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Sturm & Drang

von

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Nach dem Abend, ist vor dem Abend

Kapitel 82
 

~~~~~~ „Keine Ahnung! Er hat sich einen Ring angesteckt und behauptet er wär' verheiratet“; lachte Matt abermals. „Der hatte wohl schon zu viel Wodka!“, die beiden Mijotos stellte er vor die beiden. „Oder was denkst du?“

„Wenn er das sagt, wird es wohl auch stimmen!“, schoss es grinsend aus seinem Mund. Anja deutete ihm derweil schon an, dass sie wieder tanzen wollte. Dem war Max nicht abgeneigt. „Ich komm nachher nochmal!“, winkte er ab und folgte ihr ins Gedränge... ~~~~~~
 

Für den Halbrussen begann der Morgen träge. Er lag auf einer Couch, die er schnell als seine ausmachte. Er fühlte sich schwer, so schwer, dass er seine Augen nicht öffnen wollte. Wie viel hatte er getrunken? Und dann diese Frauen... Tief holte er Luft und dämmerte erneut ein.
 

Seine Frau war bereits ausgeschlafen. Sie konnte nicht wirklich ein Auge zu tun, bei dem Gedanken, dass Kai in einem Club voller Frauen war. Das bedachte sie am Tag zuvor nicht, als sie ihm überschwänglich anbot, mit Max einen drauf zu machen. Sie seufzte und stieg die Treppen vorsichtig nach unten. Sie sah kaum noch die nächste Stufe vor sich, so groß war ihr Bauch schon. Alles lief unfallfrei. Unten angekommen wollte sie noch die Unordnung von gestern Abend beseitigen, Emilia ließ ihr ganzes Spielzeug im Wohnzimmer herumliegen. Die Schwangere ließ sich am Couchtisch nieder. Sie sammelte die ersten Spielsachen ein ehe sie ihren Mann auf der Couch liegen sah. Zur Seite gedreht, halb auf dem Bauch. Die Wodkaflasche in der Hand.
 

„Echt jetzt?“, murmelte sie Augen rollend zu sich und versuchte leise die Spielsachen in die Stoffkiste zu legen. Er sah fertig aus, bemerkte die brünette. Nun ja...wenn er eine Flasche Wodka intus hatte, wunderte sie das nicht. Ihr Gesicht war genervt. Sie erinnerte sich an die letzte Party mit ihm und Wodka. Das war...ihre erste Nacht mit ihm... Sofort nahm das Gesicht der jungen Frau einen zarten rot-Ton an. Was, wenn er in der Nacht-? Sie schlug die Hand vor den Mund. „...nein....“, hauchte sie ängstlich. Nein, dass würde er nicht tun, oder? Hilary war hin und hergerissen zwischen ihren Gedanken. 'Nein! Bestimmt nicht!', sagte sie innerlich. Dann fiel ihr Blick wieder auf die Wodkaflasche in seiner Hand. Er hielt sie am Flaschenhals, und sie stand schräg auf dem Boden. Hilary seufzte erneut. Die Flasche würde sie erstmal wegräumen, nicht dass er nach dem Aufwachen direkt weiter trinken wollte. Sie stockte, die Augen weit geöffnet. „Das...“, sie sah den Ring an seinem Finger. Das war eindeutig sein Ehering! Ihre Hand zog sie zurück. Auf ihren Lippen zeichnete sich ein glückliches Lächeln ab. Wie gerne würde sie ihm jetzt um den Hals fallen! Das würde sie nachher tun, wenn er ausgeschlafen war. Jetzt legte sie ihm vorsichtig eine weiche Decke über und ließ ihn seinen Rausch ausschlafen.
 

Ein paar Stunden später wachte der Russe auf. Nicht mehr an die Flasche denkend, drehte er sich auf den Rücken zum Strecken. Das Klirren machte auch Hilary wieder aufmerksam. Genervt streckte er sich nochmal, um dann nach der Flasche zu angeln.
 

„Hast du ausgeschlafen? Ich dachte du kommst ins Bett...“
 

Der blau-haarige öffnete seine Augen mehrmals bis er seine Frau ganz erkannte. „Hm....“, wortkarg fiel die Antwort aus. „Wollte dich nicht wecken...“
 

„Ach so...“, sagte sie enttäuscht. „Wann seid ihr denn wiedergekommen?“, erkundigte sie sich.
 

„Hmmm....weiß nicht...war spät...“, die Flasche stellte er auf dem kleinen Tisch ab. Wo hatte er die denn mitgehen lassen? Er musste sich bei Matt melden deswegen. „...keine Ahnung wo Max ist...“, er zuckte mit den Schultern. Seine Frau musterte ihn auffällig.
 

„Ihr wart doch zusammen unterwegs?“
 

„Ja.“, er starrte weiter auf die Wodkaflasche. „Hab ihn aus den Augen verloren.“, er streckte sich erneut, dabei seine Frau hinter ihm suchend. Sie nahm seine Hände in ihre und führte sie auf ihren Bauch.
 

„Du trägst deinen Ehering...“, hauchte sie, als die Schwangere wieder das glänzende Schmuckstück an ihm sah. Sein Kopf fiel gegen die Lehne und er schnaubte.
 

„Hatte keinen Bock auf dumme Anmachsprüche...“, gab er seiner Frau ehrlich zu verstehen.
 

„Du hast also keine...“, wollte sie ihre Unsicherheit beseitigen. Kai löste seine Hände von ihr, damit er in ihr Gesicht sehen konnte.
 

„Nein...es gibt nur dich.“, lächelte er sie liebevoll an. Ein inniger Kuss, der noch nach Wodka schmeckte, räumte ihre Unsicherheit komplett aus der Welt.
 

Der nächste Morgen kam auch unerwartet schnell für den Amerikaner. Angestrengt öffnete er die Augen, die gleich darauf wieder zufielen. Er versuchte es nochmal. Alles, was gerade noch verschwommen war, sah er etwas deutlicher. Ein großes Panoramafenster... Wann hatte Kai ein Panoramafenster in sein Gästezimmer bauen lassen? Die Augen fielen wieder zu. Dann kam der große Hammerschlag. Es dämmerte ihm. Das hier war nicht Kai's Haus. Aufgeschreckt fuhr er hoch, was er sogleich bereute. „Oh man...“, schmerzerfüllt hielt er seinen Kopf. Vielleicht hatte er etwas zu viel gestern Abend. Wann war er denn eigentlich...? Ach...er ließ es sein. Max hatte keine Ahnung wie spät es war als... Und wie war er...? Auch das konnte er nicht genau sagen, sein Kopf schmerzte. Allerdings stellte sich eine Frage immer lauter: Wo war er...?

Das Zimmer kam ihm überhaupt nicht bekannt vor. Vom Mobiliar her schloss er auf ein Hotelzimmer. Unter großer Anstrengung setzte er sich auf die Bettkante zum Fenster hin. Der Himmel war behangen mit grauen Wolken. Es regnete in Strömen. Er stöhnte laut auf. Ein verdächtiges Rascheln hinter ihm holte ihn zurück.
 

„Morgen...“, murmelte es auf der anderen Bettseite. Max fuhr erschrocken herum.
 

„Eh? ...autsch...“, wieder dieser Schmerz. Auf der anderen Seite lag wirklich eine Frau. Schnell drehte er sich zurück. Wer war sie? Was - sein Kopf warf ihm eine gestrige Erinnerung nach der anderen hin. „...shit“, seufzte er, als eine zarte Hand sich um seine Schulter legte.
 

„Hast du gut geschlafen?“
 

Max konnte nichts Ausführliches darauf äußern. Der Schock stand ihm noch ins Gesicht geschrieben. Kreidebleich vor Angst drehte er sich noch einmal herum. Er stellte die alles entscheidende Frage...

„Hatten wir was mit...ein...ander...?“, die Frau, die er als Anja identifizierte, küsste ihn auf die Schulter.
 

„Du warst ausdauernd, Maxi...“, ihre Hände glitten auf seinem Oberkörper auf und ab und bereiteten dem Amerikaner eine Gänsehaut.
 

„Wow....ähm...ich sollte gehen...“, ihre Hände schob er von sich und begann seine Klamotten zusammen zu sammeln. Scheiße, sie lagen im ganzen Raum verteilt. Er hatte soweit alles. Wirklich alles? Verdammt, wo lagen seine Shorts??? Panisch sah er sich im Raum um.
 

„Suchst du die hier?“, kam es verführerisch vom Bett. Anja ließ seine dunkelrote Unterhose um ihren Finger kreisen. Max erstarrte.
 

„Ja!“, versuchte Max gezwungen zu grinsen. Schnell schnappte er sich das noch fehlende Stück und verschwand in dem kleinen Bad. Man, war ihm das peinlich! Er zog in Windeseile seine Kleidung über, besah sich im Spiegel. „Holy Shit...“, seine Haare waren komplett zerzaust, er hatte Augenringe und sah aus wie der Tod auf Latschen. Ob es seinem Freund ebenso ging? „Kai!“, er hatte ihm gar nicht Bescheid gegeben, oder? Er kramte sein Handy aus der Hosentasche. Es war bereits nach 14 Uhr. Die anschließenden Nachrichtenverläufe zeigten ihm, dass er dem Russen nichts schrieb in der Nacht.

Leise öffnete er die Tür vom Badezimmer. Wie sollte er hier jetzt herauskommen? 'Hey, war schön mit uns, ich geh dann mal'? Max schüttelte den Kopf und lief prompt in seine nächtliche Eroberung. „Oh! Ähm...“, begann er zu stottern.
 

„Ich versteh schon. War schön mit dir! Vielleicht sehen wir uns ja nochmal.“, begann Anja freundlich genau das zu sagen, was er verwarf. So einfach war das? War sie ihm nicht böse, dass er gehen wollte?
 

„Ähm...Sorry...ja war echt schön und so...ähm....Bye!“, er schnappte noch seine Jacke und verließ das Hotelzimmer.
 

Im Foyer des Hotels angekommen, holte Max erneut sein Handy heraus. Was Kai wohl noch gemacht hatte gestern? Er wählte seine Nummer und rief ihn an.

„Nein...“, er legte direkt wieder auf. Das wollte er nicht. Er konnte sich bildlich vorstellen, wie der Russe aussah, wenn er ihn fragen würde, ob er ihn abholt. Lieber suchte er sich ein Taxi um zurückzukommen. Er schickte dem blau-haarigen lieber eine Nachricht.
 

14:23 Uhr

Max: Schon wach?
 

Bei dem Russen ging die Nachricht ein. Er döste auf der Couch. Seine Frau ebenfalls, nur seine Tochter schaute gespannt auf den knallig bunten Kinderfilm, der gefühlt seit einer Stunde lief. Ja, auch die beiden parkten ihre Tochter mal vor dem Fernseher. Er bemühte sich sein Handy aus der Tasche zu ziehen.
 

14:27 Uhr

Kai: Schon lange vor dir.

Kai: Wo bist du?
 

14:30 Uhr

Max: Bin auf dem Weg zu euch...sitze im Taxi...
 

14:30 Uhr

Kai: Wo?
 

14:30 Uhr

Max: Nähe Kreml...
 

14:31 Uhr

Kai: Lange Nacht gewesen...hm?
 

14:32 Uhr

Max: Red nicht davon...

Max: Bin in ca. 30 Minuten da
 

14:35 Uhr

Kai: Ok.
 

Kai bemerkte wieder den neugierigen Blick seiner Frau. „Kannst du das bitte lassen...“
 

„Hast du etwa Geheimnisse?“
 

„Nein. Was hast du gestern eigentlich gemacht?“, wollte der Halbrusse lieber wissen.
 

„Ich? Nichts besonderes...“, gab sie schnippisch als Antwort. Kai grummelte vor sich hin, das Augenrollen konnte sich Hilary vorstellen ohne ihn dafür anzusehen. „Emilia, komm mal her! Was haben wir gestern tolles gemacht?“, rief sie die Kleine zu sich. Sie kletterte zwischen die beiden Erwachsenen.
 

„Pizzaaaaaaaa!“, schrie sie voller Freude, wobei sie sich groß machte und ihre Ärmchen nach oben warf. Dabei kippte die kleine nach hinten, weil sie zu viel Schwung nahm. „Eh?“, Hilary sah ihre kleine Tochter schon auf die Kante des Tisches fallen. Automatisch griff sie mit der freien Hand nach Emilia und auch Kai schien den selben Gedanken gehabt zu haben. Beide griffen eine Hand der kleinen und zogen sie zurück auf die Couch. Hilary war erleichtert, sofort fiel Emilia ihren Eltern in die Arme. Jedem ein bisschen. Sie fand das Ganze eben total witzig! Lachend riss sie nochmals die kleinen Ärmchen in die Luft und fiel absichtlich nach hinten. Hilary stockte erneut der Atem, als Kai sie schon mit dem Bein vor dem Fall bewahrte. Emilia lachte sich bald zu Tode, als ihr Vater noch anfing mit dem Bein zu wippen, wobei er sie ein kleines Stück nach hinten fallen ließ und sie direkt wieder auffing.
 

„Was war auf der Pizza?“, wollte der blau-haarige von seiner Tochter wissen. Die gluckste weiter vor sich hin. „Hm?“ , seine Augenbraue wanderte nach oben.
 

„Käseeeeeeee!“, rief sie lauthals heraus und lachte wieder unaufhörlich. Selbst Kai musste unweigerlich anfangen zu lachen. Er quetschte seiner Tochter auf diese Art noch die restlichen Antworten über das gestrige Abendessen heraus. „Aaaaahhhhaaa haaahaha! Paaaaaapaaaa!“, sie war total außer Atem vom Lachen, das merkte auch Kai. Er zog sie zu sich auf das Sofa zurück, wo Emilia sich direkt auf ihn kuschelte. Er wagte es nicht sich zu bewegen, hatte er der Kleinen doch immer nur das Nötigste an Körpernähe gegeben, so wie er es auch erfahren hatte. Mit offenem Mund suchte er hilflos nach Rat bei seiner Frau, die über beide Ohren grinste. Das Bild war zu süß, ihre beiden Lieblinge so miteinander zu sehen, fand sie.
 

„Entspann' dich einfach!“, legte sie ihm Nahe. Er sah auf den kleinen braunhaarigen Schopf, der sich noch immer an ihn kuschelte und beide Händchen fest um seinen Hals gelegt hatte. Es fühlte sich so unglaublich gut an, diesen kleinen quirligen Zwerg auf sich liegen zu haben. Ein verträumtes Lächeln umspielte seinen Mund. Er strich ihr liebevoll über den Kopf bis hin zum Rücken, wo er sie vorsichtig näher an sich drückte.

Ja...die kleine war sein Ein und Alles!

Und um nichts in dieser Welt würde er sie je wieder hergeben!

Genauso wenig wie seine Frau, die ihn zärtlich küsste.

Dieser Kuss sollte jedoch grobmotorisch unterbrochen werden, denn Emilia wollte ihren Papa gerade nicht mit ihrer Mutter teilen und schob sie unsanft von seinem Gesicht weg. Kai griff die Hand seiner Tochter.
 

„Lass das.“, sagte er bestimmt, aber seltsam weich. Er fuhr zu seiner Frau herum, die ihn erneut zärtlich küssen wollte. Ihre Lippen legten sich aufeinander und Kai spürte schon wie Emilia wieder dazwischengehen wollte, also hielt er beide Händchen fest und genoss den innigen Kuss zu seiner Frau, während seiner Tochter im wahrsten Sinne die Hände gebunden waren. Doch auch die kleine sollte auf ihre Kosten kommen. Nach dem Kuss ihrer Eltern bekam auch sie ihre Aufmerksamkeit zurück. Hilary überhäufte die kleine mit vielen kleinen Küsschen, wobei sie sich wieder kaputtlachte, denn wehren konnte sie sich immer noch nicht...
 

Etwas später kam auch Max bei der jungen Familie an. Die Fahrt verging wie im Flug. Er war nochmal eingenickt. Vor der Eingangstür checkte er schnell seine Haare im Handydisplay und hoffte, dass keiner der beiden etwas bemerken würde.

Die Tür fiel leise ins Schloss.

Emilia hörte das als erstes und stürmte unaufhaltsam in den Vorflur. Ihre Eltern hörten anhand ihres freudigen Geschrei, dass Max angekommen war. Er versuchte seine kleine Freundin zu beruhigen, denn sein Kopf brummte mächtig nach der vergangenen Nacht. Schließlich kam er vorsichtig mit Emilia auf dem Arm ins Wohnzimmer geschlichen und erstarrte aber gleich darauf. Kai und auch Hilary sahen ihn mit hochgezogenen Augenbrauen an.
 

„Wo warst du denn so lange?“, ergriff Hilary das Wort und stellte fast vorwurfsvoll ihre Frage. Max fühlte sich damit schon ertappt und druckste herum.
 

„Lass ihn. So wie er aussieht hat er die Nacht zum Tag gemacht.“, scherzte Kai trocken und ging in die Küche. Max ließ Emilia wieder runter und sah zu, dass er schnellstmöglich von Hilary Abstand bekam. Erstmal musste er duschen. Der Geruch des letzten Abends hing in seiner Kleidung und auf ihm fest...wenn nicht noch mehr.
 

„Max!“
 

„Shit...“, er hatte gehofft, Kai auch entgehen zu können. Weit gefehlt. Er stand in der Küchentür, schüttelte scherzhaft die Flasche Wodka in seine Richtung, dabei grinsend. „Oh. Nein. Kein. Wodka.“, er wollte lieber schnell weiter nach oben.
 

„War sie gut?“, fragte der Russe als sein Kumpel auf halber Treppe war. Wieder schien der blonde kurz zu Eis zu gefrieren ehe er so schnell er konnte die Flucht ins Bad ergriff. Kai stand derweil weiter mit der Wodkaflasche in der Küchentür mit der er liebäugelte. Er dachte darüber nach, sich einen zu gönnen.
 

„Das machst du nicht...“
 

Ertappt ließ er das Hochprozentige niedersinken. „Nein...“, sagte er langgezogen. „Ich hab überlegt, wo ich mir die besorgt habe...“, sprach er nachdenklich.
 

„Und zu welchem Schluss bist du gekommen?“
 

„Das ich Matt 'ne Menge Geld schulde...“
 

„Ach ja?“
 

„Hm... eine drei Liter Beluga Wodkaflasche hab ich bislang nur im Cube gesehen. Alle anderen Clubs nehmen es nicht so genau mit Wodka.“, klärte er seine Frau auf, die nur Bahnhof verstand.
 

„Ist wohl so ein Russending...dass du so etwas weißt?
 

„Ha. Ha. Wenn du wieder trinken darfst, erklär ich dir den Unterschied.“, grinste er wieder. Er wusste, dass sie nicht exzessiv Alkohol trinken würde. Die Flasche stellte er zurück in die Kühlschrank.
 

„Wo ist denn Max schon wieder hin?“, der Russe deutete nach oben. Er würde später noch alles aus ihm herausquetschen können.
 

Oben versuchte Max einen Moment abzuschalten. Das warme Wasser prasselte auf ihn nieder. Es tat ihm gut. Regungslos stand er einfach nur unter der Dusche, bis sich sein Gewissen meldete. Die Bilder vom letzten Abend schossen ihm in den Kopf. Bilder von Anja. Wie er mit ihr. Er schüttelte wild den Kopf und wuselte durch seine blonden Haare. Da waren sie wieder – Kopfschmerzen.

Er ließ schlaff seine Hände sinken. „Wie soll ich ihr das nur erklären...“, sprach er mit sich und hoffte auf eine Antwort, die ihm verwehrt blieb. 'Was sie nicht weiß, macht sie nicht heiß', kamen ihm Kai's Worte wieder in den Kopf. Sollte er das wirklich unter den Tisch kehren?

Das Wasser drehte er zu und stieg aus der Dusche heraus. Flüchtig hatte der blonde sich abgetrocknet, als er schon mit dem Handtuch um die Hüfte über den Flur zu seinem Zimmer eilte.
 

16:03

Max: Ich hau mich wieder auf's Ohr...
 

Kai las die Nachricht, antwortete aber nicht weiter darauf. Mit seiner Frau machte er sich später einen ruhigen TV-Abend...
 

Tags darauf war der Russe früh auf. Es war Sonntag und so langsam musste er endlich eine Entscheidung treffen, ob er diese Elena einstellte oder nicht. Allerdings hatte er ein ungutes Gefühl. Er zog den Ärger damit förmlich an, wenn er sie einstellte. Grimmig und in Gedanken versunken saß er mit seinem Kaffee vor dem Laptop und wägte Pro und Kontra ab. Dabei half ihm die Liste von Max, die er beim Bewerbungsgespräch schrieb. Ein genervtes Schnaufen hallte durch den Raum. Er musste sie einstellen. Am Laptop öffnete er das Email-Postfach. In ihren Unterlagen blätterte der Inhaber des Sportzentrums nochmal nach ihrer Email-Adresse und tippte sie sorgfältig ab. Da er das Risiko nicht eingehen wollte, griff er auf diese Möglichkeit zurück.
 

'Sehr geehrte Frau Bogdanowa,

ich möchte Sie am kommenden Donnerstag...'
 

„So ein Schwachsinn...“, er löschte das eben Geschriebene wieder und fasste sich so knapp wie möglich. Er hasste diese förmlichen, hochtrabenden Floskeln.

Also schrieb er:

Sehr geehrte Frau Bogdanowa, kommenden Mittwoch am Roten Platz, 15 Uhr. Pünktlich!

Gez. K.H.

Sofort schickte er die E-Mail ab. Sie würde schon wissen, wer ihr schrieb. Blieb nur zu hoffen, dass dieser irre Kerl nicht dazwischen funkte. Gelangweilt blätterte er in den Unterlagen herum. In ihm rotierten verschiedene Gedanken... Wie lange bräuchte er, um sie einzuarbeiten? Könnte er jemanden aus Max' Team von New York nach Moskau abziehen? Würde sie überhaupt...
 

„Papa?“
 

„Hm...“
 

„Papa!“, wurde die zarte Stimme energischer.
 

„Hm?“, er drehte den Kopf herum. „Emilia? Du bist schon wach...Was ist?“, wand er sich ganz der kleinen zu.
 

„Da...“, traurig hielt sie ihren kleinen Stoffhasen hoch, aus dem die Watte herausquoll. Sie stand kurz vorm Weinen und schniefte ständig.
 

„Oh. Was ist denn da passiert...?, sorgsam nahm er seine kleine Prinzessin auf den Schoß, stapelte rasch seine Unterlagen auf der Seite vom Küchentisch und besah das Stofftier genauer.
 

„Hasi hat Aua...“, sie schniefte erneut verdächtig laut und zeigte auf die kaputte Stelle. Gleich darauf rollten ihr die ersten Tränen über das noch verschlafene Gesicht. Kai holte tief Luft. Nicht schon wieder, dachte er sich. Sein Einfühlungsvermögen war mit Nichten genauso gut wie das eines Steins...und selbst der würde das besser hinkriegen als er. Krampfhaft suchte der Vater nach einer Lösung.
 

„Zeig' mal her...“, die kleine übergab ihm den kleinen Hasen. „Weißt du...manchmal...“, er versuchte die Watte wieder hineinzudrücken und eine Geschichte zusammen zu reimen. „...da wird man krank...und man braucht einen Arzt...“, die Watte quoll direkt wieder aus der offenen Stelle heraus. „So wie ich...siehst du?“, er deutete auf seine Verletzung an der Hand. Emilia hörte ihm mucksmäuschenstill zu und nickte, und hatte bereits vergessen, dass sie voller Trauer über ihr Kuscheltier war. „Wir sollten deinen Hasen hier...auch zu einem Arzt bringen...“, die kleinen Augen der braunhaarigen wurden umgehend riesengroß.
 

„Gregor?“
 

Ihr Vater lachte kurz auf. „Der wird wohl noch schlafen...nein...“, sofort schmollte die kleine wieder und war den Tränen nahe. Kai zog die Augenbrauen ergeben weit hoch, sodass seine Stirn sich in Falten legte. „Warte kurz...“, er setzte die kleine auf seinen Stuhl und suchte etwas in den Küchenschubladen. Neugierig verfolgte sie ihren Vater. „Hier.“, er stellte das kleine Nähkästchen auf dem Tisch ab. Wenn der Arzt noch schlief, musste er wohl den Bereitschaftsdienst übernehmen. Emilia hob er auf den Tisch hoch, übernahm ihren kleinen Patienten und kramte in dem Kästchen. Passendes Werkzeug fand er schnell. Gezielt fischte er einen roten Faden heraus und begann mit der Notoperation. Zehn Minuten später sah das Kuscheltier halbwegs annehmbar, mit ein paar Kreuzstichen, zusammengenäht aus. Emilia störte das Aussehen der Naht aber überhaupt nicht, es zählte, dass der plüschige Patient überlebte!

Überschwänglich kuschelte sie den Hasen wieder fest an sich.
 

„Spasibaaa!“, rief sie glücklich und krabbelte auf den Arm ihres Vaters. Er sah ebenfalls zufrieden aus und strich ihr über den kleinen Kopf.
 

„Jetzt gehst du aber nochmal ins Bett...“, es war nicht einmal sieben Uhr in der Frühe, also brachte er seine Tochter zurück ins Bett. Es dauerte nicht lange da war sie wieder eingeschlafen, glücklich mit ihrem Hasi.

Leise schlich er sich aus dem Zimmer seiner Tochter. Die Tür nebenan öffnete sich leise.
 

„Kai?“
 

„Hm....Du auch schon wach?“, was war das für ein verrückter Morgen? Seine Frau stand mit einem weiten Shirt vor ihm.
 

„Ja...irgendwie fühl ich mich nicht gut...“, sie hielt ihren Bauch und atmete verspannt ein und aus. Schlagartig kam dem Russen die Erinnerung von vor ein paar Monaten ins Gedächtnis.
 

„Das Baby?!“
 

„Hmmm....puuuuuh... Ich schätze schon...puuuuuh...“, sie stützte sich am Türrahmen ab. Kai trat näher an sie und versuchte sie irgendwie zu stützen. „...wir müssen warten... vielleicht sind es einfach nur Senkwehen...“, wieder atmete sie angestrengt aus, den Bauch haltend.
 

„Leg' dich wieder hin! Ich- ich rufe Gregor an!“
 

„Nein... Bleib' bitte ruhig...Kai.“, drückte die Japanerin ihren Mann an der Schulter und atmete tief aus. Das hatte sie damals schon gelernt im ersten Geburtsvorbereitungskurs. Kai allerdings nicht. Er wurde gerade ins kalte Wasser geschmissen. „Bitte.“
 

Der Russe holte ebenfalls tief Luft um sich zu beruhigen. „Okay...aber nur eine halbe Stunde. Was soll ich machen?“
 

„Meine Krankenhaustasche nach unten bringen.“, er tat wie ihm aufgetragen und seine Frau ging langsam ins Badezimmer. Kurz darauf klopfte es an der Tür.
 

„Alles okay?“, hörte sie ihren Mann beunruhigt von draußen fragen.
 

„Ja...komm rein...“, schnell trat er ein. Hilary saß auf dem Toilettendeckel, sich auf den Beinen abstützend. „Es geht schon wieder.“, lächelte sie etwas gequält. Dafür erntete sie eine skeptisch hochgezogene Augenbraue ihres Mannes. „Ehrlich.“, sie stand auf und ging zurück ins Schlafzimmer wo sie sich anzog. „Weißt du, ein paar Wochen bevor der Geburt rutscht das Baby tiefer ins Becken... Das sind Senkwehen. Also halb so wild.“, sanft legte sie ihre Hand auf seine Wange. „Allerdings hatte ich das nicht so schmerzhaft in Erinnerung.“, grinste sie ihn an.
 

„Na toll...“
 

Am Vormittag informierte Kai sicherheitshalber doch seinen Freund über Hilary's Gemütszustand, der beruhigte ihn aber ebenfalls. Solang die Brünette keine regelmäßigen Abstände zwischen den Wehen hätte, bräuchte er sich keine Sorgen machen. Das war leichter gesagt, als es umzusetzen war. Also durfte sie den restlichen Tag auf der Couch verbringen und sich von ihren Männern bedienen lassen. Max ging in seiner Aufgabe völlig auf. Er schien seinen Beruf verfehlt zu haben, hätte er lieber Kellner oder Butler werden sollen.
 

„Hey...ähm...wegen gestern...“, begann Max in der Küche als er das schmutzige Geschirr in den Spüler räumte. „Das bleibt wirklich unter uns, okay?“
 

„Du hast wirklich eine abgeschleppt?“, fragte er sichtlich verblüfft.
 

„Schätze schon...“, seufzte der Amerikaner peinlich berührt. Der Russe hingegen wartete auf mehr Informationen, schließlich erzählte er Max damals auch von einigen seiner Eroberungen. „Ich fühl mich schlecht.“
 

„Das ist völlig normal. Vergeht mit der Zeit.“, zuckte Kai emotionslos die Schultern worauf Max ihn entrüstet ansah.
 

„Das sagst du so leicht. Ich fühl mich hundeelend... Wie soll ich das Emily erklären?“
 

„Fragst du mich das wirklich?“, gab er genervt zurück. Ein lautes Seufzen entwich dem blonden erneut.
 

„War sie denn gut?“
 

„....ja.“, hörte er seinen Kumpel kleinlaut zugeben. „...es war wahnsinnig gut...“, fügte er noch an. Bei dem Russen zeichnete sich deutlich ein unterdrücktes Grinsen ab.
 

„Ich hab's dir ja gesagt.“, er klopfte dem Amerikaner stolz auf die Schulter. Er hatte den ersten Schritt in die Unabhängigkeit getan, auch wenn er das noch nicht einsehen wollte. „Übrigens... Ich hab für Mittwoch den Termin zur Vertragsunterzeichnung ausgemacht.“, sagte er beiläufig und fing an Kartoffeln für das Abendessen zu schälen.
 

„Cool. Kann ich wieder mitkommen?“
 

„Klar, warum nicht. Hier, hilf mir damit.“, er warf Max eine große Kartoffel zu.
 

„Mich braucht ihr für's Abendessen nicht einzuplanen.“, und legte das Gemüse auf der Küchenzeile ab.
 

„So?“, fragte er überspitzt.
 

„Bin verabredet mit dem 'Night Flight'“, grinste Max und ließ Kai nicht schlecht staunen.
 

„Du erzählst mir, dass du dich scheiße fühlst nach dem One Night Stand und gehst dann direkt in einen Stripclub?“
 

„Na ja...sie ist nicht hier. Da ist es wohl was anderes.“, überlegte er gedankenversunken. „Und was sie nicht weiß, macht sie nicht heiß. Deine Worte!“, konterte Max und kickte den Russen ins Aus.
 

„Touché.“

Beide warfen sich noch einen vielsagenden Blick zu und grinsten sich wissend an. Max gefiel ihm. War er nach dem Druckausgleich wieder viel entspannter und geerdeter als noch vor zwei Tagen. Sollte sich der Amerikaner doch in Moskau austoben wie er wollte, der Russe würde ihn sicher nicht daran hindern. Zufrieden grinsend schälte er die restlichen Kartoffeln fürs Abendessen weiter.
 

Max bereitete sich darauf vor erneut auf die Piste zu gehen. Frisch geduscht verließ er das Bad mit dem Handtuch um die Hüften. Mit einem zweiten rubbelte er über seine noch nassen Haare. In der anderen Hand das Handy. Er scrollte durch seine Telefonliste. „Hm...“, wen sollte er fragen? Alleine ging er nicht so gern aus, zu zweit sah das anders aus. Da Kai heute Abend ausfiel, musste er jemand anderen finden. Vielleicht Anja? Er scrollte zurück nach oben. „Nein, lieber nicht.“ Im Zimmer angekommen flog das Telefon auf's Bett. Zielsicher zog er ein paar lockere Sachen heraus. Es sollte heute Nacht außergewöhnlich warm bleiben in Moskau, weshalb er sich auch für olivgrüne Cargoshorts und ein schwarzes T-Shirt mit Aufdruck entschied. Geldbeutel und Handy verschwanden in den Hosentaschen. Die Jacke sparte er sich.

Unten im Flur checkte Max vor dem großen Wandspiegel seine Frisur und zupfte ein paar Strähnen nach vorn ins Gesicht.
 

„Du hast dein schlechtes Gewissen aber schnell abgelegt.“, hörte er die vertraute Stimme des Russen hinter sich. Max zwinkerte ihm wissend zu. Was sollte er auch trübsal blasen? Jetzt oder nie! Er war schließlich nur einmal jung. „Übertreib es nicht.“, fügte er an.
 

„Hehe, ich doch nicht.“, leichtfüßig drehte er sich zu seinem Kumpel und präsentierte sich. „Was sagst du?“, grinste er wieder und wollte eine Meinung zu seinem Outfit hören.
 

„Mich würdest du damit nicht herumkriegen.“
 

„Du bist auch nicht mein Typ!“, lachte Max laut los. „Come on!“, er wollte seine Meinung jetzt wissen.
 

„Ganz passabel.“
 

„Auch für's Night Flight?“
 

„Klar.“
 

„Oooookay!“, er zupfte sein Shirt locker von der Brust und wand sich zum Gehen. „Wir sehen uns morgen!“, winkte er fröhlich, als Kai ihn nochmal zurück pfiff.
 

„Hier. Die wirst du mehr brauchen als ich im Moment.“, er zog ein paar Kondome aus seiner Hosentasche und drückte sie dem Amerikaner schmunzelnd in die Hand. Max war darauf nicht vorbereitet. Seine Gesichtsfarbe ähnelte nun der einer überreifen Tomate. Schnell verstaute er die Gummis in seiner Geldbörse.
 

„Man! Du bist peinlicher als Mom!“, warf er ihm sichtlich errötet vor, ehe er sich endgültig aus dem Staub machte.

In der Innenstadt tummelten sich wie ein paar Tage zuvor jede Menge junger Leute. Es war angenehm warm um diese Uhrzeit, und dass heute Sonntag war störte niemanden hier. Am Night Flight war es seltsam ruhig. War der Laden noch nicht offen? Er drückte gegen die Eingangstür, doch entgegen allem konnte er eintreten. Sofort war er versetzt wie in eine andere Welt. Es schlug ihm ein angenehmer Duft in die Nase – Kirsche und Vanille? Er war sich nicht ganz sicher. Dann sah er sich genauer um. Scheinbar stand er in mitten eines Restaurants. Stimmte. Das Night Flight war nicht nur Stripclub, sondern auch Nachtclub und Restaurant in einem. Weiter im inneren des Etablissements dröhnte gedämpft Musik an ihn heran. Hinter einer schweren, gepolsterten Metalltür erdrückte es ihn. Hier lief die Party also. Laute Musik, Bässe die einem bis ins Mark gingen. Um ihn herum massenhaft Menschen. Die Sitzgruppen waren alle besetzt und auch wenn es noch nicht sehr spät war, hatten einige Besucher ihre Hemmungen bereits verloren. „Hm?“, sein Handy vibrierte.
 

21:59 Uhr

Kai: Dein Dienst beginnt um Punkt 9 Uhr.

Kai: Keine Minute später.
 

Max entglitten für einen Moment die Gesichtszüge.
 

22:00 Uhr

Max: I know :D
 

Vermutlich müsste er die Nacht zum Tag machen um nicht zu verschlafen. Er öffnete seine Kamera und drehte ein kurzes Video, was er dem Russen sogleich schickte.
 

22:01 Uhr

Max: Mega Stimmung hier!
 

Kai öffnete nichtsahnend das Video. Er erschrak, als ihm die laute Musik aus dem Club entgegen schlug, genau wie seine Frau, die kurz vor dem Einschlafen war.
 

„Spinnst du?!“, giftete sie ihn an. Der blau-haarige schaltete den Ton umgehend aus.
 

„Ja....sorry...“, versuchte er seine aufgebrachte Frau nicht zu sehr zu beachten. Er tippte stattdessen eine Antwort an Max.
 

22:05 Uhr

Kai: Korrektur:

Kai: Dienstbeginn 8:30 Uhr
 

Das würde der Amerikaner nicht noch einmal machen, hoffte der Russe. Er schaltete das Display aus.

Auch Max verstaute das Handy wieder in der Hosentasche. Etwas gedämpft in seiner Partystimmung, über den früheren Dienstbeginn, lief er zur Bar. Davon würde er sich den Abend nicht vermiesen lassen.
 

„Hey!“, lächelte er die knapp bekleidete Bedienung hinter dem Tresen an. „Ein Bier bitte!“, prompt stand eine geöffnete Flasche des Getränks vor ihm. Dankend prostete er ihr zu und zog Richtung Tanzbereich ab.
 

Die Stunden vergingen.
 

Wie ließ der Amerikaner den Alkohol in Strömen fließen. Nicht so viel und nicht so durcheinander wie im Cube, dennoch mehr als sonst. Sein Glück bei den Frauen hatte ihn an diesem Abend auch verlassen. Er flirtete zwar was das Zeug hielt, doch konnte er nichts angeln.

Gegen ein Uhr in der Nacht beschloss er es aufzugeben. Müde leerte er das letzte bisschen aus dem Glas und bezahlte. Was für ein ernüchternder Abend. Er lief wieder durch die schwere Metalltür durch das Restaurant. Auch hier machten die Bedienungen allmählich Feierabend.
 

„Meinst du ich kann schon los?“
 

„Ach, klar! Ich mach den Rest hier fertig. Geh nur!“, unterhielten sich zwei junge Kellnerinnen, eine von ihnen wusch benutzte Gläser, während die andere diese abtrocknete. Sie stellte das saubere Glas in die Vitrine hinter sich.
 

„Danke, du bist ein Schatz!“, herzlich drückte sie ihre Kollegin und legte ihre Kellnerschürze ab. Sie zog eilig ihre Handtasche unter dem Tresen hervor. „Mach nicht mehr so lange!“, ihre Kollegin winkte abwesend hinterher. „Wo hab ich denn die Tücher?“, sie kramte beim Gehen in der Tasche herum.
 

„Wow hey, kannst du dich für eine Seite entscheiden?“, Max stolperte fast über die junge Frau, die auf Zickzackkurs nach draußen lief. Sie hörte ihm an, dass er alkoholisiert war. Nichts neues um diese Uhrzeit in diesem Club.
 

„Hm?“, sie sah von ihrer Tasche auf als sich auch schon ein Arm um sie legte. „Hey lassen Sie mich!“, zischte sie in der Drehung. „Sie?!“, sie stoppte und war sichtlich überrascht den blonden Mann hier zu sehen. Er schien sie nicht direkt erkannt zu haben.
 

„Bleib ruhig... Hä?“, Max besah sich die junge Schönheit von oben bis unten genauer. „Waaaaaah! Du?!“, er wich augenblicklich von ihr zurück. „Oh, sorry ich wollte nicht -“
 

„Schon gut...was machen Sie hier, Max? Sollten Sie nicht im Bett liegen?“, es war Elena, die er gerade noch versucht hatte mit seiner Überschwänglichkeit zu beeindrucken. Sie stutzte immer noch darüber den stellvertretenden Inhaber des Moskauer Sportzentrums in so einem Laden anzutreffen.
 

„Ich wollte gerade gehen....und du???“, Elena lächelte kurz.
 

„Meine Schicht ist zu Ende. Ich arbeite hier.“, sie deutete zurück auf die Eingangstür aus der sie beide herausgingen.
 

„Was... Wirklich? Ist das nicht gefährlich? So....als Frau, meine ich!“, beide gingen nebeneinander die gut beleuchtete Hauptstraße entlang. Der braunhaarigen entlockte er damit ein müdes Lächeln.
 

„Wenn man in der Branche arbeitet, darf man keine Angst zeigen. Verstehen Sie?“
 

„Oh... Hm....“, Max dachte darüber nach, doch ihm kam noch etwas anderes in den Sinn. „...waren wir nicht eigentlich beim 'Du' angekommen?“, fiel ihm ein.
 

„Stimmt.“
 

„Und.... Was machst du jetzt noch? Du gehst doch nicht etwa schon schlafen, oder? Lust auf einen Absacker?“, durchlöcherte er seine Begleitung regelrecht mit Fragen und überforderte sie damit. Sie geriet in Erklärungsnot.
 

„Na ja...im Normalfall ja. Ich...ähm...nehme die nächste Metro nach Hause...aber manchmal geh ich mit meiner Kollegin noch etwas Trinken...“, erklärte sie schnell und kramte erneut in ihrer Handtasche. Max besah sie dabei.
 

„Also hast du noch Zeit, ja?“, grinste er sie fast bettelnd an. Sie war seine letzte Möglichkeit noch einen angenehmen Abend zu haben. Sie durfte noch nicht gehen! Seine Begleitung war verunsichert. „Ach, komm! Ich kenne hier 'ne Bar! Ganz in der Nähe! Die haben echt gute Drinks!“, gab er ihr zu verstehen und zog sie am Arm lachen mit sich.
 

„Ich kann aber nicht! Ich muss nach Hause...“, versuchte sie den blonden zu stoppen.
 

„Einer ist wohl drin, hm?“, er grinste sie zuckersüß an. „Na los!“, Max huschte hinter sie und schob die junge Frau vorwärts. Ihre anfängliche Gegenwehr nahm mit jedem Schritt ab, den Max sie voran drückte. Als sie jedoch selbst los lief, stolperte Max überrascht ein paar Schritte nach vorn und brach in schallendem Gelächter aus. „Oh yeah! Komm! Da vorne!“, Max deutete auf das Hotel vor ihnen. Dort war er vor ein paar Monaten schon mal gewesen.
 

„Warte!“
 

„Nein...Komm! Da ist die Bar drin!“
 

Kurz darauf saßen sie beide wirklich an der hoteleigenen Bar.

Max bestellte einen Long Island Iced Tea und Elena suchte sich einen Piña Colada aus.
 

„Ich kann wirklich nicht lange bleiben...“, entschuldigte sie sich bei ihrem Sitznachbarn. Der beobachtete die junge Frau ganz genau. Vielleicht lag es daran, dass sie sich gerade mit einem Feuchttuch kräftig über die Augen und Wangen wischte um die Schminke zu entfernen. In dem kleinen Klappspiegel überprüfte sie ihr Gesicht erneut nach Schminkresten.
 

„Warum schminkst du dich ab?“
 

„Hm?“, sie hielt kurz inne. „Weißt du...ich mach das nur für die Arbeit... Danach kommt das Zeug sofort wieder runter...“
 

„Ach so... Schade...dabei steht es dir!“, der blonde wirkte geknickt. Dabei war Elena wirklich hübsch und sie trug auch nur dezentes Make-Up. Aber jeder sollte es halten wie er wollte. Er zog an seinem Long Island.

Elena wischte noch energischer über ihr Gesicht. Es war ihr total unangenehm, dass er ihr Komplimente machte. Sergej wollte nicht, dass sie sich schminkte. Sie würde nur die Blicke von anderen Männern auf sich ziehen, sagte er ihr damals, als sie sich für ihn einmal geschminkt hatte.

„Halloooo?“, holte Max sie aus ihren Gedanken zurück. „Alles klar bei dir?“
 

„Äh...ja! Entschuldige...Was war?“
 

„Ob du schon mal in der Beyblade-Branche gearbeitet hast.“, wiederholte er grinsend seine Frage.
 

„Nein, ich hab ehrlich gesagt von diesen Teilen keine Ahnung.“, gab sie ehrlich zu und legte ein paar ihrer Haarsträhnen hinter das Ohr.
 

„Dann kannst du echt gut schauspielern! Und ich dachte, wir können uns über jedes einzelne Teil unterhalten...aber jetzt...bin ich wohl Alleinunterhalter.“
 

„Tut mir leid.“
 

„Oh! Ich kann dir alles beibringen! Kai wird Augen machen...“, heckte er einen Plan in seinem Kopf aus und ließ Elena hellhörig werden.
 

„Kai?“
 

„Äh...hehe... Ich meine natürlich Herr Hiwatari!“
 

„Ist er wirklich so streng?“, fragte sie vorsichtig und nahm einen großen Schluck von ihrem Drink.
 

„Manche sagen ja...andere sagen nein.“
 

„Und was sagst du?“
 

„Wenn du zu spät kommst, macht er einen Spießrutenlauf mit dir!“, er stützte sich mit dem Ellenbogen auf dem Tresen ab und legte den Kopf schief in die Hand. „Er ist nett, aber du solltest ihn dir aus dem Kopf schlagen... Er ist vergeben.“, grinste er wieder breit, diesmal in Elena's smaragdgrüne Augen. Sie spürte wie ihr die Scham hinaufkroch und wand sich von ihm. Dieser Mann hatte wirklich etwas von einem Sunnyboy.
 

„Ich will einfach dort arbeiten! Mehr nicht! Und nach New York...“
 

„Dann musst du mit mir klar kommen!“, sein Grinsen wurde breiter. „Und jetzt entschuldige mich kurz...“, Max eilte zu den Toiletten.

Elena holte tief Luft. Sie spürte die Müdigkeit in sich aufsteigen. Sollte sie einfach gehen? Und ihn hier ahnungslos sitzenlassen? Wie sollte sie ihm dann noch unter die Augen treten können, wenn er in New York ihr Chef war? Erschöpft legte sie ihren Kopf auf den Tresen. Wie sollte sie das alles nur schaffen?
 

Sie hörte das Vibrieren ihres Handys.

Stille.

Erneutes Vibrieren, gefolgt von einem Moment der Stille.

Wieder vibrierte das Handy von Elena und sie schreckte hoch.
 

„Ach du scheiße! Wo-?“, sie suchte panisch nach ihrem Handy. „Scheiße....scheiße....“, auf dem Display leuchtete der Name 'Sergej' auf. Ihr ganzer Körper zog sich zusammen. Wie war sie denn hierher gekommen? „Oh Gott!“, sie sah an sich herab, schlug die große Decke von ihrem Körper und weckte damit Max auf, der sich zerknautscht aufsetzte.
 

„Lass mich noch schlafen, Mom...“, nuschelte er verschlafen.
 

„Ich bin nicht deine Mom! Was machen wir hier?!“, brüllte sie hysterisch durch das Zimmer. Schlagartig war Max wach.
 

„Ohhhh nein! Warte! Nicht das, was du denkst!“, er hob beschwichtigend die Arme. „Du warst am Tresen eingeschlafen als ich zurück war! Und da ich keine Ahnung habe, wo du wohnst, hab ich ein Zimmer gebucht!“, klärte er sie schnell auf. Er kratzte sich aber dann verlegen am Hinterkopf. „...und da ich auch ziemlich durch war...hab ich auch hier geschlafen.“
 

Wieder vibrierte das Mobiltelefon in Elena's Hand. Die Panik stand ihr wieder ins Gesicht geschrieben, als sie erneut sah, dass Sergej sie anrief.
 

„Scheiße...“
 

„Sorry...ich wollte dich nicht in Schwierigkeiten bringen...“
 

„Hast du aber!“, sie griff ihre Handtasche, die Max auf einem Stuhl abgestellt hatte und rauschte aus dem Zimmer heraus. Die Tür knallte ins Schloss. Auf einmal war es seltsam still.
 

„Wow...“, wenn sie mit ihm schon so sprach, könnte Kai sich warm anziehen, dachte er und legte sich zurück ins Bett. Aus dem er sogleich heraussprang und seine Hose nach seinem eigenen Handy absuchte. Wie spät war es?! „Kurz vor acht... Puuuuh....“, er atmete erleichtert aus. „Immerhin hab ich nicht verschlafen...“, er schnappte sein Shirt vom Vorabend und zog es über.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Anmerkung: Ich hab keinerlei Plan von dem ganzen Alkoholzeug :D *trinkt absolut nix* Also seht es mir nach, wenn Kai oder auch Max nach irgendeiner Menge Alkohol hier, real schon den Löffel abgegeben hätten xDD

Und wem es noch nicht aufgefallen ist...jaaaaa die Kapitel schreibe ich jetzt länger....sonst sitzen wir hier noch bei Kapitel 340! xD Es sollten ja nicht mal 80 werden....... ö.O Und spätestens bei 100 will ich durch sein......xD"

Grüße~ an alle die irgendwie das hier lesen xD Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  zwerghasi
2021-09-25T15:49:07+00:00 25.09.2021 17:49
Hmmmm.... Ich bin trauuuriiiiig*heul*..., denn ich bin nun durch *heul heul *,aaaaaber.... Du sagtest vor ein paar Tagen in deiner kommi-Antwort, dass es weiter geht *freuuuuu*... Hoffentlich bald ;)

Ach maxi..... Ich hab ja so ne vermutung, wen du als neue Partnerin für ihn auserkoren hast... Hätte auch den Vorteil, dass der nach Russland ziehen könnte ;)) auf jeden fall klingt das mit Emily sehr nach Kate... Nur ohne Sex ;-P

Ich bin sehr sehr gespannt wie es weitergeht... Vor allem mit Kai und hil...

Auf hoffentlich bald
Liebe Grüße


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