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Nightcrawl 3

Von Veilchen, Rosen & runter gelassenen Hosen
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Kao ist auf Untertitel-Suche für den 4. Band :''D Und hat offenbar nur Matsche in der Birne, da mir absolut nichts einfällt wovon ich tatsächlich begeistert bin.
Also die Frage an euch: Was denkt ihr was für ein Untertitel zu Nightcrawl Teil 4 passen würde. Oder welches Wort muss eurer Meinung nach UNBEDINGT darin vorkommen :) Komplett anzeigen

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Von Prostituierten, Hellsehern & Allergikern

Ich lehne am Waschbecken, und habe den Kopf in den Nacken gelegt um an die Decke zu starren, während ich an meiner Zigarette ziehe.

Die Schachtel habe ich mir aus dem Zimmer geholt, ehe ich genauso schnell wieder im Bad verschwunden bin wie ich es verlassen habe, was mir seltsame Blicke von Mac eingebracht hat.

Liegt aber vermutlich eher an der Tatsache, dass Marcel sich ebenfalls noch im Bad befindet, und ich nichts weiter anhabe als ein Handtuch.

Aber bei aller Liebe, ich habe im Moment andere Probleme als mich anzuziehen, weswegen der Zustand schon eine Weile anhält.
 

Marcel hockt neben mir auf dem Klodeckel, nachdem er meine Klamotten einfach auf die Kommode umgelagert hat, und starrt mit in den Nacken gelegten Kopf ebenfalls zur Decke.

„Wieso musstest du ihm die Nase brechen?“, gebe ich nach fast zehn Minuten leidend von mir, und wende mein Gesicht meinem Lieblingsfeind zu, der mich ebenfalls ansieht und mit den Schultern zuckt.

„Es überkam mich ganz plötzlich, und die Scheiße die aus seinem Mund kam, hat das nicht unbedingt verhindert.“, gibt er diplomatisch von sich, und ich stöhne gequält auf, ehe ich in die Hocke gehe und mir mit der freien Hand die Schläfe massiere.
 

„Was hat er gemacht? Deine Boxershorts kritisiert?“

Man möge mir meinen Sarkasmus bitte verzeihen, aber ich reagiere in Situationen mit denen ich überfordert bin, und/oder die verhindert hätten werden können, vielleicht etwas gereizt, was sich bei mir schnell in Sarkasmus äußert.

„Er hat Scheiße gelabbert und mich provoziert.“

„Womit?“

Marcel murrt unwillig und macht eine wegwerfende Handbewegung.

„Ist doch egal. Fest steht das ich ihm glaub ich die Nase gebrochen hab.“
 

Das Marcel sich nicht mal sicher ist, ob er Eric die Nase gebrochen hat, macht die Sache nicht unbedingt besser.

Ich weiß aus seiner Erzählung das er etwas Schwung hatte, und das Erics Nase geknackt hat, ehe ein Schwall Blut raus kam.

Theoretisch könnte sie auch nur angeknackst sein, und nicht gebrochen.

Aber da ich den 'Schwung' von Marcel kenne, bin ich schon fast davon überzeugt, dass er ihm die Nase gebrochen hat, was mich nun vor das nächste Problem stellt:

Schadensbegrenzung!

Wenn wir nämlich möchten, dass Kai und Gefolge in ihren restlichen Internatsjahren ihres Lebens nicht mehr froh werden, sollte ich eventuell dafür Sorgen, dass nicht unbedingt Marcel so tief in der Scheiße sitzt, das er nicht mehr atmen kann.

Und das wird er, wenn Mr. Peters herausfindet, dass Marcel im Moment nicht halb so umgänglich ist, wie er annimmt.

Marcel hat sein Operationsgebiet lediglich von mir auf andere verlagert, aber das ist im Großen und Ganzen dann auch schon alles.
 

Mal abgesehen davon, dass ich es nicht egal finde warum und weshalb Marcel sich mal wieder nicht zurück halten konnte, bin ich froh das unser werter Direktor übers Wochenende immer nach Hause fährt und somit nicht anwesend ist.

Das verschafft mir nämlich genug Zeit um alle Beweise, Spuren und Zeugen verschwinden zu lassen.

Symbolisch gesehen natürlich.

„Du holst dir den Tod, wenn du hier weiter halbnackt rum stehst.“, kommt der Kommentar vom Klodeckel, und ich sehe Marcel mit einer Mischung aus Belustigung, Resignation und dem Ausdruck von 'Hast du sonst keine Probleme?' an, packe mir aber trotzdem meine Shorts und ziehe sie an, ehe ich das Handtuch über die dafür vorgesehene Stange werfe.
 

„Wo ist Eric jetzt?“, harke ich nach, während ich in meine Jogginghose schlüpfe.

Nur weil Marcel Mist gebaut hat, heißt das nicht das ich mir mein Wochenende in Gammelklamotten versauen lasse. Auch schwierige Operationen können im Jogginganzug durchgeführt werden!

„Als ich ihn das letzte Mal gesehen hab, hing er an der Wand vor der Sporthalle.“

„Zeugen?“

Marcel hebt eine Augenbraue und mustert mich kurz, ehe er dazu übergeht meine Bewegungen zu verfolgen und den Kopf schüttelt.
 

Na wenigstens etwas um das ich mich nicht kümmern muss. Es gibt nämlich nichts lästigeres als Zeugen, wenn man etwas vertuschen will.

Früher oder später verplappern sich diese immer, und man sitzt noch mehr in der Kacke als vorher.

Aber gut, es ist Samstag. Die Wahrscheinlichkeit das jemand freiwillig zur Sporthalle geht, Eric und Marcel ausgenommen, ist ziemlich gering. Aber die Beiden sind auch Sportjunkies, und wissen gar nichts mit sich anzufangen wenn sie sich nicht bewegen können.
 

Ich ziehe mir mein Shirt über, und deute Marcel dann sich vom Klodeckel zu verpissen, ehe ich das Ding aufklappe und meine Kippe hinein werfe.

„Gut, dann geh ich jetzt und mach Schadensbegrenzung.“, seufze ich, und beschließe Eric auf der Krankenstation zu suchen.

Ist immerhin das Naheliegendste, wenn einem die Nase eingehämmert wird.

Man geht bekanntlich zur Krankenstation, und lässt sich die Nase richten. Hab ich immerhin auch schon hinter mir, und daran war nur Kai Schuld, dieser blöde Vollidiot.

Na gut, ich war selbst schuld. Ich hätte mich vielleicht nicht aus Reflex zwischen ihn und Marcel schieben sollen.

„Aber wenigstens ist deine Nase noch hübsch und gerade.“, seufze ich, und ernte einen fragenden Blick von Marcel, den ich mit einem Abwinken kommentiere.
 

Gerade als ich mich auf den Weg zur Tür mache, um das Bad und dann unser Zimmer zu verlassen, und meinen Pflichten nachzugehen, werde ich am Unterarm festgehalten, und sehe meinen Lieblingsfeind über die Schulter fragend an, der mich wiederum genervt ansieht.

„Willst du echt so raus?“

„Was ist falsch an Gammelklamotten?“, murre ich, und gucke vermutlich genauso genervt zurück, während ich noch immer festgehalten werde, aber nichts dagegen mache.

Wieso? Keine Ahnung. Vielleicht liegts daran, dass wir uns im Moment ganz gut verstehen, und ich es deswegen nicht mit meinem Gewissen vereinbaren kann, ihm gegen das Schienbein zu treten.
 

„Davon red ich nicht.“

Ja, wovon redet er denn dann? Offenbar vergessen die Leute gern mal, dass ich ihnen nicht in den Schädel gucken kann, auch wenn ich vielleicht öfter so wirke. Ist nicht so. Ich bin einfach nur gut im Raten, das ist auch schon alles.
 

Bevor ich etwas erwidern kann, zieht Marcel mich wieder zurück und schlägt den Klodeckel zu, auf den er mich drückt, und auf dem ich leicht irritiert sitzen bleibe, ehe ich verstehe was er von mir will, als er sich den Fön schnappt.

Unweigerlich muss ich schief grinsen, während ich zu ihm hoch sehe, wie er das Kabel entwirrt, und den Stecker dann in die Steckdose steckt.

„Das lernst du nie, oder? Irgendwann kriegst du noch eine Mittelohrentzündung vom Feinsten.“, meckert er, und ich grinse brav weiter, einfach weil es echt amüsant ist das von ihm zu hören.
 

„Was grinst du so blöd?“

„Ich habe das Gefühl du willst gebraucht werden. Ich empfehle dir ein Haustier. Einen Hamster zum Beispiel.“, witzle ich dann, und Marcel rollt mit den Augen, ehe er seine Hand auf meinen Hinterkopf legt und mich ruckartig nach vorne zieht, so das ich mit der Stirn und dem Gesicht schon beinahe an seinem Bauch klebe.

„Kopf vor.“

Die Aufforderung kommt vielleicht ETWAS zu spät, aber ich sage nichts, sondern bleibe einfach so, während er den Fön anwirft und es warm wird.
 

Während Marcel mir mit den Fingern durch meine Haare fährt, um sie gleichmäßig zu trocknen, summt er irgendwas vor sich hin, was mich die Mundwinkel heben und lächeln lässt.

Gott, wie ich ihn hasse!

Ich hasse es wenn er, oder wir, Dinge tun, wie wir sie früher getan haben. Das hat so einen abgefuckten Nachgeschmack, und manchmal, aber wirklich nur manchmal und ganz kurz, trauere ich ihm dann hinterher. Zumindest so lange, bis mir wieder einfällt, warum ich ihn hasse.
 

Marcel schiebt meinen Kopf tatsächlich etwas sanfter wieder in die Ausgangsposition, und ich kneife die Augen zusammen, als mich die Fönluft mitten im Gesicht trifft.

Eine Vorwarnung hätte es im Übrigen auch getan.

„Sorry.“

Vorsichtig öffne ich die Augen einen Spalt, und kann das Grinsen in Marcels Gesicht sehen, während er weiter durch meine Haare fährt um sie trocken zu bekommen.

„Sorry, für'n Arsch.“, murre ich, und er lacht, während er mich kurz ansieht, und seine Aufmerksamkeit dann wieder meinen Haaren zuwendet.
 

„Besser.“

Ich sehe ihn wieder an, so gut das mit Fönluft im Gesicht möglich ist, und gebe einen fragenden Laut von mir, was ihn dazu veranlasst den Fön auszuschalten.

Wohl auch, weil meine Haare endlich trocken sind, weswegen ich automatisch meine Hände hebe um mit den Fingern hindurch zu fahren, aber er ist schneller, und kämmt mit seinen Fingern schon meine Haare durch, weswegen ich meine Hände wieder sinken lasse.
 

„Die Farben stehen dir besser.“

Ich blinzle kurz, ehe ich schief grinse und mir nochmal durch die Haare fahre.

„Das ist so ziemlich die süßeste Anmache, die ich jemals gehört hab.“, feixe ich dann, und Marcel schlägt mir gegen den Oberarm, während er etwas vor sich hin murrt, dass wie ein 'Träum weiter', klingt, was mich nur noch mehr grinsen lässt.

Klar, ich hätte einfach brav Danke sagen und es hinnehmen können, aber wir wollen ja nicht gleich sentimental werden, oder?
 

„Und genau deswegen, wirst du weder Kai noch sonst irgendwem, was davon erzählen.“, stelle ich fest, während ich mich mit verschränkten Armen an die Wand gelehnt habe, und Eric ansehe, der im Krankenzimmer auf einem der Betten hockt.

Der Blonde starrt mich an, als hätte ich soeben etwas unglaubliches von ihm verlangt, wie zum Beispiel die Mona Lisa stehlen, dabei ist das was ich verlangt habe so simpel und einfach, dass es selbst ein Dreijähriger verstehen würde.
 

„Du glaubst doch nicht im ernst, dass ich verschweige, dass Marcel mir die Nase gebrochen hat, oder?“, findet Eric doch irgendwann das Wort wieder, und ich hebe interessiert eine Augenbraue, bevor ich mit den Schultern zucke.

„Doch, genau das glaub ich.“

„Dann kennst du mich reichlich schlecht.“, murrt er mir entgegen, während er einen Blick, der vor Hass nur so überläuft, zu Marcel wirft, der neben der Tür an der Wand steht, und netterweise einfach mal die Fresse hält, anstatt mir meine Arbeit zu erschweren.
 

„Um genau zu sein, glaube ich eher, dass du mich reichlich schlecht kennst.“, erwidere ich gelassen, und bekomme als Antwort ein Schnauben, gefolgt von einem „Ah ja.“

„Also mal abgesehen vom Beine breit machen, bin ich noch in einer Sache echt gut.“, stelle ich fest, und werfe Marcel einen Blick zu, als dieser hustet um wohl ein Lachen zu kaschieren.

Dabei ist das einfach eine Tatsache, die nicht witzig sondern gegeben ist. Ich bin gut darin mich flach legen zu lassen, aber ich bin auch noch in anderen Dingen gut.

„Die da wäre?“

„Ich bin ein richtiges Überzeugungstalent.“, grinse ich dann, und kann den belustigten Blick von Marcel auf mir spüren, während Eric mich ansieht als hätte ich nicht mehr alle Latten am Zaun.
 

„So oft kannst du mit mir gar nicht ins Bett steigen, dass ich keinem stecken würde, dass der Vollspasti da hinten mir die Nase gebrochen hat.“

Ich hab ja auch nie behauptet, dass ich mit ihm ins Bett steige. Nicht mal angedeutet. Aber nett, dass er denkt, dass ich so tief sinken könnte.

Der Sex mit ihm war zwar ganz nett, aber ich möchte noch einmal betonen, dass ich mit niemandem was haben kann, der in mich verliebt ist. So viel Moral hab ich dann doch noch.
 

„Wusstest du, dass die Schülerzeitung einen A2 Drucker hat? Ich hab gehört, und gesehen, dass man damit super Plakate drucken kann.“

„Ja, weiß ich. Warum?“

Die Frage klingt schon etwas misstrauischer, was mich dazu verleitet mir ein Unschuldslächeln ins Gesicht zu zaubern.

„Ach, nur so aus Interesse.“, winke ich ab und zucke dann mit den Schultern, ehe ich mich von der Wand abstoße und zur Tür gehe, wobei ich Marcel am Shirt packe und mit mir ziehe.

„Gute Besserung, Eric.“, flöte ich dann noch, ehe ich die Tür hinter uns schließe, und mich dem fassungslosen Blick von Marcel ausgeliefert sehe.
 

„Dir ist klar, dass ich auf ewig in Isolationshaft komme, wenn der Peters das erfährt ja? Danke auch.“, keift er und ich kann nicht anders als zu grinsen, während ich mich dreister Weise bei ihm einharke und mitziehe, was er sich zu meiner Überraschung sogar gefallen lässt.

„Dir ist klar, dass ich niemals zulassen würde, dass du in Isolationshaft kommst, ja?“, frage ich zurück, und grinse Marcel an, während ich seinen Arm einen Ticken fester halte, was ihn offenbar überfordert.

Denn genauso sieht er aus und mich an. Überfordert, und vielleicht auch ein bisschen verwirrt und verstört darüber, dass er mir noch keine gegeben hat, nachdem ich so an ihm dran hänge.
 

„Alter, das...“, fängt Marcel an, kommt aber nicht weit, da die Tür zum Krankenzimmer aufgerissen wird, und Eric ein „Warte!“, über den Flur plärrt.

Da hat ihm wer wohl noch nicht erzählt, dass man auf Fluren einer Krankenstation nicht herum brüllt.

Grinsen muss ich trotzdem, während ich mich mit Marcel synchron umdrehe, und wir so gesehen noch mehr aneinander kleben, weil wir uns halt einander zugewandt umdrehen.

„Ja?“, frage ich scheinheilig, als Eric auf uns zu hetzt. Oder das was man hetzen nennen kann, wenn man eine gebrochene Nase hat und gleichzeitig mit dem Mund reden und atmen muss.
 

„Das tust du nicht, oder?“

„Oh Eric, wie ich schon erwähnt habe, scheinst du mich offenbar schlecht zu kennen. Oder zumindest nicht gut genug. Glaub mir, ich tu das.“

„Wenn du das machst, kann ich mir gleich ein neues Internat suchen.“

Und einen neuen Fick-Gefährten, schießt es mir durch den Kopf, während ich den Blonden immer noch scheinheilig anlächle.

„Bei genauerer Betrachtung wäre das tatsächlich eine Erleichterung.“

„Touji bitte.“
 

Ich weiß, ich bin schuld. Aber ich finde es trotzdem erbärmlich wie man nur so jammern und betteln kann. Haben die Leute heute eigentlich keinen Stolz mehr? Oder liegt es daran das ich aus Japan komme, und mein Großvater ein großer Samurai-Anhänger ist, und da irgendwas bei meinen Synapsen durchgebrannt ist?

„Eric, bitte.“, äffe ich ihn nach und rolle mit den Augen, ehe ich grinsen muss.

„Ich bin mir ziemlich sicher, dass sich das Ding als Poster echt gut macht. Vor allem im Sexualkundeunterricht.“, feixe ich dann, und bei Marcel scheint der Groschen zu fallen, um was es hier eigentlich geht.
 

„Porno in der Schule, tz tz.“ kommentiert er und ich zucke mit den Schultern, während ich ein trockenes „Für Pornos war ich schon immer zu haben.“, von mir gebe.

„Ich weiß.“

Unweigerlich zucke ich zusammen, während mir eine Gänsehaut über den Hals und den Rücken läuft, nachdem Marcel mir ins Ohr geraunt hat, weshalb ich ihm leicht auf den Fuß trete und ein empörtes „Hey!“, von mir gebe.

Muss das vor Eric sein? Oder besser gefragt: Muss das überhaupt sein?
 

„Ich dachte du bist hetero.“, kommentiert Eric auch genau in diesem Moment, und ich ziehe eine leichte Grimasse, während Marcel mit den Schultern zuckt.

„Bin ich auch. Ich weiß nur was er mag, und was er nicht mag.“, kommt es fachmännisch von dem Braunhaarigen, und ich hebe interessiert eine Augenbraue.

Dummerweise ist da tatsächlich was Wahres dran.

„Und im Moment will er wohl Pornofotos von dir und Jem als Plakat drucken lassen. Solche Gelüste hat er manchmal.“
 

Die Lockerheit mit der Marcel das von sich gibt, verschlägt Eric die Sprache, und ich muss mir ein Lachen verkneifen.

Es ist einfach etwas vollkommen anderes, wenn jemand anderes Dinge als total natürlich hinstellt, die normalerweise nur du natürlich findest, und alle Anderen nicht.
 

Eric sieht aus, als würde er sich wie in einem schlechten Film fühlen. Überraschung! Willkommen bei Touji Productions, ihrem Vertrauenspartner für schlechte Lebensweisheiten in noch schlechteren Situationen, inklusive skurriler Lebensereignisse.
 

„Hab's schon verstanden.“, kommt es nach einer Weile gepresst über Erics Lippen, und ich hebe eine Augenbraue.

„Ich bin zur Zeit ziemlich tollpatschig, da kann es schon mal passieren das man einen Boxsack in die Visage bekommt.“

Hey, so viel Einfallsreichtum hätte ich ihm gar nicht zugetraut. Aber ihn dafür zu loben liegt mir nun wirklich fern, weshalb ich mich darauf beschränke einen erfreuten Laut von mir zu geben, und die Augenbraue zu heben.

„Irgendwann kriegst du das wieder. Ist alles Karma.“, murrt Eric, und ich muss unweigerlich leise lachen, während ich ihn belustigt mustere.

„In meinem nächsten Leben bin ich eine Ameise, aber das ist okay.“, feixe ich, und Eric gibt ein Murren von sich.
 

Weiter gibt es auch nichts zu sagen. Eric weiß was ich von ihm will, und was sonst passiert. Und ich weiß, dass ich damit leben kann, sein Leben zu ruinieren um das von Marcel zu erleichtern.

Das klingt vielleicht etwas abgebrüht, und ist es vermutlich auch, aber man muss im Leben Prioritäten setzen, was ich hiermit tue.

Man könnte auch sagen ich unterteile Menschen in 'unersetzlich' und 'austauschbar'. Eric fällt in letztere Kategorie, während Marcel sich nun mal in der Ersten aufhält.

Bei genauerer Betrachtung hört sich das an, als wäre ich unsterblich in ihn verschossen, was nicht der Fall ist. Wirklich nicht. Er ist mir einfach nur....na ja, wichtig.
 

„Touji?!“

Ich stoße die Luft aus, sehe Eric aber trotzdem an, da ich von Natur aus neugierig bin, und somit wissen will, was er von mir will.

Das er dieses typische Grinsen im Gesicht trägt, das ihn einfach ausmacht, lässt mich Böses ahnen, aus welchem Grund auch immer.

„Genau deswegen liebe ich dich!“

Ich sollte mein Geld wahrhaft mit Hellseherei verdienen. Lässt sich bestimmt gut von leben, wenn ich mir meine Prognosen so ansehe.
 

Unweigerlich verziehe ich mein Gesicht leicht, was Eric nicht im geringsten zu stören scheint, da er einfach munter weiter redet.

„Weil du einfach immer alles für deine Freunde tust. Okay, jetzt für Marcel und eigentlich seid ihr gar nicht befreundet, aber im Prinzip ist es dasselbe. Mir blieb gar nichts anderes übrig, als mich in dich zu verknallen!“, grinst Eric mir entgegen und ich verspanne mich automatisch, während ich nun endgültig eine Fratze ziehe.

Ich weiß nicht was daran so schwer zu verstehen ist, dass ich für Liebesgeständnisse absolut ungeeignet bin, aber:

ICH BIN DAFÜR ABSOLUT UNGEEIGNET!
 

Bevor ich auch nur irgendetwas dazu sagen kann, dessen Wörter sich in meinem Gehirn noch nicht mal gebildet haben, setzt sich Marcel in Bewegung und schleift mich durch den Umstand, dass ich immer noch bei ihm unter geharkt bin, hinter sich her.

Da ich manchmal ein optimistischer Mensch bin, verbuche ich das unter 'Rettungsmaßnahme für Fortgeschrittene', und lasse mich mitschleifen.

Eric bleibt auf dem Flur zurück, während ich eher apathisch als lebendig an Marcel dran hänge, was dieser offenbar zu bemerken scheint.

Aber mal so unter uns: Es ist auch nicht besonders schwer das zu bemerken.
 

„Du musst wirklich was gegen deine Allergie gegen Liebesgeständnisse machen.“, kommentiert der Braunhaarige nach einer Weile, in der wir das Gebäude verlassen haben, und uns an der frischen Luft befinden, während er mich über den halben Campus zieht.

Die Blicke der anderen Schüler ignoriert er dabei äußerst erfolgreich, und an mir zieht sowieso gerade alles vorbei, weil ich immer noch verarbeite.

In erster Linie verarbeite ich natürlich das erneute Liebesgeständnis von Eric, aber direkt danach folgt die Verarbeitung der Tatsache, dass Eric mir das gleich ZWEIMAL gesagt hat.

Ich meine, wie doof kann man sein? Reicht eine Abfuhr nicht, oder aber hat er Gefallen daran gefunden meine dumme und angewiderte Fresse währenddessen zu studieren?
 

„Ich hasse es, wenn man das zu mir sagt.“, kommentiere ich nach ein paar weiteren Minuten in denen ich mich durch die Gegend schleifen gelassen habe, und wieder einigermaßen auf dem richtigen Weg zu meinem Selbst bin.

Solche Geständnisse werfen mich aus irgendeinem Grund immer aus der Bahn. Ich vermute ich bin schwer traumatisiert, und bräuchte eigentlich dringend psychologische Hilfe.

Rein realistisch betrachtet jedoch, könnte ich mich genauso gut noch in der Pubertät befinden und/oder ein Soziopath sein.
 

„Genau deswegen sollst du ja was dagegen unternehmen. Wie willst du das machen, wenn du allein unterwegs bist und dir jemand seine Liebe gesteht?“

DAS ist eine gute und berechtigte Frage. Ich könnte einen Therapeuten einstellen, der vierundzwanzig Stunden am Tag nicht von meiner Seite weicht, um solche Situationen zu entschärfen, oder am besten komplett zu verhindern.

Vielleicht tut's aber auch ein echt guter Bodyguard.

Vermutlich versteht man nicht, was ich für ein Problem damit habe. Immerhin reagieren andere Menschen auch nicht so, aber bei mir knipst sich da die Birne aus, wie bei einem Stromausfall.
 

„Ach übrigens...“, fängt Marcel an und ich gebe einen Laut der Bestätigung von mir, der ihm mitteilen soll, dass ich ihm zuhöre.

Leicht zucke ich zusammen, als ich einen warmen Hauch an meinem Ohr spüre, und kurz darauf Marcels Stimme höre, die zu einem Flüstern gesenkt ist.

„Ich liebe dich.“
 

Ich gucke Marcel an, nachdem dieser sich zurück gezogen hat und mich ansieht, bevor ich mit der Zunge schnalze.

„Bei dir ist das erträglich.“, gebe ich von mir, während ich meinen Arm unter seinem heraus nehme, und er murrt mir ein „Wieso?“, hinterher, nachdem ich mich wieder in Bewegung gesetzt habe, ehe er mir folgt.

„Weil ich das echt nicht ernst nehmen kann.“, grinse ich dann über meine Schulter, während ich mir eine Kippe zwischen die Lippen schiebe, und den Kopf wegdrehe als Marcel danach angelt, ehe ich ihm die Kippenschachtel zuwerfe.

„Verdammt!“, grinst er ebenfalls und gibt mir die Schachtel zurück, nachdem er sich eine Zigarette genommen hat, und sie anzündet.

Ich tue es mit meiner Kippe gleich und schiebe meine freie Hand in die Tasche meiner Jogginghose.
 

Bei aller Liebe, aber bei Marcel ist es so offensichtlich, dass das ein Witz ist, das bei mir die Allergiereaktion ausbleibt.

So leid es mir auch für ihn tut, da muss er sich wohl was anderes einfallen lassen.

„Da sind sie ja wieder, in trauter Zweisamkeit.“
 

Synchron blicken wir auf und ich hebe eine Augenbraue, als ich Taylor grinsend auf der Bank ausmache, auf der wir vorhin noch gesessen sind.

„Was machst du hier?“, spricht Marcel an meiner Stelle aus, weil ich mich das eben auch frage. Kann Taylor hellsehen, und wusste das wir hier vorbei kommen, oder warum hockt er sonst hier?

„Ich hab gewartet, dass ihr wieder zurück kommt.“
 

Eine Weile herrscht Stille zwischen uns, ehe Marcel ein lautes „Hä?“, von sich gibt und mit dem Finger auf Taylor deutet.

„Nicht dein Ernst?! Du sitzt seit vorhin hier?“

Der Punk nickt, und mir fällt wohl alles aus dem Gesicht, so wie er lacht.

„Ich dachte mir schon, dass ihr früher oder später wieder hier auftaucht. Ist immerhin so was wie unser Treffpunkt geworden. Und das ihr euch heute noch vertragen würdet, war offensichtlich.“
 

Ich weiß ja nicht wo das offensichtlich war, aber wenn Taylor das meint, dann lasse ich ihn in diesem Glauben.

Trotzdem irgendwie erschreckend das er hier echt gewartet hat. Und das er auch noch recht damit hatte, dass wir uns heute noch vertragen würden.

Wobei, wie das Zustande gekommen ist, entzieht sich meiner Kenntnis.

„Wollen wir jetzt Kuchen essen gehen, und böse Pläne schmieden?“, grinst er uns an, und ich frage mich nicht zum ersten Mal, und vermutlich auch nicht als Einziger, was Taylor eigentlich nimmt, um so gut drauf zu sein.



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