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Legende aus Schatten geboren

von

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Begegnet

Die Kälte schlug über mir zusammen, wie ein schneidendes Gebiss, kaum das ich Jensens Haus verlassen hatte. Zwischen den Ruinen sah ich vertrocknete Leiber. Sie erhoben sich stöhnend, als ich mich näherte. Von einem unheiligen Leben erfüllt, das keines wahr. Ich blickte in leere Augenhöhlen, zum Schreien geöffnete Mäuler. Einst mochten dies hier Menschen gewesen sein. Doch nicht einmal den Tod gönnte ihnen der König der Finsternis. Ich griff nach meiner Lyra. Die Melodie rief die Erinnerung an Sonnenlicht in die Schatten. Die Hymne der Sonne ließ sie erstarren.Sie, die einst mit lebendigen Augen das Morgenlicht gegrüßt hatten, schreckten nun davor zurück. Für sie war keine Hilfe zu erwarten als der Tod. Mit schnellen Schritten ließ ich die Untoten hinter mir, ging an dem Brunnen vorbei, der einst den Durstigen kristallklares Wasser gespendet hatte. Nun lagen seine Reste genauso zerbrochen wie die Zugbrücke. Zerbrochen wie die Hoffnung der Hylianer auf eine bessere Zukunft. Hyrule brauchte einen Helden. Wenn es nicht schon zu spät war. Wie durch ein Wunder war die Zitadelle der Zeit nicht beschädigt. Die verseuchten Schatten drängten um sie her, kämpften um Einlass, doch das mit dem Adler Hyrules geschmückte Tor vermochte keiner von ihnen zu überwinden. Ich dankte den Göttinnen, dass sie dieses Heiligtum bewahrt hatten. Dann trat ich in das Innere und ließ das Grauen hinter mir. Das von ewig brennenden Kerzen erleuchtete Kirchenschiff hatte nichts von seiner Kraft verloren. Und wie eine Ahnung von Vergangenheit und Zukunft meinte ich die Choräle einstiger und zukünftiger Weisen in der prickelnden Luft zu vernehmen. Auf dem Zeitaltar funkelten die drei heiligen Steine. Wahrlich, der Held de Zeit hatte gute Arbeit geleistet. Doch würde er auch die kommenden Herausforderungen meistern, oder würde er an dieser Last zerbrechen? Kein einzelner Mensch konnte das unmögliche verbringen. Und doch würde ein Kind gefangen in dem Körper eines Erwachsenen dem König der Finsternis trotzen müssen. Ich hoffte auf Rettung. Doch glauben tat ich es nicht. Zeldas Geist berührte mich. Ich spürte ihr Zutrauen. Doch teilen konnte ich es nicht. Es mochte sein, das Link ein besonderer Junge war. Aber ein Junge war er dennoch. Ich betrat das Zeitportal, schaute, wie sich ein Strahl aus Licht aus der Halle der Weisen über dem Stein ergoss, in dem einst das Masterschwert gesteckt hatte. In diesem Raum war die Kraft der Weisen stark. Doch wie stark war sie angesichts der Kraft des Königs der Finsternis? Ich lehnte mich an die Wand und wartete. Ich kämpfte gegen meine dunklen Gedanken und wartete auf den Helden der Zeit.
 

Ich wusste nicht, wie lange ich da gestanden hatte, bis das Licht an Intensität zunahm. Für einen Augenblick musste ich die Augen schließen, so hell wurde es um mich her. Als ich sie öffnete öffnete, sah ich einen blond haarigen, jungen Mann. Noch immer war er in das Grün gekleidet, dass ich aus Zeldas Erinnerungen kannte. Doch deutlich zeichnete sich der Körper eines Mannes unter der Kleidung ab. Link sah an sich herunter. Eine Spur von Unglauben lag auf den ebenmäßigen Zügen. Was hatte ich erwartet? Das er verloren aussehen würde? Ängstlich? Überfordert mit einem Leben, dass er nie gewollt hatte.? Ich versuchte seinen Gesichtsausdruck zu deuten, der nach der Prüfung seines Körpers auf dem Schwert in seiner Hand zur Ruhe kam. Er nahm es hoch, hielt es in seinem ritterlichen Gruß vor sein Gesicht. Ich beobachtete, wie er seine Züge in dem blank polierten Metall betrachtete. Wartete, Angst darin zu sehen, Überforderung. Doch der Held der Zeit tat etwas, mit dem ich nie gerechnet hätte. Er begann zu schielen, streckte seinem Spiegelbild die Zunge raus. Nicht zu glauben! Er zog eine Grimasse! War er tatsächlich noch ein Kind? War er so wenig bereit für die Aufgabe, die ihm bevorstand? Meine Vermutung schien sich zu bestätigen, als er einige Schläge mit dem Master-Schwert vollführte und sirrend die Luft um sich her durchschnitt. Da war also der Held der Zeit? Auf dem sämtliche Hoffnungen Hyrules lagen?

„Hey!“ hörte ich eine feine, klingende Stimme. Die Fee hatte ich zuvor nicht bemerkt. Doch auch sie kannte ich aus Zeldas Erinnerungen. Ihr Name war Navi, wenn ich mich nicht irrte. „Pass auf, wo du hinschlägst!“, beschwerte sich das leuchtende Wesen. Link antwortete mit einem Grinsen. „Es tut dir ganz gut, wenn ich deine Reflexe schule.“ Und dann begann der junge Mann, der gerade erfahren hatte, dass das Schicksal Hyrules auf seinen Schultern lastete, jagt auf eine kichernde Fee zu machen. Ich konnte meinen Augen nicht trauen. Das hier war das Allerheiligste der Zitadelle der Zeit! Kein Kinderspielplatz! Es dauerte eine Weile, bis sich der Held der Zeit schnaufend auf einer der Stufen niederließ. Ebenfalls außer Atem ließ sich Navi auf seiner Schulter nieder. „Und jetzt?“, keuchte Link, auf dessen Gesicht noch immer ein Grinsen lag.

„Keine Ahnung“, keuchte Navi zurück.

Echte Überraschung lag auf den Zügen des angehenden Helden. „Was? Du weißt nicht wie es weiter geht?““

Schau nicht so blöd“, erwiderte die kleine Fee. „Sehe ich aus wie ein Lexikon?“

„Du wusstest bisher immer Bescheid.“

„Das hier ist nicht meine Zeit“, kam die spitze Erwiderung. „Ich bin hier auch neu, weißt du?“

Seufzend stützte Link seine Hand auf sein Kinn. „Toll und jetzt?“

Ich hatte genug gesehen. Lieber hätte ich mich in die Schatten zurückgezogen. Ich war enttäuscht. Ich hatte nicht viel erwartet. Aber doch mehr, als einen kleinen, verspielten Jungen, der den ernst der Lage gar nicht verstand. Doch es half nicht. Ich hatte die Aufgabe, diesen „Helden“ zu begleiten. Ich würde meine Pflicht erfüllen. Auch wenn ich schon jetzt spürte, wie vergebens diese Mühe sein würde. Ich stieß mich von der Wand und löste mich aus den Schatten. „Ich habe auf dich gewartet, junger Held...

Ich hoffte, das meine Worte nicht allzu ironisch klangen. Links Blick flog in meiner Richtung. Kampfbereit lag das Master-Schwert in seinen Händen. Auf einmal hatte er nichts kindliches mehr an sich. Der Blick seiner tiefblauen Augen bohrte sich wachsam in meinen.

„Beherrscht das Böse die Welt, weilen jene Weisen, die von der Stimme des Heiligen Reiches erweckt wurden, noch in den fünf Tempeln. Einer in dunklen Wäldern...Einer auf hohem Berge...Einer im tiefen See...einer an der Stätte des Todes...Einer innerhalb der Göttin des Sandes. Zusammen mit dem Auserwählten werden diese ihre Kräfte einsetzen, um der Welt den Frieden wiederzugeben. Dies ist die Legende der Tempel, wie sie von meinem Volk, den Shiekah, überliefert wurde.“

Link hatte mir schweigend zugehört. Langsam ließ er das Master-Schwert sinken. „Wer bist du?“, fragte er.

„Ich bin Shiek. Ich gehöre den letzten Überlebenden der Shiekah an.“

Wir schwiegen. Es war einen gegenseitiges taxieren. Ein Kampf, der nur mit den Augen gefochten wurde. Ich war es, der zuerst den Blick abwandte.

„Wahrlich, du siehst aus, wie der, der uns prophezeit wurde. Tapfer hältst du das Master-Schwert in der Hand...“ Ich seufzte innerlich Ja, er sah aus wie ein Held. Wenn er nur auch innerlich einer gewesen wäre. „Willst du die Prophezeiung erfüllen, so suche nach den fünf Tempeln und befreie die dort eingesperrten fünf Weisen...Einer von ihnen wartet im Waldtempel darauf, sich deiner zu offenbaren. Es ist ein Mädchen, an das du dich sicher erinnern wirst...“

Erkennen trat in Links Augen, das sich schnell in Sorge wandelte. „Du sprichst von Salia?“

Ich nickte. „Aufgrund der bösen Aura, die den Tempel umgibt, kann sie den Ruf des heiligen Reiches nicht hören...Mit deiner jetzigen Ausrüstung kannst du den Tempel nicht betreten...So höre meine Worte und begib dich nach Kakariko, um dort das zu suchen, was dein Schlüssel zum Tempel sein soll...hast du mich verstanden, Link?“

Nach Links Auftreten hatte ich mit einem ganzen Fluss an Fragen gerechnet. Doch wieder überraschte mich der Held der Zeit. Er nickte. Das Blau seiner Augen strahlte vor Entschlossenheit. Er erwiderte meinen Blick mit einem dankbaren Lächeln. „Dann auf nach Kakariko. Danke Shiek.“ Doch da war noch etwas anderes in seinem Blick. Etwas warnendes, vorsichtiges. Er traute mir nicht ganz, blieb wachsam. Er zeigte mir seine Dankbarkeit, doch gleichzeitig war es eine Warnung, seinen Gutglauben nicht auszunutzen. Ich erwiderte seinen Blick. Was immer er darin las, schien ihn zufrieden zu stellen. Er brach den Blickkontakt und ging mit entschlossenen Schritten Richtung Ausgang. „Na komm, Navi,“ hörte ich ihn im hinausgehen sagen. „Man reist ja nicht jeden Tag durch die Zeit. Ich bin schon gespannt, was uns erwartet.“ Da war es wieder, dieses unbeschwerte Lachen. So ,als wäre Hyrule nicht zerstört worden. Als würde er draußen nicht einer Horde Untoter gegenüber stehen. Ich schaute diesem seltsamen Mann nach und stand vor einem Rätsel. Einem Rätsel, bei dessen Lösung mir das Fragment der Weisheit nicht helfen wollte.
 

***
 

„Du gehst?“

Anstatt einer Antwort warf sich Impa einen Reisemantel über die Schulter. „Ein Widerstand organisiert sich nicht von selbst. In Kakariko habe ich die meisten Kontakte. Von dort aus werde ich mich vorarbeiten.“

„Konntest du dich denn bereits von den Strapazen deiner Gefangenschaft erholen?“

Impas Blick wurde eine Spur härter. „Shiekah, du wurdest erst vor wenigen Tagen in diese Welt geboren. Muss ich dich an deinen Platz in der Rangordnung erinnern?“

Ich verneigte mich. „Ich werde deine Autorität nicht mehr in Frage stellen.“

Sie schenkte mir ein knappes Lächeln. „Gut.“Sie ergriff Sattel und Zaunzeug. „Noch eines Shiek. Wie ist er, der Held der Zeit?“

Mein Schweigen musste ihr wohl zu lange gedauert haben, denn sie drehte sich zu mir um, sah mir in die Augen. „Das dachte ich mir auch, als ich ihn vor sieben Jahren sah.“ Sie packte sich den Sattel unter den Arm, legte das Zaunzeug darüber. „Ich habe Jensen angehalten, hier weiter Stellung zu halten. Er wird dich und den Held der Zeit nach Kräften unterstützen.“ Auf mein Nicken hin sah sie mir in die Augen.„Du hast dir eine schwere Aufgabe auferlegt. Zerbrich nicht daran.“

Ich verbeugte mich erneut. Als ich aufsah, war die Tür hinter ihr ins Schloss gefallen.



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