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Urlaub auf göttliche Art

Kapitel 16 Up
von

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Jobsuche und Partylaune

"Urlaub auf göttliche Art"

Eine Ranma ½ Fanfiction

von Yalene
 

Disclaimer:

Die Figuren gehören bekanntermaßen Rumiko Takahashi und Kosuke Fujishima.

Eventuelle Ähnlichkeiten mit anderen FFs sind reiner Zufall.
 

Kommentare der Autorin sind am Ende des Kapitels zu finden.
 

"...gesprochen..."

*...gedacht...*

'...betont...'

LAUTE GERÄUSCHE
 

~+~+~+~+~+~+~+~+~

Kapitel 8: Jobsuche und Partylaune

~+~+~+~+~+~+~+~+~
 

Sie hatten es geschafft. Sie hatten sich nach endlosen Freudentänzen und falsch gesungenen, schlecht gedichteten Liedern von den beiden Chefs des MCC absetzen können, ohne dass diese gleich einen Campusweiten Notstand ausriefen.

Doch die Ruhe sollte nicht allzu lange währen, denn als die Gruppe ihren Weg wieder auf ihrer Sightseeing Tour fortsetzte, ließen alsbald laute Begrüßungen von männlichen Studenten, gerichtet an die drei begehrten Damen der Gruppe, nicht lange auf sich warten. Und das missfiel nicht nur Keiichi und Ranma. Letzterer versuchte immer noch krampfhaft, die Fragen nach einem Gang ins Teehaus, die offensichtlich an Akane gerichtet waren, zu überhören und sich seine Verärgerung nicht anmerken zu lassen.
 

Das Spektakel war auch in den Augen einer gewissen Ex-Uni-Königin, namentlich bekannt als Sayoko Mishima, äußerst lästig. Sie wurde vor geraumer Zeit von Belldandy als beliebteste Studentin abgelöst. Ihre Zuneigung für sie stieg nicht gerade an als dann noch Urd kam und sie fast auf den dritten Platz beförderte. Akane als neue Favoritin der jungen Männer, Verlobter oder nicht, brachte sie fast zur Weißglut.

Doch verstand sie es diese Gefühlswallung hinter ihrer undurchdringlichen Fassade aus Eis gut zu verbergen.

Zielsicher ging sie auf die sich nähernde Gemeinschaft zu.
 

"Hallo, Keiichi. Willst du mich nicht deiner neuen Begleitung vorstellen?", säuselte sie ihm entgegen. Die Freundlichkeit, mit der sie sprach, erinnerte an eine Zuckertorte mit Zuckersirup Überzug und war genauso schwer zu ertragen wie zu verdauen.

Vielleicht war es ja nur Akanes Einbildung, aber ihr schien es, als würde diese fremde junge Frau sie mit einen durchdringenden, stechenden Blick ansehen, währenddessen sie Ranma eher interessiert betrachtete. Mit einem Interesse, das die jüngste Tendo für ihren Geschmack viel zu oft bei anderen weiblichen Wesen beobachtete, wenn es um ihren Verlobten ging.
 

Keiichi fuhr ein Schauer der bösen Vorahnung den Rücken hinab. Wenn Sayoko so liebenswürdig war, hatte sie meistens etwas vor, was dann für gewöhnlich für Keiichi und die Göttinnen Probleme bedeutete.

"H...hallo, Sayoko.“, stammelte er sichtlich nervös, verwies aber dennoch mit einer kleinen Geste auf die Neuankömmlinge. „Also dies sind Akane Tendo und Ranma Saotome. Sie sind Bekannte von mir und erst vor zwei Tagen hier angekommen. Heute wollten sie sich unsere Universität ansehen."
 

Sayoko beäugte die beiden skeptisch und gab sich trotz ihrer gekünstelt liebenswürdigen Stimme nicht den Anschein, dabei sonderlich diskret zu sein. "Interessant. Und, habt ihr schon entschieden, für welches Fach ihr euch einschreibt?"

Die Frage war an beide gerichtet, doch es war nicht zu übersehen, dass ihre Blicke an Ranma auf und ab glitten wie an einem Aktmodel oder vielleicht auch einer lebensgroßen Statue aus Schokolade.

Nicht, dass Sayoko irgendwelches ernsthaftes Interesse an ihm gehabt hätte, doch das war ihre altbewährte Taktik. Wenn sie Rivalinnen um die Vorherrschaft als Queen ausmachte, dann warf sie sich dem nächst engeren männlichen Bekannten dieser Person an den Hals und versuchte die Rivalin dadurch auszustechen.

Das hatte sie auch schon bei Keiichi versucht, als Belldandy auftauchte, doch da hatte sie wenig Erfolg.

Diese Tatsache blieb von Akane nicht unbemerkt. "Wir wollten uns die Universität nur mal anschauen, aber ich glaube nicht, dass ich mich hier einschreiben werde.", meinte sie forciert höflich. Sie hatte selten bei der ersten Begegnung eine Abneigung gegen jemanden, den sie ja eigentlich noch nicht kannte. Doch diese Sayoko hatte etwas an sich, dass einen vorsichtig werden ließ. Eine Art berechnende Kälte, die sie an Nabiki erinnerte. Jedoch hatte ihre zweitälteste Schwester einige gute Momente, auch wenn sie selten waren – bei Sayoko war sich da die jüngste Tendo nicht so sicher.

Ranma versuchte in Erwartung einer neuen Verehrerin seine Zugehörigkeit zu Akane Geltung zu machen und stimmte ihr bereitwillig zu. "Ich glaube auch nicht, dass das etwas für mich ist. Ich denke ich werde mich anderweitig nach einem Job umsehen."
 

Als die abgesetzte Königin registriert hatte, dass von diesem jungen Mädchen keine weitere Gefahr für sie ausging, hielt sie es offenbar für überflüssig, sich weiter mit dieser Sache zu beschäftigen. Fast schon als würde sie man mit Gewalt dazu zwingen, versuchte sie sich nach einer kurzen Runde Smalltalk wieder loszureißen. Auf Höflichkeit wurde da wenig geachtet.

Doch dies war Akane und Ranma in jenem Augenblick herzlich egal. Letzterer war erleichtert, nicht mehr als Dessert auf ihrer Speisekarte zu stehen – ihre Blicke verglich er dabei innerlich mit denen Shampoos und allein das reichte, ihm eine Gänsehaut zu verschaffen. Auch die jüngste Tendo entspannte sich mit jedem Schritt, der Sayoko von ihrer Gruppe wegführte, zusehends.
 

"Ihr habt Glück, dass ihr nicht hier bleiben wollt. Sobald sie ein potenzielles Ziel ausgemacht hat, gibt sie keine Ruhe, bis sie hat, was sie will. Für uns Göttinnen ist das nicht so tragisch, aber bei Normalsterblichen könnte das zu Problemen führen."

Hörte man da etwa Besorgnis aus Urds Stimme?
 

Akane zuckte nur mit den Schultern. "Mag sein. Aber ich bin wirklich nicht allzu versessen darauf, an dieser Uni zu bleiben. Vielleicht gibt es ein paar Sportstudios oder Dojos, in denen wir anfragen können. Ich denke, das entspricht eher unseren Talenten."
 

Der Moment war geradezu prädestiniert dafür, dass Ranma einen Fehler beging: Er machte seinen Mund auf. "Ich glaube nicht, dass ich Probleme haben werde, irgendwo eine Arbeit zu bekommen, aber denkst du echt irgendjemand nimmt einen Trampel wie dich?"
 

WHAMM

Bloß gut, dass unsere Freunde in einem etwas abgelegeneren Waldstück des Campus angelangt waren, ansonsten hätten Augenzeugen die Polizei wegen Anwendung schwerer körperlicher Gewalt benachrichtigt.
 

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Nach dem Besuch an der Uni gingen Ranma und Akane, begleitet von Belldandy und Skuld, noch in die Stadt, um potenzielle Arbeitgeber ausfindig zu machen.

Doch das gestaltete sich schwieriger als sie dachten, denn weder wussten unsere Göttinnen von Sportstudios und Dojos, noch kannten die Verlobten die Lokalitäten.
 

Belldandy stoppte nahe einer Seitenstraße und bedeutete ihren Begleitern, ihr in diese zu folgen. "Das ist gar nicht so einfach, ohne Informationen gezielt nach etwas zu suchen. Daher werden wir uns erst einmal diese beschaffen."

Sie schloss ihre Augen, hob die Hände an, als wolle sie einen Ball umfassen und murmelte leise vor sich hin. "Schlafende Arbeit, wir suchen dich. Sag uns, wo wir dich finden können, um dich zu erwecken."

Ein schwaches Leuchten ging von dem Zentrum zwischen ihren Händen aus, unbemerkt von den die Seitenstraße passierenden Menschen, doch wohl beachtet von zwei versteckten Augen.

*Soso, sie wendet also ihre magischen Kräfte an, um diesen beiden Menschen zu helfen. Interessant... Die Sache sollte ich im Auge behalten.*
 

Kaum hatte sich das Leuchten gelegt, kam ein plötzlicher, starker Wind auf, welcher vom anderen Ende der Nebenstraße auf die kleine Gruppe zusauste... und ein Blatt Papier platzierte sich direkt in Ranmas Gesicht. "Was zum...? Gehört das zum Zauber?"
 

Sofort hatte Akane den Zettel von Ranmas Gesicht gepflückt und betrachtete ihn nun mit staunenden Augen und einem nicht unerheblichen Maß an Neugier.

"Deine Magie ist wirklich erstaunlich, Belldandy. Hier ist eine Anzeige von einem großen Kampfsportcenter. Die suchen dort noch Aushilfskräfte für das Training und es wird gut bezahlt."

Jetzt lugte auch Ranma über ihre Schulter und las.

"Das klingt doch nicht schlecht. Wir sollten dort mal vorbeischauen."
 

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Gesagt, getan.

Mit Hilfe der Anzeige hatten sie es schnell gefunden. Selbst Ryoga hätte es mit der Skizze auf dem Papierchen gefunden… wenn ihn jemand geführt hätte. Es stellte sich heraus, dass die Annonce erst am Vortag aufgegeben wurde und sich noch niemand beworben hatte.

Sie gingen zur Rezeption, wo ihnen die Dame hinter der Theke etwas stirnrunzelnd entgegensah, als die jungen Leute ihre Bitte vortrugen. Doch blieb sie höflich, wenn man auch merkte, dass es eine gewisse kühle Freundlichkeit war.

„Ich werde den Leiter der Karateschule in Kenntnis setzen. Sie müssen erst eine Probe ihres Könnens zeigen, wenn möglich eine größere Auswahl an Techniken. Er wird dann daraufhin entscheiden, ob sie genug Wissen besitzen um unterrichten zu können. Bitte kommen sie mit und ziehen sich Kampfkleidung an."
 

Ranma und Akane folgten ihr zu den Umkleidekabinen, während die zwei Göttinnen den nahe gelegenen und ausreichend ausgeschilderten Dojo ansteuerten. Wenig später trafen Ranma und Akane ein, geführt von der jungen Empfangsdame. Da um diese Zeit kein Unterricht stattfand konnte sie sich für einige Minuten von der Rezeption entfernen.

"Oh, ihr beiden seht aber gut aus in euren Gis.", meinte Belldandy begeistert, als sie Ranma und Akane gewahr.

Das war gar nicht mal so falsch. Sie trugen zwar nicht ihre gewohnte Kampfkleidung, aber der Ersatz konnte sich auch sehen lassen.

Ranma hatte einen roten Gi, dessen Ärmel abgetrennt waren. Wäre Urd jetzt da gewesen, hätte sie mit Sicherheit in einem verführerischen Ton und mit einem Blick, in dem ein Liebesspruch hätte liegen können, lautstark verkündet, dass dieser Anzug nicht nur Ranmas Figur, sondern auch seinen muskelbepackten Bizeps und die ebenso anschaulichen Arme besonders zur Geltung bringen würde.

Aber zum Glück war sich nicht da und Akanes Geduld wurde nicht auf die Probe gestellt. Doch auch sie musste – im Stillen und Heimlichen ihrer Gedanken – zugeben, dass er damit verdammt gut aussah.

Die jüngste Tendo hatte einen schwarzen, kurzärmlichen Gi an. Ihre schlanke und wohl gerundete Figur wurde dadurch vorteilhaft betont.

Das war für Ranmas Augen ein verlockender Anziehungspunkt, was aber von seiner Verlobten ob der Situation und der sich damit unwillkürlich einstellenden Aufregung nicht bemerkt wurde.
 

Dann war es soweit. Die Tür ging auf und der Meister des Dojos – ein kleiner, muskulöser Mann mit kurz geschorenen Haaren – trat ein. Trotz seiner Körpergröße strahlte er ob seines Lächelns und seiner klugen Augen eine gewisse Respekt einflößende Aura der Selbstsicherheit aus. Kurz zuvor hatte ihn die Rezeptionsdame darüber in Kenntnis gesetzt, dass bereits zwei Bewerber da wären. Er war darüber verwundert, hatte er die Anzeige doch erst den Tag zuvor aufgegeben. Nichtsdestotrotz freute er sich über die Darbietung, zumal es zwei sehr junge Kampfsportler waren.
 

Belldandy und Skuld hatten bereits am Rand des Übungsfeldes an einem für Gäste vorgesehenen Platz Stellung bezogen. Der Meister des Dojos ging an die Stirnseite des Trainingsareals, die ihm als Leiter der Schule zustand, wobei sich Ranma und Akane der Etikette gemäß ihm gegenüber in Achtstellung präsentierten. Erst als er in den Kniesitz überging, taten es ihm die beiden gleich und verbeugten sich begrüßend, was der Meister mit einem ‚Ossu!’ beantwortete. Dann richteten sich die Anwärter wieder in Kniesitz auf.

Für einen Augenblick herrschte Schweigen in dem Raum, da sich Neuling und Lehrer gegenseitig musterten.

„Willkommen hier in meinem Dojo.“, klang die Stimme des Meisters. Es war ein angenehmer Ton, da es nicht sonderlich streng, aber dennoch Aufmerksamkeit fordernd klang. „Ich bin Katsuo Hironishi, der Leiter dieser Shotokan Karateschule. Eure Namen sind Akane Tendo und Ranma Saotome, nicht wahr?“

Auf die Frage hin nickten die beiden.

„Nun denn. Was ich suche sind zwei erfahrene Kampfsportler, die mir helfen im Unterricht die Schüler in der richtigen Handhabung zu unterweisen. Vor allem ist hier natürlich das Hauptaugenmerk auf die Sauberkeit der Ausführung gerichtet. Vorraussetzung hierfür ist, dass ihr selbst in den Techniken fehlerfrei bewandert seid. Daher fordere ich zunächst einmal eine Darbietung in Form einer Kata. Welche ihr anwendet ist euch überlassen, da ich nicht weiß, welchem Stil ihr angehört.“

Er blickte kurz in die Gesichter der beiden und lächelte dann ein wenig verschmitzt.

“Ich würde sagen, Ladies First. Bitte Fräulein Tendo, machen sie doch den Anfang.“
 

„Gern, Meister.“, erwiderte diese, nachdem sie mit Ranma zeitgleich aufgestanden und ihren Platz in der Mitte des Dojos eingenommen hatte. Ranma setzte sich derweilen an die Belldandy und Skuld gegenübergelegene Seite des Trainingsareals.
 

Akane atmete einmal tief durch, ging in die Anfangsstellung über, spannte die Muskeln an. Zunächst war sie in eine kurze Panik verfallen, da sie den Anfang machen musste und nicht gleich so recht wusste, welches Kata sie nehmen solle. Doch da Meister Hironishi weder Zeit- noch Stilbegrenzung ausgesprochen hatte, entschied sich Akane für eines ihrer etwas anspruchsvolleren Trainingskatas.

Da die Schule des Kampfsport für Schlägereien aller Art ihrem Namen gerecht keiner direkten Linie außer der der Aufnahme aller Techniken folgte, hat man sich schon früh von traditionellen Katas losgemacht und auf der Grundlage des gesammelten Wissens eigene entwickelt. Akanes Lieblingskata war eine Abfolge kraftvoller und schneller Schlag-, Tritt- und Wurfkombinationen, die allesamt einen sehr soliden, wenn auch etwas langsamen Eindruck machten.

Das ganze geschah in völliger Stille. Hironishi verzog keine Miene, doch seine Augen verrieten eine echte Begeisterung für die Fähigkeiten der jungen Dame. *Jede Bewegung ist fließend und fehlerfrei. Sie auf jeden Fall keine Anfängerin. Das einzige was ihr vielleicht noch fehlt ist ein wenig Flexibilität und Schnelligkeit.*
 

Akanes Kata ging dem Ende entgegen.

Mit einer letzten Bewegung in die Anfangs- und Endstellung machte sie Schluss und verbeugte sich vor dem Meister und blickte ihn erwartungsvoll an.

Hironishi lächelte wohlwollend. „Sehr interessant, junge Dame. Obwohl es ein eher ungewöhnliches Kata war, kann ich doch die Ausführung der Technik als erfahren einstufen. Zum Abschluss nun nur noch eine kampfpraktische Darstellung mit imaginären Gegner und dem stationären Ziel.“ Er wies hierbei mit einer kurzen Handbewegung auf die hinter Akane hängenden Sandsäcke hin. „Es sollte nicht mehr als fünf Minuten gehen.“

Die jüngste Tendo nickte zustimmend, ging wieder in die Anfangsstellung ein, spannte den Körper und löste sich daraus mit einem Vorwärtsschritt und Abwehrschlag. Der Kampf mit dem imaginären Gegner war eröffnet.

Ihre bewährten Schlagkombinationen verfehlten auch hier ihren Kraftcharakter nicht. Die Luft war erfüllt von Akanes Kampfschreien und ihrem Atmen. Der Boden klatschte, als Akane eine Rolle vollführte.

Schlag, Drehung, Rückhandschlag, Seitsprung, Knieblock, rückwärtiges abrollen, Fußfeger, Aufrichten, Stampftritt…

Hironishi war begeistert von dieser Darbietung einer doch so jungen Kämpferin. Verglichen mit sonstigen Schülern, selbst den fortgeschrittenen seiner Schule, hatte diese hier auch schon sehr viel praktische Erfahrung hinter sich und es schien, als ob ihr kurzer, starker Schlag- und Trittstil darauf ausgerichtet war, in kürzester Zeit an mehr als einem Gegner Schaden anzurichten.

Kick, Vorwärtsflip, Landung, Halbkreiskick, Links-Rechts-Kombination…
 

Nun ging Akane zum Training an Gegenständen über – sprich dem in naher Zukunft malträtierten Sandsack. Mit jedem Schlag schwang er weiter nach hinten und mit jeder Bewegung in ihre Richtung wurde er mit einem erbarmungslosen Fußtritt zurück geschickt.

Das war ihr Element. Gib ihr was zum draufschlagen und eine geräumige Umgebung und sie war völlig in ihrem Training verloren. Es war eine gute Methode den Kopf frei von störenden Gedanken zu bekommen. So auch jetzt. Hätte Hironishi keine Zeitbegrenzung gegeben, hätte sie vermutlich die nächste Stunde so weitergemacht. Nach fast genau fünf Minuten Demonstration nickte der Meister einmal kurz ab und gab Akane ein Zeichen, dass sie ihre Vorführung zu beenden hatte.

" Es ist gut, junges Fräulein. Sie haben mich überzeugt. Lassen sie nun ihren Freund beweisen, was er kann."

Sie stoppte abrupt, als hätte sie jemand aus einer Art Trance geweckt, hielt den schwingenden, durch heftige Schläge verbeulten Sandsack an, ging wieder in die Mitte des Trainingsareals, verbeugte sich abschließend vor dem Meister und setzte sich dann schwer atmend an die zuvor von Ranma okkupierte Stelle.
 

Wenn Hironishi von Akanes Können begeistert war, dann war er bei Ranmas Vorführung schlichtweg entzückt.

Wie auch Akane fing er nach der Verbeugung mit einem seiner Trainingskatas an.

*Schnelle, fließende Bewegungen. Er führt die Übungen aus als wären sie eine einzige, völlig ohne Fehler. Sehr talentiert. Aber man merkt eine Ähnlichkeit der Technik zu der des Mädchens.*, sinnierte Hironishi, während er der fast schon artistischen Übung Ranmas zusah.

Seitwärtstritt, wegrollen, Roundhouse, Rückwärtsflip, Abwehr, zurückweichen, Konter, Sprung in die Luft, Sichelkick, Salto, Axtkick

*Während sie auf dem Boden kämpft ist er oft in der Luft... für Gegner schwer zu erreichen. Seine Bewegungen sind perfekt und wie er unheimlich schnell. Selbst ungewöhnliche Übergänge, die von der Balance her schwierig sind meistert er ohne Probleme. In der Ausführung ist er Tendo überlegen, soviel steht fest.*

"Ist gut, Junge. Du kannst auch aufhören.", winkte der Meister der Schule ab.

Ranma stoppte mitten in der Vorführung eines weiteren Sprungkicks, landete sicher auf dem Boden und schaute ihn nur fragend an. "Aber ich habe doch noch nicht den zweiten Teil absolviert."
 

Hironishi lächelte. "Das ist nicht nötig, ich habe genug gesehen. Ihr beide habt mich überzeugt und seid hiermit als Trainer für meinen Fortgeschrittenenkurs aufgenommen. Die Vertraglichkeiten klären wir dann gleich." Mit seinen Händen bedeutete er jeweils Ranma und Akane wieder in der Mitte Platz zu nehmen.

„Wie alt seid ihr?“, erklang Hironishis Stimme, als ihm seine beiden neuen Ausbilder gegenübersaßen.

„Wir sind beide 18 Jahre alt.“, ließ Akane verlautbaren.

Der Meister der Shotokan Schule war mehr als nur ein bisschen verwundert. Normalerweise benötigte man länger als dass, um dieses Maß an Erfahrung im Kampfsport zu erhalten. "So jung und schon so perfekte Kämpfer. Wer hat euch den Kampfsport gelehrt?"
 

Ranma machte innerlich ein eher missmutiges Gesicht. Ob man das Training nennen konnte, was ihm sein Vater unterzogen hatte, konnte er nicht genau sagen. Aber zumindest hat er von ihm den Kampfsport erlernt. "Unsere Väter haben es uns von klein auf beigebracht. Sie sind selbst Leiter eigener Kampfschulen."

Hironishi nickte verstehend. "Euer Stil ist in manchen Dingen ähnlich. Wie heißt er denn?"

"Unsere Väter haben bei dem gleichen Meister trainiert, dann aber den Stil weiterentwickelt. Unsere Schule nennt sich Kampfsportschule für Schlägereien aller Art.“

Ihr Gegenüber zog verwundert die rechte Augenbraue hoch. "Das ist ein sehr ungewöhnlicher Name. Jedoch würde ich diesen Meister zu gerne einmal kennen lernen. Muss ein interessanter Mann sein."
 

Man konnte Ranma und Akane förmlich ansehen, dass sie dasselbe dachten.

*Das würden Sie bereuen!*
 

~+~+~+~+~+~+~+~+~
 

Es war geschafft.

Ranma und Akane hatten einen Job und konnten somit zur Haushaltskasse des Chiba-Ken-Tempels beitragen. Der Vertrag für die beiden wurde zunächst für sechs Monate aufgesetzt, da sie Meister Hironishi erklären mussten, dass ihr Aufenthalt wohl eher befristet war. Er hatte zwar fragend eine Augenbraue hochgezogen, doch davon abgesehen, noch weiter in ihre Angelegenheiten einzudringen.
 

Die Nachricht des Erfolges wurde im Heim der Göttinnen freudig aufgenommen.

"Au ja, das ist klasse. Schmeißen wir doch ne Party! Zur Willkommenheißung von unseren beiden hier", Urd wies dabei auf Ranma und Akane, "in unserem Hause und als Gratulation zum Erhalt einer Arbeit am ersten Tag."
 

Es schien als würden nicht unbedingt alle diese Begeisterung teilen. Wenn man es genau betrachtete, eigentlich überhaupt keiner.

Urd gab natürlich nicht so schnell klein bei und führte nun härtere Geschütze auf.

"Belldandy, was meinst du?"

Skuld schluckte nervös. Wenn Belldandy jetzt zustimmte, dann waren sie Urds wildem Partywahnsinn ausgeliefert, denn was Belldandy sagte, war Gesetz.

Das hatten selbst unsere Neuankömmlinge schnell festgestellt.

Doch die angesprochene Göttin schien erst einmal zu überlegen.

"Mmh... eine Party, aber dann müsste ich erst einkaufen gehen..."
 

Urd setzte nach, mit hell leuchtenden Sternchen in den Augen. Der Köder war ausgeworfen und die Beute hing am Haken. Nun nur noch einmal kräftig ziehen und der Fisch war an Land.

"Ich helfe dir!"

Wenn etwas nach ihrem Willen lief, war sie Feuer und Flamme und tat alles, damit es auch so blieb.

Zum Leidwesen der restlichen Beistehenden freundete sich Belldandy schnell mit diesem Gedanken an.

"Ja, warum eigentlich nicht? Wir haben euch ja wirklich nicht richtig begrüßt und eine kleine Feier unter Freunden ist, denke ich, nicht allzu verkehrt um das nach zu holen."
 

~+~+~+~+~+~+~+~+~
 

Eine kleine Feier unter Freunden...

Wenn Urd ihre Finger mit im Spiel hatte, sah eine ‚kleine Feier unter Freunden’ ungefähr so aus:

Der komplette Motorclub wurde eingeladen. Damit waren selbstverständlich auch die zumeist unberechenbaren Chefs Tamiya und Otaki mit von der Partie...

Dann kam Sayoko, die obwohl ihrer von ihr allein beschlossenen Feindschaft zu Belldandy, trotz allem sich nicht die Blöße geben wollte, bei diesem Ereignis nicht da zu sein. Es könnte sich ja eine Möglichkeit geben, die ihr einen Vorteil bringen könnte.

Etwas Undenkbares wäre es, wenn Keiichis kleine Schwester Megumi bei dem Spektakel fehlen würde, sowie die ehemalige Vorsitzende des Motorclubs, Chiiro.

Das machte alles zusammen eine Gesellschaft von rund 20 Mann. Mixe man dies nun noch mit einer Prise - einer recht großen Prise - Alkohol und man würde eine Party nach Urds Geschmack erhalten.
 

Das Essen stand bereit und die Gäste trafen ein. Schon in kürzester Zeit war die Feier am Laufen, wobei Urd ihren (Groß)Teil dazu beitrug.

Notwendigerweise durfte zu so einem Spektakel kein Sinnverwirrendes und als Saft getarntes Getränk fehlen, von dem sich die Gäste reichlich bedienten. Sehr bald wurde die Gesellschaft lustiger.
 

Akane und Ranma allerdings hielten sich beim Alkoholkonsum sehr zurück, obwohl sie mehr als nur einmal von Tamiya, Otaki, Chiiro und auch Urd zum Trinken aufgefordert wurden.

"Na kommt schon, ihr zwei. Nüchtern macht doch so eine Feier gar keinen Spaß. Seht euch Keiichi an... der hat schon ne Menge Spaß.", lallte Chiiro mit leicht verschwommenem Blick ihnen entgegen.

Ob das mit dem Spaß nun stimmte, mag man bezweifeln.
 

Keiichi war bei solchen Feiern immer ein beliebtes Objekt der allgemeinen Belustigung.

Das hieß in dem Fall, er wurde abgeführt und war der Willkür der Partylöwen - Urd, Sayoko, Chiiro, Tamiya und Otaki - so ausgesetzt. Anziehen von Frauenkleidern, schminken, unter Wasser setzen, ankokeln, starke Mixgetränke eintrichtern... so etwas in der Art mit allen möglichen Abarten und Varianten.

Doch Belldandy passte auf, dass sie es nicht zu weit trieben und vermasselte, wie Urd mürrisch hervorlallte, "den besten Spaß am Abend".
 

Während die mittlere Göttin eine kleine Karaokenummer brachte, die Menge damit bezauberte und Urd und Chiiro die Gelegenheit nutzten um Keiichis Kopf mit Grünzeug zu schmücken - mal von der Petersilie in den Ohren abgesehen - hatten sich Akane und Megumi zu einem kleinen Gespräch weiter abseits eingefunden.
 

"Du trainierst Kampfsport? Denkt man gar nicht, wenn man dich so ansieht.", bemerkte Keiichis Schwester erstaunt.

Akane zuckte mit den Schultern. "Ja, kann sein. Meinem Vater gehört ein Dojo und dort hab ich von klein auf trainiert."

"Aha, und was macht deine Mutter? Kann sie auch kämpfen? Oder macht sie die Hausfrau?"
 

Akane wurde etwas beklommen. "Nein, meine Mutter ist gestorben als ich noch sehr klein war.", mit einem kurzen Blick auf das mitleidige Gesicht Megumis fuhr sie schnell fort. "Meine größte Schwester, Kasumi, hat daraufhin den Haushalt übernommen und meine andere Schwester, Nabiki, kümmert sich um die Finanzen, da mein Vater seit dem Tod meiner Mutter keinen Schüler außer mir aufgenommen hat."

Megumi nickte, verstehend aus welchen Familienverhältnissen Akane kam. "So ist das also. Und woher kennst du Ranma, aus der Schule?"

Ihr Blick hatte einen winzigkleinen Hauch von Neugierde angenommen.

Akane nahm dies aus den Augenwinkeln heraus wahr und errötete leicht, konnte sie sich doch vorstellen, an was Megumi am meisten interessiert war.

"Nein, sein und mein Vater haben uns miteinander verlobt. Nach ihrer Trainingsreise durch China kamen Ranma und sein Vater zu uns um das Versprechen einzulösen."

Megumi grinste lasziv. "So, ihr seid also verlobt... Ich versteh schon."

Akane winkte mit der einen Hand energisch ab, während sie versuchte den Drink in der anderen nicht zu verschütten. "Es ist nicht, wie du denkst. Unsere Väter haben das unter sich ausgemacht. Wir haben damit überhaupt nichts am Hut."

Der Rotton in ihrem Gesicht verstärkte sich Zusehens.

Megumi zwinkerte ihr gutmütig zu. "Aber, aber, Akane, das muss dir doch nicht peinlich sein. Hinter Ranma als Verlobtem musst du dich nun wirklich nicht verstecken. Er sieht verdammt gut aus und hat eine eindeutige Wirkung auf Frauen."
 

Auch ihr war der Tumult auf dem Campus an diesem Morgen nicht entgangen. Doch es belustigte sie, wie Akane sich wegen der Verlobung genierte und Megumi packte eine irrwitzige Idee: Sie würde die beiden zusammen bringen. Dass sie dabei bald eine Kampfgefährtin an ihrer Seite haben würde, wusste sie bis zu diesem Moment noch nicht.

Akane holte sie wieder aus ihrem Trunkheitswahn zurück. "Du gehst auch auf die Uni?"
 

Megumi nickte aufgrund des stetig steigenden Alkoholanteils im Blutspiegel erst nach einigen Besinnungssekunden. "Jap, aber lenk hier nicht vom Thema ab. Ich sagte, seine Wirkung auf Frauen ist eindeutig."

Trotz ihres fast schon delirischen Zustandes hatte sie Akanes Versuch des Themawechsels durchaus bemerkt und es machte ihr bei Weitem zu viel Spaß Akane zu necken, alsdass sie dies einfach geschehen lassen würde.

Die junge Tendo verschränkte die Arme und zog ärgerlich die Stirn in Falten. "Pah, er ist ein unsensibler Trottel, dessen Lieblingsbeschäftigung es ist, mich zu beleidigen und damit auf die Palme zu bringen."

Megumi grinste ob dieser Reaktion verschmitzt. "Na, ich weiß nicht... Dafür hat er mir heute doch recht eifersüchtig ausgesehen, als du von so vielen Herrschaften umringt warst."

Akane versuchte, noch ein wenig ärgerlicher auszusehen, doch in ihrem Magen schwummerte irgendetwas ganz heftig. "A...ach was. D...das bildest du dir nur ein."

Megumi fand dies nicht allzu überzeugend und das Grinsen blieb prominent auf ihrem Gesicht.
 

~+~+~+~+~+~+~+~+~

Ende

~+~+~+~+~+~+~+~+~
 

Besonders gut hat mir hier die überarbeitete Version der Kampfszene gefallen. Um es einigermaßen realistisch wirken zu lassen, musste ich mich erst einmal ein wenig in Karate-Do Etikette und Kampftechniken belesen. Shotokan ist also kein Eigenname der Schule, sondern eine der vier großen Hauptrichtungen des Karate-Do.

Der Name Hironishi ist auch nicht ganz zufällig gewählt. Er war ein enger Freund von Funakoshi Yoshitaka, der die moderne Shotokan Richtung Anfang des 20. Jahrhunderts begründete. Er unterrichtete selbst in dieser Richtung und vertrat nach dem Tod seines Kollegen Egami 1981 die gesamte japanische Shotokai Organisation bis zu seinem Tod 1999.
 

Danksagung für Kommentare geht an:

- Nex_Caedes: Nun ja, ich versuche meinen Humor umzusetzen. ^^ Ich freue mich, wenn er bei einigen Leuten ankommt.

- Panazee: Naja, so wirklich im Club sind sie ja nicht, sofern hier auf den MCC angespielt wird. Aber genau wie die Göttinnen werden sie wohl, ob Mitglied oder nicht, in die ein oder andere Angelegenheit mit einbezogen werden.

- mitsuki11: Eifersucht? Das ist doch für Ranma und Akane ein Fremdwort... xp

- unbekannt (Dschinnan): Verscheuch mir doch noch meine letzten Leser mit deinen Drohungen. xD"

- Tamaryn: Danke vielmals. ^^
 

Ich bin jeden Formen der konstruktiven Kritk, schwärmenden wie scheltenden Kommentaren und sonstigen Meinungsäußerungen nicht abgeneigt. Sie werden meinerseits auch sicher nicht negativ aufgefasst.
 

So far,

Yalene.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von: abgemeldet
2003-10-29T16:46:16+00:00 29.10.2003 17:46
Hallo,Kleine!
Hast du mal wieder supi hingekriegt. Wo nimmst du bloß die Ideen immer her!!!
*ichnixblick*
Mach schnell weiter,hörst du?!?
Von:  mitsuki11
2003-10-29T15:45:51+00:00 29.10.2003 16:45
Mal wieder ein klasse Kapitel!

Es ist so niedlich wie sich Akane und Ranma benehmen! Immer müssen sie sich streiten, werfen sich aber immer wenn sie denken sie werden nicht beobachtet sehnsüchtige Blicke zu! *Süß*

Freu mich schon auf das nächste Kapitel!

HDL
Mata ne
Mitsuki


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