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Der Erdbeerprinz

von

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Es war einmal vor langer langer Zeit in einer anderen Welt als unsere. Dort lebte der Erdbeerprinz in einem Schloss, dass umgeben war von Erdbeeren, zusammen mit seinen Eltern. Es war ein friedvolles Reich in dem immer die Sonne schien.

Eines Tages beschlossen die Eltern des Erdbeerprinzen für ihren Sohn, dass dieser nun bereit wäre, ein wenig etwas anderes kennen zu lernen als nur ihr Erdbeerschloss, damit aus ihm mal ein guter Herrscher wurde. Trotz dass dieser sich zunächst sträubte, saß er letztendlich in einer Kutsche. Diese fuhr mehrere Tage, rastete in der Nacht und erreichte schließlich ein Reich außerhalb der Erdbeeren.

Es wirkte befremdlich auf den jungen Prinzen, kannte er doch bislang nur das helle Rot der Erdbeeren. Es duftete hier auch ganz anders als in ihrem Reich, zwar süß aber auch irgendwie leicht bitter und alles sah irgendwie anders aus. Und plötzlich passierte etwas, was er noch nie zuvor gesehen hatte. Als es anfing zu regnen verdunkelte sich dabei der Himmel. Der Prinz war neugierig, hatte aber auch Angst, weil die Sonne plötzlich nicht mehr da war.

"W-wir müssen ein Nachtlager finden. Bitte bringt mich zu dem nächsten bewohnten Ort.", forderte er den Kutscher auf.

Kurz darauf erreichten sie ein Gebäude mit zwei Türmen, was aber ansonsten auch eher befremdlich wirkte. Der Erdbeerprinz seufzte, nickte aber schließlich und dachte dabei, dass es ja kaum schlimmer werden konnte. Nachdem sie eingelassen worden waren, sah er sich um und entdeckte überall dieses befremdliche Zeug.

"Guten Abend, ehrenwerte Fremde und willkommen.", begrüßte sie schließlich ein junger Mann.

"Willkommen im Schokoladenreich. Darf ich mich vorstellen? Ich bin der Schokoladenprinz und das hier ist unser Schloss."

Der junge Erdbeerprinz war erstaunt. Das sollte ein Schloss sein? Doch statt auf die freundliche Begrüßung einzugehen, ging er einfach an dem Prinzen vorbei und sagte kein Wort. Dieser nahm es jedoch erst einmal mit Humor, war nicht so streng mit dem Fremden und bat sie hinein.

So verbrachte der Erdbeerkönig den Abend, die Nacht und auch die nächsten Tage in dem fremdartigen Schloss, ließ sich viel zeigen. Und nach eingehender Erklärung wusste er nun auch, dass der Geruch von etwas stammte, dass sich Schokolade nannte. Nichtsdestotrotz zeigte er keinen Dank und benahm sich auch sonst nicht sonderlich höflich. Am dritten Tag trieb der Erdbeerprinz es dann aber auf die Spitze, aß, nachdem er etwas Hunger bekommen hatte, von der Schokolade, nur um dann damit rumzuprahlen, dass Erdbeeren doch viel leckerer waren. Da reichte es dem Schokoladenprinzen endgültig...

"Das reicht! Ihr seit in mein Reich gekommen und habt meine Geduld überstrapaziert. Deswegen bestimme ich, dass euer Reich ebenfalls von dem sonnenlosen Regen bedeckt wird, bis ihr euer Verhalten überdenkt.", sprach der Schokoladenprinz, erntete daraufhin aber nur Gelächter seitens des anderen Prinzen.

"So ein Humbug. Kutscher, lasst uns zurückkehren. Und dann essen wir einen großen Berg Erdbeeren."

Gesagt, getan... Die Kutsche mit dem Prinzen kehrte heim, doch schon beim passieren des Reiches hatte der Erdbeerprinz gemerkt, dass etwas anders war. Im Schloss angekommen weinten seine Eltern dann gar bitterlich.

"Ach, Junge. Es ist etwas furchtbares passiert. Seitdem die Sonne verschwunden ist und dabei dieser Regen fällt, geht es den Erdbeeren von Tag zu Tag schlechter. Sie sind schon ganz verquollen.", schluchzte die Mutter.

Um sich selbst davon zu überzeugen wie schlimm es war, schaute sich der Prinz alle Sträucher an, doch es war verheerend. Fast alle Erdbeeren waren matschig und schmeckten mürbe, es war schrecklich. Doch viel weniger gefiel dem Erdbeerprinz, dass er jetzt nicht mehr nach Herzenslust Erdbeeren essen konnte. Es machte ihn schlagartig wütend, weshalb er sich mit einigen Erdbeeren auf den Rücken eines Pferdes schwang und so schnell dieses ihn trug zum Schloss des Schokoladenprinzen ritt.

„Ihr!“, schaute er finster.

„Was habt ihr getan? Dieses sonnenlose Wetter hat meine geliebten Erdbeeren geschadet. Seht euch das an.“

Kurz darauf holte er die Erdbeeren hervor, die er mitgebracht hatte und näherte sich dem Prinzen. Daraufhin hoben die Wachen ihre Speere, die der Schokoladenprinz aber mit einer Handbewegung sinken ließ. Kurz darauf bekam er einige matschige Erdbeeren unter die Nase gehalten, doch dies entlockte ihm erst mal keine Regung seiner Gesichtszüge.

„Und? Habt ihr sonst noch etwas zu sagen?“, fragte dieser ihn.

„Etwas zu sagen? Was soll ich denn jetzt essen? Eure furchtbare Schokolade?“, konterte der Erdbeerprinz.

Daraufhin wurde der Schokoladenprinz böse mit ihm, schickte ihn fort. Dass dieser die Schokolade so beleidigte, gehörte sich einfach nicht. Die nächsten Tage kehrte er immer wieder zurück zum Schloss, hatte aber nur Beleidigungen im Petto. „Ich will das braune Zeug nicht essen.“ und „Diese klebrige Pampe...“ sowie „Das ist noch schlimmer als Abfall.“ waren nur einige Dinge, die er vom Stapel ließ. Doch inzwischen waren sechs Tage vergangen in denen der Prinz hungerte. Und auch die Nachrichten seiner Eltern, die diese ihm mit einem Brieftaube schickten, dass inzwischen alle Erdbeeren verdorben waren, machte es nicht besser.

Traurig dachte der Erdbeerprinz an die Erdbeeren, die er nun nicht mehr essen konnte. Sie waren alle weg und das nur, weil er so gemein war. Aber vielleicht bedeutete den Menschen hier die Schokolade ja so viel wie ihm die Erdbeeren daheim und sie kannten einfach nichts anderes, genau wie er selbst. Langsam aber allmählich veränderte sich etwas in ihm, das konnte er deutlich spüren. Plötzlich war es nicht mehr die Schokolade, die furchtbar war und die er dafür hasste. Es war er selbst, den er begann dafür zu hassen. Doch es war nicht nur Hass, auch bedauern, das er verspürte. Der Erdbeerprinz schaute auf das Glas mit den matschigen Erdbeeren und seufzte bei deren Anblick. Erneut kehrte er zum Schloss zurück und trat vor die Augen des Schokoladenprinzen, nicht aber ohne sich diesmal zu verbeugen.

„Schokoladenprinz, Prinz des Schokoladenreiches.“, fing er an.

„Die letzten Tage hatte ich immer nur Worte des Abscheus, böse Worte, gegen die Schokolade und das hat euch sicher verletzt. Inzwischen bereue ich es sehr und es tut mir leid. Bitte vergebt mir.“

Dabei kniete er sich vor den Prinzen, schaute kurz darauf schuldbewusst zu Boden. Ob der Schokoladenprinz ihm nun noch vergeben würde, wusste er nicht, doch zumindest wollte er diese Schuld, die sich allmählich in ihm ausbreitete, mit den Worten der Reue loswerden. Doch schließlich erhob sich der Schokoladenprinz von seinem Platz, ging auf den anderen Prinzen zu und kniete sich ebenfalls vor diesen. Anschließend hob er mit einem Zeigefinger dessen Kinn an, sodass sich ihre Blicke trafen. Dabei schaute der Erdbeerprinz reumütig drein, weshalb der Andere seine Hand auf dessen Kopf legte.

„Du brauchst nicht auf die Knie gehen. Und wenn du es doch machst, dann mache ich es auch. Das Einzige, was ich wollte, war, dass du nicht mehr so furchtbare Dinge wegen der Schokolade sagst.“, war dieser ehrlich und half ihm dann auf, ehe er mit der Hand schnippte.

„Das Wetter in eurem Reich ist wieder mit Sonne gesegnet. Euren Erdbeeren wird es bald wieder gut gehen.“

Ganz überrascht ließ sich der Erdbeerprinz aufhelfen, war völlig überrascht, dass ihm so leicht vergeben wurde. Dabei fragte er sich, ob er dies überhaupt verdient hatte und ob in seinem Reich wieder Erdbeeren wuchsen. Diese Frage wurde jedoch damit geklärt, als erneut eine Taube mit einem Bündel Erdbeeren angeflogen kam.

„Erdbeeren! Und sie sind nicht mehr matschig.“, freute sich der Erdbeerprinz.

Er freute sich sogar so sehr, dass er überging und sie dem Schokoladenprinzen überreichte. Immerhin hatte er daheim noch genug davon und vielleicht mochte der Andere sie ja. Allerdings hatte dieser wohl andere Pläne. Als er die Erdbeeren an diesen übergab und ihm so nahe kam, überbrückte dieser die Distanz zwischen ihnen. Plötzlich spürte der Erdbeerprinz die weichen Lippen des Schokoladenprinzen auf den seinen, was sich zwar zunächst ein wenig befremdlich, aber dann auch wieder schön anfühlte.

„Ich habe eine bessere Idee. Wie wäre es, wenn wir mit Euren Erdbeeren und unserer Schokolade etwas einmalig köstliches schaffen?“, fragte dieser.

Und seither gibt es in dieser Welt die verschiedensten und leckersten Erdbeer-Schokoladen-Torten...



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