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Das Medaillon der Götter

NaNoWriMo Projekt November 2015
von

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Die Volljährigkeitsfeier

Als Latoya die Festwiese erreichte, hatte sich dort bereits das halbe Dorf versammelt. Zumindest kam es ihr so vor. Ohne es zu wollen suchte sie mit den Augen die Menge nach Toban ab. Entdecken tat sie ihn jedoch nicht. Latoya seufzte leise. „Keine Sorge, er wird kommen“, ertönte auf einmal eine Stimme neben ihr. „Ranef!“, Latoya wirbelte herum und umarmte ihren Onkel. „Ich freu mich so, dich zu sehen! Mit den anderen habe ich ja eher wenig zu tun“, sie lächelte. Latoya mochte Ranef. Und das nicht nur weil er der Vater von Toban war. Das war nicht der einzige Grund. Denn Ranef mochte auf jemand fremdes vielleicht, aufgrund seiner Größe und muskulösen Körperbau, einschüchternd wirken doch Angst brauchte man vor ihm wirklich nicht zu haben. „Sind Daria und Logan denn auch schon da?“, erkundigte Latoya sich nach ihrer Tante und ihrem zweiten Cousin. Latoya mochte Logan zwar auch doch mit Toban verband sie eine weitaus tiefere Freundschaft. Dies lag vielleicht daran, dass Logan, im Gegensatz zu seinem Bruder, alle Dinge viel kritischer anging. Toban dagegen ließ sich auch mal zu Dingen überreden bei denen klar war, dass es später Ärger geben würde. Das war schon immer so gewesen. Das war auch etwas, dass Latoya sehr viel bedeutete.
 

Toban brauchte nicht lange um Latoya zu finden. Im Gegenteil. Er fand sie genau dort, wo er gedacht hatte. Am Rande der Festwiese. Das war nichts was ihn groß verwunderte, denn Latoya mochte große Menschenmassen nicht besonders und vermied es, zumindest wenn das möglich war, in einer zu sein. Das Dorf war vielleicht nicht besonders groß mit seinen gerademal dreihundert Einwohnern, im Vergleich zur Hauptstadt, doch Toban verstand warum sie nicht direkt im Geschehen sein wollte. Aber allein war sie trotzdem nicht. Denn sie unterhielt sich gerade fröhlich mit seinem Vater. Doch dann geschah plötzlich etwas Seltsames. Ein Aufschrei entwich Latoya und sie wich zurück. Ohne auch nur einen Augenblick zu zögern rannte Toban zu ihr.
 

„Du wirst mir diese Nachricht aushändigen - und zwar sofort!“, ein Mann in dunkelblauer Robe streckte die Hand nach der versiegelten Schriftrolle aus, die Ranef in der Hand hielt. Ranef schüttelte den Kopf. „Das werde ich nicht tun. Denn diese Nachricht ist für niemand anderen als für meinen Sohn bestimmt“, knurrte Ranef und funkelte seinen Gegenüber wütend an. „Es interessiert mich nicht an wen dieser Brief gerichtet ist. Zumindest nicht im Moment. Viel wichtiger ist von wem er geschrieben wurde. Und da er von ihr ist, geht das nicht nur mich etwas an sondern das ganze Königreich. Also gebt ihn mir! Und zwar auf der Stelle!“, es war mehr als deutlich, dass Ranefs Gegenüber langsam die Geduld verlor. „Niemals! Nicht so lange ich es verhindern kann!“, Ranefs Stimme klang nun deutlich schriller. „Nun, wenn du mir diese Nachricht nicht so geben willst habe ich wohl keine andere Wahl“, seufzte er. Dann stieß er Ranef von hinten einen Dolch zwischen die Rippen. Ohne einen laut stürzte Ranef in sich zusammen. Die Augen vor Überraschung weit aufgerissen.
 

Bevor sie es verhindern konnte entwich ein Schrei Latoyas Lippen. Erst als sie mitbekam, dass jemand sie an den Schultern packte und schüttelte kam sie wieder halbwegs zu sich. Jetzt erkannte sie auch wer es war und sie mehr als erschrocken ansah. Es war Toban. Latoya sah ihren Cousin an. „Es tut mir Leid. Ich...“, begann sie doch es war zu spät. Denn schon überkam sie die nächste Vision und trug sie wie eine Welle davon.
 

Vor den Kasernen standen drei Leute. Bei näherem Hinsehen erkannte Latoya Toban, sich selbst und einen Mann mit einer ausgeprägten Geiernase. „Geht weg von ihr Toban. Oder muss ich Euch wirklich noch einmal erklären, dass sie die größte Gefahr für Aranica darstellt, die es seit zweihundert Jahren gab?“, erkundigte Geiernase sich alles andere als höflich. Toban schüttelte den Kopf. „Ganz gewiss nicht. Das habt Ihr mir und vor allen Dingen ihr schließlich schon oft genug vorgehalten. Allerdings scheint er da wohl etwas zu vergessen. Sie ist eine der engsten Vertrauten unseres Königs und er schätzt sie sehr. Was glaubt Ihr wohl was passieren würde, wenn Latoya auf einmal nicht mehr da wäre. Man würde sofort auf Euch und Euren Meister kommen. Schließlich ist dem ganzen Hof bekannt, wie sehr ihr beide sie verabscheut und hasst“, gab Toban zu bedenken. Er räusperte sich. „Und davon mal ganz abgesehen würde ich es niemals zulassen, dass ihr Latoya auch nur einen einzigen Kratzer zufügt“, sagte Toban und seine Stimme klang gefährlich ruhig doch daran, dass er es ernst meinte bestand kein Zweifel. Geiernase verzog das Gesicht, was sehr grotesk aussah. „Ich sage es noch einmal Toban. Geht weg von dieser Person. Sonst ist nicht allein sie diejenige die zu Schaden kommt. Und das wollt Ihr doch nicht wirklich“, seine Stimme klang so scharf wie die Klinge eines Schwertes. Toban erwiderte den Blick von Geiernase scheinbar ungerührt und Latoya fragte sich wie er das schaffte. Denn sie verspürte die Angst als ob sie ein körperliches Wesen wäre, welches neben ihr stand und nach ihr griff.
 

„Ich werde Euch Latoya niemals überlassen. Nicht so lange ich lebe. Dafür verdanke und liebe ich sie zu sehr!“, das war wieder Toban. „Wie romantisch. Und das obwohl Eure Liebe bisher noch nicht einmal erhört wurde. Liebt sie doch einen anderen. Oder sind es doch zwei?“, erkundigte Geiernase sich sarkastisch. Nur um kurz darauf fortzufahren: „Womit wir wieder beim Thema wären. Schließlich könnte genau das der Untergang unseres Königreichs sein. Das und ihre Fähigkeiten!“
 

Toban funkelte Geiernase wütend an. "Wenn dieses Königreich untergeht dann liegt es einzig und allein an Euch und Eurem Meister. Schließlich seid ihr diejenigen die unseren König wie eine Marionette behandeln und ihn zu eigenen Gunsten auspresst wo es nur geht!", warf er ihm vor. Geiernase lachte. "Eins muss ich Euch lassen Toban. Ihr seid wirklich scharfsinnig. Allerdings ist das nicht etwas, dass Euch zu Eurem Vorteil gereichen wird. Im Gegenteil", entgegnete er.
 

„Warum tust und sagst du nichts?“, schleuderte Latoya ihrem zweiten Ich entgegen. Doch dieses zeigte noch immer keinerlei Reaktion. Natürlich nicht. Schließlich war dies einzig und allein eine Vision. Wenn auch eine, die ungewöhnlich lang andauerte und viel intensiver war als sonst. Sogar intensiver als die, die sie vorher von Ranefs Tod hatte.
 

Geiernase verschränkte die Arme vor der Brust. „Es muss nicht darauf hinauslaufen, dass Toban sich für Euch opfert. Oder wollt Ihr wirklich Euren Jugendfreund, der Euch liebt, in den Tod treiben. Denn er wird sterben müssen wenn er mir weiter im Weg steht. Und auch wenn man es mir vielleicht nicht ansieht: Meine Geduld ist nicht unendlich!“, sprach Geiernase nun Latoyas anderes Ich an. Dieses schien zu überlegen. „Nein! Sag es nicht! Bitte!“, Latoya schrie verzweifelt auf, doch natürlich hörte niemand sie. „Allein die Götter kennen und bestimmen unser Schicksal“, entgegnete das andere Ich von Latoya Geiernase. Der nickte. „So sei es“, sagte er und fügte hinzu: „Nichts anderes habe ich von dir erwartet Wächterin“.
 

„Latoya! Latoya! Ist alles in Ordnung mit dir?“, das war die Stimme von Toban erkannte Latoya.

„Na ganz offensichtlich nicht. Sonst wäre sie wohl kaum vor deinen Füßen zusammengebrochen!“

„Jetzt entschuldige mal Ranef. Ich werde doch wohl...“

„Bitte redet etwas leiser, ja?“, Latoya richtete sich stöhnend auf. Ihr Kopf dröhnte, als ob jemand ihr voller Wucht einen Schlag auf denselben verpasst hätte.
 

Latoya sah um sich. Nur langsam kehrten die Erinnerungen zurück. Nur langsam realisierte sie was passiert war und wo sie sich im Moment befand. Nämlich bei sich zuhause in oder besser auf ihrem Bett. Davor standen Ranef und Toban, die sie beide anblickten. Der einzige Unterschied war, dass Toban seine Besorgnis nicht so gut verbergen konnte wie Ranef. Diese sah auch jetzt eher schlecht gelaunt als besorgt aus. Doch das verwunderte Latoya nicht. Im Gegenteil. Außerdem hätte sie es auch nicht anders gewollt. Denn das Toban besorgt war, reichte ihr schon völlig aus. Umständlich setzte Latoya sich auf. Das heißt, sie versuchte es denn Toban drückte sie sanft aber bestimmt zurück in die Kissen.
 

„Du denkst doch wohl nicht daran jetzt einfach so aufzustehen?“, erkundigte Toban sich entgeistert.

„Hast du damit etwa ein Problem?“, fragte Latoya zurück.

„Das ist doch wohl nicht dein Ernst! Hast du nicht gesagt was Ranef gesagt hat? Du bist mir vorhin quasi vor die Füße gefallen! Und ganz davon abgesehen siehst du mehr tot als lebendig aus“

Latoya seufzte. Sie hatte schon geahnt, dass Toban so etwas sagen würde. „Denkst du nicht, dass ich alt genug bin um selbst entscheiden zu können was für mich das Beste ist?“

„Im Moment lässt du mich stark daran zweifeln“, gab Toban vollkommen unbeeindruckt zurück.

Latoya seufzte abermals. „Wieso bist du eigentlich noch hier? Musst du nicht zurück in die Stadt?“
 

Verwundert sah Toban Latoya an. Diese jedoch wich, sehr zu seinem Erstaunen, seinem Blick aus. Das hatte sie bisher noch nie getan. Warum sie jetzt damit anfangen sollte, war ihm absolut schleierhaft. Toban wandte sich an seinen Vater. „Ranef. Wäre es wohl in Ordnung, wenn du kurz nach draußen gehen würdest?“, bat er ihn. Ranef grummelte etwas vor sich, von dem Toban sicher war, dass er nicht wissen wollte was es war, dann verließ er das Zimmer.
 

„Also, was ist los mit dir?“, wollte Toban wissen. Latoya schüttelte den Kopf. „Muss ich wirklich mit dir darüber reden?“, sie wollte es eigentlich nicht so sagen, doch es war zu spät. Ihre Zunge war mal wieder schneller als ihr Verstand. „Toban. Es tut mir Leid. Ich...“

„Nein. Ist schon gut. Ich gehe dann auch mal“, entgegnete Toban bitter, drehte sich um, doch gerade als er den Raum verlassen wollte hielt Latoya ihn zurück.

„Bitte lass mich mit dir in die Stadt kommen!“
 

Toban wirbelte herum. Hatte er sich das nur eingebildet oder bat Latoya ihn tatsächlich mit ihm reisen zu dürfen? Das konnte doch nicht wirklich wahr sein, oder? Und was sollte er davon halten? Wäre es wirklich richtig es ihr zu erlauben? Wobei, falls er es nicht sie wohl kaum einfach so hier bleiben würde. Vermutlich war eher das Gegenteil der Fall. So wie er sie kannte würde Latoya ihm sicher folgen und zwar ohne an die Konsequenzen, die es vielleicht hätte, zu denken. Was also sollte er tun?



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