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Die Insel der Nachtschatten

Die nächste Plünderung mussten Tanin und Schwertstimme noch erdulden. Schwertstimme lief unruhig auf Deck auf und ab. Er wollte fliegen, wollte sich bewegen, aber ohne Tanin wollte er nicht verschwinden. Also musste er genauso wie Tanin warten.

Als der Plünderungszug wiederkam, wurden ihm verschiedene Sättel dargeboten, allerdings alle für Pferde oder sonstige Tiere. Aber die würden Schwertstimme nicht passen, also nahm er die Sättel, nahm sie auseinander und knüpfte daraus eine Art Geschirr mit einem flachen Sattel. Schwertstimme hielt brav still, als Tanin ihm das neue Reitgeschirr anlegte, ob die Flügel oder den Kopf, wenn der junge Mann die Riemen dort befestigte. Dann trug er bald einen professionell gefertigten Sattel. Tanin hatte gar nicht gewusst, dass er derart geschickt mit den Händen war und sowas herstellen konnte. Aber dann legte sich Schwertstimme auffordernd nieder und starrte Tanin an. Der bat seinen Kapitän mit einem Blick, reiten zu dürfen. „Wirrr hoffen, du kehrrrst uns nun nicht den Rrrücken, Junge.“ drohte der Kapitän. „Wenn du uns trrreu bleibst, dürrrfen du und Schwerrrtstimme fliegen.“ „Ich käme nie auf die Idee, He... Käpitän.“ Es war schwer, sich den Begriff Herr abzugewöhnen. Aber dann stieg Tanin auf den Rücken des leuchtenden Fluchs, und schnallte sich ordentlich fest. Schwertstimme richtete sich auf, breitete die Flügel aus und flog auf ein Zeichen Tanins mit einem Ruck los. Es war immer noch ungewohnt, einen Drachen zu fliegen. Tanin musste sich wohl oder übel erst daran gewöhnen. Er spürte die Freude des Drachen, endlich wieder fliegen zu können, nachdem er so lange Zeit an das Schiff gekettet war. Er machte Salto, Überschläge und andere Kunststücke und Tanin hatte es schwer, ihm dies zu verbieten. Am das gemeinsame fliegen mussten sich beiden noch gewöhnen und lernen. Aber schon jetzt machte es Tanin einen ungeheuren Spaß. Er fühlte sich frei, nicht wie zuvor, als er ohne Sattel und Sicherung auf Schwertstimme geritten war, der ihm, jetzt wo es ihm klar wurde, das Leben gerettet hatte, nachdem die Takelage zersplittert war. Jene wurde nun von seinen Crewkollegen repariert, während er und Schwertstimme einfach die Freiheit genossen und im Umkreis von fünfzig Metern um das Schiff herum flogen und Kunststückchen vollführten. Doch aufgrund der langen Flugunfähigkeit schmerzten Schwertstimmes Flügel irgendwann und er musste wieder auf Deck landen. „Faszinierrrend.“ knurrte der Kapitän.“Verrrate mirrr, wie du ihn gezähmt hast!“ Dem Befehl Folge leistend erzählte Tanin, dass er sich mit dem Drachen angefreundet hatte und das alles nur davon abhing, dass der Drache einem vertrauen musste. „Der Drache muss sich sicher sein, dass man ihm nichts tut. Dann fasst er vertrauen und frisst sogar aus der Hand. Andererseits muss man ihm aber auch vertrauen, dass er einem nicht die Hand abbeißt. Angst ist dabei falsch am Platz. Alles basiert auf gegenseitigem Vertrauen und dem vorsichtigen herausfinden, was der Drache mag und was nicht.“ erklärte er und kraulte Schwertstimme unter dem Kinn, während der Kapitän ruhig zuhörte. „Vorsicht und Vertrauen ist das A und O. Vertrauen sich Drache und Mensch gegenseitig, hat man einen Partner fürs Leben. Man beschützt und unterstützt sich gegenseitig.“ „Interrressant.“ knurrte der Piratenkapitän.

„Käpt‘n!“ rief eines der Crewmitglieder, die auf eine weitere Plünderung aufgebrochen waren. „Was gibt‘s?“

„Wir haben eine Karte gefunden!“

„Eine Schatzkarrrte?“

„Das wollen wir doch hoffen, Käpt‘n!“

Der Pirat gab dem Käpt'n die Karte, der sie sogleich entfaltete. Tanin und Schwertstimme warfen ebenfalls einen Blick auf die Karte. „Weg zurrr Nachtschatteninsel und zum Drrrachenparrradies.“ las der Kapitän vor. „Ist das eine Karte zu zwei Dracheninseln?“ fragte Tanin.“ Sieht ganz so aus.“ knurrte der Kapitän interessiert. „Nachtschatten sollen angeblich nicht existierrren...“ Er schien kurz nachzudenken. „Setzt die Segel!“ rief er seiner Mannschaft zu, als die letzten von ihrem Raubzug zurück kamen.“ „Rrrichtung Backborrrd, 180° norrrdwestlich!“ Sofort wurden die Befehle ausgeführt und das Piratenschiff setzte sich in Bewegung.

„Hey, wartet!“ Ein Nachzügler war am Ufer zurück geblieben und angekommen, als das Schiff schon ein paar Meter zurück gelegt hatte. Augenblicklich schwang sich Tanin auf Schwertstimmes Rücken, gab das Zeichen und der Drache hob ab, drehte bei und steuerte auf das Ufer zu. Mit den Vorderklauen ergriff er den überraschten Piraten, der schreiend den Boden unter den Füßen verlor. „Keine Angst!“ rief Tanin ihm zu, während Schwertstimme beidrehte und zurück zum Schiff flog, wo er den Piraten auf das Deck plumpsen ließ. „Autsch.“ rieb sich der Nachzügler seinen Hintern. „Gut gemacht, Tanin.“ lobte der Kapitän seinen neuen Piraten, als dieser von Schwertstimmes Rücken rutschte. „Du bist schon jetzt ein Matrrrose, den ich nicht missen möchte.“ lobte der Kapitän. „Danke, He... Käpt‘n“ Tanin fühlte sich geehrt.

Sogleich wurde er vom Vizekapitän in ein Geheimnis eingeführt. Sie fütterten Schwertstimme immer mit leuchtenden Algen, was sein Leuchten stärkte. Offenbar war es ein Teil der Nahrung des leuchtenden Fluch. Schwertstimme leerte den ihm gereichten Eimer sogleich und seine Leuchtkraft verdoppelte sich sogleich. „Das ist ab jetzt deine Aufgabe.“ sagte der Vize. „Da du nun sein Reiter bist.“ „Sehr wohl!“ antwortete Tanin, setzte sich und lehnte sich an Schwertstimmes Seite, der es sich ebenfalls auf Deck gemütlich gemacht hatte.
 

„Ohnezahn ist also noch am Leben.“ seufzte Valka erleichtert. „Aber Hicks hab ihr nicht gefunden...?“ „Leider noch nicht...“ gab Astrid bedrückt von sich. Valka seufzte betrübt, während Wolkenspringer einen Flügel über den schwarzen Drachen legte. „Sieht so aus, als bräuchte er eine neue Schwanzspitze.“ lies Grobian verlauten. „Ich mache ihm eine.“ Damit bedeutete der Schmied Ohnezahn, ihm zu folgen und verschwand mit dem Drachen in der Schmiede. „Wenn Ohnezahn überlebt hat, dann lebt Hicks auch noch!“ kam es aus der sich versammelten Menge. „Wir wissen es nicht. Wir haben nur Ohnezahn gefunden.“ „Dann findet ihr auch Hicks!“ kam es erneut aus der Menge. „Wir hoffen es. Aber um ihn zu finden brauchen wir Ohnezahn.“ beantwortete Astrid brav alle Einwände. Damit lies sich die Menge dann aber auch befriedigen und verteilte sich.

Nach ein paar Stunden kam Grobian mit Ohnezahn und einer neuen Schwanzspitze aus seiner Schmiede zurück. „Ich habe mich extra beeilt. Hier haben wir“ Er hob die Konstruktion hoch und entfaltete sie. „eine brandneue Schwanzspitze.“ Er händigte sie Astrid aus, die sie an Ohnezahns Schwanz anbrachte. „Dann brechen wir gleich wieder auf. Aber erst, wenn Ohnezahn sich gestärkt hat.“ Valka lies einen Korb voller Fische kommen, an dem sich der Nachtschatten satt fressen konnte.
 

Tag und Nacht segelten die Piraten mit ihrem Drachenpartner an Bord. Sie trotzten Stürmen und angreifenden Schiffen, die sie mit Hilfe des Drachenreiters leicht besiegten. Ihr Weg führte sie sogar gefährlich nahe am Hades-Vierecks vorbei. Sie folgten der Karte zur Insel der Nachtschatten, aber selbst der Kapitän war sich nicht sicher, ob diese Insel wirklich existierte. Keiner der Mannschaft hatte je einen Nachtschatten gesehen und vielleicht war die Karte auch nur eine Fälschung und sie segelten für nichts. Aber genau das war der Reiz der Piraten neben dem plündern. Herauszufinden und zu erforschen. Und wenn es diese Inseln wirklich gab, dann würden sie es herausfinden. Während sie segelten unternahmen Tanin und Schwertstimme ausgedehnte Flüge über die See, entfernten sich aber nie weit vom Schiff. Nachdem sich der Drache wieder ans fliegen gewöhnt hatte, stellte Tanin fest, wie ausdauernd und vor allem schnell sein Partner war. Er war sogar so schnell, dass sie einen Kreis um das Schiff fliegen konnten und einen leuchtenden Ring hinterließen, der nach ein paar Sekunden aber wieder verblasste. Manchmal flogen sie so schnell, dass die Umgebung nur noch ein stark verschwommener Fleck war, während der Wind ihm durch die Haare pustete. Sie flogen tags und nachts, mitPausen dazwischen. Des nachts leuchteten sie heller als jegliche Sterne am Himmel, wenn sie wieder mit dem Schall flogen, wirkten sie wie ein lebender, leuchtend blauer Komet am Himmel. Schwertstimme sowie Tanin hatten einen Heidenspaß am gemeinsamen fliegen. Bei zu schlimmen Stürmen blieben sie aber an Bord und durften dann im Laderaum Schutz suchen. Die glänzenden Schätze, die die Piraten durch ihre Raubzüge dort angesammelt hatten, faszinierten Schwertstimme, hypnotisierten ihn fast. Die Piraten konnten sich glücklich schätzen. Zumindest teilweise, denn wenn er die Gelegenheit hatte, in den Laderaum zu kommen, lies Schwertstimme niemanden nahe an seinen Hort. Aber wenn sie wieder auf Deck und in der Luft waren, schien der Drache die Schätze schon wieder vergessen zu haben.

„Land in Sicht!“ rief der Matrose in der Takelage eines Tages, was durch den schon seit Tagen andauernden Nebel mehr als kompliziert war. Der Kapitän eilte an Deck, prüfte Karte und Insel. „Aye, das muss sie sein!“ rief er aus. „Die Insel derrr Nachtschatten!“ „Erlaubt mir, das zu prüfen.“ bot sich Tanin an, die Hand auf Schwertstimmes Schuppen. „Aye.“ Das war des Kapitäns Zustimmung. Tanin schwang sich auf Schwertstimmes Rücken und der leuchtende Fluch hob ab, in Richtung der Insel fliegend. „In Ordnung, Schwertstimme. Wir müssen vorsichtig sein.“ warnte er seinen Drachen, eine Hand auf die warmen, leuchtenden Schuppen legend. Der Drache gab ein zustimmendes Grollen von sich, ging in einen Sinkflug und lies seinen Blick über die Insel gleiten. Tanin tat es ihm gleich. Nachtschatten, wie die Legende sagte, waren die Kinder von Blitz und Tod persönlich. Wenn, dann musste es sich dabei um nachtaktive Drachen handeln. Wenn dem so war, war die Hoffnung, am Tage auf sie zu treffen eher gering.

Auf Schwertstimmes Rücken glitt er über die Insel. In ihrer Mitte lag eine Art Vulkankrater gespickt mit Höhlen, wie man deutlich erkennen konnte. Die Insel rund um den Krater war eine Mixtur aus weiten Feldern und Ebenen sowie dichten Wäldern. „Lande auf dem Felsvorsprung da.“ wies er Schwertstimme an. „Wir sehen nach, ob es hier Nachtschatten gibt. Wenn ja, verschwinden wir sofort wieder ohne sie zu stören.“ Schwertstimme knurrte kurz, gehorchte aber, legte die Flügel an, tauchte hinab in den Krater und landete auf dem Felsvorsprung, auf den Tanin gezeigt hatte. Der gab dem Drachen einen Wink, ihm mit ein wenig Abstand zu folgen. Das leuchten des Drachen würde in der dunklen Höhle gut als Fackelersatz fungieren. Vorsichtig trat Tanin ein, sah sich gründlich um. Währe sein Freund nicht gewesen, so hätte ihn die Dunkelheit in der großen Höhle verschluckt. Der junge Mann lief behutsam und vorsichtig, wollte nicht versehentlich einen Drachen wecken oder ihnen auf den Schwanz treten.

Die Höhle war tiefer als er gedacht hatte. Wenn es hier Drachen gab, dann hatten sie sich wohl weit in die Höhlen zurück gezogen. Plötzlich hielt ihn Schwertstimme an, indem er seine Zähne in seinem Ärmel vergrub. Sogleich blieb Tanin stehen und sah sich um. Dass Schwertstimme ihn angehalten hatte, hatte ihn davor bewahrt, auf den Drachenschwanz vor sich zu treten. Den hatte er in der Dunkelheit kaum gesehen. Aber nun sah er es. Da vor ihm lag ein schwarzer Drache. Er schlief fest, eingerollt wie eine Katze, hatte sein Schwanzende eine Art Segel, was höchstwahrscheinlich für das manövrieren in der Luft da war. Er hatte noch nie einen Nachtschatten gesehen. Vielleicht war es einer, aber ein Drache war es auf jeden Fall. Er gab Schwertstimme mit einem streichen über die Schuppen das Zeichen, dass sie sich zurück zogen. Die ersten Schritte ging er rückwärts, bis er sich dann umdrehte und die Höhle mit Schwertstimme verließ.
 

Mit Astrid als Reiter flog Ohnezahn vor den anderen vier drei Drachen über das Meer. Der Nachtschatten freute sich riesig, wieder fliegen zu können, weshalb Astrid ihn einige Male zügeln musste, dass er die anderen nicht abhing. „Gut, Ohnezahn.“ sagte Astrid dann nach einer Weile. „Du kennst Hicks Geruch. Wir müssen ihn finden. Nicht nur dir zuliebe.“ Während sie das sagte legte sie ihre Hand auf Ohnezahn Hals, der ein zustimmendes Geräusch von sich gab. Er würde seinen Freund suchen und finden. Egal, was es ihn kostete! Aber der Wind hatte jegliche Spur von Hicks Geruch bereits verweht. Also waren sie mehr als aufgeschmissen. Am Horizont zogen pechschwarze Sturmwolken auf und mit einem abrupten bremsen hielt Ohnezahn in der Luft an. Er kannte diese Wolken. Die hatten ihn und Hicks schneller eingeholt, als er erwartet hatte und dann war die Apokalypse losgebrochen. Der Wind wurde bereits jetzt stärker und das ganze wollte Ohnezahn nicht nochmal riskieren. Er drehte bei und flog in die entgegengesetzte Richtung davon. „Hey Ohnezahn! Wohin willst du?“ Der Nachtschatten ignorierte Astrids Befehle. Da war ein komplett neues Gefühl in seinem Körper. Angst. Angst davor, den Sturm erneut durchleben zu müssen.
 

Tanin und Schwertstimme kehrten auf das Deck zurück, auf dem die Crew sie schon ungeduldig erwartete. „Was habt ihrrr gefunden?“ fragte der Kapitän. „Einen Vulkankrater.“ antwortete Tanin, als er von Schwertstimmes Rücken glitt. „Und darin waren dutzende an Höhlen. Wir haben eine erkundet und einen Drachen gefunden. Er war schwarz wie die Nacht, aber ich weiß nicht, ob es sich bei ihm um einen Nachtschatten handelt.“ „Arrr.“ gab der Kapitän von sich. „Das werrrden wirrr herrrausfinden. Männerrr!“ Die Mannschaft machte sogleich die Boote klar, während sich der Kapitän wieder an Tanin wandte. „Ich werrrde diesen Drrrachen zähmen. Sage du mirrr, was ich machen muss.“ „Sehr wohl.“ antwortete Tanin, stieg wieder auf und kreiste mit Schwertstimme zwischen dem Schiff und dem Ufer, während kleine Boote mit der Mannschaft auf die Insel zu ruderten. Der Nebel machte es ihnen schwer, aber das leuchten Schwertstimmes wies ihnen den Weg. Nur durch Schwertstimme fanden sie den Weg und gingen nicht verloren. Der leuchtende Fluch war das Irrlicht im Nebel, welches den Weg führte.

Als die Mannschaft den Krater betrat, wies der Kapitän sie an, zu warten und nichts dummes anzustellen. Der Zorn eines Drachen konnte furchtbar sein. Währenddessen folgte der Kapitän seinem Drachenreiter in die Höhle, während dieser ihm leise erklärte, was er zu tun hatte. Sie hatten einen Fisch für den Drachen dabei und als sie den schlafenden Drachen letztendlich erreicht hatten. Schwertstimme setzte sich neben sie um die Höhle zu erleuchten, während Tanin und der Kapitän diskutierten, wie sie den Drachen wecken sollten. Tanin rutschte langsam näher an den schlafenden Drachen und schaffte es, dass er tatsächlich aufwachte. Das bedrohliche Knurren brachte ihn dazu, zurück zu weichen und dem Drachen seinen Freiraum zu lassen. Daraufhin lies der wilde Drache seine Zähne wieder verschwinden, starrte sie aber weiterhin bedrohlich an. Tanin gab seinem Kapitän mit einem Blick ein Zeichen. Dieser löste seinen Säbel, lies ihn mit ausgestrecktem Arm zu Boden Fallen und kickte ihn fort, um den Drachen zu versichern, dass er keine Gefahr darstellte. Dann bot er ihm den Fisch an. Der wilde Drache sah beide an, blickte dann auf den Säbel und dann auf den Fisch. Seine schlitzartigen Pupillen weiteten sich etwas, was ihn nicht mehr ganz so bedrohlich aussehen lies, richtete sich dann auf und schnüffelte. Geduldig bot ihm der Kapitän weiterhin den Fisch an.

Der Drache blickte dann zu Tanin und Schwertstimme und wieder zurück zum Kapitän, der nun versuchte, beruhigend auf ihn einzureden. Tanin legte ihm eine Hand auf den Arm und schüttelte kurz den Kopf, woraufhin der Kapitän nichts mehr sagte und nur wartete, dass der Drache den Fisch annahm. Dieser fixierte seinen Blick wieder auf den Kapitän und machte dann einen ersten, vorsichtigen Schritt vorwärts. Kurz knurrte er, als wolle er den Kapitän warnen, ja nichts zu tun, aber der Kapitän blieb ruhig an seinem Platz und unternahm nichts. Der wilde Drache machte noch einen Schritt. Dann noch einen und einen Buckel, während er seinen Hals streckte, an dem dargebotenen Fisch schnupperte und ihn dann mit einer blitzschnellen Bewegung aus der Hand des Kapitäns schnappte und hinunter schlang, ehe er sich wieder zurück zog.

Tanin hatte dem Kapitän schon zuvor erklärt, dass er viel Geduld brauchte, denn jeder Drache war sicherlich anders zu zähmen als ein anderer. Der Kapitän stellte sich aber als außerordentlich geduldig heraus. Dann streckte er vorsichtig die Hand aus, wandte den Blick ab und wartete. Der wilde Drache knurrte erst, doch das versiegte kurz darauf. Eher beäugte er die ausgestreckte Hand misstrauisch. Es dauerte einige Zeit, bis der wilde Drache sich überwand und beschloss, dem Menschen da vor sich etwas zu vertrauen. Immerhin hatte er ihm nicht geschadet und etwas zu fressen gebracht. Vorsichtig, mit gelegentlichen zurück zucken, legte er seine Schnauze vertrauend in die ausgestreckte Hand des Kapitäns.
 

Die nächsten drei Tage verbrachte die Mannschaft auf dem Schiff und der Insel, während der Kapitän den Drachen weiterhin besuchte und Nahrung brachte, um sein Vertrauen zu gewinnen. Aufgrund der Nachtaktivität wurde das allerdings schnell in die Nacht verlegt, damit sie den Drachen nicht immer wecken mussten. Während der Nächste flogen immer mehr Drachen durch den Himmel, die sich allesamt stark ähnelten. Körbeweise Fische wurden dem Drachen dargebracht, der immer mehr Zutrauen zu dem Kapitän fasste und sich nun sogar berühren lies. Weitere drei Tage vergingen, bis sich der Drache und der Kapitän soweit angefreundet hatten, dass der Drache beschlossen hatte, dem Kapitän und seiner Mannschaft zu folgen und sich ihnen anzuschließen. Schwarznacht hatte der Kapitän ihn getauft und schnell hatte Schwarznacht sich in der Takelage eingenistet. Im Tageslicht konnte man ihn letztendlich sogar einmal richtig sehen. Er war pechschwarz und kleiner als Schwertstimme. Dafür besaß er riesige Flügel, einen langen Schwanz mit zwei flossenartigen enden daran und riesige, gelbe Augen. Seine Schnauze war sehr kurz und sein Kopf war eingerahmt von sechs verschieden langen Ohrenflappen. Die Stimme des Drachen war tief und grollend und ob es sich um einen Nachtschatten handelte wusste nach wie vor niemand von ihnen. Aber mit ihm war die Mannschaft um einen weiteren Drachen gewachsen. Als Drache des Kapitäns genoss er von der Mannschaft tiefen Respekt, war bald mit allen gut befreundet, doch nicht so sehr wie mit dem Kapitän, der ihn, wenn er denn wollte, sogar in seiner persönlichen privaten Kajüte schlafen lies. Da der Drache nachtaktiv war brauchte es einige Zeit, bis sich das umgelegt hatte und er tagaktiv wurde. Die ersten Flugversuche von Schwarznacht und dem Kapitän gestalteten sich allerdings etwas kompliziert, da kein Sattel vorhanden war und beide sich zusammen noch nicht wirklich koordinieren konnten. Wollte der eine nacht links, wollte der andere nach rechts. Nach weiteren Raubzügen stellte Tanin seinem Kapitän und dem Drachen dann einen Sattel her, mit welchem die Flüge mit Schwarznacht deutlich besser wurden. Bald schon konkurrierten Schwertstimme und Schwarznacht darum, wer von ihnen nun der schnellere war.

Das nächste Ziel der Crew war das Drachenparadies, das auf der selben Karte verzeichnet war. Tanin wunderte sich allerdings, warum offenbar noch nie jemand diese beiden Inseln entdeckt hatte. War ihre Karte eine der einzigen oder lag es an den Umständen um die Inseln? Wie etwa der Kilometer langen Nebelbank um die Nachtschatteninsel? Während er darüber nachdachte, spielte er mit dem Gedanken, ob da wohlmöglich sogar etwas unbekanntes im Hades-Viereck wartete, was durch die unmöglichen und heftigen Stürme und Naturkatastrophen geschützt wurde?

„Arrr. Da hol‘ mich doch derrr Klabauterrrmann!“ knurrte der Kapitän. „Was ist, Käpt‘n?“ fragte der Vize. „Die verrrdammte Karrrte will uns gerrradewegs in das Hades-Vierrreck führrren!“ Der Crew fiel synchron die Kinnlade herunter. „Ins Hades-Viereck?“ gaben sie gleichzeitig zu verlauten. „Aye...“ knurrte der Kapitän. Tanin dachte kurz nach. Das war doch genau sein Gedanke gewesen... Diesen teilte er dem Kapitän auch mit. „Aye, da magst du garrrantiert Rrrecht haben.“ brummte der Pirat. „Aberrr wie sollen wirrr dem Hades-Vierrreck trrrotzen?“ Doch urplötzlich begannen Schwertstimme und Schwarznacht zu brüllen und zu fauchen. Fünf Drachen flogen in der Nähe des Schiffes herum.



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