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Master and Slave - Ein Leben für ein Leben

Was uns daran hindert einfach aufzugeben
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
In Anlehnung an: Wie der Elefant die Freiheit fand von:
Jorge Bucay Komplett anzeigen

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Elefanten und Sklaven

Peter gelingt es kaum noch ein Zimmer im Gasthof zu bekommen, durch den Jahrmarkt sind auch viele Schaulustige im Ort. Liam gibt Vini und Peter etwas Geld, damit sie sich amüsieren können. Ray und William führt er selbst über den Jahrmarkt. Ray kann sich gar nicht satt sehen an den bunten Kostümen der Schausteller. Er ist fasziniert von einer Frau, die ihren Kopf und Rücken so weit nach hinten biegen kann, dass sie auf Händen und Füßen laufen kann und der zwischen den Beinen wieder hindurch guckt.

Liam scheint jedoch nach etwas ganz bestimmten zu suchen und als er ein Geräusch wie von Trompeten hört, weiß er wohin er sich wenden muss. Er bezahlt den Eintritt in das Zelt für Ray, William und sich.

Im Zelt ist die Luft warm und stickig. Es riecht nach vielen Menschen und Tieren. Sie kommen grade herein, als die Akrobaten auftreten. 4 Männer und ein Junge bilden immer wieder neue Türme aus Menschen und zum Schluss noch eine Pyramide, in der der Junge oben auf dem Kopf auf den Händen eines Mannes steht. Ray bestaunt die Kunststücke und auch William hat den Kopf gehoben um sehen zu können. Liam hat William befohlen sich auf eine Stuhl zu setzen doch als er merkt, dass es diesem sehr schwer fällt neben ihm zu sitzen wechselt er in die erste Reihe, so dass Ray alles sehen und William zu seinen Füßen knien und trotzdem noch etwas sehen kann.

Als nächstes kommt eine Frau, die sechs Hunde ein Lied bellen lassen kann und die sich auf Kommando auf den Rücken lagen oder einen Ball zurück bringen in die Manege. Zum Auszug laufen die Hunde dann nur auf den Hinterpfoten der Frau hinterher und die Zuschauer klatschen im Takt. Als der Zauberkünstler Ray bittet ihm zu assistieren nickt Liam ihm zu und Ray darf prüfen, dass der Hut, aus dem der Künstler anschließend ein Kaninchen zieht wirklich vorher leer ist. Dann kommt der Höhepunkt der Show, ein Dompteur führt einen Elefanten in die Manege. Das Tier ist größer als jedes lebendige Wesen, das Ray und William zuvor jemals gesehen haben. Liam hat bei seinen Asienreisen schon wesentlich größere Tiere als diese Elefantenkuh gesehen, doch er lächelt als er Ray und auch William mit offenem Mund staunen sieht. Dann lässt der Dompteur den Elefanten mit seinem Rüssel Baumstämme anheben, die zuvor 8 starke Männer hereinrein getragen haben. Den Abschluss bildet das Angebot für 10 Personen, natürlich für einen zusätzlichen Aufpreis. auf dem Rücken des Elefanten in einem Korb über den Jahrmarkt zu reiten. Liam bezahlt für sich, William und Ray. Im Korb muss William sitzen und es ist ihm sichtlich unangenehm. Doch hier gibt es keinen Ausweg, und so fügt er sich. Ray kann gar nicht still sitzen und zeigt Liam alles was er sieht und redet dabei wie ein Wasserfall.

„Mr. Dexter haben sie gesehen, ich kann auf die Bude gucken.

Mr. Dexter haben sie gesehen, ich kann von hier oben die Kirche im Dorf sehen.

Mr. Dexter haben sie gesehen wie stark der Elefant ist.

Mr. Dexter der Elefant muss sich nicht mal anstrengen um uns alle zu tragen.

Mr. Dexter sehen sie doch nur dort sind Vini und Peter sie schauen ganz neidisch.

Mr. Dexter wieviel kann den so ein Elefant heben?

Mr. Dexter haben sie schon eine mal so etwas Tolles erlebt?

Mr. Dexter das ist der schönste Tag in meinem Leben.

Mr. Dexter….“

Nach der Runde über den Jahrmarkt auf dem Rücken des Elefanten kennen alle Dorfbewohner und alle Besucher Liam mit Namen, so oft hat Ray ‚Mr. Dexter‘ gesagt, doch Liam lächelt immer noch, er freut sich, dass Ray nicht einmal ‚Herr‘ gesagt hat. Dann gehen die drei sich noch die anderen Tiere in den Käfigen angucken. Zum Schluss führt Liam Ray zu dem Elefanten. Ein Geldstück an den Pfleger und er darf mit Ray ganz nah dran gehen.

Liam zeigt auf ein dünnes Seil, dass um den Fuß des Elefanten liegt.

„Ray, siehst du das Seil?“

„Ja, das sehe ich.“

„Meinst du, dass der Elefant dieses Seil zerreißen kann?“

„Sicher doch, er hat grade ganz viele Menschen getragen und Baumstämme angehoben.“

Liam zeigt auf einen kleinen Pflock in der Erde.

„Ray könntest du den Pflock aus der Erde ziehen?“

„Ich weiß nicht Mr. Dexter?“

Liam gibt dem Pfleger noch ein weiteres Geldstück und Ray darf den Pflock aus dem Boden ziehen, dann steckt der Pfleger ihn wieder in die Erde.

„Ray, kannst du mir sagen warum der Elefant nicht wegläuft?“

Ray guckt Liam mit großen Augen an.

„Wie weglaufen? Warum?“

„Der Elefant frisst gerne Erdnüsse. Hier, gibt ihm ein paar.“

Liam legt Ray einige Erdnüsse in die Hand und der Elefant nimmt diese vorsichtig mit dem Rüssel und schiebt sie sich in den Mund.

„Jetzt stell dich dort hin.“

Liam Zeigt auf einen Platz außerhalb der Reichweite des Rüssels. Der Elefant versucht einmal die Nüsse mit den Rüssel zu erreichen, doch er zieht nicht an dem Seil. Seine Füße bleiben stehen und er macht nur den Rüssel lang und schiebt den Kopf nach vorne.

„Siehst du, er zieht nicht am Seil, obwohl er dann die Nüsse haben könnte.“

Nach ein paar Versuchen gibt der Elefant auf und Liam gibt Ray die Anweisung ihm die Erdnüsse zu bringen.

„Warum hat der Elefant das Seil nicht aus dem Boden gezogen? Hast du eine Idee?“

Ray antwortet sofort.

„Weil er gut dressiert ist.“

„Wenn er gut dressiert ist warum braucht er dann ein Seil?“

„Weil ... Weill… Weil… Ich weiß es nicht.“

„Weil er ein Sklave seiner Erziehung ist. Er ist ein Sklave. Als er geboren wurde bekam er eine Kette um den Fuß, diese Kette kam an einen dicken Baum. Er konnte als Babyelefant die Kette nicht zerreißen, dazu hat ihm damals die Kraft gefehlt. Er hat es immer wieder versucht. Er hat versucht zu seiner Mama zu kommen, er hat versucht zu dem leckeren Fressen zu kommen und er hat versucht die Kette zu zerreißen einfach deshalb, weil sie ihn gehindert und festgehalten hat, doch er hat es nie geschafft. Dann eines Tages hat er aufgegeben. Da haben die Menschen die Kette durch ein dünnes Seil ersetzen können. Das Seil könnte der ausgewachsene Elefant inzwischen mit Leichtigkeit zerreißen, doch er hat aufgegeben. Er wird von der Kette in seinem Kopf festgehalten.“

Ray sieht Liam an und runzelt die Stirn.

„Mr. Dexter, dass verstehe ich nicht. Er muss doch einfach nur weggehen.“

„Komm, lass uns noch ein wenig über den Jahrmarkt schlendern, vielleicht verstehst du es wenn du ein wenig drüber nachdenkst.“

Ray folgt Liam und William über den Jahrmarkt und schon bald sind seine düsteren Gedanken verflogen und er kann sich wieder an den bunten Fahnen und Kostümen erfreuen. Sie treffen auf Vini und Peter und essen zusammen. Dann ziehen dunkle Wolken über den Himmel. Liam besieht sich die Wolken und seine Begleiter.

„Ray, du bleibst mit Vini und Peter hier sitzen und rührt euch nicht. Ich werde dir jetzt zeigen was ich meine. Sieh gleich auf den Platz und bleibt hier sitzen. Alle drei.“

Das ‚Ja Mr. Dexter‘ kommt von allen dreien.

Liam legt William an die Leine und geht über den Platz, auf dem sich immer noch viele Menschen tummeln. Dann spricht er einen Fremden, der der Kleidung nach ein Handwerker ist an.

„Würden sie bitte hier stehen bleiben und kurz auf meinen Sklaven aufpassen? Die Natur ruft und ich will ihn nicht ohne Aufsicht lassen.“

William hat sich sofort neben seinen Herrn gekniet, als dieser stehen geblieben ist. Der Fremde besieht sich den knienden Sklaven und die feine Kleidung von Liam und nimmt die Leine.

„Sicher doch mein Herr.“

„Bitte bleiben sie mit ihm hier stehen, damit ich sie wieder finde.“

Mit diesen Worten geht Liam weg. Er geht über den Platz in Richtung des Waldstücks. Als er sich sicher ist, dass weder William noch der Fremde ihn sehen kehrt er um und stellt sich so an eine Bude, dass er von keinem der beiden gesehen werden kann. Dann kommt das worauf er gehofft hatte. Es beginnt zu regnen. Er sieht wie die Menschen die Köpfe heben, den dunklen Himmel sehen und dann die Köpfe einziehen und sich einen Unterschlupf suchen. Der Platz leert sich und er kann den Fremden, der immer noch die Leine von William hält gut erkennen. Der Fremde sieht sich suchend um. Dann zieht er an der Leine um William zum Aufstehen zu bewegen, doch dieser kniet nur unbeweglich wo sein Herr ihn hin befohlen hat. Als der Regen stärker wird lässt der Fremde die Leine los und sucht sich auch einen Unterstand. Schon bald ist der ganze Platz leer, bis auf William der im strömenden Regen auf den Knien im Dreck auf seinen Herrn wartet. Liam zerreißt es fast das Herz seinen geliebten William dort so zu sehen, doch er will, dass Ray versteht und so geht er zu Ray, Vini und Peter.

„Ray?“

„Mr. Dexter. Ich habe sie schon gesucht, was ist passiert, warum kniet William dort im Regen?“

„Weil ich es ihm befohlen habe. Verstehst du jetzt? Der Mann der ihn festhalten sollte ist ein freier Mann, er hat entschieden zu gehen und sich einen Platz zu suchen an dem es trocken ist. Williams Leine liegt ohne Pflock und ohne jemanden der ihn festhält, doch er wird sich dort nicht weg bewegen, denn er ist Sklave im Kopf.“

„Mr. Dexter, wie lange wird er dort knien?“

„Bis er umfällt oder ihn jemand gegen seinen Willen weg zerrt oder ich ihn hole. Er ist gebunden an den Befehl wie der Elefant an das Seil. Er könnt aufstehen und gehen, doch er wird es nicht tun.“

Dann sieht Liam Ray und Vini an.

„Was hättest du getan?“

Vini antwortet sofort, dass sie beim ersten Tropfen sich ein Dach zum Unterstellen gesucht hätte, doch Ray blickt zu Boden.

„Ich weiß es nicht, aber ich glaube, dass ich dort auch auf sie warten würde.“

„Dann weiß du jetzt, was du bei Xander lernen sollst.“

Ohne ein weiteres Wort geht Liam über den Platz und hakt die Leine aus Williams Halsband. Es gibt nichts was er ihm sagen könnte, nichts was er ihm sagen muss. Williams kurze Hose ist nass und durch den aufspritzenden Dreck voller Flecken. Der Schauer ist vorüber und die Sonne kommt wieder raus, doch es ist spät und schon fast dunkel geworden. Liam will Ray Zeit zum Nachdenken geben und so gehen sie zum Gasthof. Er lässt ein Bad für sich bereiten und wäscht William gründlich. Dann legt er sich schlafen und als er merkt wie William zu ihm ins Bett gekrabbelt kommt legt er seinen Arm um ihn und beide schlafen gemeinsam ein.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Rimiya
2016-05-21T17:27:03+00:00 21.05.2016 19:27
HuHu,
Ich denke, diese bildliche Erklärung macht es sehr verständlich, wie ein Sklave denkt und wieso er eben so handelt wie er handelt. Bestimmt gibt es Ausnahmen. Hängt vielleicht auch vom Master ab.
Auf alle Fälle wäre ich manchmal lieber an Williams Stelle. Nichts selber entscheiden müssen, sondern einfach nur dem Wort des Masters Folgen und wenn ich dafür im Regen sitzen müsste.
Hoffe es geht bald weiter. Ich liebe deine Geschichten und Stil. ;-)
Antwort von:  CeBe13
16.06.2016 08:05
ich ziehe grade um und habe keinen PC zur Verfügung. DU muss dich als ein bisschen gedulden. Aber es geht weiter. CeBe


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