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Ruf der Sterne

von

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Überfürsorglich und Uninteressiert

"Luchsohr! Entschuldigung, ich wusste nicht, dass du es bist." Fleckenpfote stieß diese Worte gequält hervor. "Na wenigstens kann er sich entschuldigen! Immerhin bringt ihr euren Jungen etwas Anstand bei. Mehr sollte ich wohl nicht erwarten." Sie beendete ihre Wäsche und ging an den Nachtclankatzen vorbei, ohne sie eines weiteren Blickes zu würdigen. "Du, wie war noch mal dein Name? Egal, bist du so höfflich und zeigst einer Dame den Weg ins Lager, bevor ich mich noch verlaufe und in einen Dachs oder gar in einen Fuchs laufe?" Luchsohr fixierte Schwarzstreif mit ihren durchdringenden Augen und sah ihn erwartungsvoll an. Der Krieger setzte sich auf und nickte Sturmkralle zum Abschied zu. "Du übernimmst für mich." Mit diesen Worten ging er langsam hinter der Kätzin her. "Warte! Du hast mir noch nicht geantwortet!" Doch Sturmkralles Rufe stießen auf taube Ohren.

"Wer ist sie, dass sie sich so etwas erlauben darf! Selbst Schwarzstreif gehorcht ihr ohne zu zögern!" Windpfote ließ ihrer Entrüstung freien Lauf. Stachelherz sah auf sie herab. "Nun habt ihr Luchsohr kennengelernt. Merkt euch ihren Pelz." "Und ihr lasst sie einfach so ungestraft in unser Territorium?" Windpfote war mehr als nur verwirrt. "Luchsohr ist die Heilerin des Bachclans. Heiler dürfen ungestraft über die Grenzen gehen und dass lässt sie jeden fühlen." Stachelherz Antwort klang sehr verbittert. Er stand auf und drehte sich zu der kleinen, braunen Schülerin um. "Ich kenne niemanden, der sie mag. Selbst viele Bachclankatzen meiden sie." Windpfote setzte sich hin und dachte über das gesagte nach. "Schwarzstreif hat mir einmal erzählt, dass sie ihren eigenen Schüler vergrault hat. Stimmt das?" "Nusspfote. Er ist in den Himmelsclan gewechselt um dort Heiler zu werden." Der Kater stand auf und spazierte zu Sturmkralle.

"Also stimmt es tatsächlich! Der arme Nusspfote, es muss schwer für ihn gewesen sein."
 

Schwarzstreif ging neben Luchsohr her. Er musste sich immer wieder an ihr Tempo anpassen, da sie nicht mehr die Jüngste war. "Du gefällst mir. Du redest nicht und machst, was eine Dame von dir verlangt. Wie heißt du nun eigentlich?" Schwarzstreif würdigte sie keines Blickes. "Schwarzstreif." Die ältere Katze zuckte mit ihren Ohren. "Soso, du kannst also doch reden. Also sind nicht alle im Nachtclan stumm." Er ignorierte ihr Kommentar und konzentrierte sich nur noch auf den Weg.

Auf einmal ging sie nun vornweg. Schwarzstreif rollte mit den Augen. "Hey, alte Heilerin. Wenn du diese Richtung beibehältst, landest du noch im Lager vom Gewitterclan." Luchsohr drehte sich langsam um. Sie fühlte sich ertappt. Was ist, wenn er bemerkt, dass sie keine Ahnung davon hat, wo das Lager ist? Was ist, wenn er herrausbekommt, dass sie nur durch Glück die Trainingskuhle gefunden hat? Wie konnten diese Katzen auch so leben! Man sieht ja keine Fuchslänge weit, ohne dass ein Baum die Sicht versperrt!

"Ich wollte nur sehen, ob du überhaupt darauf achtest, wohin ich gehe!" Schwarzstreif fuhr zu ihr herum. "Es wäre ja auch zu schade, wenn du für immer in unserem Territorium herumirrst um dann einen qualvollen Hungertod zu erleiden! Ich kenne keine Regel, die besagt, dass man Beutediebe nicht aus dem Territorium verjagen darf!" Luchsohr sah überrascht auf. "Er hat also doch Temperament."

"Wie weit ist es noch zum Lager? Ich werde langsam müde," sagte sie in einem gespielt unschuldigen Ton. "Halt die Klappe und spar dir deinen falschen Ton. Wenn du das noch mal machst, vergesse ich vielleicht den Weg zum Lager und führe uns im Kreis herum. Immer und immer wieder." Luchsohr schnappte empört nach Luft. "Fuchsherz," murmelte sie vor sich hin. "Was war das?" Schwarzstreif drehte sich um und baute sich bedrohlich vor ihr auf. Luchsohr plusterte ihr Fell auf, sodass sie halbwegs an seine Größe herankam. "Ich sagte Fuchsherz. Du bist ein Fuchsherz, wenn du eine alte, gebrechliche Katze so hinters Licht führen willst! Fuchsherz!"

"Nun, Vielleicht bin ich ja ein Fuchsherz, aber noch lange kein so großes wie du!" Die Schildpattfarbene sah ihn überraschst an. Sie kniff die Augen zusammen und …. lachte? Es war ein sehr, raues und abgehacktes Lachen, aber sie lachte tatsächlich. "Du bist der erste, der sich traut, mir die Stirn zu bieten," brachte sie zwischen ihrem ungeübten lachen hervor, "Du gefällst mir, Schwarzstreif. Du bist nicht so ein Mäusehirn, wie der ganze Rest!"

Von diesem plötzlichen Stimmungswechsel war Schwarzstreif völlig überfordert.
 

*****
 

"Na endlich!" Mit diesen lauten Ausruf wusste bereits ein Großteil des Clans, dass sie da war. "Wolkenflug, wer ist das?" Vier Junge liefen aufgeregt aus der Kinderstube. Eine grau - weiße Königin lief ihrem Nachwuchs gehetzt hinterher. Luchsohr fauchte die Vierertruppe angewidert an. "Dumme, nutzlose Fellballen! Ihr wisst ja nicht einmal, wer vor euch steht!" Ein schwarzes Junge plusterte sich vor ihr auf. "Wir sind nicht nutzlos! Wir werden bald Schüler und danach die besten Krieger die es jemals gegeben hat! Du weißt nicht wer vor dir steht, alte Katze!"

"Rabenjunges! Lass sie in Ruhe!" Wolkenflug, die Mutter der Jungen, scheuchte den Großteil ihrer Brut bereits in die Kinderstube zurück. "Rabenjunges also. Ich werde mir den Namen der Katze merken, die eine Heilerin angreift. Du wirst dafür sicherlich in die Geschichte der Clans eingehen!" Luchsohr fuhr ihre Krallen aus und streifte die Kleine am Ohr. Diese war darauf nicht gefasst gewesen und starrte die Heilerin entsetzt an. Wolkenflug kam schnell angerannt und leckte ihr über die Kratzer. Sie funkelte Luchsohr böse an, ehe sie Rabenjunges zurück in die Kinderstube trug.

"Also, ich glaube das da drüben ist der Heilerbau, oder?" Sie wartete erst gar nicht auf eine Antwort sondern lief einfach darauf zu.

Schwarzstreif seufzte nur und ging zum Frischbeutehaufen, um sich dort eine Maus auszusuchen. Er freute sich auf etwas Ruhe, da er seinen Wächter losgeworden war und niemand diese Aufgabe wohl freiwillig übernehmen möchte.

Doch er hat sich zu früh gefreut.
 

Blitzfell kam mit einen Seitenblick auf ihre zwei Jungen, Mausejunges und Schattenjunges, die Jüngsten des Clans, auf ihn zu. Sie setzte so neben ihn, dass sie ihre Jungen perfekt im Blick hat. "Was will den bitte Luchsohr hier? Und wieso führt die sich auf, als ob sie hier wohnen würde?" Schwarzstreif rollte genervt mit den Augen und ließ sein Essen fallen. "Was weiß ich, was sie will. Du kennst sie doch, Luchsohr führt sich immer unausstehlich auf." "Ob Heilerin oder nicht," fing sie wieder an, "wenn sie so mit meinen Jungen umgehen würde, hätte sie jetzt keinen Pelz mehr! Meine Kleinen sind doch erst zwei Monde alt!"
 

"Die Kleinen tun mir bei der Mutter ja schon Leid. Sie behandelt sie ja, als würden sie sofort zerbrechen, wenn sie jemand berührt. Selbst Fichtenpelz durfte sie erst anfassen, als sie bereits einen Mond alt waren."
 

"Blitzfell! sieh nur! Ich bin ein gefährlicher Krieger, der diesen Eindringling vertreibt!" Mausejunges drückte seine Schwester grob zu Boden. Diese schnurrt amüsiert und versuchte, sich zu befreien. Blitzfell sprang geschockt auf und lief auf die Beiden zu. "Mausejunges! Sei nicht zu grob mit deiner Schwester! Könnt ihr nicht etwas ungefährlicheres spielen!" Sie packte ihren Sohn am Nackenfell und hob ihn von Schattenjunges herunter.

Die Jungen maunzten entrüstet auf. Schattenjunges schlich sich gekonnt an ihrer Mutter vorbei und lief zu Schwarzstreif. Sie ignorierte dessen Knurren und schaute ihn mit flehenden Augen an. "Kannst du sie bitte ablenken? Wir möchten nicht schon wieder Nestarrest haben." Schwarzstreif sah sie erstaunt an. "Ihr bekommt fürs spielen Nestarrest? Was ist das überhaupt?" Schattenjunges knetete mit den Pfoten den Boden. "Bei Nestarrest müssen wir im Nest bleiben und dürfen nichts machen. Das bekommen wir, wenn wir etwas falsch gemacht haben." Schwarzstreif nickte verstehend und beugte sich zu der kleinen Kätzin herab, um ihr etwas ins Ohr zu flüstern. "In der hintersten Ecke der Kinderstube, dort wo kein Licht hinfällt, ist ein kleines Loch in der Wand. Ihr könntet durchpassen. Ich lenke Blitzfell ab, während ihr noch etwas spielen geht. Ich gebe euch ein Zeichen, wenn sie wieder reingeht. Dann müsst ihr schnell ins Nest. Und nützt diesen Weg nicht allzuoft, sonst bemerkt es eure Mutter noch und stopft das Loch." Die kleine, schwarz - braune Katze sah ihn begeistert an. "Warte, wenn du jetzt in die Kinderstube rennst, sieht es noch so aus, als wenn du dich darauf freust." Ohne weitere Worte packte er sie bei den Nackenfell und trug sie zur Kinderstube.
 

"Du hast etwas vergessen." Er ließ Schattenjunges auf den Boden und wies unauffällig mit seinen Schweif auf eine Ecke der Kinderstube. "Blitzfell, auf ein Wort." Wie immer hielt er sich kurz und ging bereits aus dem Bau. Seit wann redet er überhaupt so viel!

Blitzfell warf noch einen Blick auf ihre Junge und ließ sie dann im leeren Bau zurück. Wolkenflug war mit ihren Jungen schon wieder draußen. Für Rabenjunges, Graujunges, Felsenjunges und Natternjunges wurde es mit der Zeit immer enger in der Kinderstube. Wolkenflug konnte den nächsten Mond gar nicht mehr erwarten, dann waren sie endlich alt genug, um Schüler zu werden!

Blitzfell setzte sich neben den Eingang der Kinderstube und schaute Schwarzstreif erwartungsvoll an. "Verdammt, über was soll ich jetzt mit ihr reden! Ich kann so etwas nicht!" Er fragte das erste, was ihm in den Sinn kam."Warum behütest du die zwei so sehr?" Blitzfell sah ihn überrascht an. "Das ausgerechnet du so etwas fragst. Du kümmerst dich doch sonst nie um andere." Schwarzstreif fühlte sich ertappt. Das war natürlich wahr, aber Schattenjunges erinnerte ihn mit ihrer Unschuld, Verspieltheit und den großen, neugierigen Augen an Eisjunges. Er wusste, dass sie nichts dafür konnte, aber er hasste sie innerlich dafür. "Du weichst der Frage nur aus, also warum?" Blitzfell knurrte leise. "Es ist halt meine Art, meine Jungen zu erziehen!" Schwarzstreif sah ihr nun bedrohlich in die Augen. Er hatte wohl einen Nerv getroffen und nun interessierte ihn die Antwort doch ein wenig. Wie wohl andere…

"Na schön," gab sie nun doch klein bei, "Ich will, dass ihnen nichts passiert. Ich weiß, dass das keine Mutter will, doch ich muss immer daran denken, dass sie meine einzigen Jungen sein werden. Fichtenpelz geht bald in den Ältestenbau und ich werde ihm wohl folgen. Wir sind beide zu alt, um dann noch einen Wurf zu bekommen und früher waren wir noch nicht bereit dazu." Blitzfell senkte beschämt ihren Blick.

"Du willst doch, dass dich deine Jungen mögen oder?" Sie nickte leicht, unfähig, ihren Blick vom Boden zu reißen. "Dann lass ihnen ihre Freiheit. Dann müssen sie mich nicht überreden, dich abzulenken damit sie hinter der Kinderstube noch etwas spielen können. Mir macht das keinen Spaß und ihnen auch nicht." Mit diesen Worten ließ er die verwunderte Blitzfell zurück und ging wieder zum Frischbeutehaufen.



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