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Familyproject

von

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Einhundertdreizehn

Zwei Wochen nach Tourende, also schon wieder Mitte Dezember, war bei Familie Niimura volles Haus angesagt. Yuna feierte ihren Geburtstag und sie hatte sich nicht lumpen lassen auch wirklich alle einzuladen. Somit platzte das Haus beinahe aus allen Nähten und ihr sonst so großes Wohnzimmer wirkte nun sehr klein und beengend. Aber zum Glück hatten sie in einigen Stunden wieder ihre Ruhe, weswegen Kyo sich nicht allzu deutlich beschwerte, zudem er eh gerade mit Erina eine ganz andere Mission hatte.
 

Die Kleine war vor einigen Tagen zu ihm gekommen und hatte ihm mitgeteilt, dass sie das Geburtstagslied allein singen wollte. Zunächst war der Sänger etwas verdutzt gewesen, aber bei den treudoofen Rehaugen seiner Tochter konnte er dann doch nicht wiederstehen und er hatte ergeben seine Zustimmung erteilt. Somit hatten sie beide in den letzten Tagen immer heimlich das Lied, oder eher die kleine Textpassage, geübt, damit seine Tochter auch wirklich alles super meistern konnte.
 

Nun schaute Erina ihn wieder aus riesigen Augen an und sie wirkte ein bisschen nervös, da sie scheinbar nicht daran gedacht hatte, dass nun so viele Menschen ihr zuhören würden.

„Sag nicht, du bist nervös?“, fragte er sie sanft und hockte sich vor der kleinen Lady hin, um ihren Haarreifen mit den kleinen Blümchen daran ein bisschen auf ihrem Kopf gerade zu rücken. Das Mädchen sah wirklich bezaubernd aus, in ihrem dunkelroten Kleid, welches dezent mit weißen Blumen bestickt war. Langsam nickte sie und kuschelte sich dann an Kyo. Schmunzelnd schloss er seine Arme um das kleine Wesen und drückte ihr einen sanften Kuss auf den Scheitel.

„Du brauchst keine Angst zu haben, niemand wird dich beißen“, versuchte er sie zu beruhigen. „Außerdem bist du doch sonst auch nicht so und benimmst dich so, wie es dir gefällt, ganz ohne Rücksicht auf Verluste“, musste er nun grinsen und knuddelte sie kurz durch, was ihr ein kichern entlockte.
 

„Na komm, lassen wir Mama und die anderen nicht länger warten, die fragen sich bestimmt schon, was wir beide aushecken.“ Noch dazu wollte er seine Frau auch nicht länger hinhalten lassen, denn sie hatte am Morgen nur einen Blumenstrauß aus dunkelroten Rosen von ihm erhalten, genau die Anzahl, die ihr Leben bereits in Jahren zählte. Für den ersten Moment hatte er wirklich gedacht, sie würde ihm das Grünzeug um die Ohren hauen, doch dann schlich sich ein wunderschönes, strahlendes Lächeln auf ihre Züge und sie hatte sich in seine Arme geworfen. Der Sänger hatte der Floristin im Stillen gedankt, dass die Dornen der Rosen entfernt worden waren, denn sonst wäre sein Gesicht jämmerlich zerschrammt gewesen, da der Blumenstrauß zwischen ihnen eingeklemmt gewesen war. Auf jeden Fall war das bis jetzt das einzige, was sie von ihm erhalten hatte, da der Rest in dem großen Karton verstaut war, den nun Erina vor sich hin schleppte und Kyo hoffte wirklich, dass sie den die ganze Zeit tragen konnte, denn auch wenn er jetzt nicht so schwer war, die Kleine mit ihren fast drei Jahren war nun mal noch kein Hulk und würde es auch bitte nie werden…
 

Gemeinsam kamen sie wieder aus dem Kinderzimmer geschlichen und Kyo schob das vollbepackte Mädchen vor sich her. Als sie ins Wohnzimmer kamen schauten natürlich alle zu ihnen und kurz blieb Erina stehen, was Kyo grinsend den Kopf schütteln ließ.

„Du kennst die ganzen Spaten doch, keinen Grund schüchtern zu werden“, stupste er sie sanft an, damit sie sich wieder in Bewegung setzte. Für zwei Sekunden schaute sie ihn an, bevor das Mädchen ihren Blick wieder senkte und endlich weiter in den Raum ging, wo sie direkt vor Yuna stehen blieb. Diese sah ein bisschen überrascht aus und mit ihren Augen schien sie Kyo tausende Fragen zu stellen, doch er schüttelte ganz leicht den Kopf und hockte sich neben Erina.

„Wie wir es besprochen haben, auf drei“, flüsterte er in das winzige Ohr und erhielt auch sofort ein Nicken.

„Eins…, zwei…, drei!“
 

„ … Habbie birsday to yuuu

… habbie birsday … to yuu.

….“

„Happy Birthday….“, half Kyo sofort flüsternd nach, nachdem er bemerkte, dass Erina nicht weiter wusste.

„Habbie birsday …“

„Dear Mama.“, sprang er sofort wieder ein.

„Diir Mama…

… Habbie birsday to yuuuu!“, quietschte Erina am Ende fast, woran Yuna nicht ganz unschuldig war, da sie das Mädchen hemmungslos an ihre Brust zog und so fest an sich drückte, das Kyo Angst hatte, dass seine Kleine bald platt wäre. Bei der überschwänglichen Aktion war dem Mädchen noch das Geschenk aus der Hand gerutscht und auch wenn es nicht wirklich hart aufgekommen war, hoffte er, dass auch alles ganz geblieben war.
 

Während Yuna also ihr Mädchen bis zur Besinnungslosigkeit knuddelte, klatschten und jubelten dafür die anderen und alle sahen mächtig amüsiert aus. Grinsend schaute Kyo zu Natsuki, die ebenfalls grinste und dann zu ihm rüber kam, woraufhin er sie in den Arm nahm und ihr einen Kuss auf die Stirn drückte.

„Hat sie toll gemacht, oder?“, fragte er seine große Kleine und erntete ein Nicken.
 

„Mama, aufmachen“, befreite sich Erina, nachdem sie scheinbar genug von der Knuddelattacke ihrer Mutter hatte und deutete auf das große rot eingepackte Geschenk, welches achtlos auf dem Boden stand.

„Oh, natürlich“, nickte diese sofort und Yuna ließ Erina wieder auf ihre eigenen Füße zurück. Neugierig, das sah Kyo ihr schon an der Nasenspitze an, nahm sie sich das Paket und setzte sich auf die letzte freie Ecke vom Sofa. Direkt neben Yuna saß nun Reiko, die Sano auf ihrem Schoß hielt und dem Zwerg sanft das vollgefutterte Bäuchlein streichelte. Kyo konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen, als er die halbgeschlossenen Augen seines Sohnes sah, der es sich richtig gemütlich auf Reikos Schoß gemacht hatte.
 

Leises Rascheln von Papier lenkte ihn dann wieder auf seine Frau, die wirklich penibel genau das Geschenkpapier abpellte. Stimmt, er hatte ganz vergessen, dass sie es gerne noch einmal verwendete… da würde er das Papier diesmal wohl ganz unauffällig verschwinden lassen, da sie eh noch hunderte Geschenkpapierrollen im Schrank gebunkert hatten. Doch vorher nahm sie das Papier von dem Karton ab und legte es fürsorglich zusammen. Der Sänger konnte nicht anders als seine Augen zu verdrehen, da es mal wieder so typisch für sie war und er es sich eigentlich schon gar nicht mehr mit ansehen wollte. Leises Kichern ließ ihn aufsehen und er sah, wie Daisuke breit grinste und unauffällig auf Noriko zeigte, die das wohl auch so fabrizierte. Da wurde Kyo mal wieder bewusst, was Frauen für sonderbare Geschöpfe waren. Sie hatten alle ihre Macken und Specialeffects, aber dennoch konnte man sie einfach nur lieben.
 

Das Papier landete zusammen gefaltet auf dem Boden, dann nahm seine Frau den Karton wieder auf ihre Knie und beguckte diesen sich von allen Seiten, scheinbar wollte sie schon wissen, was es sein könnte, aber die braune Pappe verriet wirklich absolut nichts und sie musste sich eben doch überraschen lassen. Von irgendwoher zauberte Yuna eine Schere und nachdem sie Erina ein wenig von sich gescheucht hatte, setzte sie das Schneidewerkzeug an und durchtrennte das Klebeband, welches den Karton zusammen hielt. Kyo selbst nahm sich nebenbei Erina an und zog sie auf seinen Schoß – nachdem er sich auf dem Boden nieder gelassen hatte, da sie immer wieder in die Nähe der Schere kam und da Kyo das kleine Wurstgewitter kannte, hielt er sie lieber gleich fest, ehe es nachher noch ein Massaker oder zumindest großes Geschrei gab, er hatte auf beides keine Lust.
 

„Da bin ich ja mal gespannt“, murmelte Yuna und sie öffnete langsam die Oberseite des Kartons. Bei ihrem leisen Grummeln musste er daraufhin lachen, da der Karton über und über mit rosa Wattebällchen und Glitzerkonfetti ausgestopft war. Zugegeben, der Mist war auf Natsuki gewachsen, aber die Idee war einfach zu gut gewesen, um sie zu verwerfen. Als Strafe bekam er einen bedrohlichen Blick, doch der Sänger konnte diesen einfach nicht ernst nehmen und zwinkerte stattdessen frech zurück, was ihm wiederum ein Augendrehen einbrachte.
 

Vorsichtig, damit nicht gleich alles auf dem Boden landete, durchwühlte Yuna den Karton und beförderte dann doch ganz schön viel Glitzergedöns und Wattebällchen auf den Boden.

„Ist hier überhaupt etwas drin?“, seufzte sie, da sie scheinbar endlos lang im Geschenk herum suchte. Doch dann erhellte sich ihr Gesicht und sie zog gleich das größte Geschenk hervor, selbstverständlich noch mit einer Schicht Geschenkpapier und drei Schichten Klebeband umwickelt, schließlich sollten ja alle ihren Spaß dabei haben, wobei Yuna gerade eher leidend als erheitert ausschaute.
 

Glucksend saß Kyo also nun auf dem Boden und hatte eine zappelnde Erina auf dem Schoß – sie würde am liebsten das Geschenk ganz alleine auspacken – und schaute seiner Frau zu, die gequält eine Schicht nach der anderen von ihrem Geschenk abzog. Bisschen gemein war es zwar schon, aber sie selbst machte es ja schließlich auch immer so und man saß jedes Mal Ewigkeiten an einem Präsent und versuchte es aus der Verpackung zu wursteln.
 

Nach reichlichen fünf Minuten war es dann endlich geschafft und mit weniger Geduld riss Yuna das Papier herunter und ließ es auf dem Boden fallen. Danach erfolgte ein entzückter Laut und sie strahlte in die Runde, nachdem sie sich ausgiebig das Geschenk angesehen hatte. Als sich ihre Blicke trafen wurden ihre Augen ganz warm und er konnte Liebe und Geborgenheit, sowie große Dankbarkeit erkennen. Er lächelte zurück und war beruhigt, dass das Geschenk der Kinder so gut ankam, auch wenn er ihnen alles möglich gemacht hatte. Zumindest war das Bild scheinbar ein voller Erfolg und der Sänger zufrieden. Das Bild zeigte alle drei Kinder auf einem Haufen, wie sie fröhlich in die Kamera lachten. Gekrönt wurde es nur von einem frechen Whisky, der genau in der Auslösersekunde sein Gesicht noch mit halb in die Kamera hielt und sich somit auch noch einen Platz gesicherte hatte. Zunächst waren sie darüber wirklich verärgert gewesen, zumindest Natsuki und er, doch dann war das Bild eigentlich das Beste von allen gewesen, als wurde das entwickelt und in einen stabilen Bilderrahmen verfasst.
 

„Da ist aber noch etwas drin“, deutete Kyo wieder auf den Karton und trieb seine Frau an endlich weiter auszupacken, da er das Gezappel seiner Jüngsten langsam nicht mehr aushielt. Nickend legte Yuna das Bild zur Seite und wühlte wieder in der bunten Box, woraus sie wenige Sekunden später einen weißen Umschlag zog. Ein wenig verwundert schaute sie Kyo an, doch der zuckte nur mit den Schultern und er hoffte wirklich, dass sein Geschenk auch bei ihr so viel Freude hervorrief. Der Sänger hatte nämlich einen Gutschein für ein verlängertes Wellnesswochenende organisiert. Für zwei Personen. Zwar war es kein Muss, doch er hoffte inständig, dass sie ihn mitnehmen würde. Zwar stand er nicht sonderlich auf solchen Kram, doch das würde er ohne Murren über sich ergehen lassen, so lange ein paar Stunden – oder Tage – Zweisamkeit mit seiner Frau heraussprangen.
 

„Oh, das hab ich mir schon ewig mal vorgenommen“, wedelte Yuna zwei Sekunden später mit dem geöffneten Umschlag herum und strahlte in die Runde. „Wann kann es los gehen?“, schoss die nächste Frage gleich aus ihr heraus und alle lachten, da unverkennbar auf der Karte stand, um was es sich handelte und für jeden gut sichtbar war.
 

Zu guter Letzt kramte sie noch ihre Lieblingspralinen aus dem Karton, dann waren alle Geschenke ausgepackt und nachdem Yuna Erina von seinem Schoß gescheucht hatte, hatte sie sich stattdessen drauf niedergelassen und sich an ihn geschmiegt.

„Vielen Dank, mein Schatz“, murmelte sie an seine Lippen, bevor er ihre weichen Exemplare gleich auf seinen spürte. Leise seufzend fielen ihm sofort die Augen zu und während wieder tausende Schmetterlinge in seinem Bauch und Eingeweiden herum tanzten, genoss er einfach den Kuss und die Liebe, die in ihm steckte.

„Gern geschehen“, murmelte er nach gefühlten Stunden, nachdem sich ihre Lippen wieder voneinander gelöst hatten, und schenkte ihr ein sanftes Lächeln, was sie erwiderte und noch einen Kuss auf seinen Mundwinkel platzierte.
 

„Ich würde da jetzt das Abendbrot vorbereiten oder soll ich noch warten?“, fragte Yuna nach knapp einer Stunde in die Runde. Sie saß noch immer auf seinem Schoß und auch wenn sein Hintern schon seit geraumer Zeit eingeschlafen war, er wollte sie einfach nicht loslassen, weswegen Kyo nur zu gerne einen tauben Hintern in Kauf nahm.

„Ehm, kannst du noch kurz warten, wir hätten da sozusagen auch … noch eine Überraschung…“, murmelte Kaoru und er fuhr sich sichtlich nervös durch die Haare. Fragend legte Kyo seinen Kopf schief und musterte ihren Leader, der auf dem Sofa saß und Reiko nah an sich presste, welche wiederrum immer noch Sano auf dem Schoß hatte und scheinbar ihre gesamte Aufmerksamkeit mit Absicht auf den Zwerg lenkte. Doch statt gleich mit der Antwort rauszurücken, öffnete der Lockenkopf immer nur seinen Mund um ihn zwei Sekunden später wieder zu schließen.

„Also, ihr wisst ja alle, dass… ich gerne auch… also … ihr habt ja jetzt alle Familie und…“

„Ein Baby?“, unterbrach Erina eiskalt den stotternden Kaoru. Sie hatte sich zwischen seine Beine gestellt und sah ihn wahrscheinlich mit ihren riesigen Bambiaugen an. So ganz konnte der Sänger das nicht sehen, da sie mit dem Rücken zu ihm stand, aber so gut kannte er das kleine Mädchen schon, dass er es sich sehr gut vorstellen konnte.

„Eri!“, ermahnte er sie aber, da das nun wirklich nicht die feine englische Art war, zudem er ja wusste, wie empfindlich der Leader genau bei dem Thema war.

„Schon gut“, zeigte Kaoru aber, dass es scheinbar okay war. Er atmete noch einmal durch, schloss für eine Sekunde seine Augen, ehe er sie wieder öffnete und offen in die Runde sah.

„Zwei Babys. Wir bekommen zwei Babys.“



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