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Familyproject

von

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Eins - Teil Eins

Im gemütlichen Garten, welcher hinter ihrem Studio lag, auf einer dunkelbraunen Holzbank, saß der Sänger Dir en grey’s und schrieb in seinem kleinen Block, welchen er immer dabei hatte. Es war Ende April und das Wetter zeigte sich seit ein paar Tagen von seiner schönsten Seite. Überall in der Stadt blühten die ersten Knospen und verzauberten die tristen Bäume in wunderschöne Gewächse. Die Vögel sangen ihre Lieder und hier draußen konnte er am besten seinen Gedanken freien Lauf lassen. Die Sonne schien herrlich warm auf ihn herunter und kitzelte Kyo sachte an der Nase, sodass er sich sogar ein Niesen verkneifen musste. So passte es ihm sogar ganz gut, dass seine vier Bandmitglieder heute alle selbst außerhalb Termine hatten. Kaoru drückte sich mal wieder bei einem Gitarristentreffen herum, diesmal die Frühlingsversion, wie er letztens noch erklärt hatte, aber das hatte Kyo nicht wirklich interessiert. Ihr zweiter Gitarrist Dai hatte einige Pressetermine mit seinem Soloprojekt und tingelte durch die Gegend. Toshiya, ihr Bassist, hatte diesmal privat etwas zu erledigen, schließlich kommt sowas auch mal vor und was Shinya machte, tja, da musste Kyo passen, da hatte er seinen Gehörgang mal wieder auf Durchzug gestellt. Ihm störte nicht mal das Schreien, Lachen und Toben der Kinder, welche in dem Garten des benachbarten Kinderheims spielten. Nein, irgendwie beruhigte es ihn sogar und das sollte schon was heißen, da er mit Kindern sonst nicht viel anfangen konnte.
 

Nach einem weiteren Schluck Tee, den er sich in einer Thermostasse mit nach draußen genommen hatte, lehnte der blonde Sänger sich wieder zurück und richtete sich noch einmal seine Sonnenbrille, dann schrieb er weiter auf seinem Block seine Gedanken nieder.

Sehr weit kam er dabei allerdings nicht, da ein Aufprall ihn aufschrecken ließ und kurz darauf ein bunter Ball vor seine Füße gekullert kam. Verwundert zog er seine Augenbrauen zusammen und er schaute auf, wo er am Zaun des angrenzenden Kinderheimes ein paar Kinder wegrennen sah. Nur einzig ein Mädchen blieb stehen und schaute ihn an. Sie stand wenige Meter vom Zaun entfernt und wandte ihren Blick nicht ab. Stumm hielt das kleine Mädchen seinem Blick stand, bis Kyo es erst mal dämmerte, auf was sie überhaupt wartete.
 

Da ihm das Stieren jetzt aber selbst ein wenig mulmig auf der Bank herum rutschen ließ, löste Kyo sich davon und schaute stattdessen auf den bunten Ball, der unschuldig vor seinen Füßen lag. Langsam beugte er sich nach unten und hob ihn auf, drehte das schmutzige Teil etwas in seinen Händen, bevor er aufstand und langsam zum Zaun ging.

Ein paar Kinder kamen neugierig wieder angerannt, blieben aber mit ordentlichem Abstand stehen.

„Los, frag ob wir den Ball wieder bekommen“, meldete sich einer zu Wort, doch das Mädchen reagierte gar nicht. Sie machte lediglich ein paar Schritte auf ihn zu und blieb direkt am Zaun stehen.

„Nun frag schon.“ „Ach was, die traut sich doch eh nicht.“ „Pass auf, bald rennt die wieder weg und heult“, die Kinder grölten und zeigten mit dem Finger auf das Mädchen. „Kommt, da holen wir uns eben einen neuen Ball“, machten sie sich aber vom Acker und Kyo sah wieder zu dem Mädchen. Sie hatte ihre kleinen Finger in einzelne Maschen des Zaunes gekrallt und der Sänger konnte ganz genau sehen, wie die kleinen Nasenflügel sich immer wieder aufblähten, ganz so, als müsste sie sich beherrschen. Nun wusste er auch wieder, warum Kyo nie darüber nach gedacht hatte mal selbst Kinder zu bekommen. Zwar hatte er nichts gegen Kinder, aber das bestätigte ihn mal wieder, dass er ohne sehr gut dran war und sie wirklich grausam sein konnten.
 

Da Kyo immer noch nicht wusste was er sagen sollte, oder eher, weil er das Kind nicht verschrecken wollte, da ihm einige böse Wörter auf der Zunge langen, musterte er sie etwas genauer. Sie dürfte drei oder vier, höchstens fünf Jahre alt sein. Ihre Jeans waren verschmutzt und an einigen Stellen aufgerissen, bunte Flicken waren drauf genäht worden, die aber schon wieder begannen sich zu lösen und allgemein war sie nicht mehr im besten Zustand. Die rote Stoffjacke schien ein wenig groß zu sein, aber sie machte noch einen ganz guten Eindruck. Am Saum blitzte ein gelbes Oberteil hervor und ein bisschen unordentlich kam die Garderobe der Kleinen schon rüber. Sie trug noch ein buntes Tuch um den Hals, was auch schon ziemlich verrutscht war, aber scheinbar tat es trotzdem seinen Dienst. Bei der Frisur von dem Mädchen musste Kyo dann aber schmunzeln. Wahrscheinlich waren es am Anfang des Tages mal zwei gleichhohe Zöpfe gewesen, allerdings war der eine schon mächtig nach unten gerutscht und bei dem anderen hingen mehr Haare draußen, als drinnen. Das machte das Mädchen dann doch zuckersüß, wenn nicht ihr Gesichtsausdruck wäre.

Die Kleine wirkte alles andere als glücklich. Ihre großen, dunkelbraunen Augen blickten ihn traurig an, sie waren matt und Kyo vermisste den kindlichen Glanz in ihnen. Die kleinen Mundwinkel hingen leicht nach unten und allgemein hatte sie einen ziemlich harten Ausdruck um den Mund. Kyo fragte sich unweigerlich, was ihr zugestoßen sein musste, zudem sie noch nicht lange in dieser Einrichtung zu sein schien, da er oft hier draußen saß, sie aber noch nie hier gesehen hatte.
 

„Natsuki, kommst du?“, genauso wie Kyo, zuckte das Mädchen zusammen und ihre Augen bekamen einen flehenden Ausdruck. Was war dem Mädchen nur zugestoßen, dass sie so schreckhaft und verzweifelt geworden war?

Aber zumindest wusste er jetzt ihren Namen und den würde er sich auch merken und wenn es nur deswegen war, damit überhaupt mal jemand an sie dachte.
 

Scheinbar wollte sie sich ihrem Schicksal nun stellen und das Mädchen ließ den Zaun los, drehte sich um. Da fiel Kyo erst mal wieder der Ball ein, den er ja noch immer in den Händen hielt.

„Natsuki-chan“, rief er sie nun und hielt den Ball hoch. „Ich habe da noch etwas“, sagte er und Kyo stellte sich nah an den Zaun und machte sich lang, damit er den Ball darüber fallen lassen konnte. Sofort kam sie ebenfalls wieder nah an den Zaun und streckte ihre Arme aus. „Pass auf, ich lass ihn fallen“, warnte Kyo sie noch einmal, bevor er den Ball los ließ und Natsuki genau im richtigen Moment ihre kleinen Arme darum schloss.

„Natsuki!“, wieder wurde sie gerufen und Kyo konnte genau sehen, dass sie nicht zurück wollte, aber genauso konnte er Resignation lesen, als sie sich umdrehte und mit dem Ball davon rannte.
 

Schweigend stand er noch etwas am Zaun, sah in das nun kinderfreie Gelände. Natsukis Verhalten ließ ihn nachdenken und nach vielen Sekunden drehte er sich wieder herum und machte es sich erneut auf der Bank bequem, nahm sich erneut seinen Block zur Hand und sein Stift flog nur so über die leeren Seiten, die an diesem Nachmittag noch gefüllt wurden.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  ScarsLikeVelvet
2016-03-28T16:04:08+00:00 28.03.2016 18:04
Aww~ ... das ist ja Zucker. Ich bin gespannt, wie es weiter geht
*aufgeregt hin und her renn*
Antwort von:  myamemo
28.03.2016 19:09
Hihi, dankeschön ^^
Ja, ich auch xD


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