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Familyproject

von

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Einhundertsechs

Toshiya Pov.
 

Noch am gleichen Tag hatte der Bassist eine Nachricht auf seinem Telefon vorgefunden, welche ihn lächeln ließ und seinen Entschluss gleich noch ein bisschen verstärkte. Denn Daisukes kleine Prinzessin war endlich auf der Welt und Toshiya hatte natürlich gleich ein Bild mit den jeweiligen Daten dazu bekommen. Auf dem ersten Blick konnte er allerdings nicht viel erkennen, da das Baby bis zur Nase zugedeckt in einem Babybettchen lag und die Mütze auch beinahe die Augen komplett verdeckte. Da musste er Daisuke noch mal auf den Sack gehen, dass er ein ordentliches Foto von der Kleinen bekam, denn wie sollte er denn Ähnlichkeiten zwischen Akemi – so hieß die Kleine – und deren Eltern feststellen, wenn gerade mal die Stupsnase auf dem Foto zu erkennen war?
 

Na ja, zumindest hatte das frischgeborene Baby Kyos Spross jetzt schon ein, was Größe und Gewicht anging, dabei war dessen Kleiner ja nun schon über fünf Wochen auf der Welt. Aber auf der anderen Seite war der Sänger nicht gerade groß, mit seinen abgebrochenen eins sechzig, und Yuna war sogar noch kleiner, kein Wunder, dass deren Kinder auch keine Basketballspieler werden würden… höchstens in der Zwergenliga, aber selbst das bezweifelte der Bassist.
 

Eines musste er Daisuke aber lassen. Seine Laune war immens gestiegen, sobald er von der freudigen Nachricht erfahren hatte. So wirklich wohl fühlte er sich hier nämlich nicht, zudem kam er sich ziemlich einsam vor. Er wusste schon, warum er nie außerhalb Japans Urlaub machte, das war einfach nichts für ihn, zudem da ja noch die Sprache war, die er wohl nie erlernen würde und es ehrlich gesagt auch nicht wollte.
 

Also musste er noch ein wenig Geduld aufbringen und wie der Bassist herausfinden sollte, waren dazu zwei ganze Wochen nötig. Seine Laune war mittlerweile auf dem totalen Tiefpunkt und wenn die Sache nicht so wichtig wäre, Toshiya würde seine Sachen packen und das Land, ohne sich überhaupt einmal umzudrehen, verlassen.
 

Doch dieser Morgen sollte anders starten, was schon das energische Klopfen an seiner Hotelzimmertür ankündigte. Stöhnend, weil er eigentlich noch etwas weiter in den Federn liegen bleiben wollte, rollte er sich aus den Laken und hätte beinahe eine Bruchlandung hingelegt. Doch der drahtige Mann konnte sich gerade so noch abfangen und er stolperte nur ein wenig. Gähnend streckte er sich, während gleichzeitig sein T-Shirt nach unten rutschte, da es vorher bis ganz nach oben geschoben worden war. Aus dem Klopfen wurde mittlerweile ein Hämmern und wenn das nicht bald aufhörte, würde er eigenhändig zurück schlagen, da hatte Toshiya keine Hemmungen, schließlich ging es hier um seinen Schlaf.
 

„Ja doch!“, fauchte er in seiner Muttersprache und riss die Tür auf, woraufhin er beinahe eine Faust im Gesicht gehabt hätte, da Noi schon wieder am Schwungholen war. Gerade so konnte sie sich noch bremsen.

„Na endlich. Zieh dich an, wir müssen los“, sprach sie gleich und Toshiya zog verstimmt seine Augenbrauen zusammen.

„Wohin?“

„Ins Krankenhaus. Das Baby ist heute, in der Früh, auf die Welt gekommen und damit wir so schnell wie möglich erfahren ob du nun der Vater bist, musst du dich jetzt anziehen und deinen Hintern mit mir mit bewegen“, plabberte sie weiter und sah Toshiya mit ihren blitzenden Augen an. Diese Information hatte es schwer bis in sein Hirn vorzudringen, aber nachdem die Synapsen alle ihren Dienst endlich aufgenommen hatten, knallte der Bassist prompt die Tür vor Nois Nase zu und hätte beinahe das dumpfe ‚Au!‘ überhört. Perplex blieb er kurz wie angewurzelt stehen, bis ihm einfiel, dass das wirklich sehr unhöflich war und mit einer einzigen Bewegung zog er die Tür wieder auf, wo noch immer die kleine Dolmetscherin stand und sich die Nase rieb.

„Sorry“, murmelte er nur und verschwand dann ins Innere des Zimmers, wo er sich ein paar frische Klamotten aus seiner Tasche angelte und danach gleich ins Bad verschwand.
 

Nach rekordverdächtigen zwölf Minuten kam der Bassist wieder heraus und hatte, wie schon bei der letzten eiligen Aktion, seine Haare zusammen gebunden, damit er nicht gleich alle Passanten verscheuchte, die ihm über den Weg laufen würden. Noi stand noch immer in seinem Zimmer und erst jetzt fiel ihm auf, dass sie schon komplett in ihren Klamotten da stand und wirklich nur noch auf ihn wartete. Selbst ihre braune Umhängetasche hatte sie schon perfekt um ihren schmalen Körper geschlungen und so drapiert, dass sie auch ja nicht verrutschen konnte.
 

„Bist du soweit?“, fragte sie sofort und schielte von ihrem Mobiltelefon auf.

„Gleich, nur noch meine Jacke und Schuhe“, fühlte er sich ernsthaft ertappt, da er sie für einen Moment einfach nur angestarrt hatte. Er wusste nicht ganz genau ob aus Faszination oder doch Unglauben, aber zumindest hatte er sie einfach erst mal anstarren müssen.

„Dann mach mal hin“, scheuchte sie ihn schon wieder durch die Gegend und der Bassist trollte sich grummelnd. Nicht mal Nora oder Yuna hatten so einen Ton drauf, daran musste er sich wirklich gewöhnen, obwohl das dann doch übertrieben wäre, denn wenn sie wieder im Land der aufgehenden Sonne wären, wäre ihre gemeinsame Zeit eh vorbei.
 

So schnell wie möglich schlüpfte er in seine Schuhe und hätte sich dabei beinahe auf die Nase gelegt, da er nun so unter Druck stand, dass er es einfach nicht in seine Latschen schaffte und das ungeduldige Fußgetippel hinter ihm machte es wahrlich nicht besser. Aber okay, ganz ruhig Toshi, sei froh dass du die Frau hier hast, denn ohne sie wärst du nicht mal bis zum Hotel gekommen.
 

„Herrgott noch mal. Kannst du dich vielleicht mal zwei Meter weiter weg stellen und deine Füße für eine Minute still halten?“, keifte er dennoch, da ihm das leise Getippel so nervös machte, dass er die Schleife von seinem Schuh einfach nicht fest bekam.

„Ich warte nur bis du fertig bist, aber du Opi scheinst ja nicht mehr der schnellste zu sein“, flötete sie fröhlich und Toshiya atmete tief durch. Lass dich ja nicht von der kleinen Göre provozieren, die hat eh zu viel Energie im Hintern und kriegt die gar nicht komplett verbraucht, redete er sich beruhigend zu und weswegen sie ihm dadurch bestimmt mit Freude auf den Sack ging.
 

„Soll ich dir helfen, oder bekommst du es heute noch hin?“, fragte sie wieder und als der Bassist nach oben schaute, sah er Schalk in den dunklen Augen blitzen und wie sie ihn frech angrinste. Ohne dass er nachdachte, richtete der Basser sich auf und stellte sich so nah vor Noi, dass sie luftschnappend nach hinten auswich und mit dem Rücken an die Wand stieß.

„Machst du dich gerade über mich lustig?“, fragte er und legte nun mit Absicht seine Hände rechts und links neben den lockigen Haaren ab, die sich ebenfalls an die weiße Wand dahinter drückten. Zwar wusste er auch selbst nicht, warum er das gerade tat, aber seine Nerven waren bis zum Bersten gespannt, alleine schon wegen seiner wahrscheinlichen Vatershaft, da brauchte er nicht noch so eine junge, rotzfreche Göre, die ihm auch noch den letzten Nerv raubte, auch wenn er ihr viel zu verdanken hatte. Wenn Schluss war, war aber nun mal Schluss.
 

„Ein bisschen?“, fragte sie und trotz dass Toshiya sich so groß vor ihr aufgebaut hatte, schien Noi davon nicht sehr beeindruckt zu sein.

„Das war ein bisschen zu viel“, sagte er ruhig. „Denn nur, weil du hier gerade mehr Plan von der gesamten Sache hast als ich, heißt das noch lange nicht, dass du dich hier aufführen kannst, wie du es gerne hättest. Ein bisschen Respekt gegenüber anderen Personen, vor allem wenn sie älter als du sind, wäre schon angebracht und das sage ich nicht, weil ich ein wenig höher in der Gesellschaft stehe“, sagte er ruhiger als er sich gerade fühlte. Denn in ihm tobte ein Sturm. Die Aufregung wegen des Kindes, aber auch die Aufregung darüber, wie nah er der Kleinen im Moment war. Ihre Nasenspitzen berührten sich beinahe und er konnte sogar ihren süßen Atem deuten, der eindeutig nach Erdbeerbonbons roch.

„Hast du mich verstanden?“, fragte er und erntete ein zaghaftes Nicken, woraufhin sich doch ihre Nasenspitzen berührten und ihm das Herz zu flattern begann, er es aber versuchte zu ignorieren. „Gut“, waren seine letzten Worte, bevor er Noi wieder freigab und sich jetzt aber wirklich die Schuhe anzog.
 

Zehn Minuten später saßen sie im Taxi zum Krankenhaus und bis jetzt herrschte Stille. Allerdings keine angenehme, sondern angespannte.

„Tut mir leid. Ich dachte du hättest ein wenig Aufmunterung nötig“, murmelte es irgendwann leise und der Bassist drehte seinen Kopf zur Seite, woher die Stimme gekommen war. „Ehrlich gesagt hatte ich mich gefreut, als Nora zu mir kam und meinte, dass du meine Hilfe bräuchtest. Denn du wirkst immer so fröhlich und ausgelassen, dabei scheinst du es gar nicht zu sein, dass hab ich sofort bemerkt, als wir aufeinander getroffen sind. Nun weiß ich nicht, ob das dein wahres Wesen ist, oder das, was du auf der Bühne immer zur Schau stellst?“ Das waren mal ehrliche Worte.

„Ich glaube, es ist ein bisschen was von beidem“, murmelte der Bassist nach wenigen Minuten. „Normalerweise mache ich auch wirklich jeden Scheiß mit, aber vor vier Wochen wurde mein Leben so durcheinander gewürfelt, dass ich für solche Spirenzchen einfach keinen Kopf mehr habe. Es kam alles so unvorhersehbar und noch dazu konnte man außer warten wirklich nichts machen und das hat mich ehrlich gesagt fertig gemacht, macht es immer noch, da die Warterei schließlich noch nicht zu Ende ist“, da der Vaterschaftstest schließlich nicht schon morgen fertig sein wird.

„Werden wir ja sehen. Wenn du wirklich der Vater sein solltest, müsste das Baby ja irgendwie ein bisschen asiatisch aussehen“, antwortete Noi und versuchte ein wenig zu lächeln.

„Stimmt“, war das dem Bassisten noch gar nicht klar geworden und er zog ebenfalls seine Mundwinkel nach oben.
 

Die restliche Fahrt verging wieder recht schweigsam, diesmal aber war die Stimmung nicht mehr ganz so erdrückend, viel eher wurde sie beinahe von Nervosität verpestet. Bevor Toshiya aber noch weiter drüber nachdenken konnte, hielt schon das treue Gefährt und nachdem Noi, wie immer, bezahlt hatte, stiegen sie aus und machten sich auf den Weg ins Innere und bahnten sich den Weg zur Station.
 

Da weder Nathalie noch Toshiya Lust auf ein weiteres Zusammentreffen hatten, ließen sie das auch einfach aus und suchten gleich den zuständigen Arzt auf. Herzlich wurden sie begrüßt und ohne viel Drumherum wurden sie gleich zur Babystation geführt, wo in vielen Betten Säuglinge lagen, die wohl alle gerade erst das Licht der Welt erblickt hatten. Wissend lächelte der Arzt ihn an, als sie vor einem Bettchen zum Stehen kamen und deutete dann auf die weiße Decke.
 

Toshiyas Herz sprang ihm beinahe aus der Brust, doch mehr als zwei kleine Hände konnte er noch nicht erkennen. Wie in Zeitlupe beugte er sich weiter nach vorn und sah einen winzigen Mund, der ganz leicht zu einem kleinen O geöffnet war, die winzige, überaus stupsige Nase und hellbraune Mandelaugen, die einen minimalen Grünstich hatten, umrahmt von langen dunklen Wimpern. Sein Atmen setzte aus, bis er schluchzend wieder Luft holen musste und heftig blinzelte, damit er weitere Details in sich aufnehmen konnte. Das Baby hatte dunkle Haare, aber nicht so dunkel wie sein eigenes, dafür sogar einen rötlichen Schimmer. Winzige Löckchen kringelten sich um die minimalistischen Öhrchen und wenn Toshiya es nicht besser wüsste, würde er sagen, dass er sich gerade selbst in dem Bettchen liegen sah, nur in einer viel jüngeren Ausgabe und von den kleinen Details mal abgesehen.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  ScarsLikeVelvet
2016-09-24T10:33:52+00:00 24.09.2016 12:33
OMG ... ist das Zucker xD
Ich will mehr ... los...schreib, schreib +anfeuer+
Antwort von:  myamemo
24.09.2016 12:38
Immer ruhig mit den Pferden xD
Antwort von:  ScarsLikeVelvet
24.09.2016 12:40
*Peitsche zück*
*Pferde antreib*
*frech grins*


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