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An Evening Sketch

von

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Randvoll

Vollkommen übersäht von Schweiß japste Yamaguchi vor sich her und lehnte sich an der Eingangstür der Schule an. Seitdem sein Freund verschwunden war, waren etliche Stunden vergangen und die Tatsache, dass es draußen stockfinster war, ließen Yamaguchi keine Ruhe. Viele Male hatte er versucht Tsukishima auf dem Handy zu erreichen, fand dieses jedoch mit mehreren entgangenen Anrufen seinerseits fein säuberlich zwischen Tsukishimas sorgfältig gefalteter Zivilkleidung wieder. Auch wenn seine Teamkollegen versuchten Yamaguchi zu beruhigen, so war für Yamaguchi kein einziger Anhaltspunkt zur Beruhigung in Sicht.
 

„Tsukishima wird schon wiederkommen…“

„Das liegt in seiner Natur!“

„Vielleicht braucht er nur mal Zeit für sich…“

„Er widmet sich bestimmt seinem Element und macht einen Nachtspaziergang im Mondschein!“
 

Yamaguchi sah die Gesichter aller vor sich. Spürte noch immer die Hand Sugawaras auf seiner Schulter, der ihm Mut zusprach. Doch gerade war Yamaguchi nur noch zum Heulen zumute. Die letzte Stunde hatte er zeitlich dafür genutzt, durch die gesamte Schule zu rennen und nach seinem Freund zu suchen. Doch von Tsukishima war keine Spur. Nicht einmal ein einziger Anhaltspunkt zeigte sich ihm, wo sein Freund sein könnte. Er rutschte an der Tür des Eingangs herunter und legte dabei seinen Kopf in den Nacken. Gedankenverloren sah er daraufhin den abnehmenden Mond über ihm an.
 

Ein lautes Lachen schallte durch Tsukishimas Ohren, ehe Bokuto alle Spielkarten auf den Tisch schmiss und resignierte.

„Du schummelst doch!“, brüllte er schon fast genervt und nahm daraufhin einen Schluck seines bereits dritten großen Glases der herben Flüssigkeit. Der Schwarzhaarige Teamcaptain Nekomas allerdings, setzte sein schönstes Siegerlächeln auf und klopfte seinem Freund aufmunternd auf dessen Schulter.

„So stopft man Eulen das Maul, siehst du, Megane-kun?“ Mit seinem Zeigefinger zeigte Kuroo auf Bokuto, welcher schmollend seine Arme vor seine Brust kreuzte und auf das Ass zwischen seinen auf den Tisch verteilten Spielkarten blickte. Ein Ass im Volleyball war zwar meist immer einer der gefürchtetsten Spieler im Team, jedoch gehörte ein Ass auf der Hand in einem Kartenspiel nicht immer zum besten Blatt. Nachdem sich Fukurodanis Captain beruhigt hatte, klirrten die Gläser Bokutos und Kuroos erneut aneinander, und beide nahmen einen großen, satten Schluck aus dem durchsichtigen Gefäß, welches sie mit einem lauten, zufriedenen Atemzug leerten. Tsukishima hingegen seufzte, nippte dabei noch immer an seiner ersten Limonade, ehe er die Karten an sich nahm und begann das gesamte Blatt zu mischen.
 

Yamaguchi rieb sich den Kopf. Hätte er gewusst, dass er die Eingangstür direkt gegen den Schädel geknallt bekommen würde, hätte er sich sicherlich an einem anderen Plätzchen positioniert, um bei der Suche nach seinem Freund zu pausieren. Direkt spürte er eine Beule zwischen seinen Haaren und biss sich harsch auf die Unterlippe. Woher sollte er auch wissen, dass der alte Nekomata noch so viel Kraft besaß und die Tür mit voller Wucht aufreißen würde?

„Lass dir aufhelfen…“ Die Stimme Ukais ließen Yamaguchi kurzzeitig seine Schmerzen vergessen, und er nahm dankend die Hand von diesem an, welcher ihm durch ein festes Ziehen vom Boden aufhalf. Doch kaum stand er wieder auf seinen wackeligen Beinen, schaute er in sechs fragende Augen.

„Was machst du noch so spät draußen?“ Ukai legte beide Hände in seine Taschen und sah den Kleineren erwartend an. Der sommersprossige Junge schaute daraufhin kurzzeitig auf den Boden, ehe er wieder Ukai adressierte.

„Ich suche Tsukishima.“

„Er ist weg?“ Dieses Mal war es Takeda, welcher sich Fragend an den Jungen mit der Nummer Zwölf richtete.

„Ich habe ihn seit Beendigung des letzten Spiels nicht gesehen und-“

„So ist die Jugend heutzutage. Macht, was sie will. Hör zu Junge… dein Freund wird sicherlich bald wiederkommen. Er scheint heute in den Spielen eine Menge Input bekommen zu haben. Vielleicht will er diesen erst einmal verarbeiten…“

„Ja, aber Tsukki-“

„Kein aber. Beruhige dich. Meinem Team fehlt gerade auch ein Spieler. Noch dazu der Teamcaptain. Unsere Drittklässler hauen ständig nach Spielen ab und sagen nicht Bescheid wo sie hin sind. Und wie durch ein Wunder, stehen sie am nächsten Tag trotzdem vital auf dem Spielfeld. Aaah.. und entschuldige für die Tür…“

Yamaguchi wusste im ersten Moment nicht, ob er dem alten, grauhaarigen Coach von Nekoma gegenüber Wut verspüren sollte. Er konnte es auch nicht so wirklich verstehen, warum dieser es so locker nahm, dass Kuroo ebenfalls wie vom Erdboden verschluckt war. Er ballte seine Hände aus Verzweiflung zu Fäusten, überlegte vorerst, was er antworten sollte, ehe er sich dafür entschied zu schweigen. Dabei lockerte er seine Finger wieder, und sah seinen Coach an, von welchem nur ein keckes Zunge schnalzen wahrzunehmen war.

„Wenn Tsukishima wiederkommt, so sage ihm dass er sich morgen auf was gefasst machen kann! Ich nehme ihn aus dem regulären Team, wenn er nochmal verschwindet!“, winkte Ukai Yamaguchi noch zu, ehe er zusammen mit Takeda und dem alten Nekomata das Grundstück das Schule verließ –schließlich hatte Ukai noch ein Versprechen einzulösen…

„Keishin, ich glaube meine Tochter könnte Ihnen gefallen!“
 

„Oi, Tsukki!“ Sowohl Bokutos als auch Kuroos Wangen hatten sich inzwischen rötlich gefärbt und jeder Blinde mit Krückstock hätte erraten können, dass bereits beide mehr als angeheitert waren. „Du spielst hier aber auch ein unfaires Spiel!“

Tsukishima, welcher gerade sein Blatt auf dem Tisch aufgedeckt hatte, lächelte daraufhin zufrieden, und hob dabei leicht einen Mundwinkel an. Was das Blocken am Netz betraf war Kuroo für ihn vielleicht bisher unschlagbar, jedoch wusste der Blonde, dass er im Kartenspiel dank etlichen nächtlichen Sessions mit seinem Bruder Akiteru so gut wie unbesiegbar war.

„Sagt mal…“, nippte der einzige noch nüchterne am Tisch an seiner Limo, nachdem Bokuto und Kuroo eine erneute Runde bei der Tresendame vor die Nase gestellt bekommen hatten.

„Die Tresendame. Sie kennt euch und sie weiß, dass ihr Minderjährig seid, oder?“

Bokuto reagierte sofort und drückte seine Handfläche gegen den Mund Tsukishimas, um so jeglichen Redefluss von diesem zu unterdrücken. Ein leises „Shhh….“ zischte der Spitzhaarige daraufhin zwischen seinen Zähnen hervor, ehe er die Hand wieder von Tsukishimas Redeorgan nahm, und diesen durch dessen Brille tief und ernst in die Augen blickte. Tsukishima konnte dabei den alkoholisierten Atem Bokutos wahrnehmen, weshalb er einmal die Nase rümpfte. Er wusste zwar, dass ein solcher Geruch unangenehm und auffällig war – aber dass er so penetranten Einfluss hatte, hätte er sich nicht einmal erträumt. Der Blonde konnte sehen, dass Bokuto innerlich gerade mit sich rang die Wahrheit zu sagen. Doch nur wenige Sekunden später sprach er endlich die Antwort auf die Frage aus, die sich Tsukishima bereits den gesamten Abend gestellt hatte.

„Natürlich kennt sie uns. Und natürlich weiß sie es. Guck sie dir doch mal genau an… Kommt dir das Gesicht nicht wenigstens ein bisschen bekannt vor?“

Tsukishima hob eine Augenbraue, drehte daraufhin den Kopf zur Theke und versuchte sich auf das Gesicht der Bedienung zu konzentrieren. Doch egal wie sehr er versuchte eine gewisse Ähnlichkeit zu irgendwelchen Personen, die er in seiner Volleyballlaufzeit kennengelernt hatte zu erkennen, so fiel ihm einfach kein Name ein.

„Nicht wirklich.“

„Megane-kun…. du bist wirklich…..blind.“, mischte sich der Schwarzhaarige ihm gegenüber ein und haute einmal mit der Faust auf den Tisch. Im ersten Moment erschreckte sich Tsukishima von dem Geräusch der Holzplatte, die Kuroo so mit voller Wucht traf, ehe er bemerkte, wie sich der Kopf des Nekoma Captains mehr und mehr sank und ein Glucksen aus dessen Kehle seine Kapitulation gegenüber dem Alkohol ankündigte. Kuroos Körper lehnte sich weiter über den Tisch und als er wieder aufsah waren seine Wangen noch sehr viel mehr errötet als zuvor.

„Sie ist die Tochter vom alten Knacker! Wem sonst?“

„Alten Knacker? –“, hakte Tsukishima nach.

„Nekomata.“, antwortete ihm Bokuto daraufhin.

Ein peinliches Schweigen herrschte plötzlich um den Tisch herum, und die Luft der Klimaanlage über ihnen fühlte sich für Tsukishima wie eiskalter Winterwind an, welcher seinen Nacken kitzelte. Jegliche Geräusche waren wie ausgefiltert und es war, als könnte Tsukishima lediglich das Ticken seiner Armbanduhr vernehmen. Lange sah er kurz gedankenversunken auf sein Glas, war wie in einer Blase gefangen, ehe Bokuto mit einem Lachen die Stille brach, ehe er sein Glas anhob und es in einem Zug leertrank.

„Ich hatte sechs Bier und ich fühle mich gut! Da staunt ihr was?“ Der Anblick, welcher sich Bokuto und Tsukishima allerdings wiedergab, spiegelte alles andere als einen „guten“ Zustand wieder.

„Bin ich immun? Bin ich Superman?“

„Also, ehrlich gesagt-“ Tsukishima rückte provisorisch das leer getrunkene Glas Kuroos zu sich herüber, da er in Zeitlupe vor seinem inneren Auge bereits den weiteren Verlauf dieses Gespräches voraussehen konnte.

„Wer ist geil und hat zwei Daumen, huh?“ Kuroo stemmte beide Hacken zusammen und versuchte standhaft zu bleiben nicht seinen Gleichgewichtssinn zu verlieren. Für ihn war wieder einmal der Moment gekommen, wo er über den Spaß hinausgetrunken hatte – schlichtweg übertrieben hatte. Und in Bokutos Mimikveränderung konnte Tsukishima sehen, dass dies nicht das erste Mal war, dass der Captain Nekomas seinen Verstand von einem auf den nächsten Moment vollkommen verlor.

„Oh, oh…!“

Lange konnte der Schwarzhaarige allerdings nicht mehr seine Füße gerade halten. Seinen rechten Ellenbogen stützte er eisern auf dem Stehtisch ab, während er mit der linken Hand seinen Kopf hielt.

Der sonst so semiarrogante Drittklässler und Besserwisser wirkte auf Tsukishima plötzlich wie ein Häufchen Elend. Wie ein kleiner Welpe, auf dessen kleines unausgewachsenes Schwänzchen man trat, bevor er seine Hilferufe jaulte.

„Hat jemand eine Kopfschmerztablette?“ Kuroos Arm rutschte immer weiter auf den Tisch und die Gravitation steuerte ihren Teil dazu bei, dass sein Kopf drohte mit einer ebenso vollen Wucht auf den Tisch zu knallen, wie zuvor seine Faust. Bokuto allerdings, reagierte für die Gleiche Menge Alkohol die er ebenfalls in sich gegossen hatte, überraschend schnell, und packte den Schwarzhaarigen am Arm, ehe Tsukishima sich Kuroos zweiten krallte, um den Jungen zu stützen.

„Das sollte es für heute gewesen sein…“, witzelte Bokuto nur und fuhr Kuroo mit einem schelmischen Grinsen durch dessen Haare – ehe ihm das Lachen recht schnell wieder verging, als die Tresendame Ayaka mit einem fast schon bleichen Gesichtsausdruck vor ihnen stand.

„Ihr müsst hier raus, und das so schnell wie möglich. Vater ist gerade durch die Tür rein!!“



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