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Für die Freiheit...

von

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8

Gähnend rolle ich mich auf die andere Seite und ziehe meine Decke dabei enger um mich. Die nervende Stimme ignoriere ich dabei gekonnt. Doch sie will einfach keine Ruhe geben. Fängt sogar tatsächlich damit an mich an der Schulter zu rütteln. Nicht schmerzhaft, nur bestimmt. Erneut gähne ich und öffne gnädigerweiße meine Lider zu kleinen Schlitzen. Verschleiert erkenne ich TenTen, sie wirkt angespannt und versucht mich mit irgendwelchen Worten zum Aufstehen zu bewegen. Ich blende ihre Worte aus und schließe meine Augen wieder. „Wie spät ist es?“, murmele ich leise vor mich hin, doch sie scheint mich dennoch gehört zu haben, obwohl sie selbst noch geredet hatte. „Es ist erst kurz nach Sieben, Hoheit.“ Verzweifelt stöhnend drehe ich mich erneut weg von ihr und ziehe die Decke bis über die Ohren. Ich will ihr Gerede nicht mehr hören. Warum nur weckt sie mich zu einer solch frühen Uhrzeit? Fast noch mitten in der Nacht, wenn ich gehässig sein möchte. Ich habe schon immer lange geschlafen und bei den Streunern wurde das nur noch schlimmer. Wieso also tut sie mir das an? „Euer Vater möchte mit Euch frühstücken! Bitte steht auf, damit Ihr nicht zu spät kommt.“ Damit erhalte ich meine Antwort auf meine unausgesprochene Frage und seufze nun verzweifelt. Ich könnte liegen bleiben… ja, das wäre schön. Allerdings ist es nicht mehr schön, wenn ich an die Konsequenzen denke. Mich persönlich würde das wahrscheinlich gar nicht so hart treffen. Aber TenTen würde es treffen. Man wird ihr die Schuld geben und sie wird vielleicht ihre Arbeit verlieren. Das möchte ich nicht. Weshalb ich die Decke zurückschlage und sie aus kleinen Augen anschaue.
 

„Entschuldigt… Euer Vater besteht auf acht Uhr. Danach hat er wieder ein Treffen mit seinen Generälen.“ Sie zuckt verlegen mit den Schultern, es ist ihr selbst unangenehm mich derart aus meinem Schlaf zu reißen. „Ist schon gut… du kannst nichts dafür…“, murre ich leise und setze mich dabei auf. „Suchst du mir bitte ein Kleid heraus? Ein etwas weiteres, als das von gestern.“ Ich schicke sie an die Arbeit, damit sie nicht sieht, wie ich mich gleich aus dem Bett quäle und ins Badezimmer schleppe. Sie macht noch einen schnellen Knicks bevor sie sich an diese schwierige Aufgabe macht. Das ist mir durchaus bewusst. Die meisten Kleider sind nun mal Maßanfertigungen. Irgendwie mussten wir unseren Schneider ja beschäftigen. Allerdings sind es Anfertigungen für meinen alten Körper. Es hört sich komisch an, doch genauso fühle ich mich. Ich habe das Gefühl in einem anderen Körper zu leben und bin unendlich froh darüber. Und auch wenn ich überhaupt nicht froh darüber bin, jetzt aufstehen zu müssen, tue ich es. Ich greife mir meinen Morgenmantel, der nahe dem Bett über einer Sessellehne liegt und werfe ihn mir über. Damit trotte ich in das angrenzende Zimmer. Lächelnd nehme ich es zur Kenntnis, dass alles bereits hergerichtet ist.
 

Nach nur wenigen Minuten stehe ich bereits wieder in meinem Zimmer und sehe sehnsüchtig mein Bett an. Allerdings nicht lange. TenTen kommt mit einer kleinen Auswahl an Kleidern zu mir und bittet mich um eine Entscheidung. Dieses Mal wähle ich überlegter und tatsächlich schafft sie es mich in angemessener Zeit einzuschnüren. Unangenehm bekannt kommt es mir vor, dieser Luft- und Bewegungsmangel. Ich versuche tief Luft zu holen, doch mehr als flach atmen geht nicht. Erschrocken darüber versuche ich durch schnelleres Einatmen genug Sauerstoff in meine Lungen zu bringen. Ich will raus, raus aus diesem Kleid, aus diesem Zimmer, aus diesem Palast. Ich will wieder frei sein. „Ist es zu eng, Hoheit? Soll ich es lockerer schnüren?“ TenTen muss meine Panik erkannt haben und öffnet ohne auf eine Antwort zu warten die Schleife und lockert die Schnürung. Schnell nehme ich einen tieferen Luftzug, nicht so tief wie ich gerne möchte, aber es ist besser. Ich beruhige mich augenblicklich und sacke leicht in mir zusammen. Mir ist bewusst, dass ich genügend Luft bekommen hätte und dennoch hatte ich panische Angst zu ersticken. Das habe ich auch jetzt noch, wo ich wieder normal atmen kann. Frische Luft… ich brauche frische Luft. „Öffne das Fenster…“, würge ich hervor. „Aber Hoheit, es ist noch kalt draußen. Ihr werdet Euch erkälten.“, höre ich ihren Protest. „Öffne das Fenster!“ Ich wollte sie nicht anschreien, doch ich weiß mir in meiner Panik nicht anders zu helfen. Nur einige Sekunden später spüre ich die kühle Morgenluft an meiner Haut und sauge diese gierig in meine Lunge.
 

Besser, mit jedem Atemzug wird es ein bisschen besser. „Geht es Euch nicht gut? Soll ich Tsunade holen lassen?“ Die Braunhaarige wirkt verunsichert durch meinen scharfen Ton und mein komisches Verhalten. Anstatt ihr zu antworten schüttele ich nur meinen Kopf, nur um kurze Zeit später zu bemerken, dass das bestimmt nicht hilfreich war für sie. „Es geht schon. Wie viel Zeit haben wir noch? Kannst du dich noch um meine Haare kümmern?“ Einzelne Strähnen haben sich während dem Schlafen gelöst und hängen nun wild hinab. Sie nickt stumm, was ich im Spiegel sehe, sodass ich mich ebenfalls stumm auf den Hocker setze, welcher vor dem Spiegeltisch steht. Schweigend löst sie die Steckfrisur und bürstet meine langen Haare erstmal vorsichtig, bis diese wieder weich und geordnet über meinem Rücken liegen. Erst dann fängt sie an, diese wieder geordnet hochzustecken. „Entschuldige… ich wollte dich nicht anschreien!“ Ich sehe in den Spiegel um ihrem Blick zu begegnen, was sie mir gleichtut. „Ihr müsst euch nicht entschuldigen!“, weicht sie aus und konzentriert sich wieder. „Ich will es aber!“ Ich kann ein leichtes Lächeln auf ihrem Gesicht erkennen. „Schon vergessen.“, versichert sie mir und macht dabei die letzte Strähne auf meinem Hinterkopf fest. Ich bin erleichtert über ihre Reaktion und drehe meinen Kopf und ihr Werk besser sehen zu können. In diesem Moment klopft es bereits an meiner Türe und sie schickt sich, diese zu öffnen.
 

Im Spiegel erkenne ich, wie Lee eintritt, wenige Schritte geht und dann auf die Knie sinkt. Erschrocken springe ich auf, möchte zu ihm eilen um ihm zu helfen, da höre ich seine Worte und bin nunmehr erschrocken über seine Stimme. Sie klingt unsicher, nicht selbstbewusst wie einst. „Ich bitte Euch inständig um Verzeihung, Euer Hoheit. Auch wenn mein Versagen unverzeihlich ist und mich als Mitglied Eurer Leibwache ausschließt. Ich werde meinen Posten unverzüglich freigeben…“. Ich höre mir an, was er denkt mir sagen zu müssen. Noch bevor er jedoch weitersprechen kann, nehme ich mir mein Recht und unterbreche ihn. „Das wirst du nicht! Ich werde dir auch nicht verzeihen, denn ich weiß nicht, was es zu Verzeihen gibt.“ Meine Stimme ist klar, deutlich und unnachgiebig und ich freue mich innerlich sehr, dass ich sie so hinbekommen habe. In dieser kleinen Pause, in der er wahrscheinlich meine Worte verarbeitet, gehe ich die wenigen Schritte zu ihm. „Steh auf…“, nun ist meine Stimme wieder weich, so wie sie immer ist. Ein Mann wie er, soll nicht derart auf dem Boden kauern. Sofort kommt er meinem Willen nach, senkt trotzdem ergeben seine Lider. „Nachdem was ich so über dich höre, bist du ein guter Kämpfer. Sogar einer der Besten hier am Hof. Sieh es nicht als Versagen, gegen eine Überzahl nichts ausrichten zu können. Ich für meinen Teil sehe es nicht so. Sieh es als Anstoß noch besser zu werden. Ich möchte dich weiter als Mitglied in meiner Leibgarde wissen. Ich verpflichte dich jedoch nicht, es steht dir frei, ob du gehen oder bleiben willst.“
 

Ich sehe wie er mich einige Augenblicke unsicher mustert. Er sich anscheinend fragt, ob ich meine Worte wirklich ernst meine. Kommen sie ihm denn so unwirklich vor? Sind sie derart abwegig, dass es keinen Sinn ergibt? Anscheinend nicht, denn er verbeugt sich tief und bleibt während seiner Worte in dieser Haltung. „Ich würde Euch gerne weiter zu Diensten sein!“ Erst danach richtet er sich wieder auf und wirkt dabei erleichtert. „Sehr schön. Dann ist es wohl deine Aufgabe mich zu meinem Vater zu geleiten.“ Ich freue mich über seine Entscheidung. Jemand derart Guten zu verlieren ist nie gut. Und einen Ersatz zu finden ist sehr schwierig. Doch darum brauchen weder Naruto noch ich uns zu kümmern. Ich gehe an ihm vorbei und er folgt mir sofort.
 

„Guten Morgen, Vater.“ Er sitzt bereits an dem langen Tisch, gedeckt mit etlichen Köstlichkeiten aus dem gesamten Land und sogar aus den umliegenden Königreichen. Sofort kommen mir wieder die Gesichter in den Sinn, die Angst die in ihnen stand. Und er sitzt hier und erfreut sich an ihren Dingen, die seine Männer für ihn stehlen. Aber nicht nur er hat an der reich gedeckten Tafel Platz genommen. Naruto sitzt zu seiner Linken und erhebt sich sofort als er mich sieht um mich gebührend zu begrüßen. Vater dagegen bleibt sitzen und deutet mir lächelnd mich an seiner anderen Seite nieder zu lassen. Ich folge seiner Aufforderung umgehend und Naruto nutzt diese Gelegenheit dazu mir hilfsbereit den Stuhl zurechtzurücken. „Du hast mit Naruto ein sehr loyales Mitglied in deiner Truppe.“, kommentiert Vater diese Handlung. „Ja, ich weiß.“ Naruto sitzt mit bereits gegenüber und ich sehe ihm unsicher in die Augen. „Er widersteht jedem Angebot, sei es noch so gut.“ Verwirrt sehe ich sofort zu Vater. Angebot? Von was genau redet er hier? „Er hat dich mir zurück gebracht. Dafür sollte er meiner Meinung nach gebührend belohnt werden. Doch er lehnt jede neue Stellung ab. Er will nicht in meine Leibgarde und auch nicht ihr Befehlshaber werden. Er lehnt sogar ein eigenes Regiment ab.“ Er sieht Naruto dabei kopfschüttelnd an. Denn er kann es einfach nicht verstehen, warum Naruto nicht an einer Aufstiegsmöglichkeit interessiert ist. „Euer Majestät, ich sagte es doch bereits. Ich habe Eurer Tochter, der Kronprinzessin, meine Treue geschworen. Ich werde diesen Schwur nicht brechen. Außerdem sehe ich es als meine Pflicht die Prinzessin zu schützen. Darunter fällt auch sie nach Hause, in Sicherheit, zu bringen. Das bedarf keiner Belohnung, denn es hätte gar nicht erst passieren dürfen.“ Gegen Ende wird seine Stimme leiser und er bedenkt mich mit einem nachdenklichen Blick.
 

„Wie dem auch sei.“ Ich sehe meinem Vater an, wie sehr es ihn ärgert, Naruto nicht für sich und seine Machenschaften gewinnen zu können. Er greift sich ein Gebäckstück und beißt herzhaft hinein. „Warum wir eigentlich hier sind, ist dass ich von dir hören will, was passiert ist. Erzähle mir, wer dich entführt hat, damit ich sie angemessen bestrafen kann.“ Ich schlucke hart, sein rachsüchtiger Tonfall bringt mich dazu. Und diese erzwungene Gelassenheit, denn ich merke wie er innerlich tobt. „Das kann ich nicht…“, erwidere ich unsicher. Keiner weiß bisher davon. Ich habe es Sakura die ganze Zeit über nicht anvertraut, auch Naruto nicht und vor Tsunade habe ich es gestern auch verheimlicht. „Wie meinst du das?“ Seine strenge Stimme lässt mich klein werden und mein Blick wandert verschreckt nach unten, starre nun das Gedeck an, welches vor mir steht. „Ich erinnere mich nicht.“, murmele ich und weiß, er hat Schwierigkeiten mich zu verstehen. „Sprich laut und deutlich!“, fordert er harsch. „Ich kann mich nicht erinnern… an nichts bevor ich wieder aufgewacht bin.“ Ich hebe meine Stimme und auch meinen Blick und halte seinem stand. Ich versuche mich auf einen Wutausbruch vorzubereiten, doch nichts dergleichen passiert. Stattdessen spricht er nun Naruto an. „Wusstest du davon?“
 

„Nein! Sie hat mir nichts dergleichen anvertraut.“ Naruto sieht sehr überrascht aus. Doch nicht nur das, er wirkt auch besorgt. „Was ist das Letzte an was Ihr Euch erinnert?“ Er kommt meinem Vater zuvor, was wahrscheinlich auch besser ist. Der hätte nicht so einfühlsam reagiert. „Ich bin mit Lee vom Hof geritten… danach ist alles weg. Die nächsten Erinnerungen sind die Schmerzen beim Aufwachen und Sakura, die mir erzählte, wie sie mich im Wald gefunden haben.“ Ich antworte so, wie Naruto es mir gelehrt hatte. So nah wie möglich an der Wahrheit. Um mich abzulenken nehme ich mir jetzt ebenfalls ein Gebäck und breche mir ein kleines Stück ab um es zu essen. „Wie kann ich nun sicher sein, dass ihr nicht getäuscht worden seid?“ Hiashi ist unerwartet ruhig, als er sich an Naruto wendet. Gefährlich ruhig. Ich bereite mich auf den bereits überfälligen Ausbruch vor und bin immer wieder erstaunt, wie Naruto derart ruhig bleiben kann. Er überlegt, das sehe ich. „Ich glaube nicht an eine Täuschung, Majestät.“ Er macht eine kurze Pause, in der er sich seine Worte zu Recht legt. „Soweit ich mich erinnern kann, wurden sie von mehreren Reitern angegriffen. Die Gruppe, bei der wir Eure Tochter gefunden haben, hat nur ein Pferd.“ Erleichtert sehe ich zu ihm, ich bin froh ihn hier zu haben. Niemals wäre ich auf eine derartige Ausrede gekommen. Mein Vater sieht nur abwartend zu mir. Ob er es von mir bestätigt haben möchte? Ich nehme es an, daher nicke ich zustimmend. Und auch für alles weitere, was ich oder Naruto ihm über die letzten Wochen erzählen, sucht er bei dem jeweilig anderen die Bestätigung.
 

Solange bis er an seine nächste Besprechung erinnert wird. Mit wenigen Worten speist er uns ab und lässt Naruto und mich hier einfach sitzen. Ich blicke meinem Vater nach, ehe ich erleichtert meinen heimlichen Freund ansehe. Auch er sieht entspannter aus, seit der König den Raum verlassen hat. Gleichzeitig fangen wir beide an zu lächeln und lachen beinahe gleichzeitig auf, als wir das bemerken. Wir sehen uns noch eine paar Minuten stumm an, denn wir wissen beide nicht was wir sagen sollen. Oder sagen können. Schließlich wissen wir nicht, wie viele Ohren uns noch zuhören. „Ihr solltet noch etwas essen, Prinzessin!“, macht Naruto mich dann doch auf das spärliche Frühstück aufmerksam. Denn ich habe über diese ganze Stunde hinweg nur zwei dieser kleinen Gebäckstücke zu mir genommen. Er hat aber auch nicht viel gegessen. „Ja, aber nicht von hier!“ Ich hebe meine Hand und sofort kommt einer der Diener auf mich zu. Bis er mich endgültig erreicht bin ich bereits aufgestanden und Naruto tut es mir gleich, auch wenn er keine Ahnung hat, was ich vorhabe. „Alles hier soll verteilt werden. Packt es zusammen und gebt es in den umliegenden Dörfern an diejenigen, die es wirklich brauchen!“, gebe ich die Anweisung und warte kurz auf ein Zeichen, dass diese auch verstanden wurde. Danach wende ich mich zum Gehen und spüre Naruto nahe bei mir. Er folgt mir. Zwangsweise. Ich glaube nicht, dass er weiß, was ich vorhabe.
 

Nicht nur er ist überrascht. Auch die Bediensteten in der Kochstube bleiben wie angewurzelt stehen, als ich durch die Türe trete. Sie starren mich alle an. Sofort werde ich unsicher und weiche einen Schritt zurück. Weiter komme ich gar nicht, denn Naruto versperrt mir den Weg. Seine Hände legen sich sacht auf meine Hüfte, wahrscheinlich um mich an Ort und Stelle zu halten. „Geht wieder an eure Arbeit!“, ruft er streng in den Raum. „Sofort!“, setzt er energischer hinterher, als sich keiner rührte. Langsam löst sich die Situation auf. Die Männer und Frauen gehen zögernd wieder ihren Tätigkeiten nach, mustern mich dennoch aus den Augenwinkeln weiter. Naruto führt mich zu einem länglichen Tisch, an beiden Seiten stehen ebenso lange Bänke. Es ist mindestens zehn Jahre her, wo ich das letzte Mal hier war und mir das Essen direkt aus den Töpfen geholt habe. „Setzt Euch… ich hole etwas zu essen.“, spricht Naruto mich an und ich lasse mich langsam nieder. Neugierig schaue ich mich um. Soweit ich das erkenne hat sich hier nichts verändert. Nur keines der Gesichter kommt mir bekannt vor. Doch das muss nichts heißen, es ist einfach viel zu lange her. Es dauert nicht lange bis Naruto mir eine Schüssel Maisbrei vorsetzt. Erst als ich genau hinsehe erkenne ich die kleinen Obststücke, die hineingemischt sind. Dankbar lächelnd genehmige ich mir den ersten Löffel des, zugegeben, ärmlichen Frühstücks. Aber es ist besser als alles, was gerade bei dem Frühstück mit Vater aufgetischt war.
 

„Willst du nichts mehr essen?“, frage ich leise nach einigen Momenten, als ich mich von ihm beobachtet fühle. Sofort schleicht sich ein belustigtes Lächeln auf sein Gesicht. „Ich hatte bereits gegessen noch bevor ich wusste, dass ich Euch und dem verehrten König Gesellschaft leisten soll.“ Ich schweige daraufhin, denn die Antwort hätte ich mir eigentlich selbst denken können. Sein Tag fängt deutlich früher an, als meiner. Daher wird er auch dann etwas essen, wenn er aufsteht. Das Schlimme jedoch ist, jetzt wo ich darüber nachdenke, weiß ich nicht einmal wie sein Tag so aussieht. Wann steht er auf? Wann isst und trainiert er? Wann hat er mal Zeit für sich? Gerne hätte ich antworten darauf, doch ich möchte ihn nicht hier fragen. Irgendwann, wenn wir mal alleine sind, werde ich fragen.
 

Es dauert noch seine Zeit, bis ich fertig bin und ich in Narutos Begleitung zurück in die Flure trete. Direkt vor der Türe treffen wir auf Lee. Ich hatte vorhin gar nicht gemerkt, wie er uns gefolgt ist und bin dementsprechend überrascht. Doch er muss uns gefolgt sein, denn uns hier, in der Küche, zu finden ist so gut wie unmöglich. „Ich übergebe Euch nun wieder in Lees Verantwortung, Prinzessin.“ Naruto verbeugt sich leicht und schenkt mir noch ein Lächeln, ehe er schnell verschwindet. Traurig schaue ich ihm nach. Ich hatte gehofft, dass wir über den Tag hinweg noch ein paar ungestörte Minuten finden und reden können. Stattdessen ist Lee nun an meiner Seite. Ich überlege, was ich jetzt machen soll. Es ist gar nicht so einfach. Die letzten Jahre hatte ich mich einfach nur zurückgezogen und, wenn ich im Nachhinein daran denke, nichts Sinnvolles gemacht. Das möchte ich ändern. Vor allem zu Gunsten des Volkes. Es soll nicht mehr leiden. Da fällt mir meine Anweisung ein. Mittlerweile sollten sie bereit zum losreiten sein. Ich möchte kontrollieren, ob sie meinen Worten Folge leisten. Dabei kann ich gleich noch nach meinem Pferd sehen.
 

Ich teile mich Lee mit und setze mich dann in Bewegung. „Was haben sie dir an diesem Tag angetan?“, durchbreche ich die Stille zwischen uns. Ich weiß nur das, was Kiba mir gesagt hat. Doch das kann ich vor ihm nicht erwähnen, denn nach unseren Angaben dürfte er und somit auch ich das gar nicht wissen. Stattdessen muss ich herausfinden, was Lee weiß. Er darf Kiba und die Anderen nicht in Gefahr bringen. „Sie haben mich niedergeschlagen, kurz nachdem Ihr außer Sichtweite wart. Ich hatte wirklich gedacht, dass Ihr Euch in Sicherheit bringen konntet… bis ich neben Eurem Pferd wieder zu mir gekommen bin.“ Besorgt sehe ich ihn nach seinen Worten an. „Haben sie dich ernsthaft verletzt?“, frage ich sofort nach. „Das ist unwichtig. Hauptsache Ihr seid wohlbehalten wieder hier!“ Geschickt umgeht er eine aufschlussreiche Antwort. Und ich frage nicht weiter nach, er wird mir sowieso keine ehrliche Auskunft geben. „Konntest du jemanden erkennen? Hast du Gesichter gesehen? Hast du sie reden hören? Darüber was sie mit mir vorhatten?“ Es fällt mir schwer die richtigen Fragen zu finden und zu stellen ohne mich zu verraten. Ich habe das Gefühl ein Versteckspiel zu spielen. Ein gefährliches Versteckspiel. Verrate ich mich, bezahlen andere aller Voraussicht nach mit ihrem Leben.
 

Entschuldigend schüttelt der Schwarzhaarige den Kopf. „Nein… nichts. Sie trugen Masken und zumindest während dem Kampf haben sie kein Wort gesprochen.“ Er sieht unzufrieden aus. „Entschuldigt, Euer Hoheit. Ich kann Eure Fragen nicht beantworten. Genauso wenig, wie ich Euch schützen konnte.“ Daher kommt es also. Er ist in seinem Stolz verletzt und darum derart unzufrieden. Ich werde es ihm wahrscheinlich nicht ausreden können, dennoch sage ich es ihm nochmal. „Du hast keine Schuld an dem was passiert ist.“ Wir erreichen die Stallungen und mein erstes Ziel ist die Box von Tekehro. Damit ist auch mein Gespräch mit ihm erstmal in den Hintergrund gerückt. Der Rappe steht mit hängendem Kopf in der Mitte seines Stalles und scheint zu dösen. „Hoheit. Ihr solltet nicht zu ihm reingehen.“ Ich habe meine Hand bereits auf dem Riegel um die Türe zu öffnen, als sich Lees Hand auf meine legt. Verständnislos sehe ich zu ihm, denn ich verstehe nicht, warum ich nicht zu meinem Pferd gehen sollte. „Er ist aggressiv und lässt sich nicht anfassen.“ Ungläubig schüttle ich den Kopf. Das kann gar nicht sein. Daher lasse ich mich auch nicht länger aufhalten und betrete die Box. Sofort habe ich die Aufmerksamkeit von Tekehro.
 

„Hallo, mein Junge.“, murmele ich und strecke meine Hand nach seinem Kopf aus. Er begrüßt mich mit einem leisen, dunklen Wiehern und schmiegt sich an meine Hand. Nur kurz kraule ich ihm über den Nasenrücken bevor ich meine Arme um seinen starken Hals schlinge. Ich bin erleichtert darüber, dass es ihm augenscheinlich gut geht. Dennoch besinne ich mich schnell auf seine Verletzungen. Ich taste erst seinen Kopf ab, denn ich darf nicht wissen, dass nur seine Vorderbeine verletzt waren. „Er hat Vernarbungen an den Vorderbeinen. Wir mussten ihn jedes Mal betäuben um ihn behandeln zu können.“ Ich fahre vorsichtig mit den Fingerspitzen über die besagten Stellen. Für diese spärliche Versorgung scheint es doch gut verheilt zu sein. Aber wie gut es ihm wirklich geht wird sich erst herausstellen. Ich führe ihn hinaus auf den Vorplatz, beobachte dabei genau seinen Gang. Wie befürchtet lahmt er. Doch ich habe nicht die Zeit mich darum zu kümmern. Eine kleine Schar an Dienern trägt in Körben das verschmähte Frühstück heran und verlädt es auf einem Karren. Ich übergebe den Führstrick an Lee, bin jedoch selbst über das Folgende erstaunt. Kaum habe ich mich einen Schritt von dem Rappen entfernt, steigt er in die Luft und versucht gezielt mit den Hufen Lee zu erwischen. Der weicht zum Glück rechtzeitig aus und lässt dabei den Strick los. Ich kann den Rappen zwar schnell wieder beruhigen, dennoch ist es untragbar, dass er irgendjemanden angreift. Um einen weiteren Zwischenfall zu verhindern beobachte ich aus der Ferne, wie sich der Wagen und einige Wachen auf den Weg machen. Ich weiß, dass es nicht genug ist und es auch nichts ungeschehen macht. Aber ich hoffe es hilft einigen fürs Erste.
 

Ich kann im Moment nichts weiter machen, von daher kümmere ich mich wieder um Tekehro. Lee schicke ich den Tierarzt holen. In meinem Beisein wird sich der Hengst hoffentlich von anderen anfassen lassen. Es dauert etwas bis er es wirklich zulässt, gibt dann aber doch brav die Hufe und lässt auch sonst alles über sich ergehen. Ich soll jeden Tag einen Spaziergang mit ihm machen, in der Hoffnung es liegt nur an der fehlenden Bewegung in den letzten Wochen, denn es ist eigentlich alles in Ordnung mit seinen Beinen. Und das mache ich auch gleich. Mit Lee an meiner Seite schlendern wir über die Sandwege. Mein Ziel sind die Gärten. Nach getaner Arbeit möchte ich Tekehro ein bisschen von dem frischen, saftigen Gras fressen lassen. Nach den langen Wochen im düsteren Stall freut er sich bestimmt darüber. Aber das ist nicht der einzige Grund, warum ich diesen Weg einschlage. Über einen kleinen Umweg kommen wir nämlich noch am Trainingsplatz vorbei und ich hoffe darauf, dass Naruto und die Anderen gerade draußen sind. Und es scheint ich habe Glück. Narutos blonde Haare erkenne ich von weitem und auch die schwarzen Haare von Sasuke, der gerade in seiner Nähe ist und einige Schläge einstecken muss, aber auch austeilt. Solange bis Naruto mich augenscheinlich erfasst. Ich bemerke einen Seitenblick und keine Sekunde später kniet Naruto mit einem Knie im Sand und hat den ungefährlichen Langstab am Hals. Ich sehe, wie sie miteinander reden. Nicht lange, dann befreit sich der Blonde geschickt aus seiner misslichen Lage und der Kampf zwischen den Beiden geht weiter. „Ihr habt vorhin gesagt, ich wäre ein guter Kämpfer.“ Überrascht sehe ich zu Lee und nicke daraufhin. „Gegen die Beiden bin ich nur ein ungelenkiger Trottel.“ Leise lache ich auf, denn das bezweifle ich sehr. Naruto würde mich ihm nicht anvertrauen, wenn es wirklich so sein sollte.
 

„Ich würde gerne sehen, was du wirklich kannst. Kämpfe gegen sie. Ich bin mir sicher du bist besser, als du denkst.“ Ich sehe, dass er protestieren möchte, doch er verzichtet darauf so schnell wie es ihm eingefallen ist. „Jetzt?!“, fragt er stattdessen nur. „Warum nicht?!“ Ich grinse amüsiert und bin schon auf dem Weg zu Naruto, Lee folgt mir. „Prinzessin“, grüßt Naruto mich, etwas außer Puste, Sasuke nickt mir nur zu. „Wie ich sehe habt Ihr nach Eurem Pferd gesehen.“ Unbedarft tritt er auf uns zu und streckt bereits die Hand aus. „Nicht!“, gebiete ich ihm Einhalt, da Tekehro bereits nervös von einem Bein aufs andere tritt. Ich möchte nicht, dass er heute noch mehr Menschen angreift. Beruhigend streiche ich über seinen Hals. „Er ist noch nicht ganz genesen.“ Das ist vorerst die einzige Erklärung die ich ihm gebe auf seinen fragenden Blick hin. „Lee zweifelt etwas an seinen Fähigkeiten. Vielleicht gebt ihr ihm sein Selbstvertrauen zurück.“ Naruto mustert mich einige Augenblicke, nickt dann aber. „Sasuke. Du weißt, was du zu tun hast.“ Der Schwarzhaarige schnaubt abfällig, geht allerdings ein paar Schritte zurück und macht sich für den Kampf bereit. Naruto übergibt währenddessen seinen Langstab an Lee, stellt sich danach neben mich. Mit gebührendem Abstand.
 

Fasziniert beobachte ich die Beiden. Sie liefern sich einen Kampf auf Augenhöhe. Ich weiß gar nicht, warum Lee an sich zweifelt. Er ist wirklich gut und macht es Sasuke nicht leicht. „Warum hast du Sasuke vorgeschickt? Hast du Angst nicht gegen Lee anzukommen?“, fange ich an Naruto zu necken. „Nicht im geringsten. Ich habe nur eine Gelegenheit gebraucht um mit dir reden zu können.“ Er sieht mich nicht an, beobachtet stur das Treiben vor uns. „Du musst dich vor Kabuto in Acht nehmen.“ – „Er ist noch hier?“ Entsetzt unterbreche ich ihn. Mir hat das gestern Abend schon gereicht. Diesem Widerling nochmal begegnen zu müssen gleicht einem Alptraum. „Er wird wahrscheinlich nicht mehr so schnell gehen. Dein Vater hat ihm deine Hand versprochen.“ Naruto riskiert nun doch einen Seitenblick auf mich. Ich bin wie erstarrt und suche nach Worten. „D-das hat er nicht!“ Verzweifelt sehe ich zu ihm. Ich kann das einfach nicht glauben. Aber Naruto würde mich, was das angeht, niemals anlügen. „An dieses Versprechen war eine Bedingung geknüpft. Er hätte dich zurück bringen sollen.“ Erleichterung macht sich in mir breit. „Dann ist die Abmachung hinfällig, nicht wahr?“ Hoffnungsvoll sehe ich ihn an, doch er scheint davon nicht überzeugt zu sein. „Dein Vater war schon einmal bereit dich ihm zu versprechen. Bei passender Gelegenheit wird er es wieder sein. Deswegen bleibt er hier. Er will diese Gelegenheit nicht verpassen.“ Ich drücke mich an die warme Schulter meines Pferdes. Er gibt mir ein bisschen Halt. Natürlich würde ich mich jetzt lieber an Naruto anlehnen, das ist im Moment allerdings nicht möglich. Es würde jeder sehen können. „Prinzessin…“ Seine Stimme ist weich und ich weiß genau, er spricht gerade meinen Kosenamen und nicht meinen Titel aus. „Wir lassen dich nicht aus den Augen. Er wird dir nicht zu nahe kommen.“ Naruto versucht mich zu beruhigen, doch kein Wort kann mich mehr beruhigen wie eine Umarmung von ihm.
 

„Was hältst du davon morgen ausreiten zu gehen? Nur du und ich.“ Er lächelt mich liebevoll an und ich nicke einfach nur. Nichts würde mich davon abhalten ein paar einsame Stunden mit ihm zu verbringen. „Nur du und ich.“, wiederhole ich und lächle dabei völlig verträumt. „Prinzessin!“ Seine Stimme klingt mahnend und ich bekomme meine Gesichtszüge wieder unter Kontrolle. Zufrieden sieht er wieder zu Lee und Sasuke. Sie duellieren sich immer noch, doch scheint es Sasuke langweilig zu werden. Er zieht das Tempo an und bringt kurze Zeit später mit gezielten Schlägen Lee zu Boden. Naruto tritt vor und reicht seinem Kumpanen die Hand um ihm wieder auf die Beine zu helfen. „Du hast keinen Grund an dir zu zweifeln!“ Er klopft ihm noch anerkennend auf die Schulter, ehe er den Langstab aufhebt und damit sofort auf Sasuke losgeht. Lee bringt sich gerade noch bei mir in Sicherheit und ich nicke ihm achtend zu. Mein Blick heftet sich jedoch sofort wieder auf Naruto. Er sieht in dem kurzen Oberteil und mit der leicht verschwitzten Haut unverschämt gut aus. Und das Spiel seiner Muskeln ist einfach unwiderstehlich. Der Drang danach ihn anfassen zu wollen wird mit jeder Sekunde stärker. Ich beiße mir auf die Unterlippe, denn ich weiß, dass ich mir das bis morgen verkneifen muss. Wie soll das nur auf Dauer gut gehen? Ich werde das nicht durchhalten. Ich brauche ihn. Seine Berührungen, seine Küsse. Ich muss ihn anfassen können. Naruto entscheidet diesen Kampf schnell für sich und während er seinem besten Freund aufhilft flüstert er ihm noch etwas zu. Zu gerne würde ich wissen, was es war. Er sah so ernst dabei aus.
 

„Danke, dass ihr Lee aufgemuntert habt!“ Ich merke wie Lee wieder protestieren möchte, es allerdings, wie zuvor auch schon, unterlässt. Ich grinse daraufhin amüsiert, denn ich weiß genau, dass aufmuntern das falsche Worte dafür war. „Komm Lee, lass uns gehen. Meine Aufgabe hier ist erfüllt.“ Ich bin zufrieden und zeige es auch. Mit einem letzten langen Blick zu Naruto wende ich mich ab und schlage nun endlich den Weg zu den Gärten ein. Auf einer großen Grünfläche setze ich mich in das saftige Gras und lasse Tekehro in meiner Nähe grasen. „Setz dich doch bitte! Es ist komisch, wenn du da so stehst.“ Er steht nur wenige Meter von mir entfernt und es ist einfach unangenehm ihn so hinter meinem Rücken stehen zu haben. Er lässt sich etwas seitlich von mir nieder und ich merke sofort, dass er mich etwas fragen will, sich aber nicht traut. Nachdenklich sehe ich zu ihm, warte darauf, dass er seine Stimme erhebt. Als nach einer ganzen Weile nichts passiert, spreche ich ihn an. „Was willst du wissen?“ Er wirkt erstaunt, fasst sich allerdings schnell wieder. „Was ist geschehen in diesen Wochen? Ihr habt Euch verändert.“ Ich muss schmunzeln, denn ich habe nicht erwartet, dass es so sehr auffällt. „Ich hatte viel Zeit zum Nachdenken. Und ich habe etwas gesehen, was nicht so bleiben kann.“, erkläre ich ihm. Unverfänglich aber wahr und weiter ausholen möchte ich nicht. Es ist nicht weiter von Interesse für ihn, daher fragt er auch nicht nach. Meine Antwort scheint ihm tatsächlich genügt zu haben.
 

Wir sitzen noch eine Weile hier, ehe wir langsam wieder zu den Stallungen zurückgehen. Naruto und der Rest sind jetzt weg, stattdessen trainiert dort nun eine Einheit des Heeres. Tekehro bekommt noch eine Schönheitsbehandlung bevor ich ihn wieder in seinen Stall bringe. Als ich diesen verlasse sehe ich nur noch wie eine Truppe Reiter, in schwarz gehüllt, in hohem Tempo aus dem Schlosstor reiten. Und ich befürchte ich kenne ihr Ziel. Um mir die Bestätigung zu holen beeile ich mich zu meinem Vater zu kommen. Er sitzt immer noch mit den Generälen zusammen, dennoch bitte ich ihn um ein paar Minuten. Schnell hat er alle hinausgeschickt. „Was gibt es denn derart dringendes?“ Er wirkt verärgert, denn er mag es nicht gestört zu werden, schon gar nicht bei wichtigen Besprechungen. „Hast du heute wieder deine Männer losgeschickt? Um die Menschen in den Dörfern zu berauben?“ Wenn er keine Zeit hat, komme ich eben gleich zu meinem Anliegen. „Wie kommst du darauf, dass meine Männer sie berauben? Jeder muss Steuern zahlen und diese werden eingefordert. Daran ist nichts verwerflich.“ Ich sehe wie er versucht ruhig zu bleiben, am liebsten hätte er mich wahrscheinlich sofort hinaus gescheucht. „Ich hab die Menschen gesehen, Vater. Sie haben Angst. Und sie leiden Hunger.“ Ich gehe etwas auf ihn zu und blicke ihn eindringlich an. „Deine Männer nehmen sich alles, was sie kriegen können, wenn die Dorfbewohner nicht zahlen können.“ Er erhebt sich schnell aus seinem thronähnlichen Stuhl und kommt auf mich zu. „Du weißt nicht, was du da sagst! Halte dich aus diesen Angelegenheiten heraus. Du verstehst nichts davon.“ Ich widerstehe dem Drang vor ihm zurück zu weichen. Seine drohende Stimme macht mir Angst, doch es geht hier nicht um mich. Es geht hier um das Volk, das unter Angst, Hunger und der Tyrannei leidet. „Ich werde mich nicht raushalten. Vielleicht verstehe ich nichts von deinen Aufgaben, aber ich verstehe, was ich gesehen habe. Und ich weiß, dass es unsere Pflicht ist für das Wohl des Volkes zu sorgen. Sie vor Unrechtmäßigkeit und Tyrannei zu schützen. Aber du interessierst dich nur für dich. Wofür brauchst du dieses ganze Geld? Für diese bescheuerten Feste? Die gab es doch früher auch nicht. Was ist passiert?“ Ich weiß, dass ich ihn angreife und dass es für mich eventuell unangenehm werden kann. Mit seiner Reaktion habe ich allerdings nicht gerechnet. „Deine Mutter ist gestorben. Das ist passiert!“ Er schreit zwar, wendet sich jedoch sofort von mir ab. Schwer und kraftlos lässt er sich wieder auf seinen thronähnlichen Stuhl sinken.
 

Er sieht mich lange an und ich nutze die Zeit um mir einen Stuhl zurecht zu rücken und mich ebenfalls zu setzen. „Ich habe deine Mutter sehr geliebt. Das weißt du, oder?“, fragt er mich leise und ich nicke daraufhin nur. „Ihr Tod hat mich sehr getroffen. Ohne sie bin ich ein anderer Mensch. Ohne sie läuft alles nicht mehr so, wie es sollte. Ich habe es versucht… aber ich schaffe es ohne sie einfach nicht.“ Aufmerksam höre ich ihm zu und erkenne in diesen Worten viel wieder. Mir ging es ähnlich. Und es ist immer noch so. Mutter fehlt mir an jedem einzelnen Tag meines Lebens. Und meinem Vater scheint es nicht anders zu ergehen. Nur, dass ich es bisher nicht gewusst habe. „Mir fehlt deine Mutter so sehr.“ Vater flüstert nur und er wirkt wie ein gebrochener Mann. Noch nie habe ich ihn so gesehen. Ich kenne ihn nur als starken, stolzen König. Zögerlich greife ich nach seiner Hand, die zu einer Faust geballt in seinem Schoß liegt. „Sie fehlt mir auch… jeden einzelnen Tag.“ Sein Blick hebt sich und er sieht mir in die Augen. Ein Lächeln schleicht sich auf sein Gesicht. „Du hast ihre Schönheit geerbt.“ Er streicht mir über die Wange. „Ihren Verstand und ihre Gutmütigkeit hast du auch.“ Ich bin über diese Worte erstaunt und weiß nicht was ich dazu sagen soll. Ich kann mich nicht erinnern jemals so etwas von ihm gehört zu haben. Auch als meine Mutter noch da war und uns als Familie für einige Stunden zusammengebracht hat, habe ich nie derartiges von ihm hören dürfen. „An dem Tag, an dem sie gestorben ist, habe ich auch dich verloren. Es tut mir Leid, dass ich die ganzen Jahre über nicht für dich da war.“ Völlig überraschend kommt dieses Geständnis für mich. Aber was will er mir damit eigentlich sagen? Schließlich hat er mich nicht nur einfach abgeschoben und mich mir selbst überlassen. Er hat mich unter Druck gesetzt, mich schlecht behandelt und mit diesen ständigen Wutausbrüchen in Angst versetzt. „Warum sagst du mir das jetzt? Warum konntest du mir das nicht in den letzten Jahren sagen? Warum hast du mich unter Druck gesetzt, mich zu Sachen gezwungen, die ich nicht wollte und noch vieles mehr? Warum?“ Ich nehme meine Hand von seiner und bringe ihn dazu seine von meiner Wange zu nehmen.
 

„Ich wusste nicht, wie ich anders an dich heran kommen sollte. Du hast dich einfach nur zurückgezogen und hast niemanden an dich heran gelassen. Ich dachte, auf den Festen lernst du jemanden kennen und lieben. Ich wollte doch nur meine Tochter zurück. Du und Hanabi seid doch alles, was ich noch von eurer Mutter habe.“ Er reibt sich über die Augen, ich glaube einen Tränenschleier gesehen zu haben. „Ich habe mir geschworen, wenn ich dich wieder zurückbekomme, werde ich mich bei dir entschuldigen, für alles, was ich dir angetan habe. Und ich möchte es in Zukunft besser machen.“ Zögernd sieht Vater wieder zu mir. Wahrscheinlich um meine Reaktion zu sehen. Die hält sich allerdings in Grenzen. „Bittest du mich darum dir zu verzeihen?“, frage ich irritiert nach und bekomme mit einem langsamen nicken meine Antwort. „Vater, ich war dir nie wirklich böse… ich fühlte mich nur verletzt und weggestoßen…“ – „Ich hatte gedacht, ich gebe dir Struktur indem ich dich in deine Pflichten einbinde. Dabei habe ich dich nur überfordert und dich mit Worten und Taten verletzt, nicht wahr?“ Er scheint wirklich über die letzten Jahre nachgedacht zu haben und hat verstanden, was falsch gelaufen ist. „Ich war einfach noch nicht bereit dazu, aber ich hatte viel Zeit zum Nachdenken. Ich glaube, ich bin jetzt bereit und würde gerne anfangen Aufgaben zu übernehmen.“ Ich versuche wieder auf mein ursprüngliches Thema zurück zu kommen. Ich möchte wirklich etwas unternehmen, damit es dem Volk wieder besser geht. „Bitte lass mich die Bücher durchgehen. Ich übernehme Verantwortung und kann dich entlasten.“ Vater hat mir aufmerksam zugehört und blickt nun nachdenklich drein.
 

Nickt dann aber. „Ich denke das ist eine gute Idee.“ Erstaunt bemerke ich seine Zustimmung. Ich weiß nicht warum, aber ich hatte sie nicht erwartet. Doch er scheint tatsächlich aus seinen Fehlern gelernt zu haben und versucht mich zu unterstützen bei dem, was ich von mir aus machen möchte, anstatt mich wieder zu etwas zu zwingen, was ich nicht will. Ohne jetzt zu viel zu hoffen und zu weit nach vorne zu schauen, kann ich mir in diesem Moment zum ersten Mal vorstellen wirklich gerne Prinzessin zu sein. Zumindest kann ich, hoffentlich in naher Zukunft, als Prinzessin etwas bewegen und das ist momentan das größte Ziel, welches ich erreichen möchte. „Dann fange ich morgen damit an, ja?!“, frage ich noch einmal nach und bin bereits voller Tatendrang wieder auf den Beinen. „Ich stelle dir meinen Berater bei. Er soll dir helfen dich zurecht zu finden.“ Dankbar lächle ich meinen Vater an und möchte mich bereits zum Gehen wenden, da fallen mir die Reiter ein, die mich überhaupt erst dazu gebracht haben gleich heute zu meinem Vater zu gehen. Er muss sie zurück rufen. Dazu fordere ich ihn nun auf und erhalte auch seine Zusage, dass er sich darum kümmert. Zufrieden mit dem Ergebnis verlasse ich den Saal und freue mich auf morgen.



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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

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Von:  lieandra
2017-02-15T18:22:08+00:00 15.02.2017 19:22
Deine Geschichte ist so schön.
Jetzt hat Hinata die Möglichkeit etwas zuverändern mal schauen wie sie es umsetzen kann.
Ich hoff nur das kabuto nicht noch ne linke Nummer schiebt und dadurch vielleicht auch noch naruto in Bedrängnis bringt .
Lg


Antwort von:  shino-girl
19.02.2017 12:30
Danke sehr :)
Sie hat die Möglichkeit und vor allem die Macht etwas zu ändern schon lange. Nur wollte sie das lange Zeit nicht und war sich wohl auch nicht komplett bewusst, wie groß ihre Möglichkeiten sind. Leider nutzen die Meisten, die sich ihrer Macht bewusst sind, diese aus. Aber Hinata ist da ja zum Glück anders.
Kabuto bereitet uns allen wohl ein bisschen unbehagen ;)
Viele Grüße
Von:  Thrawn
2017-01-25T15:37:53+00:00 25.01.2017 16:37
Super Kapi

Lee zweifelt an sich? Das war ja zu erwarten, wenn man solche Augenbrauen wie er hat.^^ Bei Hiashis Geständnis formte sich ein Gedanke in meinem Kopf. Die erhöhten Abgaben kamen erst als Hinata entführt wurde. Hat Kabuto irgendwelche Entschädigungen erhalten? Weil ich mir nicht vorstellen kann, dass er einfach so Hiashis Bedingungen zustimmt. Das würde neben den Festen die erhöhte Ausgaben erklären. Außer das Königreich ist durch die Feste verschuldet. Das wäre logischer.

Aber ich kann Hiashi verstehen. Hinata sollte sich mal anschauen, mit was sich ihr Vater rumschlagen muss. https://www.youtube.com/watch?v=ELvvmB8GnJo&index=37&list=PLhtjufTH4Nq6qmyXimhoZZuv7falzgU1b

Mal schauen wer der Berater sein wird und was Kabuto noch alles anstellt.

MfG Thrawn
Antwort von:  shino-girl
28.01.2017 21:09
In dem Fall hat das sicherlich nichts mit seinen Augenbrauen zu tun :DDD
Das mit den Steuern kam vielleicht falsch rüber... Die haben sich nach dem Tod ihrer Mutter erhöht. Langsam aber stetig. Das Geld wurde und wird für die Feste benötigt, von denen das Volk natürlich nichts hat. Aber weder Kabuto noch Hinatas Entführung haben etwas damit zu tun.

Das Video ist super, ich hab so gelacht :D Schlimm nur, dass es in der freien Wirtschaft schon fast ähnlich zugeht. Ich rede aus eigener Erfahrung in meinem Job...

Der Berater wird nur einen kurzen Auftritt haben, als "Berater" :P er ist einfach nicht wichtig genug für die Geschichte

Liebe Grüße
Von:  Blue_StormShad0w
2017-01-25T13:50:35+00:00 25.01.2017 14:50
Hallo.
Wieder ein großartiges Kapitel.
Hinata wirkt nun viel direkter und auditärer. Naja, die Zeit bei Kiba und seiner Bande und den Gesehenden in den Dorf, ist es ja kein Wunder. Das das Gesprech mit ihren Vater so gut verlief, hätte ich nicht erwartet. Auch hätte ich nicht erwartet, dass er ihr den Grung offenbart, warum er so geworden ist und Hinata so behandelt hat.
Hoffe mal, dass sich langsam alles zum besseren wendet.
Aber: Es gibt da noch Kabuto … (-_-)° Der wird sich noch bestimmt in manchen Dingen einmischen.
Also dann, auf bald!
Antwort von:  shino-girl
28.01.2017 21:02
Danke :)
Ja, sie hat sich endlich in ihre Rolle als Prinzessin eingefunden. Sie akzeptiert es für sich nachdem sie lange versucht hat dagegen anzukämpfen oder eher gesagt versucht hat ihre Stellung zu ignorieren. Aber sie merkt gerade jetzt deutlich, dass diese Position auch ihre Vorteile hat. Sie hat so viele Möglichkeiten etwas zu verändern, sie muss sie nur nutzen.
Mehrere Wochen voller Ungewissheit lassen selbst den härtesten Vater schwach werden.
Jaaa... Kabuto... der hat definitiv noch nicht aufgegeben.

Liebe Grüße
Von:  Kaninchensklave
2017-01-25T08:46:47+00:00 25.01.2017 09:46
ein Tolles Kap

nun das muss echt hart für Kabuto im Kopf kapputo sein
das er die bedinung nicht erfüllen konnte und seine Anwesenheit
wird auch nicht mehr gebraucht genausowenig wie die Feste

Ich glaube nicht das König Hiashi was dagegen hätte das Naruto und seine Tocher zusammen sind
innerlich hofft er ja doch das sie sich verliebt hat und das hat sie ja auch
denn jetzt wo sie Ihn entlastet und aufgaben übernimmt können sich beide
wieder näher kommen nach all den Jahren auch das Volk wird aufatmen und sich erhohlen

denn sie werden erfahren das Ihre Prinzessin in die sie ihre heimlichen hoffnngen gestezt hatten sich um sie SOrgt und sich um sie kümmert und mit Naruto an Ihrer Seite wird es dem Reich und dem Volk besser den je gehen da auch die Wirtshcaft und der Handel mit den anderen Ländern wieder vermehrt aufgenommen wird

ich bin gespannt wen er HInata als Brater zur seite stellt ich denke mal Shikamaru und Kabuto wird den Posten den er sich erträumt nie bekommen, denn HInata wird IHrem Vater wohl sobald sie wieder eine enheit sind beichten das sie sich in Anruto verliebt hat
und dieser wird zwar überrascht sein aber das jedoch Positiv und wen Kabuto im KOpf Kapputo HInatas Hand möchte
wird er sich wohl wohl oder übel mit NAruto Duellieren müssen am Trainigs Platz so das er nicht Schummeln kann

Lee hat keinen Grund an sich zu zweifeln und das hat ihm das Training mit Sasuke gezeigt
und auch IHr Pferd wird wieder zutraulicher werden auhc NAruto gegenüber

GVLG
Antwort von:  shino-girl
28.01.2017 20:51
Für Kabuto ist es sicherlich hart... aber wen interessiert das schon :P Hinata dagegen ist dafür umso erleichterter. Nicht nur, weil Kabuto es nicht geschafft hat, sondern auch weil sie auch ihrem Vater scheinbar wieder näher kommt. Auch wenn sie sagt, dass die Meinung ihres Vaters ihr nicht wichtig ist, will sie doch, dass er stolz ist und sie liebt.

Den Berater wollte ich eigentlich gar nicht großartig mit einbringen. Der ist für den weiteren Verlauf auf nicht weiter wichtig. Aber Shikamaru fällt natürlich sowieso raus. Der ist ja bei den Streunern :D

Lee muss definitiv nicht an sich zweifeln. Mal schauen, wie ich ihn noch ein bisschen besser integrieren kann.

Liebe Grüße




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