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Green Street Hooligans

von

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Entscheidungen

Elijah hatte sich ein Bier bestellt und es sich auf der Eckbank, auf der sie immer saßen, gemütlich gemacht. Er kam nicht umher, genaustens zu zeigen, dass er trotz des Besuches seines Vaters blendende Laune hatte – vielleicht würde sich sein Schicksal ja doch noch wenden.
 

Keith, der ebenfalls Mittglied der GSE war und ebenfalls auf die anderen wartete, leistete ihm Gesellschaft, und die beiden stießen an, wobei Elijah ausversehen ein klein wenig Bier auf seine Jeans schüttete.
 

Keith lachte.
 

„Macht nichts, man! Auf die GSE! Und das Spiel heute... Das wird richtig gut. Du wirst es lieben.“
 

„Ich habe schon so einige Spiele mitbekommen jetzt und ich liebe sowieso jedes einzelne davon. Nicht vorzustellen, dass ich mal auf Baseball stand...!“, kicherte Elijah und genehmigte sich einen großen Schluck Bier aus seinem Glas. „Wo die anderen wohl bleiben? Ist schon nach sechs.“
 

Keith grinste. „Keine Ahnung, Pünktlichkeit war noch nie deren Stärke.“
 

„Und wenn schon, bleibt mehr für uns. Hast du letztens gelesen, dass...“, doch weiter kam Elijah nicht, denn eine altbekannte Stimme schnitt ihm das Wort ab.
 

„Hast du dir auch alle intimen Details gemerkt? Schreibst du die auch schön auf, ja?“
 

Elijah drehte sich erschrocken um – es war Pete, der sich mit wutverzerrter Miene vor ihm aufgebäumt hatte, das Gesicht verzogen. Mike, Nick und Bover standen hinter ihm, trugen ebenso wütende Ausdrücke in ihren Augen. Doch nicht so berstend wie Pete.
 

Elijah konnte eine Schlagader an Pete's Schläfe pochen sehen.
 

„Was.. Wovon redest du?“, stieß Elijah erschrocken hervor, doch weiter kam er nicht, denn mit einem Mal packte Pete ihn grob mit beiden Händen am Kragen und riss ihn hoch, während er wutentbrannt schrie:
 

„Du beschissene Journalistenfotze!“
 

Im nächsten Augenblick wurde Elijah so hart von Pete gegen die Wand geworfen, dass er sich sicher war, dass er sich mindestens die Schulter dabei prellte. Er kam nicht einmal mehr dazu, etwas zu sagen oder sich zu wehren, denn im nächsten Moment schlug Bover ihm hart ins Gesicht, mehrere Male, bis Elijah zu Boden ging und sich vor Schmerz die heftig blutende Nase hielt. Gerade wollte Bover zu weiteren Tritten ansetzen, da warf sich Keith zwischen ihn und Pete.
 

„Leute, was macht ihr da? Seid ihr euch sicher?“, stieß er hervor, während Pete schnaubend mit der Faust knackte.
 

„Er ist ein beschissener Spitzel!“, schrie Pete und wandte sich dann an Elijah, der leicht wimmernd auf dem Boden lag und erschüttert zu ihm hochblickte. „Und komm' jetzt bloß nicht mit Ausreden!!“
 

„Ich hab' dich gefragt, ob du sicher bist!“, sagte Keith, der den aufgebäumten Pete immer noch halb den Weg abschnitt, obwohl er einen Fuß kleiner als Pete war.
 

„Was?!“, fauchte Pete und zog seine Augenbrauen noch mehr vor Wut zusammen.
 

„Er muss ja nicht gleich Journalist sein, man! Vielleicht hat er es nur studiert, was weißt du denn schon?“
 

„Wir haben seine Aufzeichnungen gefunden, und da steht lauter Zeug über uns und die GSE drin!! Wenn das nicht ein verdammter Beweis ist!!“
 

Elijah spürte Wellen der Erregung durch seinen Körper schießen; noch während er versuchte, sich vorsichtig aufzurappeln, wusste er, dass jemand ihn gesehen haben musste. Er hätte es sich denken können, doch nein, er war wieder einmal auf das Gerede von seinem stolzen Vater hereingefallen.
 

Er hatte Pete noch nie, nicht einmal während der wildesten Schlägerei, derart in Rage gesehen.
 

Doch noch bevor Pete oder Keith zu einem weiteren Wortgefecht ansetzen konnten, stieß Elijah sich so vom Boden ab, dass er wenigstens hochsehen konnte, und sagte laut: „Das ist bloß ein Tagebuch!“
 

Pete schubste Keith aus dem Weg und wandte sich an Elijah mit einem Gesichtsausdruck, der jeden anderen Mann in die Flucht geschlagen hätte. „Nick hat dich bei der Times beobachtet, wie du einer Menge verfickter Leute die Hand geschüttelt hast! Mit einem Haufen Journalisten!“
 

„Das war mein Dad, er ist Journalist, und das weißt du, Pete!“,fauchte Elijah, mittlerweile wieder im Stande, seine zitternde Hand von seiner Nase zu nehmen, während er sprach.
 

Doch noch als Elijah diese Worte ausgesprochen hatte, sah er, wie Bover sich schockiert und mit einem Ausdruck tiefer Abneigung zu Pete umdrehte.
 

„Ach, sein Vater ist auch Journalist, und das weißt du?“, warf er Pete entgegen, während dieser, sichtlich getroffen, versuchte die Nerven zu behalten.
 

„Das ist doch völlig ohne Bedeutung, Bover!“
 

„Für wen? Er will Journalist werden, sein alter Herr ist Journalist... Wo ist denn da der verdammte Unterschied? Hm?“,keifte Bover, die Augen mittlerweile vor Wut fest verengt. „Du hast einen von ihnen bei uns reingelassen...“
 

Elijah sah Pete an, dass dieser nicht wusste, was nun Sache war. Das Gesicht war immer noch vor schäumender Wut verzerrt, doch seine grauen Augen wanderten ziellos von Elijah zu Bover.
 

Obwohl er sich immer noch leicht benommen von dem Wurf gegen die Wand und den Schlägen in sein Gesicht fühlte, stellte sich Elijah zitternd auf die Beine und stieß hervor: „Ich wollte nie irgendwo herein!“
 

„Du hältst die Fresse!!“, schrie Bover ihm entgegen und setzte zu einem Tritt an, noch während Elijah halb auf dem Boden auf den Knien stand; doch noch bevor Bover ihm einen harten Tritt geben konnte, der ihn sicher wieder gegen die Wand gechleudert hätte, warf Pete sich mit einer schnellen Bewegung dazwischen und schlug Bover hart an die Schläfe, sodass dieser rücklings auf eine Bank fiel.
 

Das leise „Alter, komm' mal klar!“, von Keith ging in dem entstehenden Gerumpel unter.
 

Stille entstand im Raum. Elijah wusste auch genau, wieso: Noch nie hatte Pete sich gegen Bover gestellt, denn die beiden kannten sich seitdem sie klein waren. Niemand sagte etwas; Bover rappelte sich auf und fasste sich an die Braue, aus der es nun heftig zu bluten begann.
 

Pete biss sich auf die Lippen. Die nächsten Worte brüllte er förmlich. „Es ist mir egal, wer er ist oder was er getan hat, man tritt niemanden, der noch halb auf dem Boden liegt, klar!“
 

Elijah traute sich nicht, sich auch nur einen Millimeter zu bewegen; etwas in seinem Innern ließ ihn jedoch wieder Atmen. Hatte Pete ihn gerade etwa gegen seinen besten Freund verteidigt?
 

Bover starrte die kleinen Tropfen seines eigenen Blutes noch kurz an, bevor er mit einem Kick aufstand und sich vor Pete aufbäumte, der nach wie vor jeden Muskeln in seinem bebenden Körper angespannt hatte.
 

„Was zum Teufel ist los mit dir, hm? Der wird uns alle ans Messer liefern und du willst nur dasitzen und zugucken?“, schrie Bover Pete entgegen, die Arme weit ausgebreitet, den Kampf erwartend.
 

Doch Pete kaute nur wutverzerrt auf seiner Unterlippe herum, während er Bover geringschätzig musterte. Er setzte zu keiner Antwort an.
 

Bover wandte sich an die anderen, die immer noch im Kreis um sie herum standen. „Keith, Mike, was meint ihr? Pete ist so ein Riesenwixer, dem kann man als Anführer nicht vertrauen! Er wird uns alle ins Grab bringen!“
 

Einen Moment war es zum Bersten still, man vernahm nur das wütende Atmen von Pete und Bover.
 

Keith zuckte mit den Schultern, sah jedoch keinen der beiden an. „Pete ist der Anführer, ihm gehört die Firma, und er trifft die Entscheidungen. Ich mische mich da nicht ein.“
 

Die anderen nickten stumm. Bover drehte sich kurz im Kreis, doch Pete starrte Bover weiterhin mit der gleichen Geringschätzung an wie schon vor Minuten. Bover atmete heftig, dann stieß er hervor: „Ahaa... so ist das also. Dann fickt euch doch alle in den Arsch! Scheiß GSE...“
 

Und mit diesen Worten schubste er einige der umstehenden Männer um, brüllte ihnen ein „Lasst' mich durch, ihr Wixer!“ zu und verschwand tobend in der Menge, bis sie nur noch das heftige Schlagen der Pubtür vernahmen.
 

Sobald Bover weg war, drehte Pete sich mit mörderischer Wut in den Augen zu Elijah um und hob zwei Finger, die fast gegen Elijah's Nase stießen. Er fauchte ihm ein berstendes: „Okay, du machst dich auf der Stelle sauber!!“ entgegen, gegen das Elijah sich nicht einmal traute etwas zu sagen.
 

Es war totenstill im Pub, als Elijah sich leicht zögerlich auf den Weg in die Gästetoilette machte, während Pete sich durch die kurzen Haare raufte und auf der Stelle auf und ab ging, wie ein Löwe, der kurz vor seiner nächsten Mahlzeit war. Er hatte die Zähne immer noch in Wut gebleckt, und niemand traute sich, dem Oberhaupt der GSE auch nur einen Schritt näher zu kommen.
 

Elijah stolperte fast gegen den Kasten mit den Papiertaschentüchern, als er die Tür zum Männerklo geöffnet hatte und sich vor den Spiegel stellte. Eine dicke Spur schon leicht getrockneten Blutes war seine Nase, seine Lippen und sein Kinn hinabgelaufen, und er sah schrecklich verängstigt aus. Kein Wunder, bei der Wut, die ihm gerade entgegen geschleudert worden war, aus dem Nichts.
 

Er machte sich einen kleinen Packen Tücher nass und wischte damit sein Blut weg, doch so einfach war das nicht. Es war so klebrig, dass er teilweise etwas reiben musste, und zu seinem Ungeschick stiegen ihm nun auch noch eine Welle heißer Tränen in die Augen, die er nicht mal wegblinzeln konnte.
 

So ein Mist... Was war, wenn Pete seine Meinung änderte? Er hatte ihn noch nie so wütend gesehen, und hatte nie gedacht, dass Pete sich gegen Bover stellte. Was war, wenn er diesem Druck nicht standhalten konnte? Seine Schulter schmerzte tierisch von dem Aufprall gegen die harte Holzwand, als Pete ihn dort gegengeworfen hatte.
 

Doch er kümmerte sich erst einmal um sein geschundenes Gesicht, dass bei jeder Berührung durch die nassen Tücher brannte.
 

Mit einem lauten Schlag krachte jedoch einen Moment später die Tür des Männerklos auf; so heftig, dass Elijah erschrocken aufkeuchte.
 

Es war Pete, das Gesicht und die Mundwinkel immer noch vor Wut verzerrt, und er steuerte direkt auf Elijah zu, der vor Schreck mit seinem Rücken gegen das Waschbecken stieß.
 

„Oh man, danke Pe...“, versuchte er zu sagen, doch Pete unterbrach ihn grob.
 

„Halt die Klappe! Du studierst Geschichte? So eine Scheiße, wer zum Teufel bist du?“
 

Elijah atmete leise aus. „Es tut mir leid, dass ich erzählt habe, ich hätte Geschichte als Hauptfach studiert. Das ist alles. Ich bin kein Journalist!“
 

Er hielt Pete's rasendem Blick trotz seiner Angst die ganze Zeit stand, auch wenn es ihm innerlich schwer fiel. Pete machte ihm ernsthaft Angst.
 

„Trotzdem sieht das alles ziemlich bescheuert aus, Elijah! Warum machst du irgendwelche Aufzeichnungen?“,knurrte Pete, während er Elijah immer wieder gefährlich nahe kam.
 

„Das ist bloß ein Tagebuch, Pete, das mache ich mein ganzes Leben lang!“
 

„Und?“, Pete holte tief Luft, bevor er den Satz beendete; „arbeitest du für die Times?“
 

„Nein, das ist die absolute Wahrheit! Du musst mir vertrauen.“, stieß Elijah hervor, fester, als er es von sich selbst erwartet hätte.
 

Er erwiderte Pete's Blick, sah genaustens in das Gesicht, das mittlerweile wieder etwas ruhiger wurde. Pete biss sich fest auf die Unterlippe, während er Elijah nicht aus den Augen ließ; versuchte, ihn bei einer Lüge zu ertappen, doch Elijah's Augen schienen zu flehen.
 

Pete sah ihn noch einige Momente an, bevor sein Gesicht sich wieder zu einer wütenden Maske verzog. Er atmete heftig ein und aus, drehte sich von Elijah weg und lief zwei Schritte ziellos umher, bis er mit einem plötzlichen Anfall von Wut und Raserei heftig gegen eine der Toilettenkabinen trat; erst schlug er mit der Faust zu, dann mit einem Tritt, dann nochmal mit der Faust.
 

Elijah zuckte zusammen und spürte erneut das kühle Becken in seinem Rücken; er traute sich nicht, irgendetwas zu sagen oder sich zu bewegen, aus Angst, Pete würde dasselbe mit ihm wie mit der nunmehr zersplitterten Tür machen.
 

Als Pete die Tür genug geschlagen hatte, drehte er sich heftig atmend zu Elijah um; wie ein wildes Tier, den gesamten Körper unter Spannung, starrte er Elijah an, ging kurz vor ihm auf und ab, bevor er sich mit einem Ruck wieder ganz nah an Elijah stellte und ihm mit erhobenen Zeigefinger drohte.
 

Elijah schluckte.
 

„Man, du hast dich echt voll in die Scheiße geritten. Wenn ich die Jungs da draußen nicht überzeugen kann, dass der Chef ihrer Firma nicht von einem beschissenen Yankee-Journalisten reingelegt worden ist, dann... ist die GSE erledigt!“
 

Pete leckte sich kurz über die Lippen, Elijah immer noch gefährlich anstarrend. Elijah sagte nichts; er stand nur still da und erwiderte Pete's glühenden Blick auf ihn.
 

Pete fuhr fort, nachdem er noch einmal Luft geholt hatte. „Ich werd' jetzt da rausgehen.. und ich werd' ihnen klar machen, dass sich Bov geirrt hat.“ Er schnappte immer wieder nach Luft, so wütend war er. „Und dass du einer von uns bist. Und ich will HOFFEN...“, er stieß Elijah mit seinem ausgestreckten Zeigefinger so fest gegen die Brust, dass es richtig weh tat; „...dass ich verdammt nochmal Recht habe.“
 

Er warf Elijah einen letzten, abwertenden Blick zu, bevor er mit einer groben Bewegung die Türklinke zog und die Tür aufriss. Als er ging, schlug er die Tür so fest zu, dass der Putz leicht von der Decke bröckelte.
 

Elijah brauchte einige Momente, bevor er sich aus seiner Schreckstarre lösen konnte; so hatte er Pete noch nie erlebt, bei keiner Situation. Er konnte nur erahnen, wie heftig die Wut in ihm sein musste; doch warum er ihn nicht weiter geschlagen hatte, dass wusste er nicht.
 

Mit zittrigen Fingern begann er, sich das weitere Blut aus dem Gesicht zu wischen, und noch während er dies tat, begannen heiße Tränen seine Wangen hinabzulaufen.
 

Obwohl augenscheinlich alles gut war, kam er nicht umher, sich unendlich elend zu fühlen. Pete hatte sich wahrscheinlich verraten und betrogen gefühlt, vielleicht sogar so, als hätte ihm jemand ein Messer in den Rücken gerammt. Es tat ihm im Herzen weh, dass er die Person, die Ursache des Schmerzes gewesen war – und sicherlich noch lange war.
 

Er spuckte ein wenig Blut ins Becken, wusch sich das komplette Gesicht noch einmal und trocknete sich dann ab.
 

Tausend Gedanken schossen ihm durch den Kopf, vor allem einer: Vertraute Pete ihm mehr als Bover? Augenscheinlich ja, und das war doch alles, was Elijah jemals wollte... Also warum fühlte er sich dann immer noch so schlecht?
 

Eigentlich hatte er nicht wieder in den dunklen Pub treten wollen, jedoch führte kein anderer Weg hinaus. Der Raum war erfüllt von Qualm, dichten Rauch, und die Männer sprachen wieder miteinander, doch eine besonnene Stimmung war etwas anderes. Elijah konnte genaustens die Blicke spüren, die ihm auf dem Rücken klebten, als er sich in die altbekannte Ecke verzog und seine Jacke suchte; Mike, Nick und die anderen waren noch da. Pete war an der Bar, und Elijah war nicht gerade auf ein weiteres Treffen mit ihm erpicht; auch wenn es ihm in der Seele brannte. Am liebsten hätte er sich mit Pete in einen dunklen Raum verzogen, ihm anständig für sein Vertrauen gedankt.
 

Mike sah Elijah an, während dieser sich seine Jacke anzog.
 

„Du gehst schon?“, sagte er leise und schob Elijah ein Bier hin.
 

„Ja, ich.. ach, ich habe keine Ahnung. Was soll ich denn noch hier?“
 

Mike lachte auf. „Junge, du bist doch bescheuert. Du gehörst jetzt zu uns. Pete hat sich selten so für jemanden eingesetzt, und das heißt schon was. Wenn er seine Hand für dich ins Feuer legt, dann machen wir das alle. Und sein Vertrauen in dich ist auch unseres. Also... Hoch die Tassen, hoch die Tassen!“, die letzten Worte brüllte Mike, und Elijah kam nicht umher, sich doch zu setzen und mit den Jungs am Tisch anzustoßen.
 

Etwas in seinem Innern flehte darum, endlich richtig weinen zu dürfen, weil er mittlerweile komplett zerrüttet war. Elijah wusste genau, dass es sich nicht in diesen Kreisen gehörte, doch er war immer noch der „weiche“ Typ, wie Shanon immer zu sagen pflegte.
 

Fast gierig leerte er sein Bier mit einem Zug, die Augen geschlossen, und so bekam er fast nicht mit, dass sich jemand neben ihn setzte – Pete.
 

Erst als er das leere Glas abstellte und nach Luft schnappte, blickte er neben sich und erschrak leicht. „Pete!“
 

Pete hob nur eine Augenbraue und verzog sein Gesicht. „Gott verdammt, dich Pisser kann man auch mit allem Scheiß erschrecken...“
 

Die Männer am Tisch lachten, und auch Elijah setzte ein leichtes Lächeln auf. Und obwohl Pete ihm den weiteren Abend nicht angenehm gestaltete, so war er doch froh, dass er ihn nicht komplett ignorierte.
 

Was zugegebener Maßen ein echtes Wunder war. Immer, wenn er sich unbeobachtet fühlte, glitten Elijah's Blicke hinüber zu Pete, und er fragte sich ernsthaft, was genau er getan hatte, dass dieser Mann alles in seiner Welt riskierte. Gab es doch noch das heutzutage so seltenes Vertrauen?
 

Wenn er daran dachte, dass Pete ihn schon mehrmals beschützt hatte, ihm alles beigebracht hatte, ihm von Anfang an vertraut hatte... Ihn in diese gefährliche Welt mitgenommen hatte, ohne jemals etwas anderes außer Treue und Ehrlichkeit zu verlangen... Da wurde Elijah bewusst, wie dankbar er eigentlich war.
 

So dankbar und froh, dass er sein altes Leben schon fast vergessen hatte.
 

Es war schon spät, als sie sich alle auf den Weg ins Stadion machten; gröhlend und schwankend bahnten sich die Gruppen an Männern einen Weg durch die dunklen englischen Straßen, manchmal flankiert von der Polizei.
 

Pete hatte nicht allzu viel getrunken an diesem Abend; Elijah fragte sich, ob das daran lag, dass er voller Gedanken war an das Geschehene. Sie sprachen nicht viel miteinander, doch die seltene Stille ersetzte dafür Mike, der an diesem Abend doch mehr getrunken hatte als die anderen und wie ein Wasserfall tratschte.
 

Elijah's blaue, große Augen wanderten unablässig hin und her; doch als er einen Blick auf sich spürte, sah er zu Pete: dieser musterte ihn mit einer konzentrierten Miene, während er unablässig auf seiner Lippe herumkaute. Elijah lächelte; und obwohl Pete es nicht erwiderte, spürte er das kurze Klopfen auf seiner Schulter, dass Pete in einer, wie es schien, rein zufälligen Bewegung machte; doch Elijah wusste, dass es ein Zeichen dafür war, dass er vielleicht doch noch eine Chance bei dem großen Hooligan hatte, dessen graue Augen sich langsam wieder mit Leben füllten.



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