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Despaired Fate

The Awakened Fate Ultimatum
von

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Despair


 

Verschwinden.
 

Das war der einzige Wunsch, dank dem mein Kopf die Arbeit noch nicht vollständig eingestellt hatte. Dieser kleine Funke bildete den kläglichen Rest von meinem ehemaligen Verstand, der mir noch geblieben war. Er wanderte hin und wieder durch das Labyrinth der Hoffnungslosigkeit, aus dem meine Gedanken niemals mehr entkommen konnten. Meine Seele existierte nur noch als ein endloses Geflecht aus Wegen und ich war dazu verdammt, auf ewig in diesen kahlen Gängen herumzuirren.

Gab es in mir überhaupt noch so etwas wie eine Seele? Hatte ich jemals eine besessen?

Jetzt war ich nur noch eine Hülle für die Verzweiflung und nicht mehr Shin Kamikaze. Ein Beispiel dafür, was passieren konnte, wenn jemand als künstlich erschaffener Gott auf ganzer Linie versagte und nie etwas Gutes hervorgebracht hatte. Alles, was ich wollte, war, andere zu retten, aber meine Entscheidungen hatten immer nur Schmerz verursacht. Jedes Mal gab es Opfer und Leid. Wie konnte ich das nur so lange ertragen?

Durch all diese schweren Entscheidungen wurde ich nach und nach von innen heraus zerstört. Früher oder später hätte es also so kommen müssen, das war bloß eine Frage der Zeit gewesen. Eri hatte den Prozess nur beschleunigt, ohne dass sie sich diese Rolle selbst aussuchen konnte. Auch den Tod hatte sie nicht selbst gewählt, dafür war ich allein verantwortlich. Sie war meinetwegen auf grausame Weise gestorben, nur weil ich die falsche Entscheidung getroffen hatte. Nur weil sie mir begegnet war und ich ihr Schicksal bestimmen musste.

Als einer der ersten Menschen war sie besorgt um mich gewesen und zum Dank hatte ich sie einfach im Stich gelassen. Hätte ich sie retten können? Vermutlich nicht. Wie sollte man unter solch einem Druck nicht verzweifeln? Lag es nur an mir oder waren Menschen allgemein nicht dafür geschaffen, Gott zu werden? Nein, diese Schuld sollte ich nicht auf andere abschieben.

Trotzdem ...
 

Alles muss verschwinden.“
 

Darin lag die einzig wahre Lösung verborgen und daran würde ich mich weiterhin halten. Auf diesen Gedanken reagierte der Kristall in mir und stieß einen weiteren Stromschlag, bestehend aus ungezügelter Kraft, durch meinen Körper. Ein süßer Schmerz, durch den ich zu schreien anfing. Über die Ruinen von Celestia fegte das Gebrüll einer furchteinflößenden Bestie hinweg, nicht das eines Menschen oder eines Gottes. Aus mir war letztendlich doch noch ein Monster geworden, genau wie Ariael damals gesagt hatte und Jupiel würde mich nun als leibhaftigen Teufel bezeichnen.

Jupiel. Ariael. Eri. Alle tot. Meinetwegen.

Erneut rauschte ein Stromschlag aus purer Macht durch jede Region meines Körpers und ließ mich ein weiteres Mal laut aufheulen. Dieser sogenannte Körper war alles, was mich noch als Gott auszeichnete. Engel und Teufel, beide Kräfte vereint, hatten mich zu dieser unkontrollierbar monströsen Form gewandelt. Rote Flüssigkeit rann aus den dunklen, tiefen Schlitzen, wo eigentlich meine Augen sein sollten, doch mein Kopf bestand nur noch aus einer gepanzerten Maske. Die eine Hälfte weiß, die andere schwarz.

Ich stand mitten in den Trümmern der ehemaligen Himmelsstadt, wo ich mir wieder und wieder die Seele – oder eher das, was noch in mir war – aus dem Leib brüllte. Etwas hielt mich an diesem Ort fest, beinahe als gäbe es unsichtbaren Ketten, durch die ich hier gefangengehalten wurde. Sicher wäre es ein Kinderspiel für mich, auch die gesamte Netherwelt mit einem Schlag zu zerstören, aber das interessierte mich gar nicht. So groß war meine Verzweiflung, dass ich nicht mal an Rache denken konnte für das, was die Teufel Eri angetan hatten. Was ich wollte, war nur ...
 

Ich muss verschwinden.“
 

Während dieser Gedanke erneut einsam durch das Labyrinth in mir schlich, bemerkte ich in meiner Verzweiflung gar nicht, dass ich Besuch bekommen hatte. Schon lange wagten sich keine Truppen aus der Netherwelt mehr hierher, um die Ruinen zu erkunden. Jede einzelne Gruppe hatte ich ausgelöscht. Diesmal kam eine Person, von der ich direkt angesprochen wurde.

„Shin Kamikaze“, hörte ich plötzlich eine tiefe, selbstsichere Männerstimme sagen. Ihr Klang bezwang sogar mein lautes Gebrüll. „Das ist also aus dir geworden?“

Abrupt brach mein Schrei in sich zusammen und ich fuhr schwerfällig herum. Dort stand er, nur wenige Meter von mir entfernt: Hien Inugami, der Gott der Netherwelt.

Sein langes, weißes Haar tanzte elegant im Wind und das violette Augenpaar musterte mich mit einem scharfen Blick. Von seinem Stolz schien er nichts verloren zu haben, so wie er dastand, völlig furchtlos und entschlossen. Obwohl er auf der Seite der Teufel stand, gab er einen viel besseren Gott ab als ich. Bestimmt gab es nichts, was Hien bereute und er besaß einen klaren Geist, der genau wusste, was er wollte. Wie sehr ich ihn darum beneidete.

„Tragisch“, kommentierte Hien meinen Anblick kühl, doch in seinen Augen lag etwas, was mich glauben lassen wollte, dass er es tatsächlich auch so meinte. „Es ist eine Schande, dass aus dir so etwas geworden ist. Du hättest so viel mehr werden können.“

Du meinst, ein würdiger Gegner für dich? Ein Krieger? Selbst wenn ich das gewollt hätte, wäre ich doch nur dort gelandet, wo ich jetzt war. Jemand wie ich konnte nur versagen. Egal, was ich auch tat, es endete stets im Unglück.

Als könnte Hien meine Gedanken lesen, verzog er das Gesicht. „Hör auf damit, dich selbst zu bemitleiden, Gott. Wie tief willst du dich mit solch erbärmlichen Gedanken noch runterziehen?“

Es war seltsam. Statt Hien wie die anderen Soldaten voller Wut anzufallen und zu zerfetzen, hörte ich ihm aufmerksam zu. Ich verstand sogar genau, was er sagte. Zum ersten Mal seit Celestia durch meine Hand zerstört worden war, fühlte ich mich vollkommen ruhig. Woran lag das nur? Warum war er überhaupt hier?

„Nun, mir kann es egal sein“, sagte Hien und nahm eine strammere Haltung ein. Noch immer fixierte er mich mit seinem Blick, ohne auch nur ein einziges Mal zu blinzeln. „Kämpfen wir, Kamikaze.“
 

Kämpfen?
 

Ein völlig neuer Gedanke erwachte ihn mir. Kämpfen. Das war typisch für Hien, zumindest soweit ich es beurteilen konnte. Gab es für ihn nichts anderes, als zu kämpfen und seine Stärke zu beweisen? Nun, das konnte mir egal sein.

Hiens Körper wurde von einer düsteren Aura eingeschlossen, die der Farbe seiner Augen glich. Kurz darauf änderte er ebenfalls seine Gestalt zu einer Bestie, durch die nur teuflische Energie gepumpt wurde. Vor mir stand ein gepanzertes Wesen, das mich herausforderte und ich zögerte nicht. Brüllend sprang ich ihm entgegen und beim Zusammenprall unserer Körper entstand eine Druckwelle, die all den Staub zwischen den Trümmern aufwirbelte.

Er konnte mir standhalten? Nachdem ich vor Verzweiflung dazu fähig gewesen war, Celestia untergehen zu lassen, blieb ich ihm selbst jetzt unterlegen? Oder war er in der Zwischenzeit noch stärker geworden? Aus irgendeinem Grund fachte das etwas in mir an, von dem ich bis gerade eben nicht mal wusste, dass es existierte. Diesen Kampf wollte ich unbedingt gewinnen.
 

Kämpfen!
 

Der Gedanke zu kämpfen überflutete schnell die leeren Gänge, bis nichts mehr von dem Labyrinth zu sehen war. Jegliche Verzweiflung konnte einfach ertränkt werden, so schwach war sie. Endlich spürte ich wieder etwas, das die Leere in mir ausfüllte. Verlor ich mich gerade wieder in dem Wunsch, stärker zu werden? Es fühlte sich ganz anders an, nicht wie damals. Im Moment wollte ich nur kämpfen, nichts anderes. Einfach nur kämpfen.

Weitere Druckwellen entstanden und unsere Schläge klangen in der Ferne sicher wie Donnerschläge. Unsere Bewegungen, nein, meine waren wild und unkontrolliert, während die von Hien den kontrollierten Gegensatz zu mir bildeten und einem Tanz glichen. Völlig blind versuchte ich ihn mit jedem Schlag einfach zu zerstören, so wie ich es zu gern mit der Verzweiflung in mir getan hätte, die dank diesem Kampf in die Ferne gerückt war.

... Moment.

Hieß das nicht, ich müsste mich wieder mit diesem schrecklichen Gefühl auseinandersetzen, sobald ich Hien besiegte? Allein die Vorstellung ließ meine Glieder schwer und meine Bewegungen träger werden. So lebendig wie jetzt fühlte ich mich schon lange nicht mehr, das wollte ich nicht verlieren. Ich wollte nicht nochmal daran denken, was ich verloren und falsch gemacht hatte. Kämpfen. War das die Antwort?

„Shin Kamikaze!“, dröhnte Hiens Stimme in meinen Kopf. „Konzentriere dich gefälligst, oder du wirst verlieren!“

Noch während diese Worte in meinem Geist verhallten, spürte ich plötzlich einen starken Druck, der von außen auf meine Brust einwirkte. Ein leises Knacken mischte sich unheilvoll in die Atmosphäre, untermalt von meinem schwerfälligen Keuchen, als kurz darauf auch der Schmerz einsetzte.

„Hör auf, so jämmerlich zu sein!“, redete mein Gegner weiter auf mich ein und schlug dabei nochmal zu.

Erneut war ein Druck gegen meine Brust zu spüren und ließ mich diesmal ein wenig zurücktaumeln. Zurückschlagen. Ich sollte zurückschlagen, aber ich konnte nicht. Meine Glieder, mein gesamter Körper, alles fühlte sich so schwer an.

Hiens Stimme brach nicht mehr ab. „Wach endlich auf, Gott!“

Das Knacken wurde lauter, als er mir noch einen Schlag verpasste und sich der Schmerz ausweitete, geradewegs zu meinem Herzen. Zu dem Kristall, der mich zu einem Gott gemacht hatte. Dem Fate Awakening Crystal.

Diesem Ding, das mein Leben gerettet und verändert hatte.

Das, was ich inzwischen mehr als alles andere verfluchte – und gleichzeitig war es das einzige, was mir geblieben war. Die letzte Erinnerung an Jupiel und Ariael.

Jupiel.

Ariael.
 

„Verschwinden ... nein, das darf nicht auch noch verschwinden.“
 

Knack! Wieder ein gezielter Hieb von Hien, der mir einen qualvollen Schrei entlockte und gleichzeitig etwas in mir entfachte, das mich endlich dazu antrieb zurückzuschlagen. Statt weiter nach hinten zu taumeln, warf ich mich nach vorne und stieß mich mit dem Körper gegen meinen Feind, doch der gab nur einen unbeeindruckten Laut von sich und hielt dem locker Stand.

„Zu schwach, so kannst du mich nicht besiegen, Kamikaze!“

„Halt den Mund!“, knurrte ich unverständlich und mit kratziger Stimme.

Mit meiner ganzen Kraft rammte ich Hien beide Fäuste seitlich gegen seinen Körper und noch während er darüber nur amüsiert schmunzelte, bildete sich glühende Hitze in meinen Handflächen. Zwei Energiekugeln, die eine blau und die andere rot. Innerhalb eines Atemzuges wuchsen sie rasend schnell heran, vermischten sich miteinander und schlossen uns beide in sich ein.

Es folgte ein ohrenbetäubender Knall, eine Explosion. Selbst durch die Panzerung meines Körpers hindurch konnte ich die Hitze spüren. Das Licht blendete mich. Violett. Eine Mischung aus Blau und Rot. Engel und Teufel.

Mir wurde schwarz vor Augen und ich versank in der Hitze, zusammen mit Hien.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Flordelis
2016-06-10T14:59:13+00:00 10.06.2016 16:59
Ich habe gerade durch Zufall den perf- ... idealen OC für TAFU gefunden und bin deswegen ganz mild geflasht - und deswegen dachte ich, dass ich mal diese FF endlich kommentieren könnte. >_<
Und darum bin ich jetzt hier~. (Yay, gleichzeitig aufarbeiten, dass ich noch viele Kommentare bei dir schreiben kann.)
Ich weiß schon gar nicht mehr, ob ich Worte über die Aufmachung deiner FFs verlieren muss, denn sie sind immer awesome. <3

> die Überhand
Oh, hab gar nicht gewusst, dass man das auch benutzen kann. Normalerweise heißt es ja "Oberhand", aber eine kurze Suche hat gezeigt, dass man auch Überhand sagen kann, wenngleich es wesentlich seltener vorkommt.

Ich war damals von dem "Ende" ja voll erschrocken. Damit hatte ich nämlich absolut nicht gerechnet, deswegen war ich aber auch voll "Wutt?", weil ich es echt eigenartig fand, dass das plötzlich passierte.
Aber schön, dass es dich zumindest zu einer FF animiert hat. <3

Du schreibst aus der Ich-Perspektive, jaaaaa~. Q_Q
*an der FF kleb*

> Er wanderte hin und wieder durch das Labyrinth der Hoffnungslosigkeit, aus dem meine Gedanken niemals mehr entkommen konnten. Meine Seele existierte nur noch als ein endloses Geflecht aus Wegen und ich war dazu verdammt, auf ewig in diesen kahlen Gängen herumzuirren.
Alter, das ist SO DAMN AWESOME
Beste Metaphern-Nutzung ever! Alle anderen können einpacken! X3
Nein, im Ernst, erst einmal ist die Metapher an sich schon großartig und dann ist da natürlich noch die Anlehnung an das Spiel, die es noch großartiger macht.

> als gäbe es unsichtbaren Ketten
Das ist auch so toll. >_<

Shins Verzweiflung kommt hier wirklich wahnsinnig gut rüber. Das ist einerseits großartig, andererseits aber auch traurig, wenn man bedenkt, dass es möglicherweise aus eigener Erfahrung herrührt.
*an dich flausch*

Hach, Hien. *_________*
*mich auf seine Schulter schleich*
Er ist so awesome und du schaffst ihn so IC. <3

Owww, Shin liebt diesen Kristall. :<
Aber klar, es ist auch seine letzte Erinnerung an die beiden Frauen, mit denen er einmal dadurch verbunden gewesen ist. >_<

> Mir wurde schwarz vor Augen und ich versank in der Hitze, zusammen mit Hien.
Faren: Oho~, sieh an, sieh an. >:3
Kieran: Nicht alles hat immer damit zu tun. =_=
Faren: Dann sollte sich nicht alles so lesen. ù_û
Kieran: *facepalm*


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