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I'm Still Here

von
Koautor:  Hampelmann

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I'm Still Here


 

Heho Schwimmfreunde!
 

Es ist inzwischen einige Jahre her, dass wir alle zusammen geschwommen sind. Viel zu lange! Deswegen haben wir beschlossen, den Schwimmclub von 2014 zu einem "Klassentreffen" zusammenkommen zu lassen!

Treffpunkt ist der
 

Amüsiert seufzend legte Rin den Brief, den Nitori Aiichirou ihm geschrieben hatte, beiseite. Der Brief hatte gewiss einen langen Weg zurück gelegt, von Japan bis nach Australien, und es tat ihm fast ein bisschen Leid um die Mühe, aber für ein Schwimmclubtreffen hatte er nicht wirklich die Zeit, huh? Muskeln trainierten sich nicht von selbst, und gewiss war die kommende Schwimmsaison viel zu voll, um da mal spontan ins Flugzeug zu steigen, zwischen Jetlag und Sentimentalität auf ein Klassentreffen zu gehen, nur um dann schnell wieder zurück zu fliegen und vom nächsten Jetlag geplagt um die Wette zu schwimmen. Er würde noch gegen Haru verlieren, wenn er solche Spielchen riskierte! (Wobei sie heutzutage ja mehr miteinander als gegeneinander schwammen, aber dennoch. Er konnte nicht hinter ihm zurück stehen! Das verbot ihm sein Stolz.)

Nein. Er würde Ai später anrufen, wenn er wieder einmal nachgerechnet hatte, um wie viel Uhr das überhaupt höflich wäre (das kam davon, wenn man ständig durch die Welt reiste), sie würden sich kurz austauschen, wie das Leben so stand, und dann würde er seine Anwesenheit auf dem Treffen entschuldigen. Gewiss nähme ihm das niemand übel, letztlich war die Anreise ja doch etwas weit.

Zufrieden mit der Entscheidung schob Rin den Brief aus seinen Gedanken hinaus, warf einen Blick auf den Haushaltsplaner, der über dem Küchentisch hing. Training. Einkaufen. Training. Wäsche. Training. Nichts besonderes. Er würde einkaufen gehen, damit auch mal etwas anderes als Fisch auf den Tisch käme, und Haru würde er die Wäsche aufdrücken - das immerhin verhaute er nicht, waren ihm seine Schwimmshorts viel zu wertvoll, um sie in der Wäsche eingehen zu lassen.

Apropos Haru... war der Cheater etwa schon zum Training vorgegangen?

"Na warte, das zahle ich dir heim!", rief Rin in die leere Wohnung hinein, ehe er schnell seinen Rest Frühstück herunterschlang und dann lossprintete.

Nein, er würde wirklich nicht hinter Haru zurück stehen!
 


 

***
 

Am Abend war Rin angemessen erschöpft. Er hatte trainiert, eingekauft, trainiert und Haru zur Wäsche gezwungen, und nach noch mehr Training hatte er mit seinem besten Freund gemeinsam ein Abendessen gekocht. Australien hin oder her, ihre Küche war immer noch eher typisch japanisch, auch nach den vielen Jahren, die sie nun gemeinsam hier waren. Nicht, dass es Rin störte.

Zufrieden widmete er sich seinem Teller, pflückte mit den Stäbchen die Karottenstücke heraus, die er eben nicht so gern mochte, um dann freie Bahn für das bessere Gemüse zu haben.

Hm. Ob er sich heute Nacht nochmal in die Halle schleichen sollte? Im Meer zu schwimmen wäre bei Dunkelheit und Wetter recht dumm, aber so ein paar Bahnen...

Der Gedanke wurde unterbrochen von Haruka, der mit seiner Portion inzwischen fertig war, und nun mit einem Blatt Papier in seiner Hand knisterte. Als er sicher sein konnte, Rins Aufmerksamkeit zu haben, hielt er ihm das Blatt unter die Nase.

"Ich möchte hingehen", war alles, was er sagte. Nun sah Rin doch etwas genauer hin, nur um sofort angepisst das Gesicht zu verziehen.

"Meinst du nicht, du solltest deine Finger von meiner Post lassen?", knurrte er Haruka an. Also wirklich. Zusammen wohnen und leben war eine Sache, aber es gab so etwas wie ein Briefgeheimnis!

Da half es natürlich auch nicht, dass Haru aussah wie die Unschuld in Person, als hätte er gar nichts falsch gemacht. Es machte Rin rasend!

"Wirklich! Nur, weil ich meinen Brief auf den Tisch werfe, heißt das nicht, dass du ihn einfach so lesen darf-"

Er hielt inne, als sein Schimpfen begleitendes auf den Tisch Klatschen - genau da hatte er den Brief hingelegt! - ein weiteres Papier unter seiner Hand offenbarte.

"...huh?"

Rin blinzelte von seinem eigenen Brief auf dem Tisch zu dem in Harus Hand, hin und her, und dann schnaubte er, ein bisschen verlegen, und lehnte sich entspannter zurück.

"Hat Ai wirklich schon geahnt, dass ich nein sagen würde, und deswegen auch dir geschrieben?", murrte er, doch die Wut war verflogen, sein Tonfall trug beinahe so etwas wie eine leise Entschuldigung mit. Da hatte er Haru wohl etwas zu vorschnell verurteilt...

"Nagisa", war Harukas einzige Antwort, und ein flüchtiges, kaum merkliches Zucken seines Mundwinkels deutete genug Lächeln an, damit Rin wusste, dass die Entschuldigung angekommen war.

Und, dass Haruka wirklich gehen wollte. Nagisa. Dieses kleine Stück... bah! Wahrscheinlich hatte er sich an Ai vergriffen und ihn dazu angestiftet, so einen Blödsinn zu machen, und da hatte er, Rin, nun den Salat!

"Haruuu. Wir haben nicht wirklich Zeit dafür! Das Training! Und der erste Wettkampf ist auch viel zu bald. Und..."

Sein Jammern wurde von einem unbeeindruckten Blick allein beantwortet; es ließ Rin gleich noch einmal seufzen.

"Haruuuuuuuu!"

Haruka zuckte die Schultern, sah Rin mit seinen immer noch viel zu großen Augen an.

"Während ich weg bin, hast du die Chance, viel zu trainieren, ohne mich?"

Die Implikation war klar, und Rin knurrte ernsthaft angefressen.

"Das wäre recht unfair."

Und damit war ihre Reise zum Sportclubtreffen beschlossene Sache. Nagisa und Ai lachten sich bestimmt schon ins Fäustchen, dass ihr Plan aufgegangen war.
 


 

***
 

Es war Rin viel zu voll. Schwimmclub 2014 war gut gesagt, aber natürlich hatten auch einige spätere Mitglieder sowohl aus Samezuka als auch aus Iwatobi es sich nicht nehmen lassen, zu erscheinen, gerade um eben solche legendären Gestalten wie Nanase Haruka und Matsuoka Rin kennen zu lernen. Und wahrscheinlich hatte es Nagisa und Ai noch Spaß gemacht. Pah. Sogar diverse Coaches hatten sie eingeladen!

Immerhin wurde das ganze Spektakel nicht extra peinlich; es fand nicht in einer Schwimmhalle statt, sondern in einem ganz normalen Lokal, das so klein war, dass es wohl der Familienbetrieb von irgendeinem der Schwimmer war. Haru der Arsch hatte das natürlich gleich zum Anlass genommen, sich in einer ruhigeren Ecke zu verziehen und Makrelen zu essen, und tatsächlich hatten viele den Respekt, ihn dabei nicht allzu sehr zu stören. (Dass er nicht wirklich auf Ansprachen reagierte und antwortete tat sein übriges.)

Rin dagegen tingelte von einem Tisch zum anderen, nicht so recht wissend, wohin mit sich. Klar, es war schön, all die Schwimmer von damals wiederzusehen, doch früher oder später wurde es ihm zu viel, und die immer gleichen Fragen oder Allgemeinplätze (Australien! Da ist es doch total heiß!) waren eben auch kein spannendes Gesprächsthema.

Ja, er war so etwas wie eine Berühmtheit. Nein, deswegen wollte er gerade nicht am laufenden Band Schwimmshorts mit seinem Autogramm beglücken! (Er war hin und her gerissen zwischen geschmeichelt sein und angeekelt.)

So abgelenkt merkte er erst, als es schon zu spät war, dass noch ein Gast gekommen war. Es war laut geworden um Harukas Tisch, doch der Blick auf seinen Freund war Rin verdeckt von einem breiten Kreuz.

"Sorry, Moment", entschuldigte er sich bei dem Mädchen (Freundin von irgendeinem Clubmember von damals?), die gern ein Autogramm auf ihrem (getragenen!!!) Bikini-Oberteil gehabt hätte, und schon eilte er hinüber.

"Natürlich bist du auch hier", hörte er eine dunkle Stimme, die ihm vage vertraut vorkam. Sie klang unglaublich bitter.

"Hängst immer noch an Rins Rockzipfel, huh? Was für ein Versager."

Rin runzelte die Stirn. Haru? Ein Versager? Wer...

"Sousuke?"

Der Kerl mit dem breiten Kreuz drehte sich um, und tatsächlich blickte da zwischen vertrauten Zügen Yamazaki Sousuke ihm entgegen. Er war noch größer geworden, fand Rin. Kräftiger. Scheinbar hatte er den Sport doch nicht ganz aufgeben müssen? Aber seine Lippen waren unzufrieden verzogen.

Und so gern Rin einfach hingegangen wäre, seinen alten Freund mit einer männlichen Umarmung begrüßt, er zögerte. Zögerte, weil der alte Konflikt immer noch (oder schon wieder?) schwelte, offensichtlich, wie er mit Haruka sprach, weil er einfach selbst nicht mehr so genau wusste, was sie nun eigentlich waren, weil es viel zu lange her war, und gleichzeitig nicht lange genug.

"Rin."

Sousukes Begrüßung klang unglaublich neutral, doch mit einem Unterton, den Rin nicht deuten konnte. Doch schon verschloss sich Sousukes Gesicht wieder vollkommen, und er schüttelte den Kopf.

"Ich wusste nicht, dass das hier eine so unnötig hochtrabende Veranstaltung ist. Ich dachte, nur Samezuka... tja. Kein Grund, hier zu bleiben."

Und ohne Rin auch nur die halbe Chance zu geben, seinen inneren Disput zu lösen, stapfte er an ihm vorbei, schob ihn dabei unwirsch zur Seite.

Rin starrte ihm einen langen Moment hinterher, und als er sich schließlich mit einem fragenden Blick zu Haru umwandte, zuckte der auch nur die Schultern.

"Eifersucht."
 


 

***
 

Rin brütete eine ganze Weile über Harukas Kommentar. Eifersucht? Warum sollte Sousuke eifersüchtig sein? Offensichtlich war er wieder auf dem Vormarsch, Sport war kein Mord mehr für ihn. Die Welt stand schließlich jedem offen, der sich anstrengte.

Doch ehe er eine Lösung für das Dilemma fand, begann die Versammlung sich aufzulösen. Scheinbar hatte es einen privaten Notfall in der Küche gegeben, und das Lokal musste nun auf unbestimmte Zeit schließen. Wunderbar. Vor die Tür gesetzt worden. Ai und Nagisa, recht enttäuscht, versicherten allen Leuten, dass sie bald eine Lösung finden würden, sie würden sich melden.

Rin mochte nicht länger herumlungern allerdings. Er packte sich Haruka, winkte nur einmal mit neutral freundlichem Lächeln in die Runde und machte sich dann auf dem Weg in ihr Hotel.
 

Dort fand er zwar auch keine Lösung, aber viel zu bald einen Anruf auf seinem Handy.
 

"Hey, Rin!", tönte Ais Stimme durch den Lautsprecher.

"Wir haben eine andere Option gefunden. Der Coach hat die alte Schwimmhalle für morgen für den öffentlichen Verkehr geschlossen, wir treffen uns dort um 14 Uhr. Wage es nicht, nicht aufzutauchen, klar?!"

Es war gerade noch so ein Kichern im Hintergrund zu hören, dann ertönte das Freizeichen. Ai hatte einfach aufgelegt.

Rin seufzte schwer. Nun gut. Wo sie schon einmal hier waren... wobei es schon albern war, vorhin noch erleichtert gewesen, die Peinlichkeit des Schwimmbades erspart bekommen zu haben, kam natürlich nun genau das.

Aber allein Harus Blick machte klar, dass er sich nicht würde drücken können.
 


 

***
 


 

Bei allem sich nicht drücken können würde Rin bestimmt nicht unnötig früh da aufschlagen, und so war es punktpünktlichst 14 Uhr, als sie am Schwimmbad ankamen. Die Fahrradständer davor waren leer. Der Parkplatz auch. Keine Menschenseele war zu sehen - aber die Tür stand offen.

Nun gut?

Es ging hinein, den vertrauten Weg zum Becken. Kaum war das Wasser zu sehen, merkte Rin natürlich, wie Haruka sich anspannte. Er würde am liebsten direkt lossprinten gewiss, doch inzwischen hatte er so etwas wie Selbstbeherrschung.

Etwas, das Rin bald nicht mehr haben würde, denn auf der einen Bank neben dem Becken sah er etwas, das alle Alarmglocken in ihm schrillen ließ.

In dem Schwimmbad, in dem trotz Treffen kein einziger Mensch anwesend war, lagen drei Schwimmshorts auf einer Bank.

(Als ob Haruka nicht immer eine drunter tragen würde. Und Rin inzwischen auch.)

Ehe er seine Befürchtung in Worte fassen konnte, um dann wütend Ai anzurufen, hörte Rin allerdings Schritte im Gang.

Und dann stand Sousuke in der Tür. Verwirrt, etwas genervt, allein.

Rin stöhnte.

"Ich bring die beiden Scheißer um", schimpfte er nicht mehr leise.

Auch Sousuke hatte inzwischen nun wohl durchschaut, dass dieses "Ersatztreffen" kaum ein echtes war, und er machte ein abfälliges Geräusch.

"Schimpfe nicht so. Er immerhin kümmert sich um seine Freunde."

Und etwas grummeliger fügte er hinten an:

"Warum auch immer er mich da mit hinein ziehen muss."

Der angehende Streit wurde durchbrochen von dem Platsch, das es tat, als Haruka nun doch seinen Sehnsüchten nachgegeben hatte und ins Wasser gesprungen war.

Rin konnte nur noch seufzen. Da hatten sie den Salat. So schnell kamen sie da nun nicht mehr weg.

Eine Weile standen Sousuke und er, mit gewissem Sicherheitsabstand, am Beckenrand, sahen Haruka zu, wie er durchs Wasser huschte wie ein Fisch. Irgendwann wurde die Stille aber zumindest Sousuke wohl zu viel, und hinter seinen bitter verzogenen Lippen pressten sich Worte hervor.

"War er es wert? Mich fallen zu lassen?"

Rin verstand nicht. Ehrlich.

"Fallen lassen? Sousuke was... du hast dich kaputt gemacht. Du hast gesagt, du kannst nie wieder mit uns schwimmen. Hätte ich es denn aufgeben sollen, um... was weiß ich denn? Um fair zu sein oder so ein Scheiß?"

Sousuke knurrte unzufrieden, machte eine unwirsche Handbewegung, die gewiss wehgetan hätte, wenn Rin in Reichweite gewesen wäre.

"Ich habe gesagt warte auf mich. Ich habe zig Behandlungen und Gymnastiken und Trainings absolviert. Und als ich endlich wieder schwimmen durfte, warst du weg. Bist ihm nachgelaufen wie ein treuer Schoßhund, dabei hätte ich alles gegeben, um wieder mit dir schwimmen zu dürfen. Ich habe alles gegeben.

Und du hast es weggeworfen, einfach so!"

Und da kam Rin eine bittere Erkenntnis. Er fühlte sich zurückversetzt in seine eigene Highschoolzeit, in sein Jagen nach Haruka, seiner Sehnsucht, diesen wahren Gegner und Kamerad zu gewinnen. Hilflos suchte er nach Worten, die irgendwie ausdrücken könnten, wie Leid es ihm tat, dass er scheinbar Sousuke genau das gleiche angetan hatte, dass er Sousuke das gleiche hatte durchmachen lassen, was er damals erlebt hatte...

Doch er fand keine Worte.

Nur ein paar hässliche Schwimmshorts.

Rin schluckte, dann packte er sie, warf sie Sousuke an die Brust.

"Das... ist deine Chance?", bot er an, unsicher, die Stimme rau.

Was war nur aus ihnen geworden, einfach nur, weil sie nicht miteinander geredet hatten? Weil sie nicht miteinander geschwommen waren?

Sie waren so dumm gewesen, hatten so viel Zeit verschenkt.

Und jetzt... war es vielleicht zu spät.

Aber Haruka war da, und er schwamm ungestört, immer weiter und wieder zurück.

Und Sousuke war auch noch da. Er war nicht weggelaufen, hatte ihm die Shorts nicht an den Kopf gepfeffert...

Vielleicht hatten doch sie noch eine Chance? Gemeinsam zu schwimmen, alle drei?
 


 


 

***

end

***
 


 

In einem aber hatte sich Rin geirrt. Hinter dem Schwimmbad, versteckt zwischen ein paar Büschen, die Nasen an den Fenstern platt gedrückt, waren durchaus noch zwei andere Menschen. Unter einem blonden und einem silbergrauen Schopf blitzte Schalk aus fröhlichen Augen, als die beiden jungen Männer Zeuge wurden, wie da drinnen in dem Schwimmbad drei erwachsene, coole Typen sich eine Wasserschlacht lieferten, lachend, hin und her um die Wette schwimmend, nur um sich dann doch unterzutauchen...

Und sie konnten nicht anders, als einander zufrieden anzugrinsen.

Mission Accomplished.



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