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Von Heilern und Sorgenbrechern

Der Anfang von was Neuem
von

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Mondschau und Feldfeuer

Morrigain ging zuerst ins Büro, nachdem sie ihre Haare etwas zurecht gezupft hatte. Dionysos wartete hinter der Tür, auf Morrigains Handzeichen. Mit eleganten Schritten ging sie zu Thoths Schreibtisch, der etwas von dem Regal weg stand, das Morrigain Dionysos angezeigt hatte, wo die Schriftrolle lag. Morrigain musste nur dafür sorgen, dass Thoth nicht hinsah, was sein Schüler da machte.

„Hallo, Thoth-sensei… störe ich?“ Der Ibisgott hob den Kopf von seinen Schriften als die Rabengöttin vor seinen Schreibtisch trat. Keck stütze sie ihre Arme auf seinen Tisch und beugte sich leicht nach vorne.

„Bean Sí… was kann ich für dich tun?“, fragte er, wenn auch etwas verwirrt.

„Es ist wegen meiner Hausaufgaben… Da gibt es eine Sache, die ich nicht ganz verstehe.“ Sie zog ihr Heft und eines ihrer Bücher aus ihrer Tasche und legte diese dem Lehrer vor die Nase.

„Lass mal sehen…“ Er rückte sein Monokel zurecht und guckte sich die Sache mal an. Hinter ihrem Rücken wedelte Morrigain auffordern mit ihrer Hand. Das war das vereinbarte Zeichen und Dionysos schlich auf Zehenspitzen rein zum Regal. Sie hörte dann hinter sich leises Rascheln von Pergament. Jetzt war äußerste Vorsicht geboten!

Thoth murmelte leise während er die Aufgabe durchlas, dann sah er ihr ins Gesicht.

„Es ist eine einfache Aufgabe, da hättest du nicht damit zu mir kommen müssen.“

„Naja… ich dachte Sie wissen mehr über dieses Thema Bescheid. Mein Metier ist ja der Krieg und der Tod, und diese Aufgabe hat nichts mit eine von den beiden zu tun.“

„Aber intelligent genug bist du dafür um das hier selber zu lösen!“, sagte Thoth mit leichter Rage in der Stimme. Morrigain genoss den strengen Ton. Das Rascheln hinter sich hörte sie noch. Such nur weiter, Weinkopf dachte sie sich mit Vorfreude.

„Sie finden ich bin intelligent?“, fragte sie, mit schmeichelnden Ton und fixierte ihn mit ihren stahlblauen Augen. Thoth wurde es etwas unheimlich und verstummte zuerst, während er sie auch anstarrte. Dann aber räusperte er sich.

„Intelligent genug, um nicht nur an Gemetzel und Kriegsgeschrei interessiert zu sein.“

„Stimmt… seid ich hier bin habe ich sehr viel gelernt. Bestimmt liegt es an meinen Mitschülern… oder vielleicht auch an Ihnen?“ Dionysos verdrehte im Hintergrund die Augen. Ganz sicher war sie nicht wegen ihrer Hausaufgaben hier. Er suchte weiter.

„An mir?“, fragte Thoth, etwas unsicher. Morrigain hatte ihn in der Zange und sie lächelte verführerisch.

„Wissen Sie… ich bewundere Sie… Einen Mann solcher Intelligenz, habe ich vorher noch nie getroffen.“ Sie näherte ihr Gesicht dem seinem, wie gebannt in seine Augen blickend. Fast berührten sich ihre Nasenspitzen und sie sah wie er errötete. Dann aber wich er etwas zurück.

„Morrigain Bean Sí!! Ich bin dein Lehrer! Es ist meine Pflicht dich und die anderen zu unterrichten. So will es Zeus! Aber es ist gut, dass du gelernt hast nicht nur an Krieg zu denken.“ Sie kicherte leise.

„Danke…“ Dabei blickte sie, von Thoth unbemerkt, leicht über ihre Schulter. Dionysos stand nicht mehr am Regal.

Sie schnappte ihr Buch und Heft.

„Tja… Sie haben mir sehr geholfen. Ich gehe jetzt wieder. Einen schönen Tag noch, Thoth…“ Elegant drehte sie sich auf dem Absatz um und verließ das Büro, einen verdatterten Thoth zurücklassend. Dionysos wartete draußen auf sie.

Er schüttelte nur den Kopf als er sie mit blutroten Wangen raus kommen sah.

„Dionysos Thyrsos! Ich stehe für immer in deiner Schuld! Das waren die schönsten Augenblicke in meinem Leben!“

„Meine Güte! Du hättest nicht so heftig mit ihm flirten müssen. Und ich dachte du bist ‘ne Kriegsgöttin.“

„Bin ich ja auch! Naja… mit der Liebe ist es so ähnlich wie im Krieg, da wird auch gekämpft und erobert und… Haaaach…“ Sie erschauderte mit Wonne.

„Meine Schwester Athene ist auch Kriegsgöttin und benimmt sich nicht wie du.“

„Sie hat keine Ahnung…“, schmachtete Morrigain knapp.

„Egal… ich habe die Schriftrolle!“, sagte Dionysos einfach und zeigte sie.

„Gut… beim nächsten Mal wenn Meduna wieder rumwandert, nehmen wir sie mit. Wird aber etwas knifflig sein, alles so schnell zu übersetzten…“ Dionysos grinste aber.

Dann antwortete er: „Ich werde mir Notizen machen lassen.“

„Was? Du machst ja nicht mal selbst im Unterricht Notizen! Ich habe oft genug mitgekriegt wie aufmerksam im Unterricht du bist.“

„Überlass das mir. Heute Nacht, kommen wir der Sache näher…“
 

In der Nacht, schlich sich jemand in die Schlafsäle der japanischen Götter, in Tsukitos Zimmer und rüttelte ihn wach.

„He, altes Mondgesicht, wach auf!“

Tsukito drehte sich nur auf den Rücken, immer noch die Augen zu.

„Es ist noch kein Vollmond, Ototo…“, brabbelte er vor sich hin.

„Ne, ich bin’s! Wach trotzdem auf!!“ Dionysos zog einfach das Kissen unter Tsukitos Kopf weg, wodurch er endgültig erwachte.

„Dionysos? Was ist los?“

„Ich will dass du mir was aufschreibst! Du bist ja geübt darin.“

„Ist es wichtig?“, fragte Tsukito, während er sich den Schlaf aus dem Auge rieb.

„Für mich auf jeden Fall!“ Tsukito wunderte sich sehr über Dionysos‘ Unruhe. Dieser packte ihn grob am Arm. „Komm jetzt!!“

„Na… Na gut, wenn du mich darum bittest…“ Er holte sein Notizheft und einen Stift und folgte Dionysos. Sein Hase Usamaro war auch erwacht und wollte hinter her.

„Du bleibst hier, Usamaro!“, rief Tsukito ihm zu und war schon draußen.

Draußen, als die beiden in das Licht des zunehmenden Halbmondes traten, kamen überraschend Morrigain und Artemis den beiden entgegen.

„Dee-Dee!! Sag bloß du willst auch Tsuki-Tsuki mit reinziehen?!“

„Was macht ihr hier?!“, fragte Dionysos ohne auf die Frage seiner Schwester zu antworten.

„Ich wollte nur Bescheid sagen, dass Meduna schon längst im Wald ist. Wenn wir uns nicht beeilen geht sie in Richtung Klippe!“, mahnte Morrigain aufgeregt.

„Oh Nein!!“

„Da geht’s tief runter, hat mir Thor-Thor gesagt! Schnell!!!“

Die vier eilten in den Wald, zu einem kleinen Pfad, da trafen sie auf die schlafwandelnde Meduna. Den vieren fiel auf dass ihr Gesicht tränennass war. Sie sang wieder ihr Lied.

„Was singt sie da?“, fragte Tsukito.

„Eben das sollst du aufschreiben! Wir wollen das übersetzen!“

„Verständlich…“ Tsukito zückte sein Heft und Stift, und begann flink zu schreiben.

„Gut so… Und wehe du vergisst ein Wort!“

„Dee-Dee.“, zischte Artemis wütend. Als ob Meduna wusste wohin sie ging, setzte sie ihren Weg fort. Sie erreichten tatsächlich die Klippe, Meduna ging einfach auf den Rand zu.

„Oh Nein, Med-Med!! Sie wird noch springen!“

„Wir dürfen sie aber nicht aufwecken, Artemis!“ Morrigain hielt die silberhaarige Mondgöttin zurück. „Am besten wir… DIONYSOS!!!“ Dieser hechtete vor und schlingt seine Arme um Meduna. Sie blieb dadurch stehen, schlief aber immer noch und ihr Gesang verstummte. Alle waren still und blickten auf sie und Dionysos.

„Springst du, springe ich hinter her… aber, bitte zwinge mich nicht es zu tun…“, flüsterte er in ihr Ohr. „Egal was dich grade wurmt, ich will dir helfen… lass mich dir helfen, Liebste…“ Meduna reagierte nicht. Morrigain, Artemis und Tsukito sahen wie gebannt auf die beiden.

„…Ich liebe dich, Meduna…“, flüsterte er und streichelte sie sacht am Bauch. Sie nahm, wie benommen seine Hand und tat sie weg. Sie ging stumm und immer noch schlafend weiter aber von dem Klippenrand weg. Sie sang nicht mehr, aber Tränen flossen über ihr Gesicht.

„Jetzt kehrt sie wohl zurück…“, flüstert Morrigain. Sie folgten ihr.

„Brix…“ , flüsterte Meduna. „Bitte vergib mir… vergib mir, ich…“ Und Meduna klappte zusammen. Dionysos fing sie noch.

„Was hat sie jetzt gesagt?“, fragte Artemis.

„Sie hat um Vergebung gebeten.“, antwortete Tsukito. „Aber warum lächelt sie?“ Keiner wusste warum. Dionysos lächelte aber auch, erleichtert, dass Meduna nichts passiert ist. Rasch brachten sie Meduna zurück und schlüpften rasch in ihre Betten.
 

Am nächsten Morgen fand sich Meduna wieder in ihrem Bett. Sie war erleichtert, es schien als ob sie nachts wieder in ihr Bett gekommen ist. Allgemein fühlte sie sich besser. Im Unterricht wunderte sie sich, dass Morrigain, ganz schläfrig, Thoth nicht mehr so anschmachtete und nicht nur Dionysos ein Nickerchen auf seinem Tisch machte, sondern auch Artemis. Tsukito ließ sich nichts von seiner Müdigkeit anmerken. Nach dem Unterricht ging sie zu Dionysos um ihn zu wecken.

„He… wach auf… Dionysos?“

„Wa…! Wie?“ Er guckte ihr direkt ins Gesicht. „Ach, du bist es…“ Sie kicherte verlegen.

„Weißt du eigentlich wie niedlich du aussiehst, wenn du schläfst?“

„Ich sehe niedlich aus?“

„Ja… irgendwie… Ich glaube du solltest allgemein früher ins Bett, ist auch gesünder.“

Sie strich kurz mit ihrer Hand über seinen Rücken, sie war warm und weich. Mit einem Lächeln verließ sie das Klassenzimmer. Er sah ihr nur nach. Meduna war fast wieder die alte. Ob sie ahnt was gestern passiert war?
 

„Nein, du Depp!! Es heißt anders!!! Achte auf die Betonung!“, schimpfte Brigid.

Sie, Dionysos, Morrigain und Hades saßen zusammen um das Lied mit Thoths Schriftrolle zu übersetzten.

„Ach so… jetzt macht es mehr Sinn.“, erwidert der junge Weingott und korrigierte den übersetzten Satz auf seinem Blatt. Brigid klapste ihn hart auf den Kopf.

„Du solltest mal weniger Wein saufen, dann klappt‘s mit der Denkleistung besser.“

„Das sagt die Richtige… Wenn es bei uns daheim was zu trinken gab, warst du auch nicht grade zurückhaltend.“, kommentierte Morrigain keck. Brigid ignorierte sie.

„So ich bin fertig!“, sagte Dionysos zufrieden. Hades sah sich das Blatt an und las leise vor:

„Junger Falke, bei den Feuern fand ich dich,

später gab ich dir das Leben und du dein Herz,

doch wehe mir, wo bist du hingegangen

Wohin wirst du gehen, wo kann ich dich finden,

In die Nebel verschwandst du,

Am selben Tag wo einst, wir uns fanden.

Junger Falke, könntest du bei mir sein,

heilen die Wunde, die dein Gehen hinterließ,

könntest du nur zurück zu mir,

Ewigkeiten würde ich darauf warten…“

„Hmm… Offenbar wurde sie verlassen. Bestimmt von diesem Brix, aber dass sie ihn so hinterher weint…“, murmelte Brigid, als Hades geendet hat.

„Vielleicht starb er auch. Das würde das mit den Nebeln erklären.“, fügte Morrigain zu.

„Stimmt.“

„Egal ob er sie freiwillig verlassen hat oder starb, Meduna leidet noch unter diesen Verlust und lässt ihr keine Ruhe. Aber warum zeigt sich das jetzt und nicht schon vorher?“, fragte Hades.

Dionysos betrachtete die Zeilen nochmal.

„ „…Am selben Tag wo einst, wir uns fanden…“ Kann es sein dass es sich bald wieder jährt?“, fragte er dann jetzt.

„Natürlich!!!“, rief Morrigain und schlug sich mit der Hand gegen ihre Stirn. „Beltaine!!! „…Bei den Feuern…“ Da muss sie ihn kennen gelernt, aber auch verloren haben!!!“

„Beltaine?“, fragten Hades und sein Neffe wie aus einem Mund.

„Ein Fruchtbarkeitsfest was die Menschen im keltischen Reich gefeiert haben. Beltaine wird es bei uns in Irland aber auch Britannien und Schottland genannt. Da werden große Feuer angezündet, gefeiert, Hirschfleisch gegessen, verliebte Paare springen Hand in Hand übers Feuer umso Glück zu bekommen und es wird dann auch… ähh naja…“ Brigids Gesicht wurde etwas rot und Morrigain grinste.

„Besonders das große Paar macht es, um das Land mit Fruchtbarkeit zu segnen. Die Menschen glauben dann, dieses Paar sei Cernunnos, Gott der Wälder und Fruchtbarkeit, und seine Gefährtin, die jungfräuliche Jägerin. Cernunnos wurde von allen Menschen im Keltenreich verehrt und trat gerne mal mit Hirschgeweih auf. Manche sagen zu dem Fest Feldfeuer oder „Bel-Feuer“, wegen „bel“ was in unserer Sprache strahlend oder hell heißt.“

„Kommen auch echte Götter zu diesem Fest?“

„Zugegeben… Ab und zu, sind wir doch etwas neugierig und mischen uns unter die Menschen.“, antwortete Morrigain und zuckte mit den Schultern.

„Wann ist dieses Fest dieses Jahr?“, fragte Dionysos.

„Beim nächsten Vollmond, das ist in knapp zwei Wochen.“, antwortete Brigid. „Da wollte aber Tsukito seine Mondschau feiern.“

„Ich finde da ist die beste Gelegenheit um mit ihr zu reden. Ich werde ihr alles sagen…“, beschloss Dionysos, sein Onkel lächelte verständnisvoll.

„Bis dahin sorgen Brigid und ich, dass Meduna nicht rum wandert.“, feixte Morrigain und holte aus ihrer Tasche einen kleinen Dietrich aus Metall. Diesen gab sie Brigid.

„Wo hast du den denn her?“, fragte sie.

„Loki sollte besser auf seine Tasche aufpassen. Bestimmt hat er diesen gebraucht, um Artemis eine fette Kröte ins Bett zu schmuggeln.“

„Ach so… Und ich soll einen zweiten Dietrich für uns machen, richtig?“, fragte Brigid. Morrigain nickte drauf.

„Ihr wollt Meduna einschließen?!“, platzte Dionysos rein.

„Nur über Nacht. Bevor sie aufwacht, schließen wir auf.“, entgegnete Morrigain. Dionysos war dann beruhigt.

„Dass Loki einen Dietrich hat, habe ich mir schon gedacht.“, meinte Hades nachdenklich. „Apollon hatte ja einmal Juckpulver im Schlafanzug gehabt. Er hat deswegen uns das Bad stundenlang blockiert.“ Dabei grinste er leicht amüsiert.
 

Endlich war Vollmond und auch Mondschau. Dementsprechend waren alle in Kimonos gekleidet, auch die Mädchen die, außer Yui, zum ersten Mal eine japanische Mondschau feierten. Brigid hatte für sich und die anderen Mädchen Haarschmuck aus verschiedenen Metallen hergestellt. Artemis war so lange Kleidung nicht gewohnt. Dauernd zupfte sie an ihrem Kimono rum.

„Hmmm… Der Kimono ist echt hübsch, aber er bietet so wenig Bewegungsfreiheit.“

„Also, mit ‘nem Kimono musst du nicht auf die Jagd gehen, Arte-Arte.“, erwiderte Apollon. Morrigain, Yui und Meduna tauchten auf, jetzt waren alle da.

„He, Yosei-san, Med-Med, Mo-Mo, ihr sieht toll aus!“, rief Apollon ihnen zu. Morrigain verzog ärgerlich das Gesicht wegen ihres Spitznamens.

„Sag mal Ahollon, warum nennst du Morrigain „Pfirsich“?“, fragte Takeru belustigt Apollon.

„Was? Pfirsich?“

„Ja, Momo bedeutet auf Japanisch Pfirsich. Findest du sie etwa so süß?“

„Äh, NEIN!!!“, rief Apollon und schüttelte heftig den Kopf. Meduna und Yui kicherten.

„Hätte ja sein können, weil so haarig wie ein Pfirsich ist sie nicht.“

„HEY! Totsuka!! Wage es ja nicht mich noch mal so zu beleidigen oder ich lasse dich vierteilen und verfüttere dich an meine Raben!“

„Ist schon okay, Pfirsich…“, erwidert Takeru vorwitzig.

„Na warte!!“ Morrigain jagte ihm hinter her, während er lachend davon lief.

„Das habe ich nicht gewusst, ganz ehrlich…“, murmelt Apollon leise und peinlich berührt. Auch Artemis kichert deswegen.

„Tolle Aktion, Ahollon!“, feixte Loki und schlug Apollon lachend auf die Schulter.

„Ihr sollt mich nicht so nennen!“, quengelte der Sonnengott beleidigt.

„Ahollon.“, äffte Artemis Loki nach und lachte auch. Loki gab ihr ein High-Five dafür.

„Arte-Arte, du auch?! Meine eigene Schwester!!!“ Das Lachen wurde größer.

„Naja, für Morrigain ist es besser ein Pfirsich zu sein als eine Stinkmorchel.“, gluckst Meduna und, Yui und Brigid nickten zustimmend.

„Hallo Meduna…“ Dionysos trat auf die Mädchen zu. Meduna verstummte sofort und senkte den Blick.

„Hallo…“

„Du siehst echt schön aus heute.“ Er lächelte freundlich. Meduna wurde scharlachrot und sah ihn nicht an.

„Danke…“, sagte sie kurz angebunden. Brigid und Yui sahen sie mitleidsvoll an.

Die Mondschau ging weiter, mit dem Unterschied, dass alle nicht japanischen Jungs peinlich genau die verdächtig grünen Sojaklöße mieden, um ja nicht das scharfe Wasabi abzubekommen. Brigid war etwas mutiger und versuchte zumindest eins, was sie aber vertrug. Die Stimmung wurde lockerer, aber nicht wegen des angebotenen Sake.

Dionysos hatte ein wenig gewartet, bis er dann zu Meduna ging und sie ansprach.

„He… ähm… könnte ich mit dir sprechen? Unter vier Augen?“ Meduna war überrascht und zögert zuerst.

„Ähm… O…okay…“ Sie folgte ihm, etwas abseits von den Anderen. Sie fragte sich was Dionysos vorhatte.

„Was wolltest du sagen?“, fragte sie dann.

„Zuerst muss ich dir beichten, dass ich weiß, dass du schlafwandelst…“ Meduna erschrak.

„WAS?! Aber dein Onkel hat mir versprochen, dass er nichts…“

„Apollon und ich haben ihn belauscht. Er hat uns nichts verraten. Tja, und ehrlich gesagt… Wir haben uns Sorgen gemacht und sind dir nachts hinterher geschlichen.“

„Ihr seid mir hinter her geschlichen??!!!“

„Ich kann verstehen, wenn du sauer bist, tut mir Leid…“ Dionysos griff sacht nach ihrer Hand. „Ich tat es aber auch, weil ich dir helfen wollte.“ Sie starrte ihn an.

„Dir ist was Schlimmes zugestoßen, das verrät auch dein Lied, das du im Schlaf singst…“

„Ich habe im Schlaf gesungen?“, fragte Meduna irritiert. Dionysos nickte.

„Wir haben etwas Hilfe gebraucht, aber wir konnten ungefähr herausfinden was dein Lied bedeutet. Du hast wohl jemanden verloren, den du wohl sehr geliebt hattest.“ Medunas Augen füllten sich mit Tränen und sie entzog ihm, mit schuldbewusstem Gesichtsausdruck, ihre Hand.

„Ich wollte dir nicht wehtun, aber ich konnte auch nicht mit ansehen wie du dich gequält hast. Ich liebe dich und ich wollte dir nur helfen!“

„Du kannst nichts dafür… Es… es tut nur jedes Jahr um diese Zeit immer so weh… es ist zwar über 2000 Jahre her aber…“ Dionysos nahm sie ihn den Arm um sie zu trösten. Meduna ließ es zu.

„Damals… es war beim Fest der Feldfeuer, wie heute… Da habe ich ihn zum ersten Mal gesehen… Brix, ein Krieger aus einem nahegelegenen Dorf… Zuerst hatte ich mich vor ihm versteckt als er mich sah, später fand ich ihm verletzt im Wald, er war jagen gewesen… Ich heilte seine Wunden und da haben wir uns ineinander verliebt… Ich habe noch heute seine dunklen Augen vor mir… Falkenaugen, deshalb nannte ich ihn „Junger Falke“… Wir waren so glücklich… wir… wir wollten sogar heiraten… Ich hätte für ihn meine Göttlichkeit aufgegeben um als Mensch mit ihm zu leben, aber dann… Ein Jahr später…“ Sie schluchzte laut und Dionysos streichelte ihr honigblondes Haar. „Römer… Sie haben unser Land erobert… Er hat… gekämpft… Ich fand ihm auf dem Schlachtfeld, er… Ich konnte nur noch zusehen wie er in meinen Armen starb… Am Tag der Feldfeuer starb er und ich habe ihn nicht retten können!!!“ Sie klagte laut, Dionysos verstand es jetzt voll und ganz.

„Es tut mir leid, was dir widerfahren ist. Besonders weil die Römer mich ja auch verehrt hatten…“

„Ich weiß… Ich gebe dir keine Schuld… Du hast sie nicht dazu angestiftet… Aber seit ich dich kenne… Ich fühle mich schuldig, wenn ich dich sehe…“

„Warum?“

„Nun ja, du bist immer nett zu mir und ich kann mich mit dir unterhalten und…“ Sie seufzte verzweifelt.

„Ich fühle mich als ob ich Brix un…“ Dionysos küsste sie sacht auf ihre Lippen. Sie beruhigte sich etwas.

„…als ob du ihm untreu wärst, wolltest du sagen?“ Meduna nickte.

„Ich kann dich verstehen. Weißt du… Ich war mal verheiratet gewesen.“ Meduna starrte ihn an.

„Wirklich?“

„Ariadne war ihr Name gewesen. Sie wollte ihrem Liebsten in seine Heimat folgen, aber er hatte sie eiskalt bei einem Zwischenstopp seiner Heimreise auf einer Insel ausgesetzt. Ich hatte sie am Strand gefunden und sie getröstet. Für mich war es Liebe auf den ersten Blick gewesen. Wir haben auch recht bald geheiratet und Vater hatte ihr Göttlichkeit verliehen, aber ich merkte rasch, dass sie nicht wirklich glücklich war mit mir. Sie war freundlich und gut zu mir aber offenbar liebte sie den Typen von damals immer noch, trotz dass er sie ausgesetzt hatte. Und dann als er starb, nahm sie sich das Leben.“ Meduna war erschüttert als sie das hörte.

„Ich hatte mich damals auch so gefühlt, als ob ich nie wieder etwas für jemanden empfinden könnte. Aber die Tatsache, dass Ariadne, trotz ihrer Liebe zu den Anderen, mich nicht betrogen hatte und sie jetzt mit ihm in der Unterwelt zusammen ist und vielleicht jetzt glücklich ist, tröstet mich.“ Er lächelte leicht, wenn aber auch betrübt.

„Du denkst oft an sie, oder?“

„Naja, sie war meine Frau und meine erste große Liebe, sowas vergisst man nicht einfach.“

„Aber du liebst jetzt mich, oder?“, fragte Meduna unsicher. Dionysos streichelte ihr über die Wange.

„Ja… da kannst du dir ganz sicher sein…“ Jetzt lächelte auch Meduna. Sie wollte noch was sagen, aber ihr fiel nicht ein was, so küsste sie Dionysos einfach nur. Erst fühlte sie sich wieder etwas schuldig, dachte sich aber, dass Brix bestimmt nicht gewollt hätte, dass sie unglücklich ist. Jetzt ist sie glücklich und das liegt an Dionysos. Er erwiderte ihre Umarmung, während er ihren Kuss genoss. Sie ist wahrhaftig eine große Heilerin, er hatte auch durch sie seine Schmerzen vergessen. Als sie ihn los ließ, fasste sie seine Hand.

„Wollen wir vielleicht etwas gehen?“, fragte Meduna leise.

„Warum nicht?“

Sie gingen, weg von den anderen, ein wenig über das Schulgelände. Nur der Mond beleuchtete alles. In einem kleinen Weidenhain, ließen sich die beiden etwas später nieder. Sie saßen neben einander, hielten sich an den Händen und sahen sich liebevoll an. Die beiden schwiegen einfach nur für eine ganze Weile. Worte waren auch grade überflüssig. Dionysos nahm sie in den Arm und streichelte ihren Rücken.

„Bestimmt, suchen die anderen nach uns.“, kicherte Meduna. „Sollen sie doch suchen…“

„Onkel Hades würde bestimmt nach mir suchen.“, lachte Dionysos. Meduna blickte Dionysos glühend an, während ihre Hand in seinen Kimono-Kragen glitt.

„Hat dein Onkel etwa Bedenken, dass du irgendwas anstellst?“

„Ihm kann es eigentlich egal sein. Ich bin ja nur sein Neffe und nicht sein Sohn.“ Er spürte ihre warmen Finger auf seiner Haut. Ein wenig nervös sah sie ihn an.

„Meduna…?“ Mehr brachte er nicht raus. Ihr Blick und ihre Berührungen betäubten seine Zunge. Sie verstand aber was er fragen wollte.

„Heute Nacht ist das Fest der Feldfeuer, da geschehen viele Dinge… Ich hatte zwar noch nie…aber,… ich vertraue dir.“ Er lächelte sie an und löste den Obi ihres Kimonos. Sie küsste dabei sacht den Vagusnerv an seinem Hals, wobei er erschauderte. Ihr Haar roch schwer nach Mädesüß und ihre Haut fühlte sich warm und geschmeidig an. Meduna löste nun seinen Obi und legte sich nackt auf ihren ausgebreiteten Kimono. Schwer atmend beugte sich Dionysos über sie, ebenso nackt. Mit beiden Händen fasste sie seinen Kopf und zog sein Gesicht zu ihrer Brust, die er sacht küsste.

„Ich habe gehört, dass bei eurem Fest der Gott der Fruchtbarkeit geehrt wird, stimmt’s?“, fragte Dionysos als er sich von ihr löste.

„Ja… Ein Priester, der seine Rolle als „Hirschkönig“ übernimmt, vollzieht mit einer Priesterin „die große Vereinigung“… Ich will dich heute Nacht als meinen Hirschkönig…“ Er legte die Arme um sie.

„Solange ich kein Geweih dabei tragen muss, bin ich das gerne…“ Kichernd schüttelte sie leicht den Kopf, bevor Dionysos sie wieder küsste. Während er süßen Blütennektar auf ihren Lippen schmeckte, gab sich Meduna ihm völlig hin.
 

Natürlich suchten die Anderen nach den Verliebten. Die halbe Nacht suchten sie, bis der Mond zu sinken begann, da gaben sie ermüdet auf. Erst im Morgengrauen fanden Apollon, Artemis und Hades die beiden im Weidenhain, eng umschlungen, schlafend mit einem Lächeln im Gesicht und nur mit ihren Kimonos bedeckt. Da brauchte niemand zu fragen, was die beiden letzte Nacht gemacht haben…



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