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Der Spiegel

Die Akademie für Shadowhunter
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Total überraschend, wenn ein Brief einer Eliten-Schule für Shadowhunters aus heiterem Himmel ankommt, oder? Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Hier in der Akademie gibt es eindeutig einige Geheimnisse, und Clarissa ist Julia auch nicht ganz geheuer. Einerseits das IT-Girl der Akademie, andererseits kann sie ziemlich gefährlich werden, wenn man ihr zu nahe tritt... Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Hoffe euch gefällt das Kapitel.... :) Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Das Kapitel ist Caro gewidmet, die die beste Seelentheorie aufgestellt hat, die ich je gehört habe und weil sie mich manchmal an Julia erinnert ;) Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Uuuund das nächste Kapi.
Es macht richtig Spaß zu schreiben!
Ich hoffe euch gefällt das Kapitel, es ist die erste Kampfszene, die ich geschrieben habe...
:) Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Ich muss sagen, dass ich Peter eigentlich gar nicht eingeplant hatte, doch irgendwie brauchte ich auch jemanden, der Finn überhaupt nicht ausstehen kann...
Ach und Clarissa ist irgendwie jemand, der mir richtig leicht zu schreiben fällt, einfach weil sie eine der wenigen ist, die den Dingen ins Auge schaut... Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Eva und Julia werden so langsam ein echt gutes Team, und das freut mich, hoffe euch auch :) Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Mitunter eines der schwersten Kapittel, vor allem, weil ich nicht so viel verraten wollte und doch eine gute Story brauchte... Hoffe es ist i.O :D Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Oh Gott... Kapitel-Titel sind einfach nicht meine Stärke, deswegen seht da bitte einfach darüber hinweg :) Komplett anzeigen

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Ein neuer Anfang

"Oh mein Gott, Mum, Dad, das werdet ihr mir niemals glauben! Ich habe einen Brief von der Londoner Akademie bekommen!"

Es war Sonntag morgen und ich hatte gerade den Trainingsraum des Institutes in Brighton erreicht, als der Brief ankam.

Ich starrte ihn an, als sei ein Wunder geschehen.

Ich bin Julia DeWinge, ein Shadowhunter. Shadwohunter werden ausgebildet um gegen Dämonen zu kämpfen, die die Menschen gefährden. Es gibt auch Schattenwesen, das sind Werwölfe, Vampire, Feen und Hexenmeister. Diese dürfen hier neben den Menschen leben, solange sie sich an die Verträge halten, die wir mit ihnen geschlossen haben.

In jeder größeren Stadt gibt es ein Institut, welches für die Stadt und kleinere Städte in der Umgebung zuständig ist. Meine Familie leitet das Institut in Brighton. Ausgebildete Shadowhunter arbeiten in Instituten, die jüngeren, die auszubilden sind, gehen in Akademien. Je nach Größe der Akademie wohnen die Schüler dort oder nicht. Es gibt zwei Akademien, die am berühmtesten sind. Die Akademie in New York und die Akademie in London. Jährlich gibt es tausende Anschreiben von Schülern, die in diese Akademien wollen, doch nur die besten werden aufgenommen.

Ich hatte nie ein Anschreiben aufgegeben und ich war auch durchschnittlich im Training, warum hatte ich so einen Brief bekommen?
 

"Ich hätte nie gedacht, dass einer aus unserer Familie jemals diesen Brief bekommen würde.", sagte mein älterer Bruder Philipp kopfschüttelnd. Er war der Nachfolger meiner Eltern, d.h. er würde das Institut eines Tages übernehmen.

"Ich bin ja so stolz auf dich.", sagte meine Mutter die ganze Zeit. "Worauf wartest du denn? Geh und pack deine Taschen. Hier steht, dass noch heute Abend das Portal geöffnet werden soll."

Ich strahlte und nickte. "Stimmt, ich bin nur so verwirrt und glücklich, dass ich gar nicht weiß, wo ich anfangen soll."

"Na dafür bin ich doch da.", hörte ich hinter mir eine Stimme. Ich drehte mich um.

Hinter mir stand Lydia. Meine beste Freundin. Der Tag konnte nicht besser werden.

Den ganzen Tag verbrachte ich abwechselnd mit packen, Lydia versichern, dass ich ihr jedes einzelne Detail erzählen würde und die Angestellten im Institut abschütteln, die ab und an mal herein sahen, um mir zu gratulieren.

"Ich weiß nur nicht, warum sie mich ausgewählt haben.", sagte ich seufzend, als ich mit Lydia und den Taschen in die Eingangshalle ging.

"Naja, es ist schon merkwürdig. Ich bin mir sicher, dass es einen bestimmten Grund gibt, den die Akademie nicht verraten will, aber sieh es doch so: Du liebst Geheimnisse und das ist die Perfekte Gelegenheit einem seltsamen Geheimnis auf die Spur zu kommen, oder?"

"Hm...."

Lydia stellte die die Koffer einige Meter vor meiner Familie ab und packte mich an den Schultern. "Hör zu, Julia. Du bist eine der mutigsten Shadowhunter, die ich kenne. Du wirst es überleben und wenn etwas ist, rufst du mich an, verstanden?"

"Na klar."

Wir umarmten uns, dann nahm ich die Koffer und Reisetaschen und ging zu meiner Familie, die sich vor dem Portal gestellt hatte.

"Viel Spaß, meine Kleine.", sagte mein Vater und umarmte mich, meiner Mutter standen schon die Tränen in den Augen.

"Vergiss nicht uns anzurufen.", sagte sie mit leiser Stimme, als sie mich in den Arm nahm und mir einen Kuss auf die Wange gab.

"Ja, Schwesterherz, ich will was zu lachen haben, also schreib mir ganz genau, wie dein erster Schultag verlaufen ist.", grinste Philipp und umarmte mich kurz.

"Tschüss.", sagte ich und lächelte alle an, bevor ich meine Sachen fester umklammerte und in das Portal stieg.
 

Als ich stolpernd aus dem Portal wieder ausstieg, sah ich, dass ich in einer mit dunklem Holz getäfelten Eingangshalle stand. Sie war riesig, mit großen Portraits an den Wänden. Am anderen Ende der Halle war eine mächtige Treppe aus dem gleichen Holz und davor standen zwei ältere Shadowhunter und ein Schüler meines Alters.

Ich trat einige Schritte vor und räusperte mich. "Ich bin Julia DeWinge, die neue Schülerin."

Der Mann kam zu mir und schüttelte mir die Hand, die Frau folgte ihm.

"Wir sind Mr. und Mrs. Lefrong, die Leiter dieser Akademie. Wir freuen uns, dass Sie gut angkommen sind und hoffen sie werden hier gut trainieren. Finn Sunland wird Ihnen ihr Zimmer zeigen, sie teilen es sich mit zwei anderen Schülerinnen."

Sie lächelten und gingen dann durch eine Seitentür.

Ich drehte mich zu dem Schüler, der mich abschätzig musterte. Er hatte dunkelblonde Haare, graue Augen, zudem war er groß und muskulös.

Langsam trat ich auf ihn zu. "Du bist Finn?"

Er verschränkte die Arme vor der Brust. "Ja. Ich bin der beste Shadowhunter an der Akademie. Du siehst nicht gerade aus, als hättest du irgendwelche besonderen Fähigkeiten."

Alles klar. Finn Sunland war abgestempelt als der größte und bestausehendste Angeber und Idiot der Akademie.

Ich ging schnurstracks an ihm vorbei und sagte, ohne ihn eines Blickes zu würdigen: "Oh, ich habe sehr wohl besondere Fähigkeiten, ich kann sehr gut Ohrfeigen verpassen."

Ich stieg weiter die Treppe hinauf und sah mich um. Hohe Fenster und weitere Portraits.

"Ganz ruhig, Jane. Ich zeig dir erstmal dein Zimmer." Er legte einen Arm um meine Taille und drehte mich nach rechts.

Ich schob seinen Arm weg und blieb stehen.

"Kannst du mir noch mal sagen, wer Jane ist, Fritz? Deine imaginäre Freundin? Vielleicht sollte ich euch zwei alleine lassen."

Schweigend liefen wir neben einander einige Treppen hinauf, bis die Treppe sich nach rechts und links teilte.

"Rechts die Mädchen, links die Jungs. Ab zehn Uhr darf man nicht mehr zum anderen Geschlecht. Dein Zimmer ist die 013. Ich hoffe du bist nicht abergläubisch. Die Mädchen in deinem Zimmer werden dir die Hausregeln erklären. Hier ist der Schlüssel für dein Zimmer. Bereit?"

Ich sah den Schlüssel an. Wenn ich ihn nehmen würde, würde es kein zurück mehr geben. Aber etwas, war hier komisch. Nicht nur daran, dass ich aus dem Nichts den Brief erhalten hatte, sondern auch, weil sich die Lefrongs sehr seltsam verhalten hatten, als würden sie versuchen mich mit ihren blauen Augen zu durchbohren.

Hier gab es ein Geheimnis und ich liebte Geheimnisse.

Entschlossen umfasste ich den rötlichen, antiken Schlüssel mit der aufgeprägten 013.

"Ja, ich bin bereit."

Die Londoner Akademie für Shadowhunter

"Hallo!! Du musst die neue Schülerin sein! Fühle dich hier wie zu Hause. Ich bin Eva, sie ist Clarissa, wir teilen uns mit dir das Zimmer!", rief mir ein Mädchen entgegen, als ich die Zimmertür der 013 zum ersten Mal geöffnet hatte. Sie umarmte mich stürmisch und strahlte mich an.

"Okay...", sagte ich langsam, als mich dieses aufgedrehte Mädchen mit den schulterlangen, roten Locken in das Zimmer zog. Es gab eine Tür, die offen stand. Ich sah hinein, ein riesiges Bad.

Ein kleiner Flur führte in den großen Raum. Der Flur seinerseits hatte auf einer Seite eine Kommode, einen Spiegel direkt darüber hängend und eine Garderobe. Auf der anderen Seite des Flures stand ein Schuhregal, vollgestellt mit Schuhen aller Art. Von Flip-Flops bis zu golden glitzernden Pumps.

"Du kannst es dir hier so bequem machen, wie du willst.", sagte Eva, als sie mich ungeduldig in das Zimmer zog.

Es war groß und hatte hohe Fenster, vor denen weiße Vorhänge befestigt waren. Das Zimmer war in drei Teile geteilt. In der einen Ecke stand ein großes Himmelbett mit weißen Vorhängen. Es war voller Klamotten und am Fußende des Bettes stand ein großer Tisch mit PC, der aber unter Unmengen an Papier unterging, die sich auf dem Tisch sammelten. Daneben wiederum stand ein gläserner Schrank voller Nagellacken, Ketten und sonstigem Schmuck und daneben stand ein großer Kleiderschrank, vor welchem ein Mädchen mit langen blonden Haaren stand und sich einige Kleider ansah, bevor sie auf dem Bett landeten.

Als sie Eva's Worte hörte drehte sie sich um und sagte mit trockener Stimme: "Solange deine Sachen nicht mit meinen in Berührung kommen."

Ich hob die Augenbrauen. Das war also Clarissa, anscheinend die Inkarnation von Hilfsbereitschaft, Freundlichkeit und Selbstlosigkeit.

Clarissa schien nichts zu bemerken und Eva summte nur vor sich hin.

Ich drehte mich im Zimmer um. Ein schlichtes Bett mit buntem Bettbezug und ein ordentlicher Schreibtisch dekoriert mit Bildern und ein gläserner Schrank voller Schulzeug gehörte wohl Eva. Das hieß, dass das Bett mit weißem, antiken Bettgestell mir gehören musste. Ich stellte meine Koffer und Reisetaschen vor dem Kleiderschrank ab, der groß und geräumig war, dann begann ich mich einzurichten.

Es war totenstill in unserem Zimmer, während ich meine Anziehsachen und meine Kampfmontur in den Schrank räumte, mein Laptop auf den Schreibtisch stellte und den gläsernen Schrank mit all meinen Büchern voll stellte.

Gerade, als ich aus der Dusche kam und mein Bett mit Kissen dekorierte, sagte Clarissa: "Wie findet ihr, steht mir das Kleid?"

Eva sah von ihrem Tisch aus auf. "Steht dir gut."

Ich betrachtete sie. "Wohin willst du gehen?"

"Abendbrot."

"Bitte was?"

"Na, zum Abendbrot."

"Du hast gut ein einhalb Stunden damit verbracht ein Outfit für das Abendbrot auszusuchen?", dass konnte nicht ihr Ernst sein.

Clarissa klimperte mit ihren Armbändern und wollte gerade antworten, als ich ein Klopfen hörte. Es schien von weit her zu kommen, und doch klang es so deutlich.

"Habt ihr das gehört?", ich stand auf und ging zum Fenster, welches auf die Wiese hinter der Akademie zeigte.

"Was gehört?", fragte Eva.

"Na dieses Klopfen?", ich sah sie verwirrt an. Hatten sie das nicht bemerkt?

Clarissa schüttelte den Kopf. "Über so etwas macht man keine Witze, Julia, vor allem nicht hier."

"Was? Warum? Und ich mache überhaupt keine Witze."

"Weil wir hier in einer Akademie für Shadowhunter sind, voller halbausgebildeter Shadowhunter. Weißt du, was es für eine Panik geben würde, wenn man in einer sicheren Akademie unheilvolle Geräusche hören würde?"

"Wer hat gesagt, dass das Klopfen ein unheilvolles Geräusch ist?", hackte ich nach.

Clarissa sah aus dem Fenster, bevor sie sich wieder zu mir wandte.

"Du solltest dir etwas hübscheres Anziehen, Julia, nach dem Abendbrot ist noch eine Feier angekündigt. Die Lefrongs gehen heute aus dem Haus, das heißt, dass wir eine Feiererlaubnis haben, vor allem, weil es der letzte Samstag vor Schulbeginn ist."

Ich war verwirrt. Wie konnte jemand so abrupt das Thema wechseln.

"Warte, du hast gesagt, dass die Akademie sicher ist, aber ihr geht doch auch raus, oder? Ihr geht doch auch richtig kämpfen?"

Eva drehte sich zu mir. "Man darf raus, wenn man einen bestimmten Auftrag der Lehrer bekommt, doch das ist sehr selten."

Ich war entsetzt. "Aber dann könnt ihr ja überhaupt nicht lernen, wie es in einem richtigem Kampf vor sich geht. Euch fehlt die ganze praktische Erfahrung."

"Nein, hier in der Akademie gibt es bestimmte Geräte, die dafür sorgen, dass Dämonen nachgebildet werden. Sie können einem nicht wirklich schlimm verletzen, aber sie sind genauso aggressiv."

Ich öffnete gerade den Mund um eine weitere Frage zu stellen, doch Clarissa schnitt mir das Wort ab.

"Wie auch immer. Als neue Schülerin musst du auf diese Party gehen und es wäre nicht schlecht, wenn du auffällst."

Sie musterte mich einen Augenblick und wühlte dann im Schrank herum.

Sie warf mir etwas zu und ich fing es reflexartig auf und hielt es in die Höhe. Ein Gold glitzerndes Mini-Mini-Kleid.

"Ich habe auch passende Schuhe dazu.", sagte Clarissa. Mir fielen die goldenen Pumps ein.

Verschmitzt lächelnd gab ich Clarissa das Kleid zurück.

"Nein, danke. Du musst mich nicht einkleiden. Ich glaube, ich komme auch selbst gut zurecht."

Ich runzelte die Stirn. Es war komisch, dass man die Akademie nicht verlassen durfte... zu komisch...

Ich nahm mir ein Buch und schlug es auf. "Ich gehe nicht zu dieser Feier. Ich kenne niemanden."

Eva kam auf mein Bett gehüpft, während Clarissa nur die Achseln zuckte.

"Bitte, Julia. Komm mit! Du kannst nicht als neue Schülerin nicht auftauchen. Du weißt nicht, wie gerne jüngere Schüler auf die Feier gehen würden."

Ich sah auf. "Es gibt eine Altersbegrenzung?"

"Ja. Schüler unter sechzehn Jahren dürfen den Korridor zu den Schlafsälen nach 10 Uhr nicht verlassen, außer es ist Weihnachten oder Silvester. Aber sechzehn bis achtzehn darf sich ohne Zeitbegrenzung in der Akademie aufhalten, nur nicht im anderen Schlafkorridor. Bitte Julia!"

Ich klappte das Buch zu. "Nein. Die Einzigen die ich kenne seid ihr und so einen Typ. Ich glaub er hieß Finn oder so. Jedenfalls scheint Clarissa nicht so, als ob es ihr wichtig wäre ob ich hingehe oder nicht und Finn... kann ich nicht leiden."

Clarissa hatte bei der Erwähnung von Finn aufgehört.

"Du kennst Finn? Sag bloß du hast mit ihm geredet? Oh Gott, ich kenne kein Mädchen, was nicht in Finn verliebt ist. Naja und wenn nicht, dann ist es in Henry verliebt.", sie verdrehte schwärmerisch die Augen und summte vor sich hin.

"Ich habe keine Ahnung wo von sie redet und ich will es gar nicht wissen.", sagte ich augenrollend, doch Eva erklärte es mir bereits mit ihrer hellen Stimme.

"Finn und Henry sind die Jungs mit den meisten Aufträgen an der Schule und Clarissa ist das IT-Girl der Schule, weil sie schon fünf Aufträge bekommen hat-"

"Lass mich raten, sie ist die Art von Kämpferin, die ihren Opfern den Kopf verdreht, bevor sie sie tötet?", fragte ich trocken.

Eva kicherte. "Vielleicht. Ihre Konkurrentin ist Mona, sie hatte zwar noch keine Aufträge, doch auch ihr schauen die Jungs hinterher."

Clarissa wirbelte herum: "Halte dich an mich, wenn du wirklich berühmt werden willst."

"Nein danke, ich komme genauso gut damit klar ein ganz unscheinbares Leben hier zu führen."

Clarissa hob die Augenbrauen. "Vergiss es. Entweder man steigt hier auf oder man geht unter und wenn du aus der Akademie herauskommen willst, dann steigst du besser auf."

Sie warf mir wieder ein Kleid zu. Ein schwarzes Minikleid. Ich überlegte eine Weile.

"Ich komme mit. Aber ich halte mich aus dieser ganzen Clarissa-Mona-Geschichte heraus.", sagte ich zu Eva, die wieder strahlte und aufsprang um sich fertig zu machen. "Oh und Clarissa..."

Sie drehte sich um.

"Ja?"

"Kann ich dir wenigstens für heute Nacht vertrauen?"

Sie lächelte gefährlich. "Du kannst hier niemandem vertrauen. Vertraue nur dir selbst. Ach und ich gebe dir einen Tipp: Misch dich nicht in meine Angelegenheiten hinein und wir kommen ganz gut zurecht."

Sie nahm gefährlich hoch aussehende Absatzschuhe aus dem Regal. "Und noch ein Tipp: Wenn du hier eine normale Eliten-Schulen-Ausbildung haben willst, dann versuchst du alles ungewöhnliche zu ignorieren."
 

Kurz nach sechs Uhr gingen wir die Treppe hinunter. Ich war noch immer nicht wirklich überzeugt, dass ich auf die Party gehen sollte, doch zum Abendbrot musste ich gehen, sonst würde ich verhungern.

Eva hatte sich nicht sonderlich zurecht gemacht.

"Das liegt daran, dass Eva auch so in der ganzen Akademie beliebt ist. Sie ist einfach nett zu jedem.", hatte Clarissa gesagt.

Ich sah Eva von der Seite her an. Sie lief zwischen mir und Clarissa die Treppe hinunter und plapperte ununterbrochen. Wenn das der Fall war, hieß es, dass Eva sehr angesehen in der Schule war, was wiederum bedeutete, dass sie mit Sicherheit Aufträge bekommen hatte.

Aber warum schickt man eine neue Schülerin gleich in das Zimmer von zwei der erfolgreichsten Mädchen der Akademie?

Aber vielleicht bildete ich mir auch einfach viel zu viel ein.

Ich folgte Clarissa und Eva in die Essenshalle. Viele Tische und ein großes Buffet und die Halle war voller Schüler von 12 bis 16 Jahren.

Als Clarissa wie ein Model durch die Halle schritt sahen ihr alle hinter her, teils bewundernde, teils abschätzig Blicke.

Eva folgte ihr und grüßte ständig irgendwelche Leute, die sie und Clarissa anstarrten und ich lief ihnen hinterher, weil ich keine Ahnung hatte wo ich sonst hingehen sollte.

Clarissa lief zielsicher auf einen Tisch zu und pflanzte sich auf einen freien Stuhl, Eva setzte sich neben sie und da sah ich wer an dem Tisch saß.

Ein Junge mit dunklen Locken und fast schwarzen Augen, ein Junge mit eisblauen Augen und schwarzen glatten Haaren und Finn.

Ich starrte sie an, während die zwei Jungen mich nur desinteressiert musterten und sich dann wieder Clarissa und Eva zu wendeten.

Finn zwinkerte mir zu, als ein anderes Mädchen mit hohen Absatzschuhen zu ihm hinunter beugte und ihm etwas zu flüsterte. Dann gab er ihr einen Kuss auf die Wange. Als sich das Mädchen wieder aufrichtete, sagte Clarissa: "Ich glaube du hast einen Orientierungsfehler, Mona. Das hier ist nicht der Tisch des Durchschnittes."

Mona warf ihre Haare nach hinten. Eine einzige geschmeidige Bewegung. "Keine Sorge Clarissa, ich werde dich nicht desillusionieren. Glaub nur weiterhin, dass du die Queen der Schule bist."

Sie ging und Clarissa warf Finn einen wütenden Blick zu. "Warum gibst du dich mit ihr ab?"

Da bemerkte sie, wie ich immer noch an dem Tisch stand. "Setz dich hin, Julia, du ziehst die ganze Aufmerksamkeit auf unseren Tisch."

Ich trat einen Schritt vom Tisch weg. "Nein, ich denke, dass schafft ihr ganz allein... Ich gehe und such mir einen anderen Tisch, denn ich habe keine Lust angestarrt zu werden oder in irgendwelche Machtspiele zwischen 16 jährigen hineingezogen zu werden. Ich habe eigene Sachen zu erledigen."

Damit drehte ich mich um, nahm mir einen Teller mit Salat vom Buffet und setzte mich an einen freien Tisch, die Blicke immer noch an mir spürend.

"Meine Güte, dass muss schlimmer sein, als die Geschichten der Highschools der Irdischen....", murmelte ich vor mich hin und fing an meinen Salat zu essen, als ich wieder dieses klopfen hörte.

Ganz leise, aber doch deutlich genug um mich umzusehen. Niemand schien etwas zu bemerken, kein einziger Schüler hielt inne, bis mein Blick Clarissa's Tisch streifte.

Sie hatten aufgehört sich zu unterhalten und saßen stocksteif da.

Entschlossen stand ich auf. Sie hörten das auch, dass konnten sie nicht verheimlichen, doch wenn sie einfach so tun würden, als sei nichts los, dann müsste ich wohl auf eigene Faust gehen und die Ursache für das Klopfen ausfindig machen.

Schnell ging ich aus der Halle hinaus und verfluchte das Kleid und die Schuhe. Ziemlich unpassend, wenn man einem Geheimnis auf den Grund gehen will.

Ich hielt inne und versuchte herauszufinden, woher das Klopfen kam, als jemand nach meinem Arm griff.

Falsche Partys

Ich wirbelte herum. Eva stand hinter mir.

"Du solltest hier nicht alleine herum laufen. Vor allem nicht als neue Schülerin.", sagte sie leise.

Ich kniff die Augen zusammen. "Eva, was ist hier los? Sag mir nicht, dass ihr das Klopfen nicht auch hört. Man bekommt Gänsehaut von dem leisen, aber doch durchdringenden Laut."

Eva sah sich um und trat dann ein Schritt auf mich zu. "Julia, es gibt einige Sachen-"

"Die einfach gut zu einer Party passen, nicht wahr?", fiel ihr jemand ins Wort.

Wir fuhren auseinander. Dicht hinter Eva stand der Junge mit den eisblauen Augen.

"Wer bist du?", fuhr ich ihn an.

Er grinste. "Ich bin James. James Wynn. Ich schmeiße heute die Party und wollte gerade in die Scheune gehen. Sie beginnt nämlich gleich."

Ich musterte ihn misstrauisch, als Clarissa, Finn und der Junge mit den dunklen Haaren und dunklen Augen zu uns kamen.

"Was ist hier los?", fragte der Junge und sah uns mit gehobener Augenbraue an.

"Nichts.", sagte ich und sah Eva an. "Ich glaube Eva und James wollten gerade auf die Party gehen."

Clarissa sah gelangweilt aus. Sie hackte sich bei Finn und dem Jungen ein. "Na dann, worauf wartet ihr noch?"

Eva betrachtete mich einen Augenblick, dann drehte sie sich um. "In Ordnung."

Sie gingen alle Richtung Ausgang. Ich konzentrierte mich, doch das Klopfen war verschwunden.

Langsam stieg ich die Treppe hinauf, als ich wieder das Klopfen hörte, aber viel schwächer als sonst. Eines war klar, wenn ich die erste Nacht in dieser Schule schlafend verbringen wollte, musste ich der Ursache dieses Klopfen auf den Grund gehen.

Ich wirbelte herum und rannte hinaus.

Die Hälfte der Akademie schien auf diese Party zu gehen, also mischte ich mich unter die Masse und versuchte auf das Klopfen zu hören.

Ich spürte, dass es in der Nähe war, auch wenn es immer schwächer wurde. Irgendetwas sagte mir, dass es aus dem Wald kam.

Langsam ging ich von der Masse weg und Richtung Wald. Ich sah mich um, es war niemand da, also schritt ich tiefer in den Wald und wurde immer schneller.

Ich spürte, dass ich dem Klopfen näher kam, langsam verfluchte ich meine Schuhe, also blieb ich stehen und zog sie aus, als das Klopfen ganz verstummte und ich einen Ast knacken hörte.

Schnell drehte ich mich um, dann kramte ich in meiner Tasche, bis ich fand, was ich suchte.

Meine Eltern hatten mir zu meinem sechzehntem Geburtstag meine eigene Stele geschenkt. Eine Stele ist so was wie die wichtigste Waffe eines Shadowhunters, weil er sich mit ihr Runen auf die Haut brennen kann, die ihm helfen zu kämpfen. Es gibt alle möglichen Runen, von Heilungsrunen bis hin zu Parabatirunen oder Schönheitsrunen (Parabatei sind zwei Menschen, die durch eine Rune miteinander verbunden sind, zwei Menschen, die im Kampf für einander sterben würden).

Runen auswendiglernen und sie auftragen ist ein Fach an jeder Shadowhunterschule und meistens bekommen die Schüler Stelen von der Schule, die sie zum üben oder im Notfall benutzen können, doch zwischen 16 und 18 bekommt man seine eigene und ich war überglücklich, als meine Eltern mir an meinem 16 Geburtstag eine in Seide eingebettete, längliche, schlichte, silberne Stele überreichten.

Hastig zeichnete ich die Rune für Sehkraft auf meinen Oberarm, als jemand von hinten an mich trat und mich ins Gebüsch zog.

Ich zuckte erschrocken zusammen, wirbelte herum, trat der Person zwischen die Beine und schlug ihr ins Gesicht.

Die Person stöhnte auf, während ich einige Schritte zur Sicherheit nach hinten trat, bevor ich im Dämmerlicht erkannte, wer da vor mir stand.

"Du?!", rief ich erstaunt, während sich die Person krümmte. Es war der Junge mit den schwarzen Locken und den dunklen Augen. Eine Sekunde später stand jemand hinter dem Jungen. Finn.

"Was macht ihr denn hier?", fragte ich misstrauisch, während Finn sich zu dem Jungen beugte.

"Alles ok, Henry?"

"Du hast mir nicht gesagt, dass sie gleich zuschlagen würde.", stöhnte der.

Nun mischte ich mich ein. "Was glaubst du würde ich mit jemandem machen, der mich mitten in der Nacht in ein Gebüsch ziehen will?"

Nun drehte sich Finn zu mir. "Was hast du gemacht?"

"Weißt du noch, mein Talent? Ich habe vergessen zu erwähnen, dass festes zutreten dazu gehört."

Finn verzog mitleidig sein Gesicht, während Henry sich aufrichtete.

"Was macht ihr hier?", fragte ich und hob meine Schuhe auf.

"Das gleiche könnten wir dich fragen."

"Tja, leider habe ich zuerst gefragt."

"Wir waren zufällig hier in der Gegend-", setzte Finn an, doch ich unterbrach ihn.

"Vergiss es, dass was du sagst, ergibt jetzt schon keinen Sinn."

In dem Moment hörte ich wieder das Klopfen und ich sah genau, dass Finn und Henry einen Blick austauschten.

Ich ließ meine Schuhe fallen, wirbelte herum und rannte in die Richtung des Klopfen. Ich hörte die beiden hinter mir fluchen, als sie hinter mir her rannten. Also wussten sie was los war.

Ich blieb stehen, als ich auf einer Lichtung stand. In der Mitte dieser Lichtung war ein Felsen und auf diesem saß eine Gestalt mit schwarzer Kleidung, die mit der Hand gegen den Felsen klopfte.

Sie war mit dem Rücken zu mir gekehrt. Ich trat einen Schritt näher, als sie herum wirbelte und einen Moment lang starrten wir uns an.

Sein Gesicht war leichenblass, seine Lippen fast farblos und seine kalten, schwarzen Augen durchbohrten mich.

'Ein Vampir.', durch fuhr es mich und doch konnte ich mich nicht bewegen.

Der Vampir öffnete seinen Mund und zum Vorschein kamen die spitzen Fangzähne.

"Was machst du hier?", fragte er mit einer rauen Stimme.

Ich öffnete meinen Mund und schloss ihn wieder, bevor ich sagte: "Ich wollte wissen, woher das Klopfen kommt."

Nun drehte sich der Vampir ganz um. "Ich habe dich hier noch nie gesehen... oder gerochen. Du musst neu sein."

Ich schluckte. "Wer bist du? Und was machst du hier?"

In diesem Moment hörte ich Finn und Henry hinter mir auftauchen.

"Julia, komm zurück.", sagte Finn mit warnender Stimme.

Der Vampir richtete sich auf dem Felsen auf. "Finn Sunland? Schon wieder hier? Wer ist sie? Eine neue? Oder habt ihr beschlossen mit ein Festmahl zu verpassen."

"Erzähl keinen Schwachsinn, Peter. Du weißt, dass du dich an die Bedingungen halten musst.", zischte Henry.

Ich fing an zu zittern. Doch ich sah den Vampir an und trat einen Schritt nach vorne. "Wer bist du?"

Peter begutachtete mich. "Wisst ihr, die Neue ist die erste, die mich nicht fragt 'was' ich bin, sondern 'wer' ich bin. Eine schöne Entschädigung dafür, dass ihr das Quartier von mir und meinen Freunden boykottiert habt und alles mitgenommen habt, was wir besaßen. Schmuck, Geld, Spiegel und Schränke. Alles, was man mitnehmen konnte. Ich glaube ich werde sie langsam essen..."

"Wie gesagt, es gibt Abmachungen, Peter und wenn du sie verletzt, bist du hier nicht mehr sicher und glaub mir dieses mal werde ich dich töten. Ich habe dir schon zig mal gesagt, dass wir einen Auftrag zu erledigen hatten und da warst auch nicht gerade freundlich zu mir.", entgegnete Finn.

Peter stand nun auf dem Felsen. "Anscheinend kennt ihr die Abmachungen nicht wirklich gut. Es gibt einen bestimmten Radius, in dem ich mich aufhalten kann, falls Sonne durch die Bäume scheint.", er grinste wieder. "Und die Kleine steht genau darin."

Und mit diesen Worten schoss er auf mich zu.

Erster Schultag, erster Auftrag

Einen Augenblick später spürte ich einen Schmerz, in meinem Rücken und in meinen Armen.

Finn hatte mich rechtzeitig beiseite gestoßen und das nicht gerade sanft.

Ich kämpfte gegen die Schwärze an, die mich zu übermannen drohte, als sich jemand neben mich hockte.

"Alles ok?", hörte ich Henry sagen. Ich zwang mich aufzusehen. Finn hatte eine Seraphklinge gezückt und richtete sie auf Peter.

"Hör zu, ich habe keine Lust hier ein Blutbad anzurichten oder der Schulleitung Rede und Antwort stehen zu müssen. Du wirst ihr und niemandem sonst ein Haar krümmen, verstanden?"

Peter lehnte sich entspannt gegen den Felsen und fuhr dann seine Fangzähne aus der Scheide. "Irgendetwas sagt mir, dass das nicht unsere letzte Begegnung war, Sunland."

Eine Sekunde später stand Henry neben Finn. Doch der winkte nur ab. "Entspann dich Henry, er wird mir nichts tun. Er verdankt mir sein Leben."

Ich richtete mich langsam wieder auf, nach meiner Stele suchend. Peter drehte sich zu mir.

"Du gehst am besten raus aus dem Wald, denn ich kann nicht garantieren, dass ich die Verträge breche, wenn du in der Nähe bist."

Finn kam zu mir geeilt und nahm meine Stele. "Heilungsrune?"

Ich nickte und er brannte sie mir auf die Schulterblätter. Einige Sekunden später verschwand der Schmerz langsam.

"Geht's?", fragt Finn und wollte mich festhalten, doch ich stieß ihn von mir.

"Du brauchst mir gar nicht zu helfen. Ich habe einige Fragen die du mir besser beantwortest, sonst"

"Sonst was?"

Ich sah kurz zu Peter, der uns beobachtete. "Du bist nicht der einzige, der mir Antworten geben kann."

Finn verschränkte die Arme vor der Brust. "Alles klar. Vielleicht solltest du nicht all zu neugierig sein, das kann in Schwierigkeiten bringen."

Henry näherte sich. "Außerdem sehe ich nicht, warum es dich angehen sollte."

"Wer hat dich denn gefragt? Ihr wollt also, dass ich mein Leben einfach ganz normal weiter lebe, als ob dass hier nicht passiert wäre?"

Finn und Henrry tauschten einen Blick. "Ja.", sagte Henry schließlich und sah mich von oben herab an. "Als guter Shadowhunter müsstest du das können."

"Unterschätz mich ja nicht.", sagte ich.
 

Am nächsten Tag wurde ich von einem Wecker aufgeweckt. Erschrocken richtete ich mich auf. Ich lag in mitten meiner Kissen auf meinem hohen Bett.

Eva und Clarissa richteten sich auch verschlafen auf.

"Oh Gott. Ich schwöre euch, an meinem letzten Schultag an dieser Akademie werde ich diesen Wecker kaputt schlagen, zerstückeln, verbrennen und dann anschließend seine Asche vergraben.", murmelte Clarissa und zog sich die Augenmaske vom Gesicht (kein Kommentar).

Eva war schon aufgestanden und hatte angefangen sich Sachen aus dem Schrank zu nehmen, während ich mich wieder in die Kissen fallen ließ.

Als ich eine halbe Stunde später zum Frühstück ging und mir Essen auf das Tablett legte, sprach mich Mona an.

"Hi. Du musst Julia sein, nicht wahr?"

Langsam drehte ich mich zu ihr um. "Ja."

Einige Sekunden herrschte Schweigen zwischen uns, dann sagte sie: "Ich bin Mona."

"Ja.", sagte ich wieder. Dann fügte ich hinzu: "Ich weiß."

Sie lächelte. "Wenn du magst kannst du dich mit an unseren Tisch setzen."

Sie deutete hinüber zu einem Tisch und ich sah hin. Einige Mädchen die alle aussahen als würden sie gleich modeln lachten über irgendetwas.

Ich drehte mich wieder zu Mona. "Ich glaube nicht, dass ich da ins Bild reinpassen würde, also danke für das Angebot, aber ich komme schon zurecht."

"Ja, Julia du sitzt doch bei uns, stimmts?", sagte Eva, die zwischen mir und Mona nach einem Brötchen griff.

Ich lächelte verschmitzt. "Ich weiß nicht..."

"Ach komm schon. Tu es für mich.", bat mich Eva und sah mich mit ihren großen Augen an.

Ich seufzte. "Meinetwegen."

Mona's Lächeln verschwand und sie drehte sich auf den Absätzen um und stolzierte davon.

Ich nahm das Tablett und folgte Eva. "Was ist denn mit ihr los?"

"Ach, sie hatte Gestern auf der Party einen Streit mit Finn und ich glaube nicht, dass sie sich schon wieder vertragen haben."

Wir setzten uns an den Tisch. Ich sah auf. Finn und Henry sahen beide erst etwas angespannt aus, doch sie kriegten sich wieder ein, als James sagte: "Sitzt du jetzt immer bei uns Julia? Toll, aber dann musst du auch auf den Party's anwesend sein. es geht hier ums Image, du weißt schon."

Ich starrte erst ihn an, dann Finn und Henry. Es sah nicht so aus, als hätten sie ihm etwas erzählt. Nicht mal ihr bester Kumpel (ich ging einfach mal davon aus) hatten sie davon erzählt.

"Julia?", weckte mich Clarissas Stimme von meinen Gedanken.

"Was?"

"James hat gerade gefragt ob du vielleicht ein Motto für die nächste Party festlegen willst?"

Ich sah zwischen den beiden hin und her. "Habe ich das richtig verstanden? Ihr habt letzte Nacht eine Party gefeiert und plant schon die nächste? Entschuldigung aber ich will versuchen so viele Aufträge zu bekommen wie möglich, also plant mich da raus." James zog eine Grimasse. Dann sagte er mit einem Seufzer in der Stimme: "Dann schlag trotzdem ein Motto vor. Wir gehen nämlich langsam an Mottos aus."

Ich sah kurz zu Finn und Henry, bevor ich auf mein Brötchen starrte. "Wie wärs mit: 'Wahrheit'?"

Ich spürte einen Fußtritt unter dem Tisch und japste auf.

Finn sah mich böse an. Während James begeistert nickte. "Gute Idee... Da kann man bestimmt vieles draus machen und Gossip wird bestimmt viel enstehen."

Ich bemerkte, wie Eva mich interessiert beobachtete. "Julia, hast du irgendetwas gegen dein Brötchen?"

Ich sah sie verwirrt an. "Bitte was?"

Sie nickte zu meinem Brötchen. Alle sahen drauf. Ich hatte es in kleine Krümel gerupft.

Missmutig stand ich auf. "Nein. Nicht auf das Brötchen. Aber das verdeutlicht, was ich am liebsten mit denen machen würde, auf die ich sauer bin."

James sah mich erschrocken an. Ich seufzte. "Du bist das nicht.", sagte ich und er entspannte sich wieder.

Ich schmiss die Krümel in einen Mülleimer und stapfte zurück in das Zimmer um meine Schulsachen zu holen.

Ich sah auf den Stundenplan, den ich bekommen hatte und lief durch das Schulgebäude um den Raum zu finden.

Der Teil der Akademie in welchem der Unterricht statt fand, war riesig und es brauchte mindestens eine Viertelstunden, damit ich das System verstand.

Gerade, als ich stehen blieb und auf meinen Zettel sah, hörte ich wie jemand sagte: "Sag bloß du hast jetzt Geschichte der Shadowhunter. Dann sind wir ja zusammen in dem Kurs."

Langsam sah ich auf. Vor mir stand Finn und dicht hinter ihm James, der sich mit einigen anderen Schülern unterhielt.

"Guter Gott, womit habe ich das verdient?", stöhnte ich und lief an ihm vorbei in das Klassenzimmer.

Finn kam mir hinterher. "Hey-", rief er aufgebracht, doch schon trennte eine kichernde Mädchenmasse ihn von mir.

Ich setzte mich an einen Tisch, als Finn sich durch die Mädchenmasse drängelte und sich vor meinen Tisch stellte.

"Kannst du nicht einfach normal sein? Was sollte das mit den ganzen Anspielungen auf gestern Nacht?"

Ich sah ihn böse an. "Warum hast du James nicht einfach die Wahrheit gesagt? Ich dachte ihr seid Freunde."

"Sind wir auch. Aber James macht sich immer unnötig Sorgen und er hat bald Geburtstag, da wollen wir ihn nicht belasten."

Ich seufzte. "Willst du mir jetzt endlich die ganze Geschichte erzählen?"

In diesem Moment hörten wir einen Klang und der Lehrer kam in den Raum. Finn ließ sich auf den Platz neben mir fallen, während ich ihn entgeistert ansah. "Spinnst du?", flüsterte ich.

"Was ist?"

"Du sorgst gerade dafür, dass ich hier kein ruhiges Leben mehr führen kann." Wir sahen uns um. Von überall her kamen böse Blicke von der Fangirl-Gruppe.

Finn räusperte sich und wandte sich wieder dem Lehrer zu, aber ich konnte sein selbstgefälliges Lächeln sehen, daher nahm ich mir vom ihm bei der nächsten Gelegenheit richtig kräftig gegen das Schienbein zu treten.

Als ich am Ende der Stunde wie alle anderen meine Bücher zusammenpackte und am Lehrertisch vorbei gehen wollte, trat Mr. Vanlight, der Geschichtslehrer, mir in den Weg.

"Miss DeWinge, auf ein Wort."

Die Schüler gingen mit neugierigen Blicken an uns vorbei und besonders Finn sah gespannt aus. Er sah mich an, als wolle er, dass ich ihn bitte dazubleiben, doch ich sah einfach an ihm vorbei.

Mr. Vanlight setzte sich auf seinen Stuhl, als auch der letzte Schüler draußen war.

"Miss DeWinge, es mag Ihnen vielleicht eigenartig vorkommen, aber die Akademie hat einen Auftrag zu vergeben. Solche Aufträge sind sehr selten und eine wichtige Gelegenheit seine Fähigkeiten unter Beweis zu stellen. Viele Schüler wünschen sich einen Auftrag und sie können sich glücklich schätzen, dass ich Sie frage: Wollen sie sich um den nächsten Auftrag kümmern?"

Ich sah ihn einen Momentlang an. "Natürlich. Ich will diesen Auftrag!", stotterte ich überrascht.

Mr. Vanlight lehnte sich zurück. "Dann wäre das geklärt. Sie dürfen sich zwei weitere Shadowhunters aussuchen, die mitkommen und Ihnen beistehen. Genaueres erfahren Sie, wenn Sie Punkt 22 Uhr 30 in der Eingangshalle eintreffen."

Ich trat einen Schritt zurück. "Entschuldigen Sie, Mr. Vanlight, aber wie kommt es, dass ich nach gerade mal meiner ersten Unterrichtsstunde hier für einen Auftrag ausgewählt werde?"

Mr. Vanlight stand auf und nahm seine Tasche. "Es liegt nicht in meiner Macht Ihnen diese Frage zu beantworten, aber an Ihrer Stelle würde ich nicht so neugierig sein und einfach die Möglichkeiten nutzen, die wir Ihnen geben."

"Ich möchte trotzdem wissen, warum Sie gerade mich ansprechen."

Mr. Vanlight sah mich nun kühl an. "Wie gesagt Miss DeWinge, ich kann es Ihnen nicht sagen und ich bitte Sie nun mein Büro zu verlassen."

Unwillig lief ich an ihm vorbei und machte die Zimmertür laut zu, als auch schon Finn vor mir auftauchte.

"Lass mich in Ruhe.", knurrte ich.

"Was wollte Mr. Vanlight?", sagte er mich komplett ignorierend.

"Du willst mir dein Geheimnis nicht verraten, ich verrate dir meines nicht."
 

Als ich am Nachmittag Clarissa und Eva im Zimmer traf, machte ich die Tür schnell zu.

"Hört zu ihr beiden. So unfassbar wie es klingt, ich habe einen Auftrag bekommen und ich darf zwei Shadowhunter mitnehmen. Ich möchte euch zwei, Eva weil ich dir vertraue und Clarissa... Ich möchte dich einfach dabei haben, auch wenn ich weiß, dass du mich nicht wirklich leiden kannst."

Beide starrten mich an, als hätte ich ihnen 1 Millionen Pfund angeboten.

"Ohh Julia!", rief Eva, als sie sich von dem Schrecken gelöst hatte und strahlte mich an. "Das wird super. Mein dritter Auftrag und Clarissas sechster und dein erster."

Clarissa war ihre Haare nach hinten. "Mal sehen wie du dich anstellst. Wie viel Uhr?"

Der erste Auftrag

Eva, Clarissa und ich zogen uns schwarze Kampfkleidung an, kurz bevor wir in die Eingangshalle gingen. Wir trafen nur einige, ältere Schüler, die uns neugierig anstarrten.

Als die letzten Schüler verschwunden waren, traten Mr. Vanlight und Mr. Lefrong aus einer Tür.

Sie trugen drei Seraphklingen mit sich.

Clarissa trat einen Schritt nach vorne. "Entschuldigen Sie, aber Sie wissen, dass Eva und ich unsere eigenen Waffen haben? Ich habe zwei Dolche und Eva hat Pfeil und Bogen."

Mr. Lefrong nickte. "Ja. Die eine Seraphklinge ist für Eva."

Clarissa verschränkte ihre Arme, während Eva sagte: "Dann ist unser Auftrag nicht der einzige heute Nacht?"

Mr. Vanlight schüttelte den Kopf. "Nein. Und da kommen ja auch schon die Schüler."

Finn und James kamen die Treppe hinunter gelaufen. Finn sah mich an und wollte schon den Mund öffnen und einen Kommentar ablassen, doch ich kam ihm zuvor.

"So... was ist unser Auftrag?"

"Clarissa, Eva und Julia ihr habt die Aufgabe aus einem Antiquitätenladen in einer Seitenstraße des Piccadilly Circus einen Brief zu holen, aber es ist nicht so simpel, wie es klingt. Einige der Angestellten sind Gestaltenwandler und sie werden aufpassen, dass diesem Brief nichts passiert. Nehmen Sie den Brief an sich und bringen Sie ihn ungeöffnet zu mir.", erklärte Mr. Lefrong.

Ich verschränkte die Arme. "Ungeöffnet?"

Clarissa und Eva sahen mich streng an. "Wir bringen ihn ungeöffnet.", versicherte Clarissa.

Mr. Vanlight drehte sich zu Finn und James und wollte etwas sagen, aber Mr. Lefrong hob die Hand. "Ich glaube Sie sollten schon mal losgehen.", sagte er zu uns.

Ich wollte etwas erwidern, doch Clarissa packte mich grob am Arm und bugsierte mich zu einer Wand.

Sie malte mit ihrer Stele eine Rune auf die Wand und einen Moment später standen wir mitten in einem Park.

Die Menschen liefen an uns vorbei und warfen nur kurze Blicke auf uns.

Clarissa lief zielsicher los und Eva und ich hasteten ihr hinterher.

"Ist das eigentlich normal, dass zwei Aufträge parallel ablaufen?", fragte ich Eva.

"Nein, ist es nicht, aber es steht uns nicht zu danach zu fragen."

Clarissa blieb stehen und wartete auf uns. "Hör zu Julia, du kannst nicht einfach die Befehle von Mr. Lefrong kritisieren. Sonst kriegen wir keine Aufträge mehr und wissen überhaupt nicht, was in der Akademie vor sich geht. Capito?"

"Wartet... Ihr wollt auch herausfinden, was in der Akademie vor sich geht?"

Eva nahm unsere Arme und zog uns vorwärts. "Natürlich wollen wir das. Nachdem wir einen ziemlich gefährlichen Auftrag bekommen hatten, bei welchem sich unzählige Fragen ergeben hatten, wollten wir Antworten, aber die bekommen wir nur, wenn die Akademie uns genug vertraut um uns Aufträge zu geben."

Wir waren mittlerweile in einer Seitenstraße und Eva hielt an. "Das muss es sein."

In London schien niemand um diese Uhrzeit zu schlafen, noch nicht mal die Läden, denn in dem antiken Laden schien immer noch Licht.

Ich machte die Tür auf und ging hinein. Der Laden war vollbepackt mit alten Sesseln, Schränken, Puppen einfach allem und hinter der Ladentheke liefen Angestellte hin und her.

Clarissa und Eva schlenderten im Laden herum, während ich zu der Theke ging.

"Entschuldigung, eine Freundin von mir hat gesagt, dass sie etwas für mich hier hinterlassen hat.."

Der Mann hinter der Ladentheke hob den Blick und sah mich an. "Was hat sie denn hinterlegt?"

Ich sah mich unauffällig um und beugte mich über den Schalter. "Einen Brief.", sagte ich mit gedämpfter Stimme.

Etwas flackerte im Blick des Mannes auf. "Was für einen Brief?"

"Das weiß ich nicht, ich sollte ihn hier abholen."

Ich nahm langsam den Griff meines Serpahschwertes fester in die Hand, und genau in dem Moment, in welchem die Augen des Mannes hell aufleuchteten stieß ich die Kinge in die Brust des Mannes.

Eine Sekunde später standen Eva und Clarissa neben mir, ihre Waffen gezückt, als hunderte von Dämonen, angezogen als Angestellte aus dem Hinterzimmer stürmten.

"Julia, du musst im Hinterzimmer suchen, wir beschäftigen uns hier mit den Dämonen.", rief mir Eva zu und erledigte dutzende von Dämonen mit ihren Pfeilen.

Ich schwang mich über die Ladentheke und zerschnitt einen Dämon, der auf mich zu stürmte. So kämpfte ich mich weiter in das Hinterzimmer, wo ich mich umsah, als jemand hinter mich trat. Ich wirbelte herum.

"Finn? Was machst du denn hier?"

"Wonach suchst du?", fragte er zurück.

Ich kniff die Augen zusammen. "Das müsstest du wissen."

Er trat einen Schritt auf mich zu. "Suchst du nach dem Brief?"

"Wie gesagt, du solltest es wissen, du warst vorhin dabei."

"Ich habe nicht zugehört, ich war in Gedanken ganz bei dir.", sagte er und trat noch näher an mich heran, als ich etwas hinter ihm bemerkte. Eine kleine, braune Schatulle, gerade groß genug für einen Brief und versteckt unter einem Berg von Papier.

Langsam griff ich nach der Seraphklinge.

"Tut mir Leid, aber ich du musst an deinen Schauspielkünsten üben.", sagte ich und rammte Finn die Klinge in den Magen.

In diesem Moment fuhr er mit dem Kopf nach vorne und biss mir mit seinen messerscharfen Zähnen in die Schulter, bevor er zu Staub zerfiel.

Ich keuchte auf vor Schmerz. Taumelnd stieß ich die Schatulle auf, darin lag tatsächlich ein Brief. Ich nahm ihn und lief benommen in den Laden zurück, wo Eva und Clarissa immer noch kämpften.

Aus dem Augenwinkel sah ich, wie die Ladentür aufgestoßen wurde und zwei Gestalten herein gestürmt kamen, als ein Dämon auf mich zu schoss. Ich wollte gerade nach meinem Schwert greifen, als er auch schon zu Staub zerfiel. Wie im Nebel bemerkte ich Finn zwischen den Trümmern stehen.

Er wollte gerade was sagen, als ich aus holte und zu stieß.

Er wirbelte herum, gerade als der Dämon hinter ihm zu Staub wurde.

"Keine Ursache.", würgte ich vor Schmerz.

Langsam lichtete sich der Staub und sichtbar wurde ein verwüsteter Laden.

Clarissa warf ihr Haar nach hinten und sah überhaupt nicht verschwitzt oder zerkratzt aus. James und Eva ließen ihre Waffen sinken.

"Hast du den Brief?", fragte Clarissa mich.

Ich nickte benommen. Ich war immer noch betäubt von dem Biss und ich wusste, dass ich schnellstens in eine Krankenstation kommen müsste, denn eine Heilungsrune würde dagegen nicht viel anrichten.

Ich hob die Hand und drückte James den Brief in die Hand, als alles von Schwärze verschluckt wurde und das letzte, was ich mitbekam waren Evas entsetztes und Clarissas verblüfftes Gesicht.
 

Als ich die Augen wieder öffnete, war das erste was ich sah eine weiße Decke. Schon schossen mir die letzten Bilder des Kampfes durch den Kopf und ich richtete mich auf.

Ich sah mich um. Ich lag anscheinend in einer Krankenstation, den es gab viele Betten, deren Vorhänge, aber beiseite geschoben waren. Ich war die einzige in dem Raum.

Eine Tür ging auf und eine kleine, rundliche Frau mit einem Tablett voller Medizin kam herein gelaufen.

"Na, Herzchen, bist du schon wach? Deine Freunde waren jeden Tag hier und haben dir Kleinigkeiten hergebracht. Oh und ich denke, dass du zum Gespräch der ganzen Schülerschaft geworden bist."

Ich sah sie verwirrt an. "Wer sind Sie?"

"Ich bin Madam Brontey. Ich bin die Krankenschwester der Akademie.", sie stellte das Tablett neben mir ab und fing an verschiedene Flüssigkeiten in ein Glas zu gießen.

"Wie viele Tage bin ich denn hier?"

"Das ist dein dritter Tag, Herzchen. Aber keine Sorge. Nachdem ich dir die Medizin gegeben habe, kannst du auch schon gehen. Es sei denn es ist dir schlecht."

"Nein, nein.", versicherte ich ihr. "Vielen Dank, dass Sie sich um mich gekümmert haben."

"Ach so viel habe ich gar nicht gemacht. Deine Freunde waren hier immer abwechselnd. Es sollte eigentlich geheim bleiben, dass du hier bist, aber es hat sich doch herumgesprochen. Ich bin mir sicher, dass James Wynn dahinter steckt. Der kann nie den Mund halten. Ich kann dir versichern, dass jedes Mal, wenn einer der drei hier liegt, James es herum posaunt und dann wimmelt es hier von aufgeregten Schülerinnen, die unbedingt rein wollen und Geschenke hinterlegen."

Ich sah auf den Nachttisch neben meinem Bett. Ein Korb mit Schokolade stand da und eine Karte mit Gesundheitswünschen und Grüßen, aber keine einzige Erklärung. Na vielleicht wollten sie mir persönlich sagen, was in dem Brief stand.

Als ich hinunter in die Halle ging, sahen mich alle Schüler an und tuschelten.

Genervt tat ich mir Gulaschsuppe auf, als Eva auf mich zu gestürmt kam und mich umarmte.

"Hey! Wie geht es dir? Tut es weh? Ich hab mir solche Sorgen um dich gemacht!", sie zog mich zu dem Tisch der anderen.

James lächelte. "Na, wie geht es dir. Sieht so aus, als ob du eine Berühmtheit geworden bist.", er sah sich strahlend um.

Ich beugte mich zu den anderen. "Was ist passiert?"

Clarissa seufzte genervt. "Du bist in Ohnmacht gefallen, daraufhin sind die anderen los gestürmt, ganz ehrlich ich habe Finn noch nie so schnell rennen sehen. Dann hast du zwei Tage durchgepennt, bis Madam Brontey das Gift aus deinem Blut gepumpt hat."

Angewidert schob ich den Gulasch von mir weg. "Danke, aber das wollte ich nicht wissen. Was stand in dem Brief?"

Die anderen tauschten einen Blick, den ich sofort verstand. "Alles klar, ich habe den Brief geholt, aber ihr wollt mir nicht sagen, was drin stand? Wisst ihr was, nächstes Mal gehe ich alleine."

Ich stand wütend auf, nahm meine Tasche und stürmte aus der Halle.

Ich war für den Nachmittag freigestellt und so telefonierte ich mit meinen Eltern (und ließ die Sache mit dem Auftrag aus) und erzählte Lydia jedes kleinste Detail. Ihr konnte ich vertrauen, denn sie würde mir auch Ratschläge schicken und niemandem etwas verraten.

Dann machte ich mir einen Plan.

Als an dem Abend Clarissa und Eva ins Zimmer kamen, war ich dabei meine schwarze Hose, ein dunkelblaues Shirt und meine Lederjacke anzuziehen, da meine Kampfsachen noch nicht von der Reparatur zurück waren.

"Wohin gehst du?", fragte mich Eva verwundert.

"Das ist meine Sache. Ich würde es euch ja sagen, oder zumindest dir, Eva, aber ihr scheint es ja auch nicht so ganz mit der Wahrheit zu haben, was?"

Eva seufzte. "Ich will es dir ja sagen, Eva. Aber ich bin mir nicht sicher, ob du es hören möchtest."

Da schnitt Clarissa Eva das Wort ab. "Es gibt Sachen, die will man nicht wissen, Julia.", sagte sie und suchte sich einen Nagellack aus dem Schrank.

Ich wirbelte herum und stapfte aus dem Zimmer.

Mein Plan war hinaus zu kommen, bevor jemand das mitbekam.

Ich schlich mich die Haupttreppe hinunter und hinaus in den Hof der Akademie.

Dann, ohne einen Blick nach hinten zu werfen, rannte ich in den Wald hinein.

Nach einigen Minuten blieb ich keuchend stehen.

"Ich habe einige Fragen an dich.", brachte ich hervor.

Mein Blick kreuzte die schwarzen Augen.

"Ich hatte dich gewarnt, oder nicht? Es war sehr unklug von dir hierher zu kommen."

Schockierende Geheimnisse und Aufträge im Buckingham Palace

Peter richtete sich auf und lehnte sich gegen den Felsen.

"Was springt für mich dabei raus, wenn ich dir die Fragen beantworte?"

Ich richtete mich auf. "Was willst du?"

"Ich will eine Menge. Die Frage ist, was bist du bereit mir zu geben?"

Ich sah ihn an. Die Arme verschränkt und abwartend.

Peter fuhr fort. "Ich habe lange nicht mehr menschliches Blut gekostet..."

Ich schürzte die Lippen. "Woher weiß ich, dass du aufhören kannst, wenn ich dir einmal erlaubt habe mein Blut zu trinken?"

"Das kannst du nicht. Du musst mir vertrauen."

Ich ließ meine Arme sinken. "In Ordnung. Was hat dich hier her gebracht?"

Peter's sonst immer perfekt kontrollierte Gesichtszüge gerieten für einen Moment durcheinander. Er sah verdutzt aus.

"Du willigst ein?"

"Ja. Und jetzt erzähle."

"Ich weiß nur so viel: Ich war mit meinen Freunden zu Hause, wir wachten gerade auf, die Sonne ging unter, als deine Freunde-"

"Sie sind nicht meine Freunde. Nur Eva.", unterbrach ich ihn. Er zog neugierig die Augenbrauen hoch, doch er fuhr fort.

"Sie sind hereingeplatzt und fingen an unsere Sachen zu durchwühlen. Wir wehrten uns und ein Kampf kam zustande. Wir waren zu dritt sie waren zu fünft. Und auf einmal wurde unsere Wohnung von Shadowhunters des Londoner Institutes gestürmt. Niemand sagte uns was los war, aber die Shadowhunter waren nicht nur auf die Gegenstände aus, sondern auch auf unsere Leben. Deine Freunde, sorry, deine Mitschüler waren genauso verblüfft wie wir, aber sie mussten ihren Auftrag erfüllen, und auf einmal hielt ein Shadowhunter eine Klinge an meine Kehle. Ich weiß nicht wie so, aber da stieß Finn ihn auf den Boden und schrie mir zu, mit meinen Freunden zu verschwinden, doch meine Freunde waren schon in dem Kampf getötet worden und ich weigerte mich zu verschwinden. Da packte auf einmal einer der Kämpfer aus dem Institutes eine Schatulle und sie verschwanden aus der Wohnung. Einer der Kämpfer wollte mich mit nehmen, doch Finn stellte sich vor mich. Dann nahmen sie die restlichen Sachen aus den Schränken und zwangen mich mit her zukommen. Sie überredeten die Leitung der Akademie und stellten mir diesen Platz zur Verfügung, wo ich in Sicherheit leben kann und trotzdem nicht entfliehen kann."

Ich trat einige Schritte näher. "Warum haben sie das für dich getan?"

"Warum sie mir diese Stelle geben? Um mich zu bewachen, aus welchem Grund auch immer. Warum Finn mir das Leben gerettet hat? Keine Ahnung und ich finde es schrecklich in seiner Schuld zu stehen und nein, ich werde mich nicht bei ihm bedanken."

Ich sah nachdenklich an ihm vorbei. "Warum hast du ständig geklopft? Und warum machst du das nicht mehr?"

"Ich habe versucht mit Vampiren Kontakt aufzunehmen, auch wenn es sinnlos ist."

"Warum hast du damit aufgehört?"

Er sah nach oben in die Blätter der Bäume und antwortete nicht.

"Egal. Danke, dass du mir die Fragen beantwortet hast."

Ich hatte viel Stoff zum Nachdenken bekommen und wollte zurück in die Akadmie, als mir etwas einfiel. Seufzend zog ich die Jacke aus und schob den Ärmel meines Shirts hoch.

"Ist der Unterarm in Ordnung?", fragte ich und trat einige Schritte vor.

Peter sah schon wieder fassungslos an. "Du bleibst bei der Abmachung?"

"Du etwa nicht?", fragte ich zurück.

Schweigend nahm er meinen Arm und ich holte tief Luft, bevor er seine Zähne in meinen Arm bohrte.

Erst war ich wie betäubt, dann langsam spürte ich, wie mir immer schwindliger wurde, und gerade als ich das Gefühl hatte umzukippen, riss sich Peter von mir los.

Ich taumelte einige Schritte zurück. Peter sah mich besorgt an, doch ich schüttelte den Kopf.

Ich holte tief Luft und spürte, wie der Schwindel nachließ, als Peter herumwirbelte.

Zwischen den Bäumen trat Finn zum vorschein.

"Was geht hier vor? Was machst du hier Julia?"

Schnell zog ich den Ärmel über meinen blutenden Arm, denn ich bemerkte Peters warnenden Blick.

"Ich brauche dir nicht Rede und Antwort stehen Finn. Und du hast nicht das Recht mich zu verfolgen."

"Aber ich habe im Gegenteil zu dir das Recht, hier her zu kommen."

Stumm verschränkte ich die Arme. Finns Blick flog immer noch zwischen Peter und mir hin und her.

"Komm mit. Wenn dich jemand hier findet, kriegst du mehr Ärger, als du dir vorstellen kannst."

Ich zog meine Jacke wieder an und lief zu ihm.

"Warum hattest du deine Jacke ausgezogen?", fragte Finn misstrauisch.

"Bist du ein Privatdetektiv oder ein Shadowhunter?"

Als ich an Peter vorbei lief, hörte ich, wie er flüsterte: "Danke. Dafür, dass du mir vertraut hast."

Ich nickte unmerklich und ging an Finn vorbei durch den Wald.

Er holte mich ein. "Was war los. Erzähl mir, was los war?"

"Warum sollte ich? Erzählst du mir irgendetwas? Bist du mit mir befreundet? Kann ich dir vertrauen?", erwiderte ich und wurde immer lauter.

"Warum kannst du mir nicht vertrauen? Wenn ich dir sage, dass ich dir nicht erzähle was in dem Brief stand, weil es dich verletzen könnte? Würdest du mir dann vertrauen?"

"Nein. Denn du weißt nicht, was mich verletzen würde. Außerdem bin ich diejenige gewesen, die für den Brief verletzt worden war."

Finn sog scharf die Luft ein. "Das ist nicht witzig."

"Habe ich auch nie gesagt."

Finn holte mich ein und packte mich am Arm. Ich zuckte zusammen und er ließ mich sofort los.

"Was ist?", fragte er durchdringend.

"Nichts. Hör auf mich ständig abzuhören Ok?"

"In dem Brief stand etwas über deine Eltern. Es... Nachdem wir den Brief durchgelesen haben, haben wir darüber diskutiert, ob wir dir sagen, was drin steht. Eva und Henry waren dafür, Clarissa und James dagegen."

"Natürlich. Clarissa ist doch immer gegen mich."

"Nein. Ihr Argument war, dass du lieber nicht verletzt werden würdest. Eva wollte keine Geheimnisse vor dir haben, Henry ist immer für die Wahrheit, James wollte, dass du einen guten und ruhigen Schulstart für dich und Clarissa wollte, dass du nicht verletzt wirst. Sie hat mich überzeugt und ich habe die ausschlaggebende Stimme gegeben. Sie scheint zwar immer sehr unnahbar und aufmüpfig, doch sie kann sich in andere Menschen einsetzen."

Ich ließ meine Arme sinken und sah an ihm vorbei.

"Was stand in dem Brief?"

Finn sah mich zweifelnd an, dann begann er zu erzählen: "In dem Brief stand, dass du... Dass du.. dass du bei deiner Tante und Onkel aufgewachsen bist und dass du eine Begabung hast... Du.. du kannst die Zukunft spüren. Dir wurde das nie verraten, damit du nie dein Talent ausbilden kannst und jemandem schaden kannst. Der Name wurde herausgeschnitten."

Es fühlte sich an, als ob ich den Boden unter meinen Füßen verlieren würde.

"Nein.", flüsterte ich geschockt. "Nein, das kann nicht sein. Der Brief muss von einer anderen Julia handeln."

"Soweit wir wissen gibt es nur eine Julia Theresa DeWinge."

Ich keuchte und stützte mich gegen einen Baumstamm.

Finn sah gen Himmel. "Deswegen wollten wir es nicht erzählen."

Ich richtete mich auf und ging weiter hinaus aus dem Wald.

"Julia, wo gehst du hin?", fragte Finn besorgt und holte mich ein.

"In mein Bett und ich werde es nie wieder verlassen. Wer weiß was passiert, wenn ich es wieder verlassen will? Am Ende bin ich gar kein Shadowhunter?"

"Julia, erzähl keinen Unsinn. Ich weiß, dass du am Boden zerstört bist, aber das beste, was du machen kannst, ist aufstehen und weiter machen. Willst du denn keine Antworten? Du bist nicht die Einzige, die schlimme Sachen erfahren hat. Was glaubst du, warum wir immer weiter machen? Glaubst du ernsthaft ich würde einfach so mit Clarissa befreundet sein? Sie ist manchmal wirklich anstrengend und doch geben wir uns alle Mühe miteinander auszukommen, weil wir ein gemeinsames Ziel haben. Antworten auf die Sachen die uns widerfahren sind."

Ich sah Finn müde lächelnd an. "Wer glaubst du bin ich? Sehe ich so aus, als ob ich einfach so aufgeben würde? Und trotzdem. Ich brauch jetzt erst mal meine Ruhe."
 

Ich wusste nicht mehr, wie ich in mein Zimmer gekommen war und langsam wurde es auch unheimlich. Immer wenn ich aus dem Wald kam, wurde ich mit schrecklichen Nachrichten konfrontiert und wusste anschließend nicht mal, wie ich zurück gelangt war, doch dass war nun mein geringstes Problem.

Ich machte die Augen auf und richtete mich auf.

Das Zimmer war leer, doch auf meinem Nachttisch lag ein Zettel:

"Sind schon beim Frühstück. Wenn du nicht runterkommen willst, schmuggle ich dir Essen hoch. -Eva"

Ich ließ mich wieder in die Kissen sinken und rekapitulierte, was letzte Nacht passiert war, als die Tür aufschwang und nicht nur Eva herein kam, denn ich hörte auch Jungsstimmen.

Ich richtete mich ruckartig auf, gerade, als Eva, James, Henry, Clarissa und Finn.

"Was-", fing ich an, doch Eva holte einen Teller hervor und hielt ihn mir unter die Nase. Rührei, Brot, Schinken und ein Glas Saft.

Schweigend nahm ich ihn an und begann zu essen, während sich die anderen auf die Betten und Stühle setzten und mich schweigend betrachteten.

"Was ist? Ich bin nicht euer Mitleidsobjekt oder eine exklusive Folge von 'Verzweifelten Teenager'. Ich brauche nur Zeit."

Clarissa stand genervt auf. "Du hast aber keine Zeit, also hör auf im Selbstmitleid zu baden und reiß dich mal zusammen. Wir haben wieder einen Auftrag bekommen und haben es so angestellt, dass du dabei bist. Du bekommst heute das Privileg mit Henry und mir zusammenzuarbeiten. Wir können keine Heulsuse gebrauchen. Ich habe deine Kampfkleidung, steh auf mach dich fertig. Wir müssen in einer halben Stunde los."

"Sie geben mir wieder einen Auftrag?"

"Jein. Dein Platz war für Finn gedacht, doch er hat gesagt er fühle sich nicht gut und er vertraue darauf, dass du den Job für ihn erledigst. Wir wollen dich dabei haben."

Eva hielt niegelnagelneue Kampfkleidung hoch. "Bist bei uns?"

Ich lächelte. "Wie kann ich widerstehen, wenn du die beste Kampfkleidung hoch hebst, die es gibt? Ach und Clarissa, du kannst aufhören mich zu beleidigen."

James klatschte in die Hände. "Sehr gut. Ich bereite eine Party vor, für wenn ihr zurück kommt. Finn ich hoffe dir gehst gut genug um mir bei den Vorbereitungen helfen zu können und Eva, du hast deine übliche Aufgabe. Die Leitung überreden es zu erlauben und meine Liste mit jüngeren Schülern, falsche Lehrererlaubnisse anzufertigen."

Eva grinste breit. "Alles klar."

Ihre gute Laune ließ mich schwungvoll aus dem Bett steigen. "Na dann, ich gehe mich fertig machen."

Mein Blick fiel auf meinen Unterarm. Es hatte sich eine helle Mondsichel an der Stelle gebildet. Ich sah auf und bemerkte Finns Blick. Schnell schnappte ich mir die Kampfkleidung legte sie über den Arm.

"Dann mache ich mich mal fertig. Wir treffen uns in der Eingangshalle."
 

Als ich eine halbe Stunde später in die Eingangshalle ging, warteten schon Mr. Lefrong, Mr. Vanlight und Henry und Clarissa.

"Worum geht es bei diesem Auftrag?"

"Es wäre besser, wenn Sie nicht wüssten, worum es geht. Halten Sie sich an Miss Clarissa und Mr. Henry.", sagte Mr. Vanlight.

Ich machte wütend den Mund auf und wollte etwas erwidern, doch Clarissas warnender Blick ließ mich verstummen.

Ich nahm das Schwert und folgte Henry und Clarissa zu der Wand, auf der die Rune gezeichnet wurde.

"So, der Auftrag ist ziemlich groß. Wir müssen ins Buckingham Palace. Dort ist ein Päckchen, dass wir in die Akademie bringen müssen."

Ich starrte die beiden an. "Das hört sich aber nicht nach einem Kampf an.. Vielleicht sollte ich zurück in die Akademie?"

"Du kannst jetzt nicht einfach wieder zurück. Hier.", Henry warf mir ein Kleid zu, dass ich in die Höhe hielt.

"Was soll das?"

"Man kommt nicht einfach so ins Buckingham Palace hinein. Du musst die Wachen ablenken, indem du nach einer Führung fragst und sie ablenkst. Clarissa und ich erledigen den Rest."

"Oh nein. Nein, nein, nein. Das kann Clarissa viel besser als ich, sie sollte diese Aufgabe übernehmen."

Clarissa warf ihr Haar geschmeichelt nach hinten, ich verdrehte die Augen.

Henry sah zwischen uns hin und her. "Naja... Wir sollen eigentlich sicherstellen, dass es dir gut geht. Und die Aufgabe ist nicht sicher, vor allem, weil du wenn du mit mir bist improvieseren musst."

"Wen würde das interessieren? Und warum sollte ich improvisieren? Sag mir einfach, was der Plan ist.", sagte ich augenrollend.

Henry holte tief Luft.

"Das macht er nie. Er weiht höchstens Finn ein. Er hat Angst, dass seine Pläne ins Wasser fallen, bzw. dass er die Kontrolle verliert.", fiel ihm Clarissa ins Wort. "Und jetzt los. Lasst uns keine Zeit verschwenden."

Sie ging in ein Restaurant um sich umzuziehen und ich folgte Henry. Wir malten uns Schnelligkeitsrunen auf.

"Warum benutzen wir keinen Zauberglanz?", fragte ich.

"Dürfen wir nicht. Aus irgendeinem Grund hat uns Mr. Lefrong das verboten."

Ich seufzte theatralisch, als Henry auch schon über den Zaun sprang, dann auf zwei Bäume und auf dem Dach war in einer Geschwindigkeit, die mich aus der Fassung brachte.

Ich konzentrierte mich und war einige Zeit später ebenfalls auf dem Dach.

"Was ist der Plan?", fragte ich. Henry warf mir einen genervten Blick zu, dann sagte er: "Folge mir einfach und halte mir den Rücken frei."

Er schlich zu einem der 7 Schornsteine und lies sich hinab gleiten. Ich machte es ihm nach und landete neben ihm in einem Kamin in einem kleinen Salon, in dem niemand war.

Henry wollte schon aus dem Kamin steigen, doch ich hielt ihm einer Eingebung folgend am Ärmel fest.

"Warte noch."

Er sah mich an, als ob ich verrückt wäre, doch da öffnete sich die Tür des Salons. Eine ältere Dame trat ein, nahm ein Buch und ging wieder hinaus.

Erstaunt sah Henry mich an. Dann schlich er hinaus. Das Buckingham Palace war riesig und mit teuren Möbeln und hohen Fenstern.

Ich folgte Henry durch einige Gänge. "Weißt du überhaupt, wo wir hin müssen?", fragte ich.

"Ja. In ein kleines Zimmer, mit der Aufschrift 279. In dem Zimmer sollte das Päckchen liegen."

"Da sind wir doch schon vorbei gelaufen.", stöhnte ich, als wir Stimmen hörten.

Henry zog mich hinter einen Schrank.

Und zwei Bedienstete liefen an uns vorbei.

"Komm.", zischte ich.

Nun lief ich geduckt voran, als ich an der Tür stehen blieb und mit jemandem zusammenstieß.

Das Londoner Institut

"Oh sh*t.", murmelte ich entsetzt.

"Wie bitte?"

Ich trat einige Schritte zurück um den Schrank zu betrachten, gegen den ich gelaufen war.

Ein Angestellter des Hauses, der mich genauso überrascht anstarrte, wie ich ihn.

Er trat von der Tür weg. "Wer bist du?"

Ich schielte zu Henry, der schnell zur Tür huschte und in dem Raum verschwand. "Ich, äh, bin.... eine Lieferantin..."

"Eine Lieferantin?", fragte er, doch er klang nicht sauer, oder misstrauisch, sondern amüsiert.

"Ja... ich sollte Pizza liefern und dann habe ich mich verlaufen..."

Er lachte aus vollem Herzen. "Weißt du was? Ich werde die Wachen nicht rufen, aber dafür will ich eine Entschädigung."

Er beugte sich zu mir und presste seine Lippen auf meine.

Meine Augen waren weit aufgerissen, als hinter ihm die Tür aufging und Henry heraus kam, mit einem Päckchen unter dem Arm.

Er starrte mich einen Augenblick an, dann huschte er davon.

Ich erwachte aus meiner Starre, schob den Angestellten von mir, stotterte ein: "Freut mich dich kennengelernt zu haben." und folgte Henry so schnell ich konnte.

Ich sah ihn an einem Fenster sehen, er wartete und musste sich mit Mühen ein Lachen verkneifen. "'Clarissa kann das sicher besser?' Du bist auch nicht schlecht im Ablenken."

"Haha.", sagte ich und verzog den Mund. "Das war nicht geplant."

"Keine Sorge, das Geheimnis ist sicher bei mir."

Ich strich mir gereizt durch die Haare. "Lass uns gehen."

Als wir vor dem Buckingham Palace standen kamen Clarissa und die Wachen wieder heraus.

"Vielen Dank für die Führung.", sagte sie und lachte. Die Wachen waren fasziniert von ihr und mir wurde allein vom zusehen übel.

Clarissa drehte sich um und lief auf uns zu. "Alles klar?"
 

Wir traten gerade wieder in die Akademie und Eva und Finn kamen uns entgegen.

"Habt ihr das Päckchen?", fragte Finn, als auch schon Mr. Lefrong herbei geeilt kam und die Hände fordernd ausstreckte.

Henry überreichte ihm das Päckchen und Mr. Lefrong nickte zufrieden, bevor er wieder verschwand.

Ich starrte Henry an. Wie konnte er es einfach überreichen, ohne nachzusehen, was darin war.

"Und wo ist unsere Feier?", fragte Clarissa und richtete ihr enges, blaues Kleid.

James kam angelaufen. "Sie steigt heute Abend. Ich bin noch dabei alles zu organisieren."

James und Clarissa gingen davon, wild diskutierend, ob es eine Kleiderordnung geben sollte.

"Oh Gott, die mit ihren Luxusproblemen.", sagte Eva kopfschüttelnd.

"Wie ist es gelaufen? Keine Probleme, keine Verletzungen?", hackte Finn nach.

Henry und ich tauschten einen Blick.

"Ähm... ich geh dann mal was essen...", sagte ich und lief an den beiden vorbei. Eva lief neben mir.

"Okay, was ist wirklich passiert?", fragte sie forschend.

Ich erzählte ihr was passiert war und sie fing an zu lachen. "Das ist einfach nur herrlich.", stieß sie hervor.

"Nein ist es nicht.", sagte ich bedrückt. "Ich wollte kämpfen. Nicht irgendwelche Irdischen ablenken."

"Ach komm schon. Ich glaube, sobald Henry uns erzählt, was in dem Päckchen war, werden auf uns Aufträge zukommen."

Wir setzten uns an einen Tisch. "Wie meinst du das?"

"Julia, es sind sehr viele komische Sachen vorgefallen und Mr. Lefrong und Mr. Vanlight benehmen sich immer seltsamer. Erst sollten wir Vampire überfallen und die Wohnung leer räumen, bevor das Institut das konnte. Dann bist du aus dem nichts aufgetaucht und hast sofort einen Auftrag bekommen, bei welchem du einen Brief holen solltest, in dem es um dich ging und dann sollten wir etwas aus dem Buckingham Palace holen? Meine Theorie ist ja, dass wir mit dem Institut reden sollten. Das ist unsere einzige Chance herauszubekommen, warum Mr. Lefrong und Mr. Vanlight so besessen sind, diesem zuvor zu kommen."

"Und wann sollen wir das tun?", fragte ich nach.

Eva stützte ihren Kopf auf die Hand. "Wenn wir das machen, müssen wir uns aus der Akademie hinaus schleichen.

"Und? Wir können das während der Party heute machen, oder?"

Eva wiegte ihren Kopf hin und her. "Das wäre eine Möglichkeit, aber wir müssen uns dort blicken lassen, damit wir Alibis haben. James, Clarissa und Mona müssen uns gesehen haben. Mona ist am wichtigsten, denn sie ist praktisch eine, die nicht eingeweiht ist."

"Dann ist das klar.", flüsterte ich ihr zu. "Und erzähl auch nicht Finn oder Henry, was wir vorhaben, sonst hängen sie sich da rein und versuchen ihren Kopf durchzukriegen."

Eva nickte schnell, als Henry und Finn auch schon auftauchten und sich neben uns setzten.

"Na, was flüstert ihr so?", fragte Finn und tauchte seine Wiener in Ketchup.

"Wir haben nur darüber geredet, wie Julia heute den Angestellten im Buckingham Palace abgelenkt hat-", sagte Eva und ich trat ihr unter dem Tisch kräftig gegen das Schienbein.

"Ouch.", stöhnte sie.

"Was? Das hast du gar nicht erwähnt.", sagte Finn zu Henry, der mich hilflos ansah.

"Soll ich es ihm sagen? Immerhin weiß es Eva...."

"Was?", fragte Finn.

"Spinnst du? Nein. Eva ist ein Ausnahmefall. Sogar Clarissa weiß das nicht. Das schuldest du mir Henry.", zischte ich.

"Was ist hier los?", fragte Finn.

Henry schob sich den Mund voll mit Kartoffelbrei. "Nichts wichtiges."

Ich vergrub mein Gesicht in den Händen.

"Ich will wissen, was passiert ist."

"Du musst nicht jedes kleinste Detail wissen. Wir haben das Päckchen mitgebracht, das ist die Hauptsache.", sagte ich knapp.

Finn verzog den Mund eingeschnappt. "Nächstes Mal komme ich mit."

Eva stand auf und auch ich erhob mich. "Ja, aber das wird Gott sei Dank nicht wieder im Buckingham Palace sein."

Als Eva und ich in den Korridor der Mädchenräume einbogen, kam Mona mir entgegen.

"Julia, richtig?"

"Ja...."

Sie zeigte auf eine Kette, mit goldenem Medaillon dran. "Ich wollte dir nur zeigen, was Finn mir gestern Abend geschenkt hat. Da ist sogar ein Bild von uns beiden drin."

Ich nickte planlos. "Und warum genau zeigst du mir das?", fragte ich überrascht.

"Du sollst dich von Finn fern halten. Er hat kein Interesse an dir, was mich aber auch nicht wundert, so wie du immer herum rennst. Also versuche es erst gar nicht. Finn flirtet mit vielen, und du bist eine der Masse, aber mich liebt er. Verstanden?"

Ich sah sie an, als ob sie vollkommen durchgedreht war.

"Es freut mich, dass ihr so glücklich seit und glaub mir, ich habe überhaupt nichts dagegen, mich von Finn fernzuhalten, würden meine Freunde nicht auch mit ihm befreundet sein, denn wir verstehen uns nicht gerade sehr gut. Aber nur eine kleine Frage: Wenn ihr wirklich so ein Dream-Team seid und er dich über alles liebt, warum machst du dir dann Sorgen, dass ich ihn dir wegnehmen könnte?"

Mona sah mich funkelnd an und lief an mir vorbei.

Eva und ich tauschten einen genervten Blick und wollten in unser Zimmer, was aber schon belagert wurde.

"Was ist denn hier los.", sagte ich und drängelte mich zu der Tür durch, wo Clarissa stand und Einladungen austeilte.

"Die letzten Einladungen.", sagte Clarissa in ihrem Element.

Ich zwängte mich in unser Zimmer und fing an alle Hausaufgaben und den ganzen Stoff nachzuholen, den ich verpasst hatte, bis mich Eva gegen fünf Uhr vom lernen ablenkte.

"Wir sollten uns langsam fertig machen, Julia. Zieh ne Hose an und lass dich nicht von James oder Clarissa deswegen abhalten."

Als wir gegen 18 Uhr zu der Partyscheune liefen, war sie schon voll mit Schülern jedes Alters. Die Musik war voll aufgedreht und überall tanzten Schüler mit Pappbechern oder Bierflaschen in der Hand.

Wir drängelten uns durch, auf der Suche nach Finn, Henry, Clarissa und James, wobei wir die letzten beiden nicht übersehen konnten.

Clarissa tanzte eng mit irgendeinem Jungen und James lief rum und begrüßte Schüler.

"Wo sind Finn und Henry?", fragte ich genervt, als Eva schon zu einer Wand deutete, wo Finn Arm in Arm mit Mona stand und sich mit irgendwelchen Leuten und Henry unterhielt.

Eva zog mich dort hin und begrüßte Finn und Henry. Als die beiden uns erkannten sah ich, wie Finn den Arm von Monas Schultern nahm und Henry amüsiert grinste. Was auch immer.

Mona sah mich spöttisch an und drehte sich zu Finn. "Lass uns tanzen gehen, ja?" Sie nahm ihm die Bierflasche weg und wollte ihn auf die Tanzfläche ziehen, doch er blieb stehen.

"Was ist das auf deinem Arm?", fragte er misstrauisch und deutete auf die Mondsichel.

Schnell legte ich die Hand darüber. "Du solltest mit Mona tanzen gehen.", sagte ich und drehte ihm den Rücken zu und sah in Henry's Becher.

"Brauchst du noch einen Drink? Ich hole dir einen. Eva kommst du mit?"

Ich zog Eva wieder Richtung Ausgang. "Wir können nicht so viel Zeit verlieren, Eva."

Wir hasteten hinaus und wieder in die Eingangshalle der Akademie, die wie ausgestorben war.

Eva holte ihre Stele heraus und begann eine Rune auf die Wand zu malen, während ich mich besorgt um sah.

Gerade, als Eva fertig war, sah ich Finn und Henry herein kommen.

Unsere Blicke trafen sich, doch ich und Eva traten schnell durch die Wand und die Tür verschloss sich wieder.

"Oh Gott, stell dir vor, das wären andere Schüler gewesen.", sagte ich zu Eva, bevor ich mich umsah. Wir standen vor dem Londoner Institut.

"Okay, dann mal los.", sagte Eva und trat die Stufen nach oben und öffnete die große Tür.

Wir traten einige Schritte hinein, als sich auch schon angestellte Shadowhunter uns in den Weg stellten.

"Was wollt ihr hier?", fragte einer.

"Wir wollen mit dem Auftragsleiter reden. Wir kommen von der Londoner Akademie.", sagte Eva mit ernster Stimme.

Die Shadowhunter wechselten einen Blick, dann sahen sie wieder zu Eva.

"Habe ich dich schon mal gesehen?", fragte einer.

"Kann sein. Ich war bei dem Vampir-Auftrag dabei."

Einer der Shadowhunter deutete mit dem Kopf nach hinten. "Folgt mir."

Er führte uns durch einige Gänge, bevor er vor einer Tür stehen blieb und klopfte. Nach einer Weile wurde "Herein" gerufen und wir traten ein.

Ein älterer Mann mit grau meliertem Haar saß in einem riesigen Sessel hinter einem Tisch.

Der Shadowhunter sagte etwas, dann machte er die Tür hinter uns zu.

"So Sie wollten mich sprechen? Sie haben Glück, dass ich zu sprechen bin. Normalerweise muss man sich einen Termin nehmen. Was haben Sie für Sorgen?"

"Wir haben einige Fragen.", platzte ich heraus.

Eva seufzte und der Mann hob die Augenbrauen.

"So?"

"Ja, sehen Sie, Eva war bei dem Vampir-Auftrag und nun sind einige weitere Sachen gewesen, welche Fragen aufwirft. Wir würden gerne wissen, warum der Leiter der Akademie versucht dem Institut zuvor zukommen."

Der ältere Mann beäugte uns interessiert. "Sie sind einfach so hergekommen, um Antworten zu erfahren?"

Ich nickte zögerlich und er begann zu lächeln. "Sie haben das Zeug zum richtigen Shadowhunter."

Wir warteten auf eine Antwort, bis er sich erhob und ans Fenster trat.

"Wenn Sie wirklich alles wissen müssen, dann müssen Sie auch negative Überraschungen in Kauf nehmen und Sie müssen eine Bedingung erfüllen."

"Wie lautet sie?", fragte Eva sah durchdringend auf seinen Rücken.

Er drehte sich gefährlich lächelnd um. "Sie müssen mir Henry Wutherford, James Wynn und Carissa Sown vorbeibringen."

Eva und ich tauschten einen Blick und ich wusste, wir hatten den selben Plan.

"In Ordnung."

Ein Stück der Wahrheit

"Es begann kurz nach dem Krieg gegen Sebstian Morgenstern. Nachdem wieder Ruhe in die Shadowhunterwelt eingekehrt war, klopfte eines Nachts ein Pärchen an der Tür. Aus einem Gefühl heraus, empfing ich es sofort. Es war eine junge Frau, ein, zwei Jahre älter als ihr und ein junger Mann. Sie hielt ein kleines Kind im Arm und sah sehr erschöpft aus.

Der junge Mann fing an vor mir hin und her zu laufen und erzählte mir, dass die beiden vor der Flucht wären. Sie hätten etwas von größter Bedeutung für die Shadwohunterwelt gefunden, was mit den Engeln zusammenhängt und dass es sicherer wäre, wenn sie verschwinden.

Sie baten mich auf das Kind aufzupassen, denn wohin die beiden gehen würden, wäre es nicht sicher und sie wollten, dass das Kind in Sicherheit aufwächst. Mit diesen Worten ließen die beiden das Kind bei mir und verschwanden.

Ich wusste nicht, was ich mit dem Kind machen sollte. Ich habe hier kein Platz, also gab ich es Bekannten, den DeWinges.

Doch einige Zeit später, kam es zu merkwürdigen Vorfällen in der Akadmie.

Berichten zufolge wurden einige Schüler gezielt angeworben, was noch nie passiert ist. Ich habe ein bisschen nachgeforscht und herausgefunden, dass diese Schüler schon länger von der Akademie beobachtet wurden und entweder Waisenkinder oder sie wuchsen nicht bei ihren leiblichen Eltern auf.

Nur das Mädchen, was die jungen Leute bei mir gelassen hatten, wurde noch gesucht.

Als die Akademie schließlich die anderen Schüler auf der Schule hatte, wurde mir klar, was so besonders war. Sie hatten besondere Fähigkeiten und sie wurden dazu angesetzt etwas zu finden.

Nach einer Weile bemerkte ich, dass immer mehr merkwürdige Schülereinsätze durchgeführt wurden. Ich versuchte herauszufinden, was die Schüler mitnehmen sollten, doch als ich die Schüler abfing, waren sie sehr misstrauisch und wollten mit nichts herausrücken.

Und dann... Fand ich es heraus. Ich recherchierte nach den jungen Eltern und den Eltern der Kinder und fand heraus, dass die Eltern sehr gut befreundet waren. Alle waren während eines Alleingang gestorben, nur das junge Paar überlebte. Wie sich heraus stellte, befanden sich die Eltern auf einer unbekannten Lichtung und waren dabei etwas zu verstecken, als sie überfallen wurden. Ich wurde immer neugieriger und kurz bevor das Mädchen von der Akademie entdeckt wurde, erfuhr ich von einem Einsatz in einem Vampirhaus. Sofort schickte ich Shadowhunter los um nach einen Brief zu suchen, in dem es um das Mädchen ging, doch es war der falsche Brief, der Brief handelte um einen Spiegel. Einen Spiegel, der von den jungen Leuten versteckt wurde, weil er ein Grund eines größeren Krieg sein könnte.

Dann spürten die Akademie das Mädchen auf und ich wurde immer unruhiger. Irgendetwas passierte und es war absehbar, dass bald schlimmes passiert.

Jetzt möchte ich mit den genannten Schülern sprechen, Julia DeWinge."
 

"Ich denke wir wissen beide, was wir tun müssen?", fragte ich Eva, als wir aus dem Institut gingen.

"Ja. Wir informieren die drei. Wir erzählen ihnen alles, dann sind sie vorbereitet."

Sie lächelte mich an und ich wollte das Lächeln erwidern, doch es endete in einer Grimasse. Ich wusste nicht, was ich mit diesen Informationen anfangen sollte.

Doch kurz bevor ich auch nur einen weiteren Gedanken fassen konnte, stolperte ich und fand mich in der Eingangshalle der Akademie wieder.

Schon packte mich jemand am Arm und zog mich hinter die Treppe.

"Finn!", rief ich erschrocken.

Er musterte mich von oben bis unten. "Was um Himmels Willen habt ihr gemacht? Warum habt ihr mir nichts erzählt? Bist du verletzt? Habt ihr gekämpft? Wo wart ihr?"

Ich trat einige Schritte nach hinten und sah ihn spöttisch an. "Was ist los mit dir? Du benimmst dich so, als ob du krank vor Sorge gewesen wärst. Dabei hättest du dich so gut mit Mona beschäftigen können."

"Das ist nicht witzig, Julia. Antworte mir."

Ich holte tief Luft. "Wir haben nach Antworten gesucht. Wir haben dir nichts erzählt, weil es aufgefallen wäre wenn du gefehlt hättest. Ich bin NICHT verletzt, weil ich ein guter Shadowhunter bin. Wir haben nicht gekämpft, sondern nur geredet. Wir waren im Londoner Institut. Alles klar?"

Finn verschränkte die Arme vor der Brust und funkelte mich an. "Nein. Du kannst nicht einfach verschwinden ohne mir etwas zu sagen."

"Warum sollte ich dir etwas sagen? Du bist nicht mein Babysitter. Überhaupt verstehe ich nicht, warum du dich so aufführst, wir haben wichtigeres zu tun-", fing ich an mich aufzuregen, doch in dem Moment schlang er seinen Arm um meine Taille und umarmte mich.

Ich erstarrte für einen Moment und wusste nicht was ich machen sollte, daher klopfte ich ihm auf den Rücken.

"Okay... Das ist seltsam, Finn. Lass mich bitte los, ich muss mit Henry, Clarissa und James reden."

Als er mich nicht losließ, seufzte ich und stieß ihn mit aller Kraft von mir.

Ich wollte nach draußen rennen, als die anderen mir schon entgegen kamen.

"Eva hat uns alles erklärt. Lass uns gehen.", sagte James.

Ich nickte und zückte meine Stele doch Finn schob sich vor mir.

"Nein. Julia bleibt hier, sonst ist es zu auffällig. Eva du gehst mit um uns zu zeigen, wo es langgeht."

Clarissa betrachtete ihn interessiert. "Du musst aber auch nicht mitkommen Finn. Du wirst nicht verlangt und wenn du mitkommst ist es zu auffällig."

Finn funkelte sie an, doch einen Moment später waren die anderen verschwunden.

Er drehte sich zu mir. "Erzähl mir jedes Detail.", verlangte er.

Mona ersparte mir eine zornige Antwort.

"Finn! Du hast mir versprochen den ganzen Abend bei mir zu bleiben!", rief sie maulend und hüpfte auf ihren High Heels auf und ab.

Finn sah kurz zu mir, doch dann antwortete er: "Klar, Schatz."

Als sie weg waren zückte ich meine Stele, doch er kam zurück gerannt, mit einem Jungen im Schlepptau. Max, dass ist Julia, Julia dass ist Max. Habt Spaß."

Er rannte wieder weg, während ich Beschimpfungen vor mich hin murmelte.

"Hey... Hast du Lust auf einen Drink?", fragte Max neben mir schüchtern.

Lustlos nickte ich und ging ihm hinterher, bis mir eine Idee kam.

"Ich muss kurz auf Toilette. Hol doch schon mal die Drinks, ja?", fragte ich mit einem gezwungenem Lächeln.

Er nickte und ging weg, während ich mich in den Wald schlich.

"Hey... Hast du kurz Zeit? Ich glaube du solltest es erfahren.", fragte ich zu Peter und lehnte mich gegen den Felsen.

Peter knurrte genervt.

"Danke.", sagte ich und begann ihm alles zu erzählen.

Der zweite Teil der Party

"Warum erzählst du mir das alles?", fragte mich Peter, als ich fertig war.

"Weil ich denke, dass du wissen solltest, warum deine Freunde und du angegriffen wurden."

Peter vergrub sein Gesicht in den Händen. "Ich verstehe dich nicht. Du vertraust einem Vampir und du sorgst dafür, dass ich Antworten bekomme. Warum?"

Ich betrachtete meine Hände. "Weil ich weiß, wie es sich anfühlt, keine Antworten zu bekommen. Glaub mir, ich habe so viele Fragen und ich habe Antworten, die nicht einmal die Hälfte davon beantworten."

Es raschelte und ich sprang auf, doch es war nur ein Vogel.

"Ich glaube ich gehe zurück, sonst wird Finn misstrauisch. Wenn du irgendetwas weißt, sag mir bescheid, ok?"

Peter nickte und ich hastete zurück zur Partyscheune, wo ich Finn und Mona eng umschlungen im Eingang stehen sah. Max entdeckte mich, doch ich winkte nur kurz und ging in Richtung Akademie. Ich wusste nicht worauf ich sauer war, doch ich wusste, dass ich keine Lust auf Gespräche hatte.

Als ich gegen Mitternacht in der Bibliothek der Akademie immer noch nichts zu meinen Eltern gefunden hatte, lief ich frustriert die Treppen hinunter, wo ich Finn und Mona begegnete, die Arm in Arm die Treppe hochstiegen.

"Wohin gehst du denn, Julia?", fragte Mona spöttisch.

Ich warf ihr einen genervten Blick zu. "Ich gehe zu Eva."

Mona zuckte uninteressiert die Schultern und die beiden stiegen die Treppen weiter hinauf. Erst als ich schon die Stele hervor geholt hatte, klickte es bei Finn.

"Hey! Julia! Warte!!"

Ich drehte mich um. Er schob den Arm von Mona weg und kam mir hinterher gerannt. Ich ging weiter in den Schatten um verdeckt die Schule zu verlassen. Ich trat gerade durch die Tür, als jemand hinter mir her hindurch stieg.

"Finn.", schnaubte ich. "Wärest du mal lieber bei Mona geblieben. Jetzt ist eure perfekte Beziehung gefährdet."

Finn verdrehte die Augen. "Wie kommst du darauf, dass sie perfekt ist?"

"Tu nicht so, ich habe euch doch gesehen. Aber ist doch jetzt auch egal... Wir müssen in das Institut."

Ich lief zu der großen Tür, wo die Wächter mich erkannten, doch sie verwehrten mir den Durchgang.

"Wir dürfen nur Julia DeWinge und enge Vertraute von ihr durchlassen."

Ich öffnete den Mund um etwas zu erwidern, doch Finn griff nach meiner Hand.

"Wir sind zusammen.", sagte er und lächelte gewinnend.

Die Wachen sahen uns misstrauisch an, ließen uns jedoch hinein. Als wir in die Halle traten, wies uns eine Wache an, auf Stühlen zu warten.

Finn setzte sich und die Wache setzte sich einige Meter entfernt entgegen.

Ich drehte mich zu einem Stuhl, doch Finn klopfte auf seine Oberschenkel. Ich sah ihn verwirrt an.

Seufzend stand er auf und zog mich auf seinen Schoß.

Entschlossen trat ich einige Schritte von ihm weg. "Oh nein. Nein, nein, nein.", sagte ich, doch ich sah Finns warnenden Blick bezüglich des Wächters und fügte hinzu: "Ich habe doch gesehen, was mit dir und Mona ist."

Innerlich feierte ich über den verdutzten Blick von Finn.

"Das ist nicht das, wonach es aussieht, Julia.", spielte er mit, ich verschränkte meine Arme.

"Ah ja, genau, deswegen seit ihr ja auch Arm in Arm die Treppe hochgekommen.", sagte ich schnippisch.

Der Wächter stand auf. "Wenn Sie wollen, dass ich ihn hinausschicke, müssen Sie es sagen."

"Äh nein, nein, nicht nötig.", sagte ich verlegen und drehte mich wieder zu Finn, der aufgestanden war.

Er trat näher zu mir. "Ist das noch Schauspielerei?", fragte er so leise, dass nur ich es hören konnte.

Dann beugte er sich zu mir hinunter und küsste mich.

Zu erst war ich viel zu erstaunt um etwas zu tun, abgesehen davon meine Augen zu schließen. Doch als ich mich aus meiner Verwirrung löste, legte ich meine Hand in seinen Nacken und schob ihn wie automatisch näher zu mir.

Ich spürte, wie er grinste und ein Teil von mir wollte eine freche Antwort geben, doch ich schaltete ihn aus, bis der Wächter sich räusperte. Ich stieß Finn von mir und eine Sekunde später kam Henry herein gestürmt.

"Henry, was ist los?", Finn hielt ihn zurück.

Henry sah uns verwirrt und aufgelöst an. "Es kann nicht wahr sein. Das darf nicht wahr sein!", schrie er und riss sich von Finn los, bevor er hinaus stürzte.

Clarissa, James und Eva kamen nun auch zu uns.

Finn sah mich kurz an. "Wir müssen los, wir sind Parabatai."

James und Finn drehten sich um und rannten Henry hinterher.

"Was ist los?", fragte ich Clarissa und Eva.

"Henry hat gerade erfahren, dass seine Eltern nicht wirklich gestorben sind. Sie leben noch, und sie haben die Möglichkeit ihn zu besuchen, aber sie wollen es nicht.", erklärte Eva.

"Oh Gott... Und was hat man dir und James erzählt?"

"Oh wie witzig, dass du fragst, wir sind Geschwister.", sagte Clarissa beiläufig. "Wie dumm, dass wir es schon geahnt hatten, aber das kann ich dir später erzählen. Sag mir lieber, was mit dir und Finn los ist."

Ich sah sie aufgeschreckt an. "Was meinst du?"

Clarissa trat einen Schritt zurück und sah mich schief an. "Nur, warum ihr hergekommen seid? Das fällt auf!"

Ich atmete tief ein. "Ach so... Ja, tut uns Leid."

Clarissa schüttelte den Kopf. "Lasst uns gehen, bevor wir Ärger bekommen."

Als wir uns durch die Akademie schlichen, war es vollkommen leer, kein Wunder, denn als ich auf die Uhr sah, war es schon 3 Uhr morgens.

Als wir am nächsten Morgen aufwachten, geschah das nur, weil der Wecker klingelte.

"Verfluchtes Ding!", beschimpfte Clarissa ihn, doch wir mussten uns wohl oder übel aufrappeln und uns für den Unterricht vorbereiten.

Englisch war zu meinem Lieblingsfach geworden, da unsere Lehrerin so begeistert von ihrem Fach war, dass sie die ganze Klasse mitriss und auch Selbstverteidigung war toll.

Als ich zum Mittagessen die Treppe hinunter lief, kam mir Mona entgegen. Besser gesagt, rammte sie meine Schulter, als sie an mir vorbei rannte. Ich sah ihr erst hinter her, dann zum Fuß der Treppe wo Finn stand, die Hände in den Taschen vergraben.

"Hey, was war denn da los?", fragte ich ihn verwundert.

"Ich habe Schluss gemacht.", sagte er knapp und ging in die Essenshalle und ließ mich verdattert stehen.

Bestürzt drehte ich mich um und rannte nicht in die Essenshalle sondern Mona hinterher.

Ich holte sie kurz vor ihrem Zimmer ein.

"Mona warte!" Sie blieb stehen, ihr Gesicht tränenüberströmt. Sie sah mich abwartend an.

"Ähm... Ich denke, du solltest nicht so leicht aufgeben..." Okay, das klang abgedroschen. Neuer Versuch. "Hör zu, Finn ist launisch, vielleicht meinte er das nicht so." Noch schlimmer. Ich hielt den Mund, während Mona um Luft rang.

"Ich glaube nicht, dass es eine Laune war. Er sagte, es sehr ernst. So ernst habe ich ihn nie gesehen. Als ich fragte warum, sagte er, er würde nicht mehr in mich verliebt sein und als ich fragte ob es wegen dir sei, hat er nichts gesagt."

Mona wirbelte herum und schlug mir die Tür vor der Nase zu.

Wütend lief ich in die Essenshalle, packte Finn und zerrte ihn aus der Halle hinaus die Treppe zu Monas Zimmer hinauf.

"Hey!!!", rief er verärgert und machte sich von mir los. "Was willst du von mir?"

"Ich will, dass deine Wenigkeit sich in Monas Zimmer begibt und du ihr sagst, dass du es nicht so gemeint hast und ich will, dass ihr wieder zusammen kommt."

Finn sah mich entgeistert an. "Warum willst du so etwas?"

"Weil sie mir Leid tut und weil ich nicht zwischen euch stehen möchte. Das gestern Nacht..."

Ich brach mitten im Satz ab und sah zur Seite. Finn trat eine Schritt näher zu mir.

"Auch wenn gestern Nacht ein Schauspiel war, bin ich nicht mehr in Mona verliebt. Gestern Abend war so ziemlich aufgezwungen und jetzt stell dir vor, mit wie vielen Mädchen ich flirten kann, da ich nun wieder single bin."

"Ah ja.... Genau... Na wenn du meinst, dann kann ich nichts tun. Geh und flirte mit allen weiblichen Wesen an dieser Schule."

Ich machte meine Zimmertür auf und wollte sie hinter mir zu machen, doch Finn schob erst sein Fuß und dann sich selbst durch die Tür, die er hinter sich zu machte.

"Julia? Ist alles in Ordnung?"

"Ja. Geh nur und spiel den Gockel zwischen den Hühnern.", sagte ich und richtete Clarissas Armbänder, die auf der Kommode lagen.

"Bist du etwa eifersüchtig?", fragte Finn und ich verabscheute den spöttischen Unterton in seiner Stimme.

"Was? Nein, wieso sollte ich?"

Finn trat neben mich. "Du musst nicht eifersüchtig sein, Julia."

"Bin ich auch nicht, ok?!", sagte ich und riss mich zusammen. "Lass uns wieder hinunter gehen-"

In dem Moment hörte ich ein Klopfen an meinem Fenster.

Finn und ich tauschten einen Blick, dann lief ich ins Zimmer und erschreckte, als Peter auf dem Fensterbrett hockte.

Ich öffnete das Fenster, gerade als Finn mir ins Zimmer folgte.

"Peter?", fragte ich verwirrt. "Was machst du denn hier?"

Doch Peter sah nicht mich an, sondern Finn.

"Was macht der da hier?", fragte Finn und kam neben mich. "Bist du hier für einen Snack oder was?"

Peter verschränkte die Arme. "Mir ist etwas eingefallen, aber ich sage nichts, solange er hier ist."

Ich drehte mich zu Finn. "Geh mal bitte kurz raus."

"Was?! Nicht dein ernst oder? Woher weißt du, dass er dich nicht bis aufs Mark aussaugt, wenn ich raus will?"

"Ach und du könntest da was dagegen tun?", spottete Peter.

"Immerhin habe ich dein Leben gerettet, du-"

"Haltet doch beide Mal den Mund!", rief ich. Ich schob den Ärmel meiner Jacke hoch und hielt Finn den Arm hin.

"Ich vertraue Peter. Okay? Hätte er Hunger auf mich hätte er mich schon längst essen können."

Finn schnappte nach Luft und griff nach meinem Arm. "Wann ist das passiert?"

"Spielt doch jetzt keine Rolle. Geh hinaus und sag niemandem ein Wort darüber... Bitte."

Finn warf mir einen missmutigen Blick zu und ging hinaus.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Das war das erste Kapitel von meiner FF "Der Spiegel", ich hoffe es hat euch gefallen :)
Ich versuche auf jedenfall regelmäßig Kapitel zu veröffentlichen.

Anicorn Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Wer wird wohl Julia davon abhalten wollen, herauszufinden woher das klopfen kommt?
Eines aber schon mal vorweg: Clarissa und auch Eva und die drei Jungs wissen mehr, als sie sagen wollen... oder dürfen.

Hoffe wie immer euch hat das Kapitel gefallen ;) Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Ein Geheimnis ist schon mal gelößt, doch gleichzeitig werden neue erwähnt... Wie es wohl weitergeht? Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Jaaaa der erste Auftrag mal sehen wie das ausgeht, wenn die drei zusammen kämpfen.... :""D Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Okayyy das Kapitel ist viel länger geworden, als ich es geplant hatte, aber ich hab es nicht über's Herz gebracht einfach mittendrin abzubrechen...
Oh und entschuldigt mich, wenn die Kapitel-Überschriften schlecht sind. Kapitel-Titel sind überhaupt nicht meine Stärke...
;) Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Okayyy... wieder länger geworden, als geplant, aber egal ;) Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Ich denke, die nächsten Kapitel werden mir leichter von den Fingerspitzen gehen, jetzt wo ich einen Teil der Vergangenheit geschafft habe...
;) Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Finn ist schon 'n bisschen anstrengend, genauso wie Julia, denn eigentlich will ich ja mit Henry und den anderen voran kommen, aber die beiden haben Vortritt...
;) Komplett anzeigen

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Kommentare zu dieser Fanfic (6)

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Von:  NovemberGirl
2016-06-17T13:01:04+00:00 17.06.2016 15:01
Spannend wie bisher... du schreibst echt gut *.*
ich freu mich auf mehr! vorallem auf die Antworten, die die Mädels bekommen :)
Von: abgemeldet
2016-06-05T21:05:07+00:00 05.06.2016 23:05
YAY. Du bist so süß, ich freue mich total, dass ich eine Widmung bekomme. Das Kapitel ist natürlich erste Sahne und du kannst echt gut schreiben, hab ich dir das schon mal gesagt?
Ach so und ich weiß das meine Seelentheorie ziemlich cool ist :)))
Immer schön weiterschreiben. ;)
Von:  NovemberGirl
2016-06-03T06:58:52+00:00 03.06.2016 08:58
sehr sehr spannend :)
ich freu mich auf mehr!
Von: abgemeldet
2016-06-01T20:56:08+00:00 01.06.2016 22:56
Uh. Spannend spannend. Ich bin in freudiger Erwartung auf weitere Kapitel.
Von: abgemeldet
2016-05-31T04:32:43+00:00 31.05.2016 06:32
Heiii,
Anna Banana sehr nette Story hier. Na dann will ich gern wissen wie es hier weitergeht.
Antwort von:  Anicorn
31.05.2016 14:09
Carol du alte Eule :D
Ich lade gleich ein neues Kapi hoch ;)
Von:  NovemberGirl
2016-05-27T07:40:07+00:00 27.05.2016 09:40
huiiii, der Anfang klingt gut! ich freu mich auf weitere Kapitel :-)
und ich bin gespannt wer Finn ist und wie es mit dem weitergeht... *.*
Antwort von:  Anicorn
27.05.2016 17:57
Freut mich, dass es dir gefällt :D


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