Kapitel 5 Der Sturm (Law)
Vor meiner Tür hörte ich Shachi, er faselte irgendwas Unverständliches.
"Room"
Tut mir leid Shachi.
"Shambles"
Ich tauschte meinen Platz mit meinem Crewmitglied und stand nun im Gang. Die Wände sahen genauso verbeult aus, wie es meine Kajüte tat.
Es wurde sogar schlimmer, der Platz wurde immer enger.
Ich stützte meine Hände gegen die Wände und schob mich weiter.
Die Tür zum Deck war natürlich auch geschlossen, sah ebenfalls aus wie eine zerdrückte Sardinendose.
Penguin hatte heute Wachdienst, er würde draußen auf dem Deck sein.
Hoffendlich...
"Room"
"Shambles"
Endlich war ich Oben.
Nur leider konnte ich nichts sehen.
Schneeflocken ließen sich auf meinen blanken Schultern nieder.
In der Hitze des Gefechts hatte ich ganz vergessen, dass ich ja nur in Jogginghose schlief und vergaß mir was über zu ziehen.
Nutzte nichts, meine Männer waren in Gefahr, ich musste diesen Volldeppen davon abhalten, mein Schiff zu zerknüllen, wie einen billigen Papierfetzen.
Ich bot mir durch meine Hand Sichtschutz und schaute rüber zum Schiff der Kid-Piraten.
Alles weiß.
Aber, da war doch was.
Etwas rotes stach aus der tristen Umgebung hervor.
Das musste er sein!
Wie ich es mir dachte, er setzte seine Fähigkeiten ohne nachzudenken ein.
"Eustass!", versuchte ich ihn auf mich aufmerksam zu machen. Mehr als ein Wort brachte ich nicht raus ohne das mir die Flocken in den Mund flogen.
Ich nahm Anlauf und landete auf dem anderen Gefährt.
Der Idiot brüllte mir irgendwas zu, die Worte gingen aber in dem Sturm unter.
Als ich mich ihm näherte erkannte ich, dass es nicht nur seine Haare waren, die mit ihrem rötlichen Schimmer hervorstachen.
Entsetzt richtete ich meinen Blick auf den verwundeten Körper der nur wenige Zentimeter vor mir stand.
Meine ganze Arbeit der letzten Wochen war umsonst. Seine Narben sind größtenteils wieder aufgeplatzt und bluteten jetzt wie ein Wasserfall an seinem Oberkörper runter.
"Hör` auf mit dem Mist! Deine Wunden sind wieder aufgegangen!", schrie ich, war der Typ wahnsinnig?
"Scheiß`drauf!", war nur seine Antwort.
Er verstärkte daraufhin seine Kraft, die letzten Nahten verabschiedeten sich auch noch.
Er sollte nicht sterben!
Dafür hatte ich ihn nicht gerettet!
Voller Sorge und Verzweiflung fand ich kaum Worte.
"Hör`auf damit!", meine Stimme überschlug sich.
Bitte! Hör doch einfach auf damit!
Wieso hörst du denn nicht auf mich?!
Ein Geräusch lies mich unvermittelt in den Himmel schauen.
Schnell hob ich meine rechte Hand.
"Room"
Das Teil prasselte lauthals an meiner Kuppel ab.
Was passierte hier gerade?
Plötzlich spürte ich eine Hand in meinem Rücken und wurde ruckartig gegen einen weichen Wiederstand gedrückt.
Mein Kopf klebte an der roten, dickflüssigen Substanz, die ich eben noch starr betrachtet hatte.
Blut.
Eustass Blut!
Mir stieg der Geruch von Eisen in die Nase.
Purer Eckel und Entsetzen machten sich in mir breit.
Sonst hatte ich doch keine Probleme damit.
Wieso jetzt?
"Reicht deine Kraft über beide Schiffe?"
Die Worte erreichten meinen Kopf nicht, aber mein Körper bestätigte.
"Halt ihn aufrecht und schütz`die anderen!"
Meine Hand handelte auf Befehl.
Mein Kopf wurde immer weiter in das Meer aus Blut gezogen.
Bilder von mir, ertrinkend in der dunklen Flüssigkeit kehrten ein.
Mir stockte der Atem, ich versank in der Verweiflung.
Hilfe!
Bitte hilf mir doch!
"Danke..."
Mit dem Wort wurde ich gewaltsam aus dem Gewässer gezogen, meine Gedanken klarten auf.
Ich klammerte mich mit voller Kraft an mein rettendes Seil, es war weich, lies es nicht los.
Dann wurde es dunkel.
Endlich Ruhe.
Mein `Room` stand noch, versicherte ich mich doch vorsichtshalber.
Ich nahm meine Umgebung wieder wahr. Langsam und nur wenig.
An meiner Wange spürte ich einen kraftvollen Herzschlag.
Mein Puls beruhigte sich, nahm den Rhytmus meines Gegenübers an.
Ich merkte, wie ich zuckte, Kälte war ich nicht gewohnt, da es in meinem U-Boot immer recht warm war.
Merkte zugleich die warme Haut, die meine berührte.
Der Griff um meine Hüfte wurde fester, sodass die Wärme zu einer heißen Flamme aufloderte, die meinen Körper komplett einnahm und die Kälte verscheuchte.
Mein beanspruchter Arm krampfte, meine Kraft nahm in regelmäßigen Abständen ab.
"Bald hast du es geschafft..."
Ich spürte einen heißen Atem, fühlte mich geborgen.
Du glaubst an mich?
Das freut mich.
"Das machst du gut."
Du sagst mir die Worte die ich gebrauche.
"Ich werde dich beschützen."
Deine Finger kitzeln in meinem Nacken.
Lobst du mich, bist du stolz auf mich?
Streichelst du mir deswegen über meine Haare?
KLOPF, KLOPF
Der Schalter in meinem Kopf wurde wieder an geschaltet.
Meine Kräfte aufgehoben.
Es wurde wieder hell.
Der Albtraum war endlich vorbei.
Reflexartig drehte ich mich zu meinem Schiff und rannte los.
Ging es ihnen gut?
Ich landete auf meinem Deck und tauschte einige Kisten gegen meine Crewmitglieder.
Alle schienen wie durch ein Wunder nur leicht verwundet zu sein.
Ich atmete auf.
Shachi warf mir einen beleidigten Blick zu, ein Lächeln legte sich auf meine Lippen.
"Schadensbericht!", forderte ich.
"Das Schiff ist im Eimer, Tauchen unmöglich, wir müssen uns ziehen lassen.", erklärte mir Penguin.
Ganz toll...
Hallo neue Welt, das war ja mal eine echt freundliche Begrüßung.
"Versucht die Türen aufzukriegen! Ruht euch aus, weitere Befehle geb` ich euch später!"
Meine Männer setzten sich in Bewegung.
"Käpt`n die Brecheisen sind auf dem Deck der Kid-Piraten.", meldete mir Shachi.
"Dann holt sie gefälligst!", da hätte er auch selbst drauf kommen können.
Ich begutachtete schonmal den Schaden auf dem Deck.
Es sah wirklich nicht rosig aus.
"Die nächste Insel wird überfallen. Die darauf muss sich um den Schaden kümmern.", warf ich in das Getümmel meiner rennenden, aufgescheuchten Hähne.
Ich lehnte mich neben die verbeulte Tür zum unteren Deck und blickte mit verschränkten Armen auf den Boden, versuchte nachzudenken.
Warum waren wir nicht vorsichtiger gewesen?
Mir hätte klar sein müssen, dass die See hier ihrem Namen alle Ehre machte.
Die Ereignisse der letzten Tage waren daran Schuld, die hatten mich komplett aus der Bahn geworfen.
Ich hatte immer einen Plan.
Aber nein, der blöde Muskelmacker musste sich ja verwunden und ich musste ihn auch noch mitnehmen und verarzten.
Das war Alles seine Schuld!
Eine Hand, die vor meinem Gesicht wedelte lies mich aufblicken.
Da war er ja. Wenn man vom Teufel sprach.
"Willst du noch mehr kaputt machen?!", raunte ich ihn an.
"Guck`mal was du angerichtet hast!", ich zeigte mit dem Daumen hinter mich,
"Du hast mein Schiff geschrottet!"
Er sagte nichts, blieb stur vor mir stehen, warf einen Blick auf mein verbeultes Schiff und richtete seinen Blick wieder auf mich.
"War keine Absicht.", knurrte er.
Klar war das keine Absicht. Dein Gehirn arbeitet ja auch nicht so, wie es eigentlich sollte.
Aber das änderte nichts an dem Resultat.
"Das biegst du wieder hin!"
Soll er die Suppe gefälligst auch wieder auslöffeln.
Ich bemerkte seine offenen Wunden, meine Wut verflog schlagartig.
"...danach schau ich mir deine Verletzungen an.", fügte ich leise hinzu.
Er sah wirklich ziemlich zugerichtet aus.
Ich hoffe es hat sich nichts entzündet.
"Am wichtigstens ist der Weg zum Krankenzimmer.", erklärte ich ihm.
Schließlich war das Wichtigste, die Verwundeten zu behandeln.
Er trat auf die Tür zu, legte seine Hand auf die Tür, ehe diese laut aus der Verankerung sprang.
War er etwa sauer?
Er ging vor, ich folgte ihm wortlos.
Das selbe tat er dann auch mit der Tür zur Krankenstation.
Ich schaute mich kurz um, wollte prüfen, was noch heil geblieben war.
Zu meinem Glück waren die wichtigsten Utensilien unversehrt.
Ich desinfizierte meine Hände, sammelte das benötigte Werkzeug und zog mir Handschuhe an.
"Leg` dich auf die Liege!", befahl ich dem Verletzten.
"Geb` mir keine Befehle!", knurrte er mich an, ehe er seinen Kopf auf das Kissen der Liege fallen lies.