Sweet & Spice
Kousuke hasste alles an Ryotaro.
Wann immer er den Jüngeren ansah, überkam es ihn. Er sah in Ryotaros Gesicht und keine einzige Pore von Makel. Ryotaro hatte das große Glück nur wenige Leberflecke in seinem Gesicht vorzuweisen, die man zudem auf Fotos so gut wie nie sah, während Kousuke direkt vier Stück hatte, die er verabscheute wann immer er in den Spiegel schaute. Er verabscheute sie mindestens genauso sehr, wie seine unheimlich großen Grübchen, die sich von seinen Nasenflügeln bishin zu seiner Unterlippe erstreckten.
Er hasste Ryotaros perfekte Lippen. Seine Oberlippe genauso groß wie seine Unterlippe, wirkten sie wie ein perfektes Zusammenspiel, wenn sie aufeinander lagen. Jenes noch viel mehr wenn Ryotaro schmollte und der untere Teil seiner Lippe noch mehr zum Vorschein kam, als er überhaupt sollte.
Auch seine Größe hasste Kousuke. Mit Ryotaro Basketball spielen zu gehen, war die dümmste Idee, die Kousuke je hätte haben können. Nicht nur seine Beine waren länger, nein, auch seine Arme, welche Ryotaro durch einen geschickten Schlag beim Dribblen dazu verhalfen Kousukes Ball zu stehlen um anschließend mit Leichtigkeit einen Korb zu werfen. Er hasste Ryotaros Sportlichkeit. Wie dieser nie Probleme hatte für all die verschiedenen Theaterstücke neue Sportarten zu lernen. Kousuke hatte das Gefühl, dass ihm dieses Talent in die Wiege gelegt worden war – obwohl kein anderer aus der Familie Ryotaros einen Fable für Sportarten hatte.
Aber genau das hasste Kousuke auch an Ryotaro – denn der Größere wirkte in Kousuke Augen nur noch perfekt. Fast schon wie geformt. Wie sonst hätte der Jüngere es mit nur einem Augenklimpern geschafft den „Asia New Star Model – Face of Japan“-Award des letzten Jahres zu gewinnen? Nur weil er jede Frisur tragen konnte ohne dabei lächerlich zu wirken? Dass der Schwarzhaarige einfach unheimlich gut Hüte tragen konnte, welche ihm selber nicht standen? Dass Ryotaro in jeglicher Kleidung gut aussah, die man ihm anzog?
Diese ganze perfekte Attitude an Ryotaro war es, die Kousuke über alles hasste. Dass er die selbstverliebte, leicht eingebildete Rolle von Tsukishima Kei, den er im Haikyuu!! Engeki verkörperte, tatsächlich auch im wirklichen Leben genauso auslebte.
Doch auch Ryotaro hasste alles an Kousuke.
Kousuke war so extrovertiert, dass es für diesen nur eine Leichtigkeit war neue Kontakte zu knüpfen. Ständig kam er mit neuen Leuten ins Gespräch und immer hörte er die Mädchen hinter seinem Rücken über ihn reden.
Nie konnte Ryotaro Kousuke lange in die Augen sehen, da er diesen Neid verspürte, dass Augenringe bei dem Kleineren nicht auffielen. Zudem waren Kousukes Augen gleich groß und hatten eine durchgängige Form, wovon Ryotaro nachts nur träumen konnte.
Ryotaro hasste es, dass er immer gegen die Beine von Kousuke verlor, wenn sie zusammen Sport trieben und einen Sprint hinlegten. Auch wenn sein Freund ihm immer wieder sagte, dass er im Großen und Ganzen sportlicher sei als er, gewann Ryotaro nie im Laufen – trotz dessen, dass seine Beine doch länger waren.
Doch das, so dachte Ryotaro, könnte an Kousukes Körper liegen. Im Gegensatz zu seinem langen, schlacksigen Körper, hatte Kousukes eine Form und war doch recht durchtrainiert. Er hatte Kraft in den Armen und jedes Kleidungsstück schmiegte sich einfach immer pefekt an Kousukes Körperform an.
Ryotaro konnte Kousukes gesamte Attitude nicht leiden. Seine Ausstrahlung, die ihn immer gut aussehen ließ. Er verabscheute all die Fotos, auf welchen Kousuke seine Zunge rausstreckte und suggerierte, dass er unschuldig und doch frech wie ein kleines Kind sei.
Aber viel mehr hasste Ryotaro, dass Kousuke ein Optimist war. Jemand, der mit einem festen Ziel in seine Zukunft ging und sich nur auf diese eine, geplante Sache konzentrierte, während Ryotaro selbst mehrere Anläufe gebraucht hatte, um für sich herauszufinden, was er wirklich mit seiner Zukunft anfangen sollte. Er hasste an Kousuke, dass er einfach immer lächeln konnte, egal wie viele Steine man diesem in den Weg legte. Ryotaro konnte das breite Grinsen Kousukes nicht leiden, welches sich über dessen gesamtes Gesicht erstreckte und es zum Strahlen brachte, wie den Polarstern bei Nacht. Kousukes Lächeln war ihm nicht geheuer. Ganz besonders dann nicht, wenn er nebenbei noch kicherte.
„Bist du endlich fertig?“
Genau dieses Lächeln war es, dass Ryotaro anstarrte, ehe es die Zunge leicht herausstreckte, an die er eben noch gedacht hatte. Ryotaro rollte mit den Augen, wusste genau, dass Kousuke ihn nur wieder necken wollte.
„Noch nicht ganz.“
Ryotaro sah seinen Gegenüber ernst an, auch wenn dies viel Anstrengung für ihn bedeutete. Denn auch wenn Kousuke nicht der größte und muskelbepackteste Typ Japans war, drückte sein Körper sich doch gut auf Ryotaros Hüfte auf. Kousuke saß auf Ryotaros Schoß, hatte seinen Oberkörper über den des Jüngeren gelehnt und wartete schon fast gierig auf seine Antwort. Doch der Schwarzhaarige schwieg vorerst. Schwieg und genoß den Moment, ehe er sich mit einem Augenblinzeln über seine Oberlippe leckte.
„Ryo-ta-roooo...“, flötete der Ältere, dessen Lächeln verschwand und sich zu einem sorglichen Schmollen veränderte. Eine weitere Sache, die Ryotaro hasste – denn genau dieses Schmollen hatte ihn in der Vergangenheit zum ersten Mal in seinem Leben erröten lassen. Worüber Kenta fast stundenlang lachte.
Für Kousuke verstrich eine halbe Ewigkeit ohne auch nur ein weiteres Wort von seinem Freund. Dieser hingegen sah bereits die gesamte Zeit ohne Pause in Kousukes Augen, ohne auch nur einmal zu blinzeln. Als Kousuke sich wenig später noch weiter über den Körper seines Gegenübers lehnen wollte, setzte sich dieser allerdings vorsichtig auf, stützte sich dabei mit den Ellenbogen auf dem Bett ab, ehe er eine für ihn bequeme Sitzposition gefunden hatte.
„Okay, okay“, gab Ryotaro daraufhin nach. „Ich verrate dir jetzt, was ich am meisten an dir hasse.“
Kousuke, welcher inzwischen von Ryotaros Hüfte auf dessen Oberschenkel gerutscht war, kreuzte seine Arme vor seinen Oberkörper. Er konnte nicht leugnen, dass er einerseits gespannt darüber war, was Ryotaro nun von sich geben würde, andererseits allerdings auch Angst davor hatte, dass er auf eine Charaktereigenschaft referieren würde, die er patu nicht ablegen konnte – oder gar wollte.
„Komm her.“
Ryotaro umgriff Kousukes Handgelenk, zog so seine Arme wieder auseinander, um eine seiner Hände in die des Älteren zu legen. Kousuke sah zunächst an sich herunter, schaute auf die gekreuzten Finger Ryotaros, die zwischen den seinen lagen, und konnte die Eleganz nicht leugnen, die er immer wieder wahrnahm, wenn er das Tastorgan seines Freundes erblickte.
„Am meisten hasse ich an dir“, nahm er nur wenige Sekunden später daraufhin Ryotaros Stimme wahr, welcher zeitgleich Kousukes Hand drückte und sie bis zu der Höhe seiner Brust in die Luft hob, „dass ich dich liebe.“
Das sorgende Gesicht Kousukes veränderte sich wie in Zeitlupe zu einem Lächeln, welches, so wie Ryotaro es am meisten verabscheute, mit riesengroßen Grübchen von der Nasenspitze bishin zu Kousuke Lippen erstreckte. Wann immer sein Freund so lächelte, könnte Ryotaro nämlich nicht anders, als es ihm gleich zu tun.
„Aber.. ist das was schlechtes?“, fragte der Ältere daraufhin, strich mit seinem Daumen vorsichtig über den Zeigefinger des Schwarzhaarigen, diesen dabei in die Augen blickend.
„Das nicht unbedingt“, gab Ryotaro daraufhin seine letzte Antwort, „aber etwas anstrengendes... was ich nicht mehr loswerde.“
Anschließend küsste er Kousukes Handrücken und spürte die Wärme durch seinen Körper fließen. Auch eine Sache die der Größere hasste, denn wann immer sie zusammen waren, hatte er das Gefühl von diesem schlimmen, verliebten Schwindel, den er jedoch andererseits nie vermissen wollen würde.
