Boomers Armen, damit Skytale wieder etwas Luft bekam. »Boomer, lass ihn los!«

»Ihr seid ja immer noch da.«

Sie mussten Skytale erst einmal selbst in die Knie ringen, bevor Boomer gewillt war los zu lassen. Der Mann schnappte nach Luft.

»Ich hab euch doch gesagt, ihr sollt weg laufen«, beschwerte sich Boomer.

»Boomer, dieser Mann ist kein Geheimagent«, stellte Dipper klar.

»Ja, also komm. Sonst sind gleich alle Süßigkeiten weg«, sagte Mabel und zog Boomer mit sich zum Polizeiwagen.

Skytale richtete sich hustend wieder auf und glättete seinen Mantel.

»Das tut mir leid«, sagte Dipper. »Und danke.«

»Es wäre nicht gut für mich, wenn deine Schwester und du direkt wieder nach Hause geschickt werden würdet«, sagte Skytale und klopfte sich Staub von den Schultern. »Aber von jetzt an werdet ihr auf euch allein gestellt sein. Noch mal komme ich nämlich nicht vorbei.«

Dipper sah seine letzte Chance gekommen, den Mann namens Skytale etwas zu fragen, was ihn schon die ganze Zeit beschäftigte.

»Wer sind sie?«, fragte er. »Und was machen Sie?«

»Das habe ich doch schon gesagt«, antwortete der Mann. »Mein Name ist Skytale und ich sorge dafür, dass gewisse Dinge passieren, wenn man mich dafür bezahlt.«

»Ist das wirklich alles?«, fragte Dipper. Er hatte das untrügliche Gefühl, dass Skytale, wenn es denn sein richtiger Name war, noch etwas vor ihm verheimlichte.

Doch der Mann lächelte nur.

»Ich wünsche euch beiden eine schöne Klassenfahrt«, sagte er nur und ging zu seinem Astrana, der auf der anderen Straßenseite stand.

Dipper starrte ihm hinterher. Bis ihn eine Tüte Marshmallows am Kopf traf.

»Dipper, komm schnell!«, schrie Mabel über die Köpfe der anderen hinweg, in jeder Hand so viele Packungen Sprinklewinkles wie möglich. »Mach schon. Sonst ist gleich alles weg!«
 

Skytale parkte am Straßenrand und stieg aus. Er schlenderte über einen quadratisch angelegten Platz in dessen Mitte ein trockener Springbrunnen stand und setzte sich auf eine Bank. Herbstlaub wehte ihm mit einem frischen Wind entgegen und Skytale drückte die finger fester gegen seinen warmen Kaffeebecher.

Skytale nahm einen Schluck aus dem Becher.

»Ab jetzt liegt alles bei dir«, sagte er zu der Person, die neben ihm saß. »Ich weiß, du willst das nicht hören, aber du musst das nicht allein machen... Jetzt sieh mich nicht so an, ich weiß ich kann dich nicht davon abbringen. Pass nur gut auf dich auf. Das ist alles worum ich dich bitte.«

Mr. Skytale stand wieder auf und wandte sich zum Gehen. »Und noch etwas«, sagte er schließlich. »Es ist nichts falsch daran, jemanden um Hilfe zu bitten. Vergiss das nicht. Also wenn du Hilfe brauchst, bitte jemanden darum.«

Mit einem gewissen Gefühl von Sorge in seinem Magen setzte er sich wieder in den Astrana und verließ Gravity Falls.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Blue_StormShad0w
2019-08-11T16:24:17+00:00 11.08.2019 18:24
Oh ja, was das mit Mr. Poolcheck da unten noch stand, hatte ich noch vergessen.
Also Mrs. Grangers Charakter erinnert mich ein wenig an diesen Kerl. Wollte ich noch dazuschreiben hab's nur vergessen. (^-^)° Bestimmt wird sie sich mit Poolcheck bestens verstehen, wenn sie sich begegnen sollten.
So, bis gleich nochmal.
Von:  Blue_StormShad0w
2019-08-11T16:19:56+00:00 11.08.2019 18:19
Hallo und guten Abend.
Lang ist es her. Ein tolles sowie lustiges Kapitel war das wieder!
Ich habe mich sehr amüsiert. (^v^)
Oh Junge, was für ein Szenario. Also Mrs. Granger ist einfach der Hammer - und das kann man bei ihr wortwörtlich nehmen. Konnte mir super vorstellen, wie sie den armen Deputy den Elektroschocker kaputt macht und ihren Kollegen niedertrampelt. Hahaha, ich habe so gelacht dabei!
Aber wie du Sheriff Blubs und Deputy Durland hier beschrieben hast, einfach wunderbar. Die Charakterzüge waren wunderbar herauskristallisiert. Am besten fand ich hier, wo Blubs eine Suchaktion durchführen wollte, als er erfuhr, dass die verschwundenen Kinder Dipper und Mabel sind. Tja, sind halt kleine Helden in Gravity Falls. (^^) Auch das mit den Süßigkeiten von der Gesundheitskontrolle "(^^)" und das diese einen höheren Zweck geopfert werden mussten, hat wunderbar gepasst!
Hm, wer wohl die Person war mit der dieser Skytale gesprochen hat? Bin da mal sehr gespannt.
Gut, lese dann mal schnell weiter, bis gleich!

Mr. Poolcheck


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