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Familyproject

von

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Zweiundvierzig

Zusammen hatten sie sich in einem kleinen Sushirestaurante nieder gelassen und bei Misosuppe und Sushi ließen sie den gemütlichen Nachmittag ausklingen. Die Zeit war wie immer sehr schnell vorbei gezogen und Kyo verspürte eine immense Unlust das Mädchen in nicht mal mehr einer Stunde wieder zurück bringen zu müssen. Gott sei Dank sie mussten erst in knapp dreißig Minuten los laufen, weswegen er sich zumindest im Moment nicht hetzen ließ, sondern ihr beim Essen zusah. Zwar wollte sie noch immer nicht so richtig etwas zu sich nehmen, aber wenigstens hatte er sie dazu gebracht ein paar Sushihappen zu essen, auch wenn davor beinahe ein paar Tränen geflossen wären.
 

Das musste er ganz dringend noch lernen. Kyo hatte beinahe panische Angst, wenn sie mal aus Trotz in Tränen ausbrechen sollte. So wie er im Moment drauf war, würde er ihr da sofort jeden Wunsch erfüllen, aber genau das war ja der Fehler. Zwar hatte er immer noch die Hoffnung, dass es nie so weit kommen würde, aber das war nur ein dämlicher Wunschtraum, denn früher oder später würde es soweit sein.
 

Darüber nachdenken wollte er nun aber auch nicht weiter, da sie ja im Moment friedlich beinander saßen und Natsuki ihren Rest der Misosuppe schlürfte. Kyo selbst war schon eine Weile fertig und genoss einfach die Ruhe.

„Bist du satt?“, fragte er, als sie sich gerade die letzten Tropfen von den Lippen leckte und sie ganz unladylike ein Bäuerchen machte. Lachend schüttelte er den Kopf und hielt ihr eine Serviette hin, die sie gleich annahm und sich harsch über den Mund wischte, bevor sie nickte.

„Das ist gut“, war er aber dennoch zufrieden. Sie saßen dann noch ein paar Minuten da, bevor Kyo die Rechnung beglich und sie sich langsam wieder auf die Socken machten.
 

Gemütlich liefen sie durch die Straßen und der Sänger würde sich Natsuki am liebsten schnappen und sich mit ihr bei sich zu Hause verschanzen, aber das würde allen Parteien nichts bringen, ganz im Gegenteil, da wäre sicherlich alle Mühe und Geduld dahin gewesen, die sie bis jetzt investiert hatten. Als sie an einem kleinen Schreibwarenladen vorbei kamen, zog Kyo das Mädchen sanft hinein, da er eine kleine Idee für Natsuki hatte. Er kaufte zwei Kalender, in Postkartenformat und einen dünnen Permanentmarker. Dankend steckte er sich das Zeug ein und nahm Natsuki dann wieder an seine Hand, damit sie weiter laufen konnten.
 

Während sie weiter liefen, erzählte Kyo, dass das Musikvideo auch super geworden war und Natsuki wirklich alle Arbeit geleistet hatte und er richtig stolz auf sie war, dass sie sich das getraut hatte. Die strahlenden Kinderaugen daraufhin beflügelten Kyo dann doch schon und er war wirklich froh, dass er ihr damit auch eine Freude machen konnte.
 

Durch das viele Reden war der Weg dann aber doch recht schnell überbrückt und ehe sie sich versahen, standen sie schon wieder vor dem Kinderheim.

„Da wären wir wohl wieder“, seufzte Kyo und sah zu seiner kleinen Lady hinunter, die mehr als unglücklich aus der Wäsche guckte. Als er sich wieder in Bewegung setzen wollte, kam der Sänger allerdings nicht sehr weit, denn Natsuki weigerte sich beharrlich da wieder hinein zu gehen und sie hatte regelrecht ihre Fersen in den Boden gestemmt, damit sie ja keinen Millimeter näher an dieses Gebäude kam. Irgendwie hatte er damit ja schon gerechnet und Kyo wappnete sich schon für das Bevorstehende.

„Tsuki-chan…“, murmelte er und hörte auf zu ziehen. „Egal wie sehr du dich da jetzt gegen wehrst, du musst da wieder rein“, sagte er ruhig und hockte sich wieder vor sie hin. „Ich will ja auch nicht, dass du gehst, aber es ist nun mal so“, versuchte Kyo die richtigen Worte zu finden.
 

Doch davon ließ sich das Mädchen nicht beruhigen und vehement schüttelte sie ihren Kopf und die Unterlippe fing auch schon mächtig an zu beben. Kyos Herz zerbröckelte mal wieder in tausend Stücke und wenn das so weiter ging, musste er demnächst eine neue Tube Sekundenkleber besorgen, da seine jetzige bald zur Neige ging, so oft wie in den letzten Tagen sein Herz zu Bruch gegangen war.

„Vier Wochen nur noch…“, murmelte er schon fast verzweifelt und stand langsam wieder auf, um Natsuki an seine Hand zu nehmen. Doch die zog sie schnell zurück und stampfte fest mit dem Fuß auf dem Boden auf und dann fing sie richtig an zu heulen. Beinahe wie eine Sirene jaulte sie auf und der Sänger hoffte wirklich, dass die Leute nicht jetzt sonst etwas von ihm dachten, schließlich hatte er das Kind nicht einmal angefasst.
 

„Süße!“, versuchte er gegen die Lautstärke anzukommen, doch Natsuki wollte nichts von all dem wissen, denn sie weinte sich schon richtig in Rage und ihre Wangen waren schon total nass, sowie das kleine Gesicht krebsrot.

„Natsuki, ich kann dich ja verstehen, aber wir dürfen noch nicht“, war Kyo überfordert und nun wusste er, wie sie reagieren würde, wenn sie nicht ihren Willen bekam. Das war wirklich erschreckend.

Vorsichtig schnappte er sich dann das heulende Bündel und kaum war der Boden unter ihren Füßen weg, fing Natsuki an zu strampeln.

„Das macht es jetzt nicht besser, wenn du hier herum schreist und trittst“, brummte Kyo und unter Anstrengung trat er mit ihr durchs Tor.

„Neiiiin~“, versuchte sich die Kleine lautstark und mit aller Kraft zu wehren und wenn sie so weiter machte, hatte sie den Sänger wirklich bald soweit, dass er sie komplett einsackte und mit zu sich nach Hause nahm. Doch er musste stark bleiben und das noch vier elende Wochen lang...
 

Bei dem Gebrüll kam sogar die Heimleiterin aus ihrem stickigen Büro gekrochen und als sie sah, wer denn da so einen Terz machte, erkannte Kyo regelrechtes Erstaunen auf ihrem Gesicht. Doch darum konnte er sich jetzt nicht kümmern, denn Natsuki bekundete immer noch lautstark, dass sie lieber bei ihm und nicht im Heim bleiben wollte. Langsam tat ihm die Lautstärke sogar in den Ohren weh, doch er riss sich zusammen und brachte sie in ihr Zimmer, wo er sie sanft aufs Bett setzte, sie aber fest hielt.
 

„Komm schon, mach es uns beiden nicht so schwer“, bettelte er regelrecht und wischte ihr die vielen Tränen von den Wangen, die aber sofort wieder nachliefen.

„Ich mag dich nicht so traurig sehen“, seufzte er und der Sänger musste sich wirklich einen Moment sammeln, da bei ihm auch langsam Hochwasser drohte. Doch er schluckte den Kloß runter und fummelte dann mit einer Hand in seiner Jackentasche herum, während die andere beruhigend über Natsukis Arm strich.

„Ich hab noch etwas für dich, willst du es sehen?“, fragte er und schaute sie an, woraufhin sie schluchzend nickte. „Aber erst musst du aufhören mit weinen“, forderte Kyo sanft und ließ ihren Arm los, befreite dafür ihre Wangen wieder von den salzigen Tränen. Herzzerreißend schniefte die kleine Lady noch einmal und Kyo säuberte zunächst mit einem Taschentuch ihre Nase, da er, statt seiner gesuchten Sachen, seine Taschentuchpackung aus der Jackentasche gezaubert hatte. Zuletzt tupfte er mit dem weichen Papier noch ihre Wangen richtig trocken, dann steckte er es wieder weg und holte stattdessen die zwei Postkarten hervor, die er vorhin erst gekauft hatte.

„Guck mal“, murmelte er und setzte sich neben sie auf das Bett, zog Natsuki aber erst mal auf seinen Schoß, ehe er weiter sprach. „Ich hab hier zwei Kalender. Und ab heute machst du in jeden Tag ein Kreuz, bis du zu mir kommst. Da kannst du sehen, dass es immer weniger Tage werden und sie runter zählen“, erklärte er und den 16. Oktober umkreiste er kräftig mit dem Edding, den er auch mit erstanden hatte. „Bis hier hin“, ein kurzes Tippen mit dem Finger auf den Kreis, „musst du bloß die Kreuze machen, das sind…“ leise zählte er die Tage rückwärts, „noch genau dreißig Tage. Meinst du, du kriegst das hin?“, fragte er sie nun direkt und sah sie an.
 

Schniefend beschaute Natsuki sich zunächst die Karte, doch dann nickte sie.

„Gut, dann kannst du ja schon ein Kreuzchen machen“, schlug er auch gleich vor und deutete auf das heutige Datum. „Ich hab auch so einen Kalender und darauf zähle ich die Tage, bis du endlich bei mir bist“, setzte er noch hinten dran und malte auch auf der zweiten Karte einen Kreis um den 16. Oktober und hielt dem Mädchen dann wieder den Stift hin, damit sie das heutige Datum ab kreuzen konnte. Das tat sie auch gleich und Kyo zog ihr sanft die Kalender aus der Hand und legte diese mit dem Stift auf den kleinen Nachttisch, der neben ihrem Bett stand.

„Und nun sei nicht mehr traurig. Wenn ich dich das nächste Mal abhole, da streichen wir dann dein Zimmer, damit es auch rechtzeitig fertig wird, wenn du zu mir kommst“, schaukelte er sie langsam und blieb noch ein Weilchen bei ihr sitzen, bis er sich sicher sein konnte, dass sie nicht wieder in Tränen ausbrach.

Mit einem letzten Kuss auf Natsukis Stirn verabschiedete er sich dann von ihr und mit einem Winken ließ er sie im Zimmer zurück. Leise schloss er die Tür und lehnte sich mit dem Rücken dagegen. Er musste erst einmal tief durchatmen und wieder runter kommen.
 

„Das haben Sie ja ganz gut gemeistert“, erkannte er die Stimme sofort und Kyo seufzte innerlich.

„Na wenn Sie das sagen“, murmelte er und fuhr sich noch einmal mit seinen Händen übers Gesicht, bevor er die Heimleiterin ansah.

„Ja, wobei ich ehrlich zugeben muss, dass ich Natsuki so auch noch nie erlebt habe.“

„Da sind Sie nicht die einzige“, konnte er sich das Kommentar nicht verkneifen, bis ihm was anderes einfiel. „Wissen sie eigentlich, in welchen Kindergarten Natsuki gegangen ist, bevor sie hierher kam?“, fragte er, da er sie ja auch in einen Kindergarten schicken musste, wenn sie bald bei ihm wohnte und wenn der in der Nähe war, würde er sie höchstwahrscheinlich dahin schicken, da sie dort sicherlich noch ein paar Leute kennen dürfte und das würde ihr dann sicherlich auch helfen, als wenn er sie wieder wo rein steckte, wo sie wieder total fremd war.

„Sicherlich. Folgen Sie mir in mein Büro, es müsste alles in den Unterlagen stehen“, machte die Heimleiterin eine Handbewegung, die so viel hieß, dass er ihr folgen sollte.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  ScarsLikeVelvet
2016-05-03T16:56:20+00:00 03.05.2016 18:56
*sich mit Natsuki an Kyo klett* wir wollen nicht, dass du gehst
Antwort von:  myamemo
04.05.2016 19:42
*lach* sie hatten leider keine andere Wahl


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