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Familyproject

von

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Siebenunddreißig

Ziemlich zeitig am nächsten Morgen wurde der Sänger wach. Eine enorme Wärme umfing ihn und für den ersten Moment hatte er keinen Plan, wo er sich überhaupt befand. Nur langsam dämmerte zu ihm durch, dass er nicht in seinem Bett lag und es auch nicht seine Wohnung war. Zudem war seine Bewegungsfreiheit sehr eingeschränkt. Noch ein bisschen benebelt drehte Kyo sich ein wenig, bis er einen Schrecken bekam als er ein Gesicht ganz nah vor seinem sah. Eine Sekunde später erkannte er in dem verstrubbelten Wesen Yuna, die noch friedlich schlief und ihn tatsächlich umklammert hielt. Von ihr kam scheinbar auch die enorme Wärme.
 

Kurz atmete Kyo durch, dann löste er langsam die dünnen Ärmchen und deckte sie mit ihrer eigenen Decke richtig zu. Dank seiner neu gewonnen Freiheit konnte er unbemerkt aus dem Bett schlüpfen und schlich ins Bad, wo er sich an der geliehenen Zahnbürste bediente und sein Gesicht notdürftig mit Wasser abspritzte. Nachdem der Schlaf aus seinen Augen gewaschen war, schnappte sich der Sänger seine Sachen, die noch immer auf Yunas Waschmaschine lagen, und mit wenigen Handgriffen hatte er sie angezogen. Seine Haare sahen zwar ein bisschen wüst aus, aber bis nach Hause wäre das egal, da erkannte ihn vielleicht niemand, wofür der Bartschatten in seinem Gesicht sicherlich auch nicht gerade schlecht war, denn so kannte ihn erst recht niemand.
 

Als er alle seine Habseligkeiten eingesammelt hatte, schlich Kyo weiter durch die Wohnung und noch immer konnte er Whisky vom Sofa aus schnarchen hören. Kopf schüttelnd lief er dran vorbei und zog sich flink seine Jacke an, bevor er in seine Schuhe schlüpfte. Kurz horchte Kyo noch einmal in die Wohnung, falls Yuna in der Zeit wach geworden war, doch außer den faulen Mops konnte er keinen Ton vernehmen, was wahrlich auch besser war. Also öffnete er die Tür, switschte hindurch und ließ sie wieder einrasten, was allerdings ein bisschen zu laut war. Für einen Moment zog der Sänger seinen Kopf ein und lauschte wieder. Diesmal schnarchte der Hund nicht mehr, sondern er bellte.

„Okay, das ist mein Zeichen“, murmelte er vor sich hin und steuerte diesmal die Treppen an, den Fahrstuhl würde er ab sofort meiden.
 

Die Stufen hüpfte er schnell hinab und er quetschte sich gerade noch durch den offenen Spalt der Tür, da ebenfalls gerade jemand aus dem Haus getreten war und die Tür scheinbar nur hinter sich zu fallen ließ. Draußen atmete er die frische Morgenluft ein, dann nahm er große Schritte und legte den Weg zu seiner Wohnung ziemlich schnell zurück.

Die ganze Zeit über zwang er sich nicht an den letzten Abend zu denken, denn er würde ihn zu Tode analysieren und darauf hatte er im Moment keine große Lust.
 

Nachdem Kyo den gesamten Weg zurück gelegt hatte, steuerte er bei sich gleich als erstes das Bad an und stellte sich unter die Dusche, damit auch wirklich alle Lebensgeister geweckt wurden. Nach der angenehmen Dusche fühlte er sich auch endlich wieder wie ein richtiger Mensch und nach einer Rasur sah er auch wieder so aus und mit neuer Energie machte er sich eine Schale Müsli fertig und schaufelte diese sich in Ruhe in den Mund. Kaum war der letzte Tropfen Milch in seinem Rachen verschwunden, da landete die Schüssel in der Spüle und Kyo machte sich auf den Weg zu seiner Arbeitsstelle. Nach einem Blick auf seine Uhr, würde er dieses Mal sogar mit einer der ersten sein, was er sonst immer tunlichst verhinderte, aber wenn er sich jetzt wieder in sein Bett schmeißen würde… das wäre fatal.
 

Im Eiltempo war er wieder im Studio und machte sich sogleich an die Arbeit, da diesmal wirklich noch niemand da war, nicht mal Kaoru, der ja sonst immer mit seiner Arbeit verheiratet war. Nun, da er langsam zur Ruhe kam und ihm noch keiner ein Ohr abkaute, da schlich sich wieder die junge Frau in seine Gedanken und statt sich auf seine Arbeit zu konzentrieren, konzentrierte er sich eher an die Erinnerungen des letzten Abends.

Er hatte sich wirklich sehr gut unterhalten gefühlt und auch wenn sie eigentlich nur geredet und sich ab und an ein paar freche Floskeln an den Kopf geschmissen hatten, hatte er nichts vermisst. Nein, viel mehr fühlte er sich rund um wohl. Zwar hatte er die einen oder anderen Avancen von ihr wahrgenommen, doch die hatte er nicht wirklich auf sich wirken lassen wollen. Kyo fühlte sich mehr als unwohl, dass er seine Zeit und Gedanken nicht für Natsuki aufbrachte, sondern für eine ganz andere Frau.
 

Doch warum wurde ihm dann immer so flau im Magen? Oder warum kribbelte es immer so merkwürdig, wenn sie ihn anlächelte, oder gar berührte, egal wie kurz und lapidar die Berührung war? Außerdem waren die weichen, puddingartigen Knie auch noch eine merkwürdige Nebenwirkung.

Das Schlimmste an der ganzen Sache war allerdings, dass er wusste, was es mit den ganzen Symptomen auf sich hatte, doch er wollte sie nicht akzeptieren. Er hatte keine Zeit für eine Frau in seinem Leben… genauso wenig, wie eigentlich für ein kleines Mädchen.
 

„Ach verdammte Kacke, das kann doch nicht wahr sein“, feuerte seinen Block durch die Kante und traf damit beinahe den Leader, der in diesem Moment durch die Tür marschiert kam.

„Deine Begrüßungen werden ja auch von Tag zu Tag besser“, murmelte dieser.

„Sorry“, war das nun wirklich nicht Kyos Absicht gewesen und er stand auf, um sich sein zerfleddertes Buch wieder zu holen.

„Schlechte Nacht gehabt?“, schien der Gitarrist es ihm zum Glück nicht allzu krumm zu nehmen, denn er setzte nebenbei Kaffee auf und suchte schon einmal genügend Tassen aus dem Schrank.

„Hm… nein, eigentlich nicht. Zumindest die zweite Hälfte nicht“, musste er eingestehen und Kyo ließ sich auf das Sofa fallen, worauf er zuvor schon gesessen hatte.

„Erzähl, was war denn?“ Kyo wusste nicht, ob er es Kaoru wirklich erzählen sollte, aber früher oder später würde es doch mal ans Tageslicht kommen, weswegen er einmal tief Luft holte und dann mit dem Abend begann, den er bei Yuna verbracht hatte.
 

„Also habt ihr euch einen schönen Abend gemacht und dann bist du weg? Warum war dann die Nacht schlecht?“, war der Leader neugierig und Kyo schnaubte.

„Weil der dämliche Fahrstuhl stecken geblieben ist, nachdem ich eingestiegen bin und auf dem halben Weg nach unten war.“

„Du hast die Nacht in einem Fahrstuhl verbracht?“, guckten ihn nun zwei große, fragende Augen an, was den Sänger kurz zum Lachen brachte.

„Das hättest du wohl gerne. Nein, ich hab Yuna angerufen und die hat dann den Hausmeister aus dem Bett geschmissen. Bis das Ding dann endlich wieder in Bewegung kam, hatte es allerdings noch etwas gedauert“, erzählte er weiter und beobachtete nebenbei, wie Kaoru zur Kaffeemaschine ging und ihnen beiden Kaffee einschenkte, da der erste Durchlauf schon fertig war.

„Und was ist dann passiert?“

„Dann… habe ich doch tatsächlich zu gesagt, bei ihr zu übernachten, da ich keinen Nerv mehr hatte um nach Hause zu laufen“, schilderte er seinem Leader und nahm dankend die dampfende Tasse entgegen, die ihm hingehalten wurde.

„Und dann bist du mit ihr in der Kiste gelandet“, ertönte es aus den Tiefen des Sofas, da Kaoru sich eine Sekunde vorher auf das Sofa hat fallen lassen.

„Ja, aber nicht so wie du denkst“, schmunzelte er und hielt kurz Kaorus Tasse fest, da das Sofa nachbebte und der Kaffee drohte hinaus zu schwappen.

„Wie denke ich denn?“

„Dass wir Sex hatten.“

„Und, hattet ihr?“

„Nein, hatten wir nicht“, schüttelte der Sänger seinen Kopf und gönnte sich einen Schluck Kaffee.

„Warum nicht?“

„Weil ich sie kaum kenne?“

„Für Sex muss man sich nicht kennen, Kyo.“

„Wie dem auch sei, ich hab die Nacht jedenfalls in ihrem Bett verbracht“, murmelte er dann und Kyo konnte spüren, wie ihm die Wärme in die Wangen schoss, da er unweigerlich an den Kuss denken musste.

„Oi, du verheimlichst doch noch etwas, von wegen kein Sex. Du wirst nicht einfach so rot. Was habt ihr die Nacht getrieben, raus mit der Sprache?!“, wirkte Kaoru irgendwie sehr amüsiert und verdammt neugierig, was den Sänger seufzten ließ und am liebsten würde er jetzt gar nichts mehr sagen, aber nun hatte der Leader Lunte gerochen und er würde nicht mehr locker lassen, bis er alles aus dem Sänger heraus gekitzelt hatte.
 

„… scheinbar haben wir uns… geküsst.“

„Scheinbar? Wie kann man sich scheinbar küssen? Entweder man tut es, oder nicht“, wirkte Kaoru ein bisschen verwirrt und so schaute er Kyo auch an, der seine Augen verdrehte und nun doch die Flinte ins Korn warf.

„Okay, ist ja gut. Wir haben uns geküsst. Ganz lang und ausgiebig, wenn du das auch noch wissen willst“, gab Kyo zu und ihm wurde noch ein bisschen wärmer, als er an das schöne Gefühl zurück dachte, was er zu dieser Zeit in seinem Bauch gespürt hatte und er es nun auch wieder annähernd wahr nahm.
 

„Scheiße, Kyo, du hast dich verknallt, aber mal so richtig“, platze es aus Kaoru heraus, der es kaum fassen konnte, aber trotzdem strahlte wie ein Honigkuchenpferd, als ob es ihn selbst betreffen würde.

„Was? Nein, das kann nicht sein“, wehrte der Sänger gleich ab und schüttelte vehement seinen Kopf.

„Oh doch, mein Lieber“, grinste der Leader immer noch.

„Red doch nicht so einen Unsinn, das glaubt dir sonst noch jemand“, zeigte Kyo ihm den Vogel und er verfluchte Kaoru, dass er ausgerechnet das ausgesprochen hatte, was er die ganze Zeit versuchte zu verdrängen. Doch Kaoru juckte das nicht im Geringsten, der grinste immer noch und machte damit ihrem zweiten Gitarristen mächtig Konkurrenz.
 

„Was ist denn hier kaputt?“, ertönte kurz darauf eine weitere Stimme und Sänger, sowie Gitarrist zuckten ertappt zusammen, da sie niemand hatten kommen hören.

„Was soll denn los sein?“, fragte auch gleich das Leadertier und hob die Tasse wieder an seine Lippen.

„Na ja, zum Einen grinst du wie ‘nen debiler Idiot und zum Anderen ist Kyo schon da, also muss was im Argen liegen“, erklärte ihr Bassist Toshiya gleich und sein erster Handgriff ging zur Kaffeemaschine, an der er sich gleich bediente.

„Keine Ahnung, was du meinst“, hielt Kaoru aber wenigstens dicht und erzählte nicht gleich dem anderen, was er vor wenigen Minuten in Erfahrung gebracht hatte.

„Doch du weißt es, willst es nur nicht erzählen“, schmunzelte der Bassist und hielt sich dann an seiner Kaffeetasse fest, die ihn aufrecht zu halten schien.

„Warum fragst du dann überhaupt?“, grinste Kaoru wieder und begrüßte dann die letzten beiden, die zwar auch verwundert aus der Wäsche guckten, dass Kyo schon da war, aber Shinya und Daisuke hielten brav die Klappe und schnappten sich lieber zuerst eine volle Tasse Kaffee. Somit war das die erste Aktion, die sie an diesem Morgen bewältigten, ehe Kaoru seine Schäfchen auf ihre Positionen scheuchte, damit sie endlich mal was Produktives zustande brachten als sich nur mit Koffein auf den Beinen zu halten und über eventuelle Liebesromanzen zu tratschen.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  ScarsLikeVelvet
2016-04-30T21:05:51+00:00 30.04.2016 23:05
Ich weiß nicht, ob ich Kyo knuddeln soll, weil er so niedlich ist, oder ob ich ihn hauen soll, weil er sich rausgeschlichen hat
Wie reagiert Yuna darauf? Und wann kommt Natsuki wieder?
Antwort von:  myamemo
30.04.2016 23:07
Am besten erst haust du ihn und dann knuddelst du das kleine Biest ;) Ja, wie Yuna reagiert, das weiß ich ehrlich gesagt auch noch nicht, lassen wir uns überraschen, schließlich machen die Charas ja eh immer was sie wollen, aber nicht sollen.
Und wann Natsuki wieder kommt...? Who knows...


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