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No Princess

von

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Die Rückkehr des Affenkönigs

ie Woche wurde gefüllt mit Lernen, Lernen und Lernen. Wenn Anna doch noch Zeit hatte, etwas anderes zu tun, traf sie sich mit Liam und übte das Gedankenlesen. Sie hatte bereits große Fortschritte erzielt: Im Klassenraum konnte sie jegliche Sorgen ihrer Klassenkameraden ausblenden. Auch auf belebten Straßen hörte sie seit kurzem nur noch ihre eigenen Gedanken. Das gab ihr die Kraft und das Selbstvertrauen zurück, wieder die Alte zu werden. Doch die Prüfungen rückten näher – Es war Ende Mai und die erste Klausur stand schon in zwei Wochen an. Also mussten sie sich ran halten!

Akira, Liam und Anna lernten meistens oft zusammen in der Schulbibliothek. Dass Akira da war, störte Anna nicht mehr. Sie hatte mit dem Kuss abgeschlossen und er anscheinend auch. Sie sah es nur noch als nette Geste an, als würde man jemandem die Hand schütteln. Warum Akira allerdings da war, wusste Anna nicht so ganz. Auf die Frage hin, warum er die private Lernsession von Anna und Liam mit seiner Anwesenheit beehrte, musste er lachen: „Ich bin nicht besonders gut, was das Lernen für Prüfungen angeht.“

Ehe man sich versah, stand das Wochenende vor der Tür. Adam und ihre Mutter wussten dieses Mal im Vorhinein, dass Anna dort übernachten würde. Seit Anna die Gedanken ihrer Mutter gelesen hatte, konnte sie ihr nicht mehr richtig in die Augen sehen. Sie wollte nicht daran denken.

Am frühen Samstagmorgen standen Mirai und Akira vor Annas Haustür. Man spürte, dass es bald Sommer werden würde. Die Luft war warm, streichelte einem angenehm über die Haut und war erfüllt vom süßen Duft der Blumen. Beide Jungs hatten große Sporttaschen über der Schulter hängen. Auch Anna hatte diesmal etwas mehr eingepackt: Schlafsachen, Duschzeug, Wechselwäsche, etc. Ihre Mutter drückte den dreien noch etwas zu essen für den Weg in die Hände.

„Pass auf dich auf, mein Schatz. Ruf an, wenn was ist, ja?“ Ihre Mutter drückte Anna liebevoll und küsste ihre Wange.

„Alles klar.“

Shiro trottete aus der Haustür. Er wedelte mit dem Schwanz und begrüßte Mirai und Akira mit einem kurzen Bellen. Anscheinend freute er sich auf Zuhause.

„Wir gehen dann mal, bis Montag!“ Anna drückte auch ihren Bruder noch mal und dann gingen die drei los.

Gegen Mittag kamen sie an der alten Station an, die Anna noch von ihrem ersten Besuch hier kannte. Sie war noch verwildeter als vorher. Shiro kannte kein Halten mehr: Sobald die Türen des Zuges sich öffneten sprang er raus und begann wie wild hin und her zu rennen. Es war selten, ihn so lebendig zu sehen. Und es war irgendwie auch traurig.

Der Weg den Berg hoch war noch anstrengender, als Anna es in Erinnerung hatte. Die Sonne stand im Zenit und nun wurde es wirklich, wirklich heiß. Ächzend zog sich jeder der Wanderer die Oberteile oder Jacken aus. Anna stahl sich einen kleinen Blick auf Mirais gut trainierten Körper, während er sie an seiner Hand hinter sich her führte. Das riesige Tattoo auf seinem Rücken glänzte unter einer dünnen Schweißschicht. Auch Akira schwitzte. Er hatte nur noch ein weißes Tanktop an, während sie den Berg hinauf stiegen, aber er strahlte übers ganze Gesicht. Alles, was man in einem Wald für normal hielt, fand er „cool“ oder „aufregend“, als wäre er noch nie in der freien Natur gewesen. Es dauerte nicht lange, da erreichten sie die gewohnte kleine Plattform, doch diesmal war diese nicht leer. Affen begrüßten sie mit Blumen und Pfirsichen. Auch die Zwillinge waren wieder da und sprangen sofort zu Anna, um an ihr hoch zu klettern und ihr Gesicht abzulecken.

„Hey ihr Süßen.“ säuselte die Blondine. Shiro fing an zu knurren, die Affen fiepsten und verschwanden wieder von Annas Schultern.

„Du brauchst nicht gleich eifersüchtig zu sein.“ sagte Anna schroff gegenüber dem Wolf, der im Gegenzug nur abweisend schnaufte. Mirai beobachtete die Situation, sagte jedoch nichts.

„Anna, wie wär's, wenn wir diesmal zusammen in die heißen Quellen gehen? Dann trennt uns nichts mehr.“ lachte er dann kurz und legte einen Arm um das Mädchen. Die Affen quietschten, doch mit einem Bellen von Shiro war auch das wieder zum Erliegen gekommen. Erneut musterte Mirai den weißen Wolf.

„Anna.“ flüsterte er dann leise, zog sie mit dem Arm etwas näher an sich ran und legte seinen Mund an ihr Ohr. „Ich glaube, Shiro denkt, du würdest hier mit ihm bleiben.“ Anna drehte sich verwundert um und musterte den Wolf.

„Wir haben ihm doch gesagt, dass er alleine zurück kommt.“ entgegnete sie verwundert.

„Ja, aber ich glaub, du bist ihm ans Herz gewachsen. Vielleicht hat er's verdrängt?“

Anna seufzte kurz. Daran hatte sie gar nicht gedacht. Sie hatte die ganze Zeit das Gefühl gehabt, Shiro würde ihr aus dem Weg gehen. Sie beugte sich zu dem Wolf runter, der ihr mittlerweile bis zur Brust reichte, und wurde mit einem kurzen, feuchten Schlecken im Gesicht begrüßt. Die blauen Augen starrten sie an, als würde er auf etwas warten. Erneut durch fluteten Anna Bilder und Gerüche. Diesmal erinnerte es sie an Vanille, Himbeere, vielleicht auch schwarzer Tee. Sie sah Bilder aus dem Garten vor dem Haus. Aber was sollte das bedeuten?

„Ich geh heute mit Shiro baden.“ Sie wuschelte durch das weiße Fell ihres Begleiters und stand wieder auf.

„Los, ich hab' Hunger.“ Das Mädchen lächelte und dann führten die Affen sie zum Palast.

Wie auch beim letzten Besuch wurde die Truppe im großen Stile begrüßt. Die Räume waren gefüllt mit dem lieblichen Duft aller möglichen Speisen, anscheinend war das Essen schon fertig. Heute allerdings stand in dem Esszimmer ein größerer Tisch, an den sich die drei setzten. Auch Shiro durfte dort Platz nehmen. Gerade, als sie es sich alle bequem gemacht hatten, schwang die Schiebetür wieder auf und Diener mit Platten, gefüllt mit fernöstlichen Köstlichkeiten, die zum Teil noch zischten und brutzelten, brachten das heißersehnte Essen. Akira war hin und weg. Auch Anna musste zugeben, dass das Essen außergewöhnlich gut war.

„Wir sollten heute noch was chillen und morgen mit Silver reden.“ meinte Mirai dann zwischen zwei Bissen und griff nach einer Hühnchenkeule. Anna nickte.

„Ich will noch ein bisschen mit Shiro zusammen bleiben.“ stimmte sie zu und streichelte eben jenem über den Kopf. Akira, der neben ihr saß, warf dem Wolf einen Hühnerknochen zu, auf dem dieser vergnügt herum biss.

Shiro und Anna fanden sich wenig später in dem bekannten Zimmer wieder, in dem sie schon einmal geschlafen hatten. Die Vorhänge waren zurück gezogen worden und das Licht der Sonne gab den Blick fürs Zimmer frei. Die Gastgeber hatten den Raum mit Pflanzen und Blumen dekoriert. Der Raum war nicht sonderlich bemöbelt, nur ein Bett stand dort und eine kleine Teeecke war umringt von Sesseln. Shiro begann sogleich, alles fleißig zu beschnüffeln. Anna ließ sich währenddessen müde aufs Bett fallen und streckte ihre Beine durch. Sie starrte an den Baldachin des Himmelbettes. Kleine Schnitzereien waren in dem dunklen Holz verewigt, sie erzählten Sun Wukongs Geschichte. Gedankenverloren folgte Anna den Bildern seiner Geschichte. Vieles hatte er schon erzählt und konnte sie seinem Leben zu ordnen, ein paar Bilder warfen allerdings Fragen auf. Shiros kalte Schnauze fuhr über Annas Hand und sie drehte den Kopf über die weiche Matratze, um sich ihren Süßen anzusehen. „Wollen wir baden gehen?“ fragte sie leise, streichelte durch das weiße, wilde Fell und kraulte dem Wolf am Nacken. Dieser schnaufte kurz. Anna nahm das als ein „Ja“ an.

Sie setzte sich auf, packte sich einige ihrer Klamotten und das Duschzeug und begab sich Richtung Bäder. In einer kleinen Dusche vor der Quelle begann sie sich von Schmutz und Schweiß zu befreien, ehe sie, gefolgt von dem Wolf, ins heiße Wasser stieg. Erneut erfüllte sie ein wohliger Schmerz und alle Muskeln begannen, sich zu entspannen. Shiro setzte sich neben sie ins Gras und schnüffelte kurz am Wasser, ehe er sich über die Schnauze leckte und sich umsah.

„Wie kommt's eigentlich, dass du mir fast nie von der Seite weichst?“ Der Wolf schwieg. Annas nassen Hände suchten nach seinem Gesicht, um ihm in die Augen zu schauen. Selbst das gab ihr keinen Aufschluss darüber, wieso Shiro so anhänglich war.

Langsam kamen die Äffchen, die bemerkt hatten, dass die Blondine nicht mehr im Zimmer war, und begannen, Lichter über das Wasser treiben zu lassen. Sie hatten auch Blüten des Pfirsichbaumes geklaut, um sie Anna ins Wasser zu schmeißen, zusammen mit wohlriechenden Kräutern.

Die Türen des Badehauses gingen auf. Anna dachte sofort an die unfreundliche Dienerin von vor ein paar Wochen, die sie erwartet würde, doch weit gefehlt: Nur mit einem Badehandtuch um die Hüften gewickelt kamen Mirai und Akira durch die Tür und fingen an zu lachen.

„Warst wohl vor uns hier.“ grinste Mirai belustigt, wurde jedoch sofort von Shiro zurück gehalten, der aufgesprungen war und zu bellen begann.

„Woah, komm runter, Shiro.“ murmelte Akira erschrocken, doch die Hand, die er dem Wolf hin hielt, wurde noch heftiger angebellt.

„Shiro, du bist zu laut.“ seufzte Anna nun genervt und ließ sich bis zum Kinn ins Wasser sinken. Dankbar war sie ihm schon, dass er sich für sie aufregte, dann musste sie es nicht selbst tun. „Wie ihr seht, bade ich gerade, also geht bitte wieder.“ gab sie angespannt von sich und suchte nach dem Handtuch, das in der Nähe liegen müsste. Doch Mirai war schneller: Er zog das Handtuch aus dem Gras und warf es sich über die Schulter.

„Kannst ja gehen, wenn wir dich stören.“ grinste er neckisch und auch Akira lachte ein bisschen. Die beiden setzten sich in Bewegung. Anna zog sofort die Knie an die Brust, um jegliche Sicht auf ihren Körper zu verhindern, ehe sie in einer relativ amüsanten Pose vom Baderand wegrutschte. An der gegenüberliegenden Wand fand sie dann wieder Halt und versuchte gar nicht erst, den Jungs einen Blick auf ihre Brüste zu genehmigen. Doch was die beiden Männer sahen gefiel ihnen bei weitem mehr.

Sie tauchten ins Wasser ein, völlig ungeniert und unbeeindruckt von dem Knurren, das Shiro immer noch von sich gab. Ihr Blick war auf Annas Rücken verziert. Die Linien ihres Tattoos reichten nun locker bis zu den Schultern, während ein paar sich auf den Schulterblättern kringelten.

„Sieht gut aus, oder?“ fragte Mirai, der es schon einmal gesehen hatte. „Seit dem letzten Mal sogar noch besser.“

Akira stimmte zu. Es war das erste Mal, dass er das Tattoo sah. „Zieht einen magisch an.“ pflichtete er bei. Ein merkwürdiges Verlangen überkam ihn, die Linien berühren zu wollen.

„Willst du's anfassen?“ Mirais Grinsen wurde breiter. „Ich hab' schon.“ fügte er hämisch hinzu. Erst jetzt wurde Anna klar, worüber die beiden sprachen. Sofort riss sie ihre Arme von den Knien und versuchte, sie so zu verrenken, dass sie das Tattoo bedecken konnte.

„Guckt nicht hin!“ fiepste sie angespannt.

„Ja.“ antwortete Akira auf Mirais Frage hin und setzte sich in Bewegung, um auf Anna zu zu schwimmen. Auch Mirai ging auf Anna zu. Anna handelte, bevor sie denken konnte. Mit einem Ruck drehte sie sich um; Alles, was sie in diesem Moment wollte, war, dass niemand ihren Rücken berührte. Sofort verharrten die Jungs in ihrer Bewegung. Akira konnte ein Grinsen nicht unterdrücken, Mirai wurde merkwürdig rötlich um die Nase und schaute verlegen zur Seite. Ein Bellen hallte durch das Bad und mit einem Flutwellen ähnlichem Platscher sprang Shiro ins heiße Nass direkt vor Anna. Heißes Wasser explodierte Anna im Gesicht und auch die Jungs wurden von der Welle getroffen. Sie begannen laus lot zu lachen, während Anna sich die zerzausten Haare aus dem Gesicht wischte. Shiro fuhr herum und setzte sich sofort auf Annas nackten Schoß. So überrag der Wolf sie mit einer Kopflänge und versperrte nicht nur den Männern den Blick auf ihren Körper, sondern auch Anna den Blick auf alles andere.

„Shiro… ist schon okay.“ Anna konnte ein Lachen in ihrer Stimme nicht unterdrücken.

„Oh mein Gott, wie eifersüchtig er ist!“ Akira warf sich vor Lachen zurück und tauchte somit kurz ab. Auch Mirai lachte laut, was ein Knurren Shiros zur Folge hatte. Die Blonde umarmte den Wolf, woraufhin er sich beruhigte. „Alles gut.“ flüsterte sie ihm zu. Sie schob den Wolf von ihrem Schoß, welcher widerwillig nach gab und durch das Wasser zu den Herren ruderte. Dort blieb er vor ihnen stehen und starrte sie ernst aus seinen blauen Augen heraus an. Sie verstanden sofort: Noch ein Blick in Annas Richtung und er würde sie fressen.

„Dafür hast du ihre Brüste berührt.“ schnauzte Mirai und drehte sich weg, um Richtung Ausgang zu gucken.

„Ja, eigentlich bist du der Perverse, Shiro.“ lachte Akira und tat es Mirai gleich. Der Wolf knurrte beschämt. Er legte die Schnauze auf dem Rand des Beckens ab und starrte nun ebenfalls Richtung Ausgang, anscheinend realisierend, dass er nicht viel besser war, als die anderen.

Die Affen, die sich bis zu diesem Zeitpunkt ängstlich in den Gebüschen und Pflanzen versteckt hatten, traten nun langsam wieder hervor. Einige von ihnen suchten nach Annas geklautem Handtuch – einer von ihnen brachte es der Dame dann und diese wickelte es sich um den Oberkörper. Als sie das getan hatte, stand sie auf und ging an den Männern vorbei, um das Bad zu verlassen. Diese warfen noch mal einen kurzen Blick zu ihr, als sie aus dem Wasser stieg, um vielleicht noch einmal irgendetwas sehen zu können, wurden aber sofort mit lautem Bellen wieder an ihre Position erinnert, ehe Shiro mit Anna das Bad verließ.

„Du hast es also schon mal gesehen?“ murmelte Akira nachdenklich nach einigen Minuten. Sein Blick war auf die Tür fixiert, die Anna verlassen hatte.

„Ja, hab' ihr auch meins gezeigt.“ erwiderte Mirai und nahm eine Sakeschale entgegen, die einer der Affen ihm reichte, um sie Akira zu geben. „Neidisch?“ fügte er grinsend hinzu und stieß mit Akira an. Dieser leerte den Becher in einem Zug und ließ sich nach schenken.

„Nicht wirklich. Werde es ja in Zukunft ständig sehen.“

„Ziemlich selbstbewusst, findest du nicht?“ antwortete Mirai genervt auf Akiras Kommentar. Dieser grinste. Er war halt ziemlich selbstbewusst.

„Was hältst du von ihr?“ fragte Mirai dann nach, unsicher über Akiras Beweggründe.

„Weiß nicht. Du?“ entgegnete Akira und ließ die Sakeschale über das Wasser treiben.

„Sie ist ziemlich weich.“ Mirai erinnerte sich an den zarten Rücken, den er berührt hatte. Akira dachte über den Kuss nach, den er mit Anna an ihrem Geburtstag teilte. Ihr ganzer Körper war eiskalt, ihr Mund allerdings war warm wie ein wohliges Kaminfeuer gewesen. Akira musste lächeln.

„Stimmt.“ pflichtete er dem Affenkönig bei, der bei dieser Bemerkung herum fuhr.

„Wie stimmt? Woher weißt du das denn?“ begann er zu keifen und brachte Akira unweigerlich zum Lachen.

„Bleibt ein Geheimnis.“ grinste er hämisch und spielte mit einer der Pfirsichblüten. Mirai musterte ihn einige Sekunden lang, seufzte dann und drehte sich um, um seine Beine auszustrecken.

„Was machst du eigentlich in den Sommerferien?“ fragte der Blondhaarige dann beiläufig und musterte seine Zehen, die er aus dem Wasser hielt. „Gehst du nach Hause?“

Akira schüttelte den Kopf und schloss erschöpft die Augen. „Nee.“ gab er zurück und verschränkte die Arme hinter dem Kopf. „Ich bleib' in der Stadt.“

„Wieso? Immer noch Stress mit deiner Familie? Wie geht’s ihnen eigentlich?“ hakte Mirai nach.

„Schlecht. 'N paar sind schon tot.“

„Immer noch dein Vater, ja?“ Mirai wirkte genervt. Akira nickte stillschweigend darauf hin.

„Wenn du willst, kannst du her kommen. Ich werd' die ganze Zeit wahrscheinlich hier verbringen, um die Situation im Auge zu behalten.“ erklärte Mirai und nippte an dem Reisschnaps.

„Mal gucken.“

Anna war in ihrem Zimmer angekommen und die angenehme Kühle des Raumes legte sich auf ihre noch warme Haut. Sie hatte sich bereits umgezogen, allerdings trieften ihre Haare noch vom Kräuterwasser. Auch Shiros Fell war noch mit Tropfen benetzt, obwohl er sich unzählige Male geschüttelt hatte, um das Wasser loszuwerden. Das Mädchen zog ihren Föhn aus der Tasche und begann, ihre Haare zu trocknen, ehe Shiro an die Reihe kam. Genervt legte er die Ohren an, um das laute Geräusch des Föhns auszublenden, ließ es jedoch über sich ergehen.

„Willst du vielleicht heute deinem Vater 'Hallo' sagen gehen?“ fragte Anna dann, während sie liebevoll das Fell des Wolfes mit ihrer Bürste zähmte. Dieser schwieg. Anna beugte sich vor, legte ihren Oberkörper auf den Rücken des Tieres, schloss die Augen und seufzte. „Ich frag' mich, wieso du so ein Geheimnis für mich bist.“

Der Wolf machte ein paar Schritte von Anna weg und schnüffelte durch die Luft. Dann ging er zur Tür. Anna kam sich komplett ignoriert vor. Seufzend stand sie auf und ging zur Tür, die sich gerade öffnete.

„Oh, wir wollten dich gerade zum Essen holen.“ Akira stand im Türrahmen und musterte Anna. Ihre Kleidung stand ihr auch ganz gut. Nicht so gut wie heißes Badewasser allerdings.

Anna verzog das Gesicht bei Akiras Gedanken und boxte ihm in die Schulter. „Lass uns essen gehen.“ erwiderte sie und schloss die Tür hinter sich und ihre Begleitung.

Obwohl das Mittagessen gar nicht so lange her war und Anna auch wirklich nicht so viel Hunger hatte, weckten die Gerüche des frisch gemachten Essen in ihr das Verlangen, noch mehr zu verschlingen. Zufrieden griff sie nach einem Teigball, der mit gebratenem Fleisch und Gemüse gefüllt war. Auch Shiro bediente sich an diesen, als Anna ihm einen hinlegte. Akira und Mirai wandten sich eher dem Alkohol zu, den Anna wie gewohnt ablehnte.

„Ach, wäre eigentlich ganz schön, noch ein bisschen betrunkener zu werden.“ gluckste Mirai bereits angetrunken und erhob erneut das Glas. Viele der Affenmenschen hatte sich heute zu ihnen gesetzt, nun, da sie in einem großen Saal aßen. Es waren zwei lange, gut gefüllte Tische, die sich durch den Raum streckten. Die Türen waren auf einer Seite geöffnet, um die warme, abendliche Mailuft hinein zu lassen. Die ersten Sterne knipsten ihre Lichter an. Der Abend wurde mit langen Geschichten über Mirais Vergangenheit gefüllt, die nicht nur er, sondern auch seine Freunde zum Besten gaben. Akira, sowie Anna, hörten gebannt zu und mussten zugeben, dass viele der Dinge, die Sun Wukong tat, eskalierende Streiche mit lustigem Hintergrund waren. Irgendwann wurde es sogar Mirai zu bunt: beschämt erteilte er seinen Freunden den Befehl, aufzuhören, so peinliche, alte Kamellen auszugraben. Doch Akira und Anna kannten kein Halten mehr. Sie lachten aus vollem Herzen und als Mirai sah, dass selbst Shiro ihm einen hämisch grinsenden Blick zuwarf, platzte ihm der Kragen. Er stand auf, brüllte nach einer größeren Flasche Alkohol und begann fünf Sakeschalen damit zu füllen. Und nun mussten alle trinken.

Es ist tatsächlich lange her, dass Anna so viel getrunken hatte. Selbst sie schien langsam etwas zu spüren, auch wenn das nicht möglich war. Vielleicht steckte sie diese entspannte, lustige Atmosphäre auch einfach an. Viele Affen, darunter die Zwillinge, tanzten zwischen den Speisen auf den Tischen, während die Affen in Menschenform begannen zu klatschen und zu singen. Auch Akira und Mirai wurden zum Tanzen hingerissen. Irgendwann wurde Shiro an den Pfoten auf die Hinterbeinen gezogen und musste mit Akira einen unförmigen, lustigen Tanz aufführen, für den er sich noch die ganze Nacht schämen würde. Anna klatschte zufrieden im Takt mit, dann fingen die ersten Affen an müde zu werden. Einer nach dem anderen fielen sie langsam in einen tiefen, Alkohol getränkten Schlaf, bis die einzelnen restlichen begannen, die Tische abzuräumen. Niemand hatte bemerkt, dass es bereits späte Nacht geworden war.

„Lasst uns gehen, sonst sitzen wir hier noch im Weg.“ Mirai verkniff sich einen Schluckauf und packte die Flasche, die auf dem Tisch stand, sowie ein paar Gläser. Anna und Mirai taten es ihm gleich und folgten dem großen Affenkönig in den Hinterhof zum Teich. Die Mondfläche spiegelte sich auf dem glatten Wasser. Die drei setzten sich auf den hölzernen Boden der Terrasse und ließen ihre Füße vom Gras kitzeln. Annas Blick wanderte zu Shiro, der um den Teich herum schlich und die segelnden Blütenblätter beobachtete. Beide der Jungs sprachen über irgendwelche Themen, die Anna nicht verstand. Sie war müde, dennoch verharrte das entspannte Lächeln in ihrem Gesicht. Sie schloss die Augen und lehnte ihren Kopf an Mirais Schulter. Akira, der das sah, schien nicht allzu begeistert von der Idee zu sein, legte seinen Arm um sie und zog sie an seine Schulter. Im Gegenzug dazu legte auch Mirai einen Arm um sie und zog sie zurück. Anna stöhnte kurz genervt auf und das Ziehen stoppte. Und so saßen die drei dann da: Schweigend, Arm in Arm den Mond beobachtend, während die Jungs über die Schule, Heirat und Welt redeten und ab und zu tranken. Zwischen ihnen eine müde Anna, die langsam in den Schlaf über glitt.

Als die Luft zu kühl wurde, um weiter draußen zu sitzen, standen sie auf. Akira hob Anna hoch und trug sie, wie eine Prinzessin, zurück in ihr Zimmer, gefolgt von einem schwer entrüsteten Shiro, der allerdings diesmal schwieg, um Anna nicht aufzuwecken. Akira platzierte Anna auf ihrem Bett, während Mirai an der Tür stand und zusammen mit Shiro darauf achtete, dass er ihr nichts antat. Akira zog die Decke zurück um Anna zu zu decken, streichelte kurz über die weichen, blonde Haare, grinste dann Mirai selbstgefällig zu und verließ zusammen mit ihm den Raum, um selbst schlafen zu gehen.



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