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Pride (abgebrochen)

von

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Kae

„…ich keine andere Art von „Liebe“ bekommen kann.“

Diesen Satz über die Lippen zu bringen kostete mich soviel Kraft, dass es sich anfühlte als hätte ich unzählige Säcke Zement zehn Stockwerke hoch auf dem Rücken tragen müssen.

Warum sagte ich ihm das? Es ging ihn nichts an. Er dachte, er würde mir nichts bedeuten, so wie ich ihm nichts bedeutete. So musste ich mich doch auch verhalten. Ich hätte weitergehen sollen, ihn ignorieren sollen. Warum hatte ich das nicht getan?

„Die einzige Art von… Liebe?“, wiederholte Adrian. Ich hatte es gewusst, ich hätte meine Klappe halten sollen. Ich hatte es nicht getan, das war zu dumm von mir. „Nein, Liebe ist nicht das richtige Wort. Ich weiß, dass es keine Liebe ist, natürlich nicht. Aber… ich habe doch keine andere Wahl. Ich werde nicht getröstet oder in den Arm genommen. Ich bin das nicht wert. Ich gehöre nicht auf diese Welt, und das weiß ich auch. Eben weil ich sonst keine Nähe bekomme… beziehungsweise, irgendeine Abart von Zuneigung, hole ich mir das, was ich kriegen kann. Sex.“ Meine Worte hallten mir noch durch den Kopf, Adrian schwieg. Er musterte mich, ohne dass sich irgendetwas in seinem Gesicht bewegte. Kein Mitleid, keine Abscheu, keine Freude, keine Wut, keine Belustigung. Nichts. Ich wusste, dass sich in meinem Gesicht womöglich ebenfalls so wenig abspielte, aber in mir drin war auch nicht wirklich viel los. Ich sah bloß Adrian – wie er da stand, in der Morgensonne, die durch die Fenster in der Wohnung schien.

Diese Wohnung. Wäre das alles nicht gewesen, hätte ich hier nicht wohnen müssen, hätte ich eine eigene Wohnung bekommen oder mindestens woanders wohnen können, hätte ich nicht mit ihm geschlafen, hätte ich nicht angefangen für ihn zu fühlen. Hätte.

Ich war so blöd. Es waren doch gerade mal dreieinhalb Tage, die ich mit Adrian verbracht hatte. Ich konnte unmöglich schon solche Gefühle für ihn hegen. Es war Adrian, er war ein Arschloch, sexbesessen, egoistisch. Und was bedeutete er mir? Er durfte mir nichts bedeuten. Er spielte mir alles nur vor. Ich durfte nicht für ihn fühlen.

Sofort hatte ich wieder einen Kloß im Hals. Ich musste es unterdrücken, ich konnte nicht wieder anfangen zu heulen. Ich war doch nicht schwach. War ich das? Nein.

Urplötzlich schmeckte ich Blut in meinem Mund. Hatte ich mir auf die Lippe gebissen? Ich entspannte meinen Kiefer, und wirklich; ich hatte mir solange auf die Innenseite der Unterlippe gebissen, bis ich blutete. „Das ist doch der größte Scheiß. Meinst du nicht, das Größte von dem was du sagst, redest du dir selbst ein?“ Adrians Stimme. Da war sie wieder, wie sie sich zwischen meine Gedanken schlich. Ich biss mir wieder auf die Lippe, diesmal stärker. Der äußere Schmerz fühlte sich gut an, besser als der innere. Es fühlte sich an wie ein Loch, ein schwarzes Loch. Es breitete sich aus, in meinem ganzen Rumpf, schmerzte, biss in meine Seele. Ich war nichts wert. Niemand würde mich in den Arm nehmen um mir etwas Gutes zu tun, oder mich zu trösten. Niemand würde meinen Schmerz lindern wollen, das hatte ich auch nicht verdient. Es war ein ewiger Teufelskreis, aus dem ich nicht entkommen konnte.

„Meinst du ernsthaft, niemand würde dich in den Arm nehmen wollen, weil er dich mag?“ Wieder schallte Adrians tiefe, beruhigende Stimme in meinem Kopf. Er lächelte. „Ja, was denkst du denn.“, bestätigte ich. Er hatte keine Ahnung. Er wusste nichts. Er lebte ein leichtes, unbeschwertes Leben.

„Na, wenn du jeden so behandelst wie mich dann wird das auch bestimmt nichts.“, sagte Adrian, als würde er es nicht ganz ernst meinen. Er lächelte mich immer noch an, in seine braunen Augen fiel Sonnenlicht, das sie heller erscheinen ließ. „Ich behandele nicht jeden so wie dich. Nur die Wichser.“, murmelte ich. Adrian lachte leise, dann ging er auf mich zu. Er hatte also doch noch nicht aufgegeben. „Okay. Dann werde ich dich jetzt, im Namen aller Wichser, etwas fragen.“, kündigte er an und griff nach meinen Oberarmen, um mich an sich zu ziehen. Ich hatte mittlerweile kapiert dass es nichts brachte, sich gegen dieses Muskelpaket zu wehren. Also ließ ich ihn machen, was auch kommen mochte. „Ist ja schön dass du mich vorwarnst.“, stellte ich fest. Adrian ließ meine Arme los und platzierte stattdessen die Hände auf meinem Rücken, in Greifnähe meines Hinterteils. Was hätte ich auch erwarten sollen. Er machte den Mund auf, sagte aber nichts. Hob einfach beide Augenbrauen, dann schloss er den Mund wieder. Alles, was von ihm kam war ein fast unverständliches Raunen, doch ich wusste was er gesagt hatte. „Wie machst du das nur?“

Kaum hatte er den Satz zu Ende geflüstert, zog er mich so nah an sich heran, dass ich jeden seiner Oberkörpermuskeln durch mein Shirt hindurch fühlen konnte, wie sie sich bewegten und anspannten. Er presste seine so weichen, zarten aber dominanten Lippen auf meine und küsste mich, anders als er es vorher getan hatte. Es fühlte sich an als… würde er sich der Sache mehr hingeben. Dem Kuss, und vielleicht ja sogar – seiner Lust?

Es durchfuhr mich ein kleiner Schock als ich merkte, dass er mich eigentlich nicht berühren durfte. Es war viel zu gefährlich…

Aber alle Gedanken verschwanden, alle Sorgen, Zweifel, Ängste. Das bewirkte Adrian, und ich konnte mich nicht dagegen auflehnen. Seine Zunge suchte den Weg in meinen Mund, und unweigerlich öffnete ich ihn. Seine Zunge… Diese Wärme. Die Berührungen. Adrian.

Das alles, er, er war so verlockend. In mir machte etwas einen Sprung, als würde sich mein Magen umdrehen. Unsere Zungen spielten miteinander, er sog meine ein, dann die Unterlippe. Er löste sich von dem Kuss, ließ meinen Körper aber nicht aus seinem festen Griff.

„Blutest du?“, fragte er. „War das die Frage, die du ursprünglich stellen wolltest?“, entgegnete ich. Er lachte, rau und gedämpft. „Meine Frage… habe ich wohl schon gestellt.“ Er strich mit dem Daumen über meine Lippen. „Soll ich die Frage für dich wiederholen?“ Meine Mundwinkel verzogen sich zu einem Lächeln, als er das sagte. Nicht weil es mir schmeichelte, sondern weil es lächerlich war. „Ehrlich? ‚Soll ich die Frage für dich wiederholen’? Das hört sich an, als hättest du es aus einer Teenieschnulze geklaut. So klischeehaft kannst aber auch nur du sein.“, kicherte ich, und Adrian schien von meiner Aussage nicht besonders begeistert. „Stehst du darauf, die Stimmung zu zerstören?“, brummte er.

Oh, jetzt hatte er schlechte Laune. Das war gut, denn das besserte meine um Einiges. „Ja, wenn du es bist.“ Ich grinste ihm ins Gesicht, genauso triumphierend und spöttisch wie er es immer getan hatte.

Auf einmal blitzte etwas in seinen Augen auf. Was war das? Vergnügen? Sein Mund verzog sich zu einem herablassenden Lächeln, tausendmal diabolischer als meins und ich erkannte, was da in seinen Augen aufgeblitzt war. Kein Vergnügen. Verlangen.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  AnniinaAgricola
2016-02-01T04:10:55+00:00 01.02.2016 05:10
I don't like it! I LOVE IT!!!!!! *sing*
Von: abgemeldet
2016-01-31T22:53:26+00:00 31.01.2016 23:53
Loving it xx


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