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Von grausamen Monstern, Pestdoktoren und ganz normalen Menschen

von

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Chopper – Ein Gespräch in Ketten

Wie das Rentier diese aufgekommene Stimmung an Bord der Thousand Sunny beschreiben sollte, wusste er nicht. Nur selten wagte jemand, etwas zu sagen. Niemand erwähnte, selbst wenn Nami sie nicht umgab, den jungen Koch. Zumindest versuchten sie es.

Auch Ruffy tat sich einmal gut darin, nicht allzu viele Worte zu verlieren. Und doch war dies ein unbehagliches Gefühl, welches sie alle umgab. Schließlich wussten sie alle, dass das Leben eines ihrer Crewmitglieder in Gefahr schwebte und dass jede Sekunde, in welcher sie nicht den benötigten Gegenstand gefunden hatten, eine verschwendete Sekunde war. Und ausgerechnet jetzt spielte das Wetter nicht so mit, wie sie es alle gern gewollt hätten.

Kühl war es geworden, ein fast eisiger Wind wehte über das Deck, während eine gemeine Strömung versuchte, sie immer weiter von ihrem Ziel zu entfernen. So verstanden sie alle allmählich, dass es wirklich eine gute Navigatorin benötigte, um zur nächsten Insel zu gelangen.

Und doch mochte Chopper als einziger dieses Wetter. Die Temperaturen erinnerten in an seine Heimat und die Freunde, die er dort zurückließ. Außerdem fühlte er sich bei der Kühle wirklich wohl, sodass er der Einzige war, der noch immer leicht begleitet war.

Natürlich hatten sie die Kranken von der vom Pestdoktor besuchten Insel geheilt – Chopper ist auf Nummer sicher gegangen und hat selbst wirklich jeden seiner Patienten besucht. So gehörte sich das und es war für ihr aller Gewissen das Beste. Auch Nami verstand das, wirkte dennoch bei der Verteilung des Heilmittels etwas ungeduldig, doch dass es verschwendete Zeit sein könnte, würde selbst sie nicht denken.

„Warum schlittern wir immer wieder in solche misslichen Lagen?“, fragte Lysop ihn, als dieser eine seltsame, gräuliche Masse in einem Topf zusammenrührte. Hätte das Rentier es nicht besser gewusst, hätte man meinen können, dass er diese Pampe für eine neu erfundene Waffe bräuchte. Doch der Schiffsarzt wusste es besser und, mit Tränen in den Augen, wegen des bitteren Gestanks, musste feststellen, dass dies ihr Abendessen sein sollte.

Ja , ein ganzer Tag war bereits vergangen. Da war es kein Wunder, dass sie mit voller Geschwindigkeit segelten. Denn sie mussten die Zeit, die sie verloren hatten, einholen.

„Was meinst du?“, fragte Chopper vorsichtig, ahnte aber, dass er vielleicht nicht hätte eine Antwort verlangen brauchen – denn er wusste genau, was der Schütze meinte.

„Hier ein Kampf. Da einer der Sieben Samurai, der in den Hintern von uns getreten werden will. Hier eine Insel, die von uns gerettet werden soll. Und am Ende ist es einer von uns, der fast ins Gras beißt. Ich sage dir – wir sind verflucht!“

Es war zwar kein Fluch, von welchem sie auszugehen hatten und doch verstand er seinen besten Freund genau. Am Ende war es schließlich immer das Gleiche und einer der Strohhüte blieb dabei beinahe auf der Strecke.

„Wir bekommen das schon wieder hin. Wie immer, Lysop!“

Der langnasige Mann seufzte, bevor er scher keuchend versuchte den Holzlöffel aus der zähen Masse zu ziehen. Sofort wanderte der Magen des Rentiers in den Boden, denn er wusste nicht, wie sie das essen sollten – und die Materialien, um mehrere Mägen auszupumpen hatte er nun wirklich nicht an Bord.

„Weißt du...“, knurrte er, als der Löffel sich verbog, „..., ich sorge mich einfach nur darum, dass wir Sanji da nicht heil rausbekommen. Irgendwas muss einfach mal schiefgehen! Bisher sind wir immer mit einem blauen Auge davon gekommen. Manchmal auch zwei, oder eben so verprügelt, dass du uns erst einmal aufpäppeln musstest. Was ist, wenn unsere Glückssträhne einfach vorbei ist? Ich sage es dir – irgendwann verlieren wir einen aus unseren Reihen!“

Dass Lysop immer alles so schwarz malen musste! Bestimmt würden sie Sanji retten können! Sie hatten schließlich auch eine Geisel und wenn sie das besorgen, was dieser Ezra brauchte, dann würde schon alles glatt laufen. Und doch, ohne selbst ein Pessimist zu sein, wie es ja sein bester Freund immer war, sorgte er sich auch manchmal um das Leben jedes einzelnen an Bord dieses Schiffes. Schließlich hatte er schon viel erlebt – viel gesehen und viele Menschen geheilt. Leider auch viele Seelen verloren, da er nicht rechtzeitig zugegen war. Ja, damals, als seine geliebte Heimatinsel noch Drumm hieß und von Wapol regiert wurde, musste er auch ab und an den Tod feststellen. Doch nun wollte er das nicht – nicht bei seinen Freunden! Und, vielleicht würde man es ihm nicht glauben, da er ja sonst oft so ängstlich war, er würde alles dafür geben, dass es nie dazu käme.

„Das wird schon nicht passieren“, murmelte das Rentier etwas kleinlaut und sah dabei zu Boden.

„Naja. Hoffen wir es einfach mal für alle. Aber verleugnen, dass die Gegner immer schwieriger und die Kämpfe immer gefährlicher werden, können wir einfach nicht. Glaub mir! Ich weiß, wovon ich spreche“

Chopper verstand ihn vollkommen und nickte leicht. Trotzdem sah er ihn nicht an.

„Ah – Gut! Essen ist endlich fertig. Glaube ich. Also, ich weiß nicht, wie Sanji es jeden Tag schafft, in der Küche zu stehen. Es ist einfach nur anstrengend! Aber ich schätze, dass das Essen ganz gut geworden ist...Was auch immer es ist. Dieses Mal schmeckt es auch ganz bestimmt!“

Lysop schob dem Schiffsarzt einen Teller mit der undefinierbaren Masse zu und das Rentier hatte schon Angst, dass es davon kosten solle. Ihm krümmte sich bereits bei dem Gestank, welcher davon ausging, der Magen.

„Das ist für Chica...“, flüsterte der Schütze seinem Freund hinter vorgehaltener Hand zu und hoffte, dass niemand – vor allem nicht ihre Navigatorin – ihn hörte. „Bring' du es ihr. Du scheinst den besten Draht zu ihr zu haben. Ich gebe dir Deckung und verschaffe dir Zeit, bevor die anderen kommen. Schließlich habe ich hier doch Aufsicht.“

Fragend sah Chopper den Mann an, legte dabei sogar seinen Kopf leicht zur Seite. Lysop schien seinen Ausdruck zu verstehen und antwortete direkt:

„Ich nehme schließlich auch den Posten unseres geschätzten Schiffskochs sein. Das heißt auch, dass ich, der edle Lysop, niemanden verhungern lassen werde! Auch nicht die Gefangenen unseres Schiffs. Also, husch dich und bring ihr das Essen!“

Chopper musste nicht zweimal gebeten werden.

Hastig stand er von seinem Platz an der Küchentheke auf und nahm den Teller. Noch bevor er die Tür zum Lager, Chicas vorläufiges Gefängnis, öffnete, überlegte er, in welcher Gestalt er ihr begegnen sollte. Sie selbst schien ja die menschliche Form aus irgendeinem Grund zu bevorzugen. Das würde dem Rentier den Vorteil verschaffen, da er einige Köpfe größer, als sie, sein würde und natürlich auch stärker. Und doch hatte er diese Gestalt die letzte Zeit immer nur angenommen, um ihr zu gefallen, was er zur Zeit nicht mehr wollte. So wirklich...

Er könne sich auch in das Rentier verwandeln, was er nun einmal ist und den Teller auf seinem Rücken zu ihr transportieren. So könne er ihr zeigen, dass es okay war, das zu sein, was sie nun einmal waren.

Doch irgendwie wollte er ganz er selbst sein. Nicht nur Mensch, nicht nur Tier. Er war nun einmal ein Rentier, welches die Mensch-Frucht gegessen hatte und so müsse sein kleines Ich für diese wenigen Minuten herhalten müssen. Zumindest sah so erst einmal der Plan aus. Verwandeln könne er sich später noch immer.

Tief holte er Luft.

Dann stieß er die Tür auf und war froh, Augenblicke später dahinter verschwunden zu sein, denn Lysops fragende Blicke hatten sich tief in seinen Rücken gebohrt.

Im Lagerraum, so hatte Chopper das Gefühl, herrschte schon während des Betretens dicke Luft und eine unangenehme, in den Ohren dröhnende Stille dazu.

Mit seinen Hufen umklammerte er den Teller, so gut es möglich war, schritt dann an Fässern und Kisten, Säcken und Krügen mit allerlei Lebensmitteln vorbei. Und irgendwann, hinter scheinbar mehr Biegungen, als er zählen konnte, hatte er die Rehdame schließlich gefunden.

In Ketten gelegt saß sie unter einem Fenster. Ihre langen, menschenartigen Beine waren zu einem Schneidersitz verbogen. Die Schultern und ihr Kopf hingen, während ihr Rücken gegen die kalte Schiffswand gelehnt war. Man erkannte sofort, dass sie sich geschwächt fühlte, woran die Seestein-Handschellen wohl die meiste Schuld hatten.

Erst meinte das Rentier, dass sie ihn womöglich nicht bemerkt hatte, dass sie schliefe, doch als sie sprach, wurde jeder Zweifel beseitigt:

„Ist es nicht ein Wunder, dass überhaupt einer von euch sich dazu herablässt, um zu mir zu kommen?“

Zwar klang ihre Stimme nicht wütend, aber ein Anflug von Verachtung schwang in ihr mit.

Choppers Plan war es eigentlich gewesen, ihr den Teller einfach hinzustellen, um dann schnell wieder zu gehen. Doch nach Chicas Aussage konnte er einfach nicht anders, als etwas darauf zu antworten.

„Ich wollte dir doch nur etwas zu Essen bringen! Ich hatte nichts Böses im Sinn...“

„Ach ja?“ Mit zittrigen Armen hielt sie ihm die Handschellen hin. „Dann befreie mich. Zeig mir, dass du nicht so bist, wie die anderen Piraten. Nicht so, wie deine Crew.“

Stumm blickte er diese schweren Ketten an ihren Handgelenken an, dann blickte er zu Boden. Jeglichen Augenkontakt versuchte er einfach nur zu vermeiden. Auch wollte er nicht die Befehle seines Kapitäns hinterfragen. Er selbst war zwar kein Befürworter dieser Maßnahme, aber vielleicht war es am Ende einfach am Besten. Denn wer wusste schon, was diese Rehdame so alles im Schilde führte?

Ein abfälliges Geräusch kam von ihren Lippen und sie ließ ihre Arme wieder sinken.

„War doch klar. Warum hättest ausgerechnet du anders sein sollen, als der Rest dieser...“

Sie machte eine Pause. Überlegte sie nach dem letzten Wort, oder fehlte ihr einfach jede Beschreibung? Chopper wusste es nicht, doch im Gedanken überlegte er bereits über die Vollendung ihres Satzes.

Monster – so hatte man Piraten doch oft genannt. Und wenn er so manche seiner Berufsgenossen beschaute, dann konnte er diesem nur zustimmen. Feuerlegende, raubende und mordende Gesellen waren einige von ihnen. Und so konnte er dieser Beschreibung nur zustimmen. Bei den anderen. Nicht bei seinen Freunden – versteht sich.

Freaks – wenn er so die bunt durchgewürfelte Gruppe, welche sie nun einmal waren, besah, dann gab es wohl selten eine passendere Beschreibung. Welche Piratenbande konnte denn sonst mit stolz behaupten, dass ihr Arzt ein Rentier ist, der Musikant ein Skelett und ihr Kapitän ein Gummimensch, der seine Crew wegen seiner Kindereien manchmal nicht ganz so unter Kontrolle hatte. Und wie hätte er den Schiffszimmermann, welcher ein Cyborg war, vergessen können? Oder ihre Archäologin, die eine Zeit lang mal als Assassine gearbeitet hatte und schon als Kind von der Weltregierung wie verrückt gesucht wurde. Von dem ängstlichen Schützen, der zickigen Navigatorin, dem einäugigen Schwerkämpfer oder dem immerwährend verliebten Smutje wollte er erst gar nicht anfangen.

Wäre dies nicht eine unheimlich ernste Situation gewesen, so hätte Chopper bestimmt grinsen müssen.

Endlich sah er sie an, denn noch immer hatte sie seinen Satz nicht vollendet. Da Chopper auch dieses unangenehme Gefühl, länger bei ihr zu bleiben, nicht weiter ertragen konnte und wollte, beschloss er, dass es das Beste war, einfach zu gehen.

Gerade als er sich umgedreht hatte und wenige Schritte gegangen war, kam das erlösende Wort:

„..., Menschen...“

Nun hielt er inne.

Menschen? Damit hatte er keine Sekunde lang gerechnet. Hatte er da richtig gehört?

„Ja, du hast mich richtig gehört!“, antwortete Chica, als hätte sie seine Gedanken lesen können. „Genau das bist du doch! Weniger Rentier, als alles andere. Ist es das, was auch mir blühen wird, wenn die Kraft der Menschen-Frucht mir zu lange innewohnt? Dass ich all meine Instinkte verliere - mich nur noch auf meine Gefühle vertrauen kann? Dass ich immer einsam sein werde, weil es keinen weiter von unserer Sorte gibt?“

Noch immer hatte Chopper sich nicht zu ihr umgedreht. Wollte sie darauf tatsächlich eine Antwort haben? Auf diese Fragen, auf welche er selbst nicht einmal etwas erwidern konnte.

„Wir beide wissen es doch genau. Für immer werden wir einsam sein. Es gibt nur uns, so wie wir sind. Verunstaltet, verachtet und gefürchtet, bis ans Ende unserer Zeit.“

„Wir sind das Beste von Beidem“, murmelte Chopper, als diese Stille ihn eingeholt hatte und ihm nichts übrig blieb, als auch endlich etwas zu sagen.

„Du kannst mir aber nicht erklären, dass du stolz darauf bist, Das zu sein! Sieh doch nur einmal ein, wenn sie alle weg sind, sich alle einen Partner gefunden haben und Kinder bekommen, was wirst du dann sein? Der pelzige Onkel – oder doch mehr das sprechende Haustier. Wenn sie alle weg sind, an wen wirst du dich dann wenden? Sieh doch nur ein – du bist nicht der kleine Bruder eurer werten Navigatorin, noch bist du ihr kleines Kuscheltier, welches gerade so von ihrem Geliebten geduldet wird. Auch Lysop, dein sogenannter bester Freund wird doch bestimmt irgendwann eine Familie wollen, meinst du, dass dessen Frau dann noch Platz zwischen ihnen und ihren Kindern sehen wird?“

Chopper hörte sie seufzen und er wagte es, einmal über seine Schulter zu schauen. Doch fragte er sich, warum sie ihm diese Dinge erzählte. Schlimmer noch – er fragte sich, warum ihre Worte ein unangenehmes Gefühl in seiner Magengegend hinterließen.

„Weißt du, ich hätte einmal gerne Kinder gehabt. Sofern ein Reh, wie ich es ja damals war, es sich hätte denken können. Es waren einfach meine Instinkte. Doch nun...“ Sie schüttelte den Kopf. „Ich bin das letzte meiner Art. Ein Rotmähnen-Wüsten-Reh. So nennt man meine Rasse. Nannte... Denn meine Heimat wurde damals von Stürmen und Unwettern zerstört. Ich konnte mich noch retten, indem ich, entgegen meiner Instinkte auf ein Schiff geflohen war. Die Sankt Freud...wo ich Ezra traf.“

In Chicas Stimme, welche mittlerweile etwas Melancholisches angenommen hatte, schwang etwas mit, was Chopper nun wirklich hellhörig werden ließ. Etwas, was ihre Blicke erklärte. Etwas, worüber er sich schon oft den Kopf zermartert hatte.

Da er nun auch neugierig geworden war und das Gefühl hatte, dass es das Richtige war, wenn er ihr Gehör schenkte, lief er zu ihr zurück und setzte sich vor Chica.

Irritiert blinzelte, als sie das sah und kurz überflog ein leichtes Lächeln ihre Lippen. Offenbar hatte sie damit nicht gerechnet.

„Weißt du, damals war ich noch ein Reh. Ohne jegliche Kraft. Doch ich weiß, dass er schon damals begonnen hatte, davon zu sprechen.“

„Wovon?“, hakte das Rentier nach, denn sie wollte schon fortfahren, ihm ihre Geschichte zu erzählen. „Wovon hat dir Ezra erzählt?“

Nun war es etwas anderes, was er tief in ihren Augen finden konnte. Ein Gefühl, welches ihn beinahe mitriss. Angst.

„Davon, dass die Welt untergehen wird, wenn niemand etwas dagegen tat. Immer wieder sagte er dies und irgendwann hatte er sogar beschlossen, etwas dagegen zu unternehmen. Das musste auch der Zeitpunkt gewesen sein, als er für mich diese verdammte Frucht auf dem Schwarzmarkt gekauft hatte“

„Und da hattest du begonnen, für ihn zu arbeiten?“

„Für ihn und Bluebeard. Was lustig ist, denn den habe ich bis heute nicht gesehen“

„Oh“

Chica nickte, fuhr dann fort:

„Du kennst das doch sicher, dass man als Tier eine leichte Vorahnung hat, wie das Wetter wird und wo die Himmelsrichtungen liegen. So ist es zumindest bei mir. Und da der ehemalige Navigator wegen Ezras ewigen Predigten des Weltuntergangs sich irgendwann das Leben genommen hatte, sollte ich dessen Platz einnehmen.“

Chopper runzelte die Stirn. Chica war also die Navigatorin gewesen.

„Warum braucht er dann Nami? Warum erpresst er sie? Unsere Crew? Meine Freunde? Er hat doch dich!“

„Ich bin schlichtweg nicht gut genug. Das hat er mir immer gesagt. Schließlich kann ich weder einen Log-Port richtig deuten, noch Karten lesen. Ich wollte einfach nur ihm helfen. Krankenschwester sein. Mehr nicht. Als er schließlich den Plan entwickelt hat, sich bei eurer Crew einzuschleichen, wollte ich ihm zeigen, was ich alles kann. Doch nun...du siehst, nun bin ich hier.“

Wieder seufzte sie und griff vorsichtig nach dem Teller bei ihren Füßen. Sie rümpfte die Nase, als sie diese Masse sah und schob das Geschirr wieder weg. Das Rentier konnte es ihr nicht verdenken.

Doch die ganze Zeit hatte er sie genau beobachtet. Ihre Bewegungen, ihre Gesichtsausdrücke und vor allem ihre Augen genau studiert, um zu einem Entschluss zu kommen:

„Du liebst ihn – diesen Ezra?“

„Habe geliebt“, murmelte sie knapp, sah dann Chopper wieder an, „Ich habe es ihm erzählt, doch er hatte nur gelacht. Schließlich könnte er nie etwas wie mich lieben und das Liebe in Zeiten wie diesen eh nur ein erbärmlicher Ballast ist.“

„Warum hast du mir das alles überhaupt erzählt?“, fragte er schließlich noch. Denn ihren Worten wollte der Schiffsarzt nicht glauben. Konnte er auch nicht.

„Damit wenigstens einer von euch versteht, dass ich nicht so ein Monster bin, wie man denken könnte. Dass wenigstens einer weiß, wie schwer mein Leben war und es noch immer ist! Wenigstens du müsstest das verstehen. Wir sind schließlich gleich.“

„Wenigstens ich...“, wiederholte er, bevor er sich in sein großes, menschlicheres Selbst verwandelte. So hatte er zumindest das Gefühl, dass sie ihn dann mehr ernst nehmen würde.

„Da kennst du meine Freunde wirklich wenig. Weißt nichts über sie. Wir alle haben schlimme Dinge in unserer Vergangenheit erlebt.“

Wieder kam dieses abfällige Geräusch von ihren Lippen, nur dieses Mal mit weniger Druck. Schließlich war all ihre Coolness und diese Härte von ihr abgeschmolzen und hatte den weichen Kern, der sich tatsächlich in ihr verbarg, preisgegeben.

„Ich wurde von meinem Rudel verstoßen, während der Mann, der mich aufgenommen hat an einem Pilz gestorben ist, der sich als giftig herausstellte. Ich zerstörte damals auch in einer meiner Formen einen Teil meiner Heimatinsel. Die Insel, auf der Robin lebte wurde komplett zerstört und alle Menschen, die sie kannte sind so gestorben. Sie wurde seither immer von der Marine gesucht. Da war sie nur ein Kind! Der Körper von Franky war komplett zerstört, während er von seinen Eltern in jüngster Kindheit verlassen wurde. Die gesamte, ehemalige Crew von Brook starb vor seinen Augen. Unser Schütze Lysop wurde nie ernst genommen, nachdem seine Mutter starb und sein Vater die Insel verlassen hat, um Pirat zu sein. Namis Ziehmutter wurde von einem tyrannischen Fischmensch getötet und um ihr Dorf zu retten, erlitt sie ein jahrelanges Martyrium, von welchem nur wenige wussten. Unser Koch Sanji wäre fast verhungert und sein Vater war ein so skrupelloser Mann, der seines Gleichen suchte. Zorro versucht sich und seiner verstorbenen besten Freundin zu beweisen, dass er der stärkste Schwertkämpfer der Welt ist. Und von unserem Käpt'n, der, wie du vielleicht weißt, seinen Bruder durch diese verdammten Kämpfe verloren hat, will ich erst gar nicht anfangen! Und du meinst dein Leben sei schwer? Meine Freunde stehen genauso jeden Tag mit den Gedanken an ihre Familien und Freunde auf, die sie zurückließen. Auch sie haben Kämpfe bestreiten müssen, die ausweglos erschienen. Und auch sie haben Gefühle, welche sie antreiben, jeden Tag das Richtige zu tun, um ihren Traum zu erfüllen. Du willst Krankenschwester sein? Dann beginn alles dafür zu tun, dass dein Wunsch wahr wird! Du willst hier raus? Dann zeig uns, dass wir dir trauen können! Du willst nicht als Monster betitelt werden? Dann höre auf, die letzte zu sein, die das so sieht! Vielleicht sind wir Piraten und vielleicht war das Leben nicht immer gerecht zu uns – aber trotzdem wollen wir niemanden unfair behandeln. Und wir wollen verdammt noch mal unseren Koch wiederhaben!“

Chopper stand auf, sodass die Rehdame zu ihm hinauf sehen musste. Kein Wort kam mehr über ihre Lippen und das Rentier hatte auch nicht das Gefühl, dass noch etwas kommen würde.

So wendete er sich von ihr ab, doch noch bevor er hinter einer der Kisten verschwunden war, sagte er ihr:

„Ich werde versuchen, ein gutes Wort für dich einzulegen, damit du aus diesen Ketten rauskommst.“



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Ju1989
2016-09-24T21:31:03+00:00 24.09.2016 23:31
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