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Love you like you do

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Ja, ich weiß auch nicht, was mich geritten hat. Vielleicht war es die Fußball WM. Vielleicht auch nicht, jedenfalls hatte ich diese Story, die einfach geschrieben werden musste.
Sie ist bereits fertig ud ich werde wohl schon ein paar Kapitel hochladen (was ich auch schon auf Fanfiktion.de getan habe. Nur da ist es etwas eingeschlafen)

Ich sag's direkt: Solltet ihr in Kommentaren Interesse angeben, wird es weitergeführt. Wenn nicht, dann nicht. :)

As usual: Have fun reading this,
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Vorwort zu diesem Kapitel:
Ich kann auf jeden Fall sagen, dass ab jetzt erst so richtig klar wird, wohin es geht. Bis Schwung reinkommt braucht es eben so seine Zeit. ^^
Danke für schon zwei Favos!

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Vorwort zu diesem Kapitel:
Und schon geht's weiter. :)
Hättet ihr die Wendung erwartet? Es nimmt Fahrt auf.

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Vorwort zu diesem Kapitel:
Uhm, ja, nach Unendlichkeiten mal wieder hier was von mir.
Ich danke meinem kleinen Kommischreiber für das Interesse da dran. :)

As usual,
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Vorwort zu diesem Kapitel:
So, hier ein neues Kapitel. Ich komme im moment kaum zum Schreiben, weil ich so viele Stundenprotokolle in der Uni habe. :( Trotzdem: Ich bemühe mich!

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Vorwort zu diesem Kapitel:
Yay, endlich wieder ein neues Kapitel. Entschuldigt, dass ich euch immer so lange warten lasse!

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Vorwort zu diesem Kapitel:
Minna. nach Ewigkeiten wieder was von mir. Ich weiß, es dauert ewig im Moment, aber ich habe im RL und mit meinen anderen Stories so~ viel zu tun. -.- Lahme Erklärung, ich weiß, aber ich werde verscuhen, mich zu bessern!

As usual:
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Vorwort zu diesem Kapitel:
Yay, hier ist endlich das Ende dieser Geschichte! ^0^ (Ja, das Ende, das hier ist der Epilog!)
Ich hab zwar eine Art Weiterführung da, aber ob sie gewünscht ist...? Sagt mir mal, ob ihr weiter lesen wollt, wohin es mit den beiden geht. :)

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Der Ball prallte an der oberen Latte ab und verschwand hinter dem Netz des Tores. Tsubasa fluchte leise und trabte zurück auf seine Position. Er sah den Tachibanazwillingen in die Gesichter, welche genauso enttäuscht wirkten, wie er sich fühlte. Das war eine einmalige Chance gewesen und er vergeigte sie.

Es war ungewöhnlich für ihn, aus dieser Entfernung nicht zu treffen, umso mehr ärgerte es ihn gerade. „Beim nächsten Mal hast du ihn“, murmelte einer der Stürmer und klopfte ihm im Vorbeigehen auf die Schulter. Tsubasa nickte und versuchte, sich auf die Schwächen der gegnerischen Abwehr stärker zu konzentrieren.

Mit einem energischen Dreh sah er die Reihe Menschen an, die vor ihm standen. Rivaul, sein alter Teamkollege, sah ihn nahezu ausdruckslos an, aber das war bei Spaniens Spitzenspieler normal. Bei Pepe nicht und Tsubasa wusste, dass sein alter Freund sich unter dieser Maske um ihn sorgte, da er nicht so ganz anwesend wirkte. Mit einem Kopfschütteln verscheuchte er diese Gedanken und versuchte erneut, sich auf seine Aufgabe zu konzentrieren. Zwar war dies nur ein Freundschaftsspiel und keine Qualifikation für eine Meisterschaft, aber natürlich wollte er alle Spiele gewinnen.
 

Er beobachtete nun, wie der Torwart den Ball an einen Verteidiger weitergab und sofort drifteten seine Gedanken ab, suchten sich ihre eigenen Wichtigkeiten, um sich darum zu drehen. Er spürte schon, wie seine jetzigen Teamkollegen ihn von hinten ansahen, als er nach vorne trabte und den Pass auf einen brasilianischen Spieler abschnitt. Er nickte den Stürmern zu, während er selbst durch die Reihen der Verteidiger flitzte und nur zu gerne folgten sie ihm. Kurz darauf hatten sie den Ball im Netz versenkt und einen Ausgleichstreffer erzielt.

Es blieb bei diesem Stand und am Ende reichte man sich freundschaftlich die Hand. „Behalte deinen Kopf demnächst mehr beim Spiel, dann macht es noch mehr Spaß, euch zu schlagen“, brummte Rivaul gutmütig und strich ihm neckend durch die Haare. Der große, braun gebrannte Mann grinste tatsächlich, was ihn um Jahre jünger wirken lies. Verlegen lächelte der Japaner und gab zu, heute leicht abgelenkt gewesen zu sein.
 

„Was hat er gesagt?“, fragte Wakashimazu, als sie vom Platz gingen. „Dass es für ihn ein schönes Spiel war. Wir seien gute Gegner.“ Der Keeper grinste und nickte. „Das will ich doch meinen. Immerhin habe ich hart trainiert, um Wakabayashi einzuholen!“ Tsubasa biss sich auf die Lippen.

„Hey!“, murrte Ishizaki, der extra für dieses Spiel angereist war, „Du bist nicht der Einzige, der trainiert hat, klar? Wir anderen haben auch nicht gefaulenzt!“ „Ich weiß. Ohne die gute Arbeit von euch Verteidigern hätte ich ja so oder so alt ausgesehen.“ Dieser Spruch war natürlich Wasser auf Ishizakis Mühlen und er reckte stolz die Brust vor, während der Rest des Teams verhalten lachte.

„Klar, ohne Ishizaki würde in der Verteidigung doch gar nichts laufen“, grinste Jito, der im selben Verein untergekommen war wie der kleiner Mann. Er schlug ihm so schwungvoll auf die Schulter, dass der Gemeinte einen Schritt nach vorne stolperte, was für noch mehr Gelächter sorgte.

Gelächter, an dem sich Tsubasa nicht beteiligte. Er hielt sich etwas abseits und versuchte, seine Freude wiederzufinden, damit er in die üblichen Neckereien einfallen konnte. Doch irgendwie wollte es ihm nicht gelingen. Nicht heute, nicht jetzt.
 

„Alles klar?“, fragte Misaki leise von der Seite und sah ihn besorgt an. „Nein, nicht ganz“, gab Tsubasa zu und zuckte mit den Schultern. „Immer noch Sanae?“ Sanae, mittlerweile seine Ehefrau und Mutter seines Sohnes Daibu, war gerade ein weiteres Mal schwanger und ihre Stimmungsschwankungen waren für sie beide belastend. Mal weinte sie vor Glück und Unglauben, ihn bei sich zu wissen; Mal beschuldigte sie ihn, sie nicht mehr genug wahrzunehmen oder gar eine Affäre zu haben.

Er bemühte sich zwar, nachsichtig zu sein, aber der sekundenschnelle Wechsel von Hochgefühl auf tiefste Wut kam so schnell, dass er es nie kommen sah. Erst heute Morgen hatte sie ihm aus heiterem Himmel an den Kopf geworfen, dass sie es hasse, ständig mit ihm umzuziehen. Es wäre unmöglich, jede Sprache zu lernen, Daibu würde immer wieder von seinen Freunden weggerissen und die Post würde nur noch verspätet oder nie ankommen.

Fast volle fünf Minuten keifte sie ihn an – was er kommentarlos über sich ergehen lies -, bis sie plötzlich weinte und sich genauso lange bei ihm entschuldigte. Sie sei furchtbar, hatte sie gesagt, wie er weiterhin mit ihr unter einem Dach leben könne. Da hatten all seine Versicherungen, dass er ihr nicht böse sei, nichts geholfen.

Dann machte sie den Vorschlag, ob er nicht für die verbleibenden Monate lieber in einem Hotelzimmer oder einer anderen Wohnung leben wollte, bis sie wieder normal wäre. Damit er sich besser auf seinen Fußball konzentrieren konnte.
 

Tsubasa liebte sie für diese Rücksichtnahme nur noch mehr. Selbst dann, wenn sie völlig verheult in viel zu großen Kleidern auf dem Boden hockte und aussah, wie ein Häufchen Elend, schien sie für ihn von innen zu strahlen.

Heute Morgen hatte er sie auf die Stirn geküsst und aus einem Impuls heraus auch ihren Bauch. Dann hatte er Daibu beruhigt, weil sein Sohn mit großen Augen in der Tür gestanden war und seine Eltern verwirrt angesehen hatte. Erst, als all das erledigt war, war er zu seinem Spiel gegangen.

Mittlerweile war es Nachmittag und er spürte deutlich, wie sein Magen knurrte. Er wollte duschen, etwas essen und nach Hause, wo er Daibu wieder in die Arme nehmen konnte – trotzdem trödelte er ein wenig und konnte den Widerwillen nicht völlig unterdrücken. Er gab es nicht gern zu – besonders nicht laut -, aber Sanaes Szenen machten ihn wahnsinnig. Immer öfter bekam er Kopfschmerzen von ihrem Gezeter und sie war erst im vierten Monat. Er wusste nicht, ob er weitere fünf Monate überstehen würde, ohne selbst auszuflippen – deshalb war er auch heute Morgen nicht auf ihren Vorschlag mit dem Hotel eingegangen. Er überlegte, ob es tatsächlich eine Lösung für ihr Problem wäre.
 

„Immer noch Sanae“, antwortete er also dem anderen Teil des Goldenen Duos und seufzte, „Wir überlegen sogar, ob ich für ein paar Monate ausziehen soll, damit sich alles etwas entspannt.“ „Im Ernst?! Bei Daibu bist du doch auch ruhig geblieben.“ Natürlich wusste sein bester Freund über alles Bescheid, was in Tsubasas Leben passierte. Er nickte verdrossen. „Da war es auch noch nicht so schlimm. Laut ihrem Arzt sind die Hormone Schuld und das kann bei jeder neuen Schwangerschaft anders laufen.

Aber wenn ich jetzt gehe, mache ich mir nur noch mehr Sorgen um sie. Wer soll ihr helfen, wenn was schiefgeht? Und ich will Daibu auch nicht noch mehr zumuten. Was soll er denn von uns denken?“ Misaki nickte mitfühlend. „Eine vertrackte Situation. Ich fürchte sogar, dass ich dir keinen Rat geben kann. Du wirst wohl selbst entscheiden müssen, was dir wichtiger ist.“ „Mhm“,

„Ey, Tsubasa, Misaki, wollt ihr noch mit? Wir wollen noch in der Hotelbar was trinken gehen und ein paar Taktiken besprechen. Das deutsche Bier soll so gut sein, das muss ich probieren!“ Matsuyama schien gar nicht mehr zu halten zu sein. Sein Enthusiasmus zauberte den beiden ein Lächeln aufs Gesicht. „Heute nicht. Ich will lieber nach Hause und mich um Sanae kümmern. Ein anderes Mal, ja?“

„Klar, du kannst ja seit deinem Wechsel jeden Tag die deutsche Küche genießen. Du Glücklicher!“ Tatsächlich hatte Tsubasa nach nur zwei Jahren in Spanien wieder den Verein gewechselt. Er war abgeworben worden, als ihm klar wurde, dass er nicht mit Rivaul spielen wollte, sondern gegen ihn. Seit vier Jahren war er also in Deutschland. Der Verein war gut und die Spieler auf hohem Niveau. Außerdem war er näher an seinen Freunden: Die Tachibanazwillinge waren bei einem Splitterverein untergekommen. Misaki spielte mittlerweile sogar in England. Stolz erzählte er immer wieder, wie er mal David Beckham getroffen hatte und sogar mit dessen Frau reden konnte.

Nur Hyuga war seit Beginn seiner Karriere stets in Italien geblieben. Er war auch immer noch ledig – im Gegensatz zu Tsubasa, der Sanae hatte und Misaki, welcher die Französin Azumi geheiratet hatte.
 

Wakashimazu hatte eine Japanerin geheiratet, die nur zu gerne bereit war, sowohl seine Frau zu sein, als auch den Dojo seines Vaters zu leiten. Sein Sohn konnte gerade erst richtig sitzen, aber er war am besten ruhig zu halten, wenn er die Schüler im Dojo trainieren war. Zweifelsohne würde aus ihm also einmal ein Kämpfer werden.

Sogar Ishizaki hatte eine Freundin, aber er war noch zu feige, um ihr einen Antrag zu machen, we4swegen es vorerst so blieb. Wie es beim Rest des Teams aussah, wusste Tsubasa schlicht nicht. Er hatte nie gefragt und sie hatten nie etwas angedeutet.

Er fragte sich gerade, ob Hyuga immer noch ein Auge auf seine Managerin geworfen hatte. Zwar war sie mehr als zehn Jahre älter, aber das hatte wohl noch nie jemanden gekümmert.
 

Nur einen gab es, von dem er lange nichts mehr gehört hatte: Genzo Wakabayashi. Hamburgs bester Keeper hatte sich schon vor Wochen sehr zurückgezogen. Er war dieses Jahr sehr vom Pech verfolgt worden: Erst war ein anderer Spieler in ihn hinein gerannt und er hatte sich eine Verletzung in der Sehne im rechten Fuß zugezogen. Kaum war diese abgeheilt und er wieder einsatzfähig, brach er sich bei einem Streit mit einem Fan die Hand, obwohl er nur versucht hatte, zu schlichten. Er fiel diese Saison komplett aus, weswegen Tsubasa nicht viel von ihm gesehen hatte, obwohl sie im selben Team spielten.

Es war für Tsubasa verständlich, dass Wakabayashi nun keinen Kontakt wünschte, wo er so mit dem Schicksal haderte, monatelang nicht spielen zu können. Sie hatten sich nur einmal gesprochen – am Telefon – und da hatte der Keeper sehr genervt und resigniert geklungen. Eigentlich sogar recht kalt.

Tsubasa konnte es ihm nicht übel nehmen. Vor zwei Jahren hatte er sich ebenfalls verletzt und hatte nicht spielen können. Bei ihm war es mal wieder die Schulter gewesen. Er war regelrecht unausstehlich gewesen – zumindest hatte er es so empfunden und er dachte immer wieder daran, wenn es mit Sanaes Hormonen wieder einmal rund ging. Ihm kam plötzlich eine Idee, wie er noch etwas Zeit herausschinden könnte. Direkt danach schüttelte er den Kopf über sich selbst. Er sollte aufhören, sich um seine Pflichten zu drücken. Er verabschiedete sich von seinen Freunden und machte sich auf den Weg nach Hause.
 

Dort erwartete ihn ein unvergleichliches Chaos: Verschiedenste Kleidungsstücke lagen auf dem Boden verstreut, gelegentlich durchbrochen von Daibus Spielzeug. Hinzu kam, dass fast alle Türen geschlossen waren. Was war denn hier passiert? Sonst ließen sie alle Türen offen stehen, damit ihr Sohn frei durch die Wohnung tollen konnte, ohne, dass einer von ihnen ständig hinterherlief um ein Auge auf ihn zu haben.

Er lauschte immer noch perplex auf die Geräusche und ging vorsichtig zum Schlafzimmer. Mit einer Hand schob er die nur angelehnte Tür auf und lugte durch den Spalt. Daibu saß auf dem Bett und beobachtete seine Mutter, die mit einem Seufzen Kleidungsstücke in einen Koffer packte. Tsubasas Zweitsporttasche stand prall gefüllt am Fußende des Bettes auf dem Boden.

„Sanae?“, platzte er in den Raum und hatte ein ungutes Gefühl. „Was machst du da?“ Seine Frau hielt in ihrem Tun inne und seufzte erneut schwer. „Weißt du“, begann sie zögerlich, „Ich habe noch einmal nachgedacht. Ich hab dir heute noch mal beim Spiel zugesehen. Ich denke, wir wissen beide, dass ich im Moment unausstehlich bin.“ Er begann, den Kopf zu schütteln, aber sie redete einfach weiter: „Versuch nicht, zu verstecken, wie sehr dich das alles mitnimmt.

Ich denke, es ist das beste, wenn einer von uns beiden für die nächsten fünf Monate auszieht.“ „Ausziehen?“, wiederholte er verdattert.

„Ich kenne hier niemanden. Dazu hatte ich dank Daibu noch keine Zeit und auch nicht wirklich den Willen“, plapperte sie weiter, als hätte er nichts gesagt. Als bemerke sie seinen Schock nicht. Erst, als sie darauf keine Antwort erhielt, hob sie den Kopf. In ihren Augen schwammen Tränen. „Ich kann das nicht, Tsubasa. Ich kann nicht damit leben, dir jeden Tag sowas zuzumuten.

Du bist mir nicht böse, das weiß ich, aber es ist nicht in Ordnung! Ich will, dass du für eine Weile gehst, damit ich mich nicht selbst hassen muss.“ Sie strich sich das Haar aus der Stirn und holte zitternd Luft. Dann ging ihr Blick zu Daibu, welcher im Moment mit einem Kinderbuch bewaffnet völlig in seiner eigenen Welt zu sein schien und nichts vom Streit seiner Eltern mitbekam. „Wusstest du, dass Daibu heute Morgen schon dachte, wir würden wieder streiten, wenn du wiederkommst? Ich möchte nicht, dass das die einzige Erinnerung ist, die er nachher an diese Zeit hat. Ich will nicht, dass er Angst bekommt.“ Sie sagte das sehr leise. Tsubasa nahm sie in den Arm und überlegte blitzschnell. Für sie mochten die Gründe logisch erscheinen, aber vielleicht war das auch nur wieder so eine fixe Idee, die sich nach ein paar Tagen erledigt hatte? Andererseits diskutierten sie ja wirklich schon seit einer Woche über diese Möglichkeit. Und Aufregung konnte seine Frau in diesem Zustand nicht gebrauchen, bestimmt war auch der Stress ihrer Streitereien nicht gut für sie.

Er seufzte auf. „Ich werde gehen, wenn du es für das Richtige hälst“, flüsterte er ihr ins Ohr, „Ich werde schon irgendwo unterkommen.“ Bis jetzt war er noch fest davon überzeugt, dass sie gleich lachen und die Idee verwerfen würde.
 

Erst, als die Tür hinter ihm zufiel und er mit gepackten Taschen dastand, ging ihm auf, dass sie es so meinte. Er fühlte sich wie der letzte Idiot. Was war gerade passiert? Wieso stand er hier und was sollte er jetzt tun? Wenn er jetzt klopfte und sofort wieder zurückging, würde sie ihn nich nur für verrückt halten, sondern aus der Diskussion würde wieder ein Streit werden. Er schnaubte und hängte sich die Sporttasche über die Schulter. Mit langsamen Schritten setzte er sich in Bewegung und verließ das Grundstück. Wo sollte er jetzt hin?

Wakabayashi sah regelrecht aus, als sehe er einen Geist vor sich, als er sah, wer da vor seiner Haustür stand. „Ähm...hi. Kann ich reinkommen?“ Tsubasa hob verlegen die Hand und sein Blick bettelte um Zustimmung. „Was machst du denn hier?“, fragte der Torhüter, trat aber gleichzeitig zur Seite, um seinen Freund hereinzubitten. Tsubasa trat ein und lies seine Taschen fallen. Wakabayashi führte ihn ins Wohnzimmer, wo sich der junge Mann auf das Sofa fallen lies und das Gesicht in den Händen versteckte. „Sanae hat mich rausgeworfen“, bemerkte er dumpf. „Und warum?“, fragte Wakabayashi und lehnte sich mit verschränkten Armen gegen den Türrahmen. Er strahlte Ruhe aus, als ob er sich erst einmal alles anhören wolle, was der Andere von sich gab. Seine Ruhe gab Tsubasa die Kraft, weiterzureden.

„Wir haben in letzter Zeit nur noch gestritten. Ihre Hormone spielen zur Zeit völlig verrückt, weißt du. Und heute meinte sie, wir sollten um Daibus Willen etwas Abstand voneinander nehmen. Damit wir ihm keine Angst machen.“ „Und da machst du einfach so mit, oder was?“ In der Stimme des Keepers schwang ein leichter Vorwurf mit, als könne er nicht glauben, dass man so etwas so gutmütig einfach mitmachte. Tsubasa kam sich dumm vor. „Nein, natürlich nicht. Aber ich möchte ihr ein paar Tage Zeit geben, um die Sache zu überdenken. Sie wird ja wohl nicht lange brauchen, um zu merken, dass es Unsinn ist, nicht wahr?“

„Das wollen wir doch hoffen! Ich hätte nicht gedacht, dass sie auf solche Ideen kommt!“ „Ich will sie nicht aufregen, sie ist erst vor wenigen Wochen stark erkältet gewesen.

Kann ich denn so lange hier bleiben?“, fragte der Mittelstürmer. Erst jetzt ging ihm auf, wie dämlich es war, diese Frage nach seiner Lamentiererei zu stellen. „Wenn das für dich in Ordnung ist? Sonst kann ich auch in ein Hotel-“

„Schon gut, schon gut. Du kannst hier bleiben. Aber ich warne dich, ich bin keine allzu gute Gesellschaft im Moment.“ Mit einem entschuldigenden Lächeln hielt er seine verbundene Hand hoch. Die weiße Mullbinde wurde fast gänzlich von einem Handschuh verdeckt. „Mach dir keine Sorgen, ich bin mittlerweile einiges gewöhnt. Das klappt schon – und danke.“ Wakabayashi nickte und ein schwaches Lächeln erschien auf seinem Gesicht. „Du bist der erste, dem das nichts ausmacht. Unsere Teamkollegen sind schon beim ersten Besuch geflüchtet.“
 

Tsubasa lachte auf. „Die kommen schon wieder. Spätestens dann, wenn sie hören, dass ich hier wohne und nach einigen Tagen noch lebe.“ „Tsubasa! Du weißt ja wohl, dass ich dich nicht verprügeln würde!“ „Na klar“, grinste der Jüngere, „Als ob du das schon mal gemacht hättest.“ Der Keeper schwie einen Moment lang und Tsubasa klappte der Mund auf. „Echt?“, fragte er verdattert. „Mhm“, war die Antwort, „Als ich gerade erst nach Deutschland gekommen war, meinten einige, ich hätte nichts drauf und sind zu mehreren auf mich los. Am nächsten Tag hab ich mich revangiert.“ Er zuckte mit den Schultern, als sei das keine große Sache. „Warum denn das?“ „Weil ich den Platz eingenommen hatte, den schon ein deutscher Torwart so gut wie sicher gehabt hätte.

Ist aber schon lange nicht mehr aktuell.“ Er sah Tsubasa an, als wolle er mit einem Blick die Unterhaltung beenden.
 

„Wo kann ich dann schlafen?“, wechselte der Mittelstürmer schließlich das Thema. Wakabayashi nickte mit dem Kinn in Richtung Flur. „In meinem Zimmer ist noch genügend Platz.“ Nun, sie hatten schon öfters in Hotelzimmern zu mehreren zusammen geschlafen. Trotzdem hatte er jetzt schon das Gefühl, seinem älteren Freund zur Last zu fallen. „Aber-“ „Kein aber!“, schnitt der Keeper ihm das Wort ab, „Ich lasse dich nicht auf dem Sofa schlafen. Und ich habe ein Klappbett, aber kein Gästezimmer.“ Der Jüngere zog die Augenbrauen hoch. „Wo ist da der Sinn?“ „Der Sinn ist, dass Besuch“, er betonte das Wort auf eine eindeutige Weise, „bei mir übernachten kann. Wäre ja noch schöner, wenn ich die spät nachts einfach rausschmeißen müsste.“ Und diesmal fiel der Keeper in das Lachen seines Freundes mit ein.

„Immer noch der alte Schwerenöter?“, fragte Tsubasa und grinste. Vor nicht allzu langer Zeit hatten die ständigen Affären des Älteren für beinahe tägliche Schlagzeilen in der Klatschpresse gesorgt. Keine der Damen hatte ihn jedoch halten können. „Mh, vielleicht. Ich will aber nicht mehr das Hauptthema der Presse sein. Ich versuche, es ruhiger angehen zu lassen.“

„Klingt schon eher nach dir“, nickte der Mittelstürmer. Es war in der ersten Zeit merkwürdig gewesen, den sonst so ruhigen Keeper mit Frauenbegleitung zu sehen. Diese Aktivitäten passten gar nicht zu dem jungen Mann.

Wakabayashi seufzte. „Ja, ich weiß auch nicht, was mit mir los war.

Oder doch, ich weiß es, ich will es nur nicht laut sagen müssen.“ Er grinste für eine Sekunde verlegen. „Ich hab eh mein Beuteschema geändert.“ Jegliches Lächeln war aus seiner Stimme und seinem Gesicht geschwunden und er sah Tsubasa an. Dem Jüngeren rann ein Schauer über den Rücken, welchen er sich nicht erklären konnte. Er sprang auf und ging in den Flur. „Dann sollten wir das Bett aufbauen. Wer weiß, wie lange das noch dauern kann.“
 

Es dauerte bis in die späten Abendstunden. Wie sich herausstelte, hatten sie beide keinerlei Talent für solche Dinge. Der Keeper wusste zwar, wie man das Ungetüm von Bett aufbaute, aber durch seine Verletzung konnte er nicht helfen – seine Anweisungen verwirrten sie nach einer Weile beide.

Tsubasa hatte so etwas noch nie gemacht und stellte sich selten ungeschickt an. Doch endlich stand es so stabil, dass es nicht gleich wieder zusammenklappen würde.

„Geht doch“, schnaufte Tsubasa zufrieden, froh, das Ungetüm bezwungen zu haben.

„Na, dann ab ins Bett!“ Tsubasa sah seinen Gastgeber verblüfft an. „Jetzt schon?“, fragte er. „Ja, ich schon. Meine Hand schmerzt manchmal noch und die Schmerzmittel sind ziemlich stark. Sie machen mich müde – hauen mich regelrecht um.“ Er lachte leise, ohne Humor. „So brauchen sie sich keine Sorgen zu machen, ich könnte wen mit hierher nehmen. Ich würde ja fast sofort wegpennen.“

„Schlafen hat noch niemandem geschadet“, widersprach Tsubasa sanft, „Ich dachte, du wolltest eh das Thema etwas ruhiger angehen?“ „Ja, wollte ich. Es ärgert mich nur. Ich schlafe gleich im Stehen ein.“ Er brummelte und verschwand im Bad. Tsubasa nahm das als Zeichen, sich umzuziehen und ebenfalls gleich schlafen zu gehen. Er würde nicht sofort in Morpeus' Armen versinken, aber es gab ihm Zeit, etwas über den heutigen Tag nachzudenken. Als Wakabayashi aus dem Bad kam, ging der Andere an ihm vorbei und nahm seine Kulturtasche mit. „Komme auch gleich“, bemerkte er und ignorierte gutmütig den erst verwunderten und dann dankbaren Blick seines Freundes.
 

Nach einigen Minuten des Grübelns zuckte er mit den Schultern und zog die Decke fester um sich. Er lag mittlerweile im Bett und im Zimmer war es bis auf ihrer beiden Atem ruhig. Langsam schloss er die Augen und der Wirrwarr des Tages lies ihn los.
 

Am nächsten Morgen wurde er davon wach, dass Wakabayashi regelrecht aus dem Bett sprang und in Höchstgeschwindigkeit im Bad verschwand. Der Lärm, den er dabei verursachte, konnte nicht mal ein Komapatient verschlafen.

Er brauchte einige Minuten, bis er richtig wach wurde, dann konnte er das Geräusch von prasselndem Wasser der Dusche zuordnen. Gähnend wühlte er sich aus der Bettdecke und rieb sich über das Gesicht. „Oh Mann!“, murmelte er mit einem Blick auf die Uhr, „Ich kann nicht glauben, dass ich so lange geschlafen habe.“ Er stand auf und machte sich auf den Weg in die Küche.

Nach der dritten Tür hatte er selbige auch gefunden und er schaltete zuerst Kaffemaschine ein. Darin waren sie sich alle gleich: Ohne den ersten Kaffee am Morgen ging bei ihm und seinen Freunden einfach gar nichts. Er lehnte sich an die Anrichte und trank in kleinen Schlucken.

„Mmh, frischer Kaffee. Besuch zu haben ist doch besser, als ich dachte“, scherzte Wakabayashi, als er schließlich mit noch feuchten Haaren in die Küche trat. Dann sah er Tsubasa und stutzte. „Schläfst du immer so?“, fragte er. Der Gefragte blickte an sich herunter. Er trug Boxershorts und ein T-shirt. „Ja, wieso?“ Der Keeper schüttelte den Kopf. „Dass du dich im Winter nicht erkältest ist fast schon ein Wunder.“
 

Tsubasa grinste ihn über den Rand der Tasse hinweg an. „Und du? Schönen Traum gehabt?“ „Huh?“ „Die Dusche“, erklärte er leise. „Oh!“ Der Keeper sah zur Seite. „So war das nicht. Ich dusche morgens fast immer. Und wenn ich die Tabletten nehme, muss es morgens manchmal schnell gehen mit der Toilette. Sonst nichts.“ Er sah aus, als wäre es ihm peinlich, also beschloss Tsubasa, über etwas anderes zu reden.

„Sanae hat mich noch nicht angerufen.“ „Du meinst, ihr ist die Sache ernst?“ Er nickte leicht: „Ja, sonst hätte ich schon von ihr gehört. Ich fürchte, ich bin noch länger dein Gast.

Wenn du mich lässt?“ „Sicher, sicher“, nickte Wakabayashi, runzelte jedoch die Stirn, „Und wenn du dich bei ihr meldest?“ Tsubasa zeigte ihm andeutungsweise den Vogel. „Hält sie mich für total bescheuert. Nein, sie hat damit angefangen, sie soll es auch wieder beenden.“ „Klingt logisch“, stimmte der Keeper zu.
 

„Hast du heute eigentlich kein Trainig?“ „Nein“, grinste der Jüngere, „Heute hab ich frei. Wolltest du etwas bestimmtes mit dem Tag anfangen?“ Wakabayashi nickte. „Schneider ist mal wieder in Hamburg. Er liegt mir ständig in den Ohren, dass er dich auch mal außerhalb des Platzes treffen möchte. Hättest du Lust?“ „Ein Fachgespräch mit Deutschland derzeit bestem Stürmer? Da fragst du noch?!“ Er strahlte den Älteren so fröhlich an, dass dieser lachen musste. „Macht Spaß, dich zu Besuch zu haben“, murmelte er und holte sein Handy hervor, eine lange SMS an seinen ehemaligen Kollegen tippend.

Das Gespräch war – wie sollte es anders sein – für beide Seiten eine angenehmen Sache. Tsubasa war begeistert, welche neuen Tricks man sich bei anderen Vereinen ausdachte. Eigentlich hatte Schneider auch nicht so viel verraten wollen, doch die begeisterte Art des Mittelstürmers war so ansteckend, dass er sich nicht halten konnte und ein Fachgespräch über Drall und Schusswinkel begann. Ehe er sich dessen bewusst geworden war, hatte er schon zwei der neuesten Strategien erklärt.

Tsubasa selbst hatte bisher noch wenig gesagt – seine faszinierte Miene war Anreiz genug gewesen, einfach weiterzureden. Jetzt allerdings seufzte er. „Wenn du so erzählst, dann möchte ich am liebsten bei euch mittrainieren.“ Sie duzten sich seit ein paar Jahren alle untereinander. Einer hatte damit angefangen und da es zu kompliziert und merkwürdig gewesen wäre, alle Du und Sie auseinander zu halten, hatte man sich auf eines von beidem geeinigt.

„Ne, bloß nicht. Nachher kennst du alle unsere Geheimnisse und ihr haut uns beim nächsten Spiel in die Pfanne!“ Sie lachten beide leise, bis Wakabayashi leise seufzte. „Dann wäre ich dem HSV in dieser Saison wenigstens einmal von Nutzen.“

Betreten schwiegen die beiden Stürmer und sahen überall hin, nur nicht zu dem leicht resignierten Keeper. „Schon gut“, seufzte dieser dann, „Ich sollte aufhören, so Trübsal zu blasen. Immerhin hat Tsubasa sich ja auch nie hängen lassen.“ In der Tat hatte es Schneider geschafft, sich als einziger in der Gruppe bisher noch keine Verletzung einzufangen.

„Da war ich auch noch jünger und konnte mir so einen Ausfall auch besser leisten! Und ich habe alle in den Wahnsinn damit getrieben, wann ich wohl wieder spielen könnte.“ Wenn er genau nachdachte, hatte diese Besessenheit seiner Kindheit etwas abgenommen – Menschen, die er liebte, hatten sich ebenfalls einen Platz in seinem Herzen erarbeitet.
 

„Diskutiert ihr gerade ernsthaft darüber, wer unausstehlicher ist?! Ihr seid doch total verrückt“, lachte Schneider und schüttelte den Kopf. Wakabayashi und Tsubasa sahen sich an und mussten dann grinsen. „Stimmt eigentlich“, murmelte der Mittelstürmer. „Eben“, nickte Schneider und wandte sich dann seinem alten Teamkollegen zu, „Also, Genzo, seit du weißt, dass du länger nicht dabei bist, hast du dir doch bestimmt etwas überlegt. Wie willst du deine Hand trainieren, wenn der Gips ab ist?“

Wakabayashi zuckte mit den Schultern. „Teig kneten“, sagte er locker. „Was?!“, fragten die anderen beiden gleichzeitig. Er grinste sie an. „Mein Arzt hat mir geraten, beide Hände gleichzeitig zu trainieren. Und weicher Teig, der nachgibt, soll richtig gut dafür sein. Ich find's auch witzig.“ Erst nach einer Weile seufzte Schneider und Tsubasa schüttelte den Kopf. „Will er dich in eine Bäckerei stecken?“

„Nicht ganz, ich soll auch noch andere Übungen machen. Die Idee wäre jedoch gut für's Image, oder?“ Er schnaubte selbst über diesen Unsinn. „Klar“, lachte Schneider, „Harte Männer, die pinke Kekse backen haben den deutschen Hooligans schon immer gefehlt! Die werden sich vor Begeisterung kaum noch halten können!“ Genzo prustete so stark los, dass er sich beinahe an dem Kaffee verschluckte, von dem er gerade einen Schluck hatte trinken wollen. Er hustete ein paar Mal und starrte den Deutschen dann gespielt böse an. „Doch nicht, wenn ich was trinke! Willst du mich ersticken?!“ Der Blonde grinste gutmütig und nickte. „Werde demnächst dran denken.“

„Fehlt nur noch, dass wir stricken“, murmelte Tsubasa und erntete erneut Lacher. Er rollte mit den Augen und sah sich in dem Restaurant, in dem sie saßen, etwas genauer um. Einige Leute sahen sie an, als wüssten sie nicht, ob die drei einfach nur gut drauf oder doch schon betrunken waren. Sie wirkten heute definitiv, als wären sie nicht ganz bei sich: Sie gackerten ständig los und foppten sich die ganze Zeit mit Witzen, die außer ihnen niemand verstand.
 

„Hey, vielleicht sollten wir mal etwas leiser sein. Alle schauen schon zu uns rüber.“ Er lehnte sich nach vorne und sah seine beiden Freunde leicht warnend an. „Die denken sonst noch, wir wären schon am hellichten Tag betrunken. Wer weiß, was sie dann schreiben?“ Ja, er hatte auch endlich begriffen, welche Macht die Presse haben konnte. Auch, wie einfach die falsche Schlagzeile eine Karriere zerstören konnte. Er hatte es bei Carlos Santana sozusagen aus der ersten Reihe miterleben müssen. Der Fußballcyborg hatte sich nur einen Moment nicht unter Kontrolle gehabt und prompt war ein Foto gemacht worden, auf dem er einen Mann küsste.

Santana hatte im darauf folgenden Medienrummel dem Druck nicht mehr standgehalten und öffentlich zugegeben, dass er die Männer den Frauen vorzog. Damit war seine Karriere gelaufen und er erklärte im selben Moment, dass er aufhören werde.
 

Sie waren alle geschockt gewesen, dass ein solcher Star wie Santana einfach so fallen gelassen wurde. Nur, weil er jemand anderes im Bett liegen hatte als seine Teamkollegen, war er doch kein schlechterer Fußballer?

Gleichzeitig hatten sie darüber diskutiert, wie sie sich wohl fühlen würden, wenn einer aus ihren Reihen sich plötzlich als schwul outen würde.

Voller Unbehagen hatten sie sich angesehen und Ishizaki hatte dann kleinlaut zugegeben, dass es ihm wohl unangenehm wäre, mit so jemandem die Umkleidekabine zu teilen. Tsubasa selbst hatte ihm insgeheim zugestimmt. Er konnte selbst nicht genau sagen, wieso – und ihm war wirklich egal, wer wen liebte -, aber er fühlte eine gewisse Unsicherheit. Vielleicht stammte sie daher, dass er nicht wusste, wie man mit so jemandem umgehen sollte. Als er vom Geständnis des Brasilianers gehört hatte, hatte er sofort daran denken müssen, wie er damals selbst gegen den jungen Mann angetreten war.

Er hatte sich gefragt, ob Santana ihn wohl beneidet hatte. Oder gehasst, immerhin hatte Tsubasa damals schon alles, was er sich wünschen konnte: Eine intakte Familie, einen freien Willen und ein Riesentalent, sowie eine Vorzeigebeziehung mit seiner Sanae. Da musste er Tsubasa doch hassen, was auch sonst? Aber dann hatte Pepe so einfach gesagt: „Wer weiß, vielleicht stand er ja damals auf dich? So, wie der auf dich fixiert war?“ Und dann hatten sie alle gelacht und Witze darüber gemacht, wie unwiderstehlich der Mittelstürmer sei. Tsubasa selbst hatte eine kleine Stimme in seinem Kopf gehört, die sich fragte, ob Pepe nicht doch recht hatte. Dabei hatte sich ein unangenehmes und merkwürdiges Gefühl in ihm breit gemacht.
 

Es hatte damit geendet, dass er Santana eine Mail geschrieben hatte – der ehemalige Spiele war im Moment untergetaucht und lies somit nichts anderes zu – und hatte ihn direkt gefragt. Zurück kam der bissige Kommentar:

Du auch noch? Hätte ich was von dir gewollt, hätte ich dich einfach gefragt! Lass mich doch mal in Ruhe!

Nach dieser offenen Wut über eine zugegenermaßen dämliche Frage hatte er dem anderen nicht mehr geschrieben. Er hatte sich nicht mehr getraut, als er erkannt hatte, dass er genau wie alle anderen reagiert hatte.

Trotzdem...dass Santana nichts von ihm gewollt hatte, hatte ihn beruhigt. Er wollte nicht von dem Exspieler begehrt werden. Er hasste es, wenn er Menschen in seinem Umfeld abweisen musste.

Und bei diesem Punkt war er dann für sich auch irgendwie stehen geblieben. Seither wusste er nur zu genau, wie wichtig Selbstbeherrschung und ein makelloses Image waren. Fehlmeldungen waren wie ein Gift, dass man nur langsam wieder los wurde.

„Ach ja, die liebe Presse. Unser bester Freund und gleichzeitig unser schlimmster Feind“, brummelte Schneider leise vor sich hin. Wakabayashi nickte und seufzte. „Warum ist das eigentlich so? Warum muss man ber jeden Schritt von uns berichten? Wir spielen doch einfach nur Fußball!“ Tsubasa wusste, dass er leicht genervt klang. „Tja, das ist so ein Mysterium, welches sich Popularität nennt“, meinte Schneider, „Und sie wollen für sich selbst wissen, dass wir auch nur Menschen sind. Über jemand anderes zu lästern lenkt von den eigenen Problemen ab, oder macht sie zumindest kleiner.“ Tsubasa seufzte kellertief. „Und warum lassen sie uns nicht einfach in Ruhe und kümmern sich um diejenigen, die ihre Kameras und Aufmerksamkeit wollen?“

„Weil die sich nur inszenieren wollen und niemand will sowas sehen. Alle wollen doch heute hinter die offizielle Fassade blicken und einen Makel finden. So sind wir Menschen eben“, fügte der Deutsche seinen Worten von eben an. Wakabayashi schüttelte den Kopf. „Du hast vielleicht eine schlechte Meinung von den Menschen, Karl!“ Der Blonde seufzte auf und erwiderte leise: „Ich hab es bei meinem Vater erlebt. Er war eigentlich nur Trainer, total frei von Skandalen. Aber als er einen anderen Verein trainieren wollte, flogen plötzlich Steine durchs Fenster und die Presse bezeichnete ihn als Verräter.

Meine Eltern haben sich sogar eine Weile lang getrennt, weil meine Mutter den Terror nicht ausgehalten hat und mein Vater nicht von seinem Standpunkt abweichen wollte.“ Betroffen schwiegen die beiden Japaner und blickten auf die Tischdecke vor sich. „Das war übrigens kurz vor der U-16. Erst danach haben die beiden sich wieder vertragen.“ „Deswegen wolltest du damals so unbedingt gewinnen?“, fragte Genzo leicht schockiert. Schneider nickte. „Ja, in der Hoffnung, dass meine Mutter versteht, wie wichtig uns der Fußball ist.“

„Oh, so war das damals also“, murmelte der Keeper daraufhin. „Schon gut, ich bin drüber hinweggekommen. Und ihr habt verdient gewonnen.“ „Ja, aber nicht ohne Tsubasa. Da wären wir gar nicht so weit gekommen.“ Wakabayashi lachte leise und Schneider grinste, als sie sahen, dass dieses Lob dem Mittelstürmer peinlich war. „Ach, hört auf damit. Das waren wir alle gemeinsam.“ Er sah weg. „Klar“, nickte Wakabayashi, „Und ich will die Leistung der anderen auch nicht kleiner machen, aber du hast die Mannschaft zusammen gehalten. Du hast uns entschlossen sein lassen.“ Schneider nickte und fügte hinzu: „Ohne dich wäre Genzo gar nicht erst nach Deutschland gegangen, oder nicht? Das hast du in Gang gesetzt, sei nicht so bescheiden.“ In Tsubasas Wangen machte sich der dunkle Farbton breit, der jedem sagte, dass er rot wurde. „Oh, lasst uns bitte von etwas anderem reden, ja? Ihr macht mich verlegen!“, meinte er lauter, als unbedingt nötig war. Der Keeper und der Stürmer lachten leise. „Na, sieh mal einer an, wer da am lautesten ist?! Hattest du nicht gerade erst gemeint, wir sollten leiser sein?“ Der Mittelstürmer funkelte sie an. „Wie wär's, wenn der Herr gleich ganz still ist?“ Jetzt lehnte Schneider sich verblüfft zurück. „Hoh, immer langsam mit den jungen Pferden. War doch nur ein Witz.“ Tsubasa sah ihn kurz an und grinste dann. „Ich hab auch nur Spaß gemacht. Noch nie von Ironie gehört?“ „Och, jetzt hast du uns aber erwischt!“, prustete Wakabayashi los.
 

„Hey, ich muss gleich gehen. Hab noch ein Spezialtraining mit meinem Vater“, meinte Schneider dann nach einer behaglichen Stille, „Aber sowas wie heute sollten wir wiederholen.“ „Ja!“, grinste Tsubasa. „Unbedingt“, stimmte der Keeper zu. Damit ging der Deutsche seiner Wege und lies zwei Japaner zurück, die für den Rest des Tages noch keinen Plan hatten. „Und jetzt? Wohin sollen wir?“, fragte Tsubasa. Wakabayashi zuckte mit den Schultern. So endete es damit, dass sie ohne besonderes Ziel durch die Stadt schlenderten. Wenn ein oder zwei Mutige sie erkannten und um Autogramme oder Ähnliches baten, bekamen sie diese auch, doch meistens wurden sie in Ruhe gelassen. Diese Eigenschaft der Leute, sie nicht zu sehr zu belagern, wenn sie nicht auf dem Platz standen, war merkwürdig, aber angenehm. Es konnte natürlich dadurch bedingt sein, dass sie schon eine Weile hier wohnten und die Menschen sich daran gewöhnt hatten, sie hier zu sehen.

Als Tsubasa beim vierten Sportgeschäft stehen blieb und die Kinderfußbälle betrachtete, musste der Keeper lachen. „Willst du deinen Sohn so früh wie möglich fördern?“ „Man weiß nie. Ich möchte ihm natürlich alles beibringen, aber ich will ihn auch nicht beeinflussen. Er soll selbst entscheiden, was er mal machen möchte.“ „Du redest, als wäre dein Sohn fast schon erwachsen. Lass ihn doch erst einmal ein Teenager werden. Oder zumindest sicher genug auf seinen Beinen,um mehr als zehn Schritte hintereinander zu machen, bevor du ihm einen Ball unter die Nase hälst!“ Der Jüngere grinste zustimmend und schüttelte dann den Kopf. „Ich bin total verrückt, oder?“ „Nein“, widersprach Genzo sanft, „Du bist nur total vernarrt in deinen Sohn. Das ist doch süß.“

„Und du?“, fragte er nun, „Willst du keine Kinder?“ Der Keeper verzog das Gesicht und schüttelte betont langsam den Kopf. „Nein“, erwiderte er, als täte es ihm leid, „Das war nie etwas für mich. Ich habe schon recht früh beschlossen, keine Kinder zuhaben.“ „Wieso denn das?“, wollte Tsubasa wissen und zog die Augenbrauen hoch. „Verschiedenes“, war die ausweichende Antwort. Ihm wurde klar, dass er zu neugierig gewesen war und seine Nase mal wieder in Dinge steckte, die ihn nichts angingen. „Verstehe schon“, murmelte er und sah weh. Er hatte kein Recht, nach Wakabayashis Leben zu fragen, jede Kleinigkeit wissen zu wollen. Manche Dinge wollte man einfach nicht erzählen. So setzten sie ihren Weg schweigend fort und Tsubasa kaufte keinen Kinderfußball. Er nahm sich auch vor, das Thema vor dem Keeper nicht mehr zu erwähnen.
 

Es vergingen einige Wochen, in denen Sanae sich nicht meldete. Tsubasas Gefühle deswegen waren immer wieder anders, aber er blieb dabei, dass sie den ersten Schritt machen sollte. Einerseits machte er sich Sorgen, andererseits wollte er ihr die Zeit geben, die sie zu brauchen schien. Sprechen wollte er nicht darüber er wollte Genzo nicht noch mehr mit seinen Problemen belasten; Es war schon unglaublich freundlich von dem Älteren, dass er seinen Freund bei sich wohnen lies, da wollte er diese Geduld nicht unnötig strapazieren. Außerdem fürchtete er, wenn er auf der Straße landete und doch mit einem Hotel vorlieb nehmen musste, etwas darüber in der Zeitung lesen zu können. Und wenn die Zeitungen erst einmal darüber berichteten, würden seine Freunde auch davon erfahren und alle würden sich Sorgen machen um eine Sache, die gar nicht wirklich da war.

Aber wenn er ehrlich war, dann gab es noch einen Grund, warum er so passiv blieb: Ihm gefiel es, mit Genzo zusammenzuwohnen. Er mochte es, dass sie beide morgens ungefähr zur selben Zeit wach wurden und er nicht auf jemanden Rücksicht nehmen musste, der vielleicht noch schlief. Ihm gefiel, dass sie stundenlang über Spiele und Techniken fachsimpeln konnten und er nicht darauf achten musste, in welchem Tonfall geantwortet wurde – Genzo war seinen Humor viel mehr gewohnt als Sanae.

Tsubasa kam sich vor, als mache er Urlaub von der Realität. Seine Nerven beruhigten sich und er fand zu seiner alten Art zurück. Manchmal erwischte er sich selbst dabei, wie er einfach nur so vor sich hinsummte, weil ihm danach war. Selbst seine derzeitigen Teamkollegen hatten schon gesagr, dass er ausgeglichener wirkte. Er genoss die Zeit und nahm sich vor, mit der gesammelten Kraft für Sanae da zu sein, sobald sie sich meldete. Doch die Tage verstrichen und sie blieb stumm. Oft sah er sein Handy an und fragte sich, ob es gleich klingeln würde. Dann fand er krampfhaft Gründe, nicht einfach selbst anzurufen. Immer wieder sagte er sich, dass es dumm wäre, jetzt einfach nachzugeben.
 

„Wenn du weiter so starrst geht das Ding noch in Flammen auf“, kommentierte Genzo seinen Blick nach einer weiteren Woche, in denen Sanae schweigsam blieb. Müde brummelte Tsubasa einen Laut, der seine schlechte Laune ausdrücken sollte und legte das Handy auf die Anrichte in der Küche. „Trotzdem. Ich dachte, nachdem ich jetzt auch mal wieder Daibu gesehen habe, denkt sie drüber nach.“ Tatsächlich hatte er sich auf den Weg zum Spielplatz gemacht, auf dem sein Sohn am liebsten war und Daibu hatte in der Sandkiste gesessen und fröhlich vor sich hin gebuddelt. Als er seinen Vater gesehen hatte, war jedoch alles andere vergessen gewesen und er hatte ihn lautstark gerufen. Erfreut war er auf seinen Sohn zugekommen und hatte ihn hochgehoben. Seine Frau hatte sich jedoch mit einem merkwürdigen Blick von ihm ferngehalten. Die beiden Männer der Familie Ozora hatten Zeit zusammen verbracht, ohne darauf einzugehen. Als er gegangen war, hatte sie ihm gewunken, sonst nichts.

Er seufzte schwer und sah auf den leichten Verband, welcher mittlerweile die Hand des Keepers schmückte. Der Bruch verheilte gut und Genzo konnte die Hand schon geringfügig belasten, zum Beispiel, indem er seine Tasse herumtrug. Jetzt streckte er jene Hand aus und langte an Tsubasa vorbei. Er blickte über dessen Schulter auf das Display und schnaubte leise. Tsubasa spürte den Lufthauch am Hals, so nahe standen sie beieinander und ihm wurde bewusst, dass es für diese Stunde des Tages immer noch recht warm war. Es würde noch länger so bleiben, sie kamen auf den Sommer zu und es würde noch drei Monate dauern, bis Tsubasa erneut Vater werden würde – falls er überhaupt so bald von seiner Frau hören würde. Sie machte sich im Moment wirklich unsichtbar für ihn. „Es ist schon nach zehn Uhr. Sie wird sich nicht mehr melden. Lass uns schlafen gehen, ja? Du hast morgen ein Spiel gegen Misakis Mannschaft.“ Er nickte und folgte dem Keeper zum Schlafzimmer.

Am nächsten Morgen dachte er erst wieder an das Mobiltelefon, als er sich Kaffee nachfüllen wollte und mit der Kanne daran stieß. Es schlitterte über die Anrichte und drehte sich einmal um sich selbst vor Schwung. Mit einem Augenrollen schnappte er es sich und wollte nur überprüfen, ob er den Akku aufladen musste. Da sah er das kleine Symbol, welches ihm mitteilte, dass er eine SMS erhalten hatte. Er öffnete sie und las leicht verdattert, dass Sanae zum Spiel kommen wollte und nachher gerne mit ihm reden würde. Eilig tippte er seine Zustimmung ein und stürzte dann seinen Kaffee herunter. In seiner Freude, endlich ein Zeichen der Einsicht bekommen zu haben, bemerkte er kaum, dass der heiße Kaffee ihm leicht die Zunge verbrannte.

„Was denn?“, fragte Genzo, dem die plötzliche Hektik nicht verborgen blieb. „Sanae hat mir geschrieben. Sie will mich nach dem Spiel sehen!“ „Hm“, brummte der Keeper leise, „Hat die Prinzessin keine weiteren Erbsen mehr in ihrem Bett gefunden, oder was?“

„Vielleicht hat sie eingesehen, dass das alles Blödsinn war und möchte, dass ich wiederkomme.“ Vor Freude über die Aussicht, bald wieder zu Hause schlafen zu können, überhörte er ganz den sarkastischen Tonfall seines Freundes. Er musste grinsen und hatte es furchtbar eilig, zum Stadion zu kommen. „Schön“, meinte der Keeper und sein Tonfall machte klar, dass er es überhaupt nicht so meinte. Tsubasa blieb stehen. „Okay, was ist los?“, fragte er. „Ach“, murmelte Genzo, „Du bist dann beschäftigt. Ich will nicht kletten, aber ich hatte dich gerne hier. Du hast es mit mir ausgehalten, obwohl das schon an ein Wunder grenzt.

Schneider macht sich in letzter Zeit auch so rar und hat ständig irgendein Geheimtraining.“ Verlegen kratzte sich der Jüngere die Wange. „Ich würde ja gerne sagen, dass du mitkommen könntest, aber das wäre heute nicht so gut. Entschuldige.“ „Schon gut. Ich will nicht der Grund sein, weswegen ihr euch nicht vertragt. Ich hatte nur gerne Gesellschaft.“ Nun, so fühlte es sich auch für Tsubasa an, aber vorher war es doch auch in Ordnung gewesen. „Ich bin ja nicht aus der Welt.“ Trotzdem versetzte ihm der Gedanke, dass ihre WG jetzt wieder Geschichte war, einen kleinen Stich, den er geflissentlich ignorierte. Immerhin hatte er sich dieses Leben doch ausgesucht. Er liebte Sanae doch immer noch…
 

Das Spiel verflog so schnell, dass Tsubasa sich nicht genau erinnern konnte, mit wievielen Toren sie jetzt eigentlich gewonnen hatten – eine Seltenheit bei ihm. Er hatte die ganze Zeit nur im Kopf, dass er Sanae gleich treffen würde. Allerdings hatte er nicht damit gerechnet, dass sie nicht auftauchen würde. Über eine halbe Stunde wartete er am verabredeten Ort, mehrmals versuchte er, sie telefonisch zu erreichen. Ohne Ergebnis.

So langsam machte er sich Sorgen, ihr könnte etwas passiert sein. War etwas nicht in Ordnung? Er lief nervös auf und ab.
 

„Tsubasa? Du bist noch hier?“, fragte Genzo und riss ihn aus seinen Gedanken. Er drehte sich um. „Offensichtlich ja. Anscheinend kommt sie nicht.“ „Huh?“, machte der Keeper verwirrt, „Aber sie hat doch gerade eben noch mit Misaki geredet.

Oh!“ Er verstummte, als beiden klar wurde, dass Sanae Tsubasa schlicht versetzt hatte. „Was ist in letzter Zeit nur mit ihr los?!“, fluchte Tsubasa frustriert. Der Ältere hob die Schultern. „Mich darfst du das nicht fragen. Ich hab die Frauen noch nie verstanden.“ Der Keeper schüttelte den Kopf, als Tsubasa sein Handy hervorholte. „Du willst sie doch nicht etwa anrufen?!“ „Was soll ich sonst tun? Soll sie so weitermachen?“ So langsam wurde selbst der sonst so sanfte Tsubasa sauer. Was für ein Spielchen trieb seine Frau hier? Als die Mailbox sich meldete, holte er tief Luft, um nicht loszuwettern. Es wäre seiner Sache nicht gerade hilfreich gewesen, sie zu verärgern. „Sanae, ich weiß, dass du heute da warst. Ich verstehe nicht, was du hier veranstaltest, aber melde dich doch bitte endlich bei mir. Ich mache mir Sorgen um euch zwei.“ Er legte auf und steckte das Handy wieder weg.

Während Tsubasas Worten war das Gesicht des Keepers immer fassungsloser geworden. „Das ist nicht dein Ernst, oder?“, fragte er und schüttelte den Kopf. „Du solltest ihr mal tüchtig die Meinung geigen, wenn du mich fragst.“ „Und riskieren, dass ich gar nicht mehr nach Hause kann? Nein, ich will sie ja sehen und nicht vertreiben.“ „Wann denn?“, fragte Genzo frustriert, „In zweieinhalb Monaten, wenn der Termin ist?“ Er murrte etwas über Frauen und unverständliche Gedanken. „Warum rechnest du nach, wann der Termin ist?“, fragte Tsubasa zurück und der Keeper sah ertappt weg. Gleich darauf wusste der Jüngere, was los war. „Du hast gedacht, ich bleibe, bis das Kind geboren ist, oder?“ „Sorry“, nuschelte Genzo beschämt, „Ich hatte nicht gehofft...ich dachte nur, dass Gesellschaft doch nicht so schlecht ist. Ach, ich habe dich einfach gerne um mich!“ Tsubasa meinte, eine leichte Röte auf den Wangen des Anderen zu sehen.

„Schon gut“, meinte er leise, versöhnlich, „Ich fürchte, ich werde eh so lange bleiben, bis der kleine Mann da ist. Wenn, dann werde ich mit ihr reden müssen, was das hier sollte.“ „Dein Wort in Gottes Ohr“, brummte Genzo und sie verließen das Stadion.

Zu Hause angekommen plumpsten sie beide auf ihre Betten. Tsubasa war so müde, dass er darauf verzichtete, sich zu duschenund umzuziehen. Lediglich seine Schuhe und seine Jeans zog er aus und krabbelte unter die Bettdecke. „Kein duschen?“, fragte der Ältere mit einem Lachen in der Stimme. „Nein.“ Eine nur gebrummte Antwort.

„Hey, dann aber morgen, ja? Ich meine, einige mögen dich total verschwitzt und so, aber das riecht doch nach 'ner Weile?“ „Ja, ja.“ Durch den Schleier der Müdigkeit hindurch nahm Tsubasa wahr, wie Genzo etwas erwiderte, das er nicht verstand. „Hast du was gesagt?“, nuschelte er, das Gesicht halb im Kopfkissen vergraben. „Hm? Nein!“ Der Tonfall des Keepers war zu eilig, die Antwort kam zu schnell, um wahr zu sein, aber heute Abend kümmerte das den Stürmer nicht. Er wünschte seinem Freund eine gute Nacht und schlief ein.
 

Am nächsten Morgen wurde er vom Geräusch der Dusche geweckt. Er öffnete die Augen, sah das leere Bett neben sich und dann fiel sein Blick auf die Uhr. Na klasse, sein allmorgentliches Training konnte er schon mal vergessen. Sicher, nach dem Spiel gestern stand für heute nichts an, aber er trainierte jeden Tag, damit er sich weiterentwickeln konnte. Also wurmte ihn der Ausfall heute schon etwas.

Die Dusche wurde ausgeschaltet und ein sichtlich erleichterter Genzo kam ins Zimmer. „Warum hast du mich nicht geweckt?“, beschwerte Tsubasa sich, weil sein Freund anscheinend schon länger wach war. „Weil ich selbst erst vor einer halben Stunde aufgewacht bin. Mich haben mitten in der Nacht die Schmerzen in meiner Hand aufgeweckt und ich habe noch eine Tablette genommen.“ Die Antwort kam mit einem Tonfall, der fast schon auf etwas Negatives vorbereiten wollte. „Du hast übrigens eine Nachricht auf deinem Handy“, sagte er und klang jetzt definitiv entschuldigend, während er zu Tsubasas improvisierten Nachttisch hin nickte. Nach einigem hin und her hatten sie vor ein paar Wochen einen kleinen Tisch neben das Klappbett gestellt, damit der Mittelstürmer seine Reiseuhr aufstellen konnte. Mittlerweile lagen dort auch ein Familienfoto und sein Handy. Letzteres schnappte er sich und besah sich das kleine Symbol, welches ihm mitteilte, dass er eine SMS erhalten hatte. „Ich hab das gar nicht piepsen gehört“, murmelte er und begann zu lesen.

„Ich schon“, bemerkte Genzo, „Aber ich war ja nicht gemeint. Was schreibt sie denn?“ Der Keeper wirkte neugierig, vor allem, da sich Tsubasas Gesicht verfinsterte. „Sie schreibt, dass das gestern nicht von ihr kam. Eine Freundin habe das geschrieben, als sie gerade selbst nicht im Raum war, damit wir wieder zusammen wohnen können.“ Der Keeper schnaubte leise. „Bestimmt wieder Anna, sowas würde zu ihr passen.“ Anna Müller war Genzos Exfreundin und verstand sich – sehr zum Missfallen der Jungs – glänzend mit Sanae und den anderen Spielerfrauen. Selbst Schneiders Verlobte fand sie richtig toll! Leider hatte die junge Dame den Makel, dass sie sehr genaue Vorstellungen davon hatte, wie eine Beziehung zu führen sei. Nicht nur, dass sie ihre Meinung lauthals kundzutun pflegte, sie mischte sich auch liebend gerne in die Beziehungen der anderen Damen ein. Es war der Hauptgrund, weswegen er sich von ihr getrennt hatte. Dummerweise hielt das die Frauen nicht davon ab, weiterhin mit ihr befreundet zu sein.

„Japp, schätze ich auch. Sanae will übrigens so weiter machen wie bisher. Laut ihr hat Daibu gestern gar nicht mehr nach mir gefragt.“ „Wie nett“, meinte Genzo sarkastisch. Tsubasa nickte. „Wieso sind Frauen nur so verrückt?“ Der Keeper rollte mit den Augen. „Das fragst du mich? Meine längste Beziehung hat drei Monate gedauert. Denkst du, ich hätte jemals verstanden, warum sie uns so in den Wahnsinn treiben? Vielleicht sind wir bescheuert leichter zu händeln?“ Trotz der schlechten Nachricht mussten sie beide grinsen.
 

Einen Monat später waren sie beide spätabends noch wach und diskutierten, wann Genzo wohl wieder spielen könnte. Sein Arzt hatte ihm zwar gesagt, er solle es langsam angehen, aber im Alltag war seine Hand schon wieder normal belastbar. „Ich werde dich vermissen, wenn du in ein paar Wochen wieder gehst“, meinte Genzo plötzlich und klang betrübt. „Ich bin ja nicht aus der Welt“, lachte der Jüngere und schüttelte den Kopf. „Weißt du, Tsubasa, ich hatte dich wirklich gerne hier. Wie gesagt, die anderen sind zu schnell geflüchtet.“ „Geschenkt. Ich sollte dir dankbar sein, dass du mich nicht auf die Straße gesetzt hast.“ Er lächelte, wurde jedoch ernst, als er das bedrückte Gesicht seines Freundes sah. „Was ist?“

„Ach nichts. Ich dachte nur...ich wollte dir schon länger etwas sagen, aber ich war bisher zu feige. Ich meine, ich glaube, ich-“ Das Telefon unterbrach ihn. Tsubasa nahm ab. „Was?“, rief er nur kurz danach, „Ja ich habe verstanden.“ Er legte auf und sah Genzo an. „Bei Sanae geht es los.“ Der Keeper sprang auf. „Ist das nicht zu früh?“ Der Mittelstürmer nickte. „Ja, Daibu war auch zu früh, das ist nicht so schlimm, wie es klingt.“

„Na, dann los mit dir, ich fahre dich.“ Der Ältere schnappte sich Jacke und Schlüsselbund.

Die Fahrt zum Krankenhaus verlief schweigend. Als Tsubasa ausstieg, meinte er nur noch: „Fahr ruhig schon. Wie ich das noch in Erinnerung habe, wird das länger dauern. Ich hol mir nachher ein Taxi.“ „Red nicht rum!“, lachte Genzo gespielt streng, „Ab mit dir!“ Er grinste noch, während der Jüngere die Tür zuschlug und lossauste.
 

Es dauerte dann sogar noch länger, als er angenommen hatte. Sanae bekam anscheinend nicht genug Sauerstoff und musste eine Maske tragen, durch die sie atmen sollte. Nach wenigen Minuten entschieden die Ärzte, dass Tsubasa störe und er musste schweren Herzens den Raum verlassen.

Durch die lange Wartezeit kam er allerdings auf die Idee, ihr direkt ein Geschenk zu machen und so ging er ein Stockwerk weiter nach unten und kaufte im Kiosk des Krankenhauses den größten Rosenstrauß, den er finden konnte. Wieder oben verbrachte er einige Minuten noch damit, die Dornen zu entfernen, bevor sich endgültig die Tür öffnete und er sah, wie seine Familie in ein Krankenzimmer geschoben wurde. Sofort klebte er an dem behandelnden Arzt, um zu erfahren, wie es stand.

Dieser konnte ihn beruhigen. Alles war vergleichsweise gut gelaufen, lediglich lange habe es gedauert. Er klopfte ihm auf die Schulter und meinte schelmisch, dass er das Geschlecht des Kindes nicht verraten würde – davon habe Sanae gesprochen, direkt nachdem das kleine Wesen auf der Welt war. Er grinste und glaubte zu wissen, wieso.

Sie hatten während der gesamten Schwangerschaft beide immer wieder spekuliert und sich Gedanken gemacht, aber keinem von beiden war eingefallen, das Geschlecht schon vor der Geburt erfahren zu wollen. Lachend hatten sie davon geredet, ob derjenige, der richtig tippt, demnächst Lotto spielen solle.
 

Die Krankenschwester sollte ihn in den Raum führen, in dem seine Frau lag. Während sie in einem fort plapperte, wie schön sie die Arbeit auf der Säuglingsstation finde, grinste er die ganze Zeit. Vor Freude, wieder Vater geworden zu sein, hätte er am liebsten jubeliert, aber er beherrschte sich. Es war immer noch ein Krankenhaus, in dem nicht jedem Patienten zum Feiern zumute war.

„Aber nur kurz!“, bemerkte die Schwester vor der Tür noch streng, „Ihre Schwester hat etwas Anstrengendes hinter sich.“ Tsubasa runzelte kurz die Stirn und dachte, dass die Dame wohl schon reichlich übermüdet sein musste. Wie sonst konnte man die Worte Schwester und Ehefrau miteinander verwechseln? Vielleicht waren die Leute, die weniger Arbeitszeit am Stück für Krankenhauspersonal forderten, doch im Recht?

„Sie sollten ihrem Mann Bescheid geben, ja?“ Diese Frau war doch wirklich durcheinander, oder nicht? Kannte sie ihn nicht? Kurz fragte er sich, ob sie kein Fußballfan war, dass sein Name ihr nichts sagte. Er zuckte mit den Schultern und schob es auf die Aufregung. Vielleicht hatte er sich missverständlich ausgedrückt? So nickte er nur knapp, lächelte sie an und betrat das Zimmer.
 

Sanae lag in ihrem Bett und hatte die Augen geschlossen. Schlief sie etwa? Tsubasa bemühte sich, möglichst leise zu sein. Er tappte um ihr Bett herum und kam vor dem Kinderbettchen zu stehen. Die Rosen legte er auf den Nachttisch und sah seine Frau an. Obwohl ihr die Anstrengung noch ins Gesicht geschrieben stand, fand er sie wunderschön. Er drehte den Ring an seinem Finger. Ob sie jetzt vielleicht doch ein Mädchen hatten? Sanae hatte sich das so sehr gewünscht…

Da schlug sie die Augen auf und sah ihn direkt an. Er wollte sie schon fragen, ob er sie geweckt habe, da sah er den Schock in ihren Augen. „Oh Gott, was machst du denn hier?!“ Er grinste sie an. „Du fragst Sachen. Ich bin doch nicht sonst wo, wenn wir Nachwuchs kriegen!“ Er wandte den Kopf. „Darf ich mal sehen?“ Sie hob den Kopf, ihre Stimme klang panisch: „Tsubasa, nein!“ Aber ihr Ausruf kam bereits zu spät, er hatte das Baby schon gesehen. Für den Moment erstarrte er, sein Gehirn schien sich zu weigern, die Information zu erfassen. „Was zum…?!“, fragte er scharf und sah sie an. Er trat einen Schritt zurück.

„Bitte, ich kann das alles erklären! Tsubasa!“, flehte sie und in ihren Augen standen Tränen. „Oh ja!“, hörte der Stürmer sich selbst sagen, „Und wie du das kannst, da bin ich sicher!“ Wut stieg in ihm auf, kappte sein Denken von seinen Gefühlen und machte ihn taub für alles andere. „Ich fasse es einfach nicht!“ Und so schnell er konnte rannte er aus dem Zimmer.
 

Genzo wirkte völlig entgeistert, als er die Tür öffnete. Kurz fühlte Tsubasa sich daran erinnert, als er vor Monaten schon einmal so dagestanden hatte. Aber nun regnete es in Strömen und alles war anders. Nicht nur, dass er sich seinem älteren Freund nun viel näher fühlte. Seine Welt kippte gerade gefährlich in die falsche Richtung.

Er war über zwei Stunden durch die Stadt gewandert, ohne ein festes Ziel zu haben, den Kopf voll mit Dingen, über die er nicht nachdenken wollte. Passend hatte der kräftige Regenguss eingesetzt und er war innerhalb von Sekunden völlig durchnässt worden. Es war ihm egal gewesen – bis es zu blitzen und zu donnern angefangen hatte. Ihm war klar geworden, dass er aus dem Wetter musste und ihm war nur einer eingefallen, mit dem er reden wollte. Der ihn verstehen würde.

„Kann ich...darf ich reinkommen?“ Seine Stimme zitterte und er spürte Tränen aufwallen. Genzo riss ihn kommentarlos rein und schloss die Tür. „Ist was mit Sanae? Ist euer Baby…?“ Er schien nicht weitersprechen zu können. Doch seine Besorgnis brachte Tsubasa irgendwie dazu, etwas zu sagen: „Nein, mit den beiden ist alles in Ordnung. Zumindest körperlich.“ Er hörte selbst, wie bitter er klang. „Was dann? Will sie dich nicht sehen?“ Naja, der Gedanke lag nahe. „Nein!“, erwiderte er heftig, „Ich will sie nie mehr sehen!“ Genzo packte ihn an den Schultern, so fest, dass ein leichter Schmerz durch ihn fuhr. „Wieso?“, fragte er verwirrt, lauter als es wohl geplant war.

„Weil sie mich betrogen hat. Es ist nicht mein Kind!“ Der Satz fühlte sich an wie Säure im Mund – und doch war es die Wahrheit. Der Keeper schnappte nach Luft, schwieg dann mehrere Minuten betroffen. „Wirklich?“, fragte er leise. Tsubasa nickte nur. „Tut mir Leid für dich.“ Und mit diesem einfachen Satz brachte der Ältere den Damm zum brechen und Tsubasa begann zu weinen.

„Hier“, meinte Genzo und drückte ihm eine Tasse Tee in die Hand. „Danke“, bemerkte der Jüngere dumpf. Er trank einen Schluck und sah stur geradeaus. „Wie konnte sie das nur tun?“, fragte er sich zum hundertsten Mal. Er hatte seinem Freund alles erzählt – unterbrochen nur von wütenden Flüchen – aber er hatte es hinter sich gebracht. „Weißt du denn wenigstens, wer es war?“ „Nein. Das Kind ist blond, aber das schränkt die Möglichkeiten ja nicht gerade ein, oder?“

„Nein, echt nicht. Mehrere meiner alten Teamkollegen sind auch blond. Kaltz zum Beispiel. Oder Schneider.“ „Tja“, seufzte er, „Ich bin's nicht. Keine Ahnung, ob ich es überhaupt wissen will.“ „Prügel helfen dir auch nicht weiter“, bemerkte Genzo, der zu ahnen schien, was durch den Kopf des Mittelstürmers ging. „Ich mach ja nichts“, antwortete Tsubasa gedehnt. Er rollte mit den Augen. Sollte er vielleicht jeden blonden Mann verprügeln, der mit seiner Frau Kontakt hatte? Da hätte er bei seiner kontaktfreudigen Frau aber gewaltig zu tun!

„Ich hätte sowas nie getan!“, platzte der Keeper heraus und der Mittelstürmer sah ihn perplex an. „Ich doch auch nicht.“ Genzo wurde rot – offensichtlich war ihm der Satz peinlich. „Ich meine ja nur.“ „Danke“, erwiderte der Jüngere, „Ich weiß es zu schätzen, dass ich hier sein darf.“

„Und ich erst“, so klang jedenfalls, was der Keeper vor sich hin murmelte.
 

Es war an diesem Punkt, dass Tsubasas Geduld endgültig verbraucht war. „Was willst du mir eigentlich mit diesen ständigen Andeutungen sagen? Werd doch bitte mal deutlicher!“ Genzo erstarrte und wirkte beinahe schockiert. „Ich bin es leid, immer nur der Liebe zu sein!“, fauchte Tsubasa, „Rede mit mir!“ Tatsächlich knallte er seine Tasse so heftig auf den Tisch, dass sie fast zerbrach und sprang auf.

„Tsubasa“, murmelte der Ältere zögerlich, „Willst du dich nicht erst einmal um deine Ehe kümmern? Schlaf doch erst einmal eine Nacht darüber und morgen sieht alles schon anders aus.“ Es klang logisch, sehr sogar, aber der Mittelstürmer war zu aufgebracht, um logisch zu denken. Er war wütend, war betrogen worden und hatte jetzt wieder einmal das Gefühl, etwas wichtiges nicht mitzukriegen. Mit drei Schritten stand er vor seinem Freund. „Nein“, seine Stimme war eindringlich, „Will ich nicht. Du machst jetzt seit Tagen...Monaten diese Andeutungen.“ Genzo senkte den Blick. „Beruhige dich, ja?“ „Nein!“ Nun schlich sich Starrsin in die Stimme des Jüngeren, „Sag es doch einfach.“ Ohne sich dessen bewusst zu sein, drängte Tsubasa seinen Freund emotional in die Ecke, lies ihn glauben, er wüsste schon längst, was das Problem des Älteren war. Genzo sah auf und schien von diesem intensiven Blick eingefangen zu werden. „Ich...“, der Keeper stockte, holte tief Luft und überschlug sich dann fast: „Ich dachte, Sanae wäre die Richtige für dich. Ich wollte doch so sehr darüber hinwegkommen. Ich meine, ich hätte dir das nie angetan, ich-“ Er brach erneut ab, stöhnte auf, als ihm klar wurde, dass er sich verplappert hatte.
 

„Du...hättest...mir das nie angetan?“ Tsubasa klang, als bekäme er nicht genug Luft. In seinen Ohren rauschte es. Er versuchte, die Worte zu verstehen, sie einzuordnen, ohne die eine Bedeutung herauszulesen, die darin steckte.

„Tsubasa...“ Genzos Stimme klang merkwürdig, als habe er ebenfalls Probleme, richtig zu atmen, er klang erstickt. Zögerlich streckte der Keeper die Hand aus. Als ihre Fingerspitzen sich berührten, zuckte der Jüngere zurück, als habe er einen elektrischen Schlag bekommen. Fassungslos sah er seinen Freund an und fragte sich, wann seine Welt so aus den Fugen geraten war. Er drehte sich um und stürmte zur Tür.

„Tsubasa!“, Genzo hatte ihn eingeholt und drückte die Tür zu, bevor der Jüngere sich aufreißen konnte, „Lass es mich doch erklären, bitte!“ Schon wieder hörte er diese Worte – von jemandem, den er zu kennen geglaubt hatte. Jemandem, der ihm wichtig war. Ihm ging auf, wie nahe sie beieinander standen: Sein Rücken berührte Genzos Brust und er konnte den hektischen Atem des Keepers an seinem Hals spüren. „Lass mich gehen“, murmelte er, „Bitte. Sonst sage ich was furchtbares.“ Er riss die Tür auf, sobald er die Gelegenheit dazu hatte und rannte hinaus in den Abend.

Wie lange er nun eigentlich ziellos umher gelaufen war, konnte er nicht genau sagen. Zeit hatte ihre Bedeutung verloren, seine Gedanken waren ein Chaos, das in ungleichmäßigen Schüben auftauchte und wieder verschwand. Er glaubte, nichts mehr sicher zu wissen. Tsubasa kam sich betrogen vor, obwohl ein kleiner Teil seines Gehirns natürlich wusste, warum Genzo nie etwas gesagt hatte.

Die Kälte setzte ein und zwang ihn, sich seiner Situation bewusst zu werden. Der Mittelstürmer war so hastig verschwunden, dass er jetzt kein Geld mit hatte. Kein Handy und noch nicht einmal eine Jacke. Er war immer noch durchweicht, obwohl der Regen aufgehört hatte. Wo sollte er hin, wenn nicht zurück?

Und so saß er schon seit einer halben Stunde hier und traute sich nicht, einfach die Klingel zu betätigen. Immer wieder war er aufgestanden und hatte mit dem Finger Zentimeter vor dem Knopf verharrt. War er überhaupt in der Lage, seinem alten Freund in die Augen zu sehen? Er verbarg das Gesicht in den Händen. Wer war Genzo eigentlich? Wie viel hatte er ihm noch verschwiegen?
 

„Du...bist hier?“, riss ihn eine Frage aus seinen Gedanken. Er sah auf – direkt in Genzos Gesicht. Der Keeper schien ihn gesucht zu haben, denn er trug eine Jacke und sah eher erleichtert aus als beschämt. „Ich dachte...du wärst...weg.“ Der Satz klang zögerlich und die Stimme des Älteren verlor sich kurz. Er räusperte sich und sah weg. „Willst du rein?“, fragte er und deutete vorsichtig zur Haustür. „Ich hab noch meine Sachen da drin“, murmelte Tsubasa und mied ebenfalls den Blick. Der Keeper schloss auf und Tsubasa achtete absichtlich darauf, einen gewissen Abstand einzuhalten. Als die Tür ins Schloss fiel und sie beide im Flur standen, blieb der Mittelstürmer mit dem Rücken zu seinem Freund stehen, tat so, als schließe er die Tür, wo er sich doch in Wirklichkeit nur am Türgriff festhielt. Das Schweigen war drückend.
 

„Seit wann?“, fragte er und musste nur flüstern, damit der andere ihn hörte. Genzo schnaufte leicht, was einen weiteren Lufthauch an Tsubasas Nacken bedeutete. Ohne es wirklich zu wollen war der Keeper wieder näher gekommen. „Faktisch, seit ich nach Deutschland gegangen bin. Aber ich habe erst drei Jahre später tatsächlich begriffen, was es bedeutet. Als ich dich gesehen habe.“ „So lange schon?“, murmelte der Jüngere und war schockiert, wie viele Jahre er schon blind gewesen sein musste.

„Ich...“, begann er und klang ganz kurz so, wie Genzo noch vor einigen Stunden, „Ich weiß nicht, was ich sagen soll. Es tut mir Leid, dass...ich nie was bemerkt habe.“ „Das wollte ich auch nicht“, erwiderte der Ältere trocken, „Wenn du oder jemand anderes es gemerkt hätte, hätte ich mir die Profikarriere wohl in die Haare schmieren können.“ Tsubasa nickte abwesend. „Und“, fügte der Keeper hinzu, „Ich wäre gestorben, wenn ihr mich so angesehen hättet...so, wie Santana. Ich wollte das nie.“ Er verstummte erneut und legte seinen Kopf auf die Schulter des Mittelstürmers, seine Stirn berührte das Schlüsselbein. „Es tut mir Leid.“ Die Berührung brannte selbst durch die Kleidung hindurch.
 

„Kann ich duschen?“, fragte Tsubasa schließlich mit schwacher Stimme. Er ertrug die angespannte Stille nicht mehr. Ein kleiner Ruck ging durch Genzos Körper und er trat einen Schritt zurück. „Sicher, du musst frieren. Geh ruhig.“ Die Stimme des Älteren klang so rau, dass sie fast wegbrach, aber trotzdem meinte Tsubasa, so etwas wie Erleichterung herausgehört zu haben. Stumm nickte er und wandte sich um. Als er ins Bad verschwand, hatte er seit seiner Flucht nicht mehr in das Gesicht seines Freundes gesehen.
 

Genzo lag schon im Bett, als Tsubasa wieder aus dem Bad kam und kurz überlegte er, ob er nicht einfach gehen sollte. Der Betrug seiner Frau, Genzos Geständnis...seit wann nannte er den Keeper eigentlich auch in Gedanken beim Vornamen? Er wusste es nicht mehr, es musste irgendwann in den letzten Monaten passiert sein.

„Um diese Uhrzeit findest du sicher kein Hotel mehr“, bemerkte der Ältere, welcher scheinbar doch noch wach war. „Meinst du?“, fragte Tsubasa mehr sich selbst und erst da drehte Genzo sich auf die andere Seite und sah ihn an. Stumm musterten sie sich.

„Ich bleibe noch etwas“, nuschelte der Mittelstürmer und ein schmales Lächeln erschien auf dem Gesicht seines Freundes. „Danke“, meinte er und klang dabei so, als sei für ihn schon alles geklärt.
 

Die Stille senkte sich trotzdem über sie beide, als jeder in seinem Bett lag. Tsubasa war hauptsächlich nervös, weil das neue Wissen ihn kribbelig machte, weil er Genzos Blick nur zu deutlich auf sich zu spüren glaubte und, weil er restlos überfordert war. Er wickelte sich fester in die Bettdecke und begrüßte die Wärme, die ihn umfing. „Ehm...Nacht“, nuschelte Genzo und drehte ihm erneut den Rücken zu. Tsubasa jedoch lag noch sehr lange wach, ohne einen Gedanken wirklich fassen zu können.
 

Am nächsten Morgen klingelte sie jemand aus dem Bett, der sie wohl ganz dringend sprechen wollte. Der Jüngere rollte sich im Halbschlaf einfach herum und murrte nur. Somit blieb es am Älteren hängen, die Haustüre zu öffnen, nachdem er schnell in eine Hose und ein T-Shirt geschlüpft war.

„Ja?“, brummte er und gähnte verhalten. „Hey, ist Tsubasa hier?“, fragte Karl-Heinz Schneider und spähte in die Wohnung. Schlagartig war der Keeper hellwach. „Ja, ist er. Wieso?“ Schneider biss sich auf die Unterlippe. „Ich hab das von ihm und seiner Frau gehört.“

„Wie bitte?!“, platzte Tsubasa heraus, der sich beim Klang der bekannten Stimme doch für das Aufstehen entschieden hatte. Schneider trat von einem Fuß auf den anderen. „Ja, ich konnt's nicht glauben, da wollte ich dich selbst fragen.“ Schon sein Blick sagte deutlich, wie leid ihm der Japaner tat. Müde wollte Tsubasa schon nicken, als Genzo etwas einwarf, was beinahe unter den Tisch gefallen wäre: „Woher weißt du eigentlich davon?“ Sowohl der Blonde, als auch der Mittelstürmer stockten. „Hast du ihm das nicht erzählt?“, fragte Tsubasa und sah Genzo an. Dieser schüttelte den Kopf, sah dann den Deutschen an. „Hat Sanae dich angerufen?“ Unwillig nickte Schneider. „Jaha“, meinte er gedehnt“, Ich hab es nur nicht glauben können, also-“

„Woher hast du denn Sanaes Nummer? Oder warum sollte sie ausgerechnet dich anrufen? Ihr kennt euch doch angeblich nur flüchtig?“ Der Keeper schoß den Blonden regelrecht mit Fragen ab und dieser schrumpfte sichtlich zusammen. „Also...sie hat sie mir vor ein paar Wochen gegeben. So...für den Notfall.“

„Nicht mal ich hab ihre Nummer!“, Genzo wurde laut, „Und dabei sind wir schon ewig befreundet und Tsubasa ist immerhin bei mir untergekommen! Sag jetzt nicht, du hast-“

Du bist Sanaes Affäre?!“, unterbrach Tsubasa, als der Groschen endlich fiel, „Deswegen hattest du nie Zeit? Weil du bei meiner Frau warst?!“ Ein Blick des Blonden war Antwort genug. „Du-“, begann Tsubasa heftig, wurde aber von Genzo unterbrochen: „Wie konntest du nur?!“

Schneider trat den Rückzug an und hob besänftigend die Hände. Aber der Keeper war schneller, holte mit der Faust aus und verpasste dem Deutschen einen sauberen Haken. Dieser stolperte einen Schritt zurück und sah ihn fassungslos an. Scheinbar hatte er von Tsubasa eine solch heftige Reaktion erwartet, nicht aber von einem seiner ältesten Freunde. „Verschwinde!“, fauchte Genzo kalt und warf die Tür mit einem Knall zu.
 

Ohne weitere Worte zog er Tsubasa mit sich ins Wohnzimmer, wo sie beide nebeneinander schwer auf das Sofa sackten. Eine Weile hatten sie sich nichts zu sagen, bis der Jüngere sich schließlich räusperte. „Danke“, meinte er leise, „Das wollte ich eigentlich machen, aber du hast ihn auch gut erwischt.“ „Das hatte er verdient“, brummte Genzo säuerlich.

Doch das Lächeln des Mittelstürmers schwand ganz plötzlich. „Genzo, deine Hand!“ Ohne darüber nachzudenken packte er nach der verletzten Hand des Keepers, mit welcher dieser auch den Deutschen geschlagen hatte. Genzo verzog kurz das Gesicht. „Ist nicht so schlimm“, wiegelte er ab. Aber der Jüngere wollte nichts davon wissen. „Von wegen, du hast bestimmt Schmerzen. Hätte ich das doch bloß selbst erledigt und dich das nicht machen lassen!“ Tatsächlich tat Tsubasa die Aktion leid, immerhin war die Verletzung noch nicht ganz ausgeheilt. Im schlimmsten Fall konnte es einen noch längeren Ausfall für seinen Freund bedeuten. Umso genauer inspizierte er jetzt die Hand seines Freundes.
 

Als er über den Handrücken strich, fiel etwas Nasses auf seine Finger und er sah auf. „Genzo“, murmelte er, als er die Tränen sah. Aber der Ältere lächelte trotzdem. „Entschuldige“, erwiderte er und schluckte schwer, „Es ist...so albern, aber...hast du mich gerade beim Vornamen genannt?“ Der Jüngere blinzelte kurz und biss sich dann auf die Lippen. „Stimmt, habe ich. Soll ich es lassen?“ In Deutschland hatte es keine besondere Bedeutung, wenn man sich beim Vornamen rief. Es war ganz normal.

Aber sie waren Japaner, ihnen war dieser Unterschied von klein auf beigebracht worden. Ganz egal, wie eng sie auch befreundet waren, immer hatten sie sich beim Nachnamen gerufen. Tsubasa war die einzige Ausnahme, weil es ihm nichts ausmachte, aber eigentlich rief man in Japan nur jemanden so, der einem noch näher stand. Es erschuf eine gewisse Nähe, welche vorher nicht dagewesen war.

„Du hast mich noch nie so genannt“, bemerkte Genzo jetzt und beugte sich nach vorn. Tsubasa hielt die Luft an. In seinem Inneren rumorte es vor unterdrückten Gefühlen, er wollte am liebsten weinen – und doch konnte er nichts anderes tun, als in diese dunklen Augen zu sehen, die mit einem neuen Gefühl zu leuchten schienen. „Sagst du's noch einmal?“, fragte der Keeper leise und klang bittend. „Genzo...“ Eigentlich wollte er noch etwas hinzufügen, doch nach diesem einen Wort rutschte der Ältere einfach noch näher heran und drückte ihm einen sanften, zaghaften Kuss auf die Lippen. Nur einige, wenige Sekunden lang, aber es reichte aus, um dem Mittelstürmer einen Schauer über den Rücken zu jagen.

Verschreckt zuckte er zurück und sah den anderen an. „Du...“, begann er und verstummte dann doch, weil er nicht mehr weiter wusste. „Entschuldige“, murmelte Genzo, als sei ihm gerade erst klar geworden, was er getan hatte. Er seufzte schwer. „Ich bin so dämlich.“
 

Bei dem Gesichtsausdruck, welchen der Keeper dabei hatte, wollte Tsubasa ihn am liebsten umarmen, aber das wäre nicht so gut gewesen – nicht in ihrer Situation. Der Kuss hatte etwas in ihm ausgelöst, was besser nicht in Bewegung geraten wäre.
 

„Wann wusstest du, dass es so ist?“ Er platzte mit der Frage einfach so heraus. Genzo musterte ihn. „Das ist schwer zu beschreiben, weißt du?“ Ein Seufzen folgte und der sonst so coole Keeper wurde bei seiner Erklärung sichtlich rot: „Am Anfang habe ich mich einfach nur gefreut, dich wiederzusehen. Du hast eine Art, die jeden in deinem Umfeld begeistert, weißt du. Die Anderen waren auch da, da ging das etwas unter, dass du noch nicht dabei warst. Aber...als du dann direkt vor mir standest...habe ich ohne nachzudenken das gesagt, was damals nun mal gesagt wurde. Erst meine Teamkollegen haben mich darauf angesprochen, wie heftig ich reagiert hätte.

Und dann saß ich ja auf der Zuschauertribüne neben Schneider. Und er meinte nur noch, dass ich seit drei Jahren nur von dir reden würde. Ich würde mich anhören wie ein verliebtes Mädchen. Er lachte und meinte, einen tollen Witz gemacht zu haben. Ich habe gegrinst, aber ich habe es gemerkt. Und das war nicht einfach.

Egal, was von da an passierte, ich kreiste in meinen Gedanken immer nur um dich.“ Er lächelte verlegen und fuhr sich mit den Händen über das Gesicht. „Nur wenig später...fingen die Träume an. Sie waren...ziemlich heftig.“ Der Farbton in seinem Gesicht wurde dunkler, intensiver. „Die vorherigen Jahre habe ich schon häufiger von dir geträumt. Aber ich habe es immer als normale Teenagerträume abgetan. Als pubertäre Fantasie. Aber...als es so blieb, begriff ich, was es zu bedeuten hat.

Ich dachte darüber nach, ob ich dich berühren könnte, ohne mich zu verraten. Ich wollte immer in deiner Nähe sein. Wenn du da warst, war ich derart glücklich, dass es albern war. Wenn du weg warst, habe ich alles versucht, um mir einzureden, dass ich nicht in dich verliebt wäre. Aber das hat nie funktioniert.“ Seine Stimme wurde leiser, verlor sich.

Stille senkte sich über sie und Tsubasa schluckte schwer. Ein Kribbeln zog sich über seine Haut und er verfolgte Genzo mit seinem Blick, während der Keeper aufstand und ans Fenster trat. „Ich hätte für immer einer deiner besten Freunde bleiben sollen. Ich dachte, ich bin zufrieden damit. Wenn...Sanae die Richtige gewesen wäre. Aber jetzt weiß ich nicht mehr weiter.“

Der Name seiner Frau zog an einer Wunde, die der Betrug Tsubasa zugefügt hatte und er spannte die Muskeln an. Er wollte diesen Namen nicht mehr hören, er wollte nur noch in der Gegenwart bleiben. Sein Magen machte einen Satz, als er die Richtigkeit dieses Gefühls begriff. Er stand auf und trat hinter den Älteren. Er wollte jetzt nur eines tun. Mit beiden Armen umfasste er den Keeper, der sich seinerseits versteifte. „Tsubasa…?“ Der Jüngere musste lächeln. „Ich denke, ich weiß, was ich tun will. Hast du Lust, laufen zu gehen?“ Verdattert fuhr der Ältere herum und sah ihn an, als müsste er überprüfen, was das alles sollte. Zögerlich nickte er schließlich und sie machten sich wortlos auf den Weg, nachdem sie sicher waren, dass Schneider nicht mehr vor der Tür wartete. Glücklicherweise war der Deutsche nicht mehr da.
 

Etwas abseits der Wohnung begannen sie in langsamen Tempo und kickten dabei einen Fußball vor sich her. Die Gewohnheit des schnellen Dribblings lies sie beide ruhig werden und erdete Tsubasas Gedanken wieder. Er hatte sich die Zeit genommen, seine Gedanken und Gefühle zu ordnen. Herausgekommen war dabei eine weitere Entscheidung. Aber jetzt wollte er nichts überstürzen, sondern einfach noch etwas den Moment genießen, er wollte beim Fußball bleiben.
 

Völlig geschafft und verschwitzt kamen sie Stunden später wieder zurück, wo bereits eine Überraschung auf sie wartete.

„Marie“, entfuhr es Genzo beim Anblick des Mädchens, das mittlerweile schon ein Teenager war. „Hallo, Genzo“, begrüßte sie ihn und wirkte verlegen. „Ich wollte euch nur etwas von meinem Bruder ausrichten.“ Der Keeper wollte sich schon abwenden und das Mädchen ignorieren, doch Tsubasa blieb stehen. „Was denn?“, fragte er ausdruckslos. Marie Schneider seufzte schwer. „Es war nur ein Mal. Sie wollten nur beraten, wie sie es dir schonend beibringen – was immer auch diese Aussage heißen soll.“ Sie zuckte mit den schmalen Schultern. Anscheinend hatte ihre Familie immer noch die Angewohnheit, die schlimmsten Angelegenheiten von ihr fern zu halten, sie nicht vor ihr zu besprechen.

„Ich persönlich denke, mein Bruder sollte dazu stehen, wenn er Mist baut. Sich um die Verantwortung zu drücken kommt für unsere Eltern sowieso nicht in Frage.“ Sie war wohl mittlerweile erwachsen genug, um auch so zu verstehen, was passierte. „Ich verstehe, wenn du dir darum gerade keine Gedanken machen willst. Musst du auch nicht, aber du wirst hoffentlich noch mal mit deiner Frau reden?“ Ein steifes Nicken vom Mittelstürmer war die einzige Antwort. Tatsächlich hatte er noch gar nicht darüber nachgedacht, wie es nun weitergehen würde. Es war einfach zu viel, was er zu bewältigen hatte.

„Nun“, seufzte Marie, „Vielleicht findest du irgendwann die Größe, auch mit meinem Bruder zu reden, seine Seite anhören und so. Dass er die Freundschaft zu dir eventuell für immer ruiniert hat, macht ihm ganz schön zu schaffen. Er quält sich mit ewigen Fragen.
 

Ich sag nicht, dass du ihm sofort vergeben sollst, aber deine Freundschaft ist ihm wichtig. Also...es liegt an dir, was du draus machst.“ Das junge Mädchen wartete keine Antwort ab, sondern nickte ihnen beiden zu und ging dann wieder.

Zurück lies sie zwei verdatterte Spieler, die ihr solch deutliche Worte gar nicht zugetraut hatten. „Wie alt ist sie noch mal?“, fragte Tsubasa. „Noch mitten in der Pubertät, aber ich glaub, sie überholt uns alle noch mit ihrer nüchternen Art.“ Genzo klang genauso trocken.

„Würde mich nicht wundern, wenn sie bald mit einem Jungen um die Ecke käme“, grinste der Jüngere trotz seiner eigenen Lage, als er daran dachte, wie verblüfft wohl jeder Mann wäre, wenn er von ihr angesprochen würde. „Sie wollte mal was von mir“, bemerkte Genzo und sah seinen Freund dabei nicht an, „Als ich sie abgewiesen habe, hat sie es besser aufgenommen, als ich gedacht hätte.“ Das erinnerte Tsubasa an etwas und er senkte die Stimme: „Warst du eigentlich wirklich mit Anna zusammen? Oder war sie eine Tarnung für dein...Problem?“ Der Keeper seufzte und sah in den Himmel. Die Sonne blendete den Jüngeren ud er konnte den Gesichtsausdruck seines Freundes nicht erkennen. „Teils, teils, denke ich. Ic wusste, dass man früher oder später Fragen stellen würde, wenn ich keine Beziehungen eingehe. Vielleicht hoffte ich auch, ich könnte mich in sie verlieben, wenn ich es nur fest genug wolle. Ich mochte sie recht gern, aber sie hat mir so unglaublich viel Druck gemacht mit ihren Forderungen, dass ich nicht mehr wollte. Weder sie, noch eine neue Chance.“ Er wandte das Gesicht wieder Tsubasa zu. „Ich komme eben einfach nicht von dir los.“ Ein hilfloses Grinsen, dass seine traurigen Augen nicht erreichte.

„Sollte das ein Kompliment werden?“ „Nein“, erwiderte der Ältere direkt, „Es ist eben einfach so, ich liebe dich.“ Einen Moment lang war es still, dann murmelte Tsubasa: „Ich weiß.“

„Tut mir ja auch Leid, ich wollte dich nicht in Verlegenheit bringen.“ Erschrocken sah der Mittelstürmer auf. War es so offensichtlich gewesen, dass er nichts zu sagen gewusst hatte? „Das hast du nicht!“, platzte es aus ihm heraus, „Ich wollte nur ehrlich sein! Aber es ist so schwierig, es richtig auszudrücken.“

Mit einem Schnauben unterbrach der Keeper den Erklärungsversuch seines Freundes. „Als ob ich nicht wüsste, dass du nur zu nett bist, um mir endgültig die Freundschaft zu kündigen. Ich warte doch nur darauf, dass du mich zum Teufel jagst und-“ Er sprach nicht weiter, als Tsubasa ihm eine Fingerspitze gegen die Lippen drückte. „Wehe, du sprichst jetzt weiter“, warnte dieser sanft, „Ich war nämlich noch gar nicht fertig. Ich wollte sagen, dass es für mich eben nicht so einfach ist, wie du vielleicht denkst. Ich weiß nicht mehr, was ich denken soll. Er sah den Keeper eindringlich an, versuchte diesem sein eigenes inneres Chaos begreiflich zu machen. „Ich weiß im Moment nicht einmal, was ich wirklich fühle, aber ich will hier bleiben. Weil ich es will, nicht aus reiner Höflichkeit. Ich...“ Er verstummte, weil ihm die Worte fehlten, weil er den Eindruck hatte, nicht mehr weitersprechen zu können.

Sie musterten sich intensiv. „Und was soll das heißen?“, durchbrach Genzo die Stille und trat näher heran. „Das weiß ich noch nicht“, murmelte Tsubasa, „Aber das können wir ja herausfinden.“
 

“Papa!“, brüllte da plötzlich Daibu und lies beide Männer zusammenzucken. Tsubasa drehte sich um und kniete sich schnell hin, um seinen Sohn zu umarmen. „Was machst du denn hier?“, fragte er mehr sich selbst – mit seinen zwei Jahren konnte Daibu ihm noch nicht antworten. Der Mittelstürmer drückte das Kind an sich und seufzte leise.

„Ich hab Anna gebeten, ihn herzubringen.“ Auf diese Aussage hin riss Tsubasa völlig überrascht die Augen auf. „Du hast Anna darum gebeten?“, fragte er nach und sah den Keeper ungläubig an. Anna und Genzo hatten keine gute Trennung gehabt – sie hatte ihm eine filmreife Szene hingelegt. Und eigentlich sprachen die zwei nur miteinander, wenn es nicht mehr anders ging. Dass der Ältere sich jetzt so überwunden hatte, zeigte mehr als deutlich, was Tsubasa an seinem Freund hatte.

Dieser nickte jetzt leicht. „Ich habe es zwar nicht genau gewusst, aber ich dachte mir, dass Anna wohl in der Zwischenzeit auf Daibu aufgepasst hat. Und ich lag eben richtig.

Am Anfang wollte sie mir den Kleinen gar nicht herausgeben, ich musste sie ganz schön überreden.“

„Ich bin sein Vater!“, protestierte Tsubasa empört. War ja klar, dass die Frauen zusammen hielten und schon das Kind behalten wollten! „Genau damit habe ich sie auch gekriegt. Wenn du den Jungen sehen willst, hat sie keinerlei Recht, es dir zu versagen. Ich habe ihr sogar mit der Polizei drohen müssen.“ Er zuckte mit den Schultern und kniete sich zu dem Kind herunter. „Bist du eigentlich noch niedlicher geworden, seit ich dich das letzte Mal gesehen habe?“, fragte er rhetorisch und kitzelte Daibu ein wenig. Der kleine Kerl lachte auf und strampelte im Griff seines Vaters herum. Tsubasa bemerkte, dass Genzo sehr wohl gut mit Kindern konnte. Umso mehr drängte sich ihm auf, dass der Keeper wohl wegen seinen Gefühlen darauf verzichtete. Wie sehr bestimmte er nur das Leben des Anderen, ohne es je gemerkt zu haben? Hatte er auch nur einmal genauer hingesehen?

Er starrte Genzo an, wie dessen Gesicht nun leuchtete. „Du hast Spaß“, bemerkte er überrascht, „Ich dachte, du könntest mit Kindern nichts anfangen?“ Der Keeper erstarrte kurz. „Das hab ich nie gesagt. Ich will nur selbst keine haben, es wäre einfach nicht fair.“ Er zuckte erneut unbestimmt mit den Schultern.

„Weil du ihre Mutter nicht lieben würdest?“ Er nickte. „Genau deshalb.“ Sie sahen sich einen Moment lang an, dann wandte Tsubasa leicht beschämt den Blick ab. „Ich fühle mich echt schlecht. Wie ich dein Leben so verpfusche und es nicht mal merke. Ich bin so furchtbar blind gewesen!“ Der große Klumpen der Gefühle in seinem Inneren zog sich fest zusammen, nahm ihm den Atem und trieb ihm die Tränen in die Augen. Nervös biss er sich auf die Lippen.
 

„Tsubasa!“, riss ihn Genzos erstaunte Stimme aus seinen Gedanken, „Hör sofort auf, dir die Schuld daran zu geben, wie ich mein Leben gestalte!“ Er sah auf, direkt in das ernste Gesicht des Torhüters. Dieser formulierte seine nächsten Worte sehr deutlich, sprach jedes Wort einzeln aus: „Du hast keinerlei Schuld daran. Kapiert?“ Eine Dringlichkeit lag in seiner Stimme, welche ein paar Töne dunkler geworden war. „Ich habe genau deshalb nie etwas gesagt. Ich wollte nie, dass du ich so ansiehst. So schuldbewusst.“ Der Mittelstürmer nickte leicht. Er versuchte erst gar nicht, sich gegen die beruhigende Wirkung der Worte zu wehren. Der Gefühlsklumpen in seinem Inneren wurde kleiner. „Okay“, murmelte er atemlos.
 

Daibu zappelte erneut in seinen Armen und verlnagte in einem quengelden Tonfall die Aufmerksamkeit seines Vaters: „Papa!“ Er zog die Vokale in die Länge und machte einen Schmollmund. Verblüfft blickte Tsubasa in das Gesicht seines Sohnes. „Was denn?“, fragte er. Daibu grinste. „Muss Pipi!“ Überrascht lachten beide auf. „Dann schaffen wir dich mal zur Toilette.“

Genzo schloss die Tür auf und der Mittelstürmer verschwand eiligst mit seinem Sohn ins Bad.

Ein paar Minuten später tauchten sie wieder auf. Daibu stürmte in das Wohnzimmer und brüllte ein lautes „Fertig!“ durch die Gegend. Sein Vater kam eher gemütlich hinterher. „Das sehe ich“, murmelte Genzo trocken und grinste. Gutmütig schaltete er zu einem Kinderprogramm um und Daibu klatschte in die Hände, rannte lachend zum Fernseher und war augenblicklich gebannt.

„Was ist denn das für eine Figur?“, fragte Tsubasa, als er sich neben seinen Freund setzte. Genzo seufzte leise. „Sie nennen es hier das Sandmännchen. Laut einer Geschichte läuft es jeden Abend durch die Welt und streut den Kindern Traumsand in die Augen, damit sie schön träumen und gut durchschlafen.“ Tatsächlich holte die Figur im Fernseher eine Handvoll des Sandes aus einer kleinen Tasche und warf es in Richtung Zuschauer. Die anderen Figürchen gähnten herzhaft und animierten Daibu dazu, dasselbe zu tun. Tsubasa hob die Augenbrauen.

„Ich denke, ich verstehe den Sinn.“ Genzo lachte, sah dann auf die Uhr. „Tja, der Kleine sollte wirklich langsam mal ins Bett, es ist schon spät genug für ihn.“

Dieser Satz brachte Tsubasa auf etwas. „In welches Bett denn?“

„Öh,...in deins?“, der Keeper wirkte perplex, scheinbar hatte er darüber nicht nachgedacht. Aber nun wurde klar, dass sie ein kleines Platzproblem hatten. „Und wo soll ich dann schlafen?“, fragte Tsubasa nach.

„Du kannst mein Bett nehmen, wenn du magst. Ich schlafe dann auf der Couch.“ „Aber-“, begann der Mittelstürmer, doch der Keeper unterbrach ihn: „Das wäre, denke ich, für alle das Beste. Oder willst du etwa mit mir ein Bett teilen?“ Er grinste neckend. Tsubasa zuckte zusammen, stotterte und schüttelte dann den Kopf. „Nimm es mir nicht übel, aber das wäre jetzt nicht so gut.“

Genzos Blick wurdetraurig, obwohl er sich bemühte, sein Lächeln auf den Lippen zu behalten. „Mh, wusste ich. Geh ruhig, ich komme schon klar.“ Seine Stimme klang matt und er drehte sich weg, wollte deutlichst zeigen, dass der Andere gehen sollte.
 

„Okay. Ich...geh dann mal“, murmelte der Jüngere peinlich berührt. Er hob seinen schon halb schlafenden Sohn vom Boden auf und trottete zum Schlafzimmer des Keepers.

Als er im Bett lag, wälzte er sich eine Weile herum, dachte an Genzos Gefühle, die er jetzt wohl gerade hatte und fand nur schwer Ruhe.

Der Schlaf schien aber auch nicht viel erholsamer zu sein, denn er träumte. Von Genzo und ihm selbst. Keine anderen, keine Ehefrauen, keine Freunde, nur sie beide. Es war so intensiv, so deutlich, dass ihn unerwartet ein Gefühl des Verlustes ergriff, als er aufschreckte.

Er lag im Bett, seufzte schwer und hatte den Eindruck, vor lauter Verwirrung nicht gut Luft zu bekommen. Frustriert fuhr er sich mit beiden Händen über sein Gesicht und blickte zur Uhr. Viel geschlafen hatte er nicht, lediglich ein paar Stunden.

Irgendwie war er unruhig – es war klar, dass er nicht mehr so einfach würde einschlafen können. Es zog ihn aus dem Raum. Also erhob er sich, beneidete kurz Daibu um seinen festen Schlaf, ging in den Flur und landete dann doch wieder im Wohnzimmer.
 

Der Ältere saß immer noch vor dem Fernseher, der im Flüsterton lief, hatte das Gesicht zu einer neutral wirkenden Maske verzogen. Er schien absolut nicht bereit, auch nur für kurze Zeit dem Schlaf nachzugeben und Tsubasa fühlte sich schuldig daran.

Er holte tief Luft, versuchte, so leise wie möglich zu sein und bewegte sich auf den Keeper zu. „Du bist noch wach?“, fragte er leise. Genzo zuckte heftigst zusammen und sein Blick schoss zum Mittelstürmer hinüber. Das Zimmer lag in völliger Dunkelheit und lediglich die Straßenlaternen von draußen und das Licht des Fernsehers gaben dem ganzen Szenario genügend Licht, dass man wenigstens nirgendwo gegenlief.

„Dich hab ich jetzt nicht erwartet“, gestand der Ältere ein und schnaubte leicht. „Du kannst ruhig wieder ins Schlafzimmer kommen. Ich hab meine Meinung geändert.“ Tsubasa wusste nicht, woher diese Worte so plötzlich kamen, aber er spürte, dass es die Wahrheit war. Noch vor wenigen Stunden hatte er geglaubt, es wäre unangenehm, wenn sie sich so nahe wären. Aber jetzt, wo er es aussprach, begriff er, wie sehr er die Nähe des Anderen vermisste.

Genzos Beichte hatte eine Mauer der Verlegenheit zwischen ihnen enstehen lassen und Tsubasa war wild entschlossen, sie wieder einzureißen! Was ihn dann allerdings dahinter erwartete, wusste er nicht genau, aber es war ja immer noch die Gelegenheit da, dies herauszufinden.

Zunächst sah Genzo ihn misstrauisch an: „Einfach so?“ Tsubasa nickte. „Ich kann nicht schlafen.“ Er ahnte zwar, dass er damit irgendetwas über sich preisgab, aber es war ihm im Moment egal. „Du offenbar auch nicht, also warum sollten wir beide nur getrennt dasitzen und die Wände anstarren?“

„Wo kommt dieser plötzliche Umschwung her?“, fragte der Keepr immer noch wachsam. Der Mittelstürmer schnaubte daraufhin bemüht leise: „Könnte sein, dass ich auch ein wenig Schuldgefühle habe, weil du dir hier die Nacht um die Ohren schlägst.“ Er stand nahe der Couch und bekam sehr wohl mit, wie sich Genzos Blick verhärtete.

„Ach ja?“, fragte der Ältere und klang extrem angefressen. Noch bevor der Mittelstürmer etwas erwidern konnte, hatte sein Freund ihn gepackt und mit dem Rücken voran auf das Sofa geworfen. Nun kniete der Keeper über ihm und brummte leise: „Immer noch so unbequem?“ Völlig verdattert versuchte Tsubasa zu verstehen, was gerade passierte.

Das hier war nicht der Genzo, welchen er so gut zu kennen glaubte. Niemals zuvor hatte er den Keeper so ernsthaft wütend erlebt, so...düster. Er war unwillkürlich eingeschüchtert von dem Blick, mit dem er bedacht wurde.

Genzo beugte sich zu ihm herunter, packte seine Handgelenke fester und grollte leise: „Du müsstest dich mal sehen! Ein Blick wie ein verschüchtertes Kaninchen!“ Erst dann lies er ihn los und erhob sich. „Verschwinde ins Schlafzimmer. Ich brauche kein Mitleid.“ Tsubasa rappelte sich auf und wollte schon die Hand vorsichtig ausstrecken. „Genzo...“, begann er, wurde jedoch erneut unterbrochen, diesmal heftiger: „Raus! Oder ich tue etwas, was wir morgen beide bereuen!“ Er fuhr sich durch sein Haar und drehte dem Mittelstürmer den Rücken zu.

Dieser spürte die Ernsthaftigkeit hinter diesen Worten und gehorchte schweigend. Als er die Wohnzimmertür hinter sich schloss, sah er noch, wie der Ältere zurück auf die Couch sank und er glaubte beinahe, ihn leise schluchzen zu hören. Kommentarlos verzog er sich in das Schlafzimmer, wo er bis in die frühen Morgenstunden wach lag und erst dann nur noch wenig Schlaf fand.
 

Als er jedoch am nächsten Morgen wieder erwachte, wurde ihm klar, dass er Genzo ungewollt in eine Ecle gedrängt hatte. Als der Ältere dann noch glaubte, dass er lediglich bemitleidet wurde, war es ihm zu viel geworden und er hatte um seine Beherrschung kämpfen müssen. Nur solange, bis Tsubasa gegangen war.

Er hatte den Keeper verletzt, das war ihm nun klar.

Genzo saß auf einem seiner zwei Küchenstühle und starrte in seine Kaffeetasse. Wie so oft konnte man nicht erkennen, was er dachte oder wie seine Laune war.

Tsubasa blieb eine Weile im Türrahmen stehen und musterte den Keeper. Obwohl dieser im Moment nicht so trainieren konnte, wie er es wollte, wirkte er fit. Seine Muskeln waren unter dem dünnen Shirt gut erkennbar und seine ebenmäßigen Gesichtszüge wirkten glatt und fein. Der Jüngere konnte durchaus verstehen, dass einige Mädchen sich um den Keeper prügeln würden, könnten sie dadurch seine Aufmerksamkeit gewinnen.

Tsubasa verschränkte die Arme und sagte leise: „Es war kein Mitleid.“ Genzo sah noch nicht einmal auf. „Was denn sonst?“ Der Mittelstürmer holte tief Luft, dann rückte er mit der Wahrheit heraus: „Ich konnte nicht schlafen und… naja, ich kam mir allein vor. Und irgendwie… wollte ich dich bei mir haben. Keine Ahnung, was das jetzt heißt.“ Nun wurde er von seinem Freund gemustert. „Aha“, murrte er.

Der Jüngere seufzte, ging zu seinem Teamkollegen und setzte sich. Als er sich Kaffee eingeschüttet hatte und den ersten Schluck trinken wollte, murmelte er freundlich: „Wäre das nicht der Moment, an dem du mich normalerweise dazu bringen müsstest, mich unsterblich in dich zu verknallen?“ Restlos verdattert verschluckte Genzo sich und hustete los. Dann erst sah er auf und fragte: „Woher kam das denn jetzt?!“

Tsubasa zuckte mit den Schultern und trank einen Schluck. Der Kaffee war so heiß, dass er sich die Zunge verbrannte, aber er bemerkte es kaum – seine Aufmerksamkeit lag woanders. „Ist wohl Kumis Einfluss, sie liest ständig Liebesromane und sieht sich solche Filme an.“ Und Genzo lachte los. „Oh, Kumi!“, prustete er dann, „Unser ewiger Single träumt immer noch von der großen Liebe?“ Der Mittelstürmer musste grinsen und sagte nichts, obwohl er unglaublich erleichtert war, dass sein Freund wieder lachte. Die Anspannung von gestern hatte viel zu stark an seinen Nerven gezerrt, als dass er hätte so weitermachen können.
 

„Dir geht es wieder besser?“, fragte er nun also vorsichtig. Fast sofort wurde der Ältere wieder ernst. „Ja. Tut mir Leid wegen gestern Abend.“ Er räusperte sich verlegen. „Ich war wohl etwas… agressiv, oder?“ Der Jüngere schüttelte den Kopf. „Ich muss mich entschuldigen. Ich war derjenige, der Unsinn gemacht hat.“ Er versuchte zu lächeln, scheiterte aber kläglich. „Ich wollte dich nicht verletzen.“

Genzo machte große Augen. Dann platzte er heraus: „Das hast du doch gar nicht!“

„Ich hab dich weinen gehört, Genzo“, erklärte Tsubasa und sah den Keeper eindringlich an, „Und es tut mir wirklich Leid.“

In der darauf folgenden Stille hörten sie beide, wie sich Daibu im Schlafzimmer langsam regte und der Mittelstürmer stand leicht unwillig wieder auf, um sich um seinen Sohn zu kümmern. Eigentlich hatte er die noch immer leicht geröteten Augen des Torhüters nicht erwähnen wollen, aber er sagte nun doch über die Schulter: „Und vielleicht solltest du dir vorher das Gesicht waschen, bevor du das verneinen willst.“

Als Tsubasa mit einem fertig gewaschenen und angezogenen Daibu wieder in die Küche kam, konnte der Keeper ihm nicht in die Augen sehen. Offenbar schämte er sich dafür, dass es so deutlich gewesen war, wie sehr ihn das hier alles mitnahm. Tsubasa entschied sich dazu, das nicht zu kommentieren und er setzte Daibu auf einen Stuhl. Dann versuchte er, seinem Sohn etwas zu Essen zuzubereiten. Das war recht leicht – Daibu machte jedes Mal den Mund weit auf und spachtelte alles in sich hinein, was ihm angeboten wurde.

Als er dann ein Glas mit Wasser in seine kleinen Hände nahm – Tsubasa hielt mit einer Hand natürlich vorsichtshalber mit fest – sah er derart niedlich aus, dass der Mittelstürmer stolz grinste.

Daibu setzte das Glas ab, sah die beiden Männer an und fragte dann total nüchtern: „Bleib ich jetzt mit Papa hier?“ Der Gefragte presste kurz die Lippen aufeinander, dann meinte er leise: „Das wissen wir noch nicht. Da müssen wir erst noch die Mama fragen.“ Er sah Genzo schwer schlucken und der Keeper schlug die Augen nieder. „Das wird deine Mama wohl nicht wollen, Kleiner.“ Daibu schürtze die Lippen, nickte aber, als ob er verstehe.

„Wo ist Mama?“, fragte er. „Im Krankenhaus“, erwiderte sein Vater, „Wir haben dir doch erklärt, dass du ein Geschwisterchen bekommen hast.“ Es fühlte sich unendlich schwer an, diese Worte auszusprechen, sie brannten wie Säure in seinem Mund, aber Tsubasa wollte es seinem Sohn nicht noch schwerer machen. Das würde es ohnehin schon werden. Plötzlich wusste er ganz genau, dass er seiner Frau nicht vergeben würde. Dass er es nicht konnte.

Nicht ihr Betrug selbst war es, was ihn so sehr verletzte, sondern ihre Lügen, nachdem es passiert war. Hätte sie es ihm gleich erzählt, wäre er zwar auch wütend geworden, er hätte seine Zeit gebraucht, aber er war sich sicher, dass ihre Ehrlichkeit ihn am Ende überzeugt hätte. Immerhin waren es diese Ehrlichkeit und ihre Sanftheit, weswegen er überhaupt erst Gefühle für sie entwickelt hatte – weil keine andere sich je so aufopferungsvoll um ihn gekümmert hatte.
 

Aber dies schien weit weg zu sein, Sanae hatte sich damals dafür entschieden, ihren Mann zu belügen. Tsubasa war klar geworden, dass sie wohl nie etwas gesagt hätte, wäre das Baby nicht blond gewesen. Das war am bittersten, weil er so etwas nie von ihr gedacht hätte.

Nun schluckte er schwer und versuchte sich an einem ehrlich aussehenden Lächeln: „Sobald die Mama wieder zu Hause ist, können wir zu ihr, ja? Bis dahin musst du noch warten.“

Sein Sohn verzog das Gesicht, offensichtlich gefiel ihm diese Antwort gar nicht. Er kommentierte sein Unbehagen mit einem wütenden Weinanfall, bei dem er mit Händen und Füßen herumzappelte und auf alles einschlug, was nahe genug war: „Ich will Mama! Mama soll kommen!“ So ging es über ganze fünf Minuten, bis Daibu sich ausgepowert hatte, sodass er wieder müde wurde. Genervt stöhnte Tsubasa, packte den Kleinen mit einem Spiel ins Wohnzimmer und kehrte in die Küche zurück. Dort stellte er sich so hin, dass er durch die geöffneten Türen den Zweijährigen im Auge behalten konnte. „Entschuldige“, meinte er zu Genzo, „Daibu quengelt zur Zeit nur noch.“

„Ist schon gut, mir macht das nichts aus.“ Die Stimme des Keepers klang ganz und gar nicht so, als mache es ihm nichts aus. Tsubasa hob eine Augenbraue. „Das ist nicht wegen dir. Meine Schwierigkeiten mit Sanae sind das Problem. Er spürt, dass etwas nicht stimmt.“ Abwesend nickte der Ältere. „Und die Sache mit Hayate war wohl auch nicht so ganz einfach.“

Abrupt verstummte er, als er sah, wie Tsubasa die Tränen in die Augen traten. „Entschuldige“, meinte er dann und ging zum Mittelstürmer, „Das hätte ich nicht sagen sollen.“ Halbherzig versuchte Tsubasa, den Kopf zu schütteln. „Schon gut, ich sollte es eigentlich mittlerweile unter Kontrolle haben.“ Sein Lachen geriet zu einem Schluchzer.

Scheinbar ohne darüber nachzudenken legte der Keeper die Arme um Tsubasa und zog den jungen Vater zu sich hin. Der legte sein Gesicht in die Halsbeuge des Anderen und kam sich so vor, als hätte es schon immer so sein sollen. Als passten sie zueinander.
 

„Es ist erst ein Jahr her, Tsubasa. Wie soll man es je verwinden, ein Kind zu verlieren?“, flüsterte Genzo betroffen und sprach somit zum ersten Mal über den Tod von Tsubasas erstem Kind. Hayate war letztes Jahr ganz überraschend am plötzlichen Kindstod gestorben und Tsubasa war genau wie seine Frau vor Schmerz fast wahnsinnig geworden. Einzig die Tatsache, dass er für Daibu hatte da sein müssen, hatte ihn bei Verstand gehalten. Seine Freunde hatten bisher alle einen großen Bogen um dieses Thema gemacht – zwar hatten sie alle ihr Beileid ausgesprochen, aber sonst hatte wohl keiner gewusst, was sie hätten tun sollen. Und so hatten sie ihn in der ersten Zeit alle gemieden – einzig Hyuga und Genzo hatten sich getraut, ihn mit Telefonaten und alltäglichen Gesprächen langsam wieder in die Realität zurück zu bringen. Er selbst erinnerte sich nur an kurze Bruchstücke aus dieser ersten Zeit, alles andere war ein schwarzer Neben, der als Lücke in seinem Gedächtnis lag. Er versuchte auch gar nicht, sich zu erinnern. Er musste sich furchtbar aufgeführt haben.
 

„Ich kann es immer noch nicht verstehen. Wieso ausgerechnet Hayate?“, fragte Tsubasa sich selbst, wie schon so oft zuvor. „Es gibt keinen Grund, das ist es ja, was es so grausam macht“, murmelte Genzo und seufzte. Sanft strich seine Hand über den Rücken des Mittelstürmers. „Es ist nicht deine Schuld.“

„Wenn ich das doch nur glauben könnte“, nuschelte Tsubasa. Er war sich nicht bewusst gewesen, aber jetzt bemerkte er doch, dass er sich an den Keeper klammerte. Seine Arme waren um Genzos Hüften geschlungen und sein Kopf ruhte immer noch auf der Schulter des Freundes. Wenn er nur ein wenig den Kopf zur Seite drehte, könnte er Genzos Wange mit den Lippen berühren. Vielleicht würde der Ältere darauf reagieren.

Es würde auf jeden Fall den Schmerz auslöschen, der ihn seit der Erwähnung seines ersten Sohnes wieder quälte. Würde ihn ablenken von der Realität, die schon wieder komplizierter geworden war.
 

Aber wäre das richtig? Würde er dann nicht alles noch schlimmer machen? Er würde einen seiner besten Freunde ausnutzen! Nein, es war besser, es nicht zu tun. Aber trotzdem konnte er sich nicht bewegen, die Umarmung nicht lösen.
 

„Es wird besser werden. Du bist stark genug“, meinte der Keeper leise und sein Griff wurde fester. „Das hoffe ich“, flüsterte Tsubasa bedrückt und seufzte leise noch einmal. Genzos Hand wanderte durch sein Haar, er drückte seine Lippen auf die Schläfe des Jüngeren und sorgte so für einen warmen Schauer, der dessen Rücken herunterlief.

„Ich bin da, das weißt du doch, oder?“, fragte der Keeper, dem die körperliche Reaktion seines Freundes nicht entgangen war.

„Wie sehr?“, kam die direkte Gegenfrage. Tsubasas Puls raste, die Sehnsucht hatte ihn übernommen. Der Ältere hob verblüfft die Augenbrauen und löste sich gerade genug, um den Mittelstürmer anzusehen. „Was soll ich denn tun?“ Statt einer Antwort war es nun Tsubasa, der seinen Freund küsste. Genzos Verwunderung hielt nur einen Moment an, dann erwiderte er das ganze heftigst. Der Keeper schien nicht zu zögern, sondern packte fester zu. Eine Hand schlang sich um Tsubasas Schultern, die andere griff in sein Haar und er wurde noch näher an seinen Freund gezogen, während seine eigenen Hände auf Wanderschaft gingen.

Neugierig glitten seine Finger über den Rücken des Älteren, während er das Gefühl hatte, endlich genau das zu bekommen, was er seit einem Jahr wollte. In den Nebel, der sein Denken verlangsamte, mischte sich das Gefühl von Trost.

Trost, welchen Sanae ihm in ihrer eigenen Verzweiflung nicht hatte geben können – immer war er für sie da gewesen. Immer hatte er ihren Kummer lindern wollen und sich selbst dafür hinten angestellt. Jetzt erst begriff er, wie sehr er selbst eine Schulter zum Anlehnen gesucht hatte.

Jemanden, der ihn auffing und nichts erwartete.
 

Er schmeckte die tränen eher auf seinen eigenen Lippen, als dass er sie auf seinen Wangen spürte, doch als sie sich voneinander lösten, atmeten beide schneller.

Genzo lies ihn los, versuchte wohl verzweifelt, sich wieder zu beherrschen. Tsubasa währenddessen wollte mit aller Macht die Gefühle zurückdrängen, welche nun an die Oberfläche sprudelten. Mit einer Hand stützte er sich an der Küchenzeile ab und keuchte leise. „Tut mir Leid“, meinte er und seine Stimme brach. Er räusperte sich, wollte sich erklären, obwohl er nicht wusste, was gerade passiert war.

Aber der Keeper schüttelte sowieso den Kopf, breitete nach kurzem Überlegen erneut die Arme aus. „Komm ruhig her.“ In seinem Zustand überlegte der Mittelstürmer nicht lange, sondern lies endlich einmal zu, dass die Welle der Trauer ihn überrollte.

„Hier“, murmelte Genzo und drückte dem Mittelstürmer ein weiteres Taschentuch in die Hand. „Danke“, erwiderte Tsubasa fast lautlos, dann räusperte er sich. Er schielte zum Keeper hin, welcher ganz ruhig und gefasst auf dem Sofa neben ihm saß und ihn freundlich ansah.

Fahrig wischte der Jüngere die letzten Tränen weg und stopfte das Taschentuch in die Hosentasche. „Und danke, dass du an Misaki gedacht hast“, fügte er hinzu, denn sein bester Freund war vor etwa zwanzig Minuten aufgetaucht und hatte sich bereit erklärt, für ein paar Stunden auf Daibu aufzupassen. Tsubasa selbst hatte völlig vergessen gehabt, dass der andere Teil des Goldenen Duos heute in der Stadt war, um mit ihm Zeit zu verbringen – Genzo hatte ihn angerufen und gefragt, ob er spontan einspringen könnte. Er war nicht allzu genau darauf eingegangen, weswegen es so besser wäre, aber Misaki hatte beim Anblick des Mittelstürmers nicht weiter nachgefragt.

Daibu selbst war regelrecht euphorisch geworden, seinen Onkel Taro so schnell wiederzusehen und war freudig plappernd mitgegangen. Tsubasa war erleichtert gewesen, dass sein Sohn von dem ganzen Drama scheinbar nichts mitbekommen hatte.
 

„Kein Ding. Das war eh besser so, denke ich“, der Ältere fuhr ihm mit den Fingerspitzen sanft über die Schläfe und strich ihm das Haar aus der Stirn. „Wie geht’s dir?“, fragte der Keeper und erhielt eine ehrliche Antwort: „Besser – wenn auch nur ein bisschen. Ich fürchte, das musste einfach mal raus.“

„Mh-hm“, nickte er und rückte näher an den Mittelstürmer heran, „Es war für dich echt nicht leicht, hm?“

„Nein“, meinte Tsubasa langsam, „Ich hatte vor allem immer eine unheimliche Angst um Daibu. Manchmal bin ich mitten in der Nacht aufgestanden und hab Stunden neben seinem Bettchen gesessen ud auf seinen Atem gehört.

Sanae wollte es nie hören, wenn ich von meinen Ängsten gesprochen habe und irgendwann hab ich es ihr nicht mehr erzählt, sondern bin abgehauen. Ich konnte nicht mehr.“ Er brach ab, weil seine Augen wieder zu brennen anfingen. Wie konnte er nach der letzten Stunde überhaupt noch Tränen übrig haben? Ständig kamen neue davon, wenn er über diese Zeit sprach, sogar, wenn er nur daran dachte. Wie hatte er es je geschafft, all das so gut zu verdrängen? Wie hatte er früher weitergemacht?
 

Die warme Hand, welche sich um ihn legte und ihn näher zum Keeper zog, schien eine Antwort zu sein. Ja, richtig, Genzo war immer schon für ihn da gewesen. Selbst, als er und Sanae noch nicht zusammen waren, hatte der Ältere sich zurück gehalten und sich gleichzeitig immer dafür eingesetzt, dass es zwischen ihm und seiner Frau klappte. Er erinnerte sich daran, dass der Keeper nach dem Sieg der U-16 scherzhaft gesagt hatte, Tsubasa solle in Japan seine Freundin bloß mal in den Arm nehmen und richtig fest drücken. Als der Rest der Mannschaft gelacht hatte, hatte Genzo ihm zugeflüstert, dass er Sanae besser nach Brasilien mitnehmen solle, damit sie ihm kein anderer wegnahm.

Da waren seine Gefühle schon da gewesen – das hatte der Keeper selbst gesagt. Trotzdem war nicht eine Silbe über seine Lippen gekommen.

„Danke, dass du damals für mich da warst“, murmelte der Mittelstürmer und legte seinen Kopf auf die Schulter des Älteren. Er spürte Genzo nicken. „Wofür sind Freunde denn sonst da?“

„Möchtest du, dass mehr als Freundschaft daraus wird?“, fragte Tsubasa und die Hand seines Freundes verkrampfte sich. Eine Weile schien er mit sich zu ringen, dann antwortete er mit einem Flüstern: „Ja, schon. Aber das ist nicht schlimm.“ Er zögerte. „Oder?“ „Nein, ist es nicht“, antwortete der Mittelstürmer mit einem Kopfschütteln.
 

„Wirst du es...den anderen erzählen?“, fragte Genzo und klang bedrückt. „Nein“, antwortete Tsubasa langsam, „Das mache ich nicht. Ehrlich gesagt...“ Er verstummte schließlich. Er hatte das Gefühl, wenn er es einmal aussprach, würde er es nicht mehr aufhalten können.

„Du findest es nicht schlimm? Furchtbar oder ekelhaft?“ „Nein, finde ich überhaupt nicht“, meinte der Mittelstürmer und war sich sehr wohl bewusst, dass er gerade log. Er wusste nicht, was er davon halten sollte.

„Wenn das die Wahrheit ist...dann weißt du gar nicht, wie erleichtert ich bin.“ Als Tsubasa spürte, wie die Lippen des Keepers sein Haar streiften, biss er sich nervös auf die Lippen. War es wirklich gerecht, seinen Freund so zu belügen? Obwohl er ihn ja nicht wirklich direkt log, er verschwieg ihm ur etwas, das unangenehm sein würde.

Schlagartig wurde ihm klar, dass seine Frau ganz genauso gedacht haben musste. Er räusperte sich. „Also, im Moment find ich es nicht schlimm. Ich weiß noch nicht so genau, was ich darüber denke.“

„Ah“, machte Genzo und es klang leicht enttäuscht. „Ich muss dir doch die Wahrheit sagen! Sanae hat es nicht getan und...ich will dich nicht belügen.“ Nach diesem Geständnis herrschte Stille und er seufzte leise. Schließlich löste er sich von dem Keeper und sah ihm ins Gesicht. „Ich will einfach nur das Richtige tun. Damit ich dich nicht verletze.“ Der Ältere sah ihn an, als suche er etwas. „Du könntest mich nie verletzen, Tsubasa. Das kann ich nur selbst mit meiner dummen Hoffnung.“ Er lächelte gequält. „Glaub mir, die hat mir schon oft genug Streiche gespielt!“

„Hoffst du noch auf ein uns?“, fragte der Jüngere leise. Sanft nickte Genzo. „Jeden Tag.“ Was sollte er denn darauf nur sagen? „Aber ich-“

„Ich weiß“, erklärte der Keeper sachlich, „dass es für dich unmöglich erscheint. Aber Wünsche halten sich nicht an Wissen und Logik.“ Hierauf nickte Tsubasa nur. Er rückte von seinem Freund weg, da er ihn nicht weiter mit seiner Nähe unnötig quälen wollte, aber der Ältere griff nach seiner Hand. „Hier“, meinte er und legte seine Hand auf seine Brust, „Hier hoffe ich darauf. Fühlt sich das so falsch an?“ Wortlos schüttelte er den Kopf. Genzo rutschte näher, lehnte sich nach vorn – verharrte Zentimeter vor Tsubasas Lippen. „Fühlt sich das schlimm an?“, fragte er und drückte ihm einen Kuss auf die Lippen. Dabei sah er ihn an, als wolle er seine Reaktion ganz genau beobachten.

Tsubasas Hand lag immer noch auf der Brust des Älteren und so konnte er spüren, wie sich dessen Herzschlag beschleunigte. Er spürte das Pochen in seinen eigenen Ohren, wusste, dass sein Puls gerade genauso in die Höhe schoss. Aber vor allem fühlte er dieses Flattern in seinem Bauch, dass dort jedes Mal auftauchte, wenn Genzo ihn seit seinem Liebesgeständnis berührte.

Unangenehm war es ihm nicht, er wusste lediglich nicht, ob er wirklich etwas daraus werden lassen wollte. Ob er bereit war, alle Konsequenzen ohne Murren zu leben.
 

Jetzt erst lösten sie sich voneinander. „Was sagst du?“, fragte der Keeper leise. Tsubasa seufzte. „Lass mir Zeit, okay? Ich verspreche nichts.“ Der Ältere nickte schwer, lies ihn los und verschwand ins Bad. Nachdenklich blickte der Mittelstürmer ihm nach, bevor er den Kopf schüttelte. Zuallererst sollte er sich um seine Frau kümmern – danach konnte er den Rest in Angriff nehmen!
 

Nach vier weiteren Tagen, in welchen Genzo nicht ein Wort über dieses Gespräch verloren, erhielt Tsubasa die Nachricht, dass Sanae wieder zu Hause sei. Absolut fit genug also, um mit ihm zu reden. Sie telefonierten – recht unterkühlt und knapp von seiner Seite aus – und er traf sie zwei Tage später zu Hause. Merkwürdigerweise hatte er gar nicht mehr das Gefühl, in sein eigenes Haus zurück zu kehren, sondern einem Teil seiner Vergangenheit, seines alten Ichs zu begegnen. Es war eigentlich kein gutes Zeichen, dass er scheinbar so schnell mit seiner Ehe abgeschlossen hatte, oder?
 

Sanae war nicht allein. Natürlich nicht – wann hatte sie sie schon mal Streit allein ausgetragen? Tsubasa bedachte Anna mit einem scharfen Blick, dann deutete er mit dem Kinn in Richtung Haustüre. „Verschwinde“, knurrte er, „Das hier geht nur sie und mich etwas an.“ Genzos Exfreundin schnaubte. „Ich bleibe“, erklärte sie locker. „Raus!“, war die heftige Antwort des Mittelstürmers. Anna wechselte einen Blick mit Sanae und zog dann wortlos von dannen.
 

„Du hättest nicht direkt laut werden müssen“, bemerkte Sanae leise. Er verschränkte die Arme vor der Brust und ballte unter den Ellbogen die Hände zu Fäusten. Eine Geste der Beherrschung, die er sich von seinem Freund eher unbewusst abgeschaut hatte. „Wieso sollte ich? Sie kümmert mich gerade echt nicht.“ Sein Tonfall war so hart und flach, dass sie zusammen zuckte. „Es tut mir Leid“, murmelte sie, „Ich wollte nie – es ist einfach so passiert.“

„Ach? Einfach so?“, fragte er und bemühte sich nicht einmal, den Sarkasmus aus seiner Stimme zu halten, „Und ich dachte, es wäre viel schwerer, deine Vorstellung von Treue ins Wanken zu bringen. Hab ich mich wohl getäuscht.“ Sie sah auf, Schock spiegelte sich in ihrem Blick und er wusste vorher schon ganz genau, was seine Frau sagen würde. „So meinte ich das doch gar nicht! Ich meinte, dass ich selbst nicht verstehen konnte, wie mir das passiert ist!“ Tsubasa rollte mit den Augen. Ob sie es bewusst tat oder nicht, aber sie log doch schon wieder! „Aha. Und da gehen unsere Meinungen auseinander. Ich denke, du weißt sehr genau, warum du mit Schneider in die Kiste gehüpft bist.“ Sanae schnappte nach Luft, wollte schon etwas sagen – und schwieg dann doch mehrere Minuten lang. „Woher weißt du das?“, fragte sie dann beinahe lautlos.

„Er war bei mir“, erklärte Tsubasa trocken, „“Versuchte, einen auf freundlich zu machen und hat sich dabei verplappert.“ Sie nickte vor sich hin, als ergebe das Sinn und verknotete die Finger ineinander. „Es tut mir Leid“, wiederholte sie und er biss hörbar die Zähne zusammen. „Kannst du auch noch was anderes sagen?“, fragte er mühsam beherrscht.

Hatte er am Anfang des Gespräches noch das Gefühl gehabt, überhaupt nichts zu empfinden, so merkte er jetzt doch, wie kurz davor er war, die Beherrschung zu verlieren. Sie war langsam gekommen, die blinde Wut, aber nun hatte sie ihn voll erwischt. „Aber es tut mir doch Leid“, murmelte sie.
 

„Na und?!“, meinte er, lauter als beabsichtigt, „Das interessiert mich doch nicht! Du hast nicht an mich gedacht, als du bei ihm warst. Wieso erst danach? Wieso war er überhaupt bei dir?“ Er merkte, dass er zu laut wurde, dass er zu schreien begonnen hatte, aber er konnte sich nicht bremsen.

Erst das Babygeschrei stoppte ihn. „Natsuko ist aufgewacht“, meinte Sanae abwesend und wollte schon gehen, um sich um das Kind zu kümmern.

„Natsuko?“, wiederholte Tsubasa schockiert. Ihm wurde schlagartig kalt. „Du nennst dieses Kind nach meiner Mutter?“ War es nur Einbildung, oder bekam er tatsächlich nicht mehr genügend Luft? Was dachte sie sich nur? Wie hatte er diese Frau jemals verstehen können?

„Du bist ihr Vater. Du wirst immer ihr Vater sein. Zumindest empfinde ich es so.“ Wie vor den Kopf geschlagen taumelte er einen Schritt zurück. „Sie ist nicht meine Tochter“, erklärte er flach, „Kein Wunschdenken der Welt kann das bewerkstelligen. Ich...ich kann das nicht, Sanae. Ich kann kein fremdes Kind als mein eigenes aufziehen.“ Sie sagte nichts, verschwand kurz – und kam mit dem Kind auf dem Arm wieder zurück! „Sieh sie dir doch an! Siehst du diese süßen Augen? Sie braucht doch eine Familie! Einen Vater!“

Er wich noch weiter zurück, jetzt berührte seine Schulter den Türrahmen der Haustüre. „Frag doch ihren richtigen Vater!“, erwiderte er wütend, „Der ist sicher bereit, heile Welt mit dir zu spielen!“ Wollte sie ihn etwa mit Schuldgefühlen dazu bringen, bei ihr zu bleiben? Ihm wurde schlecht. „Aber du bist doch meine Welt, Tsubasa! Bitte, ich war doch so einsam damals. Immer warst du weg, nachdem Hayate-“ Ihr flehender Ton brach ab und sie verbarg das Gesicht hinter dem Kopf des Babys, das sie an sich drückte. Das Baby, welches sie mit einem anderen Mann hatte. Er sah rot.

„Das hätte dir vorher einfallen müssen, Sanae“, er war selbst überrascht über die Kälte in seiner Stimme, aber äußerlich verzog er keine Miene, „Für mich ist es vorbei.“

Ihr Kopf schoss hoch, Tränen schwammen in ihren Augen. „Nein!“, rief sie völlig verzweifelt, „Bitte, das darfst du nicht tun!“ In ihm meldeten sich leichte Schuldgefühle. Sie war immer noch die Mutter seines Sohnes. Und er hatte sie wirklich zu oft allein gelassen, hatte immer auf ihre Treue und ihr Verständnis gebaut. War es richtig, sie jetzt zu verlassen?

„Ich habe doch nur mit ihm reden wollen. Wir haben nie...wir haben nur einmal etwas getrunken und dann – als ich wieder nüchtern war, war mir sofort klar, dass ich den größten Fehler meines Lebens gemacht habe!

Ich wollte dir nicht wehtun. Ich wollte, dass du es nie erfahren musst!“ Er zuckte zusammen, fast, als ob ein Ruck durch seinen Körper schoss. Sie hatte das ausgesprochen, was für ihn der Trennungsgrund war. „Und warum hast du es mir nie gesagt? Warum sollte ich es nicht wissen? Wieso diese Lügen?“, fragte er leise. Sanae stockte, sah nach links, nach rechts, dann auf den Boden. Seufzte leise. „Ich hab doch nicht gelogen.“ Sie blinzelte und presste kurz die Lippen aufeinander. „Ich habe nur etwas nicht erwähnt.“

Genau, wie er es sich vor einigen Tagen noch gedacht hatte!
 

„Das Problem daran ist nur, dass du mich mit deinem Schweigen viel mehr verletzt hast, als die Wahrheit es je gekonnt hätte“, seine Stimme war nur ein Flüstern, doch sie hörte ihn dennoch. Erneut rannen ihr Tränen über die Wangen. „Das wollte ich nicht. Ich wollte das Richtige tun.“ Er lachte hart auf. Das Richtige...gab es das überhaupt? „Na, das hier war's jedenfalls nicht“, sagte er, wandte sich um, öffnete die Haustüre, war nicht im Geringsten überrascht, Anna in seinem Garten zu sehen, und ging.
 

„Du...bist zurück?“, fragte Genzo überrascht. Hatte er mit einem längeren Gespräch gerechnet?

Der Keeper hatte seinem Freund den Schlüssel in die Hand gedrückt, als dieser hatte gehen wollen. Erst hatte Tsubasa abgelehnt, aber dann hatte der Ältere ihn daran erinnert, dass er am Abend einen Arzttermin hatte und vielleicht nicht zu Hause sein würde. Da hatte Tsubasa angenommen und den Schlüssel eingesteckt.

Jetzt hatte er einfach die Tür aufgeschlossen und war eingetreten. Genzo hatte im Wohnzimmer auf dem Sofa gesessen und bei seiner Ankunft verwirrt aufgesehen. „Wie geht es dir?“, fragte der Keeper nun, da er seine Zeitschrift weggelegt hatte und zu ihm in den Flur gekommen war.

„Was hieltest du für das Richtige?“, fragte er plötzlich. Der Ältere hob die Augenbrauen. „Was...meinst du denn?“

„Gibt es in einer Beziehung etwas, das man so bezeichnen kann?“ Der Mittelstürmer merkte sehr wohl, dass seine Fragerei den Anderen verwirrten. Dennoch schien dieser ernsthaft nachzudenken. „Das...kommt wohl ganz drauf an. Auf die Beziehung, meine ich. Und darauf, ob man überhaupt bereit ist, so etwas zuzulassen.“ Er sah seinen Freund an. „Wo kommt das denn jetzt her? Was ist bei euch passiert?“

Tsubasa schnaubte. „Sie meinte, sie hätte nur das Richtige tun wollen.“ Genzo schüttelte den Kopf. „Na, das war es bestimmt nicht.“ Tsubasa sah sich um. „Wo ist Daibu?“, fragte er, und fügte dann an, „Übrigens hab ich das auch gesagt.“ Genzo nickte mit dem Kinn Richtung Schlafzimmer. „Mittagsschlaf. Schon seit ein paar Minuten.“ Der Mittelstürmer nickte bedächtig. Genzo legte ihm eine Hand auf die Schulter. „Was ist los mit dir?“ Er klang besorgt. Der Jüngere seufzte. Sah ihm in die Augen.

„Bestehst du immer darauf, dass man macht, was du für richtig hälst?“, fragte er weiter und sein Blick wurde intensiv. Der Keeper schüttelte den Kopf, grinste dann kurz schief. „Nicht wirklich. Also, eigentlich“, das Grinsen wurde deutlicher, „Ich meine, du kennst mich. Ich kann echt stur sein. Und hier und da arrogant, das will ich gar nicht bestreiten.

Aber das Richtige...kann nur in der Beziehung selbst gefunden werden, denke ich. Nur gemeinsam, nicht von einem allein. Ich mein, sonst kommt man doch nie weiter, oder?“ Der Rest seiner kleinen Rede ging unter, denn Tsubasa zog ihn plötzlich an sich und küsste ihn innig. Genzo schien zu perplex, um zu reagieren und da war der Moment auch schon vorbei.

Stattdessen nahm Tsubasa den Kragen des Shirts zwischen seine Finger und zog den Kopf des Älteren zu sich herunter. „Ich...kann dir nichts versprechen“, murmelte er zaghaft, „Vielleicht...macht es uns beide unglücklich. Oder jemand merkt was und unsere Karrieren sind im Eimer.“ Er hob so vorsichtig wie möglich den Kopf die wenigen Zentimeter, um die Lippen des Älteren streifen zu können. „Aber...ich will diese Sache ausprobieren. Ich will mit dir zusammen sein.“

Beinahe schockiert prallte Genzo zurück, als hätte er sich verbrannt. „Was?“, fragte er beinahe lautlos vor Überraschung, „Ich träume doch, oder?“ Der Satz brachte den Mittelstürmer dazu, aufzulachen. „Wo ist denn deine große Hoffnung hin, huh?“ Genzos Hände bewegten sich zu Tsubasas Gesicht hin. Hielten es fest. Wie wunderbar warm diese Finger doch waren. „Ist das dein Ernst? Du...willst mich?“ Wortlos nickte er, hielt kurz die Luft an.
 

Es dauerte fast eine volle Minute, bis sich einer der beiden jungen Männer regte – und selbst dann war Genzos Aktion so vorsichtig, als könne alles bei einer zu hastigen Bewegung zerbrechen.

Langsam und sanft neigte er den Kopf, drückte seine Lippen auf die des Jüngeren. Tsubasa schloss die Augen und lehnte sich zärtlich an ihn, was den Älteren dazu brachte, die Wahrheit hinter diesen Worten endlich glauben zu können. Er löste sich von ihm und schnappte überwältigt nach Luft. „Ich hätte nie gedacht..., dass dieser Tag einmal kommen würde!“ Liebevoll stupste er seine Nase gegen die des Mittelstürmers.

„Denkst du, wir kriegen das hin? Oder klammere ich mich nur an dich, weil ich mich gerade trenne?“, bemerkte Tsubasa leise. Es waren ehrliche Sorgen, die er teilen wollte. Sein Freund sollte kein Notnagel für ihn werden.
 

„Ist mir egal. Ehrlich, alles, was von dir kommt, ist eh ein Geschenk. Ich hab nie gedacht, mal so offen mit dir reden zu können. Mach, wie du denkst. Wenn mir was nicht passt, können wir darüber reden. Ich bin ja nicht auf den Mund gefallen.“ Befreit lachte der Keeper auf und Tsubasa stieg glücklich mit ein. „Ist dir egal?“, wiederholte er, „Was bist du doch anspruchslos!“

Er trat einen Schritt zurück und ging ins Wohnzimmer. Bereitwillig setzte sich der Ältere neben ihn. „Wann hast du beschlossen, es zu versuchen?“, fragte er. Der Mittelstürmer lachte auf. „Vor ungefähr einer Stunde?“

„Im Ernst?“, fragte der Keeper. Er nickte. „Als ich mit der...Sache...fertig war, bin ich herum gelaufen. Habe nachgedacht.

Mir ist klar geworden, dass ich dich...mag. Mehr, als sonst. Mehr als früher.“ Er spürte, wie er rot wurde. Ein verlegenes Lächeln umspielte seine Lippen. Er wollte noch nicht von Liebe sprechen, dafür war es noch zu früh, aber er spürte, dass es durchaus etwas Machtvolles werden konnte. Für den Moment war er damit zufrieden, wie es zwischen ihnen war. Genzo griff nach seiner Hand, hielt sie fest und seufzte leise. „Dann finde ich das gut so.“ Er blickte auf ihre Hände, auf die verschränkten Finger. „Ich liebe dich“, meinte er. Tsubasa küsste ihn auf die Schläfe. „Ich weiß, ja.“ Er wusste, welch große Überwindung es kosten musste, Worte auszusprechen, die eigentlich nie gesagt werden sollten. Zumindest in Genzos Ansicht. Dieser nickte. „Okay.“ Seufzend saßen sie beide nebeneinander und malten sich aus, was das jetzt bedeuten würde.
 

Es war nicht leicht gewesen. Die Scheidung von Sanae machte überall Schlagzeilen und auch sein Verzicht auf einen Sorgerechtskampf wurde eifrigst diskutiert. Tsubasa wiederholte immer wieder, dass er zu den Trennungsgründen nichts sagen würde – er wollte keine Schlammschlacht und keinen Rosenkrieg. Der Einzige, der darunter leiden würde, wäre Daibu gewesen. Außerdem wich er sämtlichen Fragen nach einer neuen Beziehung geschickt aus, indem er sie schlicht nicht erlaubte. Es kam das Gerücht auf, dass er sich jetzt erst einmal zurückziehen wolle und der Sturm der Medien legte sich nach einigen schrecklichen Wochen wieder.

Genzo war während der ganzen zeit verständnisvoll und verhielt sich vorbildlich, solange andere Menschen dabei waren. Sobald sie allein waren, die Türen hinter ihnen zufielen, stürzten sie sich auf ihre Beziehung – und schließlich auch aufeinander. Sie konnten kaum genug davon bekommen, obwohl es manchmal Nächte gab, in denen sie einfach nur redeten. Über ihre Zukunft, über vergangene Jahre. Über Wünsche und Erfahrungen – immerhin hatte Tsubasa keine Ahnung, was es hieß, mit einem Mann zusammen zu sein.

Genzo beichtete ihm, dass er schon die eine oder andere Erfahrung gesammelt hatte. Heimlich, unter falschem Namen, in weit entfernten Hotels mit Männern, die er danach nie wieder gesehen hatte. Er schämte sich, aber Tsubasa nahm es ihm nicht übel. Er hatte in derselben Zeit immerhin eine Ehe geführt.
 

Manchmal glaubten sie, ihre Freunde müssten ihnen ansehen, dass sich etwas verändert hatte. Aber niemand sprach es an und sie wurden ruhiger. Bevor sie richtig wussten, wie das passiert war, war ein halbes Jahr seit der Scheidung vergangen. Und keiner von ihnen wusste, was die Zukunft bringen würde, aber sie waren sich sicher, ab sofort alles gemeinsam in Angriff zu nehmen.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Is anybody really reading this? Frag ich mich grade, weil ihr so still bleibt. *Is there anybody out there?* Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Uhm, ja. Ereignislos, ne? ^^
Naja, ich versuche, eine halbwegs reale Story zu schreiben. Das heißt, wer auf ein schnelles Ende hofft, wird enttäuscht sein. Ich wage mich einfach mal dran. ;) Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Hier, wie versprochen, ein neues Kapitel. Ich hoffe wirklich, dass es von jetzt an wieder schneller geht! ^^° Komplett anzeigen

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Kommentare zu dieser Fanfic (13)
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Von:  CocoYume
2020-04-06T18:36:05+00:00 06.04.2020 20:36
Also ganz ehrlich...
Der absolute Hammer! Eigentlich mag ich das Pairing Tsubasa und Genzo gar nicht, obwohl Genzo mein Lieblingschara ist. Ich finde Schneider, Hyuga oder Ken passen besser zu ihm. Aber deine Story ist sowas von Klasse!!!
Von:  Zane45
2018-09-16T08:17:32+00:00 16.09.2018 10:17
Also ich würde auf jedenfall weiterleben wollen, denn ich liebe dieses pair und die Geschichte! Ich bin so gespannt wie es weiter geht! Ich frag mich ob es ihre Freunde erfahren und wenn ja wie sie reagieren und all das! ^___^ Auf jeden Fall seeehr gut geschrieben ;)
Von:  Kasumi18
2018-02-22T02:34:21+00:00 22.02.2018 03:34
Wieder ein super Kapitel ☆die Story ist einfach schön bin Mega gespannt wie es weiter geht :)
Von:  SenseiSasuNaru
2018-02-21T19:11:14+00:00 21.02.2018 20:11
Klasse Kapitel. Endlich haben sie zu einander gefunden. Klar würde gerne weiter lesen. Klasse Geschichte. Lg
Von:  SenseiSasuNaru
2018-02-07T15:59:38+00:00 07.02.2018 16:59
Oh Watt für ein tolles Kapitel. Ich hoffe er bleibt hart. Denn er liebt ja jemand anderen 😁. Da bin ich Mal gespannt wie es weiter geht. Ich hoffe das sie bald zu einander finden watt zusammen gehört. Mach weiter so LG
Von:  -Genzo-chan-
2018-01-19T07:48:02+00:00 19.01.2018 08:48
Ich bin wirklich nur über Zufall über diese FF gestolpert weil ich Lust hatte eine Story mit Genzo zu lesen
Ich muss sagen, du triffst beide Charas sehr gut :)
Und auch wenn daa Pair jetzt nicht das ist was ich shippe oder so lese ich dennoch jedes Kapitel mit Freude
Hoffentlich geht es bald weiter, ich will unbedingt wissen wie es weiter geht
Bezüglich allen Charakteren, aber besonders wegen Genzo und Tsubasa

Liebe Grüße
Genzo
Von:  SenseiSasuNaru
2017-11-15T19:17:59+00:00 15.11.2017 20:17
Tolles Kapitel weiter ich liebe die beiden 😁😁😁 lg
Von:  SenseiSasuNaru
2017-09-18T04:38:28+00:00 18.09.2017 06:38
Hey klasse Story. Finde ich gut . Lg
Von:  Kasumi18
2017-07-01T08:21:07+00:00 01.07.2017 10:21
Das ist kein Problem solange du nicht vergisst weiter zu schreiben ist alles gut :)
Ein Mega Lob an dich die Story ist spannend schreib bitte bitte weiter
*lieb guck*
Von:  Kasumi18
2017-05-27T15:17:33+00:00 27.05.2017 17:17
Hui spannend Bitte bitte schreib ganz schnell weiter :)


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