Einfach, weil...
„Hey.“, dumpf und nur sehr schwach dringen die Worte zu ihr hindurch. Es ist als wäre sie dick in Watte eingepackt, durch die kaum etwas hindurchdringt. Ein Pieken drückt sich immer wieder gegen ihre Wange, weckt sie dadurch immer mehr auf. „Hey.“, langsam werden die Worte deutlicher und auch lauter. Der Nebel in ihrem Kopf lichtet sich. „Sakura.“, eine Hand legt sich auf ihre Schulter und rüttelt sie leicht. Flatternd öffnet sie ihre Augen für einen Augenblick. Sogleich breitet sich ein dröhnen in ihrem Kopf aus. Helles Licht blendet sie und bereitet ihr noch stärkere Kopfschmerzen als sie eh schon hat. Auch die ungemütliche Lage, in der ihr Körper liegt, fordert seinen Tribut. Schmerzen machen sich an den unterschiedlichsten Stellen bemerkbar. „Sakura.“, klar und deutlich hört sie die dunkle Stimme neben sich. Sogleich öffnet sie die Augen und blickt in das Gesicht des Uchiha-Jungen. Sein Blick wandert kurz über ihren Körper. Augenblicklich stützt sie sich mit ihren Unterarmen auf dem kalten Boden ab. In ihrem Kopf schwirrt alles und sie hat das Gefühl alles dreht sich um sie, während Kälte sie umhüllt und sie langsam aber sicher frieren lässt. „Nicht bewegen“, brummt Sasuke ihr in der Sekunde zu als, sie sich abstützten und aufrichten will. „Was?“, träge kommen das Wort über ihre Lippen und ihre Stimme kann dabei nicht einmal eine überzeugende Lautstärke vorweisen.
„Du bist die Treppe herunter gestürzt. Du brauchst einen Krankenwagen“, erklärt er, wie üblich kurz angebunden, den Sachverhalt. Einen Moment lang lässt Sakura ihren Blick schweifen und erkennt schnell, dass sie tatsächlich auf dem kalten Metallboden der Feuertreppe liegt. „Quatsch, ich brauche keinen Krankenwagen. Mir geht es gut“, verkündet sie ihm, als er auf seinem Smartphone herumtippt und die Rettung rufen will. Um zu verdeutlichen wie gut es ihr doch angeblich geht, atmet sie tief durch und stemmt sich am kalten Metall ab. „Bleib liegen“, knurrt Sasuke ihr sofort zu, lässt das mit dem Anruf aber sogleich sein. In ihrem Kopf dreht sich alles und das schummrige Gefühl kehrt zurück. Ihr ist so verdammt schlecht. Dennoch, möchte sie beweisen dass es ihr gut geht, obwohl so ziemlich jede Stelle in ihrem Körper schmerzt. Doch bevor sie sich aufrichten oder gar nur bewegen kann, wird ihr wieder schwarz vor Augen. „Sakura!“, dringt es wie durch einen Schleier nur noch leise zu ihr durch.
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Leise Geräusche in ihrer näheren Umgebung, wecke die junge Frau, langsam auf. Noch etwas dumpf vernimmt sie die Geräusche, während sie wieder zu sich kommt und blinzelnd die Augen öffnet. Benommen lässt sie ihren Blick umherschweifen. Was ist passiert? Ist sie nicht eben noch auf der Feuertreppe neben Sasuke gelegen? „Miss Haruno. Sie sind aufgewacht!“, vernimmt sie plötzlich eine fremde, aber freundliche Frauenstimme. Sie richtet ihren Blick in die Richtung, aus der sie die Stimme vernommen hat und erblickt eine Krankenschwester an ihrem Bett. Also ist sie wohl im Krankenhaus. „Sie sind im Krankenhaus, Miss Haruno, sie sind die Feuertreppe hinab gestürzt. Aber es ist alles gut. Sie sind etwas unterkühlt und haben eine Gehirnerschütterung, außerdem haben sie sich eine Verletzung am Kreuzband und dem Menisken in ihrem linken Knie zugezogen, das muss morgen operiert werden. Sie sind bald wieder gesund“, erklärt ihr die Krankenschwester so ausführlich, wie es ihr möglich ist, mit ihrem Wissenstand. „Genaueres wird Ihnen der Herr Doktor später erklären, sobald er mit der OP fertig ist, kommt er zu ihnen“, fügt sie noch hinzu und lächelt aufmunternd. „Danke“, murmelt Sakura leise, während der Nebel in ihrem Kopf sich komplett lichtet. „Wir haben Ihnen ein Schmerzmittel gegeben, dass sie in Ruhe schlafen und sich etwas entspannen können“, erklärt die Krankenschwester noch kurz, ehe sie sich auch schon verabschiedet und den Raum verlässt.
Schmerzmittel also, das erklärt warum sie sich so leicht und unbeschwert fühlt, obwohl sie sich ihr Knie doch stärker verletzt hat. Ein Seufzen kommt über Sakuras Lippen. Sasuke hat also wirklich die Rettung gerufen und sie an diese übergeben. Er wird jetzt vermutlich in irgendeinem Café sitzen und Kaffee trinken oder irgendetwas anderes machen, keine Gedanken an sie verschwenden und sich auch keine Sorgen um sie machen. Das erwartet sie auch nicht, denn auch wenn sie sich in ihn verliebt hat, kann sie nicht erwarten, dass es ihm auch so geht. Abgesehen davon ist sie nicht nur halb so beeindruckend wie er. Das zeigt sich schon allein an ihrem kleinen Unfall von vorhin. Sie schafft es nicht einmal an einem kühlen Wintertag die Feuertreppe hinab zu gehen, ohne auszurutschen und sich stärker zu verletzen. Im Grunde ist es sogar Glück, dass Sasuke sie gefunden hat. Womöglich wäre sie noch viel länger dort gelegen, wenn er nicht gerade zu seinem Auto wollte. Sie braucht nicht fragen um zu wissen, dass er dort hin wollte. Viele gehen über die Feuertreppe, da über diese der Weg zum Parkplatz viel kürzer ist, so auch zur Bushaltestelle, zu welcher sie im Grunde wollte.
Erneut seufzt sie leise auf. Lauscht dem Treiben auf dem Gang. Immer wieder nähern sich Schritte, werden lauter und wieder leiser, als sie bei der Tür vorbei gegangen sind. Ihr Blick legt sich auf ihr zugedecktes linkes Bein. Eine Knieverletzung. Das kann sie jetzt auch nicht unbedingt gebrauchen. Sie kann die Schiene spüren, welche sie ihr umgelegt haben und somit hindern, das Knie falsch zu bewegen oder eher gar zu bewegen.
Immer lauter werdende Schritte zeugen davon, dass sich jemand dem Zimmer nähert, es aber nicht so wie die anderen Schritte passiert sondern sogar betritt. Plötzlich scheinen die Schritte ganz nah zu sein. Neugierig wendet Sakura ihren Blick zu ihrer linken, zu der Zimmertür, um, um zu sehen wer da soeben das Zimmer betreten hat. Überrascht stockt ihr der Atem und auch ihr Herz macht überrascht einen Hüpfer, als sie erkennt, wer ihrem Zimmer soeben einen Besuch abstattet. Die Jacke über das Handgelenk gelegt, nähert er sich ihrem Bett. „Was machst du denn hier?“, fragt sie Sasuke noch immer etwas ungläubig. „Ich dachte du hättest mich an die Rettung übergeben und wärst weiter deines Weges gegangen.“, zumindest würde sie ihm das zu trauen, immerhin verbindet sie beide nichts. Mit ihm hätte sie nun am aller wenigsten gerechnet, auch wenn sie es sich tief in ihrem Inneren versteckt doch gewünscht hat. „Hm“, brummt er nur kurz. „Ich war die ganze Zeit hier.“, zuckt er die Schultern. „Ich war nur eine Rauchen“, erklärt er weiter und legt seine Jacke über die Rückenlehne des Gästestuhls bei ihrem Bett ab. „Du rauchst? Das wusste ich gar nicht“, bemerkt Sakura und legt nachdenklich die Stirn in leichte Falten, „Ich habe dich nie dabei gesehen.“ Sie richtet ihren Blick wieder auf den jungen Mann. In all den Jahren hat sie es nie gemerkt, diesen kleinen Aspekt, der nur ganz leicht an dem Auftreten dieses immer perfekten Mannes kratzt. „Du solltest es auch nie mitbekommen“, entflieht es ihm leise und distanziert wie immer, während er sich abwendet und einen Blick aus dem Fenster wirft.
Amüsiert schnaubt Sakura auf. Was redet er denn da? „Warum sollte ich es nicht mitbekommen?“, stellt sie die Frage die sich ihr sogleich aufdrängt. Sein Blick richtet sich auf sie. „Es sollte nicht das Bild was du von mir hast beeinflussen“, brummt er leise. Sie muss sich wohl den Kopf stärker gestoßen haben als angenommen, denn irgendwie verwirrt sie gerade fast alles was er sagt. Was macht er sich für Gedanken darum, wie sie ihn sehen könnte? „Und seit wann rauchst du?“, will sie weiter wissen. Sie versucht sich davon nicht allzu sehr verwirren zu lassen, und dennoch will sie versuchen etwas mehr über ihn zu erfahren. Dinge die sie noch nicht über ihn weiß. „Ich bin Stressraucher“, erwidert er nur kurz darauf. Langsam kommt er wieder zu ihrem Bett. Sie hebt eine Augenbraue an. „Was stresst dich denn im Moment so?“, sie legt den Kopf leicht schief und mustert ich genau. „Das du hier im Krankenhaus bist und ich so lange nicht zu dir durfte.“, es ist kaum mehr als ein Flüstern und doch versteht sie was er gesagt hat. Eben diese Worte werfen sie nun völlig aus der Bahn. Sie versteht gar nichts mehr. Was hat sie denn nun damit zu tun? Sie beide haben doch kaum eine besondere Beziehung aufzuweisen, falls man sie überhaupt als Freunde bezeichnen kann. Sie waren noch nie alleine aus, und sind auch nur selten zu zweit irgendwo alleine.
Dennoch bringen diese Worte ihr Herz dazu schneller zu schlagen. Sie freut sich über die Worte, denn auch wenn sie beide nichts verbindet, kann sie nicht leugnen, dass sie diesen stillen Kerl ihrer Gruppe gern hat. Sehr gern sogar. „Ich verstehe es nicht Sasuke. Warum bist du hier bei mir? Warum stresst es dich, dass ich hier bin?“, fragend blickt sie zu ihm auf. Sein Blick ist auf ihre Augen fixiert und zum ersten Mal wirkt sein Blick nicht kalt und distanziert. „Das ist weil…“, beginnt, er stoppt aber im nächsten Moment direkt wieder und seufzt, fährt sich mit der Hand durch die Haare. Sakura ist überrascht, so hat sie ihn noch nie gesehen. Sie kennt ihn nur so wie er sonst ist, kühl und distanziert. „Einfach, weil…“, wiederholt er und versucht es von neuem. Plötzlich beugt er sich zu ihr hinab und stütz sich auf der Matratze ab. Noch ehe sie reagieren oder es gar irgendwie realisieren kann, nähert er sich ihrem Gesicht und bettet seine Lippen für einen Moment auf ihre. Küsst sie sanft aber auch mit einer Spur Zurückhaltung.
Der Kuss dauert nur kurz bevor Sasuke sich wieder löst und mit dem Kopf etwas zurückweicht. Flatternd öffnet sie ihre Augen wieder und blickt in seine. „Verstehst du?“, fragt er leise. Von dem Kuss überrascht, braucht sie erst einen Moment um zu realisieren, was genau soeben passiert ist. Er hat sie wirklich geküsst. Wie oft hat sie sich das schon gewünscht? Aber mehr noch, misst er diesem Kuss eben eine große Bedeutung zu. Er wollte ihr durch diesen was übermitteln. Ihr Herz schlägt laut in ihrer Brust, immerhin kann man mit einem Kuss in solch einer Situation nur eines übermitteln wollen. Es ist unmissverständlich. „Ich bin mir nicht ganz sicher. Versuch es noch einmal“, bittet sie ihn schließlich leise, aber mit vor Freude laut klopfendem Herzen. Ohne etwas darauf zu erwidern oder gar zu zögern, nähert er sich ihrem Gesicht sogleich wieder. Sein Atem streift ihre Lippen, bevor sich seine wieder sanft auf ihre betten. Sogleich verziehen sich ihre Lippen zu einem kleinen Lächeln, während sie ihre Hände an seine Wangen bettet und ihn so sanft bei sich hält, während sie den Kuss erwidert.