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Entrée

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Vorwort zu diesem Kapitel:
Arcturus war so nett mir eines der neuen Fire Emblem-Spiele zum Geburtstag zu schenken. Nach einigen Tagen, in denen ich etwas in dem Spiel versumpft bin und mit dem Ende von abgemeldets Wettbewerb im Hinterkopf, zu dem ich wirklich gerne noch eine zweite Fic einreichen wollte, weil ich die Thematik sehr unterhaltsam fand und immer noch finde, hat sich beides irgendwie verbunden und well - Heraus kam ein eher kurzer OS, zum Thema Entrée, oder auf Deutsch "Vorspeise".

In unserem Fall bestehend aus einer Miso-Suppe... Komplett anzeigen

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Entrée

Hätte er Prinz Ryoma nicht seelenruhig essen sehen, er hätte das alles für einen schlechten Witz gehalten. Einen dummen, verzweifelten Versuch um ihn zumindest in privaten Belangen vorzuführen, als wäre er noch ein kleines Kind. Doch Prinz Ryoma aß, als hätte er sein Leben lang nichts anderes getan und so musste er sich wohl oder übel fügen und annehmen, dass es in Hoshido wirklich möglich war Suppe mit zwei kleinen, glatten Holzspießen zu essen.

 

Er wusste nur nicht wie.

 

Wann immer er glaubte eines der undefinierbaren, weißen Teile erfolgreich aufgespießt zu haben, rutschte es ihm von seinem Spieß und verschwand in den Untiefen der Brühe. Xander unterdrückte ein Seufzen. So hatte er sich ein Abendessen mit dem Feind nicht vorgestellt. Hätte er geahnt, dass er sich weniger um die Gerichte als um das Besteck sorgen musste, er hätte darauf bestanden, sich selbst um die Zubereitung des Menüs zu kümmern.

So aber blieb ihm nichts anderes übrig als mit den Spießen in der Suppe herumzurühren und den Pilzen beim schwimmen zuzusehen. Dabei hatte er wirklich Hunger. Aus Sorge um die fremdartigen Zutaten war er extra mit leerem Magen erschienen. Ganz gemäß der Prämisse: „Der Hunger treibt's schon rein.“

 

Ein großer Fehler.

 

Auf der anderen Tischseite ließ Prinz Ryoma seine Stäbe sinken.

„Schmeckt Euch meine Suppe nicht?“, fragte er, bemüht den neutral höflichen Ton zu wahren, den sie Beide nutzten, wann immer es ihnen nicht möglich war, dem jeweils Anderen aus dem Weg zu gehen.

Xander schüttelte den Kopf.

„Sie ist vorzüglich“, log er, doch das schien seinen Gegenüber nicht zu beruhigen.

„Vorzüglich sieht in Hoshido anders aus“, stellte er mit einem bedeutungsschweren Blick auf die Schüssel fest. „Habt Ihr überhaupt davon gegessen?“

Xander presste die Lippen aufeinander und schwieg. Er hätte ja davon gegessen, wäre er in der Lage gewesen das Zeug irgendwie in seinen Mund zu bekommen, doch das würde er dem Anderen sicher nicht auf die Nase binden.

 

Es musste irgendwie möglich sein mit diesen Stäben mehr als einen Lauchring anzuheben.

Nur wie?

 

Auf der anderen Tischseite schüttelte Prinz Ryoma beleidigt den Kopf.

„Ich hätte es besser wissen sollen, als Euch unsere beste Suppe zu servieren“, murrte er, während er er seine Schüssel anhob. Einen Moment lang nahm das Bedürfnis vor potentiellen Wurfgeschossen in Deckung zu gehen in ihm fast überhand, doch dann setzte der Andere die Schüssel lediglich an die Lippen und trank.

Fassungslos sah Xander dabei zu wie sein Gegenüber schluckte und schluckte und fassungslos musste er sich eingestehen: Ja, so konnte er die Suppe auch verzehren. Wozu hatte er diese blöden Stäbe überhaupt erst bekommen, wenn er das Zeug an der hoshidischen Tafel auch einfach trinken konnte?

Verärgert hob er seinerseits die Schüssel an. Vermutlich hatte Prinz Ryoma ihn doch nur vorführen wollen. Ja, so musste es sein. Er hatte ihn vorführen wollen und er war wie ein Idiot darauf hereingefallen und hatte mit den dummen Stäben in der Suppe herum gerührt, wohl wissend, dass es nicht möglich war eine Suppe mit etwas so banalem wie zwei Holzspießen zu essen.

Wütend schluckte er die Brühe, mehr als bedacht darauf sich bloß nicht mit dem Zeug zu bekleckern, warf den am Grund verbliebenen Zutaten einen tödlichen Blick zu und ließ die Schüssel schließlich wieder sinken. Er kam sich dumm dabei vor die Einlage zu verschmähen, doch noch einmal würde er sich keine Blöße geben.

Ganz gleich wie der Hauptgang aussah, Prinz Ryoma würde nicht gewinnen!  



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von: abgemeldet
2016-09-28T11:59:17+00:00 28.09.2016 13:59
Ohje... Kulturschock total. Und das auch noch im "Krieg".
 
Eine wirklich interessante Geschichte. Ich kenne das Fandom nicht, kann daher die Charaktere nicht beurteilen. Allerdings hat mir die Feindseligkeit in ihren Aussagen sehr gefallen. Moment, das klingt etwas falsch. Sagen wir es so: Mir hat sehr gefallen, dass man durch die Wortwahl deutlich merkt, dass sie verfeindet sind - und das eben auch auf beiden Seiten. Die Feindesbeziehung hast du super dargestellt, sodass man auch als unwissender (wie ich) deutlich die Spannungen innerhalb des Raumes mitbekommt. Als könnte man sie fühlen!

Die Idee der Schwäche ist auf jeden Fall etwas neues - nicht mit Stäbchen Essen können ist ja durchaus etwas, was viele nicht können - nur werden diese nie damit konfrontiert. Wobei sicher "mal ehrlich sein und sowas sagen" auch deutlich als Schwäche zählen kann. Oder: "Schwäche zugeben" ;)
Ich find es toll, dass deine Geschichte so viele Aspekte abdeckt. Es ist eben nur oberflächlich das Problem mit den Stäbchen und eigentlich noch so viel mehr. Gerade der letzte Satz zeigt das noch ganz deutlich, wie der Hauptcharakter alles als Duell sieht und unfähig ist, dass man beiseite zu schieben. Das finde ich unheimlich faszinierend!

Sprachlich natürlich auch Top, man liest es gern und schnell. Da hab ich aber ehrlich gesagt nichts anderes erwartet ;)
 
Ein wirklich gelungener und humorvoller One- Shot, der wirklich interessant zu lesen ist und Lust auf das Spiel hat. Scheint ja ziemlich witzige Charaktere drin zu geben! ;)

Liebe Grüße,
Lichti
Antwort von:  _Delacroix_
29.09.2016 13:40
Ja, so bin ich. Ich schaffe auch zwei Einsendungen zu Fandoms, die kein Mensch kennt. XD
Aber es ist ein schönes Spiel, das mich ganz spontan von hinten angesprungen hat und das eigentlich nur von seinen irren Charas lebt.
Und ja, es ist streng genommen mehr als eine Schwäche, weil mit den Stäbchen der Dickkopf kommt und das mangelnde Vertrauen und alles zusammen nicht gerade hilfreich ist, wenn es darum geht sich zu überwinden.

Aber ich freu mich, dass es dir gefallen hat.^^
Von:  Kerstin-san
2016-08-02T14:45:15+00:00 02.08.2016 16:45
Hallo,
 
ah, so Kulturunterschiede sind schon witzig zu lesen (und ich gebs zu, ich stell mich mit Stäbchen auch immer wie der letzte Idiot an..). Xander tut mir ja schon leid, weil er einserseits so hungrig ist und einfach nichts in den Magen kommt und das Ganze natürlich auch als diplomatischer Fauxpas ausgelegt werden kann. Schon ne blöde Zwickmühle, wenn er sich da vor Prinz Ryoma nicht die Blöße geben will, zuzugeben, dass er einfach nur an den Stäbchen scheitert.
 
Hihi und dann die Erkenntnis, dass er es einfach trinken könnte und die Einlage einfach ignorieren sollte, aber hey, woher soll er auch vorher wissen, dass das nicht als unhöflich angesehen wird? ;) Na ja, vielleicht revanchiert er sich bei Prinz Ryoma ja irgendwann mal mit einem Essen, mit dem er nichts anfangen kann. Wer weiß, was er so als lokale Spezialitäten auffahren kann.
 
Liebe Grüße
Kerstin
Antwort von:  _Delacroix_
02.08.2016 17:04
Danke für den Kommentar und ich freu mich, dass du Spaß hattest.
Ja, ich gebe zu, mir tut er auch ein wenig leid. Da will man alles richtig machen und ist am Ende doch der Dumme und das möglicherweise nur, weil sein Gegenüber nicht weiß, dass man Stäbchen in seiner Heimat schlicht nicht nutzt. Vielleicht sollte er sich rächen und Felicia anweisen ihnen einen Tee zu kochen.
Das Mädel ist mit einer Teekanne in der Hand gefährlicher als so mancher Attentäter. XD


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