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Im Meer der Erinnerungen

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Uhm... es ist mir irgendwie superpeinlich, dass ich vergessen habe dieses Kapitel hochzuladen und schon Kapitel 10 oben habe. Mir dieser Berichtigung melde ich mich aus dem Urlaub zurück und denke, dass ich am Freitag wie gehabt Kapitel 11 hochladen kann. Irgendwie frage ich mich ob Kapitel 10 nahtlos an Kapitel 8 lesbar ist ohne das man verwirrt ist. Oh jeh, ich hoffe ihr nehmt mir diesen Fehler nicht übel, ich schätze ich war ein bisschen müde vor dem Urlaub x'D Komplett anzeigen

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Entführt

Die Septemberhitze stand auf dem Fenster zum Klassenzimmer, welches Hikari am Nachmittag geöffnet hatte um ein wenig frische Luft herein zu lassen während sie sich mit zwei Klassenkameraden den Putzdienst teilte. Selbst wenn man alle Fenster im Klassenraum weit aufriss, brachte es kaum etwas da die sommerliche Luftfeuchtigkeit auch an diesem Tag über die Achtzigprozentgrenze hinauskletterte. Das Mädchen sah in die lustlosen Gesichter ihrer beiden Mithelfer und konnte nicht anders als bitter lächeln. Selbst hier untätig rumzustehen ließ den Schweiß in kleinen Rinnsalen ihre Wirbelsäule entlangfließen.

„Ich übernehme den Boden mit Takeda-kun wenn du das Tafelwischen übernimmst, Hinako-san“, meinte Hikari während sie sich die Stirn mit einem Stofftaschentuch abtupfte. Das zierliche Mädchen warf der anderen einen verträumten Blick zu, so als habe sie soeben den leuchten Hoffnungsstrahl am Horizont entdeckt: „Ist das wirklich in Ordnung für dich?“

„Ja, keine Sorge. Deshalb sind wir auch zu dritt“, Hikari nickte mit einem seichten Lächeln. Der Junge nickte zustimmend und gemeinsam machten sie sich ans Werk. Während Hikari den trüben Staub zusammenkehrte, versuchte sie das ständig bimmelnde D-Terminal zu ignorieren. Wahrscheinlich war Daisuke doch zu ungeduldig und im Begriff zum Fußballspielen zu gehen und sendete ihr aus diesem Grund zahlreiche Nachrichten. Schließlich riss Hikari innerlich der Geduldsfaden und sie nahm das kleine Gerät mit einem ‚tut mir leid‘ zur Hand um nachzuschauen wer etwas von ihr wollte. Nachdem sie das D-Terminal aufgeklappt hatte und in den Posteingang sah, stockte ihr der Atem. Sie hatte eine Nachricht von einem ihr unbekannten Absender. Anders jedoch als zuvor, standen dort nicht die Schriftzeichen des Wortes ‚unbekannt‘ dort, sondern der Name ‚schwarzer Aschekrieger‘ war als Sender der E-Mail aufgelistet. Dem Namen nach zu urteilen, musste es sich um einen sehr merkwürdigen Nicknamen handeln, den sich die betreffende Person selbst ausgesucht hatte. Daisuke sah es nun wirklich nicht ähnlich, ging es der Brünetten durch den Kopf.

„Das kann doch…?!“, murmelte Hikari und voller Neugierde, mit einem schweren Klumpen im Magen, klickte sie auf den Betreff, der ihr mitteilte, dass sich vermeintlicher Aschekrieger wohl in der Digiwelt befand, denn er dieser lautete ‚Entführung in der Digiwelt‘.
 

Jungfrau des Lichtes,

es hat sich eine tragische Geschichte hat sich ereignet.

Motomiya Daisuke, Takaishi Takeru in der Digiwelt.

Takaishi Takeru – von Phantomon entführt.

Motomiya Daisuke, Veemon, Patamon – verwundet.

Macht euch bitte umgehend auf den Weg in die Digiwelt.

Es eilt!

Hochachtungsvoll, Aschekrieger.
 

Das Herz schlug Hikari bis zum Hals. Sie konnte ihr Blut in den Ohren rauschen hören und spürte, wie ihr plötzlich furchtbar kalt zumute wurde.

„Hikari-san?“, Hinako sprach sie mit Sorge in der Stimme an. Hikaris Gesichtsfarbe glich der weißen Tafelkreide welche in einem kleinen Behälter auf dem Lehrerpult lag. Außerdem zitterte sie leicht, aber hoffte, dass keinem ihrer Klassenkameraden auffiel.

„Mir geht es gut, es ist nur sehr warm heute“, meinte sie, „Macht euch keine Gedanken, wir sind ja gleich fertig.“ Sie tunkte den Feudel wieder in den Eimern und wischte den Boden weiter. Allerdings gingen ihr hundert Dinge durch den Kopf.

Wieso waren Daisuke und Takeru in der Digiwelt gewesen? Und vor allem seit wann war das Tor wieder geöffnet? Wieso hatten Phantomon Takeru entführt? Ihr Herz bebte und Hikari bekam beinahe Angst davor selbst in eine tiefe Ohnmacht zu fallen. Auf jeden Fall fühlte sie sich so. Furcht. Furchtbare Angst stieg in ihrer Kehle auf und Hikari hätte sie gern hinausgeschrien.

Dann fiel ihr ein, dass auch Daisuke in der Digiwelt war und ein nagendes Schuldgefühl gesellte sich zur eiskalten Furcht hinzu. Daisuke war verwundet. Sie hatte vor ein paar Sekunden nicht einen einzigen Gedanken an ihn verschwendet. Dabei war doch gerade er einer der wenigen, der sich nicht von Nagisa und Tinkermon täuschen ließ. Außerdem war Daisuke einer ihrer Freunde, er war ein Digiritter und hatte sie aus zahlreichen Schwierigkeiten herausgeholt und er war der letzte, an den sie dachte.

Am liebsten hätte sie geschrien. Am liebsten würde sie den Putzlappen in die nächste Ecke werfen und davonlaufen. In den EDV-Raum hinein und dann ohne zu zögern das Tor zur Digiwelt öffnen und Daisuke zu Hilfe kommen. Hikari stockte der Atem bei dem Gedanken. In der Nachricht hieß es, dass Daisuke verwundet war. Sollte das bedeuten, dass er physisch verletzt war? Sie musste Ken Bescheid sagen.

„Yagami-san“, drang die Stimme ihres Klassenkameraden in ihr Ohr, doch sie bemerkte es nicht sehr, „Yagami-san! Da ist jemand für dich!“ Schließlich glitt ihre Aufmerksamkeit doch wieder zu ihrem Klassenkameraden hinüber. „Da ist jemand für dich, einer aus der vierten Klasse“, meinte er und zeigte auf die Tür. Hikari blickte zur Tür und erkannte niemand anderen als Iori.

„Hikari-san, ich bin fertig mit dem Tafeldienst bei uns. Bist du auch bald fertig, dann können wir zusammen los“, meinte Iori mit fragender Miene. Auch er konnte sehen, dass irgendetwas nicht mit seiner Kameradin stimmte. Die Braunhaarige wischte noch kurz über eine unberührte Stelle im Klassenraum und spülte dann den Lappen aus.

„Jetzt bin ich fertig, Iori-kun. Lass uns schnell zu den anderen gehen“, meinte sie und wandte sich zu ihren Klassenkameraden um, „Wäre es für euch in Ordnung, wenn ich schon gehe?“

„Nein, nein, immerhin hast du viel mehr gemacht als ich“, meinte Hinako und winkte Hikari zu. Diese nickte mit einem Lächeln und verschwand mit Iori.

Obwohl es nicht erlaubt war innerhalb des Schulgebäudes zu rennen, ignorierte Hikari diese Regel eiskalt. Iori, der noch eher treu zu gegebenen Richtlinien stand wandte sich an das Mädchen: „Hikari-san, was ist denn los? Hat Daisuke-san sich beschwert, dass wir zu spät sind?“

„Nein, die warten nicht mehr auf uns“, meinte sie außer Atem.

„Was meinst du damit?“, erkundigte sich Iori verwirrt, doch als sie in den leeren EDV-Raum hineinsahen, erübrigte sich die Frage. Hikari neben ihm schnaufte und zog ihr Digivice aus ihrer Schultasche. Iori beobachtete sie schweigend. Bisher hatte sich das Tor zur Digiwelt bei niemandem geöffnet.

„Hikari-san, tut mir Leid, dass ich so frage, aber glaubst du wirklich, dass sich das Tor öffnen wird? Wir haben es bis jetzt, jeden Tag versucht und-…“, meinte er doch Hikari fiel ihm ins Wort: „Weil sie bereits dort sind, Iori-kun. Daisuke-kun und Takeru-kun sind allein in die Digiwelt gegangen.“

„Was?“ Obwohl sie wusste, dass der Jüngere eine Antwort von ihm verlangte, verlor sie keine weitere Zeit und hielt ihr D-3 Digivice an den Computer. „Tor zur Digiwelt öffne dich!“

Das Tor gab ihr keine Antwort.

Wie üblich reagierte nur das kleine Digivice und kein Tor entriegelte sich.

„Habe ich es dir nicht gesagt? Also, weißt du eigentlich wo Takeru-san und Daisuke-san sind?“ Hikari nickte. Sie hatte sich keine Zeit genommen um Iori einzuweihen, doch das musste sie schnellsten nachholen. Sofort zog sie ihr D-Terminal zur Rate und tippte wild drauflos.

Ken. Sie musste Ken eine E-Mail schreiben, damit er wusste, dass sein bester Freund in Gefahr war. In dem Moment als sie die Nachricht abschicken wollte, klingelte ihr Mobiltelefon. Ken rief sie an – es musste wohl Gedankenübertragung sein.

„Ichijouji-kun?!“, begrüßte sie ihn sofort, „Ich muss dir etwas erzählen!“

„Ich weiß es schon. Ich wollte dich gerade fragen, was und wie viel du weißt! Ich nehme an, ihr seid noch in eurer Schule, oder?“, fragt er sofort.

„Ja sind wir, bitte beeile dich. Ich erkläre derweil Iori-kun und Miyako-san alles!“, antwortete sie und legte hektisch auf. Iori bedachte die Szene mit größter Verwirrung. Dennoch erahnte er was es mit dieser Eile auf sich hatte. Vermutlich musste Miyako in dem Laden ihrer Eltern aushelfen, aber darauf konnte sie keine Rücksicht nehmen. Die E-Mail, welche sie zuvor Ken schicken wollte, leitete sie an Miyako um, welche keine zwei Minuten später antwortete, dass sie schnell zu ihnen käme. Obwohl der jüngste der Digiritter ebenfalls wie auf heißen Kohlen saß blieb er geduldig. Vor allem da er bemerkte, dass Hikari sich nervös auf den Daumen biss und ihr solch ein Verhalten überhaupt nicht stand, begann er sich große Sorgen zu machen. Schließlich tippte Hikari noch eine E-Mail und verfluchte sich beinahe, weil sie nicht eher daran gedacht hatte. Sie schrieb dem Aschekrieger eine Antwort, nur eine ganz kurze, rasche Antwort: „Wir beeilen uns.“
 

„Oh Gott, Yamato!“, stöhnte Taichi genervt, „Warum brauchst du denn so lange um dir ein T-Shirt zu besorgen, du brauchst ja länger als Sora in einer Moi-même-Moitié-Boutique.“

Yamato kam aus der Umkleidekabine mit einem ärmellosen Kleidungsstück, welches ein leichtes Punkflair hatte. Sein Gesichtsausdruck sprach Bände und es schien als habe er sich wenigstens entschieden: „Das ist alles für die Fans, mein Lieber, alles für die Fans. Aber darum musst du dich als Fußballer nicht kümmern.“

„Verdammter Angeber. Jetzt komm schon, Koushirou hat uns eigentlich Beine gemacht. Er klang ziemlich ernst“, meinte Taichi wobei er Yamato gleich von der Kasse wegzog, als er mit dem Zahlen fertig war. Freundschaftlich, aber mit Nachdruck drängte Taichi seinen besten Freund zum Weitergehen zu bewegen, auch wenn Yamato ihm einen skeptischen Blick zuwarf. Er war zwar neugierig auf die Neuigkeiten, die Koushirou für sie hatte, aber manchmal musste er einfach seine Zeit praktischer ausnutzen. Vor allem weil er seinen Bruder in sicheren Händen wusste. Gehorsam folgte der blonde Musiker seinem Freund aus der Tür des Kleidungsgeschäfts in der Takeshita-doori des Stadtteils Harajuku in Tokio. Taichi sah sich ein wenig um, hier und da waren außergewöhnlich gekleidete Mädchen und Jungen unterwegs. In Rüschenkleidern, welche denen von Porzellanpuppen glichen und wenn Tai ehrlich war, kannte er sich mit Moderichtungen sehr viel weniger aus als Yamato. Er vermutete den Einfluss seiner Freundin Sora in dieser Hinsicht. Der Brünette überprüfte die Uhrzeit. Sie mussten sich beeilen um Koushirou zum verabredeten Zeitpunkt zu erreichen.

„Wir sollten mit der Yamanote-Linie fahren“, meinte Taichi, „Oozuka ist noch ein paar Stationen entfernt.“

„Warum ist er eigentlich in Oozuka?“ Nach Yamatos Wissens nach wohnte Koushirou noch immer auf Odaiba und ging auch dort zur Schule.

„Er sagte er habe dort mit einer Firma zu tun. Ein Freund bittet ihm um IT-Hilfe, oder so“, erklärte Taichi und zog ein Ticket für die Bahn. Yamato tat es ihm gleich worauf die beiden beinahe laufen mussten, um den Zug noch zu erreichen, bevor er seine Türen schloss. Die nächste Bahn käme bereits in drei Minuten, aber Taichi wollte wenigstens wenn es um die Digimon ging einmal pünktlich sein.

Montag am frühen Nachmittag, war die Yamanote-Linie wenigstens nicht überfüllt, denn in der Nähe gab es nicht so viele Schulen. Die folgenden Distrikte Tokios hatten zwar mehr Schulen, aber die meisten waren damit beschäftigt das neue Trimester mit Elan und neuer Energie zu beginnen, so dass die meisten Schüler zu ihrem Nachmittagsunterricht gingen oder den Clubaktivitiäten genossen. Für Taichi war eine freie Yamato-Linie eine willkommene Abwechslung.

„Kaum zu glauben, oder? Koushirou ist ein Jahr jünger als wir, aber versteht von Computern so viel wie einer, der’s auf der Uni studiert hat“, meinte Yamato nach einer Weile.

„Vielleicht hat er ja ein Programm entwickelt, dass wir in die Digiwelt gehen können. Dann wird alles einfacher“, fügte Taichi grinsend hinzu. Der Junge neben ihm nickte und er sah auf einmal düster drein. Sie konnten sich nicht in die Digiwelt und wieder zurück wie sie selbst wollten. Den Grund kannte er zwar nicht, aber es musste bedeuten, dass sie vermutlich wieder für längere Zeit in die andere Welt gehen mussten. Ein Seufzen drang aus seinem Munde. Für weltliche Dinge wie Bandproben und Treffen mit Freunden, Schulfeste oder einen geordneten Tagesablauf blieb anscheinend erneut keine Zeit. Sie alle waren dazu verdammt für immer Digiritter zu sein und ihre Leben in zwei verschiedene Welten aufzuteilen. Taichi klopfte Yamato auf die Schulter und brachte ihn dazu Blickkontakt aufzunehmen.

„Keine Sorge, Yamato, egal was auf uns zukommt, wir schaffen das“, meinte er aufmunternd. Ein Lächeln breitete sich auf seinem Gesicht auf und er entgegnete mit einem Nicken. „Ja. Gemeinsam schaffen wir es ganz sicher“, stimmte er zu. Unglaublich wie gut sich die beiden verstanden, auch wenn sie für einen Augenblick nicht miteinander sprachen. Am Ende wusste Taichi allerdings, dass Yamatos größte Sorge seinem kleinen Bruder galt. Ebenso wie auch Hikari für ihn das aller Wichtigste war und sie unter allen Umständen beschützen wollte.

Oozuka war ein relativ freiliegendes Gelände, in dem zwar hohe Gebäude und Wolkenkratzer gewöhnlich waren, doch man konnte den Himmel gut erkennen. Außerdem waren die Straßen breit und man konnte sich gut zu Fuß fortbewegen. Taichi versuchte das richtige Gebäude mit den Augen zu finden. Koushirou hatte ihm erzählt, dass es sich gleich in der Nähe des Bahnhofs befand. Nach wenigen Momenten fiel ihm das schlichte, graue Gebäude auf, welches mit einer Leuchtreklame ausgestattet, einsam am Ende einer Kreuzung stand. Gemeinsam gingen sie relativ gemächlich dorthin, betätigten die Klingel und öffneten die Tür als die Verriegelung mit einem elektronischen Surren entsperrt wurde. Ein ziemlich ernster Koushirou stand in der Eingangstür zu einem häuslich eingerichteten Büro und hieß seine Freunde willkommen. Taichi und Yamato reagierten zunächst ein wenig verwirrt. Normalerweise war ihr jüngerer Freund nicht ganz so düster gestimmt. Um die Situation ein wenig aufzulockern, sah Taichi sich genau in diesem Büro um. Es sah im Grunde aus wie ein ganz gewöhnliches Zimmer. Das Zimmer eines Jugendlichen, mit einem Schreibtisch an welchem ein Bürostuhl stand, ein Sofa mit einem kleinen Tisch, ein Fernseher, Stereoanlage und eben auch ein gewaltiger Computer, welcher vermutlich auch über die neuesten Standards verfügte.

„Wow, Koushirou was hast du dir denn geleistet…“, brach es schließlich auch aus Yamato heraus, der sich genau umblickte. Wer auch immer dieses Zimmer für ihn eingerichtet hatte, die Person hatte Geschmack was Einrichtungen anging. Die Möbel waren alle von höchster Qualität und aus den feinsten Materialien angefertigt.

„Das Büro gehört einem Bekannten von mir, er stellt es mir zur Verfügung, weil ich ihm bei der Arbeit assistiere. Ich bin oft hier und arbeite an den Computern, die sind eben doch viel leistungsfähiger als mein kleiner Laptop. Bitte setzt euch doch“, erklärte Koushirou wobei er mit der Hand auf die Sofaecke verwies. Die beiden Jungen nickten und nahmen Platz. Ihr Freund servierte ihnen allen eine Limonade zur Erfrischung und setzte sich dann selbst mit legte seinen Laptop auf den Tisch. Den brauchte er sicher noch um ihnen irgendetwas zu zeigen. Dennoch schien Koushirou angespannt und rutschte ein wenig unruhig auf seinem Platz herum.

„Was ist denn los?“, wollte Yamato schließlich wissen, dessen Miene inzwischen ebenfalls sehr ernst geworden war.

„Ja. Weshalb ich euch beide hergerufen habe ist, dass ich endlich mit Gennai-san sprechen konnte und er hat mir einiges an Informationen zukommen lassen“, erklärte Koushirou und öffnete seinen Laptop auf dem ein paar Fotographien zusehen waren. Sie zeigten der Farbe des Himmels nach zu urteilen, die Digiwelt. Verwirrt sahen die beiden Jugendlichen die Abbildungen auf dem Laptop an, die ein weites, dunkelblaues Meer und einen dunklen Strudel zeigten. Bevor einer seiner Gäste das Wort ergreifen konnten, fügte Koushirou hinzu: „Gennai-san berichtet, dass die Macht der Dunkelheit dabei ist stärker zu werden als jemals zuvor. Es scheint als habe man versucht alles Land auf der Digiwelt auszulöschen und mit Wasser zu überziehen. Das einzige Land, das man in der Digiwelt noch finden kann ist der Ort an dem wir zuerst gelandet sind.“

Mit jedem Wort, dass Koushirou ihnen sagte, verschlug es den Jungs mehr und mehr die Sprache. Yamato schwieg während auf seinem Gesicht eine düstere Miene zu verzeichnen war während Taichis Gesichtszüge vollkommen entgleisten.

„Was hat das zu bedeuten!?“

„Gennai-san vermutet, dass wir so lange nichts bemerkt haben, weil die Macht der Dunkelheit dieses Mal ganz anders vorgeht als die bisherigen Male. Bisher ging es immer vom Land aus und nicht von der See. Der Strudel, den ihr hier seht ist übrigens derselbe, aus dem der Digimon Kaiser damals den letzten Teil für Kimeramon geholt hat“, erklärte Koushirou, „Außerdem wurden die Phasen der Digiwelt wieder durcheinander gebracht, weshalb wir bisher das Tor nicht wieder so öffnen konnten, wie es die jüngeren Digiritter gewöhnt sind.“

„Die Phasen wurden verschoben? Soll das heißen, dass die Zeit wieder durcheinandergeraten ist?“, erkundigte sich Taichi.

„Ganz genau. Ich konnte noch nicht genau erschließen in wie weit sich die Zeit in der Digiwelt von unserer unterscheidet, aber wir müssen davon ausgehen, dass wir demnächst etwas unternehmen wollen, wenn wir die Digiwelt – und nicht zuletzt auch unsere – irgendwie retten wollen.“

„Verstehe, deshalb erreicht Gennai-san uns nicht“, räsonierte Yamato schließlich, „Der Alte hat’s versucht, aber als er bemerkt hat dass er uns nicht erreichen kann schrieb er E-Mails…“

„Ganz genau. Ich habe auch ein paar Videobotschaften mit ihm ausgetauscht. Gennai-san versucht derzeit einen Weg in die Digiwelt zu finden. Es heißt, dass man das Tor auch über andere Wege, als über ein Portal öffnen kann, aber das haben wir erst einmal gemacht“, erklärte der Analytiker.

Taichi nahm einen Schluck seines Getränks. Plötzlich fühlte sich sein Mund ziemlich trocken an. Die Situation verschlechterte sich also ungemein schnell. Yamato ergriff das Wort: „Sag mal, was glaubst du… hat Takerus Gedächtnisverlust auch mit der Digiwelt zu tun? Er hat immer vom Meer gesprochen. Jemand habe ihn gerufen, jemand im Meer!“

„Im Meer sagst du? Aber… Hikari hat früher auch oft von einem Meer gesprochen…“, fügte Taichi hinzu. Koushirou blickte seine Freunde überrascht an. Er wusste bei weitem nicht absolut alles was sich während des zweiten Abenteuers abgespielt hatte, aber er konnte sich noch ganz genau daran erinnern, dass Ken ihm auch von einem Meer erzählt hatte und dass sie einen Dämonenlord vor einem Jahr in einem Meer eingeschlossen hatten.

„Langsam ergibt alles Sinn“, murmelte er nachdenklich wie zu sich selbst, „Vermutlich… hat es wirklich einen größeren Zusammenhang mit Takeru-kuns Zustand. Er kann sich nur an die Digiwelt nicht erinnern, richtig? Ichijouji-kun hat mir letztes Jahr erzählt, dass er der Grund war, warum die zweite Generation D-3 Digivices besitzt. Er war bei einem dunklen Meer, ein schwarzes Meer, glaube ich.“

„Genau, außerdem wurde Ken damals von Oikawa und ein paar anderen Entführt und von diesem merkwürdigen Digimon angegriffen. Das mussten sie alle zusammen in das Meer der Dunkelheit einschließen…“, stimmte Taichi zu.

Koushirou griff nach einem Blatt Papier und einem Mehrfarbenkugelschreiber. Schnell kritzelte er vier Striche auf das Papier und verwischte ein wenig Farbe über drei der Striche. Yamato und Taichi beobachteten ihn mit Fragezeichen im Gesicht. Der Jüngere bemerkte dies und räusperte sich leicht: „Also, ich vermute zwar, dass ihr es noch vom letzten Jahr wisst, aber da ich es mir selbst noch mal veranschaulichen muss…

Also, der erste Strich symbolisiert unsere Welt, der zweite die Digiwelt. Der schwarze Strich hier ist das Meer der Dunkelheit und der letzte steht für die Welt, die Daisuke-kun und die anderen betreten haben, als sie gegen BelialVamdemon kämpften. Soweit ist alles klar, richtig?“ Ein bestätigendes Nicken erfolgte. „Schön. Dann hört mal zu, ich vermute, dass sich zwischen unseren Welten bestimmt noch einige mehr verstecken. Zum Beispiel spirituelle Welten, die mit unserer physischen Natur zusammenhängen und vielleicht gibt es sogar eine Welt der Dunkelheit. Der Punkt ist, dass wir davon ausgehen müssen, dass sich durch die Phasenverschiebung das Meer der Dunkelheit und die Digiwelt miteinander verbunden haben. Wenn ich Ichijouji-kuns Erzählungen glauben darf, dann befand er sich an einem Meer das absolut weit war. Vielleicht befand er sich am Ende dieser Welt, denn er befand sich an einem Strand. Dort befand sich allem Anschein nach nichts weiter als ein Leuchtturm. Später bekamen wir die Information, dass dort ein Dagomon lebt. Also auch ein Digimon und wir schlossen dort ein sehr starkes Digimon ein. Da die Digimon und deren Welt generell von Wünschen und einem starken Willen beeinflusst werden kann, vermute ich, dass es leichter fällt die Digiwelt und das Meer der Dunkelheit zu beeinflussen. Um an unsere Welt heranzukomen, muss die Macht der Dunkelheit mehr Kraft aufwenden und vermutlich auf andere Weise vorgehen. Und wie macht man das am besten?“

Yamatos Augen weiteten sich vor Schock: „Wir!“

„Richtig. Man manipuliert am besten uns, denn wir Digiritter sind am stärksten mit beiden Welten verbunden“, erklärte Koushirou, so als habe er diese Erkenntnis schon vor vielen Jahren errungen. Dies entsprach jedoch dem kompletten Gegenteil, er hatte diesen Schluss soeben selbst gezogen, während er laut dachte. Die Schlussfolgerungen des Computergenies lagen für die anderen beiden ebenfalls sehr nahe.

„Yamato, das Foto, welches Hikari geschossen hat. Auf dem Foto war doch Kimeramon zu sehen…“, kam es nachdenklich von Taichi worauf Yamato nickte und hinzufügte: „Kimeramon besitzt ein Teil desselben Devimon, gegen das Takeru und Patamon gekämpft haben. Das Devimon war ein Diener der Macht der Dunkelheit und das bedeutet, dass es vielleicht Rache nehmen möchte. An Takeru und an allen anderen…“

„Das befürchte ich auch. Außerdem erscheint es mir Riskant für Ichijouji-kun. Kimeramon… Kimeramon hat ein schlimmes Trauma bei ihm hinterlassen und wenn ich daran denke, dass dieses Monster vielleicht Kontakt mit-…“, Koushirou unterbrach sich selbst und genau in diesem Moment ertönten ihre Mobiltelefone. Eine E-Mail hatte sie erreicht und aus ihrem düsteren Gespräch gerissen. Als ob die drei Digiritter es abgesprochen hätten, griff jeder nach seinem Telefon um die Nachricht zu lesen.

„Hikari-chan!“, kam es wie aus einem Munde. Die drei sahen sich an. Wenn Hikari ihnen allen eine Nachricht schrieb, dann konnte dies nur eines bedeuten: Ärger. Taichi las den Inhalt der E-Mail laut vor, welche sie offenbar an sämtliche Gruppenmitglieder geschickt hatte. Sie fasste sich recht kurz, doch die wichtigsten Fakten waren darin aufgeführt. Takeru war entführt worden und Daisuke irgendwo verletzt in den Weiten der digitalen Welt.

„Wer von euch Zeit hat, kommt bitte schnell zum Kaihinkouen. Wir wurden ermahnt uns nach fünf Uhr nicht mehr im Grundschulgebäude oder auf dem Schulgelände zu befinden. Wir müssen so schnell es geht aufbrechen um Takeru-kun und Daisuke-kun zu helfen. Beeilt euch!“, las Koushirou den Text zu Ende und sprang mit seinen Freunden auf, jedoch nicht ohne seinen Laptop mitzunehmen. Auf Odaiba im Kaihin Park kam ihnen seine tragbare Maschine sicher noch zu Gute. Gemeinsam machten sich die drei Digiritter auf den Weg nach Odaiba.
 

Hikari, Iori, Miyako und Ken saßen bereits versammelt im Schatten eines Baumes. Obwohl die Sonne sich dem westlichen Horizont zuwandte und in leuchtenden Rottönen strahlte, blieben die Temperaturen konstant und sorgten dafür, dass sie zumindest nicht vor Kälte froren. Ken biss sich hart auf die Unterlippe vor Sorgen. Daisuke, sein bester Freund, war allein in der Digiwelt. Er schlug hart mit der Faust auf die Grasfläche. Seine Gedanken gingen die schlimmsten Wege und kamen zu keinem guten Schluss, ganz egal wie ser er sich auch bemühte positiv zu denken. Miyako legte ihm vorsichtig eine Hand auf die Schulter: „Ist schon gut, Ken-kun. Mach dir keine Sorgen, Daisuke geht es bestimmt besser als wir denken. Wir holen ihn zurück, ja? Genau wie Takeru-kun.“

„Genau, Miyako-san hat Recht“, fügte Iori hinzu, „Wir dürfen die Hoffnung nicht aufgeben.“ Ken jedoch wusste etwas, dass die beiden anderen noch nicht wussten, das aber schon bald ausgesprochen werden musste. Kimeramon hatte ganz gewiss auch etwas mit der Sache zu tun und dieses Wesen hatte er selbst erschaffen. Er hatte diesem Digimon einen Arm von Devimon gegeben. Ein Digimon, das der Macht der Dunkelheit diente und nun verfolgte dieses Ungeheuer einen ihrer Kameraden. Wenn es sich doch nur an ihm selbst gerächt hätte…

„Aber die Hoffnung wurde uns doch entführt“, murmelte Ken leise vor sich hin, wobei er sich einen erschrockenen Blick von Hikari einfing. Ihr Freund war dabei die Hoffnung zu verlieren. Nicht nur das, er machte sich genauso düstere Gedanken wie sie und dabei waren es doch gerade sie beide, die wussten, dass Kuranosuke nicht zu ihrem ursprünglichen Team gehörte und ihn eigentlich überführen und zur Redestellen wollten. Dieser sonst so freundliche und zuversichtlich gewordene Ken schien wieder in ein tiefes Loch zu fallen. Vielleicht lag es daran, dass es Daisuke nicht gut ging und er genau spürte wie schlimm es wirklich war. Immerhin hatten die beiden Jungen eine ebenso starke Verbindung zueinander wie sie selbst und Takeru. Bevor Hikari etwas zu sagen vermochte, trafen auch schon Yamato, Taichi und Koushirou ein.

„Da seid ihr ja endlich!“, begrüßte Hikari die Älteren mit und fiel ihrem Bruder um den Hals.

„Wissen die anderen bereit Bescheid?“, wollte Taichi wissen, der seine Schwester mit einer kleinen Umarmung und leichtem Tätscheln auf den Kopf tröstete. Sie nickte schweigend.

„Aber es konnten so viele andere nicht so kurzfristig erscheinen“, erklärte Miyako, „Es sieht aus als seien alle Digiritter mit dem richtigen Leben beschäftigt.“

„Kein Problem, dann berichte ich ihnen später in einer Rundmail alles, über das wir reden. Nur weil wir uns nun mit unserer Welt beschäftigen müssen, bedeutet das nicht, dass wir uns nicht helfen können“, meinte Koushirou, „Also, ich schlage vor, dass wir einen kurz noch einmal über alles reden was wir wissen. Nur um sicherzugehen, dass alle auf demselben Stand sind.“ Dem stimmten die Digiritter gern zu. Es erschien so als wären Ken, Hikari, Yamato, sowie Hikaris Bruder diejenigen, die am besten Informiert über die meisten Tatsachen waren. Wie wenig Iori und Miyako eigentlich wussten, fiel ihnen nach diesem Gespräch auf. Koushirou führte die wichtigsten Details in einem Protokoll auf, welches er später in eine detaillierte E-Mail an die restlichen Digiritter umschreiben wollte. Außerdem versuchte er nebenbei Kontakt zu Gennai herzustellen.

„Ich habe auch schon versucht diesen mysteriösen Aschekrieger zu erreichen. Ich denke, er kümmert sich gerade um Daisuke-kun“, meinte Hikari deren Stimme sorgenerfüllt klang.

Während Taichi und Yamato sich bemühten das Mädchen zu beruhigen, ertönte Koushirous Stimme vollauf begeistert: „Ich habe es geschafft!! Ich habe es geschafft Gennai-san zu erreichen, das ist das erste Mal seit über einem Jahr!“

„Wie!?“, brach es einstimmig aus den Anderen heraus. Koshirou erhob sich von seinem Platz und ließ das merkwürdige Konstrukt aus seinem Digivice und dem Computer, welche er miteinander verbunden hatte, selbstständig arbeiten.

„Wie hast du das gemacht?“, fragte Miyako voller Neugierde, doch die Antwort blieb Koushirou ihr noch ziemlich lange schuldig, denn durch eine gleißende Lichtsäule vergaß jeder von ihnen was er eigentlich sagen wollte und starrte auf das Geschehen. Zum ersten Mal seit einem Jahr baute sich die männliche Gestalt von Gennai auf und wieder hatte er sich bemerkenswert verändert. Verhüllt in Tarnmänteln, aus denen lediglich die Augen und ein teil seines Haarschopfes herauslugten, sprach er als Hologramm zu ihnen: „Es ist sehr lange her, Digiritter, ich wünschte, dass wir einen erfreulicheren Anlass hätten um ein Wiedersehen zu feiern.“ Bittere Gesichter, die schief lächelten, so als wüssten sie nicht genau ob es ihnen überhaupt erlaubt war so etwas zu zeigen. Koushirou war der erste, der sich wieder an ihn wandte: „Gennai-san, können Sie uns sagen, wie wir in die Digiwelt kommen? Uns wird doch sicher nichts anderes übrig bleiben als nun in die Digiwelt zu reisen, oder nicht?“

„Immer langsam mit den jungen Pferden“, entgegnete Gennai und schlug nun endlich die Kapuze nach hinten, um sein Gesicht zu zeigen. Die Digiritter erschraken. Ihr alter Freund und Berater sah ziemlich mitgenommen aus. Unter seinen Augen waren tiefe, dunkle Ränder zu sehen, unter dem linken Auge hatte er sich eine Narbe zugezogen und die rechte Gesichtshälfte war von einer Maske verdeckt.

„G-Gennai-san…“, entfuhr es den Digirittern tonlos. Der müde Eindruck, den Gennai machte, spiegelte sich keineswegs in seiner Stimme wieder, dennoch klang er ernst: „Macht euch keine Sorgen um mich, Digiritter. Ihr habt ganz Recht, ihr werdet wieder in die Digiwelt reisen müssen um die Balance zwischen den Welten wieder herzustellen. Ich bin mir sicher, dass Koushirou-kun euch bereits erzählt hat, was vor sich geht.“

Durch die Runde ging ein synchronisiertes Nicken. „Sehr schön. Ich bin mir mittlerweile im Klaren darüber, dass Dagomons gewaltiges Meer in die Digiwelt importiert wurde.“

„Importiert?“, wiederholte Ken schockiert, „Soll das heißen, dass…?“

„Ja. Jemand hat die Daten vom Merr der Dunkelheit, also Dagomons Meer kopiert und es auf die Digiwelt ausgebreitet. Deshalb ist auch kaum mehr Land übrig geblieben. Um genau zu sein befindet sich nur noch die File Insel über dem Wasserspiegel, denn dort befindet sich die Stadt des Ewigen Anfangs. Es sieht so aus als ob die Macht der Dunkelheit sich noch nicht traut, sie zu zerstören“, berichtete Gennai.

„Na so ein Glück!“, meinte Hikari einen Hauch erleichtert.

„Ja, Hikari-san, ein so heiliger Ort will mit Bedacht erobert werden und es ist wichtig, dass ihr euch schnell auf den Weg macht um die dunklen Mächte zu bekämpfen:“

„Wie kommen wir in die Digiwelt, wenn uns kein Tor gehorcht?“, wollte Ken wissen, der dabei beinahe auf seine Beine kam.

„Das ist ein Problem, da habt ihr Recht. Aber ich vermute, es bleibt uns nichts anderes übrig, als denselben Weg zu gehen, den Nagisa-kun gewählt hat“, entgegnete Gennai, der nicht einmal vernünftig aussprechen konnte, ohne dass ein Raunen durch die Runde der erstaunten Digiritter gehen konnte: „Nagisa-kun!?“

„Ist Nagisa-san etwa in der Digiwelt? Jetzt?“, wollte Iori erstaunt wissen. Gennau nickte: „Oh ja, er und Tinkermon sind Takeru-kun und Daisuke-kun in die Digiwelt gefolgt. Es scheint so als habe das Tor zur Digiwelt nur auf Takeru-kun gehört und Daisuke-kun war mit ihm gegangen. Nagisa-kun und Tinkermon verfügen allerdings über eine digitalisierte Form des Rätsels, das man in Vamdemons Schloss. Dasselbe Rätsel mit dem Oikawa das falsche Tor geöffnet hatte. Erinnert ihr euch?“

„Soll das heißen, dass wir es immer noch benutzen können um uns zwischen den Welten zu bewegen?“, hakte Taichi nach.

„Oh ja. Verschiedene Kombinationen öffnen verschiedene Tore. Ich bin mir sogar sicher, dass es das Tor zum Meer der Dunkelheit öffnen kann, wenn man nur die richtige Anordnung der Karten weiß. Ich vermute, dass es auf diese Weise gelang, dass Meer der Dunkelheit zu kopieren“, erklärte Gennai während sein Hologramm auf Koushirous Computer zeigte, „Ich habe mir erlaubt eine Kopie von diesem Rätsel anzulegen und es dir per E-Mail zukommen zu lassen, Koushirou-kun.“

„Was? Das ist ja super, vielen Dank, Gennai-san.“

„Koushirou hat es zwar schon vorher erwähnt aber, wenn es richtig ist, dass die Zeit in der Digiwelt wieder anders verläuft, als hier in der realen Welt… wie wirkt sich das aus?“, wollte Yamato nun wissen. Für einen Augenblick hatten die Digiritter tatsächlich vergessen, dass es dieses Problem überhaupt gab, doch nun da sie sich daran erinnerten wollten sie alle wissen, wie es sich mit der Zeitverschiebung verhielt. Gennai dachte kurz nach, so als ob er nachrechnen müsse, um herauszufinden wie viel Zeit wohl in der Digiwelt vergangen war, seit er Kontakt mit den Kindern aufgenommen hatte. Schließlich antwortete er: „Nun, ein Tag in eurer Welt, meine Lieben ist eine Woche in der Digiwelt.“

„Wie bitte!?“, ertönte es im Chor.

„Aber Gennai-san!“, kam es nun eindringlich von Hikari, „Die E-Mail vom Aschekrieger! Die kam vor mehr als fünf Stunden!“

„Das…“, Ken überlegte kurz, „In der Digiwelt sind mehr als dreißig Stunden vergangen! Wir müssen Daisuke helfen!“

„Ich weiß, Ken-kun. Dennoch ist uns nicht geholfen, wenn ihr es überstürzt. Ihr solltet alles gut überdenken, euch ein paar Sachen zusammenpacken und überlegen wer in die Digiwelt reist und wer hier zurückbleibt um eventuelle Schwierigkeiten in dieser Welt zu vermeiden“, erklärte Gennai, „Digiritter, ich sage es euch nicht gern, aber ich nehme an, dass die Macht der Dunkelheit so stark geworden ist, dass wir davon ausgehen müssen, dass diese Welt nicht verschont bleibt. Deshalb bitte ich euch, erst morgen aufzubrechen. Frühestens am Morgen.“

„Ich werde Daisuke zu hilfekommen!“, meinte Ken sofort und Hikari pflichtete ihm bei: „Es gibt nichts was mich hier hält. Ich werde Takeru-kun und Daisuke-kun helfen!“

„Digiritter, ich kann euch verstehen. Aber ihr solltet dennoch gut überlegen und euer weiteres Vorgehen planen. Auch euren Eltern zu liebe“, Gennai war von seiner eigenen so überzeugt, dass er sie den Kindern wohl immer wieder ans Herz legen würde. Miyako nickte schließlich und stimmte dem Berater zu: „Hört mal Leute, es wäre vielleicht wirklich besser sich gut zu überlegen wie der nächste Schritt aussehen wird.“

„Genau“, stimmte auch Taichi zu, „Aber morgen früh werden wir von hier abreisen.“

„Von hier aus? Nicht von der Schule?“, wollte Iori wissen.

„Nein. Wir werden so früh noch nicht ins Schulgebäude gelassen und außerdem sind wir hier näher am Meer“, meinte er mit einem abenteuerlustigen Lächeln. Für ihn bedeutete die bevorstehende Rückkehr allerdings keinen spaßigen Wochenendausflug. Taichi fühlte sich eher durch die Macht der Dunkelheit provoziert.

„Nun gut. Dann schlage ich vor, dass wir uns alle hier morgen früh um sieben Uhr treffen. Das dürfte jeder hinkriegen und dann werden wir losgehen. Ich schicke die E-Mail an die anderen und jetzt ab nach Hause mit uns. Gennai-san, hab vielen Dank, dass Sie die vielen Hindernisse auf sich genommen haben. Wir werden uns dann alle morgen wieder sehen. Nicht wahr?“ Koushirou heimste sich zustimmendes Nicken ein. Sie waren mehr oder weniger einig mit ihm und so trennten sie sich einstweilen voneinander. Yamato hatte die schwere Aufgabe seinen Eltern zu erklären was vorgefallen war. Aus diesem Grund folgte er Miyako und Iori, denn diese wohnten nach wie vor im selben Wohnblock wie Takeru. Ken erhob sich vom Rasen und wandte sich an Hikari: „Ich werde dir später noch eine E-Mail schreiben, Hikari-san. Wir sehen uns morgen.“

Der Dunkelhaarige wandte sich um und rannte den gesamten Weg zu sich nach Hause. Hikari und Taichi verabschiedeten sich ebenfalls von ihren Freunden und machten sich auf den Weg.
 

Das leise Knistern von Feuer und frische Wassertropfen die in eine verwahrloste Blechschüssel hineintrafen, weckten den Jungen eher unsanft. Er verstand nicht ganz, warum er überhaupt geschlafen hatte und wieso sein Kopf sich auf einmal so schwer und dumpf anfühlte. Die Sicht völlig verschwommen, konnte er erst Mal nur schemenhaft erkennen, dass sich Leute um ihn herum befanden. Takeru musste bei ihm sein, denn er war mit ihm in die Digiwelt gereist. Neben ihm musste auch Veemon sein, doch da war sich Daisuke nicht so sicher. Er konnte schließlich eine Stimme hören, welche definitiv nicht die von Takeru war.

„Er rührt sich! Tinkermon, bring mir noch ein wenig von der Pflanze. Wenn er sich bewegt, bekommt er sicher Schmerzen“, wies die recht dunkle Jungenstimme das kleine Digimon an. „Aye!“, damit verschwand das kleine Digimon, so glaubte Daisuke jedenfalls. Konnte er neben dem Knistern des Feuers auch noch das Rauschen eines Wolkenbruchs hören?

Was war nur los?

Veemons Stimme erklang neben seinem Ohr: „Beweg dich nicht so viel, Daisuke, du bist schwächer als du glaubst.“

„W-was?“, eine raue, trockene verließ seinen Mund. Daisukes Mund war staubtrocken und in seinem Rachen fühlte es sich an als habe er eine mächtige Entzündung, so heiß fühlte es sich in seinem Hals und Mund an. Dann gesellte sich auch noch ein brennender Schmerz in seiner Schulter hinzu.

„Beweg dich nicht, Motomiya-kun“, sagte die Stimme des Jungen neben ihm, gehörte diese Stimme nicht zu diesem merkwürdigen Jungen der sich für einen Digiritter ausgab?

„Ihr wurdet von Phantomon angegriffen. Das sind vermutlich die niederen Diener des Deemon, aber es bringt jetzt nichts dir davon zu erzählen, du brauchst noch eine Weile um dich zu erholen. Wichtig ist, dass du deine Schulter nicht zu viel bewegst, du bist auf einen abgeschnittenen Bambusstamm gefallen als dich das Gift der Phantomon benebelt hat“, erklärte Kuranosuke schnell während er einen feuchten Lappen auf Daisukes Stirn legte, „Immerhin ist dein Fieber bereits runtergegangen. Du bist echt hart im Nehmen.“

„Kuranosuke-chan, hier ich hab sie gefunden!“, trällerte die Fee fröhlich, als sie wieder hereinkam. „Danke“, hörte Daisuke den Anderen antworten. Ihm schwirrten viele Fragen im Kopf herum. Das, was Kuranosuke ihm gerade berichtet hatte, verwirrte Daisuke. Es ergab in seinem Kopf alles gar keinen Sinn, oder er konnte es einfach nicht verstehen, weil sein Schädel sich anfühlte als sei er aus Blei.

„Daisuke, leg dich wieder hin und schlaf ein bisschen“, meldete sich Veemon wieder, „Du bist noch schwach, also tu mir den Gefallen und sei einmal vernünftig.“

„Veemon?“, fragte Daisuke lediglich und nickte dann, er spürte selbst, dass es für das Beste war, wenn er sich ausruhte.

„Dein Digimonpartner hat Recht, du bist noch nicht ganz über den Berg“, sagte Kuranosuke, „Du hast nicht umsonst fast zwei Tage lang geschlafen. Ich habe Yagami Hikari-san eine E-Mail geschickt, das heißt also die anderen Digiritter dürften bereits informiert sein, obwohl die Zeit dort langsamer verläuft als hier. Also Motomiya, schlaf jetzt.“ Immer noch konnte Daisuke sich keinen Reim auf die Worte des Anderen machen. Wenigstens war sein Digimonpartner bei ihm und er selbst war in Sicherheit. Aber was war nun mit Takeru? War er denn gar nicht mehr bei ihnen? Die Konzentration und sein Fokus schwand wieder und er merkte wie er wieder in unruhigen, dunklen Schlaf verfiel.
 

Die Sonne ging begleitet von sanften grün und intensiven, pinken Tönen hinter dem Horizont auf um ihren Thron auch an diesem Tag zu besteigen. Hikari seufze erleichtert aus, endlich hatte sie einen Grund aus dem Bett ihres Bruders zu kriechen. In der vergangenen Nacht hatten sie so viel miteinander hin und her diskutiert, dass keiner von beiden viel Schlaf bekam. So wollte Hikari sich letzten Endes auch nicht mehr aus Taichis Zimmer bewegen. Auch galt es ihr als eine Sicherheit, denn auf diese Weise konnte er sich nicht unbemerkt davon schleichen und sie zurücklassen. Auch Taichi öffnete beim ersten Sonnenstrahl wieder seine Augen.

„Guten Morgen, Bruderherz“, begrüßte sie ihn. Taichi setzte sich auf und streckte sich genüsslich. Sein Blick fiel auf die beiden prallgefüllten Rucksäcke, welche sie während ihrer langen Diskussionen gepackt hatten. Selbst ihre Eltern hatte Taichi nicht davon überzeugen können, Hikari zu zwingen daheim zu bleiben. Letztendlich hatte sie sich auf den beiden Abenteuern gut bewährt und auch Angewomon sollte ihnen von großem Nutzen sein.

„Es ist wohl Zeit für ein letztes, ausgiebiges Frühstück vor unserer Abreise, nicht wahr?“, schlug Taichi vor als er in seine Hausschuhe schlüpfte und darauf wartete, dass auch Hikari aus dem Bett kroch. Sie nickte lediglich zur Antwort. Die ganze Nacht hatte sie sich ausgerechnet, wie viele Stunden in der Digiwelt verstrichen, während sie tatenlos und vor allem sinnlos im Bett rumlagen und sowieso nicht schlafen konnten. Für Frühstück fehlte ihr auch jeder Sinn, denn eigentlich schlug ihr Takerus Entführung und dass Daisuke wohl irgendwo verletzt herumlag und vielleicht sogar auf seinen Tod wartete, unheimlich auf den Magen.

Am Tisch bedachte Taichi seine Schwester mit einem forschenden Blick bevor er meinte: „Du solltest es dir wirklich noch einmal überlegen, Hikari.“

„Nein. Ich werde Takeru-kun helfen. Du verstehst das vielleicht nicht, aber ich habe mir geschworen, dass ich nicht so weitermachen kann wie bisher. Immer ist es die Macht der Dunkelheit die an Takeru-kun oder mich heran will um dann die Digiwelt ins Chaos zu stürzen. Ich habe es satt mich nur beschützen zu lassen, Bruderherz, ich möchte jetzt endlich auch selbst zurückschlagen wenn die Macht der Dunkelheit versucht mein Herz zu ergreifen. Ich lasse das nicht mehr zu, Taichi!“, entgegnete Hikari für ihre Verhältnisse in einem forschen Tonfall, der ihren Bruder beinahe Angst machte. In ihren Bernsteinaugen loderte eine Flamme der Entschlossenheit und wenn er es nicht selbst besser gewusst hätte, konnte man annehmen, dass Hikari in diesem Moment die Trägerin des Wappens des Mutes war. Sie fuhr weiter fort: „Egal wie sehr sich die Macht der Dunkelheit auch bemüht, ich werde stärker sein. Sie meint vielleicht, dass sie es geschafft hat uns die Hoffnung zu nehmen, aber genau da irrt sie sich. Das Licht wird heller strahlen, selbst wenn die Hoffnung schwindet. Also Bruderherz, wenn du mich beschützen möchtest dann unterstütze mich auch. Du kannst mich nämlich nur beschützen wenn du mit mir zusammenarbeitest, nicht wenn du gegen mich arbeitest, hast du das jetzt verstanden?!“

Taichi nickte stumm. Ein Lächeln breitete sich auf seinem Gesicht aus, denn er konnte ihre Gefühle gut nachvollziehen. Außerdem machte ihn diese Wandlung bei seiner Schwester unsagbar stolz auf sie. „Dann komm, wenn wir nicht genug essen, dann bereuen wir es ganz bestimmt“, meinte Taichi und füllte seine Schüssel mit noch etwas Reis und reichte ebenfalls noch etwas Misosuppe. Hikari lächelte und bewegte sich ebenfalls dazu noch ein wenig zu essen, auch wenn es ihr an diesem Morgen eigentlich nicht schmecken wollte.
 

Fortsetzung folgt



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