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It´s a wonderful life

von

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Standhaft

Derek erwachte und verwandelte sich zurück in seine menschliche Form. Stiles war immer noch an seiner Seite und blickte auf den Nackten hinab. Dann kniff er ihm ins Hinterteil und fragte mit einem unverschämten Grinsen:

„Und? Hast du das gespürt?“

„Au!“ beschwerte sich Derek. Dann wurde es ihm klar und er lachte: „Das Gefühl ist wieder da!“ Er wackelte mit den Zehen: „Siehst du das?“ rief er begeistert.

Stiles nickte. Dann beugte er sich zu einem Kuss zu ihm herüber und wollte wissen:

„Meinst du, du kannst aufstehen? Ich würde nämlich gern nach den Anderen sehen.“

Derek machte einen Versuch, der zwar etwas steif und ungelenk ausfiel, doch mit ein wenig Unterstützung von Stiles konnte er langsam einen Fuß vor den anderen setzen.
 

Deaton lag allein in seinem Bett und schlief noch immer tief und fest. Er musste in den vergangenen Wochen wohl Furchtbares durchgemacht haben; Folter, Terror, Verzweiflung und Todesangst und so ließen sie ihn schlafen. Später würde es darum gehen, die Scherben zusammenzukehren und Wiederaufbau zu betreiben, doch für diesen Moment sollte er die bewusstlose Unbeschwertheit des Schlafes noch genießen dürfen.
 

Peter dagegen war wieder wach und der Anblick, der Stiles und Derek in seinem Schlafzimmer erwartete war wunderbar! Boyd, Erica und Isaac hatten sich Stühle nah an sein Bett gezogen und Malia hatte sich zu ihrem Vater gelegt und hielt ihn mit ihrem Körper warm.

So wie es die Heilung Dereks beschleunigt hatte, seine Wolfsgestalt anzunehmen, so half es dem Alpha, sein Rudel um sich versammelt zu haben und seine Betas hatten das offenbar instinktiv gewusst.
 

Derek setzte sich ans Fußende und nickte seinem Onkel zu. Stiles hingegen kroch neben Peter und zog dessen Kopf an seine Brust:

„Und? Wie geht es dir, Großer?“ fragte er und strich ihm über das Haar.

Peter nickte gegen Stiles Oberkörper und murmelte dann:

„Ganz O.K. denke ich. Aber ich habe Angst vor dem, was Deucalion mit Scott anstellen wird!“

Das war das Stichwort!

Stiles zückte Scotts Handy und zeigte Peter die Textnachricht:

„Wir haben einen Verbündeten!“ Gab er bekannt.
 

Peter las die Nachricht von Ethan: `Ich werde alles tun, um Scott am Leben zu halten, wenn ihr Danny nichts antut!´

„Was hast du geantwortet?“ Wollte der Alpha wissen.

„Noch nichts.“ gab Stiles zurück und dann begannen seine Finger auf das Display einzuhacken:

„Was hältst du davon?“

`Wir sind hier nicht die Aggressoren! Sag uns einfach, wo ihr euch versteckt haltet und wir machen eine Übergabe! Friedlich! Kein Blutvergießen mehr!´

Peter blickte ihn zweifelnd an, doch er sagte:

„Einen Versuch ist es wert!“

Stiles nickte:

„Eine Sache will ich noch tun, denn Bilder sagen mehr, als tausend Worte, richtig?“
 

Er sprang aus dem Bett und rannte hinunter in den Keller, wo Chris noch immer bei dem Gefangenen saß, der nun wieder bei vollem Bewusstsein war:

„Hey, Kumpel. Wie geht´s? War Chris nett zu dir?“ erkundigte er sich:

„Er sitzt seit zwei Stunden da, glotzt mich an und sagt kein Wort. Ich schätze, dass ist so nett, wie ein Jäger zu einem Wolf nur sein kann.“ gab Danny verdrossen zurück: „Aber ich hab da mal ´ne Frage: Wieso siehst du aus wie Stiles, der dürre Loser, der früher beim Lacrosse immer auf der Ersatzbank gesessen hatte, weil Finstock ihn davor bewahren wollte, auf dem Spielfeld über die eigenen Füße zu stolpern und sich damit zum Affen zu machen und der vor über vier Jahren gestorben ist.“

Stiles lachte:

„Weil ich es BIN!“ Er salutierte scherzhaft: „Dürrer, untoter Ersatzbankloser Stilinski meldet sich zum Dienst! Na, ja, ich bin es jedenfalls beinahe, denn ich gehöre eigentlich nicht hierher in eure Welt, sondern in eine, wo ich es tatsächlich geschafft habe, den Schulabschluss zu überleben. Ein nettes Fleckchen Erde übrigens, der Ort von dem ich komme. Du, Scott und ich gehen da zusammen auf´s College. Du bist kein Wolf, du und Ethan habt gerade wieder zueinander gefunden, er ist mittlerweile ein Beta, das Alpharudel ist kein Problem mehr...was will man mehr?“

„Du lügst!“ Behauptete Danny misstrauisch.

Stiles lachte:

„Nein, tue ich nicht. Aber EINE gruselige Sache gibt es doch, da wo ich herkomme: Ich glaube deine Mutter und mein Vater haben etwas am laufen. Dauernd sagt mein Dad: `Also Cynthia findet...´ oder noch schlimmer `Cynthia und ich sind der Meinung, dass...´.Ein echter Alptraum finden wir beide! Und das geht schon seit Jahren so, ohne dass die beiden je zur Sache gekommen wäre. Zumindest, soweit uns beiden bekannt ist! Und ich sage dir; darauf zu warten, ob oder ob es nicht passiert ist schlimmer, als die Vorstellung, die zwei irgendwann turtelnd auf dem Sofa im Wohnzimmer zu sehen. Du und ich haben schon ernsthaft überlegt, ob wir ihnen nicht einfach mal einen Tisch in einem romantischen Restaurant bestellen, damit sie es hinter sich bringen können.“
 

Stiles konnte sehen, dass Danny sehr intensiv über etwas nachdachte:

„Meiner Mom geht es also gut dort, wo du herkommst?“ erkundigte er sich:

„Ja tut es! Sie ist wirklich toll!“ stirnrunzelnd erkundigte sich Stiles: „Wieso Danny? Geht es ihr HIER denn nicht gut?“

In dem Blick, den Danny ihm zuwarf, lag so viel Verzweiflung, dass Stiles das Gefühl hatte, es würde jemand nach seinem Herzen greifen und es grob quetschen:

„Ich habe keine Ahnung. Ich habe sie seit Jahren nicht gesehen. Deucalion lässt mich nicht!“

Stiles gab einen kleinen, erschrockenen Laut von sich:

„Aber Danny, dass ist ja furchtbar. Die Cynthia Mahealani, die ich kenne, lebt quasi für dich. Ihr ganzer Lebensinhalt ist es doch, als leidenschaftliche PFLAG-Mom für die Rechte der queeren Community zu kämpfen. Sie liebt dich so wahnsinnig! Wie hältst du es bloß aus, sie nicht zu sehen?“

„Denkst du, jemand wie Deucalion hat auch nur die geringsten Schwierigkeiten damit, anderer Leute Mütter zu killen?“ bellte Danny: „Als er Melissa McCall das Genick gebrochen hat, geschah das so gleichgültig und nebenbei, wie ein Anderer eine Fliege zerquetschen würde! ICH WAR DABEI, STILES!“

Stiles schluckte bei der Vorstellung, dass die Frau, die seit dem Tod seiner eigenen Mom für ihn einer Mutter wohl immer am nächsten gekommen war, in dieser Welt ein so furchtbares Ende genommen hatte. Er atmete einmal tief durch, um das schreckliche Bild der toten Melissa aus seinem Kopf zu vertreiben, ehe er sagte:

„Scott ist in den Händen deines Rudels. Wir wollen einen Tausch vornehmen!“

Danny lachte bitter:

„Weißt du, wie versessen Deucalion schon seit Jahren auf Scott ist? Ich weiß nicht, was es ist, was er in ihm vermutet, oder was er von ihm will, aber er wird ihn niemals aufgeben, nun da er ihn endlich in seinen Klauen hat. Du musst verrückt sein, wenn du denkst, ICH wäre ein lohnendes Tauschobjekt: Ein Beta in einem Alpharudel? Ich habe Glück, dass ich überhaupt noch lebe und das tue ich auch nur, weil ich mich ducke und das Maul halte. Ich bedeute Deucalion und den Anderen rein gar nichts!“

„Einem von ihnen bedeutest du etwas!“ entgegnete Stiles und zeigte Danny die Textnachricht von Ethan: „Ich werde jetzt ein Bild von dir machen und es ihm mit einer Nachricht schicken.“
 

Stiles löste Dannys Ketten und nun wurde Chris nervös:

„Was machst du denn, Junge?“ wollte er wissen.

„Danny und ich machen jetzt ein Foto!“ gab Stiles zurück, hielt das Handy hoch, richtete es auf Danny, um den er einen Arm gelegt hatte und sich selbst und dann schickte er es, gemeinsam mit der Kurznachricht weg:

„Und jetzt wirst du mich wohl wieder anbinden wie einen Hund, richtig?“ fragte Danny missmutig.

Stiles grinste und schüttelte den Kopf:

„Falsch! Jetzt werde ich dich rehabilitieren, indem du und ich gemeinsam ein Drei-Gänge-Menü zaubern. In meiner Welt bist du nämlich ein ganz passabler Koch. Wie steht´s in dieser?“

Danny zog überrascht und misstrauisch die Augenbrauen zusammen:

„Ich hatte lange nicht mehr die Gelegenheit dazu, zu kochen.“ Gab er zu. Dann fragte er übellaunig: „Wer sagt, dass ich dich nicht umbringe, anstatt brav mit dir in der Küche zu stehen?“

Stiles lachte:

„Zwei Gründe: Erstens hast du schon Bekanntschaft mit meinen Starkstromfingerchen gemacht und willst das nicht wiederholen und zweitens, und das ist viel wichtiger, du wünschst dir, dass endlich alles vorbei ist, dass du nicht mehr kämpfen musst, nicht mehr als Fußabtreter für dein Rudel herhalten musst, du und dein Alpha glücklich werdet und dass du deine Mom wiedersehen darfst, habe ich nicht recht, Danny mein Freund?“
 

Chris schüttelte ungläubig den Kopf, als er Stiles die Kellertreppe hinauf folgte, der wiederum einem verstörten Danny hinterher trabte:

„Dir ist hoffentlich klar, dass es saudämlich ist, was du da gerade tust, oder Stiles? Du lässt einen mordlustigen Werwolf hier frei herumlaufen?“

„Das glaube ich nicht!“ An Danny gewandt sagte er: „Würdest du uns deine Augen sehen lassen?“

Danny drehte sich um und blickte ihn ratlos und ein wenig genervt an, woraufhin Stiles hinzufügte: „Nein, ich meine deine Wolfsaugen!“
 

Ein goldenes Leuchten!
 

„Siehst du, Chris! Er hat noch nie ein unschuldiges Leben genommen. Und wie steht es mit dir selbst?“ wollte Stiles wissen:

„Du hast doch nur gut geraten, Stiles!“ knurrte Argent: „Und abgesehen davon, nur weil er noch nicht getötet hat heißt das nicht, dass es auch so bleibt! Und du weißt hoffentlich, dass so nervtötende Gutmenschen wie du immer als erstes dran glauben müssen!“

Anstatt einer Erwiderung fing Stiles glucksend an zu lachen.
 

Als Derek eine halbe Stunde später in die Küche kam und Danny beim Kartoffeln schälen erblickte, rief er erschrocken aus:

„Der Gefangene ist frei! Und er hat eine Waffe!“

Danny blickte ratlos hinab auf das kleine, kurze, stumpfe Schälmesser, als Stiles Kopf hinter dem Küchentresen wieder auftauchte, wo er in einem Schrank nach passenden Töpfen gekramt hatte:

„Alles ist in bester Ordnung!“ behauptete er, trat auf Derek zu und küsste ihn weich und besänftigend.

Danny sah es, riss erstaunt die Augen weit auf und fragte stotternd:

„Du bist...? Ich meine, ihr seid...?“

Stiles erwiderte mit einem kleinen Lächeln:

„Tja, mein Freund. Nachdem der Danny in meiner Welt sich nicht dazu durchringen konnte, mir meine Jungfräulichkeit zu nehmen, musste ich mir ja schließlich etwas einfallen lassen, richtig“
 

Nun zog Stiles sowohl die verblüfften Blicke von Derek, als auch von Danny auf sich, doch er kümmerte sich nicht darum und lächelte nur weiter leise vor sich hin.

Als das Essen weitgehend vorbereitet war, fragte Stiles:

„Schaffst du den Rest allein, Danny?“

Der Angesprochene nickte und Derek fügte knurrend hinzu:

„Aber ich werde ich beaufsichtigen!“

Stiles lachte:

„Tu das, mein Liebling!“
 

Er stieg die Treppen hinauf, klopfte sehr sacht an Deatons Tür und war beinahe überrascht, als er sofort ein `Herein´ vernahm.
 

Der Tierarzt saß aufrecht im Bett und der Schlaf schien wenigstens ein bisschen geholfen zu haben:

„What´s up Doc?“ fragte Stiles mit einem kleinen Lächeln.

Deaton erwiderte schmunzelnd:

„Du kennst so einen alten Film, Stiles?“

„Mein Dad ist ein Streisand-Verehrer!“ erwiderte er. Dann fragte er schüchtern: „Denken sie, sie sind schon wieder in der Lage, mir ein wenig zu helfen? Ich würde nicht fragen, wenn es nicht dringend wäre, aber es geht um Scott!“

Deaton nickte eifrig:

„Sicher, Stiles. Wie kann ich helfen?“

Stiles berichtete von seinem Traum und wollte wissen:

„Denken sie, dass er etwas zu bedeuten hat, oder war das nur wieder mein verkorkstes Hirn, dass frei vor sich hin gesponnen hat?“

Deaton lachte leise, was in einem Husten mündete, begleitet von einer schmerzverzerrten Miene.

„Alles klar Sir!“ fragte Stiles besorgt: „Ich sollte sie vielleicht noch ein wenig schlafen lassen und später wiederkommen!“

Der Druide schüttelte den Kopf:

„Ich habe in den letzten Wochen einfach zu viel Prügel eingesteckt. Ich schätze, ein paar Rippen sind gebrochen. Aber ich komme klar!“

„Bitte entschuldigen sie, Doc.“ murmelte Stiles sorgenvoll: „Ich hätte sie ja ins Krankenhaus gebracht, wenn ich geglaubt hätte, dass sie da sicher gewesen wären, aber...!“

Deaton winkte ab:

„Ich verstehe Junge. Es ist wirklich in Ordnung.“ Stiles konnte sehen, wie Deaton sich stählte, um fortfahren zu können: „Zu deiner Frage: Ja, ich denke, dein Traum hat etwas zu bedeuten. Ich vermute, es handelt sich um eine Nachricht von meinem Doppelgänger in deiner Welt. Ich muss dir wohl nicht erklären, wofür der Brunnen steht, oder?“

„Magie?“ riet Stiles, doch dann blickte er Deaton fragend und unsicher an.

Der Tierarzt nickte:

„Und wenn mein Ebenbild sagt, dass Scott und du aus dem selben Brunnen getränkt werdet, dann meint er damit, dass die Macht eines Magiers und die eines wahren Alphas vom selben Ort kommen. Beides sind besondere Geschenke an normal sterbliche Wesen! Ich habe all´ die Jahre gewusst, dass in Scott dieses Potential steckt, doch ich durfte seine Entwicklung nicht forcieren. Und Deucalion hat wirklich alles getan, damit der wahre Alpha nie das Licht der Welt erblickt, indem er ihm, nachdem er bereits dich, seinen besten Freund verlieren musste, auch noch die anderen tragenden Säulen in seinem Leben genommen hat: seine Mutter, seine Gefährtin, die Schule, sein Heim, das Leben, das er kannte, alles!“

Stiles nickte traurig:

„Ihr Ebenbild hat in meinem Traum von mir gefordert, dass ich Scott `Zum Wasser führen´ soll, aber wie mache ich das?“

„Erstmal musst du ihn finden!“ erklärte Deaton: „Nimm im Geiste Kontakt zu ihm auf. Weißt du, wie das geht?“

Stiles nickte doch dann erwiderte er unbehaglich:

„Ich denke aber, ich kann das gerade nicht, denn ich habe meine Magie aufgebraucht.“

Deaton lachte:

„Da kann ich dich beruhigen. Glaub´ mir Stiles, das ist gar nicht möglich! Solange es die Welt gibt, gibt es auch die Magie. Sie kommt zu dir, weil du würdig bist, aber sie ist kein Teil von dir; sie gehört dir nicht. Du bist im Augenblick einfach bloß erschöpft. Ich schätze, es spielt auch eine Rolle, dass du noch ein bisschen unerfahren in dieser ganzen Angelegenheit bist. Man könnte wohl sagen, dass deine Leitungen momentan ein wenig überlastet sind, aber dabei kann ich dir helfen.“

Der Druide streckte seine Hände aus und griff nach denen von Stiles:

„Sind sie sicher, dass sie sich das in ihrem Zustand zumuten wollen, Sir?“ fragte Stiles zweifelnd.

Deaton nickte.
 

Sie hockten einander auf dem Bett gegenüber und schlossen die Augen. Wie von selbst kehrte Stiles in Gedanken an den Brunnen aus seinem Traum zurück und dann rief er Scotts Namen; wieder und wieder, doch eine ganze Weile geschah rein gar nichts.
 

Endlich tauchte Scott weit entfernt am Horizont auf und blickte sich suchend um.

Stiles begann zu winken und auf und ab zu hüpfen.

Als Scott ihn schließlich erblickte, rannte er auf ihn zu und fiel ihm schließlich um den Hals. Dann ließ er Stiles wissen, wie groß seine Angst war und wie ohnmächtig und schwach er sich gerade fühlte. Natürlich wusste Stiles das bereits, weil er fühlte, was sein Herzensbruder fühlte. Er lächelte aufmunternd und dann lief er hinüber zum Brunnen, griff nach einem Eimer an einem langen Seil und ließ diesen hinab in die düsteren Tiefen. Stiles konnte dass was Wasser noch immer nicht sehen, aber er hörte und spürte, wie der Eimer damit in Berührung kam. Schließlich zog der junge Magier das Gefäß mühsam wieder empor, reichte es Scott und bedeutete ihm, dass er davon trinken müsse. Zunächst sah dieser unschlüssig aus, doch dann tat er es und als sein Durst gestillt war, reichte er den Eimer an Stiles weiter. Erst da wurde diesem klar, dass auch er eine kleine Erquickung bitter nötig hatte und so trank er durstig.
 

Nun kam der Moment, an dem die Freunde sich wieder trennen mussten. Sie umarmten sich ein weiteres Mal und Stiles wollte Scott gar nicht wieder loslassen, denn er wusste, in welch eine furchteinflößende Situation er ihn entließ.

Am Ende, war es Scott, der sich losmachte, nickte, um zu zeigen, dass es in Ordnung sei und dann verschwand.

Und zwar buchstäblich!

Gerade war er noch da gewesen und dann hatte er sich praktisch in Luft aufgelöst.
 

Und so öffnete auch Stiles die Augen und kehrte zurück in Deatons Schlafzimmer:

„Danke für ihre Hilfe!“ murmelte er und wischte sich mit dem Ärmel ein paar Tränen fort.
 

Deucalion war tatsächlich einen kurzen Augenblick eingenickt, doch niemand hatte in der Zwischenzeit versucht, ihn zu töten. Er lächelte in sich hinein. Macht und Autorität hatten ihn bis heute beschützt, dachte er zufrieden.

Als er nun in seinen Körper hineinfühlte, stellte er fest, dass er schon beinahe wieder gänzlich hergestellt war. Was immer seine Alphas nun noch versuchen wollten, jetzt wäre es dafür zu spät.
 

Er fühlte sich jetzt bereit für den kleinen Werwolf, den sie im Schuppen gefangen hielten.
 

Gerade als Ethan die Nachricht von Stiles beantworten wollte, hörte er, dass Deucalion sich näherte und steckte sein Handy rasch weg:

„Wie geht es unserem Gast?“ Wollte der alte Alpha wissen:

„Ich denke, er liebt es nicht gerade, in Ketten zu liegen. Dabei hätte ich schwören können, dass das genau Peters Ding ist.“ erwiderte Ethan schulterzuckend.
 

Scott blickte finster von dem Einem zu dem Anderen, doch er sagte nichts.
 

Deucalion zog sich einen Stuhl heran und forderte:

„Lass´ uns jetzt allein, Ethan!“

Er spürte das Zögern seines Untergebenen, also fügte er in schärferem Ton hinzu:

„Ich will mich nicht wiederholen müssen, Junge!“
 

Widerwillig verließ Ethan den Schuppen.
 

„Endlich allein!“ sagte Deucalion zufrieden: „Und jetzt lass´ uns doch mal sehen, was das Besondere an dir ist, Sohn? Oder ist da am Ende gar nichts? Bist du vielleicht doch bloß ein gewöhnlicher, alberner, kleiner Betawolf, der sich hinter...“ Deucalion lachte anzüglich und korrigierte: „...oder vielmehr UNTER seinem Alpha versteckt, damit er ihn vor der bösen Welt beschützt? Denkst du, dass dein Peter noch lebt? Ich habe nämlich heute meine Klauen in ihn geschlagen und sein Innerstes nach außen geholt, weißt du? Ich schätze, davon wird er sich wohl nicht wieder erholen. Möglicherweise hat er seine lächerliche Existenz ja mittlerweile sogar schon hinter sich?“ Deucalion hatte sich erhoben und schritt nun um Scott herum, der an einen Pfeiler mitten im Raum gekettet war:

„Und?“ fragte der Ältere: „Hast du nichts zu sagen, kleines Wölfchen?“
 

Scott schwieg.
 

Er versuchte die Worte Deucalions nicht an sich heran zu lassen. Wenn Peter tot wäre, würde er das doch spüren, oder?

Schließlich war er doch sein Alpha!
 

Und für ihn war er noch mehr als das!
 

Deucalion sagte gerade:

„Wenn da wirklich etwas an dir dran wäre; etwas Besonderes, dann könntest du bei uns im Rudel eine Zukunft haben. Ich würde von dir noch nicht einmal dasselbe verlangen, wie von den anderen. Sicher, du müsstest dich von Peter lossagen, aber dein Rudel dürfte weiterleben und wir würden sie unbehelligt weiterziehen lassen, um sich woanders niederzulassen. Was sagst du, Scott?“

Deucalion trat sehr nah an ihn heran, drang absichtlich in Scotts Wohlfühlzone ein und erst als ihre Gesichter sich beinahe berührten, fügte er hinzu:

„Ich würde auch dafür sorgen, dass es dir an nichts fehlt!“

Scott spürte die Hand des Älteren auf seinem Brustkorb und plötzlich musste er lachen:

„Ich mag ja eine ungesunde Fixierung auf ältere Männer haben; schätze, dass liegt an meinem Loser-Vater, aber DAS HIER wird mit Sicherheit niemals passieren!“ Dann blickte er Deucalion fragend an: „Ist es etwa das, worum es hier geht? Bist du einsam, Deucalion? Bist du wütend, dass die Frau, die von dir ein Kind erwartet dennoch bei ihrem Gefährten bleiben will?“ Dies hatte Scott seinen feine Nase verraten: „Oder bereust du dir Entscheidung, dein loyales Rudel getötet zu haben, um nun mit dieser Bande von Mördern herumhängen zu müssen. Willst du mich bei dir haben, damit du dich nicht mehr so allein fühlst? Willst du dich an das anlehnen, was immer es ist, was du in mir vermutest, weil du dich haltlos fühlst?“

Scotts Stimme triefte vor Sarkasmus.
 

Deucalion verwandelte sich in seine finstere Alphaversion, holte aus und traf Scotts Kopf hart mit der Rückseite seiner Faust, so dass dieser heftig zur Seite flog.
 

Scott spukte ein wenig Blut auf den Boden und sagte leise:

„Weißt du, Deucalion, eigentlich sollte ich Angst vor dir haben, oder vielleicht sollte ich dich auch hassen, für alles, was du mir genommen hast, doch ich empfinde nichts von alledem. Das einzige, was ich in diesem Moment für dich verspüre ist Mitgefühl! Du bist so unglaublich weit von deinem Weg abgekommen. Du warst mal ein geachteter Wolf, stark, bewundernswert, loyal, ehe Gerard Argent dich zerbrochen hat. Jetzt bist du nur noch die Hülle dessen, was du einmal warst, angefüllt mit Bitterkeit und Verzweiflung. Und weißt du, woher ich das weiß? ICH KANN ES SEHEN!“
 

Scotts Augen leuchteten rot auf und Deucalion, der dies nicht sehen aber sehr wohl fühlen konnte zuckte zurück.



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