Zum Inhalt der Seite

Roses

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Roses

Frank Longbottom musterte die Rose auf dem Fensterbrett im Jungenschlafsaal. Sie war gut gewachsen, aber er hatte auch nichts anderes erwartet. Als Kind einer Familie von Kräuterkundlern konnte er so in ziemlich alles aufziehen, was irgendwie unter den Begriff „Pflanze“ fiel und eine Rose war nun wirklich nicht so schwer zum blühen zu bringen.

 

„Morgen ist es soweit“, erklärte er der dunkelroten Blüte, „morgen ist dein großer Tag.“

Im Nebenbett ließ Rufus seufzend sein Buch sinken.

„Du tust es schon wieder“, stellte er trocken fest.

„Sie wachsen halt besser, wenn man mit ihnen spricht“, verteidigte Frank sich automatisch und bereute es noch im gleichen Augenblick, weil er dabei ganz genauso klang wie sein irrer Onkel, der von Pflanzen lebte, sie atmete und der vermutlich eines Tages sterben würde, weil so ein Ding ihn mit einer überdimensionalen Fliege verwechselte.

Rufus schüttelte den Kopf.

„Letztes Jahr sollte ich dich noch schlagen, falls du je auf die Idee kommst, mit einer Pflanze zu sprechen“, erinnerte er ihn.

Frank zuckte mit den Schultern.

„Was soll ich machen? Es ist das einzige Valentinsgeschenk, das ich auch bezahlen kann.“

Mit einem dumpfen Knall landete Rufus Buch auf dem Nachttisch.

„Ich weiß, Narcissa ist verwöhnt“, gab er zu, während er sich im Bett aufsetzte und sich die Brille richtete, „aber denkst du nicht, ihr wird jedes Geschenk gefallen, wenn es nur von dir stammt?“

Frank schwieg.

Er hätte gerne daran geglaubt, wirklich sehr gerne, aber er hatte gesehen, was Narcissa zu Weihnachten bekommen hatte und neben Diamanthalsketten und bunten Kleidern hatte sein grüner Schal ziemlich einfallslos gewirkt. Dieses Mal wollte er es besser machen, koste es was es wolle und dafür brauchte er eben etwas, was sie noch nicht hatte.

 

 

„War nur eine Frage“, murmelte Rufus leise in seinen Bettvorhang hinein. Frank wusste, sein Freund mochte den Valentinstag nicht. Auch wenn er nicht so wirklich verstand warum.

Gut, Frank wollte seinen Tag auch nicht unbedingt in einem rosa Teestübchen mit Engeln verbringen, aber ein Spaziergang, mit einem netten Mädchen? Das klang doch nach einem angenehmen Zeitvertreib und eigentlich hatte er keine Bedenken, dass Rufus eine willige Begleitung finden würde. Zumindest wenn er es denn wollte.

 

 

„Ich denke, ich werde sie noch ein bisschen düngen“, murmelte Frank und wandte sich wieder seiner Blume zu. „Vielleicht geht dann ja doch noch eine Blüte auf.“

Aus den Augenwinkeln sah er, wie Rufus sich wieder in sein Bett sinken ließ.

„Solange sie mich heute Nacht nicht auffrisst, mach was du für richtig hältst.“

 

 
 

❤❤❤

 

 

Frank wollte es nicht zugeben, aber er war nervös. Sehr nervös sogar. Er hatte seine Blume wochenlang gehegt und gepflegt und jetzt war es an der Zeit sie zu überreichen.

Nur, was wenn sie Narcissa nicht gefiel?

Hätte er vielleicht doch an ihr herum zaubern sollen, damit sie magischer wurde? Hätte er eine neue Unterart züchten sollen?

Nein, so gut züchten konnte er nicht. Er hätte seinen Onkel darum bitten müssen und der hätte sie dann sicher rosa urtica genannt, statt rosa narcissa.

Immerhin nannte er seine Freundin eh schon immer Brennnesselchen. Ein Spitzname, der Narcissa nicht gerade zu gefallen schien.

 

 

Stumm trug er seinen Topf die Stufen der Gryffindorturmes hinab. Sicher hätte er sich besser gefühlt, hätte Rufus ihn begleitet, aber sein Freund hatte sich strikt geweigert. Er wollte seinen Valentinstag lesend im Bett verbringen, weit weg von rosa Karten, weinenden Mädchen und Jungen, die ihre Eroberungen um die Wette zählten. Und was wäre er für ein Freund, hätte er das nicht zähneknirschend akzeptiert?

Immerhin gab es dann wenigstens keinen Zeugen, wenn er sich vor der Tür der Großen Halle mit seiner Blume zum Trottel machte. Keinen außer einer Horde hungriger Mitschüler zumindest.

Unsicher blickte er von links nach rechts und suchte den Gang nach Narcissa ab. Eigentlich war die Slytherin immer pünktlich und kaum zu übersehen.

 

 

„Frank!“, hörte er seinen Namen und nur Sekunden später entdeckte er endlich das vertraute, blonde Haar. Die Slytherin eilte auf ihn zu, wich knapp einer kleinen Gruppe Hufflepuffs aus, tänzelte um zwei ihrer Hausgenossen herum und kam schließlich vor ihm zum stehen.

„Entschuldige die Verspätung“, japste sie, „aber ich musste einfach noch in meine Geschenke gucken.“

Sie strahlte, er nicht.

Frank wollte lieber nicht wissen, was für Schätze das Mädchen heute schon bekommen hatte, denn egal was es war, er würde es doch nur mit seiner Rose vergleichen.

 

 

„Hier, das ist für dich“, verkündete die Slytherin und zog eine flache Schachtel hervor, die schon von Weitem nach Pralinen schrie. Narcissa lächelte. „Ich weiß doch, dass du Süßes magst“, behauptete sie selbstbewusst. „Und die Blume da? Ist die für mich?“

Frank nickte, noch immer verunsichert.

„Ich habe noch nie Blumen bekommen, bei denen die Erde unten noch dran war“, eröffnete das Mädchen und drehte und wendete sein Geschenk neugierig hin und her. Frank spürte, wie er zu lächeln begann. Zugegeben, das hatte er sich anders vorgestellt, aber wenn Narcissa den Fakt spannend fand, dass seine Blume noch lebte, dann sollte sie ruhig. Immerhin, zumindest das mit der Premiere schien ihm gelungen sein.

Er würde von jetzt bis in alle Ewigkeit immer der sein, der ihr eine „Blume mit Erde unten dran“ geschenkt hatte.

Das und der, der ihr jetzt erklärte, was man mit dem Ding und der Erde machen musste, wenn man wollte, dass die Blume weiterhin am Leben blieb.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (1)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Sam45230
2016-07-29T06:08:44+00:00 29.07.2016 08:08
Schöne Idee. Liest sich gut.


Zurück