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Für die Freiheit...

von

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Als Kiba versucht mich von sich zu schieben, werde ich wach. Murrend öffne ich meine Seelenspiegel zu kleinen Schlitzen. Seine warme Hand, die mir zärtlich ein paar verirrte Strähnen aus dem Gesicht streicht, lässt mich allerdings die Augen wieder schließen. Mittlerweile schlafe ich jede Nacht bei ihm. Ich schleiche mich auch nicht mehr aus dem Zelt der Mädchen, ich gehe gleich mit ihm zu Bett. „Schlaf weiter, wir gehen später schwimmen…“ Sorgfältig deckt er mich mit der Decke wieder zu, damit es darunter auch schön warm bleibt, während er nicht mehr da ist. „Wo gehst du hin?“ Mit kleinen Augen beobachte ich ihn beim Anziehen. Er hat mir den Rücken zugewandt daher sehe ich nicht viel, aber seine Rückansicht ist ebenfalls ziemlich ansehnlich. „In den Wald…“ Mehr verrät er nicht, braucht er auch nicht. Er wird jagen gehen. Das hat er schon ein paar Mal vor dem Sonnenaufgang gemacht. Mir wird dabei immer ganz anders. Gequält schließe ich meine Augen und kuschele mich in die Decke. Ich höre ihn aus dem Zelt schleichen, somit bin ich für die nächsten ein bis zwei Stunden alleine. Mit Akamaru an seiner Seite braucht er nicht lange. Der Hund findet jede Fährte und lotst sein Herrchen. Und Kibas Begabung im Umgang mit Pfeil und Bogen gibt den Rest zum Jagderfolg dazu. Mir kommen dabei schreckliche Bilder in den Kopf. Blutige Bilder. Wie gerne würde ich Kiba daran hindern Tiere zu töten. Aber ich weiß auch, dass sie davon leben. Was mich beruhigt, ist dass sie darauf achten sich nur das zu nehmen, was sie wirklich brauchen. So kann ich trotz der scheußlichen Bilder im Kopf nochmal einschlafen.
 

Er kniet neben dem Bett, als er mich erneut weckt. Kiba streicht mir, wie vorhin schon, zärtlich über die Wange. Grummelnd ziehe ich die Decke enger um mich und ein Stück weiter ins Gesicht. Ich will noch nicht aufstehen. Geschweige denn schwimmen gehen. Am liebsten würde ich heute den ganzen Tag liegen bleiben. Kiba lacht leise auf und zieht den Stoff ein Stückchen runter um mein Gesicht frei zu legen. „Wenn wir jetzt nicht schwimmen gehen, müssen wir uns den See nachher mit den anderen teilen.“ Müde öffne ich meine Augen und schaue ihn direkt an. „Müssen wir denn heute schwimmen gehen?“ Er drückt mir einen leichten Kuss auf die Schläfe. „Ja, und jetzt steh endlich auf.“ Dabei fliegt schon das erste Kleidungsstück auf mich zu. Nach und nach schmeißt er weitere Dinge zu mir bis alles komplett bei mir gelandet ist. Ich gähne, während ich ungelenk nach den Flugobjekten greife damit sie nicht auf dem dreckigen Boden landen. Unwillig schlage ich die Decke zurück. Die Kleider lege ich wieder einigermaßen ordentlich zusammen. Ich ziehe sie erst nach dem Schwimmen an, darum können wir gleich los. Ich schlüpfe nur noch schnell in meine Schuhe und folge Kiba schweigend. „Du läufst komisch.“, stelle ich fest. Er humpelt etwas, was mir natürlich erst jetzt auffällt, nachdem ich ihn länger laufen sehe.
 

Er grummelt missmutig, sagt aber nichts weiter dazu. „Was ist passiert?“, frage ich besorgt, schließe zu ihm auf, sodass ich neben ihm laufe und ihn ansehen kann. Er zögert, spricht dann aber doch. „Ein Wildschwein hat mich umgerannt.“, gibt er mit knirschenden Zähnen zu. Ich versuche ernst zu bleiben, es gelingt mir aber nicht annähernd so gut wie ich das gerne hätte. Ich kichere erst verhalten, ehe ich richtig anfange zu lachen. Die Vorstellung, die sich in meinem Kopf gerade bildet ist einfach zu komisch. Wie Kiba schreiend vor einem Wildschwein davon rennt, welches sich einfach nicht töten lassen will. „Na vielen Dank auch!“ Er ist beleidigt und marschiert in strammen Schritt und leicht humpelnden Gang von mir weg. Ich dagegen beeile mich ihn einzuholen und beruhige mich dabei wieder. „Hat es dich schlimm erwischt?“ Ich berühre ihn am Arm und bewege ihn damit zum Stehen bleiben. Natürlich mache ich mir Sorgen um ihn, denn selbst ich weiß, dass so ein Wildschwein ernsthaft bedrohlich sein kann, attackiert es einen Menschen. Ich bin heilfroh, als er den Kopf schüttelt. „Ich bin dabei nur umgeknickt… Sakura meint, das gibt sich über den Tag hinweg wieder.“ Erleichtert atme ich auf. Ich bin wirklich froh darüber, zu hören, dass es ihn nicht schlimmer erwischt hat. „Dann lass uns deinen Fuß mal entlasten!“ Mit diesen Worten greife ich nach seiner Hand und ziehe ihn mit mir, weiter Richtung See. Er nutzt diese Gelegenheit sofort und kreuzt die Finger unserer Hände. Reumütig beiße ich mir in diesem Moment auf meine Unterlippe. Ich kann ihm einfach nicht das geben, was er gerne möchte. Was er auch verdient hätte, aber ich kann es einfach nicht.

Es hat sich so viel verändert in den letzten vier Wochen. Ich kann gar nicht glauben wie viel. Zum einen haben Kiba und ich viel geredet. Ich glaube er kennt mich inzwischen besser als jeder, den ich seit meiner Kindheit kenne. Und es tut so gut mit jemandem zu reden. Ich fühle mich so befreit und erleichtert. Alles, was sich in den ganzen letzten Jahren angestaut hat in denen ich niemanden zum Reden hatte, habe ich ihm anvertraut. Wir haben offen darüber gesprochen und ich habe viel geweint. Es hat so gut getan alles loszuwerden. Dabei sind wir uns allerdings auch näher gekommen. Vielleicht auch zu nah. Ich meine, ich mag ihn, tatsächlich habe ich ihn sehr, sehr gern. Vielleicht liebe ich ihn auch. Aber es ist nicht so wie bei Naruto. Ich fühle mich in Kibas Armen behütet. Doch dieses wohlige Gefühl, dieses Kribbeln, bleibt aus. Ich sehe in ihm einen Freund. Einen guten Freund, wenn nicht sogar den Besten den ich je haben werde. Ich weiß aber auch, dass es bei ihm nicht so ist. Er hat sich in mich verliebt. Ich spüre es deutlich in jeder seiner Handlungen, in jeder Berührung, bei jedem Blick in seine Augen. Und er hat es verdammt nochmal verdient glücklich zu sein. Doch auch wenn er mich als diejenige sieht, die es schafft ihn glücklich zu machen, bin ich es nicht. Ich kann es einfach nicht sein. Denn er macht mich lange nicht so glücklich, wie Naruto es tut. Ich fühle mich schrecklich in dieser Zwickmühle. Einerseits verlange ich nach Kibas Nähe. Sie lässt mich schlafen, mich gut und sicher fühlen. Andererseits halte ich ihn auf Abstand. Will nicht den Anschein erwecken, dass es eine Chance für uns beide gibt. Sollte er das einmal glaubt wird es ihn am Ende noch viel mehr verletzten, als es ihn eh schon verletzten würde.
 

Die Anderen haben es mittlerweile auch bemerkt und mich sogar darauf angesprochen. Sie haben mich gebeten ihm nicht weh zu tun. Sie sind ebenfalls der Meinung, dass er endlich einmal Glück verdient hat. Aber es ist leichter gesagt, als getan. Insgeheim denke ich, dass es zu diesem Zeitpunkt bereits zu spät war. Egal wie das hier ausgeht… es wird ihm wehtun und ich kann nichts daran ändern. Rein gar nichts. Ich kann nur noch versuchen das Ausmaß so gering wie möglich zu halten. Daher die Distanz. Deswegen winde ich meine Hand aus seiner und schüttle mit einem kurzen, reuevollen Blick meinen Kopf. Ich weiß keinen anderen Weg. Ich kann mit ihm nicht darüber reden. Ich wüsste nicht, was ich sagen sollte.
 

Dass er meinen Körper kennt, jeden Tag sieht und anfasst ist nicht unbedingt förderlich ihn auf Distanz zu halten. Doch er besteht auf das tägliche Schwimmen. Es ist gut für den Muskelaufbau, sagt er immer. Er scheint auch Recht zu haben. Ich habe das Gefühl meine Arme und Beine sind stärker geworden. Was aber am allermeisten auffällt ist meine Gewichtszunahme. Meine Rippen sind kaum noch zu sehen und die hervorstehenden Hüftknochen sind auch unter einer leichten Fettschicht verschwunden. Meine Arme sind nicht mehr nur Haut und Knochen, sie haben eine Form bekommen, genauso wie die Beine. Ich fühle mich wohl in meinem eigenen Körper. Dieses Gefühl der inneren Zufriedenheit habe ich schon Jahre nicht mehr verspürt. Es geht mir gut. Nein, es geht mir bestens. Ich freue mich jeden Tag über Kibas anerkennenden Worte. Er sagt immer, er hätte nicht damit gerechnet, dass ich das so schnell schaffe. Und das, obwohl er maßgeblich dafür verantwortlich ist. Er hat schließlich immer die Portionsgröße bestimmt und mich damit regelrecht gemästet. Mittlerweile hat er die Tagesration reduziert. Ich bin mit dem aktuellen Ergebnis mehr als zufrieden und wir haben uns darauf geeinigt nun einfach nur darauf zu achten, dass es nicht wieder weniger wird.
 

Und er achtet penibel darauf. Jeden Morgen vor dem Schwimmen mustert er mich eindringlich und legt dementsprechend meinen Essensplan für den Tag fest. Ich brauche das auch. Ich habe das Gefühl des Hungers verloren. Mein Bauch grummelt nicht, wenn er leer ist und ich verspüre keinen Drang danach zu Essen. Das war wohl auch das Ausschlaggebende für mein Untergewicht. Es hat niemanden interessiert ob und was ich esse. Hier wird es kontrolliert. Würden Kiba und Sakura nicht darauf achten, würde ich den ganzen Tag keinen Bissen zu mir nehmen. Das passiert bei den Beiden aber nicht. Lieber lassen sie mich zu viel, als zu wenig essen.
 

Wie selbstverständlich ziehe ich mein Shirt über den Kopf. Vor Kiba habe ich meine Scheu verloren. Viel zu oft hat er mich schon gesehen, als dass es noch Sinn machen würde mich vor ihm zu verstecken. Ich brauche nur kurz seinen Blick erwidern, es ist quasi meine Bestätigung, dass es ok ist, schon sind seine Finger auf meiner Haut und fahren vorsichtig über meinen Rippenbogen, den Bauch hinab zu meiner Hüfte. Er scheint mit dem Ergebnis zufrieden zu sein, lässt von mir ab und zieht sich ebenfalls aus. Ich schlüpfe auch noch aus dem Rest meiner Kleidung und wate danach ins Wasser. Nachdem ich bis zum Bauchnabel im Wasser stehe, gehe ich etwas in die Knie und stoße mich vom Grund ab. Ich schwimme. Geschickt drehe ich mich auf den Rücken und lasse mich treiben. Denn selbst wenn schwimmen mittlerweile Spaß macht, ich habe heute wirklich keine Lust dazu.
 

„Zu wie vielen Runden kann ich dich überreden?“ Voller Bewegungsdrang schwimmt er um mich herum und bringt mich absichtlich aus dem Gleichgewicht. Schnell fange ich mich wieder, schwimme von ihm weg zu der Felsformation und setze mich dort. „Ich möchte heute wirklich nicht.“, sage ich leise, als er neben mir angelangt ist. Ich spüre seinen aufmerksamen Blick auf mir. Mein Verhalten beunruhigt ihn, was auch verständlich ist. Er fragt nicht nach dem Grund, denn er weiß mittlerweile, dass ich unter Druck meine Gedanken nicht preisgebe. Stattdessen lässt er mich alleine und schwimmt für sich selbst einige Runden. Ich beobachte ihn dabei. Als er dann wieder bei mir ist, sagt er weiterhin kein Wort und genießt mit geschlossenen Augen die wohlige Wärme. Ich habe meine Beine angezogen und meine Arme darum geschlungen. „Ich vermisse ihn.“, flüstere ich. So leise, dass ich nicht einmal weiß, ob er es verstanden hat. Er regt sich nicht, von daher gehe ich davon aus, dass er es nicht gehört hat. Ein weiteres Mal werde ich es allerdings nicht aussprechen. Ich bin sogar ganz froh darüber, kann mir gar nicht vorstellen wie sehr es ihn wohl gekränkt hätte.
 

„Gehen wir zurück?“, frage ich einige Zeit später. Meine Hände sind schon wieder total verschrumpelt und ich mag das Gefühl immer noch nicht. „Ja, lass uns gehen!“ Er lächelt und wir schwimmen nebeneinander zum Ufer. Wir trocknen uns ab und ziehen uns an. Gerade rechtzeitig, denn es kommen Shikamaru und Temari händchenhaltend auf uns zu. Ich habe die Beiden heute noch nicht gesehen, daher wünsche ich ihnen lächelnd einen „Guten Morgen!“, während wir aneinander vorbeilaufen.
 

Zurück im Lager drückt mir Kiba an der Feuerstelle mein Essen in die Hand und wir setzen uns zusammen ans Feuer. „Du musst heute Nacht ohne mich auskommen.“, teilt er mir zwischen zwei Bissen mit und beobachtet mich dabei genau. „Warum?“ Er hat mich damit vollkommen überrascht. „Morgen gibt es gut bezahlte Arbeit im Dorf. Es geht aber ziemlich früh los, deswegen schlafen wir in der Nähe.“, erklärt er mir. „Wir? Wen nimmst du mit?“ Ich nehme einen weiteren Löffel meines Haferbreis. „Ich gehe mit Shikamaru und Kankuro. Der Rest bleibt hier.“ Ich nicke als Zeichen dafür, dass ich verstanden habe. Es ändert aber nichts an meinen Gedanken. Ich mache mir Sorgen. Sie sind heute Nacht alleine, übernachten irgendwo ohne Schutz. Was ist, wenn es regnet? Sie werden sich den Tod holen. Schlimmer noch, was wenn sie angegriffen werden? Gut, sie sind zu dritt, und sie haben alle Kampferfahrung. Aber trotzdem. Sollte irgendetwas passieren wird es keiner mitbekommen.
 

„Uns wird schon nichts passieren. Wir haben das schon des Öfteren gemacht.“ Wie immer erkennt er meine Gedanken sofort und versucht dagegen zu steuern. „Ich will trotzdem nicht, dass du gehst!“ Er schmunzelt amüsiert. „Ich weiß, aber ich tue es trotzdem.“ Kiba zwickt mir neckend in die Wange, ehe er aufsteht. Seine Schüssel, die mindestens ebenso voll war wie meine, ist schon leer, während meine noch zur Hälfte gefüllt ist. Das hat sich nicht geändert. Ich brauche immer noch ewig beim Essen. Aber das ist ok. Ich bekomme hier die Zeit die ich benötige.
 

Der Tag an sich verläuft ruhig. Kiba geht noch eine kurze Runde mit mir ausreiten, ehe er sich vorbereitet. Er nimmt sich eine Tasche und verstaut dort alles, was er benötigt. Ich dagegen sitze auf seinem Bett und schaue ihm dabei zu. Es dauert nicht lange bis er damit fertig ist, zu mir kommt und sich setzt. „Wir sind morgen Abend wieder da, versprochen!“ Kiba nimmt meine Hand dabei und drückt sie zärtlich, schaut mich aufmunternd an. „Und was wenn nicht?“ Er schmunzelt. „Dann werden Gaara und die Anderen nach uns suchen. Aber das wird nicht passieren.“ Ich sage nichts darauf, weshalb Kiba wieder seine Stimme erhebt. „Komm schon, vertrau mir… wie sonst auch.“ Nachdenklich schaue ich ihn an, lange Sekunden, bevor ich ergeben nicke. Daraufhin grinst er fröhlich. „Sehr schön.“ Er steht auf, nimmt seine Tasche und geht nach draußen. Ich folge ihm und sehe auch schon Shikamaru und Kankuro. Sie sind ebenfalls bereit, sodass sie ohne große Verabschiedung ihre Pferde nehmen und losreiten. Der Rest des Tages ist langweilig. Sakura spannt mich bei der Pflege des Gemüsebeetes mit ein. Wir reden dabei nicht viel und auch nur um das Thema Gärtnern. Und nach dem Abendessen verziehe ich mich gleich in Kibas Zelt. Auch wenn er nicht da ist werde ich trotzdem hier schlafen. Er wird sicher nichts dagegen haben.
 

Liebevoll streiche ich dem Rappen über den Nasenrücken und die Nüstern. Schnaubend lässt er sich das gefallen, doch nicht lange. Es ist ihm zu langweilig und er geht sich bei seiner Herde Abwechslung suchen. Scheucht sie auf und sie galoppieren um die Wette, messen ihre Kräfte miteinander. Ich dagegen setze mich nahe der Absperrung und schaue ihnen dabei zu. Gerne würde ich jetzt ausreiten, aber Kiba ist noch nicht zurück. Mit einem der anderen will ich nicht. Also bleibt mir nichts anderes übrig als auf ihn zu warten. Dabei weiß ich nicht einmal, ob er heute noch zurückkehrt. Er hat zwar nur von einer Nacht gesprochen, die ich ohne ihn auskommen muss, doch ich kenne ihn mittlerweile so gut um zu wissen, dass er gerne mal nur einen Teil der Wahrheit sagt und die andere Hälfte weglässt. Es bleibt mir also wirklich nichts anderes übrig, als abzuwarten. Sakura kommt einmal kurz vorbei um mir etwas zu trinken und eine kleine Mahlzeit zu bringen. Sie lässt sich auch nicht eher vertreiben, ehe ich auch den letzten Bissen vertilgt habe. Bei diesem Thema vertraut sie mir immer noch nicht, obwohl ich diese Fortschritte gemacht habe.
 

Es ist später Nachmittag als ich vertrautes Hufgetrappel auf dem ausgetrockneten Boden höre. Augenblicklich stehe ich auf um sie begrüßen zu können. Doch wider Erwarten kommen nur Shikamaru und Kankuro aus dem Wald auf mich zu. Eilig trete ich auf die Beiden zu, die bereits auf ihren eigenen Füßen stehen und ihre Pferde absatteln. „Wo ist Kiba?“, frage ich besorgt, nehme reflexartig den Sattel von Kankuro entgegen, welchen ich auf seinen Platz zurückbringe. „Er wollte noch etwas erledigen und hat uns vorgeschickt.“ Shikamaru klingt nicht beunruhigt, es scheint also keinen Grund dafür zu geben sich Sorgen zu machen. „Es geht ihm gut, Kleine. Mach dir keine Sorgen!“ Es ist Kankuro der versucht mich aufzumuntern und mir durch die Haare wuschelt, dabei grinst er auch noch aufmunternd. Sie lassen ihre Pferde zurück in den Auslauf, die sofort den Wassereimer ansteuern. „Warum wartest du nicht mit uns zusammen auf ihn? Dann hast du wenigstens nette Gesellschaft.“ Sie wenden sich bereits zum Gehen, wollen mich mit sich ziehen. „Ich fülle erstmal das Wasser wieder auf…“, damit winde ich mich aus ihren Fängen. Und nachdem ich das erledigt habe, setze ich mich wieder an den alten Platz.
 

Es dauert nicht lange, ehe ich erneut Hufschläge auf der trockenen Erde höre. Wie vorhin schon stehe ich auf und laufe Kiba ein Stück entgegen. Diesmal sind es allerdings nur wenige Schritte bevor ich wie angewurzelt stehen bleibe. Es ist nicht nur Kiba, der aus dem Wald kommt. Es folgen ihm noch zwei weitere Reiter, sie halten ihn in ihrer Mitte. Dabei fällt mir das Seil ins Auge, welches um den Hals von Kibas Pferd liegt und zu dem Sattel des anderen führt, der links neben ihm ist. Er wurde von ihnen gefangen genommen, ist mein erster Gedanke. Augenblicklich sehe ich zu Kiba zurück. Was soll ich tun? Ich hoffe darauf, von ihm einen Hinweis zu bekommen. Soll ich die anderen warnen? Aber Kiba sieht ganz und gar nicht beunruhigt aus. Er lächelt sogar. Ich beschließe daher mir die anderen zwei Reiter genauer anzuschauen. Er scheint keine Angst vor ihnen zu haben. Mein Blick wandert zurück zu dem, der das Seil hält. Schaue mir dieses Mal die Person an. Ich erkenne ihn sofort. Es ist Sasuke. Die rechte Hand von Naruto, sein engster Vertrauter. Augenblicklich schnellt mein Blick zu dem anderen Reiter, er flankiert Kiba auf der rechten Seite. „Naruto…“, entweicht es mir leise. Er ist es wirklich. Er ist hier. Er hat mich tatsächlich gesucht und gefunden. Ich bin so froh ihn zu sehen. Und ich habe das Gefühl, dass es ihm ebenfalls so geht. Er sieht erleichtert aus.
 

Nachdem er mich kurz von oben bis unten gemustert hat, erwidert er meinen Augenkontakt. Ich kann meinen Blick nicht von ihm abwenden. Erst als Kiba mich zärtlich am Arm berührt, schaffe ich es mich von diesen blauen Augen loszureißen. Besorgt schließe ich den Braunhaarigen in meine Arme. Hoffentlich haben die Beiden ihm nicht wehgetan, als sie sich Kiba geschnappt haben. „Geht es dir gut? Haben sie dich verletzt?“ Er streicht mir leicht über die Haare. „Es ist alles okay… wir reden später, ja?!“ Er haucht mir noch einen Kuss auf die Schläfe, ehe er mich von sich schiebt. Er wirft einen flüchtigen Blick auf Naruto bevor er sich an Sasuke wendet. Auch mein Blick wandert daraufhin zurück zu dem Blonden. Sein Blick ist finster geworden, er beobachtet Kiba mit Argusaugen. Ich dagegen beobachte Sasuke und Kiba, wie sie ihre Pferde schnell an einem Baum anbinden und in Richtung Lager verschwinden.
 

Naruto steht direkt hinter mir als ich mich wieder zu ihm umdrehe. Ich zucke leicht zusammen, denn ich habe ihn nicht in meiner Nähe erwartet. Besitzergreifend legt er seine Hand fest in meinen Nacken und zieht mich an sich. Ich lasse ihn nicht nur gewähren, ich schlinge von selbst meine Arme um ihn und kralle meine Finger in seinen dunklen Umhang. Seine Nähe tut so gut, ich hab sie so vermisst. Ich habe ihn so sehr vermisst. Entspannt schließe ich daher meine Augen und versuche mich noch enger an ihn zu drücken. Ich will ihn am liebsten nie wieder loslassen. „Ich habe mir solche Sorgen um dich gemacht!“ Er ist derjenige der unser Schweigen bricht und sein Griff wird dabei noch einmal fester. „Mir geht es gut…“, beruhige ich ihn sofort. „Was ist mit Lee? Geht es ihm gut? Und Tekehro auch?“ Ich lehne mich im festen Griff seiner Arme etwas zurück und hebe meinen Kopf. Seine wachen Augen nehmen mich sofort ins Visier und ich glaube sogar ein kleines Lächeln auf seinen Lippen zu sehen. „Ja, die Beiden sind wohl auf.“, beruhigt er mich sofort und nimmt mir endlich die quälende Ungewissheit. Erleichtert atme ich auf und sehe bei dieser Reaktion erneut ein kaum merkbares Lächeln bei ihm. Am liebsten würde ich ihn mal wieder richtig lachen sehen. Ob ich das jemals wieder bei ihm sehe? Und was wohl der Auslöser dafür ist? Vielleicht finde ich es irgendwann einmal heraus. Dann werde ich alles dafür geben, es jeden Tag zu sehen.
 

Vorerst bin ich jedoch froh, wenn er überhaupt lächelt. Es bringt seine Augen so wunderschön zum Strahlen. Wie Wasser, welches, angestrahlt von der Sonne, glitzert. Ich löse eine Hand aus seinem Umhang und lege sie auf seine Wange. Für wenige Sekunden schließt er seine Augen und seine Haltung entspannt sich merklich, er lässt den Kopf sogar etwas hängen. Doch er fängt sich viel zu schnell wieder. Stellt sich aufrecht hin und öffnet seine Augen. Mit meinem Daumen fahre ich die Konturen seiner Ober- und Unterlippe nach, die restlichen Finger verharren an seiner Wange. Ich dagegen beiße mir währenddessen auf meine eigene Lippe, wie ich es immer tue wenn ich unsicher bin. Denn mir kam der Abend wieder in den Sinn, wo ich Naruto das letzte Mal gesehen habe. Nach unserem Kuss ist er geflüchtet. Seitdem sind vier Wochen vergangen und ich habe ihn nicht mehr gesehen. Ich wüsste zu gerne wie er jetzt auf einen Kuss reagieren würde. Ich weiß allerdings auch nicht, wie ich auf eine erneute Zurückweisung reagiere.
 

Narutos Daumen reist mich aus den Gedanken. Er löst meine Lippe aus dem festen Biss und streicht über die geschundene Stelle. Ich riskiere es. Wie schon damals stelle ich mich auf meine Zehenspitzen und ziehe ihn das letzte Stück zu mir. Es ist ein inniger Kuss und Naruto erwidert ihn. Das macht mir Hoffnung. Ich bleibe auf meinen Zehenspitzen nachdem wir uns voreinander trennen, lasse meine Augen geschlossen. Ich nehme einen tiefen Atemzug und meinen ganzen Mut zusammen. „Ich liebe dich!“, hauche ich ihm entgegen. Seine augenblickliche Reaktion fällt anders aus, als ich mir erhofft habe. Sein Griff um mich lockert sich. Und das ist wohl der Moment in dem ich realisiere, dass sein Vater mehr erreicht hat als ich bisher gedacht habe. Selbst wenn er etwas für mich empfinden sollte, wird er es mir wohl nie sagen. Nie sagen können.
 

Tränen steigen mir in die Augen. Zittrig hole ich Luft, die ich langsam wieder ausstoße. Ich lasse mich zurück auf meine Fersen sinken, stemme mich mit beiden Händen leicht gegen seine Brust. Ich will weg von ihm, aber sein Griff wird wieder fester. „Lass mich los!“, befehle ich ihm leise. „Prinzessin…“ Er versucht mich aufzuhalten. „Lass mich verdammt nochmal sofort los!“ Ich schlage meine Hände gegen seine Brust, als er nicht gleich handelt. Es scheint ihn zu überzeugen, dass ich es ernst meine. Seine Hände hängen nun schlaff neben seinem Körper. Ich beachte ihn nicht weiter, drehe mich um und laufe zum Lager. „Hoheit!“ Kurz bevor ich es erreiche höre ich seine Stimme hinter mir. Ich ignoriere ihn und laufe weiter. „Prinzessin!“ Er wird persönlicher, doch auch das blende ich aus. Ich laufe zwischen zwei Zelten hindurch und bin nun mitten im Lager. Kiba steht mit Sasuke auf der anderen Seite der Feuerstelle und sieht mich an. Und er merkt sofort, dass etwas nicht stimmt.
 

„Hinata!“ Wie angewurzelt bleibe ich stehen. Damit habe ich nicht gerechnet. Wie lange habe ich meinen Namen schon nicht mehr aus seinem Mund gehört? Es hört sich unwirklich an, dennoch hat er ihn ausgesprochen. Ich höre, wie Naruto wenige Meter hinter mir ebenfalls stehen bleibt. Kiba ist mir auch schon einige Schritte näher gekommen, bleibt nun aber etwas auf Abstand. Und die anderen beobachten Naruto und mich gespannt. „Was willst du von mir hören? Was soll ich tun?“ Resignierend schließe ich meine Augen und atme zittrig durch. Nichts. Er hat rein gar nichts verstanden. Langsam drehe ich mich zu ihm um. „Ich kann dir nicht sagen, was du sagen oder was du tun sollst. Denn sobald ich das tue ist es nur noch ein Befehl, den du befolgst.“ Ich spreche leise, denn es müssen nicht alle hören. „Naruto…“, ich gehe zu ihm. „Ich habe dir gesagt, dass ich dich liebe. Gibt es denn hier drin…“, ich lege meine Hand auf die Stelle seines Oberkörpers unter der sein Herz pocht. „noch etwas, das bei diesen Worten irgendwas fühlt?“
 

Ich kann förmlich sehen, wie es in seinen Kopf anfängt zu rattern. Meine Worte rasen durch ihn hindurch und versuchen eine Antwort zu finden. Aber dort oben wird er keine finden. Und die Antwort auf meine Frage hätte schon längst ausgesprochen sein müssen. Alles andere ist wieder nur aus Überlegung entstanden. Traurig lasse ich meine Hand sinken, suche noch einmal den Blickkontakt zu ihm. „Dein Vater hat wirklich alles zerstört, was dich ausgemacht hat.“ Mir rinnen die ersten Tränen über die Wangen und ich habe das Gefühl als würde in mir gerade selbst etwas sterben. Zum ersten Mal fühle ich mich in seiner Nähe nicht geborgen, sondern will vor ihr fliehen. Dabei laufe ich direkt in Kibas Arme, er hält mich fest und bringt mich in sein Zelt. Verbirgt mich vor den Augen der Anderen, deren Blicke sich in meine Haut zu fressen scheinen. Es ist mir so unangenehm, dass sie alle das mitbekommen haben.
 

Ich habe mich an Kiba gekuschelt und schniefe leise vor mich hin. Er bleibt dabei stumm, stellt keine Fragen und versucht auch nicht es schön zu reden. Er ist einfach nur da und hält mich fest. Es dauert eine ganze Weile bis die salzigen Tropfen versiegen und ich einfach nur ruhig in seinen Armen liege. „Du hast Shikamaru und Kankuro extra vorgeschickt, nicht wahr?“, frage ich um mich abzulenken. „Woher weißt du das?“ Er ist verblüfft über meine Annahme. „Ich weiß nicht… du hast einfach nicht so gewirkt, als ob sie dich zu irgendwas gezwungen haben.“ Es ist eigentlich nur mein Bauchgefühl gewesen, sobald ich Kibas Entspanntheit mitbekommen habe, als sie angekommen waren. „Damit liegst du ziemlich richtig. Ich habe gemerkt, wie sie mich den ganzen Tag beobachtet haben und anstatt mich von ihnen überrumpeln zu lassen habe ich sie überrumpelt.“ Ich kann das breite Grinsen aus seiner Stimme heraushören. Er freut sich über diesen Streich wie ein kleiner Junge. „Irgendein Dorfbewohner hat mich an die Beiden verraten.“, knurrt er ärgerlich. „Sie wissen von euch?“ Darüber bin ich nun wirklich erstaunt. „Ja, natürlich. Es ist auffällig wenn man irgendwo regelmäßig auftaucht, aber dort nicht lebt.“ Er zuckt dabei mit den Schultern um zu zeigen, dass es wirklich nicht beunruhigend war. „Aber sie haben keine Ahnung wo wir wirklich leben. Und ohne jemanden von uns, der sie führt finden sie uns auch nicht.“ Darauf ist er sichtlich stolz. Kann er auch sein, meiner Meinung nach. Sich für Jahre zu verstecken ohne gefunden zu werden ist wirklich beachtlich. Aber… „Wie haben Temari und Kankuro hergefunden?“ Dieser Frage bin ich nicht mehr weiter auf den Grund gegangen. Jetzt jedoch ist der beste Zeitpunkt um das herauszufinden. „Ebenfalls über mich. Ich kenne diejenigen die euch nahe stehen, aber ich nehme nicht alle mit hierher. Bei Gaara war es wie bei dir auch. Er hat seine Geschwister sehr vermisst, daher habe ich sie hergeführt. Bei dir war es eben Naruto.“ Naruto… ja, ich habe ihn schrecklich vermisst, aber jetzt wünschte ich mir er wäre nicht hier. Dann könnte ich mich weiter in der Hoffnung verstricken unser Aufeinandertreffen wäre schöner verlaufen. Ich halte meine Augen geschlossen und versuche meine Gedanken zu ordnen. Dabei rege ich mich nicht. Es ist daher kein Wunder, dass Kiba denkt, ich wäre eingeschlafen. Extrem vorsichtig schiebt er mich etwas von sich um selbst aufstehen zu können. Er deckt mich noch zu, ehe ich höre, wie er das Zelt verlässt. Aber es ist nicht lange still.
 

„Sie schläft. Lass sie in Ruhe!“

„Sag mir nicht, was ich tun oder lassen soll!“

„Wieso? Du hältst dich doch sonst auch immer brav daran.“

„Das geht dich gar nichts an.“

„Vielleicht nicht. Aber es geht mich etwas an, wenn du sie zum Weinen bringst.“

„Hättest du sie nicht hierher gebracht, wäre alles in Ordnung.“

„Wie naiv bist du eigentlich? Es war schon seit langem nichts mehr ´in Ordnung`!“

Es entsteht nur eine kurze Pause, ehe Kiba erneut seine Stimme erhebt. Wahrscheinlich weil er von Naruto nichts mehr entgegengesetzt bekommen hat.
 

„Wann hast du Hinata das letzte Mal richtig lachen gesehen? Wann hat sie sich das letzte Mal richtig wohl gefühlt? Wann hast du aufgehört, der zu sein, den sie kennt und braucht?“

Daraufhin höre ich nur noch ein dumpfes Geräusch. Ich kann aber nicht genau einordnen was da draußen gerade passiert. „Ich habe nie damit aufgehört für sie da zu sein!“ Narutos Stimme ist gefährlich tief. Es klingt fast wie ein knurren. Das kann Kiba aber um einiges besser, denke ich mir. Doch der ist weiter damit beschäftigt Naruto zu reizen. „Ach ja? Dann macht es dir doch bestimmt nichts aus, wenn Ich wieder zu ihr gehe und für sie da bin. Dich wird sie ja nicht sehen wollen.“, höre ich Kiba sagen. Noch ehe ich meine Augen schließen kann um mich weiter schlafend zu stellen, höre ich lautes Geschrei und wieder diese dumpfen Geräusche. Dieses Mal begleitet von Ächzern und Schmerzenslauten. In Windeseile schlage ich die Decke zurück und renne nach draußen. Was zum Teufel stellen die Beiden da gerade nur an? Geschockt blicke ich auf Naruto und Kiba, die sich gegenseitig in der Mangel haben und aufeinander einschlagen und sich dabei unverständliches Zeug an den Kopf werfen.
 

„Hört auf damit!“, schreie ich dazwischen, es interessiert sie nicht. Kein bisschen. Wahrscheinlich haben sie es nicht einmal gehört. Hilflos sehe ich mich nach den anderen um. Sie stehen da und wissen nicht was sie machen sollen. Ich dagegen versuche nach Kiba zu greifen, der gerade die Oberhand hat und mit der Faust auf Narutos Gesicht zielt. Diese Hitzköpfe. Warum musste Kiba ihn auch so provozieren? Das hätte wirklich nicht sein müssen. Ich will gerade dazwischen gehen, da dreht sich Naruto geschickt aus dem festen Griff und startet einen Gegenschlag. Kiba kann ihm ausweichen, mich dagegen trifft die Faust hart im Gesicht. Ich taumele benebelt zurück, bedecke dabei entsetzt die getroffene Stelle mit einer Hand. Kurz darauf schmecke ich Blut. Vorsichtig fahre ich mir mit den Fingerspitzen übers Gesicht, will wissen woher es kommt. Die Spur ist schnell gefunden. Aus meiner Nase bahnt sich der rote Lebenssaft in einem dicken Rinnsal einen Weg nach unten. Das Meiste läuft über die Lippen zum Kinn und tropft von dort auf meine Kleidung oder den Boden. Ein kleiner Rest sickert mir in den Mund und hinterlässt dort einen unangenehmen Geschmack.
 

„Sasuke, Shikamaru! Trennt die Beiden endlich!“ Es ist Sakura, die laut schreit und Anweisungen erteilt. Sie scheint sich gefangen zu haben, denn ihre Stimme holt mich aus meinem vernebelten Zustand. Gleichzeitig wünsche ich mich wieder dorthin zurück. Mit der Klarheit setzen auch die Schmerzen ein. Mein Gesicht fühlt sich an, als wäre eine Horde Pferde darüber getrampelt. Die Gegend um Auge und Nase pocht schmerzhaft und fühlt sich heiß an. Zischend entlasse ich die angehaltene Luft aus meinen Lungen. Ziehe sie ebenso zischend wieder ein, als Sakura ohne Vorwarnung mit zwei Fingern über meinen Nasenrücken fährt. Es war bestimmt nicht feste, dennoch tut es gerade höllisch weh. „Nicht gebrochen. Sehr schön. Hol dir ein feuchtes, kaltes Tuch und drück damit die Nase zu.“
 

Damit wendet sie sich den beiden Unruhestiftern zu. Gefangen im Schwitzkasten von Sasuke beziehungsweise Shikamaru begehren sie noch immer auf und wollen wieder aufeinander losgehen. Mit einer saftigen Ohrfeige sichert sie sich allerdings schnell Kibas Aufmerksamkeit. „Ich hoffe du bist stolz darauf!“, meint sie nur sarkastisch und deutet dabei auf mich. Ich stehe immer noch dort, wo sie mich zurück gelassen hat, habe noch keine Gewalt über meine Beine. Aus seinem Gesicht weicht alle Farbe und seine Augen weiten sich. Auch Naruto kommt wieder runter. Sasukes fester, schmerzhafter Griff bringt ihn zurück auf den Boden der Tatsachen. Er folgt natürlich dem Fingerzeig von Sakura ebenfalls. Und ich sehe, wie auch ihm ganz anders wird, als er mich sieht. Ich weiß zwar nicht, ob es ihm bewusst ist, dass er das angerichtet hat, aber ich weiß, dass er sich schuldig fühlt. Alleine, wie er in sich zusammen sackt und seine Augen. Es ist fast so als fühlt er den Schmerz ebenfalls, den ich gerade verspüre. Dazu kommen noch seine Schuldgefühle sein einziges Ziel, meinen Schutz, nicht mehr erfüllt zu haben. Kurz darauf sehe ich ihn nicht mehr. Temari versperrt mir die Sicht. Sie hat das nasse Tuch dabei, von dem Sakura gesprochen hat und drückt es vorsichtig auf meine Nase. Mit einem Zweiten wischt sie die Blutspur weg. Ich möchte gar nicht wissen, wie das ausgesehen haben musste. Ein kurzer Blick nach unten offenbart eine kleine Blutlache, deren Größe mich erschreckt. Bevor ich mir großartig Gedanken darüber machen kann, greift die Blonde nach meinem Kinn und dreht mein Gesicht so, dass sie Sicht auf mein geschundenes Auge bekommt. Ihr Lächeln beruhigt mich. „Das wird schon wieder!“, kommt dann auch noch von ihr, was mich selbst gequält zum Schmunzeln bringt.
 

Sie begleitet mich zurück ins Zelt und setzt mich auf die Liege. „Ist er immer so?“ Sie ist in die Knie gegangen und lüftet kurz das Tuch, drückt es aber schnell wieder auf die Nase. „Naruto? Nein… es ist Jahre her, dass er mal eine derartige Regung gezeigt hat.“

„Warum dann gerade jetzt?“

„Ich weiß nicht wie Kiba das geschafft hat. Er hat wohl doch einen wunden Punkt gefunden und getroffen.“

„Was könnte das sein?“

„Keine Ahnung. Aber vielleicht weiß es Kiba.“
 

Temaris amüsiertes auflachen macht mich stutzig. „Du weißt wirklich nicht, was Narutos wunder Punkt ist, nicht wahr?“ Ich kann darauf nur mit einem Kopfschütteln antworten. „Hinata – Süße. Du bist es. Mit jedem Mal wo Kiba dich erwähnt hat, hat er einen Teil seiner Beherrschung verloren.“ Sie hält mich an den Schultern fest und sieht mir eindringlich in die Augen. „Das kann nicht sein…“ Damit weiche ich auch ihrem Blick aus. Der Grund für sein Ausrasten kann ich nicht sein. Ich löse nicht das Geringste in ihm aus. Keine Regung. Keine Gefühle. Ich bin nichts weiter als die Person die er beschützen muss. Nur seine Arbeit. Ich höre Temari seufzen, doch sie sagt nichts weiter dazu. Stattdessen prüft sie erneut ob meine Nase noch blutet. Anscheinend nicht, denn sie nutzt jetzt den Lappen um mein anschwellendes Auge zu kühlen. „Du solltest vielleicht erstmal hier drinnen bleiben, damit die zwei Hitzköpfe da draußen sich abkühlen können.“, meint sie leise, ehe sie aufsteht und mich alleine lässt. Verloren sitze ich noch einige Minuten, dann lege ich mich hin und rolle mich zusammen.
 

Erst Sakura, die mich zum Abendessen holen will, erweckt wieder meine Aufmerksamkeit. Ohne ein Wort folge ich ihr… und bereue es sofort. Nicht nur Kiba und Naruto, die so weit auseinander sitzen wie nur möglich, schauen mich aufmerksam an. Auch alle anderen. Ich fühle mich sofort unwohl und will mich verstecken. Es ist aber keiner da hinter den ich mich stellen kann und der als Blickschutz dient. Angespannt setzte ich mich neben Sakura, die mir gleich meine gefüllte Schüssel und ein Fladenbrot gibt. Ich merke schnell, dass nicht nur ich angespannt bin. Jeder ist es und die Stimmung mürrisch. Keiner weiß, wie er mit der Situation umgehen soll. Es ist alles meine Schuld. Ich bin der Auslöser für den Streit der Beiden und dieser Streit macht die anderen unsicher. Und ohne Kiba mit seiner positiven Art und seinen Erzählungen ist es nicht wie an den anderen Abenden. Nach dem Essen verziehen sich die meisten, flüchten damit regelrecht. Es ist das erste Mal, dass ich das miterlebe. Bisher waren wir alle jeden Abend lange zusammen gesessen. Selbst dafür suche ich die Schuld bei mir.
 

Es sind mittlerweile nur noch Naruto, Kiba, Sakura und ich übrig geblieben. Zwischen uns ist es totenstill, trotzdem bleiben wir sitzen. „Kann ich heute Nacht bei euch schlafen?“, leise wende ich mich an Sakura und sehe sie bittend an. „Klar. Wollen wir gleich schlafen gehen? Ich denke nicht, dass wir hier noch etwas verpassen…“ Mahnend legt sich ihr Blick erst auf Kiba, dann auf Naruto. Sie würde eine erneute Schlägerei nicht dulden. Sie steht auf und hält mir eine Hand hin. Dankbar ergreife ich sie und nehme den leichten Schwung mit und stehe schnell auf meinen Füßen. Wir ziehen uns zurück und nur kurze Zeit später liege ich schon auf meiner alten Liege. Wir sprechen nicht mit einander, sondern hängen unseren Gedanken nach. Der flackernde Schein der Kerze lässt mich dabei müde werden. Mir fallen immer wieder die Augen zu, bis ich sie irgendwann nicht mehr öffne und eingeschlafen bin.
 

Ein stetiges Streichen über meine Haare weckt mich. Schwerfällig öffne ich meine Augen. Es ist noch mitten in der Nacht und es ist stockfinster, bis auf einen kleinen Lichtschein. Dieser kommt von einer Kerze, die auf dem Boden steht. Dadurch erkenne ich in der Dunkelheit auch Naruto, der neben mir kniet und immer noch zärtlich über meinen Kopf streicht. „Naruto… was machst du hier? Du solltest schlafen.“ Ich flüstere nur um Sakura und Temari nicht zu wecken. „Ich kann nicht schlafen… nicht ohne dich.“ Auch er flüstert und ich muss daraufhin traurig schmunzeln. „Du schläfst seit Jahren ohne mich… wieso solltest du es jetzt nicht mehr können? Was hat sich geändert?“ Ich bin neugierig auf seine Antwort. Irgendwas muss sich geändert haben, sonst wäre er jetzt nicht hier. „Ich habe mich verändert. Hinata… ich habe Gefühle und ich will sie dir zeigen…“ Aufmerksam höre ich seiner leisen Stimme zu und ich kann kaum glauben, was ich da höre. Niemals hätte ich damit gerechnet, denn ich bin wirklich fest davon ausgegangen, dass Minato alles in ihm zerstört hat. Und ich bin mir relativ sicher, dass ich meine nächste Tat morgen bereuen werde.
 

Ich ziehe die Decke zurück und mache Naruto Platz. Er versteht sofort was ich möchte und legt sich zu mir. Ich kuschele mich an den vertrauten Körper und decke uns beide wieder zu. Naruto löscht noch die Kerze, sodass es nun stockfinster ist. Mit bereits geschlossenen Augen erhebe ich noch einmal leise meine Stimme: „Wir müssen morgen darüber reden…“. Ein leichter Kuss auf meinen Schopf dient wohl seinerseits als stumme Bestätigung.



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Kommentare zu diesem Kapitel (5)

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Von:  Blue_StormShad0w
2016-09-20T08:39:47+00:00 20.09.2016 10:39
Guten Tag.
Ein wirklich gutes Kapi mal wieder.
Das musste ja kommen, dass sich Naruto und Kiba prügeln. Das dabei Hinata Narutos Faust abbekam, war wohl mehr als unglücklich gelaufen. Narutos Reaktion auf sein Verschulden, hat ihn wohl sehr getroffen.
Das er am Ende noch selber zu ihr gegangen ist, zeigt dass Naruto doch nicht so gefühlskalt ihr gegenüber ist.
Bin neugierig, was das Gespräch bringen wird.
Bis dahin, ciao!
Antwort von:  shino-girl
21.09.2016 23:04
Vielen Dank :)
Ist doof gelaufen, aber es war zumindest für eines gut. Naruto stand endlich mal für etwas ein, was ihm wirklich was bedeutet. Und vielleicht war das auch der ausschlaggebende Punkt für sein späteres handeln.
Liebe Grüße :)
Von:  Thrawn
2016-09-20T08:00:53+00:00 20.09.2016 10:00
Super Kapi

Jetzt ist Naruto aufgetaucht und trotzdem liegt die Bande noch nicht in Ketten.;D Kann ja noch kommen. Binja mal gespannt was Hinata eigentlich will. Aber sie ist auch ein wenig egoistisch. Immerhin wurde Naruto in Sache Pflichterfüllung erzogen und so etwas kann man nicht einfach abwerfen. Das sollte sie bedenken.

Nur was wird die Gruppe von Streunern denn jetzt tun? Sasuke scheint mir nicht zimperlich zu sein, wenn Hiashi fragt, wo die gruppe ungefähr lebt. Das belibt so schön spannend.

MfG Thrawn
Antwort von:  shino-girl
21.09.2016 22:49
Danke :)

Hinata wird daran gar nicht denken. Schließlich hat sie nicht eine derartige Ausbildung bekommen, noch wird sie großartig eine Ahnung haben, wie diese Ausbildung aussieht und was deren Inhalte sind.

Saskuke ist weder zimperlich noch loyal gegenüber dem Königreich. Der einzige Grund, warum er überhaupt dient, ist Naruto. Doch auch dieses Band kann reißen...

Viele Grüße :)
Antwort von:  Thrawn
22.09.2016 08:28
Dann hoffe ich mal, dass weder Hiashi oder Kabuto ein paar Informanten in der Gegend haben. Damit es auch wirklich ein Drama wird.^^
Von:  Kaninchensklave
2016-09-19T21:10:15+00:00 19.09.2016 23:10
ein Tolles Kap

nun das musste ja so kommen dabei hatte Kiba noch glück das Anruto sein Schwert nicht gegen unbewaffnete zieht
und erst mal nicht vorhat ihn in Ketten mit zuschleifen,denn auch die anderen wären Sasuke und Naruto im Kampf nicht gewachsen und das wissen sie nur zu gut wenn die beiden vor hätten dann könnten sie weder Sasuke noch Naruto daran hindern

tja Naruto´s wunderpunkt ist nunmal Hinata da hat Temari vollkommen recht
doch Naruto hat mit seiner Distanz nur eines veruscht zu vermeiden seine Gefühle
die er nicht haben darf zu unterdrücken was ja nicht wirklich klappt

das Hinata in Kiba nur einen Freund sieht das weiss er auch und es tut ihm eigendlich weh
das sie nicht das gleiche Empfindet wie er für sie, aber Liebe kann man nicht erzwingen
denn nicht nur Naruto steht vor einer schweren entscheidung, sollte er mit HInata zurückkehren
dann hat ihre Liebe keine Zukunft und Hinata wird auch kaum zurück wollen
nicht bevor ihr Vater einsieht das es so wie bis her nicht weiter gehen kann

denn Kabuto will HInata nur besitzen und das Reich an sich reissen mit seiner Armee
um eventuell einen Krieg zu führen um andere Länder zu unterdrücken
etwas das Hiashi nicht brauchen kann

er sollte sich bewusst werden das der beste könig der jenige ist der Volk und Adel kennt und beides
für diesen vor dem Gesetz gleich ist und auch Adelige für Mord hingeichtet werden können
und sie sich nciht auf ihren Verbrechen ausruhen können da sie ja vom Adel sind und Ihnen nichts
passieren kann

zwar braucht das Volk einen würdigen König und Hiashi muss sich bewusst werden das er den besten Kandidaten
blind vertraut und in Ihm quasie einen Sohn sieht, doch könnte es sein, das sollte er genau das nicht einsehen
wird das Land ohne einen Herrscher da stehen oder er ernennt Neji seinen Neffen zu seinem Nachfolger
dieser wäre wie Naruto Perfekt geeignet nur mit dem unterschied das er die Tochter des Schmeides liebt
und keine Adelige

es heisst ja immer nicht das Volk dient dem Adel sonder der Adel dient dazu das Volk zu schützen
denn ist das Volk zufreiden und muss nicht Leiden dann hat auch der Adel weniger sorgen und Probleme

GVLG
Antwort von:  shino-girl
21.09.2016 22:19
Danke :) auch für diesen wirklich sehr langen Kommentar :) hat mich wirklich gefreut ihn zu lesen

ich frage mich jedoch immer wieder, was ich mit Kiba falsch gemacht habe :D
Ich habe nie gewollt, dass man ihn als Feind sieht, als Übeltäter oder sonst irgendwas. Und trotzdem will ihn jeder in Ketten oder tot sehen. Naja... einfach abwarten wie es weiter geht.

Zu Kabuto sag ich gar nichts... der verdient es gar nicht erwähnt zu werden :P

Hiashi mit seinen Ansichten und Entscheidungen stehen noch etwas hinten an. Als nächstes sind erst einmal Naruto und Hinata dran. Nach so langer Zeit getrennt von einander sollen die Beiden doch auch mal etwas Zeit zusammen bekommen, nicht wahr?! ;)

Bis zum nächsten Kapitel :)
Liebe Grüße
Antwort von:  Kaninchensklave
21.09.2016 22:29
genau die beiden haben es sich echt verdient endlich glücklich zu werden xD

nun ich will Kiba ja nicht Tod oder in Ketten sehen nur wenn Naruto Gnade vor recht walten lässt dann hat er noch echt glück gehabt, denn die Gesetzteslage wird wohl eindeutig sein was die Entführung einer Prinzessin betrifft und genau das hat er ja auch gemacht , wenn auch mit besten absichten bleibt eine Entführung eine Entführung und ein Angriff auf die Leibwach ein Aggresives verhalten

bei Sasuke kann es nur sen das er ein Auge auf Sakura wirft und dann wohl wie Naruto Gnade walten lässt was dann aber nicht Kiba´s verdienst ist sondern ganz allein der von Sakura, den erfolg kann er sich dann nciht ankreiden xD

GVLG


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