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Prinzessin Dornenrose

Eine märchenhafte Geschichte
von

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Es war einmal vor langer Zeit, in einen weit entfernten Königreich namens Salicea.

Dort lebte eine Königin mit ihren Gemahl.

Die Königin war so wunderschön, dass ihre Schönheit auch jenseits ihres Königreichs bekannt war - Mit einer Haut so schimmernd wie die Perlen in den Tiefen des Meeres, smaragdgrünen Augen, schöner als die Sterne am Himmelszelt, und Haar, so schwarz wie die Nacht. Ihre tierischen Züge waren ebenso formvollended, besaß sie doch die Ohren und den Schweif einer Katze, wie jeder Bewohner des Königreichs.

Kein Bettler und kein Adelssohn konnte je verneinen, sie sei nicht die Schönste in Salicea.

Obwohl die Königin und ihr Gemahl sich aus ganzem Herzen liebten, so waren sie doch kinderlos. Dies betrübte die Königin sehr, sie ging mit einen schweren Herzen durch den grossen Rosengarten und berührte dort jede einzelne der zarten Blüten: "Ach, hätte ich nur ein Kind, ganz gleich ob Mädchen oder Bube, doch so schön wie diese Rosen, Ich würde ihn all' meine Liebe schenken."

Wie sie dieses ausgesprochen hatte, stach sie sich in den Finger und ihr rotes Blut blieb an den Blütenblättern und den Dornen der Rosen hängen. Doch kümmerte sie dies nicht, schließlich war sie betrübt und ihr Herz schwer.

Jedoch schien es, als hätten die Rosen den Wunsch der Königin erhört - Vielleicht war es ihr Blut an den Blütenblättern, dass ihr den Wunsch erfüllte, oder die Rosen hatten Mitleid mit der schönen Frau, die ebenso schön war wie sie.

Was es auch immer gewesen war, nur wenige Zeit im Königreich Salicea verging, und die Königin brachte eine gesunde Tochter zur Welt.

Das Königreich feierte diesen Freudentag, denn die Prinzessin glich ihrer Mutter aufs Haar genau und war genauso schön. Es war eine glückliche Zeit im Königreich, denn auch das Herz der Königin war nicht mehr betrübt, und sie und ihr Gemahl besaßen nun eine Thronfolgerin.

Aufgrund des Wunsches der Königin, und der Tatsache, dass die Prinzessin schon in jungen Jahren ein recht eigensinniges Verhalten aufwies, war sie bald im ganzen Königreich und jenseits der Grenzen als "Dornenrose" bekannt. Sie war ebenso schön wie eine Rose, doch hatte sie ihre Dornen, an den man sich nur allzu leicht verletzen konnte.

Prinzessin Dornenrose wurde wie versprochen von ihrer Mutter vom ganzen Herzen geliebt.

Sie liebte sie jeden einzelnen Tag, bis zu ihren frühen Tode, hatte sich doch nach und nach die Krankheit in ihren Körper geschlichen.

An ihren letzten Lebenstag sprach die Königin zu ihren Gemahl, der unter Tränen ihre schwache Hand hielt: "Sei nicht traurig, mein Gemahl - Meine Zeit ist nun gekommen. Versprich mir nur, dass du unsere Tochter genauso lieben wirst, die du mich aus ganzem Herzen liebtest." Selbst in ihren letzten Moment dachte die schöne Königin an ihr geliebtes Kind - Niemals sollte es an Liebe missen.

Ihr Gemahl versprach es, und die schöne Königin verstarb mit den nächsten Atemzug.

Doch konnte der König sein Versprechen an seine Frau nicht einhalten - Viel zu sehr glich Dornenrose ihrer lieben Mutter, unerträglich schmerzte sein Herz bei ihren Anblick.

Um den letzten Wunsch seiner geliebten Frau dennoch zu erfüllen, ließ er eine Fee ins grosse Schloss kommen; Die Fee sollte für die Prinzessin sorgen, solange sein Herz noch von der Trauer getrübt war und er ihr nicht die Liebe schenken konnte, die sie verdiente.
 

Prinzessin Dornenrose war zu diesen Zeitpunkt noch sehr jung, sie war noch ein kleines Mädchen. So vergingen Jahre, ehe Dornenrose zu einer wunderschönen Frau herangewachsen war, die die gleiche Schönheit wie ihre Mutter besaß.

Die Fee bemühte sich sehr, doch reifte in ihr nie dasselbe sanftmütige Herz heran wie das, was ihre Mutter besaß. Stattdessen war es durch den frühen Tod ihrer Mutter stark geworden, so stark, dass es andere beschützen konnte.

Ihren Vater sah Dornenrose nur sehr selten, hatte er doch ein Königreich zu regieren, und vermisste seine liebe Frau bitterlich. So kam es, dass die Fee Dornenrose engste Vertraute wurde.

Es kam der Tag, an dem Dornenrose das Recht erhielt, die Thronfolge anzutreten.

Ein großes Fest wurde veranstaltet, und das Königreich freute sich, in wenigen Jahren wieder eine wunderschöne Königin vorweisen zu können.

Mit den Recht der Thronfolge ging die Brautschau einher, denn Dornenrose konnte nicht allein regieren, sie brauchte einen Gemahl.

Auch wenn sie selbst es ganz anders sah und sie am liebsten alle jungen Prinzen, Adlige und wohlhabenden Söhne zum Teufel gejagt hätte.

An diesen "Freudentag" sah Dornenrose ihren Vater nach langer Zeit wieder.

Ein tiefes Seufzen entrann ihrer Kehle, war doch der starke, lebensfrohe Mann von einst nur noch ein Schatten seiner Selbst; Die Zeit selbst und auch die tiefe Trauer hatten an ihn unerbittlich gezerrt.

Mit einen tiefen Knicks, wie es sich gehörte, sprach Dornenrose zu ihren Vater: "Ich werde mein Bestes tun, um eine gute Königin zu sein, Vater."

Ihr Blick wanderte zu seinen müden, dunklen Augen: "Dafür hoffe ich, dass du auch in meinen Interesse handelst. Ich brauche nicht unbedingt einen Gemahl, ich kann das Königreich ebenso allein regieren, genau wie du."

Doch erkannte Dornenrose in diesen Augenblick, dass in den tiefdunklen Augen ihres Vaters das strahlende Leuchten zurückgekehrt war.

Schnell umfasste er die Hand seiner einzigen Tochter und sagte mit bebender Stimme: "Keine Sorge, mein Kind, du wirst niemanden Fremdes heiraten müssen!"

"W-Wirklich?!", die Freude in Dornenroses Stimme war nicht zu überhören: "Oh danke, lieber Vater!" Sie fiel ihn um den Hals: "Ich verspreche dir, dass ich eine ebenso gute Königin sein werde, wie Mutter es einst war!"

"Oh, das wirst du.", sagte ihr Vater mit sanfter Stimme: "Ich werde dir auch bis zu meinen Todestag nicht von deiner Seite weichen." In diesen Augenblick war der Blick ihres Vaters voller Liebe. Er erinnerte sich an die letzten Worte der schönen Königin, und war sich sicher, nun sein Versprechen einlösen zu können - Er würde seine Tochter genauso lieben wie einst seine Frau. Es war aus den kleinen, eigensinnigen Mädchen eine wunderschöne, starke Frau geworden. So wunderschön, dass er sich augenblicklich in sie verliebte.

Kein anderer Mann sollte diese Frau lieben, die der Königin so ähnlich war.

In einen gar liebevollen Klang sagte er: "Meine wunderschöne Dornenrose, du bist genauso schön wie deine Mutter es einst war. Ich werde dein Gemahl sein, und bei den unsterblichen Lichtern am Himmelszelt, es soll dir nichts fehlen."

Wie Dornenrose die Worte ihres Vaters vernahm, schreckte sie zusammen: "W-Wie?! Vater, ist das dein Ernst-?!"

"Ja-Du wirst niemand Fremdes heiraten müssen, und ich werde dir die Liebe schenken, wie ich es deiner Mutter versprochen habe."

"N-Nein!", sofort stiess Dornenrose den König von sich, und verlor sogleich die Stimme: "V-Vater...I-Ich..." Sie konnte nicht glauben, was der alte Mann zu ihr sagte.

Es schien ihr wie ein allzu schlechter Scherz, wie ein makaberer Traum.

Dornenrose wusste, sie konnte ihren Vater nicht zum Gemahl nehmen, und sie fürchtete, der König hatte mit der Zeit vollkommen den Verstand verloren.

Ihr lieber Vater war verrückt geworden.

Dieser packte jedoch Dornenrose am Handgelenk und sagte mit bebender Stimme: "Du nimmst mich zum Gemahl, und keinen anderen Mann in diesen oder jenen Königreich, verstanden!?" Sein Blick war mit einen Mal vollkommen kalt, obwohl der Glanz in seine Augen zurückgekehrt war, und seine Gesichtzüge zeigten eine gar fürchterliche Visage.

Doch kannte der König seine Tochter mehr als schlecht, und sie hieß nicht umsonst Dornenrose. Schnell fuhr die Prinzessin ihre Krallen aus und zerkratzte ihren wahnsinnigen Vater das Gesicht, gefolgt von einen festen Tritt in seine Magengrube.

Der alte Mann schrie auf, und Dornenrose nutzte den Moment, um in ihren wunderschönen Kleid, dass sie extra für die Brautschau angezogen hatte, zu fliehen, so schnell wie es in einen bodenlangen Kleid nur möglich war.
 

Dornenrose lief zum nordöstlichen Turm ihres Schlosses.

Sie lief so schnell, wie sie nur konnte, und dachte nicht daran, sich einmal umzudrehen.

Sie konnte die empörten Stimmen ihres Vaters, der geladenen Gäste und einiger Wachen hören, doch nichts auf der ganzen Welt würde sie dazu bringen, sich umzudrehen.

Wie sie die einzige Tür des Turmes erreichte, holte sie einen geschliffenen Aquamarin aus ihrer Rocktasche hervor.

Mit schnellen Atemzügen legte sie den Stein auf das schwere Holz, und die Tür verschwand direkt vor ihren Augen.

Hastig betrat sie den Turm, mit der Sicherheit, ihre Verfolger würden sie hier nicht finden:

Niemand außer ihr durfte diesen Turm betreten.

Kein anderer würde diesen Turm je betreten, war die schwere Holztür doch ein Trugbild.

Vollkommen ausser Atem kam sie erst zur Ruhe, wie sie die unzähligen Treppenstufen heraufgeeilt war: "Faavrial!"

Hoch oben, direkt unter dem Dach des Turmes, befand sich ein großer Raum.

In der Mitte des Raumes war ein Sessel aus feinsten Stoff gefertigt, der von hohen Bücherregalen, einen kleinen Kamin und einen einzigen Bett umgeben war.

Nahe des Sessels stand ein kleiner Beistelltisch, auf dem eine Teekanne beruhigend dampfte. Ebenso fand sich dort ein schöner, geschwungener Schaukelstuhl, der allerdings schon ein wenig Staub angesetzt hatte, und an manchen Stellen recht zerkratzt schien.

Eine große Person saß im Sessel,und schien bis zu diesen Moment in einem Buch vertieft.

Es handelte sich dabei um einen sehr grossen Mann, der ebenso schwarzes Haar wie Dornenrose aufwies, und elegant mit roten Zylinder und Anzug gekleidet war.

Auf seinen Rücken befanden sich große Schwingen, sie glichen die eines Schmetterlings, doch waren sie ebenfalls schwarz und von einen roten Muster durchzogen.

Fast schien es unmöglich, doch war dieser Mann jene Fee, die Dornenrose nach den Tod ihrer Mutter großzog.

Dabei war 'Fee' in diesem Fall eine simple Abkürzung für 'Folgschaft eines Engels.'; Faavrial liebte einst einen Engel namens Yne, und als Zeichen ihrer Liebe, erhielt er diesen Titel und die zerbrechlichen Schwingen auf seinen Rücken. Der rote Zylinder war ebenfalls ein Geschenk seiner lieben Frau.

So wie Dornroses Mutter starb auch Yne unerwartet früh, sodass die Fee sich umso lieber um die verwaiste Prinzessin kümmerte, war doch geteiltes Leid halbes Leid.

Verwundert sah Faavrial in jenen Moment zu Dornenrose auf: "Dornenrose! Was für eine Überraschung! Ist nicht jetzt deine Braut- oh."

Weiter konnte er nicht sprechen, sah er doch, dass Dornenrose dabei war, sich in Tränen aufzulösen.

"Faavrial! Es ist so furchtbar-", sie konnte ein Schluchzen nicht unterdrücken, ehe sie schnellen Schrittes zu Faavrial lief und ihren Kopf auf seinen Schoss legte; genauso hatte sie es immer als kleines Mädchen getan.

Immer mehr kam ihr die Tränen: "So furchtbar!"

"Sshh...", sagte die Fee, um sie beruhigen: "Was ist denn geschehen, Dornenrose?"

Doch brachte die Prinzessin kein einziges Wort mehr heraus.

Sorgenvoll strich Faavrial ihr durch das schwarze Haar: Etwas Schlimmes musste auf der Brautschau passiert sein. Ein schlechtes Gewissen machte sich in seiner Brust breit, dass er als Dornroses Vertrauter nicht anwesend war, doch mied er solche großen Personenaufläufe lieber. Sie weckten zu viele schmerzhafte Erinnerungen in ihn.

Da die junge Frau immernoch nicht sprach, begann er, zu raten: "Waren die Kandidaten, die dein Vater ausgesucht hat, nicht nach deinen Geschmack?"

Dornenrose schüttelte den Kopf.

"Hat dein Vater in deinen Namen entschieden und einen anderen Mann ausgesucht, als du eigentlich wolltest?"

"N-Nein...", sie schluchzte: "Nicht direkt- Er...er..."

"Sprich dich ruhig aus, mein Kind.", sie konnte die Sorge in seiner Stimme hören.

Dornenrose sah zu Faavrial kurz auf, ehe sie sich aus ihren smaragdgrünen Augen die Tränen wischte. Etwas leise suchte sie nach den richtigen Worten: "Mein Vater hat sich selbst ausgesucht...Er will mich ehelichen..."

Dabei schien ihr jedes einzelne Wort immer schwerer zu fallen, und schließlich rannen erneut Tränen über ihre Wangen.

Faavrial musste in jenen Augenblick hart schlucken, hatte er doch nichts von den Plänen des Königs gewusst.

Nichtsdestotrotz wurde ihn eins klar: Der Mann, den er so treu gedient hatte, und dessen Tochter er liebte wie sein eigen Fleisch und Blut, war verrückt geworden.

Niemals würde Faavrial zulassen, dass Dornenrose die Frau ihres verrückten Vaters werden würde. Dafür hatte er sie zu lieb.

Kurz schloss er die junge Frau in seine Arme, um sie zu beruhigen: "Keine Angst, das wird niemals geschehen, das verspreche ich dir."

Faavrial wusste, dass der König früher ein sehr starker und äußerst zielstrebiger Mann gewesen war - Er verfolgte seine Ziele bis aufs bitterste, kein Opfer war ihn dabei zu gross.

Dies bedeutete allerdings ebenso, dass der König alles tun würde, um seine Tochter zu finden und zu seiner Frau zu machen. Wirklich alles.

An die Konsequenzen mochte die Fee garnicht denken.

Doch würde Faavrial es nicht zulassen - Genausowenig konnte er es zulassen, dass dieser Wahnsinnige das Königreich auf seiner Suche nach ihr zugrunde richtete.

Wer weiß, was der König noch alles tun würde, wenn er erst seinen Wahn gänzlich verfiel.

Vorsichtig nahm er das Königskind, was in seinen Armen immernoch ängstlich seine Tränen vergoß, an den Schultern und sprach ruhig: "Es wird alles gut, Dornenrose, du wirst auch ohne deinen Vater eine wunderbare Königin für unser Königreich sein."

Dann nahm er sie sanft bei der Hand und führte sie durch den großen Raum.

"J..Ja, aber w-ie?", fragte Dornenrose mit zitternder Stimme: "Du wirst doch Vater nicht etwas antun, oder Faavrial?"

Trotzallem hatte Dornenrose ihren Vater recht gern, und sie wollte nicht, dass Faavrial in Schwierigkeiten geriet.

"Nein, keine Sorge.", erwiderte dieser ruhig: "Ich werde dich und dein Königreich beschützen."

Er blieb mit ihr vor den Bett stehen. Obwohl es ein einfaches Bett war, so war es doch durch die unzähligen Kissen, Matratzen und Decken sehr weich und fühlte sich an, als würde man auf einer wohlduftenden Wolke schlafen.

Einer Wolke, die wie tausende Rosen roch.

Sanft nahm er ihr die Kette mit den Aquamarin, die sie immernoch fest umklammert hatte, ab und legte sie sachte um ihren Hals: "Du sollst auch die Chance bekommen, dich als Königin zu beweisen - Doch nicht jetzt."

"Nicht jetzt...?", Dornenrose mochte es nicht, wenn ihre Fee in Rätseln sprach. Obwohl sie eben noch unzählige Tränen vergossen hatte, zog sie nun eine leichte Grimasse und sprach mit festen Ton in der Stimme: "Was meinst du damit?!"

Fast klang es so, als wolle sie ihn einen Befehl erteilen.

Daraufhin erwiderte Faavrial allerdings nur ein schwaches Lächeln, kannte er die Prinzessin doch schon, seitdem sie ein kleines Mädchen gewesen war.

Er umfasste den Aquamarin um ihren Hals, und dieser gab ein helles, sanftes Leuchten von sich: "Du wirst nun hundert Jahre schlafen, mein Kind - In hundert Jahren wird dein Vater tot sein, ohne das ich etwas getan habe, und du wirst als wiedererwachte Königin dieses Königreich regieren."

"So einfach...?", Dornrose wusste um die magischen Kräfte ihrer Fee nur allzu gut.

Immerhin war auch jener Aquamarin ein Geschenk der Fee gewesen und besaß ebenso magische Kräfte. Er sollte sie vor allen Übel dieser Welt bewahren.

In diesen Moment konnte Dornenrose bereits spüren, dass sie immer schläfriger wurde, und ihre Augen wurden langsam immer schwerer.

"So einfach.", erwiderte Faavrial darauf mit einen leichten Schmunzeln: "Keine Sorge, ich werde all' die Schätze dieses Königreichs mit einen magischen Schloss vor allen Dieben und auch deinen Vater verbergen. Eine bitterarme Königin wirst du also nicht sein."

Wie er den Satz beendet hatte, fing der große Mann mit den Schmetterlingsschwingen

die junge Frau auf - Ihre Beine hatten nachgegeben und ihre Augen waren geschlossen.

Leise flüsterte er ihr ins Ohr: "Komm einfach zu meinen Schloss im See, wenn du erwacht bist, ich werde mit einer Kanne Tee auf dich warten."

Dornenrose gab ein zustimmendes Geräusch von sich, und Faavrial hob sie auf das weiche Bett.

Ein letztes Mal strich er ihr durch das schwarze Haar, dann sagte er leise: "Vielleicht erwachst du auch, bevor die hundert Jahre vergangen sind...Wenn ein Mann dich findet, der reinen Herzens ist und dich allein durch deinen Anblick vom ganzen Herzen liebt...Schlaf gut, kleine Rose."

Daraufhin konnte Dornenrose nicht anders, als schwach zu lächeln - Die Liebe würde wohl immer einen besonderen Stellenwert in Faavrials Herzen haben.

Sie konnte spüren, dass ihr eigenes Herz etwas schneller klopfte - Ob es wohl wirklich geschehen würde?

Eigentlich konnte sie es sich nicht vorstellen.

Immerhin brauchte sie keinen Mann, um glücklich zu sein.

Sie brauchte auch niemanden an ihrer Seite, um eine gute Königin zu sein.

Nein, sie brauchte keinen strahlenden Prinzen, der sie rettete.

Mit Sicherheit gab es ihn ohnehin nicht: Kein Mann würde sich allein durch ihren Anblick unsterblich in sie verlieben.

Mit diesen Gedanken schlief Dornenrose schließlich ein, und erwachte hundert Jahre nicht mehr.
 

Die hundert Jahre vergingen in den Königreich Salicea voller Erwartungen;

Wie der verrückte König von seinen eigenen Volk hingerichtet worden war, weil er auf der Suche nach seiner Tochter ganze Dörfer niederbrannte, gab es niemanden mehr, der das Volk des Königreichs zu regieren vermochte.

In jenem Moment erschien Faavrial und erklärte ihnen, dass nach hundert Jahren die Königstochter ins Königreich zurückkehren würde.

Sie würde ihren rechtmäßigen Platz als Königin einnehmen und das Königreich in ein goldenes Zeitalter führen, genau wie es ihre Mutter zuvor getan hatte.

Da Faavrial nicht nur eine Fee, sondern auch noch ein altmagisches Wesen war, glaubte das Volk von Salicea ihn seine Worte, und sie hofften, die hundert Jahren würden schnell ins Land ziehen.

Mit jeder darauffolgenden Generation schien die Geschichte der verschollenen Prinzessin, die eines Tages in ihr Königreich zurückkehren würde, immer mehr wie ein Märchen, erinnerten sich doch immer weniger an die schöne Königin und ihre ebenso schöne Tochter, die beinahe Opfer von etwas Schrecklichen geworden war.

Doch sagte auch niemand, dass die Geschichte um "Prinzessin Dornenrose" nicht wahr sei.

Noch am gleichen Tag, wie Dornenrose in ihren magischen Schlaf gefallen war, hatte Faavrial dafür gesorgt, dass niemand den Turm, in dem sie schlief, betreten konnte:

Er erklärte Dornenroses Vater, dass er nicht länger für ihn dienen würde, selbst wenn er ihn die ewige Treue geschworen hatte. Anschließend liess er jenen weissen Rosenstrauch, der nahe des Turmes wuchs, in die Höhe steigen - er wucherte so sehr, dass er die Turmspitze überragte. Die Ranken verdickten sich mit ihren Dornen und umschlossen den gesamten Turm, auf dass niemand ausser Faavrial selbst den Turm betreten könne.

Niemand, außer der Mann, der ein so reines Herz besaß, dass er sich in die Prinzessin verlieben würde, ohne sie zu kennen. Die weissen Rosen würden seine ewige Liebe für sie erkennen und den Weg freigeben.

Doch zu Faavrials Missmut, war der Mann in all' den hundert Jahren nicht zugegen, sodass Dornenrose allein erwachen musste.

Als dies geschah, wunderte sich Dornenrose sich im ersten Moment doch sehr:

"Was ist passiert...?"

Sie erhob sich aus den wolkenweichen Bett, und ging zum grossen Turmfenster, um hinauszusehen - besser gesagt, sie versuchte es, denn gigantische Ranken versperrten mit ihren grossen Dornen ihr jegliche Sicht.

Wie sie sich den Schlaf aus den Augen rieb, und mit jeden Atemzug immer wacher wurde, fiel ihr langsam wieder alles ein: "Ach ja richtig, Vater hatte versucht..."

Dornenrose fasste an die kalte Glasscheibe und senkte den Kopf, war es doch ein Schock für sie gewesen.

Ihr eigener Vater hatte die gleichen Begehren an sie, wie er einst an ihre Mutter hatte, er wollte sie heiraten und womöglich mit ihr Nachkommen zeugen...Bei diesen Gedanken wurde Dornenrose mehr als speiübel.

Er war definitiv verrückt geworden, und Faavrial hatte sie zu ihren Schutz und zum Wohl des Königreiches hundert Jahre hier versteckt.

Langsam sah sie sich in den verlassenen Turmraum um - Warum war Faavrial eigentlich nicht hier?

Sie konnte sich gut vorstellen, dass dies einen sehr guten Grund hatte, trotzdem fühlte sie sich in diesen Moment schrecklich einsam und verlassen.

Ob er womöglich gar nicht mehr am Leben war...?

Schnell schüttelte sie diesen traurigen Gedanken ab - Immerhin war er ein altmagisches Wesen, er lebte bereits seit Jahrhunderten und so alt sah er bei ihrer letzten Begegnung garnicht aus.

Außerdem würde es anderenfalls bedeuten, dass niemand mehr am Leben war, den sie kannte und den sie vertrauen konnte...

Je mehr sie in den staubverhangenen Raum stand, in dem kaum ein Lichtschein fiel, weil die Ranken die Fenster verdeckten, desto mehr erinnerte sie sich an seine Worte: Sie musste sein Schloss im See finden.

Nicht nur, um in ein vertrautes Gesicht blicken zu können, sondern auch, damit er die Schätze ihres Königreichs wieder freigab.

"Ich muss hier raus - Kein Wunder, dass ich solch dunkle Gedanken habe!", dachte sie mit einen Kopfschütteln und machte sich auf, die vielen Treppenstufen hinabzusteigen.

Doch je mehr sie sich den Ende der Treppe näherte, desto langsamer wurde sie.

Sie konnte spüren, dass ihr Herz immer schneller schlug - Immerhin waren hundert Jahre vergangen.

Niemand würde sie mehr erkennen.

Ihr Königreich hatte sich mit Sicherheit ebenfalls verändert.

Es war eine entsetzliche Vorstellung, doch bedeutete dies auch, dass niemand sie auf ihrer Reise bedrohen oder ausrauben würde.

Wenn sie bloss wüsste, welchen See Faavrial meinte...Noch nie hatte sie ihren Vertrauten in seinen Heim besucht, hatte sie doch ihr ganzes Leben lang in diesen Schloss gelebt.

Obwohl sie sich nicht vorstellen konnte, dass es viele Seen gab, indenen sich ein Schloss befand, fürchtete sich Dornenrose doch etwas vor dieser grossen Aufgabe.

"Oh...", ein überraschtes und doch glückliches Lächeln zierte ihr Gesicht, als sie dann das Ende der Treppen erreichte - Neben der trügerischen Holztür lehnte nämlich ein zweischneidiges Schwert.

Die Scheide des Schwertes war reich verziert mit Schmetterlingen, Wirbeln und Kronen, sodass der Prinzessin sofort klar war, dass es von ihren Vertrauten stammen sein musste.

Sofort schnallte sie sich die Klinge um, ehe sie das Schwert aus der Scheide zog - Es lag gut in der Hand und war nicht zu schwer für eine zierliche Frau wie sie.

Dornenrose sah an sich herab: Sie trug immernoch das schöne, bodenlange Kleid, was sie sich extra für die Brautschau angezogen hatte.

Sie zog eine leichte Visage: Hätte Faavrial nicht auch ihre Kleidung verändern können?

Immerhin hatte er einen ziemlich guten Geschmack, und so konnte sie unmöglich hinaus gehen - sie würde sofort auffallen wie ein bunter Pfau, und wo Aufmerksamkeit war, dort war auch ein mögliches Unglück nicht weit.

Prinzessin hin oder her, mit solch einen Gewand würden Diebe und anderes Gesindel nach ihr zehren, ohne dass sie es wollte. Ohne, dass diese dreckigen Gestalten überhaupt wussten, wen sie eigentlich vor sich hatten.

Zwar hatte sie das Schwert, um sich zu verteidigen, doch wollte sie als Königin niemals das Blut ihres Volkes an ihren Händen kleben haben - Nicht einmal aus Notwehr.

Dornenrose wusste nicht, dass die Fee das Volk auf ihre Rückkehr vorbereitet hatte, so beschloss sie kurzerhand, etwas gegen dieses auffällige Kleid zu tun.

Sie schnitt die Ärmel ihres Kleides ab und kürzte den Rock bis zu den Knien.

Dann entfernte sie die Edelsteine und verstaute sie mit ihren edlen Silberschmuck und ihrer Krone in der Rocktasche.

Sie sah dadurch fast wie eine normale junge Frau aus: Nur trug sie ein mehr als schlecht geschnittenen Kleid, und immernoch hing der Schutzstein der Fee ihr um den Hals.

Sie nahm ihn in die Hand und kaum wie der Stein das Trugbild der Holztür berührte, so verschwand auch die Wand und gab den Blick auf zentimeterdicke Ranken frei, die den Weg in die Freiheit versperrten.

"Also gut.", sagte sie leise bei sich und hob das Schwert an: "Dann wollen wir uns mal auf den Weg machen!"
 

Dornenrose kämpfte sich Stück für Stück durch das Rankengewirr, welches sie genau ein hundert Jahre beschützt hatte.

Nachdem auch die letzte Ranke zu Boden sank, gab sie den Blick auf den Hof des Schlosses frei: Die schönen Pflanzen, die einst den Ort schmückten, waren vollkommen vertrocknet, und der Boden war von dichten, sandigen Staub bedeckt.

Alles, was Dornenrose vernahm, war eine Totenstille, und ihr wurde bitterlich klar, dass ihre Heimat tatsächlich vollkommen verlassen war.

Sie wischte das grünliche Blut der Ranken, das von der Klinge ihres Schwertes tropfte, ab und steckte es anschließend weg.

Dabei fluchte sie leise: "Diese verflixten Ranken!", denn trotz des Schwertes hatte sie sich an den Dornen, die sie beschützt hatten, geschnitten, und tiefe Schnitte zeichneten ihre Arme und Beine. Sie brannten wie die Mittagssonne, trotzdem machte sich die schöne Prinzessin sogleich auf, das Schloss ihres Vertrauten zu finden.

Dornenrose war nicht nur eine schöne Prinzessin, sie war auch in Maßen klug, sodass sie beschloss, den Weg durch das angrenzende Dorf lieber zu meiden - sie war sich sicher, dass die Dorfbewohner neugierig sein würden, wenn sie denn sahen, dass eine schöne Frau vom verlassenen Schloss käme.

Wie sollte Dornenrose dies erklären?

Mit Sicherheit würde niemand ihr glauben, dass sie eine Prinzessin war, die einhundert Jahre lang geschlafen hatte, und nun dabei war, ihren Reichtum wieder zu erlangen.

Nein, viel eher würde man sie für eine lügende Bettelsfrau halten, die einmal zu viel von den Samen des roten Mohns genascht hatte.

Vielleicht würde sie sogar als Grabschänderin und Diebin der Toten hingerichtet werden, wenn sie sich mit ihrer Krone zu erkennen geben würde.

Darauf konnte sie gut verzichten.

Unglücklicherweise wusste Dornenrose nichts davon, dass Faavrial das Volk über ihre Rückkehr aufgeklärt hatte, und so erschwerte sie sich selbst ihre Reise, ohne es zu wissen; statt den einfachen Weg durch den Dorf zu nehmen, ging sie lieber durch den Wald.

Dabei waren ihre Sinne bis aufs Äußerste geschärft, denn sie erinnerte sich noch allzu gut an die vielen Geschichten der Wölfe, Bären und hinterlistigen Füchse, die Faavrial ihr als Kind immer erzählt hatte. In Wäldern gab es Nymphen, die einen den Verstand rauben konnten, genauso wie die Waldläufer, die eine unermüdliche Gier nach jeder Art von Hab und Gut hatten.

Doch all ihre Sorgen verschwanden bald, wie sie die Schönheit dieses Ortes entdeckte: durch die dichten, grünen Baumkronen schien die zarte Morgensonne, Eichhörnchen spielten vergnügt über den moosbedeckten Boden und Dornenrose konnte in der Ferne das Rauschen eines klaren Baches hören.

Rehe und Hasen kreuzten ihren Weg, und verschwanden sogleich im Strauchdickicht, wie sie die schöne Königstochter erblickten.

Stets begleitete sie der fröhliche Gesang kleiner Vögel.

Dornenrose genoss den Anblick der Natur, war sie doch nie selbst hier gewesen.

Sie schmeckte die Süße der Waldfrüchte, die sie mit den Wildschweinen teilte, und trank aus den kühlen Bach, um sich zu erfrischen.

“Dieser Ort ist wundervoll!”, dachte sie bei sich: “Hätte ich viel früher erkannt, wie schön die Welt doch ist, ich hätte mein Schloss augenblicklich verlassen.”

Dornenrose hätte ewig in diesen Wald bleiben können, um die Vielfalt der Natur zu erfahren.

Trotzallem vergaß sie nicht, dass sie auf der Suche nach einen See war - Vielleicht hatte sie ja Glück, und der Bach führte sie genau dorthin?

Kurzerhand beschloss sie, den Bach Richtung Tal zu folgen, wusste sie doch nur allzu gut, dass alles trinkbares Wasser aus den Bergen entsprang.

Doch je länger sie den Bach folgte, desto mehr überkam sie erneut der Durst.

So beschloss die schöne Prinzessin, sich abermals niederzuknien und füllte ihre beiden Händen mit Wasser.

Sie hatte gerade mal einen kleinen Schluck getrunken, als sie plötzlich ein lautes Zischen hören konnte.

Erschrocken, wie es sonst nur die scheuen Waldtiere waren, wich die Prinzessin für einen kurzen Moment zurück: "Wer...Wer ist da?!"

Dabei konnte sie deutlich spüren, dass ihre linke Wange schmerzte und wie sie zurückwich, berührte sie einen Pfeil, der sich in den Waldboden gebohrt hatte.

Jemand hatte auf Dornenrose geschossen!

Glücklicherweise war es nur ein Streifschuss gewesen, trotzdem erhob sie sich so geschickt, wie sie nur konnte, und zog schnell ihr Schwert aus seiner Scheide.

Kampfbereit rief sie: "Zeig dich, wer auch immer auf die Pri- eh, ich meine, wer auch immer dazu bereit ist, eine hilflose Frau zu erschießen wie ein altes Tier!"

"Oh!", war im nächsten Augenblick zu vernehmen: "Ohjemine!"

Dornenrose konnte das hektische Getrampel eines Pferdes hören, und aus den Dickicht trat ein schöner Schimmel mit tiefschwarzer Mähne.

Auf seinen Rücken saß ein junger Mann, der wenige Jahre jünger als die Prinzessin selbst war. Er hatte blondes mittellanges Haar und weiche Gesichtszüge, in der ersten Sekunde hielt Dornenrose ihn für ein Mädchen.

In seinen Augen spiegelte sich Kummer wieder: "Das wollte ich nicht, entschuldigen Sie bitte! Ich habe Sie für Wild gehalten!"

Zuerst erwiderte Dornenrose nichts, war sie doch zu sehr von den Augen des jungen Mannes fasziniert - Das linke Auge war tiefblau wie die See, das rechte Auge wies jedoch dieselbe Farbe wie die Sonne auf.

War der junge Mann etwa ein magisches Wesen?

Oder gar eine Missgeburt?

Die Prinzessin ließ ihren Blick über die Kleidung des jungen Mannes gleiten: Sie war aus den feinsten Stoffen gefertigt und es zeichnete sich ein feines Kettenhemd unter seiner Bluse ab. Er trug kostbaren, silbernen Schmuck am Hals und an seinen Fingern.

Am Zaunzeug seines Schimmels war ein himmelblaues Wappen zu erkennen, worauf ein schneeweißer Greif zu erkennen war, der in seinen Schnabel eine Art Zweig hielt.

Der junge Mann musste der Sohn eines Adligens sein, da war sich Dornenrose sicher.

Trotz seiner ungewöhnlichen Augenfarbe war der junge Mann recht schön, sodass

seine Eltern es wohl nicht für nötig hielten, ihn vor der Welt zu verbergen.

Es war das erste Mal, dass Dornenrose auf so eine Missgeburt traf.

"Geht es Ihnen gut?", fragte der fremde Schönling, um seine Besorgnis um die junge Frau deutlich zu machen: "Oh Gott, Ihre Wange! Das war doch sicher ich, oder?!"

"Eh...", etwas irritiert fasste sich die Prinzessin an die Wange, worauf sich bereits ein Rinnsal ihres Blutes gebildet hatte: "Ich fürchte schon."

Sie steckte ihr Schwert wieder zurück, und der adlige Sohn stieg von seinen Pferd ab, um zu ihr zu eilen: "Es tut mir leid, ich habe Sie wirklich für Wild gehalten!"

"Für Wild?", erwiderte sie daraufhin und zog eine Augenbraue hoch: "Sehe ich etwa für Sie wie Wild aus?!" Dabei verschränkte sie ihre Arme vor der Brust, fand Dornenrose dies doch alles andere als witzig.

"Nein, nein, natürlich nicht- Durch das Dickicht konnte ich sie nur nicht genau erkennen, und da habe ich erst nachgedacht, ob ich überhaupt schiessen sollte-"

"Und dann haben Sie trotzdem geschossen?!", fiel Dornenrose ihn ins Wort: "Sie hätten mich umbringen können!"

"Ja, ich weiß!", der adlige Sohn nahm sanft eine von Dornenroses Hände in seine und seufzte: "Bitte verzeihen Sie mir...Mein Vater sagt mir auch stets, ich würde zu viel nachdenken..."

Dabei hatte seine Stimme einen so melancholischen Klang, dass Dornenrose Mitleid mit den hübschen jungen Mann hatte.

Eigentlich hätte sie seinen Vater zugestimmt, doch stattdessen seufzte sie leise und fragte: "Mit wem habe ich die Ehre?"

"Oh, natürlich, wo bleiben meine Manieren-.", der junge Mann stellte sich gerade hin, ohne Dornenroses Hand loszulassen, und machte eine leichte Verbeugung: "Mein Name ist Prinz Lyze Noshyru von Engelsgreif - Ich bin der Königssohn des benachbarten Königreichs. Sie dürfen mich aber wegen meiner Ungeschicktheit eben gerne beim Vornamen ansprechen."

"Das tu ich liebend gerne, Ly- oh.", erwiderte Dornenrose, doch wurde sie augenblicklich rot, wie Lyze ihren Handrücken küsste. Eigentlich musste sie solche Formalitäten als Prinzessin gewohnt sein, doch schoss ihr jedes Mal die Schamesröte ins Gesicht.

Ganz gleich, wie oft es geschah.

Zumal Lyze nicht einmal wusste, wen er eigentlich vor sich hatte - Küsste er auf diese Weise etwa jedes Mädchen, dass ihn über dem Weg lief?

Selbst die Mägde und Bäuerinnen?

Dornenrose hoffte es inständig nicht.

"Darf ich auch Ihren Namen erfahren, schöne Frau?", sagte Lyze schließlich und sah ihr dabei in ihre smaragdgrünen Augen. Anscheinend kam auch der Prinz nicht drumherum, zu erkennen, wie schön Dornenrose eigentlich war - selbst wenn sie nun wie eine einfache Frau aus dem Volke gekleidet war.

"Ehm...", für einen kurzen Moment suchte sie nach den richtigen Worten, denn möglicherweise konnte Prinz Lyze ihr bei der Suche nach den See, in dem sich Faavrials Schloss befand, behilflich sein.

Doch würde er ihren Worten tatsächlich glauben schenken?

Vielleicht hielt er sie dann für verrückt, klang ihre Geschichte doch mehr als unglaubwürdig.

Andererseits hatte sie auch nicht viel zu verlieren - im schlimmsten Fall würde sie sich wieder allein auf die Suche nach Faavrials Schloss machen.

So sprach sie die Wahrheit aus.

"Mein Name ist Prinzessin Dornenrose-.", sie konnte ihren Satz nicht beenden, fiel ihr doch Prinz Lyze sofort ins Wort und lächelte: "Oh, genau wie die Tochter des verrückten Königs in dem Märchen-! Meine Mutter hat mir die Geschichte früher oft erzählt."

"Eh...Ja.", etwas verlegen fasste sich die Prinzessin an die Haare.

Anscheinend war sie in den hundert Jahren, in denen sie geschlafen hatte, zu einer kleinen Berühmtheit geworden.

"Es freut mich, Sie kennenzulernen, Prinzessin Dornenrose.", Lyzes Blick wurde etwas weicher: "Eure Eltern müssen diese Geschichte ja sehr lieben, wenn Sie selbst ihre eigene Tochter danach benannt haben."

Am liebsten hätte Dornenrose in diesen Moment laut losgelacht, doch benahm sie sich und verbarg ihr Prusten hinter der flachen Hand: "Ja...kann schon sein."

Anscheinend war der Prinz etwas begriffstutzig.

In Anbetracht der Tatsache, dass das ganze Königreich und natürlich auch die angrenzenden Länder gespannt auf die Rückkehr der verschwundenen Königin warteten, konnte man sogar sagen, dass der Prinz sehr begriffstutzig war.

Doch dies wusste Dornenrose zum Glück nicht.

"Da bin ich mir ganz sicher!", sprach der Prinz Lyze mit voller Überzeugung, doch senkte er in der darauffolgenden Sekunde seinen Blick und fügte leise hinzu: "Meine Mutter hat diese Geschichte jedenfalls geliebt."

Seine Stimme war voller Trauer, sodass Dornenrose schnell klar wurde, dass auch Prinz Lyze seine Mutter früh verloren hatte.

Ohne ein weiteres Wort zu verlieren, umarmte die Prinzessin den jungen Mann und er seufzte tief, ohne die Umarmung zu erwidern.

So standen die beiden Königskinder, inmitten des Waldes, eine ganze Weile, ohne ein einziges Wort zu sprechen.

Es war nur das Rauschen des Baches und froher Vogelgesang zu hören.

Schließlich jedoch, sagte Dornenrose leise: "Ich kann gut nachempfinden, was du spürst, auch meine Mutter ist früh gestorben."

"Das tut mir leid.", war Lyzes überaus kurze Antwort.

"Sag, würdest du mich begleiten...?"

"Liebend gerne.", Lyze sah zu ihr auf: "Immerhin habe ich dich fast erschossen, ich schulde dir etwas."

"Oh- Es ist ja nichts weiteres passiert, kaum der Rede wert.", Dornenrose fasste sich abermals an die Wange: "Deswegen brauchst du mich nicht begleiten."

Doch fühlte sich Dornenrose durch das selbige Schicksal mit den Prinzen verbunden.

So sehr, dass sie vollkommen jegliche Formalität vergaß und ihn tatsächlich duzte, doch ging es dem jungen Mann nicht anders.

Sie wusste nicht, warum, doch fühlte sie sich an seiner Seite geborgen, und Prinz Lyze weckte in ihr den Wunsch, ihn vor der Traurigkeit in seinen Herzen zu beschützen.

Vielleicht auch ein bisschen vor seiner Begriffstutzigkeit, immerhin hatte er sie fast erschossen, und sie fürchtete, dass es nicht das erste Mal gewesen war, dass den Prinzen so ein Malheur passierte.

"Nun denn.", der Prinz umfasste Dornenroses Hand, ohne aufzusehen: "Dann möchte ich dich aus freien Stücken begleiten, und dich kennenlernen, selbst wenn du keine echte Prinzessin sein solltest."

"A-aber i-ich-.", begann Dornenrose, aber der Prinz sprach weiter: "Meine Mutter sagte stets, ich solle eine Frau ehelichen, die Prinzessin Dornenrose gleicht- Sag mir, würdest du in Anbetracht ziehen, meine Frau werden?"

Wie wohl jeder Frau nahm diese Frage Dornenrose den Atem, und sie wusste nichts zu sagen - immerhin hatte sie Prinz Lyze gerade mal kennengelernt, wie konnte sie daran denken, seine Frau zu werden?

Zwar war er trotz seiner verschiedenen Augenfarben kein schrecklicher Anblick, und er schien auch nett zu sein, doch war es für Dornenrose nicht die Liebe auf den ersten Blick.

Sie war sich ohnehin sicher, dass sie keinen Gemahl brauchte, um eine gute Königin zu sein.

Es gab mit Sicherheit niemanden, der sich allein durch ihren Anblick unsterblich in sie verlieben würde, und dem sie ebenfalls so tiefe Gefühle entgegenbringen konnte.

Anstatt Lyze eine vernünftige Antwort zu geben, seufzte sie stattdessen nur: "Denkst du nicht, dass dies ein bisschen voreilig ist?"

"Oh...Das kann natürlich sein.", der Prinz liess von ihr ab und begann, einen Moment nachzudenken.

Dornenrose fand es schon fast entzückend, wie leicht der Prinz zu irritieren war, doch weckte es umso mehr ihren Beschützerinstinkt.

Noch während er in Gedanken versunken war, nahm die Prinzessin seine Hand und lächelte ihn an: "Ich würde mich dennoch über deine Gesellschaft sehr freuen."

Prinz Lyze sah zunächst auf seine Hand, die sie umfasste, dann nickte er: "Einer holden Maid in Nöten soll man stets zur Hilfe eilen."

"Wer sagt denn, dass ich in Not bin?", erwiderte Dornenrose leicht keck, doch fügte sie dann hinzu: "Ich muss einen See finden, indem sich ein Schloss einer guten Fee befindet."

"Meinst du etwa das Schloss von der Fee Faavrial?", sagte Lyze und nahm die Zügel seines Pferdes in die andere Hand.

"J-Ja!", Dornenroses Gesicht strahlte über beide Ohren, wie sie das hörte: "Er war mein Ziehvater, wie meine Mutter gestorben war! Woher kennst du ihn?!"

In diesen Moment wurde Lyze abermals kurz still, ehe er mit etwas leiser Stimme meinte: "Ich wurde eigentlich ohne rechtes Augenlicht geboren - Dank der Fee kann ich wie jeder andere auch sehen."

"Oh...", ein bisschen tat es der Prinzessin leid, so neugierig gewesen zu sein; sie konnte deutlich spüren, dass es den Prinzen unangenehm war, darauf angesprochen zu werden. Doch erklärte es auch die verschiedenen Farben seiner Augen.

Prinz Lyze war keine Missgeburt, besser gesagt, er war es nicht mehr.

Um ihn nicht weiter zu bedrücken, fragte sie etwas zaghaft: "Weisst du denn, wo Fee Faavrial lebt?"

Doch war seine Antwort ein schlichtes Kopfschütteln, gefolgt von einer bedrückenden Stille.

Dann hob der junge Mann den Kopf und sagte mit einen leicht traurigen Lächeln: "Wir werden den See schon finden...Ich denke, es ist auch für mich an der Zeit, mich bei der Fee zu bedanken."

"In Ordnung.", um ihn ebenfalls Mut zu machen, drückte sie seine Hand.

So machten sich die beiden Königskinder auf, den Bach weiter folgend.

Dabei wurde der Prinzessin klar, dass ihr Ziehvater in den hundert Jahren, in denen sie geschlafen hatte, keineswegs untätig gewesen war.
 

Prinzessin Dornenrose und der Prinz namens Lyze folgten den Bach, bis er tatsächlich in einen kleinen See mündete.

Der See befand sich im Herzen einer Lichtung, die von hohen, gescheckten Bäumen umschlossen war.

Bis auf das leise Rauschen der Baumkronen war nichts zu hören, es war ein Ort vollkommener Ruhe. Prinz Lyze führte sogleich sein treues Ross zum See, damit es trinken konnte, und auch Dornenrose sah sich nahe des Sees um.

Sie ging sogar einige Schritte tief ins Wasser, bis sie das kühle Nass an ihren Knien spüren konnte, jedoch konnte sie nichts erkennen, was einen Schloss ähnelte.

Sie wand sich an den Prinzen: “Dieser Ort ist wunderschön und voller Stille...Doch ich bezweifle, dass die Fee ihr Schloss in diesen klaren See erschaffen hat...”

Zustimmend nickte er: “Er scheint viel zu klein, um ein ganzes Schloss zu verbergen.”

„Soll ich vielleicht nachsehen...?“, sagte eine weitere, männliche Stimme und Lyze sah verwundert zu seinen Ross, dass so eben den Kopf gehoben hatte: „Mein treuer Freund...du sprichst?!“ Es war für den Prinzen unfassbar, sodass er seinen Kopf leicht zur Seite neigte.

Doch wollte Dornenrose seinen Worten nicht glauben – zwar gab es tatsächlich sprechende Tiere, doch schien dies nicht der passende Moment für Lyzes Pferd, zu ihnen zu sprechen.

Wie sollte es ihnen ohnehin helfen?

Pferde konnten nicht wirklich gut schwimmen, und tauchen sowieso nicht.

Stattdessen wand sie sich ein weiteres Mal um und sogleich blieb das Herz der Prinzessin kurz stehen - Neben ihr stand plötzlich ein kleiner Junge, in einem recht albernen Froschkostüm. Wie war er bloss hierher gekommen?

Er glich mit seiner Kleidung sehr einem Laubfrosch, war es doch in verschiedenen Grüntönen gehalten. An seiner Kapuze waren große, rote Froschaugen befestigt, die das alberne Kostüm in etwas recht Niedliches wandelten.

Je länger sie den Jungen betrachtete, desto mehr wich der Schock und sie lächelte: „Ach nein...wie süß.“ Ob der kleine Junge sich verlaufen hatte?

Oder war er gar ein Waldgeist?

Der für sie gerade mal kniehohe Junge hatte dunkelgrüne, mittellange Haare, die seine linke Gesichtshälfte zum Teil verdeckten.

Als er Dornenroses Anlitz erblickte, und sie sich sogar zu ihn herunterbeugte, begann er, sie mit seinen strahlenden, gelben Augen anzustarren.

Fast schien es Dornenrose, als würden die Froschaugen an seiner Kapuze sie ebenfalls mit großer Begeisterung ansehen.

Sie spürte es deutlich - Der kleine Kerl hatte ihre Schönheit erkannt.

Doch ehe sie noch etwas sagen konnte, nahm der Froschjunge ihre Hand in seine kleinen Hände und sagte: „Du bist aber wirklich eine Süße, weisste das?“

Er grinste sie dabei auf eine Weise an, sodass Dornenroses Entzücken für das Kind augenblicklich verschwand; viel zu sehr erinnerte es sie an die hochadligen Männer mit ihren lüsternden Blicken und hoffnungslosen Versuchen, der Prinzessin ein verruchtes Kompliment zu machen.

Wie bloss konnte sich ein kleiner Junge auf eine solch derart schmutzige Art und Weise benehmen?

War er etwa ausschließlich unter Männer aufgewachsen, die nur die Perversität in Sinn hatten?

Dornenrose wollte schon ihre Hand wegziehen, da erwiderte der kleine Junge: „He! Hat dir mein Kompliment so die Sprache verschlagen?!“ Für einen kurzen Augenblick schien er tatsächlich zu schmollen.

„N-Nein-“, sagte sie mit leicht zögender Stimme, und doch bemerkte sie, dass sie leicht errötet war: „Ich frage mich nur, wieso ein kleiner verkleideter Junge versucht, mir auf sehr unschmeichelhafte Weise den Hof zu machen.“

Da fing der Froschjunge an, laut zu lachen.

Er lachte so laut und auf eine eigentümliche Weise, dass Lyzes Pferd zu schnauben begann, und Lyze Mühe hatte, es wieder zu beruhigen.

Leicht erbost fragte der Prinz: „Was ist so lustig!?“, und der kleine Frosch antwortete unter Tränen: „Sie hält mich tatsächlich für ein Kind- Für ein perverses, frühreifes Kind!“

Doch verstummte sein Lachen im nächsten Augenblick und er fügte leicht murmelnd hinzu: „...Eigentlich ist das ziemlich schlecht.“

Er umfasste mit seinen Händen Dornenroses zarte Hand umso fester und sah zu ihr auf: „Hör mir zu, meine Schöne, ich bin kein kleiner Junge – In Wahrheit bin ich ein verzauberter Prinz.“

„Wie ein Prinz benimmst du dich nicht gerade.“, war Lyzes Antwort, der skeptisch eine seiner Augenbrauen hochzog.

„Immerhin sehe ich nicht aus wie eine weibische Jungfrau!“, erwiderte der kleine Frosch und streckte seine violette Zunge den Prinzen entgegen.

Lyze fühlte sich verletzt, doch ehe er antworteten konnte, kniff Dornenrose den kleinen Kerl kräftig in die Wange: „Sei nicht so gemein zu Prinz Lyze!“

„Au au au~!“, jammerte dieser: „Er hat mich doch zuerst beleidigt-!“

„Du musst aber zugeben, dass du dich nicht gerade wie ein Edelmann benimmst-!“

„Ich bin eben kein Musterprinz, okay?! Jeder hat seine Ecken und Kanten-“, er zeigte

auf Lyze: „Sieh dir doch allein sein verkorkstes Gesicht an!“

„Hey!“, Lyze ballte tatsächlich die Fäuste: „Noch eine Beleidigung von dir, und ich werde sehr ungehalten!“

„Aber es stimmt schon, was er sagt...“, sagte Dornenrose ruhig und lockerte ihre Finger. Sanft strich sie sogar mit ihren Fingerspitzen über die rote Wange des kleinen Frosches, sodass er lächelte: „Du bist wirklich eine Süße, ich könnt' dich glatt auffressen!“

„Prinzessin Dornenrose-!“, sagte Lyze und sah sie besorgt an. Ihm gefiel es ganz und garnicht, dass sie sich so lange mit den kleinen, grünen Sonderling unterhielt.

Am liebsten hätte er ihn gevierteilt, immerhin hatte er sich geschworen, die Prinzessin vor jeder Gefahr zu bewahren - nachdem er sie selbst einmal fast getötet hätte.

„Dornenrose? Das ist dein Name?“, die Augen des kleinen Frosches funkelten wie Sterne.

„Eh...Ja?“, die Prinzessin erhob sich indes, und tätschelte ihn sogar zwischen seinen beiden Froschaugen: „Na hör mal, so benimmt man sich doch als Prinz nicht.“

„W-Was?! Du glaubst mir nicht?!“, blankes Entsetzen machte sich in seinen Gesicht breit.

Wie gut, dass er nicht sah, dass Prinz Lyze indes ein schnippisches Lächeln auf den Lippen hatte, er wäre ihn wohl an den Hals gesprungen.

„Natürlich nicht.“, Dornenrose stapfte langsam aus den Wasser: „Du benimmst dich viel zu kindisch, um überhaupt erwachsen zu sein, geschweige denn ein Prinz.“

Auf seinen kurzen Beinchen lief er der Prinzessin nach: „A-aber-!“

„Kein Aber...Hör mal, mein Kleiner, wir sind auf der Suche nach einen Schloss in einem See und-“

„Ich bin ein erwachsener Mann und teufelnocheins nicht klein!“, der kleine Frosch stampfte wutentbrannt einige Male ins Wasser, sodass die Tropfen nur so flogen.

Dann legte er beleidigt die Arme vor der Brust: „Ich kann doch nichts dafür, dass manche Leute keinen Humor haben!“

„Dann wurdest du wegen deines Humors verzaubert? Das wundert mich nicht.“, sagte Lyze und erntete sofort einen bösen Blick dafür.

Jedoch hatte sich Prinzessin Dornenrose wieder zu den kleinen Mann umgedreht.

Seine Chance nutzend, sprach er: „Ich tauche für dich an die tiefste Stelle dieses Sees und suche dieses Schloss, wenn du willst, aber dafür musst du mir versprechen, mich zu küssen- Nur ein Kuss kann den Fluch brechen, der auf mir liegt.“

„Muss das nicht stets aus wahrer Liebe sein, damit ein Kuss einen Fluch brechen kann?“, Dornenrose erinnerte sich nur allzugut an all' die romantischen Geschichten aus ihrer Kindheit, die Faavrial ihr immer erzählt hatte. Sie stammten teils aus Büchern, teils aus den entferntesten Königreichen und hatten alle gemein, dass am Ende die Liebe siegte.

„Na hör mal, wie kann man sich nicht in mich verlieben?!“, der kleine Frosch zwinkerte, ehe er hinzufügte: „Außerdem bist du eine Prinzessin und ich ein Prinz, das funktioniert sicherlich, und dann nehme ich dich zur Braut.“

In Dornenroses Gesicht war die Schamesröte deutlich zu sehen: Es war bereits das zweite Mal an diesen Tag, wie ein junger Mann ihr einen Heiratsantrag gemacht hatte.

Dabei war sie sich doch so sicher, dass sie keinen Gemahl brauchte.

„Da muss ich dich enttäuschen, du Quarktasche.“, Lyze ging mit festen Schritt an das Ufer des Sees, um Dornenrose die Hand zu reichen: „Ich habe Prinzessin Dornenrose bereits gebeten, meine Frau zu werden.“

„Na Und?“, so der Frosch.

„Was heisst hier 'Na Und'?!“

„Hat sie denn Ja gesagt?“

„Eh...Nein, sie meinte, es sei noch zu früh...“

„Siehst du? Dann ist sie auch nicht deine Verlobte und noch zu haben!“

„Ich lasse ganz sicher nicht zu, dass sie einen vorlauten Frosch zum Gemahl nimmt!“

„Ich bin ein Prinz!“

„Ja, der Prinz der Frösche, wie es mir scheint!“

„Na warte, du elendige Missgeburt!“, waren nur noch die Worte des Frosches, ehe er von Prinzessin Dornenrose abließ und sich auf den Prinzen stürzte.

Er sprang Lyze direkt ins Gesicht, sodass beide hinterrücks im hohen Uferschilf landeten.

Lautes Fluchen und Zetern war zu hören, war der kleine Frosch doch trotz seiner geringen Größe nicht so leicht loszuwerden.

Schließlich trat Dornenrose zu den kämpfenden Prinzen, packte den Grünling am Kragen und riss ihn hoch: „Ich werde keinen von euch beiden zum Gemahl nehmen!“, schnaufte sie.

„Aber Süße-! Wenn du wirklich eine Prinzessin bist-!“, fing der Frosch an, doch ging sie nicht weiter darauf ein. Stattdessen fragte sie mit ernsten Ton in der Stimme: „Wie lautet dein Name?!“

„Mein Name-? Froschrah.“

„Würdest du für mich auf den Grund des Sees tauchen, Froschrah?“, sie drehte sich mit ihn um: „Ich wüsste zu gerne, ob sich wirklich am Grund dieses Sees ein Schloss verbirgt, und ich würde dich dafür auch belohnen.“

„Mit einen Kuss?!“, Froschrah sah sie wieder mit Begeisterung an, seine Augen leuchteten wie Sterne, und Dornenrose nickte nur, um ihn zuzustimmen.

Eigentlich war ihr der Gedanke zuwider, doch würde sie einen Kuss schon nicht missen.

Froschrah war immerhin kein richtiger Frosch.

Er war nicht mit einen schmierigen Sekret überzogen, sondern einfach nur ein recht schmieriger, kleiner Kerl.

Sie half somit einer armen Seele, selbst wenn diese ziemlich verrückt war.

Möglicherweise funktionierte der Kuss auch garnicht, und Froschrah blieb weiterhin ein Kind in Froschkostüm.

„Und dann wirst du meine wunderschöne Braut!“, war sogleich seine nächste Reaktion: „Du wirst schon sehen, du wirst dich sofort in mich verlieben, sobald ich wieder ich bin!“

„Ich werde nicht deine Braut, du Quatschkopf.“

„Aber-!“

„Such das Schloss!“, Dornenrose ließ sich auf keine weitere Diskussion mit den Verzauberten ein.

Stattdessen warf sie ihn in hohen Bogen in den See, so weit wie sie nur konnte.

Ein lautes Platschen war zu hören, und Wasser spritzte fontänenartig den Himmel entgegen.

Prinz Lyze, der an seinem rechten Arm leicht blutete, seufzte mehr als erleichtert: „Wir hätten ihn schon viel früher in den See werfen sollen.“

„Glaubst du, er ist wirklich ein verzauberter Prinz...?“, die Prinzessin sah gespannt auf die Wasseroberfläche, die sich langsam beruhigte.

„Ich bezweifle es – Vielleicht wurde er wegen seiner Art tatsächlich in ein Kind in Froschkostüm verwandelt, aber er ist ganz sicher kein Prinz.“, entgegnete er: „Auf jeden Fall hat er die Verwandlung mehr als verdient- Ah!“

In der nachfolgenden Sekunde kniff der Prinz schmerzhaft die Augen zusammen, denn die Bisswunde von Froschrah war tiefer als gedacht – Er konnte sie kaum berühren, schon pochte sein gesamter Arm.

Sofort eilte Dornenrose zu ihn und sagte mit besorgter Stimme: „Lass' mich das ansehen!“

Sie zog seinen blutverschmierten Ärmel vorsichtig nach oben und entdeckte einige tiefe Kratzer, nur wenige Zentimeter lang: „Oh...Der kleine Kerl scheint wirklich wie ein Wahnsinniger gekämpft zu haben.“

„Scheint einen Narren an dich gefressen zu haben, bei deiner Schönheit kein Wunder.“

„Danke...“, sagte die Prinzessin leise vor Verlegenheit, dann riss sie ein Stück ihres ohnehin schon ramponierten Kleides ab und verband die Wunde.

Dabei schnaufte sie leicht: „Sollte er noch einmal versuchen, dich zu beissen, werde ich ihn eins mit meiner Schwertscheide überziehen!“

„Danke, Prinzessin Dornenrose.“, Lyzes Stimme klang etwas sanfter als sonst, war er doch von ihrer Fürsorglichkeit berührt: „Ich schwöre dir, ich werde dich mit meinen Leben beschützen.“

„Das brauchst du nicht- Sei' nur nicht mehr so gemein zu Froschrah, immerhin hat er uns seine Hilfe angeboten.“

„Ja, das stimmt...“, erwiderte er, trotz allem war Lyze nicht ganz wohl dabei. Schließlich würde Froschrah für seine Dienste einen Kuss von Dornenrose erhalten, seine Tat war demnach alles andere als selbstlos: „Ich gebe mir Mühe, aber seine unsittliche Art macht mich einfach rasend.“

Niemals würde Lyze es wagen, Dornenrose so direkt um einen Kuss zu bitten, geschweige denn sie tatsächlich küssen.

Wie er darüber nachdachte, wurde den Prinzen klar, dass dafür der richtige Moment nötig war. Zumindest in seinen Augen.

„Ich kann es verstehen!“, Dornenrose kicherte leicht.

„Ich bin nur froh, dass du es keineswegs in Erwägung ziehst, seine Gemahlin zu werden. Er scheint Frauen nicht besonders gut zu behandeln.“

„Ja, das fürchte ich auch.“, sie fasste sich an die schwarzen Haare: „Vielleicht wurde er gerade deswegen in ein Kind verwandelt.“

Ehe Lyze noch ein weiteres schlechtes Wort über Froschrah verlieren konnte, tauchte dieser vom Grund des Sees auf.

Klitschnass und von allen Stellen tropfend stapfte er aus den Wasser, bis er wenige Meter vor den beiden Königskindern zu stehen kam und sich wie ein Tier das Wasser abschüttelte.

Lyze, der nur wenig begeistert davon war, sagte: „Anscheinend ist das tatsächlich nicht nur ein Kostüm, wenn du wie ein Frosch schwimmen kannst.“

„Pfft.“, war Froschrahs Antwort: „Jeder lernt doch zu schwimmen wie ein Frosch.“

Er wendete sich an Dornenrose: „Meine Schöne, ich konnte kein Schloss am Grund des Sees finden, anscheinend ist er tatsächlich so klar, wie er immer aussieht.“

„Oh...“, Dornenrose konnte die Enttäuschung in ihrer Brust deutlich spüren; es war wohl doch nicht so leicht, das Schloss ihres Ziehvaters zu finden.

Sie tröstete sich mit den Gedanken, dass sie noch ein bisschen mehr von der Welt entdecken konnte, hatte sie doch erst einen Bruchteil davon gesehen.

Sie würde ihr Königreich dann noch viel besser verstehen, besser als jede Königin zuvor.

Noch dazu konnte sie noch einige Zeit mit Prinz Lyze verbringen, den sie gern gewonnen hatte. Es war keineswegs schlecht, dass ihre Reise weiterging.

Doch zunächst musste sie ihr Versprechen erfüllen.

Sie sah zu Froschrah und lächelte sanft: „Vielen Dank.“

„Ich habe allerdings das hier auf dem Grund gefunden – Muss wohl jemand verloren haben.“, der Verzauberte zog einen silbernen Ring mit einer schwarzen Perle hervor.

Sofort ging er auf eines seiner Knie und reichte Dornenrose die Hand: „Das ist doch ein eindeutiges Zeichen, denkst du nicht auch?“

Doch schüttelte diese nur beschämt den Kopf: „Das ist einfach nur ein alter, rostiger Ring!“

Sie nahm Froschrahs Hand, um ihn wieder auf seine Beine zu ziehen: „Lass' den Unsinn, und lass' mich dich küssen.“

„Du kannst es wohl kaum erwarten, mmm?“, der kleine Kerl im Froschkostüm zwinkerte sie mit einen großen Grinsen an.

„Keineswegs – Ich finde nur, es ist wichtig, seine Versprechen zu halten.“, langsam kniete sich Dornenrose nieder, sodass Froschrah und sie fast auf Augenhöhe waren.

„Du musst das nicht tun, Prinzessin Dornenrose – Wirf ihn doch einfach wieder in den See, und wir reiten weg!“, entgegnete Prinz Lyze hastig.

Dornenrose konnte in seinen Gesicht deutlich ablesen, dass ihn die ganze Situation zuwider war. Fast schien es so, als würde es dem blonden Prinzen von Sekunde zu Sekunde schlechter gehen, verlor er doch etwas Farbe im Gesicht.

„Lyze...Mein Freund-“, sie wollte ein paar beruhigende Worte sagen, doch rief Froschrah dazwischen: „Sieh' genau hin, Lyze! Ich bekomme einen Kuss von der Prinzessin, und ich werde ihn in vollen Zügen geniessen!“

„Genieß' ihn ruhig, danach vierteile ich dich nämlich, du dämliche Kröte!“

„Hört auf, euch zu streiten-! Ihr benehmt euch beide nicht wie Prinzen, eher wie kleine störrische Kinder!“, langsam verlor die Prinzessin die Geduld.

Sie schnaufte: „Lyze, sieh' einfach weg, wenn dir es zuwider ist.“

Sie parierte dabei einen Blick des blonden Prinzen, der eine Mischung aus Ekel, Sorge und Wut zeigte. Resignierend wandte sich Prinz Lyze von den beiden ab, und vergrub seinen Kopf in den breiten Hals seines treuen Rosses: „Dreckskröte.“

Dann sah Dornenrose zu Froschrah, der sich köstlich über Lyzes Reaktion amüsierte.

Wie sie ihn wütend ansah, hob er nur gelassen die Schultern: „Ich weiß garnicht, wieso du mit solch einer Memme reist, allein sein Name verrät, dass er ein Mädchen ist.“

„Sei bitte nicht so gemein zu ihn, ich hab ihn gern.“, die Prinzessin seufzte und sagte leise: „Bringen wir es hinter uns.“

„Keine Sorge, ich bin ein guter Küsser!“, Froschrah grinste über beide Ohren, wie sie sich zu ihn noch ein weiteres Stück herunterbeugte: „Du wirst begeistert sein!“

Es trennten ihn nur noch wenige Zentimeter von den befreienden Kuss, möglicherweise - Selbst wenn er ein Kind im Froschkostüm bleiben würde, so hätte er zumindest einer wahren Schönheit einen Kuss stehlen können.

Froschrah konnte spüren, dass sein Herz immer schneller schlug.

So schnell, dass es ihn fast aus der Brust sprang.

Er schloss die Augen und sagte leise: „Endlich werde ich deinen Fluch los, Faavrial...“

Die leisen Worte des Frosches hallten in Dornenrose für einen Moment lang wider.

Erst, als sich ihre Lippen schon nahezu berührten, wurde ihr klar, was er gesagt hatte:

„W-Warte...F-Faavrial?!“ Sie zog ihren Kopf zurück und sah den Frosch mit großen Augen an: „M-Meinst du etwa die Fee?!“

„Ja...kann sein...wieso?“, der Frosch zog hindessen nur eine beleidigte Schnutte, schien sich doch die Magie des Momentes vollkommen in Luft aufgelöst zu haben.

„Faavrial ist mein Ziehvater.“, begann Dornenrose und sie musterte Froschrah genau: „Er würde niemals jemanden etwas Böses antun oder gar verzaubern, ausser er hat einen wirklich guten Grund dazu...“ Sie hob skeptisch die Augenbrauen.

„Dornenrose, ich...“,wie bei einen Schabernack auf frischer Tat ertappt, sah Froschrah Dornenrose zunächst mit grossen, glänzenden Augen an, ehe er den Kopf senkte und meinte: „...Ich habe mich doch nur über seine Flügel lustig gemacht....Ein baumgrosser Mann mit Schmetterlingsflügeln, das ist doch wirklich mehr als albern.“

„Das war unglaublich dumm und taktlos von dir!“, sprach Dornenrose erzürnt und schüttelte heftig den Kopf: „Sie sind ein Zeichen seiner Liebe zu seiner Frau, er trägt sie voller Stolz!“

Schnell erhob sie sich und drehte dem Frosch den Rücken zu: „Du hast es mehr als verdient, als Frosch zu leben! Geh' mir aus den Augen-!“

„A-Aber S-Süße!“, stotterte Froschrah und stolperte regelrecht auf sie zu: „Das- Das war vor vielen vielen Jahren! Als der verrückte König noch lebte!“

An ihr trauriges Schicksal erinnert, senkte Dornenrose daraufhin den Kopf.

Für eine ganze Weile sprach sie kein Wort und es herrschte eine unangenehme Stille.

Schließlich erwiderte sie kaum hörbar: „Dann...bist du auch ein altmagisches Wesen...?“

Froschrah nickte: „Ich war es zumindest einmal...Faavrial hat mir auch meine magischen Kräfte genommen.“

„Mehr als verdient.“, dachte Prinz Lyze bei sich, doch sprach er es nicht aus.

Aus irgendeinen Grund schien Prinzessin Dornenrose mit einen Mal todbetrübt, doch konnte er nicht sagen, warum sie es war.

Weder er noch Froschrah wussten, dass sie die Tochter des verrückten Königs war.

Dass der König letztlich wegen ihrer Schönheit vollkommen den Verstand verloren hatte.

Froschrah ließ sich ebenfalls von dieser beklemmenden Stimmung einnehmen, und ging zaghaft noch weitere Schritte auf die Prinzessin zu: „Ich....weiss, ich hätte nicht so gemein zu Faavrial sein sollen.“

Dornenrose wandte ihren Blick zum kleinen, grünen Sonderling, ehe er weitersprach: „Er scheint diesen Engel wirklich sehr geliebt zu haben.“

„Mehr als alles andere.“, erwiderte Dornenrose ruhig, wusste sie doch, dass ihr Ziehvater es immernoch tat.

„Ich war wohl...etwas...neidisch.“, der Satz kam Froschrah nur schwer über die Lippen.

Dornenrose sah ihn darauf mehr als verwundert an – Niemals hätte sie solche wahren Worte von ihn erwartet.

„Ich meine...ich bin ein hübscher Adelssohn und ein altmagisches Wesen, aber noch nie hat sich eine Frau in mich verliebt!“

Dass es an seine nicht besonders feinfühlige Art liegen konnte, oder an seinen schrägen Sinn für Humor, das war wohl den Verzauberten noch nie in den Sinn gekommen.

Dornenrose musste darüber tatsächlich ein wenig schmunzeln, und sie vergaß das traurige Schicksal ihres Vaters für jenen Moment wieder.

Sie konnte es ohnehin nicht mehr ändern, und es waren schon viele Jahrzehnte ins Land gezogen.

So beugte sie sich zu den kleinen Frosch herunter und sagte: „Wie wäre es, wenn du uns begleitest? Ich bin mir sicher, Faavrial wird erkennen, dass du deine Lektion gelernt hast, und den Fluch von dir nehmen.“

„Das bezweifle ich, der hasst mich abgrundtief.“, Froschrah war zwar froh über den Vorschlag der Prinzessin, doch wusste er, dass es im Grunde genommen sinnlos war.

Er lenkte seinen Blick zum Boden hin, da berührte sie ihn zwischen seinen beiden Froschaugen: „Dann lass' mich dir einen Vorschlag machen – Du begleitest uns und suchst in den Seen nach Faavrials Schloss, dafür werde ich für dich ein gutes Wort bei ihn

einlegen.“

„Und was, wenn er darauf beharrt, dass ich in dieser Gestalt bleibe...?“, murmelte Froschrah leise vor sich hin.

„Dann bekommst du einen Kuss von mir.“, Dornenrose lächelte.

„Eigentlich schuldest du mir ohnehin einen.“, war Froschrahs vorlaute Antwort.

Als er jedoch Dornenroses ernstes Gesicht sah, fügte er halblaut hinzu: „Okay, vielleicht auch nicht.“

„Ganz sicher nicht – Du hast Faavrials Gefühle verletzt, das verzeihe ich dir nicht.“

„Dornenrose...Ist das dein Ernst?“, schaltete sich nun auch Lyze ein: „Willst du ihn tatsächlich mitnehmen?“ Verständlicherweise klang seine Stimme alles andere als begeistert, am liebsten hätte der Prinz den Frosch für seine freche Art in Stücke gerissen.

Dass er nun ihr gemeinsamer Wegbegleiter sein sollte, gefiel den jungen Prinzen ganz und garnicht.

„Ich bin mir sicher, ihr werdet euch als Prinzen zu benehmen wissen.“, sie lächelte zufrieden: „Froschrah wird uns eine große Hilfe sein, auf der Suche nach Faavrials Schloss.“

Trotz ihrer Worte warfen sich die beiden Prinzen gegenseitig einen mehr als skeptischen Blick zu. Fast schienen die Blicke wie vergiftet, doch bemerkte es Dornenrose glücklicherweise nicht.

„Danke, Süße.“, sagte Froschrah stattdessen und wandte sich ihr zu.

Mit einen leicht selbstsicheren Grinsen hob er die Arme und sagte: „Würdest du mich ein Stückchen tragen? Auf den kurzen Beinen ist es wirklich eine Qual, lange zu laufen.“

Doch schüttelte sie nur amüsiert den Kopf: „Du wirst dich für deine Rückverwandlung schon selbst bemühen müssen, frag' ansonsten Lyze, ob sein Pferd dich trägt.“

Froschrah ließ die Arme sinken und sah der Prinzessin nach, wie sie sich an Lyzes Seite gesellte. Fast liebevoll legte sie ihre Hand auf seine Schulter und sprach ruhig: „Ich werde darauf Acht geben, dass er uns keine allzu große Last wird.“

„Schon gut Dornenrose – Es ist wirklich sinnvoll, ihn mitzunehmen.“, sagte Lyze, jedoch mit einen tiefen Seufzen: „Ich werde mich bemühen, mich mit seiner Art zu arrangieren.“

Sie lächelte: „Vielen Dank, Lyze!“ Ohne jegliche Vorwarnung umarmte sie den Königssohn und er ließ es zu, auch wenn er etwas überrascht war.

Der kleine Frosch beobachtete dies voller Missgunst, dann sagte er leise zu sich: „Viel eher beisst mir der Gaul den Kopf ab - Nein Danke!“ Auf seinen kurzen Beinchen stapfte er zu Dornenrose und Lyze, und die drei machten sich auf die erneute Suche.
 

Dornenrose suchte mit den beiden Prinzen viele Tage lang nach einen weiteren See.

Dabei mieden sie auf ihren Wunsch hin Dörfer und Städte, denn die Prinzessin fürchtete, sie würden in Schwierigkeiten geraten, wenn sie sich erklären müsste.

Noch dazu fürchtete sie, die Menschen würden Froschrah für ein schlechtes Omen halten und ihn Leid antun.

Lyze und Froschrah folgten ihren Vorschlag blind, konnte Dornenrose doch sehr überzeugend sein.

So irrten die drei viele Tage durch Wald und Wiesen, in Täler und Höhen.

Die Prinzessin hatte stets ihre Mühe, die beiden streitenden Prinzen davon abzuhalten, sich gegenseitig zu verletzen oder gar umzubringen, doch entschloss sich keiner der jungen Adligen, von ihrer Seite zu weichen.

Es war eines späten Abends, da entdeckten sie im Schutz einiger Hügel und Bäume einen weiteren See. In ihm spiegelte sich deutlich der Sichelmond wieder, ebenso die Sterne, die am Himmelszelt funkelten.

Überglücklich sprach Dornenrose: „Endlich! Ein weiterer See!“

Sie eilte zu dem kühlen Nass und versuchte, im Wasser Schemen zu erkennen.

Doch gelang es ihr nicht, war der See doch bereits tiefschwarz.

Sie wandte sich an Froschrah mit bittenden Blick, doch verneinte dieser sofort mit einen Kopfschütteln: „Es ist zu dunkel, Süße. Ich würde unter Wasser auch nichts erkennen.“

Sie seufzte einmal tief, wusste sie doch, dass Froschrah nicht irrte: „So sei es dann.“

„Ein paar Stunden wirst du dich sicher gedulden können!“, der Frosch grinste und legte seine Hände in die Hüften: „Es ist ohnehin schon viel zu spät, um schwimmen zu gehen.“

„Er hat Recht, Dornenrose...“, Prinz Lyze legte eine Hand auf ihre Schulter: „...Es ist bereits sehr spät, wir sollten uns zur Ruhe begeben.“

„...Ich weiß...“, sagte die Prinzessin zaghaft: „Ich hoffte nur...Wir würden Faavrial schon heute finden...“

„Du wirst dich doch wohl ein paar Stunden gedulden können-!“, war daraufhin Froschrahs unsensible Antwort, und Prinz Lyze erwiderte scharf: „Du Mistkröte! Merkst du denn nicht, dass Dornenrose erschöpft ist?! Wir suchen schon seit Tagen nach Faavrials Schloss, natürlich ist das ermüdend!“

„Pfft.“, der Verzauberte drehte den Kopf zur Seite: „Wir sind alle müde, nicht nur sie.“

„Na Warte-!“, Lyze wusste natürlich, dass Froschrah Recht hatte.

Den jungen Prinzen ging es auch vielmehr darum, dass dieser nicht sah, wie sehr Dornenrose an Faavrial hing.

Schließlich hatte die Fee sie großgezogen, es war nur allzu verständlich, dass die Prinzessin sie vermisste.

Doch wollte Lyze Dornenrose keineswegs in Verlegenheit bringen.

So sprach er nicht aus, was er eigentlich dachte - Stattdessen packte der Prinz den Frosch am Nacken und sagte mit ernster Stimme: „Meinetwegen kannst du auf ewig eine Amphibie bleiben, wenn du dich so einen Dreck darum scherst!“

„Lass mich los-!“, zeterte Froschrah und strampelte dabei mit seinen kurzen Armen und Beinen: „Dornenrose, sag' ihn, er soll-!“ Weiter konnte der kleine Kerl nicht sprechen, denn Lyze warf ihn ohne zu zögern in die Mitte des dunklen Sees.

„Ly-ze!“, erstaunt sah Dornenrose ihn an: „Warum hast du das gemacht?!“

„Ich...Er war ziemlich taktlos dir gegenüber-“, begann dieser und suchte dabei nach den richtigen Worten, denn nett war seine Tat nicht.

Es war auch überhaupt nicht seine Art.

Vielleicht war er selbst müder, als er dachte.

Dornenrose lächelte bei seinen Erklärungsversuch: „Schon gut...Froschrah hat ja auch irgendwie Recht, es sind immerhin nur ein paar Stunden.“

Sie sah auf den dunklen See hinaus: „Ich hoffe nur, er findet den Weg zurück.“

Der Prinz folgte ihren Blick und ihn wurde klar, welch großen Fehler er begannen hatte: Der See war um einiges größer als der letzte, und von tiefer Dunkelheit umhüllt.

Froschrah würde sicher eine ganze Weile brauchen, den Weg zurückzufinden.

Wenn er nicht zu erschöpft war, war er doch wie Dornenrose und Lyze den ganzen Tag gelaufen.

Beschämt senkte Lyze den Kopf - Er hatte nicht nachgedacht und schon musste jemand anderes darunter leiden.

Es schien ihn, als würde dies immer passieren, sodass er es lieber vorzog, über alles genau nachzudenken.

Hoffentlich, so dachte er sich, hoffentlich würde Froschrah nicht zu erschöpft sein.

Konnte ein Verzauberter in Gestalt eines Frosches ertrinken?

Auch wenn er ihn kaum vermissen würde, schien sich Dornenrose doch Sorgen um ihn zu machen. Sie drehte sich zu ihn um: „Lass' uns schnell ein Feuer machen – Das hilft ihn sicher, sich zu orientieren!“

„Ja!“, zügig begann der Prinz, Feuerholz zu sammeln.

Es dauerte nur einen kurzen Moment, da erhellte ein kleines Feuer das Ufer lichterloh.

Doch noch ehe Dornenrose und der Prinz nach Froschrah Ausschau hielten konnten, entdeckten sie einen schönen, weißen Schwan.

Das Gefieder des Tieres leuchtete schon im schwachen Licht strahlender als die Sterne am Himmel.

Himmelblaue Augen sahen zu der Prinzessin und ihren Begleiter, und der Vogel schwamm mit endloser Ruhe zu ihnen.

Dornenrose entdeckte, dass sich um die Brust des Schwanes ein Anhänger in Herzform befand, und der Schnabel des Tieres pechschwarz war.

Doch konnte sie noch etwas erkennen – Auf den Rücken des Tieres lag etwas in den verschiedensten Grüntönen.

„Froschrah!“, sagte sie und lief zum Schwan, der gerade das Ufer des Sees erreicht hatte.

Die Prinzessin nahm den kleinen Kerl behutsam hoch, der immernoch am ganzen Körper tropfte.

Den Moment genießend, drückte Froschrah sich an ihre Brust und sagte in einen gar kläglichen Ton: „Ihr hattet Glück, dass der Schwan da war, um mich zu retten – Ich hätte mich verirren und ertrinken können, der See war schwärzer als jede Tinte!“

„Es tut mir leid...Ich habe nicht nachgedacht.“, kleinlaut entschuldigte sich Prinz Lyze bei ihn: „Ein Glück, dass dir nichts passiert ist.“

„Spontanität ist wohl wirklich nicht deine Stärke.“, erwiderte der Frosch und streckte ihn die Zunge aus: „Haste nochmal Glück gehabt.“

„Es war ein unnötiges Unglück.“, Dornenrose legte ihre Hand kurz zwischen seine Froschaugen, ehe sie ihn absetzte: „Wir sind alle sehr erschöpft und empfindlich.“

„Danke, Dornenrose.“, sagte Lyze, doch schüttelte Froschrah den Kopf: „Also hör' mal, er hat mich in den See geworfen!“

„Du warst vorhin aber auch nicht wirklich verständnisvoll.“, sie nahm die Decke von Lyzes Ross und legte sie kurzerhand um ihren kleinen Gefährten: „Du solltest mehr auf deine Wortwahl achten.“

„Also wirklich-“, so Froschrah : „Ich red' so, wie ich will! Die Decke riecht nach Gaul und Trottelprinzen!“

Daraufhin konnte die Prinzessin nur seufzen, und sie fasste sich mit ihren Fingerspitzen kurz an die Stirn: „Du bist doch selbst einer.“

„Ich bin aber kein Trottel!“, Froschrah wickelte sich widersprüchlicher Weise noch etwas mehr in die Decke.

„Nein, nur mehr als vorlaut.“, kurzerhand schob Dornenrose den eigensinnigen Prinzen zum Feuer hin: „Vergessen wir das ganze Missgeschick und ruhen uns aus.“

„Das ist eine gute Idee – Wir sind wohl wirklich etwas...emotional.“, Prinz Lyzes Stimme war zwar ruhig, doch am liebsten hätte er den Frosch erneut in den See geworfen.

Stattdessen beugte er sich zu den schönen Schwan hinab: „Vielen Dank, dass du unsere kleine Nervensäge gerettet hast. Ohne dich hätte ich wohl wirklich ein ziemliches Unglück verursacht.“

Für seine Heldentat wollte Lyze das schöne Tier mit einer sanften Berührung belohnen, doch ehe er den Schwan berühren konnte, biss dieser in die Finger des Prinzen.

Laut schnatternd flatterte er mit seinen weißen Schwingen zurück auf die Wasseroberfläche, bis er von der Dunkelheit der Nacht gänzlich verschluckt war.

Während Froschrah ein zufriedenes Grinsen auf seinen Lippen hatte, sagte Lyze leise: „Das habe ich wohl verdient.“

„Tut es sehr weh?“, fragte Dornenrose in leichter Sorge, doch schüttelte er schnell den Kopf: „Lass' uns am besten schlafen gehen.“

Somit gesellten sich die beiden Königskinder zu ihrer Nervensäge.

Es dauerte garnicht lang, da waren alle drei eingeschlafen – So erschöpft waren sie und konnten den nächsten Morgen doch kaum erwarten.
 


 


 

Wie das Sonnenlicht des neuen Tages den See erreichte, erwachten die ungleichen Prinzen mit ihrer Prinzessin. Nach einem kurzen bescheidenen Mahl stand Froschrah erneut im Wasser des Sees, bereit, es nach den Schloss der Fee zu erforschen.

Der See hatte sich mit den Tageslicht vollkommen gewandelt: Die tiefe Schwärze war einer glitzernden, klaren Oberfläche gewichen.

Durch seine Tiefe besaß der See trotzalledem einige dunkelblauen Stellen, wo der Grund des Sees nicht zu erkennen war – Perfekte Orte, um ein Schloss zu verbergen.

Zarte Seerosen in weißer und rosaner Farbe schwammen auf der Oberfläche.

In der Mitte des Sees wuchs ein trauender Baum mit grüngelblichen Blättern heraus. Sein Stamm war in sich gewunden und gedreht, sodass er fast die Form eines Halbkreises hatte, und seine langen Äste ragten bis in den See hinein.

Froschrah sah zu seinen Füßen: Am klaren Seeufer konnte er neben seinen verschwommenen Spiegelbild kleine Krebse und Fische sehen, die ihn neugierig mit ihren Scheren und Lippen abtasteten.

Er warf noch einmal Dornenrose und Lyze einen letzten Blick zu, dann schwamm er langsam an die tiefste Stelle des Sees, um im dunkelblauen Wasser zu verschwinden.

„So ein fauler Frosch.“, so Lyze, der die Arme vor der Brust verschränkt hatte: „Er versucht wohl, sich jeder Art von Verantwortung zu entziehen.“

„Sei' ihn nicht böse.“, erwiderte Dornenrose, doch fürchtete sie, dass es ohnehin sinnlos war - Je länger sie mit den beiden Prinzen reiste, desto weniger schienen sich die beiden Adligen leiden zu können: „Es ist noch früh am Morgen.“

Dornenrose vermochte nicht zu sagen, wem der beiden Prinzen sie eigentlich lieber hatte.

Denn obwohl Froschrah ein vorlauter und unsensibler Gesell' war, so gewann Dornenrose ihn doch schnell lieb.

Doch waren es nicht die gleichen Gefühle wie bei Prinz Lyze; sie hatte nie das Bedürfnis, Froschrah vor den Bösen dieser Welt zu beschützen.

Vielleicht, weil er es mit seinen schlechten Manieren selbst ein kleines bisschen verkörperte.

Sie warf Lyze einen leichten Blick zu, den er nicht bemerkte, war er doch viel zu sehr in seinen eigenen Gedanken versunken.

Dornenrose musste lächeln – Höchstwahrscheinlich dachte er gerade daran, wie gerne er doch Froschrah los sein würde. Dies würde allerdings erst dann geschehen, wenn sie Faavrials Schloss gefunden hatten.

Für einen schwachen Moment konnte sie in Lyzes ernsten Blick jenen Blick wiedererkennen, den Faavrial ihr stets zugeworfen hatte, wenn sie allzu unartig gewesen war.

Sofort wandte sie sich von dem Prinzen ab: Was für ein unsinniger Gedanke dies doch war. Dornenrose seufzte, schien sie doch ihren Ziehvater sehr zu vermissen - mehr, als sie es jemals zugeben wollte.

Mit einen Mal konnte sie das helle Plätschern von Wasser hören – Hatte Froschrah seine Aufgabe etwa schon erfüllt?

Wieder ertönte leichtes Plätschern, und sie sah zur Stelle, vom den sie das Geräusch vernahm.

Ihre Augen weiteten sich bei dem Anblick, den ihr der nächste Moment bot:

Aus den Schleier des trauernden Baumes trat ein zierliches Mädchen hervor, wenige Jahre jünger als sie.

Es besaß wie sie ebenso Katzenohren und einen Schweif, doch waren sie von pechschwarzer Farbe. Dornenroses Katzenohren und ihr Schweif waren indes weiß.

Das Mädchen schien etwas unbeholfen auf der Wasseroberfläche zu spazieren, und jeder ihrer Schritte klang wie ein leichtes Plätschern. Sie hatte ihren Blick auf die tiefsten Stellen des Sees gerichtet und ihre großen, hellblauen Augen strahlten in der Morgensonne wie helle Saphire.

Ihre feinen, schneeweißen Haare, ließen sich spielerisch vom Wind tragen; kein einziges Mal berührten sie das Wasser.

Von gleicher Farbe war das schlichte Kleid, dass sie am Leibe trug.

Gedankenverloren wanderte es von einer tiefen Stelle zur nächsten, und schien auf etwas zu warten.

Bei diesem Anblick voller Unschuld war es um Dornenrose geschehen – Sollte die Prinzessin die Schönste im ganzen Land sein, so war dieses fremde Mädchen in ihren Augen noch schöner.

Ihr Herz begann, heftig zu schlagen, und sie eilte ans Seeufer: „He!“

Sie musste unbedingt den Namen des schönen Mädchen erfahren - Koste es, was es wolle.

Dornenrose ging einige Schritte ins Wasser, und formte mit ihren zarten Händen ein Sprachrohr: „Schönes Mädchen, komm' her zu mir!“

Das Mädchen auf der Seeoberfläche erwiderte ihren Blick, wich jedoch ängstlich zurück.

Ohne ein Wort zu sprechen, schüttelte sie heftig den Kopf und drehte sich um.

Schnellen Schrittes verschwand sie zwischen den Ästen des trauernden Baumes.

Jeder ihrer Schritte hinterließ das Geräusch eines leichten Plätscherns, sodass ihre Flucht wie beginnener Regen klang.

Von ihrer Reaktion überaus verwundert und schwer verletzt, zog sich Dornenroses Brustkorb schmerzhaft zusammen und ihr kamen leicht die Tränen.

Sie sah auf ihre Hände, die leicht zu zittern begannen: Noch nie hatte sie so etwas empfunden.

In ihr wurde ein unbändiger Wunsch geweckt.

Sie wollte das fremde Mädchen beschützen und behüten.

Alle Schätze dieser Welt sollten ihr gehören und ihr sollte an nichts fehlen, solange sie an ihrer Seite wäre.

Obwohl sie weder ihre Stimme noch ihren Namen kannte, so hatte Dornenrose das Mädchen von der ersten Sekunde an in ihr Herz geschlossen.

Wie eine kleine Schwester, die Dornenrose nie ihr eigen nennen konnte.

Anstatt eines Gemahls wünschte Dornenrose sich dieses Mädchen.

Nichts mehr und nichts weniger.

Sie wusste, sie musste Froschrah bitten, zu den Mädchen zu schwimmen!

Sie würde ihn dafür tausend Küsse gewähren, und einen Teil ihres Königreichs.

Erst wenn sie die Stimme des Mädchens hören durfte, würde sie diesen Ort wieder verlassen.

Prinz Lyze sah, wie aufgewühlt Dornenrose war, und trat zu ihr: „Sei' nicht allzu verletzt – Sicherlich war es eine Nymphe.“

„E-Eine N-Nymphe...?“, erwiderte die Prinzessin mit zitternder Stimme und sah zu ihn auf.

„Ja – Sie tanzte auf dem Wasser und Naturgeister sind sehr scheue Wesen.“, begann Lyze zu erklären: „Es ist ein Wunder, dass sie sich uns gezeigt hat. Höchstwahrscheinlich ist der See ihr Zuhause.“

Eigentlich wollte er, dass seine Worte Dornenroses wild pochtendes Herz etwas beruhigten - Stattdessen schluchzte sie laut auf und drückte sich hektisch an ihn: „Oh Nein...!“ Bedeutete dies etwa, dass das Mädchen niemals an ihrer Seite leben würde?

Der Gedanke ließ Dornenroses Wunsch sogleich in abertausend spitzer Scherben zerspringen.

„D-Dornenrose?!“, hilflos sah der Adelssohn die schöne Prinzessin an, die sich an seiner Brust ausweinte. Doch fiel ihn kein weiteres, tröstendes Wort ein.

Es war kein Wunder, immerhin verstand er nicht, was sie für das fremde Mädchen empfand. Dazu war der Prinz einfach zu begriffstutzig.

Das Einzige, was ihn in diesen Augenblick sinnvoll erschien, war eine zarte Geste.

So legte er seine Hand vorsichtig auf Dornenroses Kopf und strich ihr durchs Haar: „Deine Tränen sind fruchtlos.“

Anstatt ihn zu antworten, weinte Dornenrose jedoch weiter.

Lyze wendete seinen Blick nicht von ihr ab, und hoffte, ihre Tränen würden bald versiegen.

Er blinzelte kurz zum See hinaus – In diesen einen Moment wünschte er sich tatsächlich, Froschrah würde zurückkehren.

Obwohl der Prinz im Froschkostüm ein unheimlicher Quälgeist war, so war er nie um eine freche Bemerkung verlegen.

Diese Bemerkungen waren es, die Dornenrose tatsächlich ab und an ein Lächeln auf die Lippen zauberten, selbst wenn sie die meiste Zeit eher genervt von seinen Verhalten schien.

Vielleicht würde es ihn ja gelingen, auch in diesen Moment Dornenrose wieder zum Lächeln zu bringen.

„Oh...!“, in der Tat kam Froschrah gerade zurück: „Dornenrose, Froschrah ist zurück-!“

Schnell nahm der Prinz die weinende junge Frau an den Schultern und drückte sie sacht von sich.

„He Süße!“, Froschrahs Stimme klang mehr als fröhlich: „Das Schloss habe ich nicht gefunden, dafür etwas anderes!“

Doch interessierte dies alles Dornenrose nicht.

Sie verharrte wenige Zentimeter vor Prinz Lyze an derselben Stelle und sprach kein Wort;

Sie sah darin einfach keinen Sinn.

Niemals würden die Prinzen verstehen, wie elendig sie sich doch nun fühlte.

„Was hat sie bloss...?“, fragte der Verwunschene, doch konnte Lyze nur leicht murmeln: „Es ist schwer zu erklären...Sie hat plötzlich angefangen zu weinen.“

„Oh...“, ein lautes Platschen war zu hören und Froschrah trat an Dornenrose.

Bei den Anblick ihrer rotgeweinten Augen zog er eine betrübte Grimasse: „Warum weinst du denn? Es gibt nichts, weswegen man Tränen vergießen müsste.“

Dornenrose sagte nichts, stattdessen warf sie den Frosch einen Blick aus Kummer und Wut zu.

„Warum weinst du...Dorn...Dornenrose?“, eine fremde Stimme fragte dies.

Eine Stimme voller Unschuld und hell wie Glas.

Irritiert drehte sich Dornenrose um – und blickte sogleich in große, hellblaue Augen.

„Ich habe sie in der Mitte des Sees gefunden.“, sagte Froschrah mit einen leichten Grinsen, waren doch Dornenroses Tränen einen erstaunten Gesichtsausdruck gewichen: „Können wir sie behalten? Sie ist fast so süß wie du.“

„Du bist es!“, Froschrah vollkommen ignorierend, lief Dornenrose zu den jungen Mädchen mit den schneeweißen Haaren.

Überaus hastig griff sie nach ihren kleinen Händen und drückte sie einmal fest: „Wie lautet dein Name?!“

„Sun...Sunnette.“

„Was für ein wundervoller Name!“, sprach Dornenrose mit liebevollen Klang in ihrer Stimme: „Der Schönste, den ich je vernommen habe.“

„Oh...D-Danke!“, Sunnette kicherte kurz vergnügt auf, doch fügte sie sogleich hinzu: „Entschuldige bitte, dass ich weglief- Ich habe mich bei euren Anblick erschrocken...Ich dachte, ihr wärt bereits weitergezogen.“

Doch schüttelte die Prinzessin sofort den Kopf: „Nein, wir sind auf der Suche nach einem Schloss, dass in einem See verborgen sein soll.“

„Ach, deswegen ist der kleine Kerl so oft im See getaucht!“, Sunnette warf Froschrah einen zärtlichen Blick zu.

„Das gestern Nacht war keine Absicht – Irgendjemand kam auf die wahnsinnig witzige Idee, mich bei Dunkelheit in den See zu werfen.“, sagte der kleine Frosch daraufhin und verschränkte demonstrativ die Arme.

„Wie oft soll ich noch sagen, dass es mir leid tut?!“, erwiderte der blonde Prinz daraufhin.

„Bis ich es nicht mehr hören kann!“

„Ohjemine...Ihr sollt euch nicht mehr streiten...“, begann Sunnette und sie legte ihre Katzenohren an: „Reicht es nicht, dass ich ihn voller Übermut baß?“

Sunnette zeigte Prinz Lyze einen Blick voller Schuldgefühl, doch dieser war mehr als erstaunt: „Wie meint ihr das...? Wir sehen uns heute zum ersten Mal-!“

Die junge Frau mit den langen, schneeweißen Haaren erwiderte kurz seinen Blick, dann senkte sie ihr Haupt und sagte leise: “Ich baß euch nicht in dieser Gestalt...sondern in einer anderen-“

„Sie ist der Schwan, der mich gestern Nacht gerettet hat, du Vollhorst.“, brachte Froschrah es deutlich auf den Punkt: „Sie wurde genauso verzaubert wie ich.“

„Der Schwan...?!“, sofort machte Prinz Lyze eine Verbeugung: „Bitte verzeiht mir, wertes Fräulein, dass ihr euch solche Mühe machen musstet-!“

„Schon gut, hauptsache der kleine Kerl ist wohlauf.“, sagte Sunnette und lächelte, um Lyze zu beruhigen.

„So~ klein bin ich eigentlich nicht.“, Froschrah verzog sein Gesicht schmollend: „Ich bin ein schöner, stattlicher Prinz, größer als Prinz Dumpfbacke hier!“

Sunnette kicherte: „Da bin ich mir ganz sicher.“

Sogleich packte Prinz Lyze Froschrah am Kragen und die beiden begannen, abermals zu streiten: „Wie hast du mich gerade genannt?!“

Doch nahm Prinzessin Dornenrose davon keine Kenntnis - In ihren Ohren klang die Geschichte des verzauberten Mädchens so unglaublich, dass sie einen Moment lang brauchte, um es gänzlich zu verstehen.

Schließlich berührte sie Sunnette sanft an der Wange und sagte: „Wer verwandelt so ein schönes und unschuldiges Kind wie dich in einen Schwan...?“

Sunnette sah in Dornenroses Augen eine ganze Welt an Mitgefühl und Liebe aufgehen, sodass es ihr für eine kurze Sekunde die Sprache nahm.

Dann füllten sie sich ihre Augen mit Tränen und sie flüsterte: „Eine böse Hexe war es...Sie war voller Neid auf mich und meinen Liebsten und hat uns verzaubert...“

Die Prinzessin nahm ohne zu fragen das hübsche Kind in den Arm und strich ihr durch das lange Haar: „Ssh...Das ist doch kein Grund zum Weinen...Ich verspreche dir, ich erlöse dich von deinen Fluch.“

„A-aber...wie?“, Sunnette erwiderte die Umarmung und trocknete ihre Tränen an Dornenroses zerflissenes Kleid: „Wie willst du das anstellen, Dornenrose?“

„Ganz einfach.“, sagte diese ruhig: „ Wir bringen dich zu meinen Ziehvater Faavrial, er ist eine Fee und kann den Zauber bestimmt lösen.“

Doch schluchzte die junge Frau laut auf und schüttelte den Kopf: „Das geht nicht...Ich bin an diesen See gebunden! Ich...Ich kann nicht fort!“

Daraufhin wurde Dornenrose still und sie umfasste Sunnette etwas fester – Ein tiefer Groll wuchs in ihr heran, gegenüber der bösen Hexe, die solch ein Unglück über sie gebracht hatte.

Sie hoffte inständig, die Hexe würde eines Tages ein schreckliches Schicksal erleiden.

Für einen kurzen Moment wünschte sie sich sogar, Faavrial würde dies tun, doch wollte sie ihren Ziehvater nicht in Gefahr bringen.

Dornenrose wusste, auch wenn sie eine sehr mutige Prinzessin war, so konnte sie doch auch nichts gegen böse Hexen ausrichten.

So konnte sie nichts anderes tun, als der Hexe das Schlimmste zu wünschen.

Kurz fragte die Prinzessin sich, wer der Liebste von Sunnette war.

Wer durfte wohl das Herz eines Mädchens voller Unschuld und Liebe sein Eigen nennen?

Sie vermochte es sich nicht vorstellen, dass es jemanden gab, der Sunnette noch glücklicher machen konnte als sie.

Dass es den perfekten Gemahl für sie gab.

„Sunnette...“, sprach sie mit ruhiger Stimme: „Weine nicht...“

Langsam ließ Dornenrose das schöne Mädchen los und holte unter ihrer Kleidung den Schutzstein hervor: „Solange ich lebe, werde ich für dein Wohl sorgen.“

Behutsam legte sie das Schmuckstück Sunnette um den Hals und der Schutzstein begann, in sanften Tönen zu strahlen.

„W...wie?!“, Sunnettes Tränen versiegten sofort, und Unsicherheit machte sich in ihren Gesicht breit, als sich ihre Füße von der Wasseroberfläche hoben: „Dornenrose...!“

Sie streckte ihre Arme ängstlich der Prinzessin entgegen, und diese umfasste ihre kleinen Hände mit einen festen Griff: „Keine Sorge, es wird alles gut-!“

Das Licht des Schutzsteines umhüllte das junge Mädchen ganz, sodass sie für einen Augenblick wie ein Engel wirkte.

Doch erschloss das warme Licht im nächsten Augenblick vollkommen, und Sunnette fiel mit Dornenrose laut platschend ins Wasser.

Trotz dieses Missgeschicks konnte die Prinzessin nicht anders, als fröhlich darüber lachen: „Siehst du?! Alles gut!“

„Viel...Vielen Dank Dornenrose!“, überglücklich umarmte Sunnette sie: „Es ist etliche Monate her, dass ich den Boden spüren konnte!“

Der glückliche Moment wurde von Froschrahs lauter Stimme je unterbrochen: „Warte - Du hast einen Schutzstein von diesen Spielverderber und hast nicht daran gedacht, ihn gegen meinen Fluch anzuwenden?!“

„Umm...Nein?“, sprach Dornenrose und erhob sich langsam mit Sunnette, um sie über das Seeufer zu führen: „Schließlich hast du die Gefühle meines Ziehvaters verletzt, du sollst dir deine Erlösung schon verdienen.“

In Froschrahs Blick mischten sich allerlei Gefühle: Es war eine Mischung aus Enttäuschung, Wut und....Angst?

Dornenrose war sich nicht sicher, doch glaubte sie, Tränen in seinen Augenwinkeln zu sehen.

Trotzig und mit lauter Stimme erwiderte er: „Schön! Ich hab' zwar schon zehnmal gesagt, dass es mir leid tut, aber wenn's denn sein muss, bleib' ich auch weiterhin ein dämlicher Frosch!“

Er wandte sich von den anderen ab und ging seiner Wege.

Mit ernsten Klang in der Stimme rief Dornenrose ihn nach: „Ich bezweifle, dass der Schutzstein eine Verzauberung vollkommen lösen kann – Soviel Kraft besitzt er nicht!“

Dem fügte sie ein „Komm zurück, Dummkopf!“ hinzu, doch klang es um einiges sanfter, fast schon traurig.

Sunnette hatte ihre schwarzen Katzenohren angelegt: „Der arme kleine Kerl...Er schien ziemlich verletzt zu sein.“

„Er soll' sich nicht so anstellen.“, war Dornenroses Antwort: „Er wird ohnehin früher oder später erlöst.“

„Ich glaube fast, da ist noch mehr.“, dachte Prinz Lyze bei sich, doch konnte er nicht genau sagen, was es war.

Er wollte es auch garnicht so genau wissen – Sicher regte sich der kleine, nervige Frosch ohnehin nur über eine Nichtigkeit auf.

Über etwas, was allein ihn betraf, war er doch in Lyzes Augen recht selbstsüchtig und zeigte wenig Mitgefühl für andere.

Sunnette beugte sich indes hinab, um nach langer Zeit wieder den sandigen Boden des Seeufers zwischen ihren Fingern zu spüren.

Sie lächelte, denn nie wäre es ihr in den Sinn gekommen, dass sie solch ein simples Gefühl vermissen würde.

Dornenrose ging sich kurz durchs pitschnasse Haar und sagte: „Ich bin mir sicher, Froschrah wird gleich wieder auftauchen – Sicher braucht er nur etwas Zeit für sich.“

„Selbst wenn nicht, es wäre nicht schlimm.“, erwiderte Prinz Lyze: „Wir werden auch ohne seine Hilfe Faavrials Schloss finden, und dann wirst du meine Frau.“

„Oh~!“, in Sunnettes Augen funkelten mit einen Mal tausende von Sterne – Ihre Freude war ihr deutlich anzusehen: „Du bist ihr Gemahl?! Was seid ihr doch für ein reizendes Paar!“

Noch im selben Moment schüttelte Dornenrose ihr Haupt: „Er ist nicht mein Gemahl-!“

Dann warf sie Prinz Lyze einen leicht entschuldigenden Blick zu: „Prinz Lyze fragte mich zwar, ob ich ihn heiraten will, doch habe ich noch nicht zugestimmt.“

„Oh...“, dieser Ausruf Sunnettes klang widerrum voller Enttäuschung, doch lächelte sie im nächsten Moment sanft und sagte: „Dabei ist es doch das Schönste auf Erden, geliebt zu werden.“

„Das mag sein...Dennoch brauche ich nicht unbedingt einen Gemahl dafür.“, antwortete Dornenrose mit einen Seufzen.

Wie sie diese Worte ausgesprochen hatte, nahm Prinz Lyze eine ihrer Hände in seine und führte sie an seine Lippen: „Wie du dich auch entscheiden magst, Prinzessin Dornenrose, ich werde dich wie versprochen vor allen bösen Dingen dieser Welt beschützen.“

Dies verschlug der Prinzessin die Sprache, und ihr schoss für einen kurzen Moment das Rot in die Wangen. Leise erwiderte sie: „Ich...ich weiß...“

Sie wusste nicht, dass Prinz Lyze in diesen Augenblick Froschrah als jenes böses Wesen sah. Nein, vielmehr befürchtete er, der grüne Sonderling würde doch das Herz der Prinzessin erweichen und sie seine Braut werden - obwohl Dornenrose doch recht abweisend zu den Verwunschenen war.

Wie sehr hoffte der Prinz von Engelsgreif doch, Froschrah würde nicht mehr auftauchen!

Viel zu sehr schmerzte ihn der Gedanke, sie würde ihn erlösen und die Braut dieses Widerling werden. Ob er sich wohl zuviele Gedanken um Prinzessin Dornenroses Schicksal machte...?

„Ihr scheint euch so wunderbar vertraut.“, sagte Sunnette leise und ihre Augen leuchteten vor Liebe.

„Dabei...Dabei hätte er mich fast erschossen!“, sagte die wunderschöne Dornenrose und deutete erst auf Lyze, dann jedoch auf sein treues Ross: „Möchtest du vielleicht auf Prinz Lyzes treuen Tier reiten...? Wir haben bis zum nächsten See sicher einen langen Weg vor uns.“

„Ohja! Sehr gerne sogar-.“, Sunnette sah zu Prinz Lyze und machte einen Knicks: „Wenn es denn der Prinz erlaubt.“

„Aber natürlich.“, sagte dieser mit einen Lächeln und nahm die Zügel in die Hand.

Doch ehe sich Sunnette auf den Rücken des schönen Tieres setzen konnte, raschelte es in den angrenzenden Sträuchern und Büschen.

Dornenrose und Prinz Lyze sahen sich um, vermuteten sie doch, Froschrah wäre zurückgekehrt.

Anstelle einer grünen Gestalt erschien jedoch ein roter Fuchs, dessen Fell in den warmen Sonnenstrahlen so sehr glänzte und erstrahlte, als stünde das wilde Tier wahrhaftig in Flammen.

Die Pfoten und die Schweifspitze des stattlichen Tieres hatten dieselbe bräunliche Farbe wie die ältesten Bäume des Königreichs, und waldgrüne Augen blinzelten ihnen zu.

Wie das Tier Sunnette bei den Prinz und der Prinzessin erblickte, ging es in Angriffstellung und knurrte bedrohlich.

Es fletschte die spitzen Zähne und lehnte seine großen Fuchsohren so weit es ging an.

Prinz Lyze und Dornenrose wichen einen Schritt zurück, an die Seite von Sunnette, da wirbelte der Fuchs den Waldboden auf und rannte so schnell wie der Wind auf die kleine Gruppe zu.

Voller Schrecken fragte der Prinz: „Ist das ein Diener der bösen Hexe?!“

„N-Nein...“, erwiderte Sunnette etwas ängstlich: „Es ist...!“

„Ziemlich wütend!“, Dornenrose griff nach ihrem Schwert, das all' die Zeit in seiner Scheide geruht hatte: „Lyze, beschütze Sunnette mit deinen Leben vor diesen Ungetüm-!“

„P-Prinzessin Dornenrose-!“, der Prinz stockte, übermannt von ihrer schnellen Reaktion: „Soll nicht lieber ich-!?“

Doch war die mutige Prinzessin bereits nach vorn geeilt, und schlug nach den wilden Tier.

Dieses ließ sich allerdings nicht so einfach erschlagen; mit einen geschickten Sprung wich es Dornenroses Hieb aus und ehe sie sich versah, verbiss es sich in ihren linken Arm.

Die Prinzessin schrie kurz auf, doch ließ sie ihr Schwert nicht los.

Tief bohrten sich die Zähne des Tieres in sie hinein, und der Fuchs ließ erst von ihr ab, als der Prinz einen Pfeil auf das wilde Tier schoss.

„Hört auf!“, rief Sunnette: „Ihr dürft ihn nichts tun, ihr versteht nicht-!“

Der Fuchs zuckte beim Klang ihrer hellen Stimme mit den Ohren und eilte zu ihr.

„Bleib hinter mir, Sunnette!“, sofort und mit klopfenden Herzen stellte sich Lyze vor das hübsche Mädchen und zielte abermals auf die Bestie.

Der rote Teufel wich geschickt einigen von Lyzes Pfeilen aus und zerbiss ihn schließlich seinen Bogen.

Mit lauten Japsen sprang der Fuchs Sunnette entgegen und warf sie dabei zu Boden.

Dann leckte er ihr zärtlich das Gesicht ab.

„Tonrek...!“, Sunnette konnte nicht anders, als in diesen Augenblick zu kichern: „Nicht so stürmisch-!“

Sie sah das wilde Tier voller Liebe an, und am liebsten hätte sie es geküsst, wenn sie denn gekonnt hätte.

Selbst in Gestalt eines Fuchses liebte sie diesen Mann mehr als alles andere auf der Welt.

Obwohl es eine brenzlige Situation war, war ihr Gemahl dennoch zu scherzen aufgelegt.

Bevor sie jedoch ein weiteres Wort der Liebe aussprechen konnte, war die mutige Prinzessin herbeigeeilt, trat das wilde Tier beiseite und schlug es schließlich mit einen gezielten Hieb auf den Hals tot.

Es nahm Sunnette vollkommen den Atem.

Ihre Augen waren starr vor Schreck - War das gerade wirklich geschehen....?

Es schien ihr doch wie ein allzu böser Traum.

„Du verdammtes Biest-!“, keifte Dornenrose: „Niemand kommt diesen Mädchen zu nahe und bedroht sie!“

Prinz Lyze trat zu ihr und wie er das tote Tier erblickte, warf er ihr einen erstaunten Blick zu: „Das war ja ein glatter Durchschlag...!“

Niemals hätte er der wunderschönen Prinzessin so etwas zugetraut, geschweige denn soviel Kraft.

„Das Drecksvieh hat es nicht anders verdient!“, noch immer pochte Dornenroses Herz wie wild, machte sie der Gedanke, Sunnette könnte verletzt werden, doch wahrlich rasend: „Fast hätte er sie gebissen!“

„N...Nein....“, ein leises Fiepsen war alles, was Sunnette entgegenbringen konnte, ehe sich ihre großen, hellblauen Augen mit Tränen füllten und sie begann, zu weinen.

Sie legte ihr Gesicht in ihre kleinen Hände und weinte so bitterlich um ihre verlorene Liebe, wie noch nie in ihren Leben: „Tonrek...Oh Nein...“

Der blonde Prinz wandte sich von den Tier ab und beugte sich zu ihr: „Du brauchst vor Angst keine Tränen mehr zu vergießen, Sunnette...“ Mit ruhiger Stimme bot er ihr eine Hand zum Aufstehen an: „Dornenrose hat das Untier erschlagen – Sag, fehlt dir etwas?“

Sunnette schüttelte den Kopf, doch konnte sie nicht aufhören zu weinen.

Mit heiserer Stimme flüsterte sie: „Mein Liebster...Sie hat meinen Liebsten getötet...“

Dann legte sie ihre Hand in die Hand des Prinzen und ließ sich auf ihre Beine hochziehen.

„Wie?!“, Lyzes Augen weiteten sich dabei vor Verwunderung.

„Wie ich die Gestalt eines....eines Schwans bei Nacht habe...“, Sunnettes Worte waren kaum verständlich, schluchzte sie doch immerzu: „So war...So war mein Liebster...Tonrek ein Fuchs bei Tag...“

„I-Ist das wahr?!“, fragte der Prinz bestürzt.

Doch ehe Sunnette ein weiteres Wort dazu sagen konnte, kam Prinzessin Dornenrose zu ihnen. Ihre Arme waren blutverschmiert und von einem feuerrotem, ebenso verschmierten Fell bedeckt.

Sunnette erkannte sofort, welch grausame Tat die Prinzessin begannen hatte.

„Nein!“, schrie sie schrill und wandte sich von ihr ab.

Schmerzhaft kniff sie ihre Augen zusammen und schlug ihre Hände auf die angelegten Katzenohren: Sie wollte nichts mehr sehen und nichts mehr hören.

Am liebsten hätte sie rein garnichts mehr empfunden, schmerzte ihr Herz doch nach diesen Anblick umso mehr. Jeder ihrer Herzschläge fühlte sich an wie tausende von Peitschhieben.

Sie konnte zwar hören, dass Dornenrose und Prinz Lyze sprachen, doch verstand sie kein Wort. Sie wollte nicht mehr verstehen.

Da spürte sie plötzlich etwas Warmes auf ihren Schultern und wandte sich leicht erschrocken zu ihren neuen Bekannten.

„Damit du auf unserer Reise nicht frierst.“, sagte Dornenrose und wischte im nächsten Moment einige ihrer Tränen sanft beiseite.

Die Prinzessin lächelte liebevoll und doch hatte ihre Stimme einen besorgten Nachklang: „Wegen einem Tier brauchst du doch nicht so viele Tränen vergießen.“

„Er...Er war kein Tier...Er war mein Gemahl...!“, stammelte das hübsche Mädchen.

„Unsinn, das war ein stinknormaler Fuchs.“, sofort widersprach die Prinzessin ihr und schüttelte den Kopf: „Er wollte dich angreifen und beissen, so wie er mich und Lyze gebissen hat- Einen schönen Liebsten hast du dir da ausgesucht!“

„N..Nein...Das ist nicht wahr!“, verteidigte Sunnette sich, doch wollte Dornenrose nicht hören und sagte zu Lyze: „Bringst du dein Ross hierher? Ich denke, Sunnette muss sich dringend etwas ausruhen.“

„Natürlich.“, der Prinz wechselte zwischen den beiden jungen Frauen noch einen unsicheren Blick, dann machte er sich an, seinen treuen Begleiter zu holen.

Er wusste einfach nicht, wen er mehr glauben sollte.

Doch wünschte er sich, Sunnette würde bald ihr zartes Lächeln wiederfinden.

Indes nahm das hübsche Mädchen das Fuchsfell von ihren Schultern und drückte es an ihre Brust: Es roch genauso wie ihr Liebster und hüllte sie in vollkommene Geborgenheit.

Die Wärme, die sie spüren konnte, ließ ihre Tränen langsamer fließen.

Sie wusste, ihr Liebster Tonrek hätte nicht gewollt, dass sie seinetwegen so bitterlich weinte. Er hätte nicht gewollt, dass sie seinetwegen so traurig war, und keine Freude mehr in ihren Leben empfand.

Obwohl sie doch ein wenig den Wunsch verspürte, ihn in den Tod zu folgen, so wollte sie für ihn weiterleben.

Zumindest wollte sie es versuchen; niemals wieder würde sie solch eine innige Liebe empfinden können.

„Leb wohl, Liebster...“, flüsterte sie in das weiche, rote und doch blutverschmierte Fell.

Ihre Tränen wurden dadurch wieder stärker, sodass sie das Fell gänzlich an ihr Gesicht drückte: „Ich werde dich allein bis zu meinen eigenen Todestag lieben.“

Dann legte sie sich das Fell wieder um ihre Schultern und ließ sich helfen, auf Lyzes Ross zu steigen.

Dornenrose nickte dem zufrieden zu, doch wanderte ihr Blick sodann zu den Sträuchern und Büschen: Ein kleines bisschen machte sie sich Sorgen um Froschrah.

Doch war es nicht der Rede wert, immerhin lebte er doch schon viele Jahre in dieser Gestalt.

Ihn ging es mit Sicherheit gut – höchstwahrscheinlich war er sogar froh, nicht mehr in der Gesellschaft von Prinz Lyze sein zu müssen.

So wendete sie sich von den trübsinnigen Gedanken ab und nahm Prinz Lyzes freie Hand: „Dann lasst uns weitersuchen.“

Die schöne Prinzessin wusste, es gab wichtigere Dinge; sie musste ihren Ziehvater finden, um den Schlüssel zu ihrer Schatzkammer zu erhalten.

Damit sie ihren rechtmäßigen Platz als Königin von Salicea einnehmen durfte.

Sie wollte ihn finden, damit Prinz Lyze sich bei ihn bedanken konnte, und die Fee bitten, den bösen Zauber von Sunnette zu nehmen.

Damit sie ihre Nächte nicht mehr als Schwan verbringen musste, und sie an Dornenroses Seite leben konnte.

Vielleicht mochte ja auch Prinz Lyze in ihren Königreich leben – Zwar nicht als ihr Gemahl und König, aber als ihr treuer Freund und Berater.

Ja, diese Vorstellung gefiel ihr außerordentlich gut.

So konnte Dornenrose es kaum erwarten, ihren Ziehvater wiederzusehen, und sie machten sich auf eine weitere, beschwerliche Reise.
 

Wie sich der Tag den Ende neigte, und die Sonne sich mit ihren letzten warmen Strahlen schlafen legte, verwandelte sich Sunnette tatsächlich wieder in einen Schwan.

Mit ihren schneeweißen Schwingen flatterte sie vom Rücken des Rosses, das Lyze gehörte, und gab elendige Klagelaute von sich.

„Sunnette, Beruhige dich! Du wirst mit den ersten Sonnenstrahlen wieder du selbst sein.“, begann Dornenrose und strich den schönen Tier vorsichtig über den Schnabel: „Solange werden Prinz Lyze und ich dich mit unseren Leben beschützen, das verspreche ich dir.“

Vom ganzen Herzen betrübt senkte Sunnette den Kopf – Dornenrose wollte nicht verstehen, warum sie so traurig war.

Das flammenrote Fell ihres Liebsten hatte sich mit der anbrechenden Nacht in ein ledernes, blutgetränktes Stück Haut verwandelt, nackt und ohne einziges Haar.

In der Angst, Dornenrose würde es entsorgen wollen, setzte sich die Verzauberte demonstrativ auf das Letzte, was von ihrem Liebsten blieb, und begab sich dann zur Ruhe.

Prinzessin Dornenrose akzeptierte ihre Entscheidung – Allzu sehr fürchtete sie, tatsächlich einen Fehler begangen zu haben: „Prinz Lyze...Was ist, wenn ich mich irrte?“

„Wobei...?“, fragte dieser verwirrt, kam doch ihre Frage allzu plötzlich.

„Was, wenn ich doch ihren Liebsten tötete?“

„Oh...“, er senkte seinen Kopf für einen kurzen Moment, doch dann legte er seine Hand auf ihre Schulter: „So kannst du es nicht mehr ändern, fürchte ich...Es sei denn, Faavrial kann Tote ins Leben zurückholen.“

Dies konnte Dornenrose nur verneinen; hätte die Fee diese Gabe gehabt, so hätte sie längst ihre Liebste Frau Yne zurückgeholt.

Mit einen Herzen, das voller Schuldgefühl war, konnte Dornenrose nichts anderes als hoffen – Hoffentlich würde Sunnette ihr diesen Fehler verzeihen.

Im Stillen der Nacht gab die wunderschöne Prinzessin sich das Versprechen, für das hübsche Mädchen zu sorgen, auf das sie bald ihre Missetat vergass.
 

Es vergingen Tage und Wochen.

Wochen, in denen die Prinzessin, der Prinz und das hübsche Mädchen kein Dorf und keine Stadt aufsuchten.

Immernoch fürchtete Prinzessin Dornenrose, sie würde doch tatsächlich erkannt werden und so in Schwierigkeiten geraten.

Doch nicht nur sie; ebenso würden Prinz Lyze und Sunnette für die Taten von Dornenrose und sogar die des verrückten König stehen müssen.

Dies wollte Dornenrose unbedingt vermeiden – Sie wollte als zurückgekehrte Königin ihren Volk ihre Geschichte erzählen.

Sich für die Taten ihres Vaters entschuldigen.

Dabei wusste das Volk bereits von ihrer Rückkehr.

Hätten die drei nur einen Ort aufgesucht, es hätte so vieles erleichtert, und einige schwere Momente erspart; Ohne jegliche Orientierung war es schwer und ermüdend, einen weiteren See zu finden.

Wie froh sie doch waren, als sie einen weiteren fanden – Mit klaren Wasser spiegelte sich die Nachmittagssonne darin.

Laut platschend und sprudelnd ging das andere Ufer in einen reissenden Fluss über, der in einen niedrig gelegenen Tal seine Wege ging.

Ganz in der Nähe des Sees lag ein hoher Berg aus feinen, hellen Gestein, der aus einer Vielzahl von spitzen Felsen und Schluchten bestand.

Sunnette erinnerten die Felsen sehr an die Spitzen einer steinernen Krone, doch behielt sie es lieber für sich.

Sie nahm Dornenroses Hand an, wie sie von Lyzes Ross stieg, und lächelte: „Glaubst du, wir finden hier das Schloss deines Ziehvaters?“

„Ich hoffe es!“, sagte diese, mit leichter Zuversicht in ihrer Stimme.

Dornenrose fügte hinzu: „Der See ist sehr tief, es lässt sich kaum der Grund erkennen – Ich denke, das ist ein gutes Zeichen.“

„Zu dumm, dass Froschrah nicht an unserer Seite ist.“, tatsächlich war es Prinz Lyze, der dies sagte, und er verschränkte die Arme kurz vor seiner Brust: „Jetzt wäre er wirklich praktisch gewesen.“

„Ich werde nach Einbruch der Nacht über den See schwimmen und so gut es geht tauchen.“, versprach Sunnette: „Irgendwann muss dieser Fluch ja auch einmal von Nutzen sein, außerdem habt ihr soviel für mich getan.“

Doch konnte Dornenrose daraufhin nur den Kopf schütteln.

Sie umfasste Sunnettes Hand fester und sprach ruhig: „Du sollst dich nicht in Gefahr begeben, Sunnette.“

„Aber-“, begann diese, doch ließ die schöne Prinzessin sie nicht aussprechen: „Ich möchte dich nicht in Gefahr wissen, so wie Froschrah es einst war – Nicht auszudenken, was passieren würde, wenn dich beim Tauchen die Kräfte verlassen würden!“

„Ich werde gut auf mich Acht geben.“, versprach das hübsche Mädchen seelenruhig, doch umarmte Dornenrose sie noch im selben Moment innig.

Mit leisen Flüstern sprach sie: „Bitte, sei nicht dumm – Du sollst bis ans Ende unserer Tage an meiner Seite sein. Das ist der Dank, den ich mir wünsche.“

„Oh...“, von den ehrlichen Worten der Prinzessin berührt und auch erstaunt, gab Sunnette nach: „...In Ordnung, Dornenrose, wie du es dir wünschst.“

„Ich werde im See schauen, ob ich das Schloss finden kann.“, erwiderte der Prinz und die beiden Fräulein sahen ihn verblüfft und mit großen Augen an.

Lyze lächelte leicht verlegen: „Ich schulde dir noch eine Wiedergutmachung, weil ich dich fast erschossen habe, Prinzessin Dornenrose.“

„N-Nein, das tust du nicht-!“, abermals schüttelte sie ihr Haupt, sodass ihr schwarzes Haar sanft tanzte: „Immerhin warst du stets treu an meiner Seite!“

„Das tat ich, weil du eine Jungfrau warst, die sich auf eine gefährliche Reise begab, und somit in Nöten stand.“, der Prinz von Engelsgreif stieg die Scham ins Gesicht: „Zumal du mir vom ersten Augenblick sympathisch gewesen bist...“

„Lyze...“, ein Blick von Liebe, aber auch von Traurigkeit spiegelte sich in Dornenroses Augen wider: „Verstehe doch...“

„Nein, sprich' nicht weiter!“, schnell eilte er zum Seeufer, und ging schnellen Schrittes durch das kalte Nass, sodass er immermehr versank: „Es ist Zeit, dass ich mich bei dir revanchiere!“

„Aber Lyze-!“, Dornenrose ließ Sunnette für einen kurzen Moment los: „So warte-! Das darfst du nicht-!“

Hatte der junge Prinz in seinen blinden Übereifer tatsächlich vergessen, seine Kleidung auszuziehen?!

Nichts anderes kam der schönen Prinzessin in den Sinn und sie wusste, seine Kleidung würde ihn in die Tiefe des Sees ziehen.

Mit hastigen Schritten eilte sie ihn nach: „Komm zurück, du wirst ertrinken!“

Sie überquerte gerade das Seeufer, da war es schon zu spät: Der Königssohn war von Kopf bis Fuß im kalten Wasser verschwunden.

„Lyze!“, rief sie, und Sunnette stimmte mit ihr ein.

Die beiden jungen Frauen riefen nach den Prinzen, umso mehr, als er in der Mitte des Sees wieder auftauchte.

„Lyze, komm' sofort zurück!“, Wut und Angst machten sich in Dornenroses Brust breit: „Du sollst an meiner Seite sein, das reicht mir als Wiedergutmachung!“

„Mir jedoch nicht!“, waren seine Worte, dann verschwand er abermals im See.

Wie sehr hoffte der Prinz doch, er könne Prinzessin Dornenroses Herz mit dieser Tat entgültig für sich gewinnen.

Er wollte sie ebenso an seiner Seite nicht missen, und so hoffte er, sie würde ihn als Gemahl wählen, wenn er nun Faavrials Schloss fand.

Doch hatte der Prinz abermals nicht nachgedacht, und war vor lauter Begriffstutzigkeit blind. Das war sein Unglück, denn langsam wurden seine Gewänder immer schwerer und schwerer, bis sie wie eisernes Blei an ihn hingen.

Der junge Königssohn bemühte sich, die Oberfläche des Sees noch rechtzeitig zu erreichen, doch fehlte ihm der Atem.

Vollkommen entkräftet gab er sich schließlich seinen Schicksal hin, würde er doch bei einer edlen Tat sein Leben geben.

Plötzlich sah er sie: Im Licht der Nachmittagssonne tauchte eine Engelgestalt mit wallenden Haaren zu ihn herab.

Der Prinz wunderte sich, glänzten doch statt weißer Federn pastellfarbige Schuppen am ganzen Körper des Wesens.

Nichtsdestotrotz spürte er, dass seine Zeit gekommen war.

Der Engel würde ihn fortbringen, und er sein ewiges Glück finden.

Wie er seine Augen langsam schloss, spürte er noch die zarte Umarmung des schönen Wesens, dann sank er in einen traumlosen Schlaf gen Grund.
 

Prinzessin Dornenrose hatte indes ihr Kleid ausgezogen und schwamm im See auf jene Stelle zu, an der sie Prinz Lyze zuletzt gesehen hatte.

Ihr treuer Begleiter war seitjeher nicht mehr aufgetaucht, sodass ihr Herz so heftig schlug, dass es schmerzte.

Sie fürchtete sich davor, Lyze womöglich nie mehr sehen zu können.

Was sollte sie nur tun, wenn sie ihn in den Tiefen des Sees nicht fand?

Dornenrose fühlte sich fürchterlich, gab' sie sich doch selbst die Schuld an diesen Unglück.

Ihr kamen vor lauter Kummer bereits die Tränen, als plötzlich ein zweiköpfiges Monster aus der Tiefe des Sees emporstieg und sich ihr in den Weg stellte.

Erschrocken wich Dornenrose zurück und wollte gar wüste Verfluchungen aussprechen, da fiel ihr ein Stein vom Herzen - Schnell erkannte sie, dass statt eines Monsters eine junge Nixe ihren Weg gekreuzt hatte.

Umso mehr freute sie sich, als sie sah, dass das Wesen mit den langen, hellbraunen Haaren den jungen Prinzen von Engelsgreif bei sich trug!

Mit Müh' und Not hielt das zarte Wesen den Kopf des ohnmächtigen Prinzen über Wasser.

Ihr Blick verriet, dass sie sich ernsthafte Sorgen um den blonden Jüngling machte.

Dennoch fiel der wunderschönen Prinzessin ein Stein vom Herzen: „Dich schickt der Himmel!“ Überglücklich half sie der Nixe, Lyze ans Seeufer zu tragen.
 

Am Seeufer angekommen, begann Dornenrose sogleich, das Wasser aus den Lungen des Prinzens zu pressen.

Sie durfte dabei nicht zimperlich sein, sodass die Nixe, die neben Lyze am Seeufer saß, der Prinzessin doch den ein oder anderen bösen Blick zuwarf.

Sunnette hatte Lyzes Kopf auf die Decke seines Rosses gebettet, und gesellte sich schließlich zu ihr.

Sanft lächelte sie: „Vielen Dank, dass du ihn gerettet hast.“

Die Nixe nickte, sprach allerdings kein Wort.

„Mein Name ist Sunnette, wie ist deiner?“

Wie sie ihre Frage gestellt hatte, begann das Wesen aus dem See, wie wild zu gestikulieren.

Anscheinend wollte sie Sunnette etwas sagen, ohne dabei ein einziges Wort zu sprechen.

Doch endete die Fuchtelei schließlich damit, dass die Nixe sich an ihren Hals fasste und den Kopf senkte.

„Oh...“, sanft legte Sunnette eine Hand auf die Schulter der Nixe, ehe sie ihr ein warmes, verständnisvolles Lächeln schenkte: „Dann sag' ihn mir ein anderes Mal, okay?“

Etwas beschämt und doch wieder mit einen Lächeln auf ihren Lippen, nickte die Nixe daraufhin.

Im nächsten Augenblick speite Lyze das letzte überschüssige Wasser aus seinen Lungen und schnappte automatisch nach Luft.

Hustend und röchelnd gewann er immer mehr das Bewusstsein zurück und blinzelte in die erfreuten Gesichter der jungen Frauen.

„A..Aber wie...?“, nur langsam gewann seine Stimme wieder an Kraft und er erblickte mit Erstaunen und voller Neugier die junge Nixe, die er für einen Engel gehalten hatte: „Du... Du hast mich gerettet...“

Der Prinz setzte sich eilig auf, um sie näher betrachten zu können: Sie hatte eine ähnlich zierliche Statur wie Sunnette, doch glich ihr Körper von der Hüfte an mehr einen Fisch als einen Menschen.

Ihr ganzer Körper war bis zur Brust mit unzähligen, feinen Schuppen besetzt, die in allen Pastellfarben schimmerten. Ihre langen hellbraunen Haare waren klitschnass und klebten an ihren ganzen Körper, sodass sie fast die Narbe verdeckten, die die Nixe neben ihren Herzen trug.

Die Narbe erinnerte stark an eine Art Notenschlüssel, doch war sie recht blass und von weiteren Wirbeln umschlungen.

Voller Liebe sah der Prinz der Nixe in die braunen Augen und schenkte ihr ein sanftes Lächeln: „Hab' vielen Dank, ohne dich wäre ich wohl in Einsamkeit gestorben.“

Wie er diese Worte ausgesprochen hatte, wurde die Nixe vollkommen rot im Gesicht und ihre Augen weiteten sich so sehr, dass sich die Abendsonne darin spiegeln konnte.

Schnell wandte sie sich um, und ehe Lyze oder die jungen Frauen noch etwas sagen konnten, verschwand sie mit hektischen Schlägen ihrer Fischflosse wieder in den Tiefen des Sees.

„Oh, wie schade.“, sprach Sunnette, hatte sie doch das seltsame Mädchen irgendwie gern.

„Nixen scheinen sehr scheue Wesen zu sein.“, erwiderte Prinzessin Dornenrose, dann wandte sie sich an Lyze: „Wie fühlst du dich? Es war garnicht so leicht, das Wasser aus deinen Lungen zu bekommen.“

Doch anstatt ihr zu antworten, sah der blonde Prinz nur zum See hinaus.

Wie Gedankenverloren, zuckte er heftig zusammen, als die Prinzessin ihn eine seiner Strähnen aus den Gesicht strich.

Leise sagte sie: „Fast fürchte ich, wir hätten dich verloren...Mach' so etwas nie wieder, in Ordnung?“

Lyze blinzelte die wunderschöne Prinzessin daraufhin an, ehe er kurz nickte: „In Ordnung.“

Vielleicht spielte ihn sein Verstand einen kleinen Streich, weil er fast ertrunken war, oder die Schmerzen in seiner Brust irritierten ihn, doch mit einen Mal schien es ihm, als wäre Dornenrose nicht mehr allzu schön.

Dabei war sie das schönste Mädchen, dass er je mit seinen Augen erblickte.

Voller Verwunderung, und auch aus Erschöpfung, rieb er sich das Gesicht und murmelte: „Verzeih', dass ich dir – nein euch – solch einen Kummer bereitet habe.“

„Alles, was zählt, ist, dass du wohlauf ist.“, sprach Dornenrose daraufhin.

„Dornenrose hat Recht, mach dir keine Sorgen!“, Sunnette reichte ihn die Decke seines Rosses: „Wenn die Nixe noch einmal erscheint, können wir sie ja fragen, ob es in ihren See ein Schloss gibt.“
 

„Was für eine amüsante Vorstellung.“, erwiderte eine weitere Stimme hinter den dreien.

Sie klang warm und voller Geduld.

Dornenrose wusste augenblicklich, zu wem diese Stimme gehörte.

Alles andere um sich vergessend, drehte sie sich schnell in die Richtung, und ihr kamen ihr die Tränen, blickte sie doch in ein vertrautes Gesicht.

Das Gesicht, dass sie seit ewiger Zeit suchte: „Faa...Faavrial!“

Ohne weiter auf Lyze zu achten, stand die Prinzessin auf und umarmte die Fee stürmisch: „Du weisst garnicht, wie froh ich bin, dich zu sehen!“

„Es sind ja auch hundert Jahre vergangen, dass wir uns das letzte Mal sahen.“, mit einen zarten Lächeln berührte Faavrial vorsichtig das schwarze Haar seiner Ziehtochter.

Dabei erwähnte Faavrial nicht, wie schwer sein Herz doch bei den Gedanken wurde, dass

Prinzessin Dornenrose nicht zuvor erwacht war.

Nicht, weil er sie vermisst hatte, sondern weil nicht jener Mann erschienen war, der Dornenrose vom ersten Anblick an aus vollstem Herzen liebte.

Mit seiner Liebe wäre sie aus ihren tiefen Schlaf erwacht, ehe die hundert Jahre ins Königreich gezogen waren.

Doch so wusste die Prinzessin immernoch nicht, wie wundervoll es war, zu lieben.

Faavrial hob vorsichtig ihr Kinn an, und wischte ihre Freudentränen beiseite: „Es ist schön, dich wohlauf zu sehen, Prinzessin.“

Er gab ihr einen sachten Kuss auf die Stirn, so fein, Dornenrose spürte ihn kaum: „Wie oft habe ich mir vorgestellt, dir endlich den Schlüssel geben zu können...Du wirst eine ebenso schöne Königin sein, wie einst deine wundervolle Mutter, nichts spricht dagegen.“

Gerührt und voller Zuversicht, flossen weitere Tränen über Dornenroses Gesicht.

Schniefend rieb sich die tapfere Prinzessin die Freude aus den Augen, indes wandte sich Faavrial ihren Gefährten zu: „Ihr seid in meinen Schloss willkommen, solange ihr wollt – Sicher wollt ihr eure Gewänder wechseln und euch von der langen, anstrengenden Reise erholen. Folgt mir.“

„Vielen Dank, Herr Faavrial.“, wie Sunnette auf ihren Beinen stand, machte sie sofort einen Knicks.

„Auch ich bin Ihnen zu tiefsten Dank verpflichtet.“, fügte Lyze hinzu, ehe er sich langsam erhob und taumelnd an sein Pferd trat.

„Du bist groß geworden, Königssohn Lyze Noshyru von Engelsgreif.“, erwiderte die Fee daraufhin und ging langsamen Schrittes auf jene Berge zu, die spitz in den Himmel ragten.

„Oh...“, der Prinz nahm leicht zögerlich die Zügel seines Pferdes fester in die Hand:

„Sie erinnern sich an mich...?“

Ein beklommenes Gefühl beschlich ihn, wollte er doch Faavrial eigentlich überraschen und ihn dann vom ganzen Herzen danken.

„Niemals werde ich vergessen, wem ich mein rechtes Augenlicht gab.“, ein weiteres Mal amüsiert, schmunzelte Faavrial - war es doch mehr als offensichtlich, wer Prinz Lyze war.

Immerhin sahen ihn zwei verschiedene Augen in blauer und goldener Farbe an.

„Ist das der Grund, warum du nun die Haare so...schief trägst?“, Dornenrose begutachtete Faavrials Gesicht genau, wurde doch nun seine rechte Gesichtshälfte von einen Schwall seiner pechschwarzer Haare bedeckt.

Dies erinnerte Dornenrose an jemanden.

Doch an wen, das kam ihr augenblicklich nicht in den Sinn.

Bejahend nickte ihr Ziehvater sanft: „Gefällt es dir nicht?“

„Es ist...gewöhnungsbedürftig, aber keineswegs schlecht.“, erwiderte Dornenrose zaghaft, wollte sie doch nicht seine Gefühle verletzen.

Sie fand es in der Tat gewöhnungsbedürftig und auch ein bisschen sonderbar, doch hatte sie ihn auch ein Jahrhundert lang nicht gesehen.

Faavrial nickte ein weiteres Mal zufrieden und rückte seinen roten Zylinder zurecht: „Wie kommt es dazu, dass ihr glaubtet, mein Schloss wäre in einem See?“

„Das sagtest du, ehe ich in Schlaf fiel, Faavrial.“, erklärte die Prinzessin.

„Ach, da hast du mich wohl falsch verstanden – Mein Schloss liegt nicht in einem See, sondern an einem See, ebenden, an dem ich euch gerade fand.“
 

Das Schloss der Fee war riesig. Von der reich verzierten Eingangshalle führten unzählige Korridore und Flure zu abertausenden von Stufen, die ellenlange Treppen bildeten und in weitere Korridore und Flure führten.

Hunderte von Zimmer gab es in diesem Schloss zu entdecken, eines schöner als das andere, in den schönsten Farben und so facettenreich wie ein schimmender Diamant.

Die feinsten Stoffe und das edelste Dekor machten jedes Zimmer zu etwas Besonderem.

Faavrials Zuhause glich einer kunterbunten und doch sehr eleganten Schatzkiste, und jede der unendlich vielen Türen stellte eine Kostbarkeit dar.

Dornenrose und ihre Gefährten hätten Stunden damit verbringen können, das Schloss zu erkunden; es war das erste Mal, dass sie ihren Ziehvater in seinen eigenen Reich besuchte.

Und obwohl es so viele schöne Zimmer gab, so war Faavrials eigenes Gemach doch sehr schlicht gehalten.

Der Prinzessin ging das Herz auf, wie sie einen kurzen, heimlichen Blick in das Gemach warf, denn an den dunkelroten Wänden hingen Gemälde, die Faavrial mit seiner Frau Yne zeigten.

Es waren nicht besonders viele, doch konnte Dornenrose vom ersten Anblick an spüren, wie unendlich glücklich Faavrial mit seiner geliebten Frau gewesen sein musste.

Am liebsten wäre die wunderschöne Prinzessin den Mann, der sie anstelle ihrer Mutter großzog, nicht mehr von der Seite gewichen - Faavrial besaß keinerlei Diener und Mägde und so wirkte das riesige Schloss doch sehr einsam auf sie.

Sie wollte ihn seine einsame Welt erhellen, wenigstens ein kitzelkleines bisschen.

Doch wusste Dornenrose, dass es nicht ging.

Sie würde bald die rechtmäßige Königin des Königreiches Salicea sein.

Ebenso wusste sie, dass sich Faavrial nichts sehnlicher wünschte, als sie strahlen zu sehen.

So nahm es sich Prinzessin Dornenrose vor, ihn zu bitten, sie zu begleiten.

Als treuer Freund und weiser Berater.

Sie nahm das Kleid, welches Faavrial ihr gegeben hatte, und verschwand in einem der vielen, niedlichen Badezimmer, um sich umzuziehen.
 

Indes saß Sunnette mit Faavrial an der langen Tafel im Größten aller Speisesäle.

Lange Wandteppiche mit reichen Verzierungen, die teils Geschichten erzählten, teils magische Runen in sich trugen oder doch ganz schlicht gehalten waren, hingen von den hohen Wänden. Ebenso Wälle von feinen Stoffen, die als Vorhänge Kälte und Licht aussperrten.

Eine Vielzahl an Kronleuchtern erleuchteten den großen Saal, und spendeten in der Dunkelheit angenehmes Licht.

Das Fuchsfell auf ihren Schoß, nahm sie vorsichtig einen Schluck aus einer dampfenden Tasse, denn sie war als erste mit Umziehen fertig geworden.

Zwar war Sunnette überaus neugierig, und sie hätte durchaus stundenlang die vielen Zimmer betrachten können, jedoch wollte sie den Schlossherren nicht verärgern.

Noch dazu fürchtete sie, sie würde sich in dem riesigen Anwesen irgendwann doch verlaufen.

Faavrial saß den hübschen Mädchen gegenüber, und nippte zufrieden an seiner Tasse: Wie vor hundert Jahren versprochen, hatte er für seine liebe Ziehtochter eine Kanne Tee gekocht.

Er warf Sunnette einen sanften und doch musternden Blick zu, dann unterbrach er schließlich die Stille: „Das Kleid steht dir sehr gut – Gefällt es dir denn?“

Sunette antwortete mit einen eifrigen Nicken: „Ja, sehr! Haben Sie vielen Dank!“

Sie strich vorsichtshalber einen ihrer Ärmel noch einmal glatt: „Es ist schön, nach all' dieser Zeit wieder etwas Neues zu tragen.“

„Du wurdest von einer Hexe verzaubert, richtig?“, sprach Faavrial seelenruhig, doch erschreckte dies Sunnette so sehr, dass sie leicht zusammenzuckte: „W-Woher...?!“

„Die Prinzessin hat es mir gesagt.“, log er geschickt – eigentlich hatte er es an der großen Menge Magie erkannt, die das Mädchen ausstrahlte.

Eine Magie, die sich deutlich von der Magie der altmagischen Wesen unterschied.

Noch dazu schien Sunnette das Stück Fuchsfell, dass sie bei sich trug, überaus zu lieben.

Obwohl es dreckig und voller Blutflecken war.

„Bitte erzähl' mir deine Geschichte, Sunnette.“, fuhr er fort: „Du scheinst meiner Ziehtochter viel zu bedeuten, so möchte ich dir helfen.“

„Sie sind ein herzensguter Mann, Faavrial.“, etwas verlegen lächelte Sunnette ihn an: „Sie helfen so vielen und verlangen nie etwas dafür zurück.“

„Ach - Was bringen schon ein ewiglanges Leben und magische Kräfte, wenn man damit nicht versucht, diesen Ort zu einen besseren zu machen?“

„Wie wahr.“, ihre Katzenohren sanken nach unten: „In einer Welt, in der es nur Leid gibt, würde ich nur ungern eine Ewigkeit leben.“

„Also?“, sprach die Fee: „Wie kam es dazu, dass dich der Zauber einer Hexe traf?“

Sunnette sah sie zunächst mit großen Augen an, doch verzog sie dann ihr Gesicht zu einer gar bittertraurigen Miene und erwiderte leise: „Eine Hexe war eifersüchtig auf mich und meinen Liebsten- Sie gönnte uns unser junges Glück nicht und brachte uns weit fort von unserer Heimat. Dann sprach sie einen Zauber aus, der mich dazu verdammte, jede Nacht ein Dasein als Schwan zu führen. Meinen Liebsten gab sie hingegen die Gestalt eines Fuchses, sobald der Tag anbricht- So konnten wir für lange Zeit nur in den Minuten der Dämmerung ein Liebespaar sein, und selbst da war ich an den See gebunden, an dem mich Dornenrose fand.“

„Das klingt wahrlich fürchterlich.“, entgegnete Faavrial, und er erkannte, dass ihr Gesicht von Tränen gezeichnet war.

Sunnette brauchte noch einen weiteren Moment, ehe sie weitersprechen konnte – Nicht nur der Tränen wegen, es schienen ihr auch die Worte zu fehlen: „Ich bin Dornenrose überaus dankbar, dass sie mich befreite, jedoch...jedoch hielt sie meinen Liebsten Tonrek für ein wildes Tier und...schlug ihn tot....“

Das hübsche Mädchen schluchzte gar herzerweichend auf und drückte das schmutzige Fuchsfell an ihre Wange: „Sie glaubte meinen Worten nicht, er sei mein Liebster, und nun...“, Sunnette nahm einen tiefen Atemzug: „Nun werden wir erst im Tod zusammen sein...“

Ihre Tränen flossen unerbittlich und Faavrial reichte ihr ein weißes Taschentuch.

Sie nahm es an, murmelte ein leises „Danke“, doch trocknete sie ihre Tränen weiterhin an der Haut ihres Liebstens.

„Verzeih es Dornenrose.“, sagte Faavrial: „Sie hat stets nur das Gute im Sinn, doch ist sie mit Gefühlen recht ungeschickt.“

Sunnette nickte: „Natürlich...Sie wollte mich nur beschützen. Trotzdem...Es nimmt mir nicht den Schmerz...“

„Einen geliebten Menschen zu verlieren, ist ein Gefühl, das ich gar niemanden wünsche.“, nun nahm auch Faavrials Stimme einen rauen, traurigen Klang an: „Ich vermisse meine Frau Yne jeden einzelnen Tag.“

Langsam erhob sich die Fee, hatte sie doch Schritte vernommen: „Doch sorge dich nicht um den Fluch der Hexe – Ich werde ihn von dir nehmen.“

„Vielen Dank, Faavrial.“, erwiderte Sunnette daraufhin leise und drückte ihr Gesicht erneut ins Fuchsfell. Aus den Augenwinkel heraus erkannte sie, dass Prinz Lyze den Saal betreten hatte. Er trug ein festliches Gewand aus dunkelblauen Samt und feiner weißer Seide. Eine Kleidung, die einen Prinzen überaus würdig war, und doch schien Lyze sich unwohl zu fühlen.

Er sah Faavrial verlegen an, als dieser seine Hand hob und ihn einen Sitzplatz anbot: „Setz' dich, Prinz Lyze Noshyru von Engelsgreif.“

„Vielen Dank, Faavrial – Für alles- ich meine...ehm...“, der Prinz fasste sich nervös an den Nacken: „...Ich habe mich bei Ihnen nie richtig dafür bedankt, dass Sie mir Ihr Augenlicht schenkten...Wohl, weil ich damals noch sehr jung gewesen war-“

„Dafür brauchst du mir nicht danken.“, Faavrial amüsierte sich mit einen feinen Lächeln über die Verlegenheit des Prinzens: „Es war mir eine Ehre.“

„T-Trotzdem-!“, hastig verbeugte sich Prinz Lyze tief: „Solch eine großzügige und selbstlose Tat sollte nie ohne Dank sein! Ich lade Sie hiermit herzlich ein, mich in meinen Reich zu besuchen, ich werde dann ein Fest Ihnen zu Ehren geben- Das wäre auch im Sinne meines Herrn Vaters und meiner verstorbenen Frau Mutter. “

„Das ist sehr gütig von dir. Du hast dich wirklich zu einen vorbildlichen jungen Mann gewandelt.“

Lyze sah zu Faavrial auf: „Würdet...Würdet Ihr mir dann euren Segen zur Hochzeit geben?“

„W-Wie?“, diese Frage überraschte die Fee: „Von welcher Hochzeit sprichst du?“

„Nunja...“, der Prinz erhob sich leicht: „Ihr seid Dornenroses Ziehvater, und ich fragte sie bereits, ob sie meine Braut sein will. Ich...Ich möchte Euren Segen dabei nicht missen.“

Obgleich Faavrial sich sehr über diese Entwicklung freute, so spürte er doch, dass der Prinz sich seiner nicht ganz sicher war; in der Stimme des Prinzes konnte er leise Zweifel hören.

Tat er dies etwa, weil Dornenrose seines Standes entsprach?

Oder gar, weil sie so wunderschön wie ihre einstige Mutter war?

Vielleicht war er sich seiner Gefühle auch noch nicht vollkommen in Klaren.

Doch war dies überhaupt möglich, wenn er sie doch liebte?

Faavrial spürte, dass der junge Prinz ein herzensguter Mann war.

Umso mehr wollte er nicht, dass weder er, noch Dornenrose einen Fehler begingen und so die Chance auf ihre wahre Liebe versäumten.

Glaubte die Fee doch aus ganzem Herzen, dass sich die wahre Liebe schon im ersten Augenblick offenbarte.

So sprach sie mit ruhiger Stimme: „Wenn es denn die wahre Liebe ist, so gebe ich euch meinen Segen.“

„Vielen Dank, Faavrial!“, glücklich verbeugte sich Lyze abermals: „Selbst wenn ich unter meines Standes heiraten sollte, so möchte ich doch Dornenrose nicht an meiner Seite missen.“

„W-Wie?!“, sichtlich irritiert sah die Fee den Burschen an: „Wie kommst du darauf, dass Dornenrose nicht deines Standes ist?! Sie ist-“

„Was ist mit mir?“

Im nächsten Augenblick stand Prinzessin Dornenrose im Saal und ihr Anblick verschlug beiden Männern sofort die Sprache.

Die Prinzessin trug ein bodenlanges Kleid in zweier grüner Farben, dessen Saum knapp über den Boden schwebte und sich in hunderte von Falten verlor.

Das ganze Kleid war bis zu ihrer Brust mit schillernden Rosenranken aus winzigkleinen Edelsteinen reich verziert.

Um ihren Hals und an ihren Fingern schimmerte der edelste Silberschmuck.

Ihre Haare glänzten im schwachen Schein der Kerzen, ebenso die Perlen an ihren Ohrenspitzen und die silberne Krone, die sie auf ihren Haupte trug.

In der grazilen Krone war ein einziger Edelstein eingefasst, ein roher Smaragd, so rein und strahlend wie ihre leuchtenden Augen.

„Dornenrose...Du bist mehr als wunderschön!“, sagte Sunnette schließlich: „Ich mag es garnicht in Worte fassen...“

„Ach Quatsch...!“, diese schüttelte eilig den Kopf, auch, um ihre Röte zu verbergen.

Ein solches Kompliment von den Mädchen, was sie als Allerschönste sah, machte sie mehr als verlegen: „Das sind doch nur etwas Schmuck und ein paar Gewänder...!“

Erst jetzt verstand Prinz Lyze, wen genau er all die Wochen begleitet hatte.

Er versuchte zumindest, es zu verstehen, schien ihn der Gedanke doch unglaublich.

Während er sich die größte Mühe gab, diesen lächerlichen Gedanken abzuschütteln, trat Faavrial sanften Schrittes zu Dornenrose und nahm ihre Hände in seine.

Er neigte seinen Kopf und sagte leise: „Deine Mutter wäre sicher überglücklich zu wissen, wie sehr du ihr gleichst, Prinzessin Dornenrose.“

Sie konnte einen Hauch von Melancholie in seinen Augen sehen: „Das Königreich Salicea kann sich glücklich schätzen, von einer so starken und schönen jungen Frau als Königin zu regiert zu werden.“

„Faavrial...Du übertreibst...“, Dornenrose biss sich auf die Unterlippe und wendete ihren Blick von ihn ab, um ihre leichten Tränen zu verbergen: „Du gefühlsdusseliger Narr.“

„Ich spreche nur die Wahrheit.“, sanft berührte er ihre Wange und wischte zugleich eine ihrer Tränen beiseite.

Am liebsten hätte die Fee in jenen Moment ihr Herz ausgesprochen, dabei war noch nicht einmal der Moment des Abschiedes gekommen.

Doch wusste sie, dass er unmittelbar bevorstand, und die Traurigkeit überschattete alles, selbst Lyzes Bitte zur Hochzeit.

So schnell war die Zeit vorbeigegangen, und wie ein Vater seine Tochter nicht gehen lassen konnte, so ließen auch Faavrials Gefühle nur ungern zu, dass Dornenrose nun erwachsen war.

Zwar würde die baldige Königin ihn nicht in ihren Leben missen wollen, doch wusste er, dass sie ihn von nun an nie wieder so sehr brauchen würde wie früher.

Der rührende Moment wurde je gestört, als Lyze endlich seine Sprache wiederfand;

„Dann...“, begann er mit leichten Stottern: „...Dann bist du wirklich...?!“

Zustimmend nickte sie: „Ich bin Prinzessin Dornenrose- Die einzig rechtmäßige Erbin des Reiches Salicea, nachdem mein Vater vor fast hundert Jahren...“, an dieser Stelle stockte Dornenrose und biss ein weiteres Mal auf die Lippen.

Sie wagte nicht aussprechen, welch schreckliche Tat ihr Vater damals begehen wollte.

Welche schreckliche Taten darauf folgten.

So sprach Faavrial weiter: „...Ich ließ Prinzessin Dornenrose einhundert Jahre im Verborgenen schlafen, zum Schutze vor ihren wahnsinnigen Vater. Damit sie eines Tages als rechtmäßige Königin zurückkehren kann.“

„Dann ist die Sage also wahr?!“, Lyzes Gesicht schien in jenen Moment vollkommen zu entgleisen, und tatsächlich konnte Dornenrose bei diesen Anblick ein leichtes Prusten nicht unterdrücken, ehe sie abermals nickte.

„Dann...habe ich tatsächlich der Prinzessin Dornenrose einen Antrag gemacht, wie es meine Mutter auch immer wollte-!“

„Wobei ich ihn nicht angenommen habe!“, verteidigte sich Dornenrose sofort vor ihren Ziehvater: „Ich brauche doch eigentlich gar keinen Gemahl!“

Dieser strich ihr sanft durch das pechschwarze Haar: „Ich verstehe.“

Sunnette kam mit verlegener Miene zu Prinzessin Dornenrose: „Ich hoffe, ich habe mich nicht falsch benommen Ihnen gegenüber-“

Ein helles, quietschiges Geräusch ertönte sogleich im nächsten Augenblick, drückte Prinzessin Dornenrose Sunnette doch fest an sich: „Sieze mich nicht- Egal, ob Prinzessin oder Königin, ich möchte dich an meiner Seite nicht missen!“

„O-Okay!“, überaus erleichtert erwiderte das hübsche Mädchen die Umarmung, und der Blick der baldigen Königin wanderte zum Prinzen und der Fee: „Dasselbe gilt auch für euch.“

„Sehr gerne.“, erwiderte Prinz Lyze, auch wenn er immernoch überwältigt von seiner Feststellung war.

Faavrial lächelte Dornenrose indes sanft an: „Wann immer du mich brauchst, werde ich an deiner Seite sein, solange wie ich lebe.“

Dann wand er sich Sunnette zu, die immernoch in Dornenroses Armen lag: „Ich denke, jetzt ist ein guter Zeitpunkt, dich von deinen Zauber zu erlösen, denkst du nicht?“

Sofort nickte Sunnette zustimmend: „Haben Sie vielen Dank, Faavrial!“

Die Prinzessin ließ das hübsche Mädchen los und die Fee sprach: „Nimm' das Fuchsfell an dich und stelle dich dann etwas abseits von uns.“

„Das Fuchsfell?“, die Prinzessin sah ihren Ziehvater verwundert an: „Warum denn das Fuchsfell?“

„Weil es ihr unheimlich wichtig ist, und noch dazu Teil der Verzauberung.“, erwiderte Faavrial und zog dabei seine weißen Handschuhe zurecht.

Als Sunnette fast zwanzig Meter entfernt einen Platz eingenommen hatte, fragte sie leicht unsicher: „Ist das hier eine gute Stelle?“

„Perfekt würde ich sagen.“, antwortete Faavrial und hob langsam die Hände. Dem fügte er ein Gemurmel hinzu, so leise und undeutlich, dass Dornenrose keinerlei Wort verstand. Sie war sich sicher, dass es ohnehin die alte Sprache der altmagischen Wesen war.

So lächelte sie Sunnette sanft an, um sie zu beruhigen: „Keine Sorge, als Faavrial mich verzaubert hat, damit ich hundert Jahre schlafe, habe ich überhaupt nichts gespürt.“

„O-Okay...!“, trotz der beruhigenden Worte kniff Sunnette ihre Augen fest zu und drückte das Fuchsfell ihres Liebsten noch enger an sich.

Das hübsche Mädchen konnte hinter ihren Augenlidern sehen, dass leuchtende Wirbel sie umkreisten.

Die Wirbel tanzten und schwirrten eine gefühlte Ewigkeit um sie herum, dann spürte sie plötzlich, dass das Gefühl von Geborgenheit sie verließ.

Noch im selben Moment wusste Sunnette, was geschah – Das Fuchsfell ihres Liebsten begann, sich aufzulösen.

Es war nur allzu verständlich, immerhin war es Teil der Verzauberung, genau wie Faavrial sagte.

Schmerzlich wurde ihr klar, dass sie nun nichts mehr besaß, was sie an ihren Gemahl erinnern würde, und augenblicklich kamen Sunnette die Tränen.

„Tonrek-!“, laut schluchzend öffnete sie die Augen, war doch die letzte Erinnerung an ihren Liebsten dabei, sich in Staub und Luft aufzulösen.

Doch riss sie im nächsten Augenblick ihre Augen voller Staunen auf; Vor ihr stand eine bläuliche Lichtgestalt, und sie glich ihren Geliebten aufs Haar genau.

Überwältigt von ihren Gefühlen, umarmte Sunnette kurzerhand das Wesen aus Licht, und sprach abermals seinen Namen: „Tonrek...! Ich liebe dich...“

„Ich dich auch, Sunnette...Ich dich auch...“, voller Liebe erwiderte die Lichtgestalt die Umarmung des hübschen Mädchens.

Langsam verglühte das Leuchten, und Sunnette schloss sofort die Augen, würde doch sogleich der gemeinsame Moment für immer vorbei sein.

Sie konnte immernoch Tonreks Wärme spüren, fast schien es ihr wie ein allzu schöner Traum. Ein Traum, aus den sie nicht zu erwachen wagte.

„Ich werde dich immer lieben, Sunnette.“, hauchte ihr Geliebter abermals, dann hob er das hübsche Mädchen in die Höhe und küsste sie innig.

Sunnette wusste nicht, wie ihr geschah, doch leuchteten ihre großen, himmelblauen Augen, als sie diese ein weiteres Mal öffnete: „Tonr...!“

Ihr Traum war wahr geworden: ihr Liebster stand in Fleisch und Blut vor ihr.

Die zwei Verliebten wirbelten einmal herum, dann drückte Tonrek das hübsche Mädchen fest an sich und vergrub sein Gesicht in Sunnettes Haar, um seine eigenen Tränen des Glücks zu verbergen.

„Faavrial-!“, die Stimme der schönen Prinzessin war von Staunen und Entsetzen gleichermaßen erfüllt: „Du hast ihren Geliebten zurückgeholt...!“

„Scheint so.“, erwiderte dieser mit einen leichten Schmunzeln.

„Dann war der Fuchs tatsächlich ihr Gemahl...?! Oh Gott-!“, nun wollte Dornenrose im Boden versinken, und sie schlug ihre Hände ins Gesicht.

„Jeder macht mal Fehler, Prinzessin.“, sagte Lyze, und er legte vorsichtig eine seiner Hände auf ihre Schulter: Nun ist alles wieder gut.“

Tatsächlich spürte die Prinzessin jedoch keinen Missmut, dass sie den Fuchs erschlagen hatte. Vielmehr schmerzte ihre ganze Brust, fast schien das Gefühl sie ganz einzunehmen.

Der Gedanke, dass Sunnette nun bei ihren Liebsten bleiben würde, verletzte sie mehr als alles andere und doch wusste Dornenrose, dass dies das einzig Richtige war.

Sie wagte es nicht, einen Keil zwischen den beiden zu treiben, oder gar den Liebsten erneut mit ihren Schwert zu erschlagen.

Immerhin hatte ihr lieber Ziehvater dieses Wiedersehen erst ermöglicht, und Sunnette würde nirgendwo glücklicher werden.

Trotzalledem kamen auch der Prinzessin die Tränen, verlor sie doch so schnell wieder das Kostbarste, was sie je in ihren Leben besessen hatte.

„Weine nicht, Prinzessin – Irgendwann wirst du ebenfalls dieses Glück finden.“ sagte Faavrial tröstend und warf noch einen Blick auf die beiden Verliebten, die nicht glücklicher sein konnten. Beinahe schien es ihn, als wollten sie einander nie mehr loslassen.

Doch schüttelte Dornenrose trotzig den Kopf, denn sie wollte immernoch keinen Gemahl.

Die Fee erwiderte darauf nur ein weiteres Lächeln; viel zu lang hatte er diese Reaktion bei seiner Ziehtochter nicht gesehen, sie sogar etwas vermisst.

Sein Lächeln verging, als Dornenrose weinend zu ihn aufsah: „Ich wusste nicht, dass du auch das Leben zurückgeben kannst...Faavrial, warum hast du nie...?“

„...Yne wiederbelebt?“, vervollständigte er sie. Seine Stimme klang rau und sogar ein wenig undeutlich, doch sprach weiter: „Ich hätte nie die Macht dazu, selbst mit all meinen altmagischen Kräften nicht.“

Ehe die Prinzessin etwas dagegen sagen konnte, fügte er hinzu: „Dass Sunnettes Liebster nun in Fleisch und Blut vor uns steht, ist das Glück, dass mit den Fluch der Hexe einherging. Ich konnte Sunnette und das Fell von den Fluch befreien, und so waren auch alle Geschehnisse unbedeutend.“

„Dann...Dann war es reiner Zufall, dass er wiederbelebt wurde?“, in Dornenroses Mimik war nun doch leichter Missmut zu erkennen.

„Nein.“, so Faavrial und er warf den beiden Liebenden einen warmen Blick zu: „Ich wusste, dass dies geschehen würde...und ich bin überaus froh darüber.“

Er ging langsamen Schrittes auf das verliebte Paar zu: „Eure bedingungslose Liebe verdient einen besonderen Ort zum gedeihen – Ich vermache euch dieses Schloss, wenn ihr es denn wollt.“

„Was?!“, wie aus einem Munde sagten dies Sunnette, Dornenrose und auch Tonrek.

„A-aber das- das ist zuviel der Güte, Herr Faavrial!“, stammelte das hübsche Mädchen mit knallrotem Gesicht.

„Dass ihr mir mein Leben zurück gegeben habt, ist wirklich genug!“, pflichtete Tonrek ihr bei. Er verbeugte sich im nächsten Moment tief, um seiner Dankbarkeit Ausdruck zu verleihen: „Dass ihr den Zauber von uns nahmt, und meine Liebste und ich wieder vereint sind...Ich wüsste nicht, wie ich tiefer in eurer Schuld stehen könnte-!“

„So nimmt mein Geschenk an, damit niemand in jemandes Schuld steht.“ , entgegnete Faavrial ruhig: „Immerhin hat meine Ziehtochter dir unwissentlich den Kopf abgeschlagen.“

Ein Schlüssel aus massiven Silber erschien in der linken Hand der Fee: „Nur einen Wunsch habe ich: Lasst mir mein Schlafgemach, damit ich euch jederzeit besuchen kann - Als euer Freund.“
 

Als sich die Sonne an diesen Tag senkte, verließ Prinzessin Dornenrose mit ihren Gefährten das alte Anwesen - Von diesen Tage an würde es das Zuhause von Sunnette und ihren Liebsten sein.

Die Prinzessin wusste, dass Faavrial ein hoffnungsloser Romantiker war.

Dennoch schien es ihr wie ein bizarrer Traum, dass ihr Ziehvater sein Heim aufgeben hatte: „Du bist verrückt, Faavrial...Nachher währt ihre Liebe nicht einmal ein weiteres Jahr, und du hast dein Schloss umsonst verschenkt!“

„Keine Sorge, das wird nie geschehen.“

„Was macht dich deiner so sicher?“, skeptisch zog Dornenrose ihre Augenbrauen nach oben.

„Nunja...Ich lebe nun schon ein bisschen länger als du, ich erkenne wahre Liebe, wenn ich sie sehe.“, Faavrial schmunzelte überaus zufrieden.

„So ein Unsinn!“, sie zog eine Grimasse, ehe sie noch dazu den Kopf heftig schüttelte: „Das-.“

Die Prinzessin wollte sagen, dass dies vollkommen unmöglich war - da fiel ihr überraschender Weise Prinz Lyze ins Wort: „Faavrial - Sagt mir, was könnt ihr mir über die Nixe erzählen, die am nahen See lebt?“

Schamesröte stieg den Prinzen ins Gesicht, als er Dornenroses erstauntes Gesicht sah.

Mit einen hektischen Klang in seiner Stimme versuchte er, sich zu erklären: „Sie rettete mir das Leben, als ich gestern fast ertrank- Ich habe das Gefühl, nein, es ist meine Pflicht, dass ich mich auf irgendeine Weise revanchiere, und da dachte ich, ihr wisst vielleicht etwas von ihr-“

„In der Tat weiß ich etwas von ihr - Ihr Name ist Sireni.“, sagte die Fee ruhig: „Sie ist ebenso verzaubert, so wie Sunnette und ihr Gemahl Tonrek es waren.“

„Oh...Ist es ihre Stimme?“, in den Augen des Prinzens konnte Dornenrose tiefstes Mitgefühl erkennen: „Sie sprach kein einziges Wort zu uns, als sie mich ans Ufer trug.“

„Nicht direkt...“, Faavrial fasste an den roten Zylinder, den er trug, und rückte ihn zurecht: „Vor einiger Zeit verliebte sich Sireni in eine bildschöne Muse namens Hymica. Ich bin mir sicher, dass auch er etwas für sie empfand, doch sind Nymphen ziemlich tückische Wesen, müsst ihr wissen.“

„Warte...eine männliche Muse?“, fragte Dornenrose verwundert: „Ich dachte, Musen wären ausschließlich weiblicher Natur-“

„Es überraschte mich ebenso wie dich.“, gestand Faavrial: „Wie dem auch sei, es gab Hymica, und Sireni verliebte sich bedingungslos in ihn – So sehr, dass sie ihr menschliches Leben aufgab und zu einer Nixe wurde, um ihn zu gefallen.“

„Sie war einmal ein Mensch...?“, Lyze bemerkte es nicht, doch strahlte sein Anlitz voller Glück und Erleichterung, als er dies hörte.

„Bedauerlicherweise....“, so sprach Faavrial mit traurigen Ton weiter: „Bedauerlicherweise ist das Leben von Musen überaus kurz, und Sirenis Glück währte nicht allzu lang.

Hymicas Tod riss ein tiefes Loch in ihr noch junges Herz, und seitdem war sie nicht mehr in der Lage, zu sprechen.“

„Wieso hast du nicht den Zauber von ihr genommen? Dann hätte sie zumindest im Schloss ihren Liebsten bedauern können.“, so Dornenrose, doch dachte sie dabei vielmehr an ihren liebsten Ziehvater.

Faavrial hätte so in ihrer langen Abwesenheit eine Person an seiner Seite gehabt.

Jemanden, der sogar den tiefen Verlust der liebsten Person nachvollziehen konnte.

Sireni kannte all die Schmerzen und traurigen Gedanken, die Faavrial seitjeher quälten.

Gefühle, die der Prinzessin doch irgendwie fremd waren, hatte sie doch noch nie geliebt.

„Ich hätte es augenblicklich getan, doch ließ sie mich nie an sich heran.“, so seine Antwort: „Sie fühlt sich wohl in ihrer Nixengestalt ihren Liebsten näher, so gab ich ihr zumindest mit diesen See einen ungestörten Zufluchtsort.“

„Woher weisst du all' diese Dinge über Sireni, wenn sie doch nie spricht und deine Nähe mied?“, der Prinz schien nahezu an jeden von Faavrials Worten zu hängen.

„Nun, in vielen Orten war man mir noch etwas schuldig, und so dauerte es nicht lang, bis ich recht vieles über Sireni wusste.“, Faavrial seufzte einmal tief: „Eine Hexe hat ihr die Nixengestalt gegeben, und so weit ich weiß, tun Hexen nie etwas aus Mitgefühl.“

„Dann hat sie Sireni mit Absicht geholfen, nur um sie später leiden zu sehen?“

„In der Tat.“, zustimmend nickte die Fee: „Sie muss gewusst haben, dass das Leben einer Muse äußerst begrenzt ist. Je tiefer die Liebe, desto größer die Verzweiflung.“

„So etwas Gemeines, gar Grausames!“, Dornenrose schüttelte bestürzt den Kopf, kannte sie doch bislang nur die guten, magischen Taten von Faavrial.

„Leider gibt es auch magische Wesen, die nur Schabernack und Leid mit ihren Kräften treiben.“

„Das sollten sie allerdings nicht!“, tobte die Prinzessin, und Faavrial gab sich Mühe, sie zu beruhigen.

Indes sah Prinz Lyze wieder zum See hinaus.

Ein tiefes Seufzen entrann seiner Kehle, und er spürte, wie sich sein Herz schmerzhaft zusammenzog.

Noch nie in seinen Leben hatte er so tiefes Mitleid empfunden.

Doch verstand er nicht, wieso - Wieso empfand er so tief für das schöne Mädchen in Nixengestalt?

Er konnte sich keinen Reim darauf bilden, so begriffstutzig wie er war.

Dennoch pochte seine Brust bei jeden einzelnen Gedanken an sie.

Mit trauriger Stimme sprach er: „Solch ein Schicksal hat Sireni nicht verdient, immerhin hat sie nur aufrichtig geliebt.“

Wie er daran dachte, er würde Sireni nun diesen Schicksal überlassen, und mit Prinzessin Dornenrose fortgehen, kam es ihn schrecklich falsch vor.

Falsch und überaus ungerecht.

Doch war es Sireni, die sich entschlossen hatte, ihr weiteres Dasein als Nixe zu verbringen.

Er selbst würde - wie seiner Mutter versprochen - Prinzessin Dornenrose zur Gemahlin nehmen. Selbst, wenn diese es noch stets verneinte.

Immerhin liebte er Prinzessin Dornenrose....oder etwa nicht?

Warum empfand er nur so viel für dieses fremde Mädchen?

Sireni kannte er kaum, und doch war es ihn, als wäre sie genauso schön wie Prinzessin Dornenrose.

Lag es etwa an ihrer außergewöhnlichen Gestalt...?

Von seinen eigenen Gefühlen vollkommen durcheinandergebracht, wagte der Prinz es nicht, einen weiteren Schritt zu tun.

Fast war es ihn, als würde er sich selbst nicht mehr erkennen.
 

„Aufrichtig geliebt...“, leise wiederholte sie seine letzten Worte.

Der Klang von Lyzes Stimme war von solcher Traurigkeit erfüllt, dass Prinzessin Dornenrose sie deutlich spüren konnte; es war nicht nur reinstes Mitgefühl, sondern auch Lyzes eigenes Unglück.

Das ließ ihre Wut über die magischen Wesen, die ihre Kräfte stets nur für gemeine Taten nutzten, vollkommen vergessen.

Im Grunde ihres Herzens wusste die schöne Prinzessin, was ihren Freund so überaus quälte. Doch es auszusprechen, dazu fehlte ihr jeglicher Mut.

Wenn sie es tat, so würde sie einen weiteren Weggefährten verlieren.

Dornenrose wusste, der junge Prinz hatte sich in die Nixe verliebt.

Es war Liebe auf den ersten Blick gewesen, doch er erkannte es selbst nicht.

Hoffnungslos sah sie zu ihren Ziehvater, hatte sie doch noch nie selbst so empfunden.

Doch ließ Faavrial seine Schmetterlingsflügel sinken und sagte leise: „Du kennst ihn besser als ich – Tu' einfach das, was dein Herz dir sagt.“

Prinzessin Dornenroses Gefühle drehten sich im Kreis, hatte sie den Prinzen doch sehr lieb - Sie wollte, dass er glücklich wird.

Doch schmerzte ihre Brust im selben Moment unerträglich, wenn sie daran dachte, dass sie ohne ihn in ihr Reich zurückkehren müsste.

Sie wollte ihn nicht als Gemahl, und doch wollte sie ihn keinesfalls missen.

Er sollte ihr beistehen, wenn sie die neue Königin von Salicea wurde.

Nichts wünschte sie sich sehnlicher.

Da kam es Dornenrose plötzlich in den Sinn: Prinz Lyze war ein Königskind, genau wie sie, und eines Tages würde er sein eigenes Reich regieren müssen.

Er konnte nicht an ihrer Seite bleiben - früher oder später würde er sie verlassen müssen, es sei denn, sie wurde seine Gemahlin.

Traurigerweise wurde ihr bewusst, dass der Abschied unausweichlich war: Sie konnte nur hoffen, er würde als König noch die Zeit finden, sie in ihren eigenen Reich zu besuchen.

Wie ihr Blick auf die glitzernde Oberfläche des Sees fiel, spürte Dornenrose, dass Lyze Sireni allerdings niemals vergessen würde.

Obwohl die beiden sich doch fremd waren, und Dornenrose seine Gefühle nur ansatzweise verstand, so war doch Sireni der Schlüssel zu seinen vollkommenen Glück.

Ganz gleich, wie schmerzhaft es für sie selbst war, so wollte Dornenrose wenigstens dafür sorgen, dass ihr treuer Freund ein glücklicher König wurde.

Schnellen Schrittes eilte sie an Lyze vorbei, zu den Seeufern und rief: „Sireni! Sireni, bitte zeige dich!“

In ihrer Ungeduld machte sie sogar einige Schritte ins Wasser und schleifte dabei ihr langes Kleid über den verschlammten Seegrund.

Sie stand bis zu den Knien im kalten Nass, da erreichte auch Lyze das Ufer.

Außer Atem und sichtlich irritiert sprach er: „Prinzessin Dornenrose, was tust du da?!“

„Ich werde Sireni von ihren Leid befreien.“, erwiderte diese mit fester Stimme: „Und wenn ich Faavrial bitten muss, den See trocken zu legen!“

Doch schüttelte der Prinz schnell den Kopf: „Sei doch vernünftig, das wird nicht funktionieren-!“ Schnell reichte er ihr die rechte Hand, damit sie den See wieder verließ: „Sireni...S-Sie hat es sich doch selbst so ausgesucht, anderenfalls hätte Faavrial sie schon längst erlöst.“

„Sie wurde aber auch hereingelegt, Lyze.“, so Dornenroses Antwort, und sie wandte sich wieder den See zu: „Und die Liebe macht Leute anscheinend wirklich zu Narren...Sireni!“

Dornenrose rief den Namen der Nixe aus voller Kehle, immer und immer wieder.

Doch zeigte sich kein Kräuseln auf der Wasseroberfläche, kein lautes Platschen war zu hören.

Sireni blieb unentdeckt und zeigte sich nicht.

Wütend über ihre Feigheit, und den eigenen verschwendeten Mut, schlug Dornenrose mit der Faust ins Wasser: „Verdammt noch eins, warum zeigst du dich nicht?!“

„Dornenrose, ich bitte dich...“, abermals reichte der junge Prinz ihr die Hand: „Wenn du weiterhin im Wasser stehst, wirst du krank, das möchte ich nicht.“

Doch in Dornenroses Augen funkelte es vor Eifer.

Sie schüttelte den Kopf und entgegnete ihn: „Ich weiß, dass du etwas für sie empfindest! Sei verdammt noch einmal ein Mann und steh' zu deinen Gefühlen!“

„W-Was?!“, durch ihre Worte aufgewühlt, wich Lyze mit seiner Hand zurück, und leichte Schamesröte stieg ihn ins Gesicht: „W-Was redest du da-! Ich...Ich möchte nur dich allein zur Gemahlin, niemanden sonst-!“

„Aber wollte ich dich nie zum Gemahl...!“

Eine beklemmende Stille kam zwischen den beiden Königskindern auf.

Still und doch so verletzend.

Da ging Dornenrose einige Schritte auf den Prinz zu, und ehe er sich versah, hatte sie ihn fest in die Arme geschlossen.

Mit gar leiser Stimme sprach sie: „Verstehe doch...Als Freund bist du mir am liebsten, und ich möchte dich nicht missen...Doch vielmehr möchte ich, dass du wirklich glücklich bist.“

„Ich...wollte doch nur...“, Lyze begann zu sprechen, jedoch verschlugen Dornenroses aufkommende Tränen ihn jedes weitere Wort: „..Bitte...weine nicht...“

Der junge Prinz wusste weder ein noch aus - Was sollte er sagen? Wie sollte er handeln?

Wie angewurzelt stand er im kalten See und hörte das laute Schluchzen der Prinzessin.

Jeglicher Gedanke schien ihn vollkommen grotesk.

Schließlich entschied er sich zu etwas, was er äußerst selten tat: Er ließ ganz allein sein Herz entscheiden.

Und dieses beschloss, Dornenroses Umarmung zu erwidern, bis sie sich beruhigt hatte.
 

Als ihre Tränen getrocknet waren, sah die Prinzessin zu ihren liebsten Freund auf und lächelte: „Verzeih' mir, dass ich so taktlos zu dir war.“

„Wenn du mir verzeihst, dass ich dich stets zu meiner Gemahlin auserkoren habe.“, auch Lyzes Gesicht zierte ein schwaches, wenn auch fast trauriges Lächeln.

„Natürlich.“, mit einen sanften Nicken stimmte die Prinzessin Lyze zu, dann winkte sie ihren Ziehvater herbei.

Sie griff in die linke Tasche ihres Kleides, und holte den Schutzstein hervor.

An einen dünnen Lederband baumelnd, reichte sie ihn Faavrial und sagte: „Bitte, gib' ihn soviel Kraft, dass er Sireni von ihrer Verzauberung befreien kann.“

„Wie du es wünschst, Prinzessin.“, Faavrial nickte ihr zu, und er umschloss das Schmuckstück mit seinen beiden Händen.

Sogleich begann der Aquamarin, hell zu leuchten.

Dornenrose sah Lyze an, und ihre Stimme klang überaus sanft: „Du empfindest solches Mitgefühl für Sireni, wie niemand anderes es tut...Ich möchte dir die Möglichkeit geben, dich für deine Rettung angemessen zu revanchieren.“

Leicht überrascht erwiderte der Königsohn: „Faavrial meinte doch, sie wäre glücklich mit diesen Leben...Wie soll ich mich da revanchieren?“

Daraufhin konnte Prinzessin Dornenrose nur beide Augenbrauen in die Höhe ziehen: „Ich bitte dich – Kein Wesen dieser Welt kann Glück empfinden in vollkommener Einsamkeit.“

„Aber-!“, Lyze wollte ihr widersprechen, doch legte sie einen Finger auf seine Lippen: „Kein weiteres Wort – Du revanchierst dich in aller Ruhe bei Sireni, und ich werde zu meinen Schloss zurückkehren.“

Dornenrose konnte spüren, dass ihr erneut die Tränen kamen, doch kämpfte sie dagegen an; sie war eine sehr tapfere Prinzessin, die keine Furcht kannte.

Trotzdem war Abschied nehmen etwas, an was sie sich wohl niemals gewöhnen würde.

Egal auf welche Weise, es tat jedes Mal unglaublich weh.

Der ruhige und sanfte Klang ihrer Stimme verflüchtigte sich zunehmends.

Stattdessen fügte sie mit zitternder Stimme hinzu: „Versprich' mir, dass du mir schreibst, wenn du in dein Reich zurückgekehrt bist...Ich lade dich dann zu meiner Krönung ein.“

Um ihr zuzustimmen, nickte der Prinz, langsam und etwas zögerlich.

Lyze wusste ebenso, dass sich die Wege der beiden Königskinder eines Tages trennen mussten.

Doch niemals hätte er gedacht, dass dies so schnell passieren würde.

Nicht auf diese abtrupte Weise.

Um Dornenrose allerdings nicht weiter aufzuregen, sprach er kein weiteres Wort und akzeptierte ihre Entscheidung.

Vielleicht hatte sie Recht, und er sollte sich wirklich zuerst bei Sireni revanchieren.

Immerhin war sie es, die ihn sein Leben rettete.

Mit den nächsten Wimpernschlag nahm Dornenrose den leuchtenden Schutzstein von Faavrial entgegen.

Mit äußerster Vorsicht legte sie den Aquamarin in Lyzes rechte Hand und umschloss ihn mit seinen Fingern: „Ich wünsche dir alles Glück der Welt, bis wir uns wiedersehen.“
 

So blieb Prinz Lyze an jenen See zurück, damit er sich bei Sireni bedanken konnte.

Während Prinzessin Dornenrose mit der Fee Faavrial langsam des Weges ging, verschränkte sie die Arme vor der Brust und seufzte einige Male.

Mit einen durchwachsenen Ton in ihrer Stimme, der sowohl Wut als auch Sorge verriet, sagte sie zu ihren Ziehvater: „Ich hoffe nur, diese taubstumme Nixe lässt den armen Lyze nicht allzu lange warten.“

Über ihre Fürsorge gleichermaßen berührt als auch amüsiert, schmunzelte die Fee zunächst ein bisschen.

Erst als Dornenrose ihr einen Blick voller Zweifel zuwarf, antwortete sie: „Keine Sorge, ich bin mir ziemlich sicher, die beiden werden sehr bald zueinander finden.“

„Wehe nicht – Ich kann ohnehin nicht verstehen, was Lyze an ihr findet, sie riecht viel zu sehr nach Fisch.“, die Prinzessin zog eine angewiderte Visage.

Sie tat es nicht nur, weil sie den Geruch von Fisch abstoßend fand, sondern auch, um ihre Sorge weiterhin zu vertuschen.

„Selbst du konntest die starke Liebe zwischen den beiden spüren.“, Faavrial legte behutsam seine linke Hand auf Dornenroses nachtschwarzes Haar: „Glaubst du nicht, dass das ein überaus gutes Zeichen ist?“

Obgleich Dornenrose nicht daran glaubte, dass Faavrial die große Liebe erkannte, so irrte sich die gute Fee in dieser Hinsicht doch nie.

Noch ehe der nächste Vollmond am Nachthimmel aufgegangen war, wagte sich Sireni in die Nähe des bildhübschen Prinzen.

Wie der Prinz den Aquamarin um den Hals der Nixe legte, gewann sie ihre Stimme wieder

und ward sogleich wieder ein menschliches Wesen.

Doch ehe Sireni ein einziges Wort aussprechen konnte, küsste der Königssohn sie, denn jetzt war für ihn der richtige Augenblick gekommen.

Ihr allein wollte er ihre Küsse geben; niemals wieder wollten sie einander missen, und die beiden feierten sobald Hochzeit.
 

Wie ein neuer Tag im Reiche Salicea angebrochen war, begleitete Faavrial Prinzessin Dornenrose noch eine ganze Weile.

Dann, an einer verlassenen Weggabelung, blieb die gute Fee plötzlich stehen; sie wand sich ihrer Ziehtochter zu und sprach: „Von hier an musst du alleine zum Schloss zurückkehren.“

„W-Was sagst du da?!“, die Enttäuschung war in Dornenroses Gesicht deutlich abzulesen: „Du...Du verlässt mich...?!“

Wie schon zu Kindheitszeiten, trat die wunderschöne Prinzessin näher und zupfte an Faavrials langen Mantel.

Ihre smaragdgrünen Augen schienen dabei so groß wie Mühlräder: „Aber..warum...?“

„Verstehe doch, Prinzessin.“, langsam nahm Faavrial den dunkelroten Zylinder von seinem Kopf: „Damit du als Königin deines Reiches akzeptiert wirst, musst du alleine die Schätze an dich bringen – Wenn ich dir helfen würde, würde das Volk diese glückliche Fügung allein meinen Kräften zuschreiben.“

„Und du kannst mich trotzdem nicht begleiten?“, fragte Dornenrose kummervoll; sie wollte nicht schon wieder Abschied nehmen.

Wenn sie daran dachte, die weite Reise alleine anzutreten, fühlte die wunderschöne Prinzessin abertausende kleine Stiche in ihren Herzen.

Sie fürchtete sich eigentlich nicht vor der weiten Welt und ihren Gefahren, und doch wollte sie keineswegs alleine sein.

Trotz ihres herzerweichenden Anblicks schüttelte Faavrial jedoch den Kopf: „Am besten ist es, das Volk sieht mich die nächsten Tage nicht – Wer weiß, was böse Zungen ansonsten verbreiten.“

Fast schon wie in Gedanken verloren, drehte er den Zylinder nach allen Seiten: „Nicht auszudenken, wenn jemand behaupten würde, ich würde ein falsches Spiel treiben, um selbst König zu werden, nein, wenn es geht, vermeiden wir dies lieber.“

Schlussendlich zog die Fee die ellenlange Pfauenfeder, die am Hut befestigt war, heraus, und setzte sich den Zylinder wieder auf: „Ich werde auf Wanderschaft in anderen Königreichen gehen, bis ich von der frohen Kunde deiner Rückkehr höre.“

Voller Traurigkeit sah Dornenrose ihren Ziehvater noch einen Moment lang an, dann senkte sie ihr Haupt.

Mit gar einen Flüsterton sagte sie: „In Ordnung...“

Obgleich sie sich doch nichts sehnlicher wünschte, als dass Faavrial sie nicht verließ, so wusste sie doch nur allzu gut, dass sie ihn nicht umstimmen konnte.

Immerhin hatte seine Entscheidung Hand und Fuß und war allein zu ihren Wohl.

„Sei nicht traurig, mein Kind.“, Faavrial zog sacht den Handschuh seiner rechten Hand ab: „Es ist sicher nicht von allzu langer Dauer.“

Er verstaute den weißen Handschuh in die dazugehörige Manteltasche, und nahm die Feder zur Hand: „Selbst wenn du auf deinen Weg Gefahren stößt, so kannst du sie mit deinen klaren Verstand und die Klinge deines Schwertes lösen.“

Mit einen deutlichen Lächeln fügte die Fee hinzu: „Wer weiß, vielleicht findest du gar wieder neue Freunde, dafür scheinst du ein großes Talent zu besitzen.“

Dornenrose sah zu Faavrial auf – und erschrak sogleich!

Mit kontrollierter Kraft stach sich die gute Fee mit den Ende der Federspule in den entblößten Mittelfinger, sodass das Blut strömte. Es rann über seine Finger und den Handrücken, ehe es seinen Weg gen Boden fand. Tropfen für Tropfen.

„Faavrial!“, sichtlich irritiert sah Dornenrose ihren Ziehvater an, doch war sein Gesichtsausdruck vollkommen ruhig.

Als könnte er kein Wässerchen trüben, befestigte er die schillernde Feder wieder an seinen Zylinder.

Dann griff er in die linke Tasche seines Mantels und zog einen kleinen Anhänger hervor.

Die Prinzessin blinzelte, denn noch nie hatte sie so etwas Filigranes gesehen; es war eine kleine Kugel aus glänzenden Glas, kaum größer als der Kopf einer jungen Tulpe. Sie schien so zerbrechlich, dass allein ein böses Wort hätte ausreichen müssen, um sie zum bersten zu bringen. Doch war die Kugel dennoch mit goldenen Bahnen und Schnörkeln reich verziert, und befand sich an einer zarten Kette aus blanken Silber.

„Das, mein Kind, ist ein Seelenfänger.“, erklärte die Fee, und sie hielt die gläserne Kostbarkeit unter ihre blutende Hand: „Er wird dein Schlüssel zur Schatzkammer sein.“

Wie die fallenden Blutstropfen auf das zarte Glas trafen, geschah etwas Wunderliches: Der Anhänger verschluckte das Blut, und mit jeden Tropfen verfärbte sich die gläsernde Kugel mehr und mehr. Wie von Gier gepackt nahm der Seelenfänger Faavrials Blut in sich auf, bis er schließlich tiefrot war. Nichts erinnerte mehr daran, dass es sich dabei um jene zerbrechliche Kugel aus Glas handelte, welche Dornenrose noch vor wenigen Minuten sah.

Prinzessin Dornenrose zuckte leicht zusammen, trat doch ihr Ziehvater näher zu ihr und öffnete mit einen leisen Klacken den Verschluss der silbernen Kette.

Ruhig sprach er: „Mit meinen Blut, und den Wunsch, dich als Königin zu sehen, kannst du jenen Bann brechen, der die Pforte zur Schatzkammer verschließt.“

Wie er voller Fürsorge den Seelenfänger um Dornenroses Hals hängte, fügte er hinzu:

„Niemand konnte in den letzten hundert Jahren die Schatzkammer betreten, weil allein mein Wille die Pforte öffnet – Doch mit den Seelenfänger kannst du es.“

„Warum...Warum 'Seelenfänger'?“, der Name bereitete der Prinzessin Unbehagen.

Es klang nach etwas Dunklen und Abscheulichen, wie die Taten der Hexe, die aus reiner Bosheit Verwünschungen aussprach.

Sie fragte sich, ob es denn tatsächlich möglich war, jemand anderes die Seele zu rauben.

Mit sicheren Griff umfasste sie den Anhänger, der sich nun garnicht mehr zerbrechlich anfühlte. Vielmehr glaubte das Königskind sogar, ein Pulsieren zu spüren.

Doch kam dies sicherlich nur von ihren eigenen, schnell schlagenden Herzen, als von dem magischen Schmuckstück.

Der Abschied von ihren Ziehvater bereitete ihr sicherlich eine größere Angst, als der Anhänger selbst, doch konnte sie diese unsinnigen Gefühle nicht ganz abschütteln.

„Oh.“, wie Faavrial ihre Unsicherheit erblickte, wusste er zunächst nicht, was er sagen sollte.

Fast schien es ihn, als stünde wieder das kleine Mädchen vor ihn, was er in seiner Einsamkeit großgezogen hatte. Ängstlich und doch voller Neugier.

Dabei wusste er, dass dem nicht mehr so war – Dornenrose war nun eine erwachsene Frau, stark und unabhängig. Sie würde bald die Königin von Salicea sein, und so erfreute es die Fee fast schon, dass sich ihr Ziehkind doch noch vor so simplen Dingen fürchtete.

Langsam beugte sie sich zu ihr herunter: „Mach' dir keine Sorgen, es ist nur ein Name.“

„Aber-“, begann Dornenrose, da strich Faavrial mit seiner linken Hand über ihre Wange: „Der Anhänger fängt die Stimmung einer Seele ein, nicht die Seele selbst. Ich gebe zu, der Name ist etwas irreführend.“

Noch einen ganzen Moment lang sah Dornenrose ihren Ziehvater in die Augen, doch schmunzelte dieser lediglich: „Du brauchst keine Angst davor zu haben. Niemals würde ich dir etwas zukommen lassen, was dir schaden könnte.“

„O...Okay.“, zwar hatten seine Worte sie ein wenig beruhigen können, doch ganz wohl fühlte sich die Prinzessin immernoch nicht; schließlich hatte sich ihr Ziehvater ihretwegen verletzt, und immernoch sickerte Blut aus der kleinen Wunde.

Faavrial nahm indes seine linke Hand in die ihrige und zog sie an sich, um ihr einen Kuss auf die Stirn zu geben: „Was auch immer passieren mag, ich werde immer bei dir sein. Vergiss' das bitte nie.“

Schnell schüttelte Dornenrose den Kopf: „Das werde ich nicht.“

Sie konnte spüren, wie die Tränen unter ihren Augenlidern brannten.

Doch wusste sie ebenso, dass dieser Abschied sein musste.
 

Dornenrose blieb auf ihrer langen Reise allein, und es vergingen viele einsame Tage.

Jeden Tag dachte sie an ihre liebsten Freunde, und nichts wünschte sie sich sehnlicher, als sie an ihrer Seite zu wissen.

Doch wusste die Prinzessin, dass es nicht ging.

Ihre Freunde hatten ihr persönliches Glück gefunden.

Nun war es an der Zeit, dass sie ihr eigenes Glück fand und ihren Platz als rechtmäßige Königin einnahm. Allein.

Immer wenn Dornenrose daran dachte, schlug ihr das Herz bis zum Hals.

Doch hatte sie keine Angst davor, in wenigen Tagen Königin zu sein - Vielmehr empfand sie eine ungestüme Vorfreude, konnte sie doch so die Schönheit ihres Landes bewahren.

Sie wollte eine ebenso wundervolle Königin sein wie einst ihre Mutter.

Die wunderschöne Königin, die jede ihrer Entscheidung aus tiefsten Mitgefühl und mit klaren Verstand getroffen hatte.

Eine Frau, die von aller Welt geliebt und respektiert worden war, und so ihr Königreich vor allen Bösen beschützen konnte.

Dornenroses Herz war nicht so sanftmütig wie das ihrer Mutter; es war stark und unermüdlich.

Sie ließ sich nicht beirren und würde alles tun, um ihr Reich als Königin vor jeglichen Schaden zu bewahren.

Ein neue Ära würde in dem Königreich Salicea beginnen, und Dornenrose hoffte, die Fehler ihres wahnsinnigen Vaters würden dann bald vergessen.

Sie wollte in ihrer neuen Aufgabe erstrahlen, auf dass ihr Ziehvater stolz auf sie sein konnte.

Auf dass ein jeder auf sie stolz sein konnte, ganz besonders sie selbst.
 

Eines Tages dann erreichte Prinzessin Dornenrose endlich die alten Mauern ihres Zuhause. Es war Dämmerungszeit, und die Sonne war dabei, gerade unterzugehen.

Obwohl der Zahn der Zeit deutlich an den Schloss, seinen prächtigen Gärten und den angrenzenden Gebäuden genagt hatte, konnte Dornenrose nicht anders als zu lächeln.

Zwischen den ausgetrockenen Pflanzen, die in den hundert Jahren ihres Schlafes trotzdem wild gewuchert hatten, und den ergrauten Gebilden aus Stein, erschien die Königstochter in ihren grünen Adelskleid wie eine junge Knospe, die dabei war, aufzublühen. Der feine Stoff auf ihrer Haut zierte trotz der ganzen Reise keinerlei Makel und Dornenroses Anlitz strahlte vor Begeisterung.

Zaghaft schritt sie zunächst voran – doch je näher sie den verfallenen Anwesen kam, desto zügiger wurde ein jeder ihrer Schritte, bis sie schließlich fast atemlos das große Tor mit beiden Händen aufstieß.

Erst im nächsten Moment stockte ihr der Atem: „Nein...“

Ihr Zuhause...war es nicht mehr.

Eine bedrückende Dunkelheit herrschte, denn die großen Fenster, die einst mit exquisiten Stoffen bedeckt waren, waren fort. Stattdessen sperrten große Holzplanken das Licht aus den hohen Hallen. Staubkörner tanzten in den schwachen Lichtstrahlen des Abendrots, die es schafften, sich durch die wenigen Spalten der dicken Holzbretter zu drängen.

Das schwache Licht war Dornenroses einzige Hilfe, sich zu orientieren; es waren alle Kerzen und Fackeln fort.

Ebenso fand sich kein Tisch und kein Stuhl mehr hier.

Dornenrose stand in leeren Hallen und Gängen, die ohne die Menschen und das Möbilar wie ausgestorben schienen.

Wie sich die Augen der Prinzessin an das dämmrige Licht gewöhnt hatten, schritt sie weiter. Der Steinboden unter ihren Füßen war eiseskalt, und mit jeden Auftreten lief ihr ein Schauer über den gesamten Rücken.

Zudem war es so still, dass Dornenrose jeden ihrer nervösen Atemzüge hören konnte.

Nein, dies war nicht mehr ihr Zuhause.

Es war vielmehr ein Ort, der gestorben war.

Ein Ort voller schmerzhafter Erinnerungen.

Prinzessin Dornenrose schüttelte einmal heftig den Kopf: Davon durfte sie sich nicht beirren lassen.

Es war nur allzu verständlich, dass nach hundert Jahren dieser Ort nicht mehr derselbe war.

Sie musste nur den Weg zur Schatzkammer wiederfinden, dann würde alles wieder gut werden. Mit den Schätzen und Reichtümern ihres Landes und der Magie ihres Ziehvaters würde sie diese Hallen wieder in einen Ort der Freude und Hoffnung verwandeln.
 

Nicht allzu lang irrte Dornenrose durch die düsteren Gänge; ganz gleich, wie sehr sie diesen Ort mit seiner Stille und Kälte fürchtete, so war sie doch hier aufgewachsen.

Schon bald stand sie vor der schweren Pforte, die zur Schatzkammer führte.

Nur die wenigsten hatten je den kostbaren Inhalt dieser Kammer gesehen – Selbst die Prinzessin hatte nur wenige Male das Gold und die Edelsteine ihres Landes sehen dürfen.

Die Pforte befand sich im unteren Teil des großen Anwesens, weit entfernt vom restlichen Geschehen. Sie war aus den schwersten Metallen aller angrenzenden Länder geschlagen, auf dass niemand sie so leicht öffnen konnte: Es war die Kraft zweier starker Wachen nötig, um dies zu tun.

Des Weiteren war sie mit sieben aufwendigen Schlössern versehen, und ein jeder Schlüssel war von einen anderen Träger streng behütet worden.

Jene Schlösser waren mit der Zeit zerfressen und morsch geworden, und auch die Wachen lebten schon seit Ewigkeiten nicht mehr.

Stattdessen schützte ein magisches Siegel die Schätze vor Räuber und Jäger.

Glühend wie geschmolzenes Metall strahlte es in der Dunkelheit und warf einen roten Schimmer auf Dornenroses Gewand und Anlitz.

Das Siegel war Faavrials Name, geschrieben in seiner tadellosen und detailverliebten Schrift. Fast schien es so, als wäre der Namenszug schon immer mit der schweren Pforte verschmolzen.

Dornenrose fragte sich, ob dies Faavrials Blut sei, doch ließ der Gedanke sie derart erschaudern, dass sie ihn gleich wieder verwarf.

Behutsam nahm die Prinzessin den Seelenfänger von ihrem Hals, und umfasste die Kugel fest.

„Also gut...“, flüsterte sie.

Sie wusste, dass niemand sie hören konnte.

Sie war alleine in diesen Katakomben, doch tat es gut, die Stille in diesem wichtigen Moment zu durchbrechen.

Für den Bruchteil eines Augenblicks schloss sie die Augen, ehe sie mit klarer Stimme weitersprach: „...ich bin Prinzessin Dornenrose und rechtmäßige Königin von Salicea – Öffne dich!“

Dann passierte...absolut nichts.

Die Prinzessin blieb unverändert in der vollkommenen Dunkelheit stehen, den Seelenfänger in ihren zarten Händen.

„Warum...?“, ihre Stimme begann, vor Anspannung zu zittern: „Warum passiert nichts...?!“

Ihr Wunsch, Königin zu werden konnte nicht größer sein - Wie kam es dazu, dass das Siegel nicht auf den Seelenfänger reagierte?

„Verdammt noch eins!“, leise fluchend schüttelte sie den Seelenfänger hin und her: „Das Ding muss kaputt sein!“

Sie streckte die grazile Kugel den magischen Schriftzug entgegen: „Ich sagte, öffne dich!“

Kaum hatte sie diese Worte ausgesprochen, begannen sowohl der Seelenfänger als auch das Siegel hell zu strahlen.

Ihr Schrecken war beinahe so groß, dass sie ihn fast fallen ließ, doch umklammerten ihre Finger den Anhänger fest.

Das Leuchten wurde dabei mit jeden ihrer schnellen Herzschläge heller und heller, bis der Anhänger mit seinen grellen Licht der Sonne selbst glich.

Durch die zugekniffenen Augen konnte die Prinzessin gerade noch erkennen, dass der magische Schriftzug sich zu lösen begann: Wie Farbe verließ er zähfließend die massive Pforte aus Metall und floss in den Seelenfänger über, langsam und behutsam.

Immer mehr verschwand der Namenszug.

Gleichfalls wurde das Strahlen allmählich schwächer und auch die rote Farbe des Anhängers verblasste.

Als Dornenrose ihre Augen wieder vollständig öffnen konnte, war der Seelenfänger wieder aus fragilen Glas.

Faavrials Blut und all' seine Magie waren fort.

Die Pforte gab ein tiefes Stöhnen von sich, ehe sie sich einen Spalt lang öffnete, und warmes Licht kam den Königskind entgegen.

Von der magischen Kraft ihres Ziehvaters wahrlich übermannt, blieb Dornenrose noch eine Weile vor der offenen Pforte stehen.

Sie rührte sich solange nicht, bis das Schlagen ihres hektischen Herzens wieder ruhig und regelmäßig wurde.

Dann hängte sie sich leise murmelnd den Seelenfänger wieder um den Hals und atmete einmal tief durch. Sie trat zwei Schritte nach vorne und umfasste mit ihren zarten Händen die Kante der Pforte.

„Ngh...!“, Dornenrose zerrte mit aller Kraft an der großen Tür; nur mit größter Mühe gelang es ihr, dass sie sich ein weiteres Stückchen rührte.

Da ertönte aus heiterem Himmel ein amüsiertes Kichern: „Wenn du so weitermachst, wirst du nicht einmal in hundert Jahren Königin sein.“

Erschrocken drehte sich die Prinzessin um: „W-Wer...Wer ist da?!“

Flink umfasste sie den Griff ihres Schwertes - denn obwohl die Stimme sanft und freundlich klang, so war sie ihr doch fremd.

Es war eine weibliche Stimme - Wem gehörte sie bloß? Etwa einer Räubersfrau?

Niemand anderes schien in Frage zu kommen; an diesen verlassenen Ort gab es keinen anderen Grund, um hier zu sein.

„Wer auch immer du sein magst, von diesem Schatz bekommst du nichts – Es ist mein Erbe, und ich werde es mit meinen Leben verteidigen, wenn es sein muss!“, sprach sie mutig in den dunklen Gang.

Doch entgegnete ihr Gegenüber abermals nur mit einen amüsierten Kichern: „Sieh an, du scheinst seine Starrköpfigkeit zu besitzen.“

Im nächsten Augenblick konnte Dornenrose feste Schritte auf dem harten Kopfsteinboden hören.

Im schwachen Licht der Pforte wurde immer mehr die Silhouette einer kurvenreichen Frau sichtbar.

„Erlaube mir, dass ich mich dir vorstelle – Mein Name ist Charlonetta Sternenstaub.“, in ihren Händen erschien sogleich eine grünliche Flamme: „Ich bin eine alte Freundin deines Ziehvaters Faavrial.“

In dem Licht des Feuers konnte die Prinzessin die Kleidung der Dame erkennen: Es war ein freizügiges und doch elegantes Kleid aus rabenschwarzem Stoff, welches ihren gesamten Körper schmeichelte und mit verschiedenster Spitze verziert war.

Ein langer dunkler Umhang lag auf ihren breiten Schultern und endete, ehe er den Boden berühren konnte. In ihn schienen hunderte von silbernen Sterne zu funkeln.

Um ihre breiten Hüften schlang sich ein Gürtel aus glänzender Schlangenhaut, an dem eine goldene Sichel und mehrere Taschen befestigt waren.

Schmuck und eine leichte Schminke ließen das wunderbare Aussehen dieser Frau nahezu atemberaubend werden.

Doch je länger die Prinzessin Charlonetta ansah, desto mehr Details fielen ihr auf – Um den Hals der Frau schlang sich eine ledernde Kette, die mit Fingerknöchelchen und Zähnen verschiedenster Art geschmückt war. In ihrem gelockten, orangeroten Haar hatte sie einige Rabenfedern verwoben, und Pentagramme aus Kupfer schmückten ihre Ohren. Ihre dunklen Fingernägel waren lang und spitz, sodass ein jeder ihrer Kratzer schmerzhaft sein musste.

Dornenrose erkannte, dass Charlonetta fast zwei Köpfe größer als sie war, doch fürchtete sie sich nicht.

Stattdessen umfasste sie das Heft ihres Schwertes fester: „Was ist dein Begehr, Charlonetta Sternenstaub?“

„Oh...“, liebevoll und gleichermaßen besorgt sah Charlonetta die Prinzessin mit ihren grauen Augen an: „Keine Sorge, mein Kind – Ich wurde nur von Faavrial gesandt, um nach dir zu sehen. Er macht sich große Sorgen um dich.“

Doch wusste Dornenrose ganz genau, dass dem nicht so war; Faavrial hatte noch nie in ihren ganzen Leben jemanden losgeschickt, um nach ihr zu sehen.

Selbst in seiner größten Sorge nicht.

Sein Vertrauen in sie war unermesslich, zumal das altmagische Wesen andere Wege und Mittel kannte, um sicherzugehen, dass dem Königskind nichts Schlimmes zustieß.

So zog die Prinzessin ihr Schwert aus der Scheide und sah Charlonetta ernst an: „Du lügst, mein Ziehvater würde nie so etwas tun. Dafür vertraut er mir viel zu sehr.“

„Oh~ Wirklich?“, die grüne Flamme in Charlonettas Händen begann heftig zu lodern.

Ein wildes Funkeln wurde in ihren matten Augen deutlich, und ihr sanftes Lächeln verzog sich zu einem gräßlichen Grinsen: „Würde er das...?“

Dornenrose legte ihre Katzenohren an und nickte: „Ja-! Ich glaube vielmehr, du bist wegen des Schatzes hier!“

„Tze tze tze...“, sogleich schüttelte Charlonetta ihren Kopf einige Male, als wolle sie ihre Unschuld beteuern: „Du bist tatsächlich so starrköpfig wie er – Hat dir dein Ziehvater nicht beigebracht, dass man mit solch spitzen Gegenständen nicht einfach so herumfuchtelt?“

„Keinen Schritt weiter-!“, keifte Dornenrose ihr entgegen: „Anderenfalls lernst du diesen spitzen Gegenstand gleich kennen!“

In diesem Moment begann Charlonetta, laut aufzulachen.

Sie hob ihre rechte Hand und die grünliche Flamme begann sogleich, in der Dunkelheit zu schweben.

Es dauerte nicht lang, da zerteilte sich das magische Feuer, immer und immer wieder, bis der Raum über ihnen von hunderter kleiner Flammen erfüllt war.

Sie spendeten ein helles, aber auch überaus kaltes Licht.

Für einen kurzen Augenblick sehnte sich Dornenrose die Dunkelheit tatsächlich zurück.

Charlonettas Lachen war indes verklungen, und in ihren hohen Absätzen ging sie demonstrativ auf das Königskind zu: „Du überschätzt dich, mein liebes Kind! Kein Schwert der Welt konnte mir je Schaden zufügen-!“

Ihre lauter werdende Stimme hallte durch den Raum, und obwohl Dornenrose ein tapferes Herz besaß, wich sie instinktiv zurück: „Ich warne dich-!“ Demonstrativ schwang sie die Klinge ihres Schwertes zurück, bereit, loszuschlagen: „Wenn du mich bedrohst, werde ich kein Mitleid zeigen!“

Doch schmunzelte Charlonetta daraufhin nur: „...Nicht einmal das Schwert einer Fee könnte mir etwas anhaben. Hat dir dein lieber Ziehvater nicht beigebracht, was die Schwachstelle von uns Hexen ist?“

„D-Du...Du bist eine Hexe-!?“, obwohl dies Dornenrose schon von Anfang an bewusst war, so erschrak sie doch.

„Oh Ja~.“, die Hexe klang mehr als zufrieden: „Es wird ein leichtes zu sein, dich zu töten.“

Sie blieb genau eine Schwertlänge vor Dornenrose stehen und beugte sich leicht vor: „Du musst wissen, ich bin nicht wegen des Schatzes gekommen- Ich bin deinetwegen hier.“

„Warum-?!“, erwiderte Dornenrose, während sie den Griff ihres Schwertes noch fester umklammerte. Ihre Fingerknöchelchen traten dadurch weiß hervor.

Im Grunde genommen wusste die Prinzessin die Antwort bereits; Charlonetta kannte ihren Ziehvater Faavrial, und sie war ihn nicht wohlgesonnen.

Noch ehe sie eine weitere Frage stellen konnte, erwiderte die Hexe: „Obwohl ich unter einem gebrochenen Herzen litt, half mir diese starrköpfige Fee nicht – Er meinte nur, der Schmerz habe einen Sinn.“

Mit einem Mal konnte Dornenrose in den runden Gesicht der Hexe sämtlichen Schmerz erkennen, den ihr gebrochenes Herz hinterlassen hatte.

Für einen kurzen Moment empfind die Prinzessin sogar Mitleid mit ihr.

Innerhalb eines Wimpernschlags war ihr empfindsames Anlitz jedoch wieder verschwunden - stattdessen ließ blanker Wahnsinn ihre Augen glühen und ihre Zähne blitzten vor Euphorie: „Wenn dieser Schmerz tatsächlich einen tieferen Sinn hat, so werde ich dafür sorgen, dass ein jeder ihn zu spüren bekommt-!“

Vollkommen überraschend schlug Charlonetta nach den Königskind, und Dornenrose gelang es gerade so, mit den erhobenen Schwert auszuweichen.

Sie stürtzte zu Boden: Ihre linke Schulter zierte drei tiefe Kratzer, aus denen das Blut sickerte. Schmerzerfüllt biss die Prinzessin die Zähne zusammen und stand wieder auf.

Charlonetta hob indes ihre linke Hand: „Es hat eine Ewigkeit gedauert, doch endlich habe ich das gefunden, was ihn sein Herz brechen wird.“

Aus ihrer Handfläche stieg ein Wirbel aus Asche und Staub empor, und unzählige Fledermäuse formten sich aus diesem. Wie in Trance stürzten sich die geflügelten Wesen sogleich auf das Königskind.

„Er...Er hat doch schon ein gebrochenes Herz-!“, erwiderte Dornenrose hektisch, ehe sie begann, die Fledermäuse mit einigen Schwerthieben zu zerteilen: „Seine Frau...Yne, sie ist-!“

„Glaubst du etwa, ich weiß das nicht-?!“, erwiderte Charlonetta bebend: „Ich will, dass er an seinem gebrochenen Herzen entgültig zugrunde geht!“

Trotz ihrer grollenden Stimme zierten ihre Lippen ein zufriedenes Lächeln: „Ich werde dich töten und den Schatz an mich nehmen, auf dass ich die Königin von Salicea bin! Mit dieser Schmach wird er nicht leben können.“

„Dafür...Dafür musst du mich ersteinmal töten-!“, immer mehr wuchs der Mut in Dornenroses Herzen: Sie würde es niemals zulassen, dass die Hexe dies ihren geliebten Ziehvater antat. Eine solch mit Schmerz und Hass erfüllte Person sollte nie die Chance erhalten, über ihr wunderschönes Land regieren.

Nicht ein weiteres Mal, hatte doch ihr Vater bereits in seiner Trauer ganze Ortschaften zerstört.

Mit einen gekonnten Schwertschlag zerteilte sie auch die letzte Fledermaus, und sie sprintete nach vorne: „Mach' dich auf etwas gefasst!“

„Mit Freuden.“, die böse Charlonetta hatte auf diesen Augenblick nur gewartet.

Wie Dornenrose gerade dabei war, mit ihren Schwert auszuholen, schnippste die Hexe gelassen mit den Fingern.

Infolgedessen loderten die vielen Flämmchen im Raum hellauf, und wie ein Hagel stürzten sie auf die rechtmäßige Königin.

Dornenrose wusste nicht, wie ihr geschah, doch als die ersten Flammen sich auf ihre Kleidung niederließen und ihre Haut versenkten, wurde ihr eins schmerzlich bewusst:

Sie musste fliehen.

In den Kellerräumen des Schlosses konnte sie nur schwer den magischen Angriffen der Hexe entkommen; sicherlich war der Flammenregen nur einer ihrer vielen magischen Tricks.

Charlonetta würde alles tun, um ihr Ziel zu erreichen, und Dornenrose konnte es überaus deutlich spüren: Die Hexe war gerade erst dabei, überaus fies und gemein zu werden.

Mit roher Gewalt konnte sie gegen die dunkle Hexe nicht gewinnen – Sie brauchte ein geschicktes Vorgehen, um Charlonetta zu überlisten.

So nahm sie ihre Beine in die Hand und eilte hastig die Stufen hinauf.

Hinter sich konnte sie Charlonettas lautes Lachen hören: „Fliehe nur, mein Kindchen, ich finde dich ja doch-!“

Doch reagierte Dornenrose darauf nicht; Sie rannte fort, so schnell wie sie nur konnte.
 

Atemlos lief Prinzessin Dornenrose durch die düsteren Hallen des verkommenen Schlosses.

Stets lauschte sie, ob sich die böse Hexe durch ein verdächtiges Geräusch verriet.

Ihr Schwert fest im Griff, waren jedoch nur ihr hektischer Atem und ihre lauten Schritte zu hören. Wie ein unklares Echo hallten sie von den nackten Wänden wider.

Ein unbehagliches Gefühl breitete sich in ihr aus – Voller Tücke fühlte sich die Prinzessin in diesem Moment sicher.

Sie wusste, sie durfte dem nicht trauen, doch fiel es ihr schwer, einen klaren Gedanken zu fassen - Wie bloss konnte sie Charlonetta überlisten?

War Dornenrose überhaupt in der Lage, das böse Weib zu töten?

Ein wildes Tier zu erschlagen, das fiel der schönen Königstochter leicht.

Bei den Gedanken, einem menschlichen Wesen zu schaden, stockte ihr jedoch kurzzeitig der Atem. Der Wunsch, einfach wegzulaufen, wuchs stetig in ihrer Brust.

Energisch schüttelte das Königskind den Kopf, um ihn zu entsagen; Was wäre sie nur für eine Königin, wenn sie vor solch einen Kampf fliehen würde?

Schließlich ging es nicht um sie allein, sondern auch um das Wohl ihres Königreiches.

Diese Aufgabe musste sie alleine bewältigen – Kein anderer sollte Leid erfahren müssen, bei den Versuch, Charlonetta Sternenstaub aufzuhalten.

„Aus dem Hinterhalt müsste es mir gelingen, sie zu überwältigen.“, stellte die Prinzessin mit pochenden Herzen fest: „Eine andere Möglichkeit gibt es nicht, wenn ich es alleine schaffen will.“

Fieberhaft sah sich Dornenrose um, doch gab es keinen Ort, an dem sie sich hätte verbergen können. Die Hallen des Schlosses waren leer und karg.

So rannte sie aus dem Schloss hinaus, in den totstummen Garten.
 

Dornenrose eilte dorthin, wo die verdorrten Bäume und Sträucher wuchsen: Dunkel und scheinbar leblos streckten sie ihre nackten, dürren Äste in den tiefblauen Himmelsraum.

Es war mittlerweile Abend geworden, doch merkte dies die Prinzessin wirklich nicht; vielmehr suchte sie nach einen Versteck.

Eine Stelle, die sie zunächst vor der bösen Hexe verbergen würde.

Das Blut in ihren Adern gefror, hörte sie doch plötzlich ein amüsiertes Kichern: „Gefunden.“

Sie drehte sich um und wie aus dem Nichts stand die Hexe wenige Meter hinter ihr.

„Cha-!“, noch ehe sie ihren Namen ganz aussprechen konnte, verformte sich Dornenroses Stimme zu einen Schreckensschrei; Gifterfüllte Ranken sproßen von allen Seiten und rankten sich um die wunderschöne Prinzessin, auf dass sie fast zu Boden fiel.

In Windeseile war sie gänzlich von den Pflanzen umschlossen und konnte sich nicht mehr rühren.

Charlonetta schien wie vom Glück beseelt. Sie schloss ihre linke Hand langsam zu einer Faust, und die Schlingen bohrten sich regelrecht in die zarte Haut der Königstochter.

Dornenrose japste atemlos vor Schmerzen.

In ihrer Not ließ sie sogar das schneidende Schwert ihres Ziehvaters fallen, und fühlte sich sogleich verloren.

„Sei unbesorgt, mein Kindchen.“, sanft und fast von Güte erfüllt klang die Stimme der Hexe: „Es wird ohnehin gleich vorbei sein.“

Sie schritt langsam auf Dornenrose zu, und wie sich ihre Blicke trafen, funkelte ihr die Wut der Prinzessin entgegen.

Doch ließ sich Charlonetta davon nicht beirren, ganz im Gegenteil: sie genoss all' den Zorn und die Verzweiflung, die ihr entgegengebracht wurde.

Vorsichtig berührte sie Dornenroses schwarzes Haar: „Schöner als jede Rose und doch so starrköpfig...Kein anderer Ehrenname wäre dir mehr gerecht, Dornenrose.“

Dornenroses Antwort war recht eindeutig – Sie lehnte ihre spitzen Katzenohren an und spuckte der Hexe ins Gesicht.

Die Hexe schien für einen Augenblick die Fassung zu verlieren, doch formte sie ihre Lippen lediglich zu einem seichten Lächeln: „Hm...“

Mit einer grazilen Handbewegung ließ sie von Dornenroses pechschwarzem Haar ab.

Sanft legte sie ihre linke Hand auf die Brust der Prinzessin: „Es stimmt wohl, was die alten Herren über dich erzählten – Keine andere Königstochter würde es wagen, bis zuletzt selbst zu kämpfen.“

Dabei konnte die Hexe ein Grinsen nicht verbergen, spürte sie doch jetzt ihr schnellpochendes Herz.

„Nie...Niemals-“, Dornenroses Stimme zitterte leicht: „Niemals überlasse ich dir mein Land-!“

„Sei unbesorgt, dein mutiges Herz soll nicht ohne Lohn sein.“, erwiderte Charlonetta seelenruhig und ein dunkler Schein tat sich unter ihrer Handfläche hervor: „Ein leichter Tod wäre deiner alles andere als würdig.“

Dornenrose wand sich mit all' ihrer Kraft, doch mit jeder ihrer Regungen brannte sich das Gift der Schlingen mehr und mehr ins Fleisch.

Schließlich verzog sie kummervoll das Gesicht, und die böse Hexe begann, bei diesen Anblick abermals zu lachen.

Triumphierend sprach sie: „Verstehe doch, du kannst nicht gewinnen!“

Der dunkle Schein ward zunächst größer und größer geworden, doch verschwand er nun gänzlich in der Brust des Königskindes.

Von Schmerzen schier umgeben, erfüllte Dornenroses Schreie den toten Garten.

Eisige Kälte erfüllte sie, und ein jeder ihrer Atemzüge schmerzte.

Wie in einem wirren Traum gefangen, stürzte die Prinzessin allmählich zu Boden, hatten die Pflanzen doch von ihr abgelassen.

Instinktiv wollte sie der Hexe entfliehen, jedoch gehorchte ihr Körper nicht mehr;

Ihr war, als würde sie langsam vom Schlaf übermannt werden.

Benommen fauchte das Königskind gar kümmerlich auf, sah doch Charlonetta mit breiten Grinsen zu ihr herab: „Mit jedem deiner Atemzüge versiegt mehr und mehr dein Leben und du wirst zu Stein – Oh, wie freue ich mich schon, das entsetzte Gesicht deines lieben Ziehvaters zu sehen!“

Mit müden Blick betrachtete Dornenrose ihre eigene linke Hand, die neben ihren Haupt ruhte: Tatsächlich verblasste das warme Leben immerzu, und ein matter, lebloser Teint trat an dessen Stelle.

Ein jeder ihrer Glieder war nun so schwer wie Blei.

Zufrieden klatschte das böse Weib in die Hände: „Ich bin mir sicher, es wird sein Herz in tausende von Stücke zerbersten lassen!“

Trotz ihrer Hilflosigkeit und der Kälte, die in ihr wütete, keifte Dornenrose ihr schwach entgegen: „Du missratendes Weibsstück-!“

Doch ließ dies die Hexe vollkommen kalt, und ein überhebliches Lächeln zierten Charlonettas Lippen: „Jener Zauber birgt all' den Schmerz und Neid, den ich die letzten Jahrzehnte in mich trug. Nichts wird dich jetzt noch retten können, mein Kind.“
 

„Das sehe ich aber etwas anders.“, aus heiterem Himmel erklang eine männliche Stimme.

Dornenrose kannte diese tiefe Stimme nicht, und doch spürte sie etwas Vertrautes bei jedem einzelnen Wort.

„Wer spricht da?!“, wütend blickte Charlonetta zu allen Seiten, doch konnte sie niemanden entdecken.

Im nächsten Augenblick stieg dichter, purpurner Nebel auf.

Verwirrt begann die böse Hexe, kräftig zu husten: „Ver...Verdammt...! Wer wagt es-?!“

Kaum war ein weiterer Atemzug getan, da verloren sowohl das Königskind als auch die Hexe schon die Sicht in dem dicken Dunst.

Die Prinzessin konnte nur das verspielte Schellen feiner Glöckchen hören.

Immer und immer wieder, in den sonderbarsten Melodien und Tönen.

Dann gesellte sich das stetige Geräusch von festen Schritten hinzu.

Eine schwache Wärme umgab Dornenrose und ihr wurde klar, dass sich irgendjemand ihrer angenommen hatte.

„Habt vielen Dank.“, flüsterte sie, und ihre Stimme klang furchtbar müde dabei.

„Keine Sorge Prinzessin, es wird nun alles gut.“, die männliche Stimme lief so schnell, wie sie konnte.

Dornenrose konnte wahrlich schiere Freude in den nächsten Worten hören: „Ich kann doch nicht zulassen, dass meine Gemahlin so jämmerlich zu Grunde geht.“

"G...Gemahlin...?!", mehr als verwundert versuchte Prinzessin Dornenrose, durch den purpurnen Nebel das Gesicht ihres Retters zu erkennen, doch gelang es ihr nicht.

Erst, wie der Fremde immer tiefer in den Garten drang, und der Dunst sich langsam lichtete, blickte sie in ein ihr bekanntes Gesicht.

Dornenrose wusste nicht, ob es die Müdigkeit oder das Gefühl von Überwältigung war, jedoch kamen ihr kurz die Tränen: "Froschrah...D-du bist..."

"Sssh- Du solltest deine Kräfte schonen, Prinzessin.", Froschrah sprach im selben leisen Ton wie sie.

Doch konnte sie ihren Augen kaum glauben - Der kleine Junge im Froschkostüm war einem stattlichen Mann gewichen.

Ein jeder seiner schnellen Schritte wurde von Glockenspiel begleitet, trug er doch die drollige Kleidung eines Hofnarren in roter und violetter Farbe.

Mit seinen goldenen Glöckchen erinnerte Froschrah Dornenrose an ihre früheren Hofnarren, die sie stets gut unterhielten.

Ein schwaches Lächeln zierte sogleich ihr Gesicht: Ihr wurde mit einem Mal klar, dass Froschrah gelogen hatte.

Er war kein Königssohn, wie er stets vor Prinz Lyze behauptet hatte.

Nur ein einfacher Hofnarr, mit einem sehr eigensinnigen Sinn für Humor.

Unwillkürlich fragte sie sich, ob er je Schwierigkeiten hatte, eine Anstellung zu finden; nur selten konnte sie über seine Späße lachen, Prinz Lyze gar nie.

In diesen unpassenden Gedanken verloren, hob Dornenrose langsam ihre Hand und berührte seine Wange mit ihren Fingerspitzen: Seine Gesichtszüge waren nun hart und kantig, und doch hatte sie ihn wiedererkannt. Immer noch trug er seine dunkelgrünen Haare über die gesamte linke Gesichtshälfte, sowie ein unverschämtes Grinsen auf seinen Lippen.

"Deine...Verwünschung...", begann sie: "W-wie...?"

"Das erzähle ich dir später-", erwiderte der Hofnarr: "Zuerst müssen wir von hier weg!"

Kaum, wie er die Worte gesprochen hatte, erfüllte ein tiefes Donnergrollen den Himmel und Froschrah blieb unwillkürlich für kurze Zeit stehen.

Tatsächlich verbarg sich hinter dem Lärm eine Stimme – die Stimme der Hexe Charlonetta: "Wie kannst du es wagen?!"

Sämtlicher Sanftmut war von ihr gewichen, und verzerrtes Grollen und Knirschen war an dessen Stelle getreten. Jedes gesprochene Wort von ihr klang ganz und gar fürchterlich, es erfüllte einem mit Angst und Qual: "All' die Jahre habe ich auf diesen Augenblick gewartet!"

Die Prinzessin konnte spüren, wie Froschrah sie fester in seine Arme schloss: "Tut mir leid, aber ich habe sie zuerst gesehen! Sie wird meine Gemahlin, ganz gleich, ob es dir passt oder nicht!"

"Was bist du doch für ein elendiger Narr!" , entgegnete Charlonetta ihn keifend:"In wenigen Augenblicken wird sie nur noch ein kalter Steinbrocken sein!

Die verzerrte Stimme verstummte, stattdessen erklang etwas, was nur entfernt an ein Kichern erinnerte. Vielmehr klang es so, als würde rostiges Metall aufeinanderprallen:"Eine schöne Gemahlin hast du dir da erwählt!"

Froschrah wollte dem noch etwas entgegenbringen, doch erzitterte im nächsten Moment der gesamte Garten. Immer wieder erschauderte der Grund.

Schnell wurden dem Hofnarr und der Prinzessin klar, dass es ihre Schritte waren, die alles zum beben brachten.

"Doch bei solch einen Schönling will ich nicht so sein.", erneut erklang Charlonettas Stimme aus dem purpurnen Nebelwall: "Ich lasse dich gehen, wenn dir dein Leben lieb und teuer ist - Leg' nur das Mädchen nieder, und lasse uns allein."

"Nein-", in Froschrah stieg der Ekel empor, denn die Stimme der Hexe hatte etwas Verruchtes an sich gehabt. Schnell schüttelte er sein Haupt und sah ihr entgegen, mit festen Blick: "Niemals!"

"Frosch..rah...bitte...", Dornenrose war sich sicher, sie hätte in diesem Moment erröten müssen. Doch war ihren Antlitz schon einige Wärme entwichen, und ihre schimmernde Haut glich vielmehr trüben Glas.

So spürte sie ihre Gefühle nicht, und sie berührte sanft seine Brust: "....Sei nicht so töricht."

Die Prinzessin war von seinen Mut für sie wahrlich gerührt.

Jedoch wollte sie nicht, dass der einstige Frosch sein neugewonnenes Leben für sie riskierte. Um nichts in ihrem geliebten Königreich, gar auf der ganzen Welt, wollte sie das.

Doch lächelte Froschrah ihr nur entgegen: "Keine Sorge Prinzessin, ich weiß schon, was ich tue."

Kaum waren die Worte gesprochen, ging er tatsächlich auf die Knie, um sie niederlegen.

Allerdings schloss er mit seinen beiden Händen einen großen Bogen über sie.

Es wirkte, als wolle er einen Regenbogen in den Himmel malen, und sogleich umgab eine purpurne Kuppel die Prinzessin.

Froschrah erhob sich, so schnell wie es nur möglich war, und wand sich direkt an Charlonetta: "Was wäre es nur für eine Schande, wenn ich fortlaufen würde wie ein feiger Hund- Ich würde nicht nur meine Gemahlin in Stich lassen, sondern auch meine Königin!"

"Du dreckiger Narr-!", beim Erklingen ihrer Stimme tat die Hexe weitere zügige Schritte, und abermals erzitterte der Boden:"Du wirst es mir büßen, meinen Triumph derart zu ruinieren! In tausende Stücke werde ich dich reißen!"

Das böse Weib trat aus der Nebelschwade heraus und bei ihren Anblick gefror selbst den Hofnarren für einen kurzen Moment das Blut in den Adern; in all ihrer Wut hatte sich die Hexe verwandelt, und zeigte nun ihr dunkelstes Gesicht.

So groß wie manches Mühlrad, ragte sie über den Hofnarren und seiner Prinzessin weit hinaus. Ihr schönes, menschliches Äußeres war ganz und gar verschwunden, stattdessen erinnerte ihre Gestalt nun an ein grausames Ungetüm, einen Fehler der Natur.

Auf alle Vieren sah sie auf die beiden herab: Sie besaß den Kopf und den Leib eines Löwen, und in ihrer Haltung spiegelte sich ihr unermesslicher Stolz wider.

Ihre prachtvolle Mähne schimmerte kalt und hell wie ewiges Eis.

Ihr Leib hingegen war von dichten, dunklen Fell überzogen - wie die Nacht selbst schien sie von der Dunkelheit gänzlich verschluckt zu werden.

Allein das Licht des Mondes reflektierte ihre großen Klauen und die spitzen Zähne, die schärfer waren als jedes geschmiedete Schwert.

Ihr Schweif wand sich wie ein Dutzend listiger Schlangen hin und her, hatte sie doch zwölf an der Zahl. Die Flammen an jeder Schwanzspitze brannten blau und kühl wie eine Schar Irrlichter.

Dünnhäutige Schwingen erstreckten sich über ihren gesamten Rücken. Sie wirkten nahezu zerbrechlich - zu schwach, um den mächtigen Körper zu tragen.

Doch bezweifelte der Hofnarr zutiefst, dass die Hexe sie nur Zierde hatte.

Charlonettas aschgraue Augen funkelten aus all dem Dunkel animalisch und wild hervor, als hätte sie jegliche Vernunft verloren.

Nichtsdestoweniger wollte sie Genugtuung, für all den Kummer, den sie erfahren musste. Nichts wollte sie mehr, nichts weniger.

Wie sie einen weiteren Schritt auf den Hofnarren zumachte, war ein lautstarkes Fluchen von diesem zu hören.

Dann jedoch, nahm er seine Beine in die Hand und rannte los - der Bestie entgegen.

Charlonetta schlug sogleich mit ihrer linken Klaue nach ihn, doch war Froschrah dank seiner Magie so schnell wie der Wind.

"Fang mich doch, du Scheusal!", grölte er ihr entgegen, in der Hoffnung, sie würde ihn tatsächlich folgen: "Ich dachte, du wolltest mich in Stücke reißen?!"

Er wollte sie von Prinzessin Dornenrose fortbringen.

So weit, wie es nur möglich war.

Des Weiteren musste es ihn gelingen, sich der Hexe zu entledigen.

Doch wie, das wusste Froschrah nicht.

Nichts kam ihn in den Sinn.

Nicht nur, dass die Furcht ihn jeglichen Gedanken verwehrte: Froschrah war auch nicht besonders gescheit.

Einen glorreichen Gedanken zu finden, das fiel ihn des Öfteren schwer.

Doch wusste er genau, dass Magie kaum die Macht besaß, Charlonetta aufzuhalten.

Zumindest nicht allein, besaß dieses Biest doch selbst magische Kräfte.

Diese magischen Kräfte bekam er sogleich zu spüren: Mit einen lauten Brüllen entfachte die böse Hexe ein wahres Feuerwerk aus ihren Rachen.

Giftgrüne Flammenwirbel flogen den Hofnarren entgegen, und es gelang ihn nur knapp, diesem auszuweichen.

Von Schmerzen geplagt und fluchend richtete er sich zügig auf, war ihn doch das Ungetüm dicht auf den Fersen: „Diese dreckige...!“

Er erhob sich schnell und ungeschickt, und entdeckte es mit einem Mal.

Vom schwachen Mondlicht berührt, glänzte die scharfe Klinge eines Schwertes inmitten der toten Gräser.

Es war Dornenroses Schwert, welches immernoch an derselben Stelle ruhte.

So schnell wie ihn Magie und seine Beine trugen, eilte Froschrah zur Waffe und hob sie hoch: „Immerhin besser als nichts-!“

Wie er die Verzierungen am Griff und auf der blanken Klinge betrachtete, kam es ihn plötzlich in den Sinn – Ein Schwert allein war nicht in der Lage, eine Hexe zu töten.

Ebenso wenig, wie es die Magie allein vermochte.

Doch wenn er einen Zauber auf jene Klinge sprach, die seine Erwählte führte, dann mochte es vielleicht etwas bewirken.

Denn wie hieß es doch so schön in den alten Märchen und Sagen: Es ist die Liebe, die immer siegt.

In der Tat war dies ein bisschen zu kitschig für Froschrahs Geschmack, doch musste es irgendwo einen wahren Kern besitzen.

Er umfasste das Heft fester und schwang es von sich: „Nun gut...!“

Der Hofnarr trat ein paar Schritte zurück, dann riss er sich eines der goldenen Glöckchen vom Leib. Er warf es hinfort, und mit einem lautem Knall zerschellte es.

Silberne Funken schlugen um sich, sodass sie allmählich zu einem dichten Nebel wurden.

Der funkelnde Dunst verweilte nur einen kurzen Augenblick, un dennoch schien es ihn wie eine halbe Ewigkeit: „Verdammt noch eins, beeile dich-!“

Voller Furcht und Ungeduld trat der Hoffnarr auf der Stelle, konnte er doch die schweren Schritte des Ungetüms immer wieder spüren.

Da konnte er das leise Klappern von Hufen hören, und ein Einhorn trat aus den dichten Nebel heraus.

Voller Glück hellte sich die Miene des Narren auf: „Bruder-!“

Das Einhorn senkte sanft den Kopf, und seine Augen funkelten im Mondschein wie reine Rubine.

Die geflochtene Mähne, so weiß und prächtig wie Elfenbein, hob sich kaum von den schneeweißen Schimmel ab. Von der Dunkelheit umgeben, strahlte das Fabelwesen wie ein verirrter Stern und spendete seiner nahen Umgebung ein schwaches Glimmen.

Ein prunkvolles, in sich gewundenes Horn saß auf seiner Stirn, doch besaß es keine Spitze mehr.

Froschrah musste dennoch schmunzeln, wusste er doch, wie furchterregend sein Bruder sein konnte.

Sanft klopfte er ihn auf den breiten Hals: „Verzeih' mir, aber du musst mir abermals helfen, ein magisches Wesen in Schach zu halten.“

Mit einem lauten Schnauben schüttelte das Einhorn kurz den Kopf, und seine roten Augen schenkten ihn einen vorwurfsvollen Blick.

„Bitte Bruder-!“, nahezu hilflos klang der Hoffnarr: „Diese Hexe hat bereits das Glück so vieler beinahe zerstört, wir müssen dem Einhalt gebieten!“

Froschrah ignorierte den Blick des Fabelwesens weitesgehend und schwang sich auf dessen Rücken: „Ich weiß, du magst das nicht, aber danach werde ich nie wieder etwas von dir einfordern!“

Widerstrebend wand sich sein Bruder hin und her, doch auch ihn waren die Schritte des Ungetüms nicht entgangen.

Leicht fragend hob es den Kopf, sodass Froschrah weitersprach: „Du musst mich tragen, während ich dieses Schwert mit einem Zauber belege – Anderenfalls wird sich der Fluch dieses Scheußsals erfüllen und Prinzessin Dornenrose wird...“

Wie von einem Pfeil getroffen senkte der lustige Geselle sein Haupt, wie er an das mögliche Ende dachte. Doch währte dies Gefühl nicht allzu lang.

Der Hofnarr war zwar nicht besonders gescheit, doch hatte ihn sein langes Leben eins gelehrt: Nie und nimmer war es gut, sich den Kummer zu ergeben.

Besonders nicht, wenn noch Hoffnung bestand.

Etwas verdrießen verzog er dennoch das Gesicht, wie er das Schwert ein weiteres Mal betrachtete.

Er wusste sehr wohl, dass jene Klinge von Faavrial stammte: „So weise, wie der immer tut, warum hat er nicht gleich einen Zauber darauf gesprochen?! Hatte sicher irgendeinen 'pädagogischen Wert', damit unsere junge Königin aus eigener Kraft zurechtkommt.“

Angewidert streckte er kurz die Zunge heraus: „Toller Ziehvater, wirklich.“

Für ihn würde die Fee für immer ein gefühlsdusseliger Idiot bleiben.

Selbst wenn sie Prinzessin Dornenrose großgezogen hatte.

Da ging das Einhorn in einem schnellen Gallop über, sodass Froschrah sich schwer tat, den Halt zu bewahren: „Was zum-?!“

Silberne Funken erschienen unter den schwarzen Hufen, und wie bei einem Blitzschlag verbrannten sie den Grund unter sich.

Der Hofnarr erkannte binnen Sekunden, warum sein Bruder von dannen lief: Zwölf Irrlichter tauchten in der Dunkelheit auf, und tanzten dabei verführerisch.

Dem gesellte sich bald der prunkvolle Körper Charlonettas hinzu, ihre grauen Augen von Wut und Lust gleichermaßen erfüllt:„Erst sprichst du Hohn und dann läufst du davon? Oh~ Wie ich dieses Spiel liebe!“

Die böse Hexe spreizte ihre dunklen Fledermausflügel und begab sich in die Lüfte.

All' ihr Begehren galt nun den Einhorn und seinem Reiter:„Fang' ich dich, zerreiß' ich dich, und nimm' dein närrisches Herz an mich!“

„Verdammt, sie fürchtet sich nicht vor dir-!“, von Ekel erfüllt und mit pochendem Herzen, war es Froschrah beinahe unmöglich, sich zu konzentrieren: „Weiß sie denn nicht, was du bist?!“

Froschrahs Bruder gab ein lautes Wiehern von sich, doch ging es beinahe unter; ein jeder Flügelschlag des Ungetüms war einem stoßenden Sturm gleich.

Der Blick des Narren sank zur Schwertklinge nieder, die in seiner linken Hand ruhte: Ihn blieb nicht mehr viel Zeit.

Nicht mehr lang, und die Prinzessin würde vergangen sein.

So nahm er all' seinen Mut und jegliche Geduld zusammen, die er besaß, und senkte seine Lider.

Er beugte sich hinab und presste seine rechte Hand auf die flache Seite der Klinge, aufdass seine Magie in diese überging.

Leis' murmelte er altmagische Worte, und es war ihn gleich, wie wild es um ihn war – in diesem Augenblick war er allein.

Allein mit den Gedanken, die Prinzessin vor ihren grausamen Schicksal zu bewahren.

Das Glück der Prinzessin war alles, was er begehrte.

Selbst wenn er im Kampf nun sein Leben lassen würde, so wollte er doch, dass Dornenrose zumindest die Chance bekam, eine großartige Königin zu werden.

Er wollte dann an ihrer Seite leben, bis ans Ende ihrer Zeit.

Nichts wünschte er sich sehnlicher.

Der Hofnarr tränkte seinen Zauber in diese Gedanken und noch vielmehr Dinge, die er niemals auszusprechen wagte.

Es war jeglicher Gedanke und jedes Gefühl, die er mit der schönen Königstochter verband.

Mit jeder gesprochenen Silbe erstahlten die Gravierungen auf dem Schwert umso deutlicher, und wie ein Fluss ging das Strahlen sanft in die Klinge über.

Immer mehr wurde es von Magie erfüllt, bis die Klinge gänzlich in violetten Tönen glühte.

Als der Narr seine Augen wieder öffnete, empfing ihn ein Gefühl von grenzenloser Geborgenheit, und beinahe kamen ihn die Tränen.

Das Schwert war nun nicht nur scharf und voller Magie, es barg auch seinen innigen Wunsch, Prinzessin Dornenrose zu erretten.

Froschrah drehte sich um, und erblickte das Scheusal dicht hinter sich: Um nichts auf der Welt wollte die böse Hexe den Narren entkommen lassen, hatte er sie doch in ihren großen Moment gestört und ihr Interesse geweckt.

„Bruder-!“, rief Froschrah so laut wie er nur konnte: „Jetzt!“

Ehe sich Charlonetta versah, blieb das Einhorn mit einem Mal stehen und machte binnen weniger Schritte kehrt – Entzückt stieß sie ein gräußliches Glucksen und Kichern aus, ritt der Hofnarr doch nun direkt auf sie zu.

Da wurde das Horn des Einhorns strahlendhell, und in dem Licht versanken sowohl Einhorn als auch Reiter.

Zunächst von Lust und unbändiger Wut erfüllt, packte Charlonetta nun ein Gefühl von Furcht und Abscheu.

Keifend stieß sie hervor:„Du elendiges Drecksvieh-!“

Geradezu sank die böse Hexe wie ein Stein zu Boden.

Ein taubes Gefühl erfüllte ihren gesamten Körper; Kein magisches Wesen konnte dem Licht eines Einhorns widerstehen, verschlang es doch magische Energie und nahm somit allen Magischen das Leben.

Unwillkürlich fragte sie sich, wie es bloß möglich war, dass der Narr davon verschont blieb.

Charlonetta würde es nie erfahren, denn jener Narr trat aus dem todbringenden Licht heraus, eine violette Klinge in seinen Händen.

Eine violette Klinge, die die pure Zuneigung ausstrahlte, und Hoffnung schenkte.

„W...Wie...?!“, brachte die Hexe nur mehr stammelnd hervor, und ihre Stimme klang wie eine zerrissene Saite im Wind:„Das Horn...es ist doch...Unmöglich!“

Voller Zorn sah Froschrah sie an: „Mairon ist mein Bruder, mehr brauchst du nicht zu wissen!“

Er trat näher an sie, und wie das Einhorn es ihn gleich tat, erzitterte Charlonetta: „N...Nein...b-bitte- Verschone mich-!“

Doch schüttelte Froschrah nur stumm den Kopf.

Obwohl er wütend war, so wollte er dennoch gnädig mit der Hexe sein – All' die schrecklichen Dinge, die sie tat, hatte sie aus ihren eigenen Leid heraus getan.

Ihr gebrochenes Herz hatte sie blind gemacht, und so wollte er, dass sie nicht noch mehr leiden musste.

Leicht wie eine Feder schwang er das Schwert über sich hinweg.

Er schrie auf und seine Stimme hallte im toten Schlossgarten wider.

Ein quälendes, erstickendes Geräusch war zu hören, und die böse Hexe war vergangen, genauso wie ihre bösen Taten.

Froschrah kümmerte dies augenblicklich nicht mehr; er warf die blutgetränkte Klinge fort, und eilte von dannen. Er rannte, so schnell ihn seine Beine trugen, zu Prinzessin Dornenrose.

So sah er nicht, dass immer mehr Risse den Leichnam der Hexe säumten - Als wäre sie aus Glas gewesen, zerbarst sie nun in tausende von Stücke.

Zwischen all' den Scherben blieb ein verkümmertes Herz zurück, kalt und schimmernd wie Eis. Mairon schenkte den Herzen einen Blick voller Mitgefühl, ehe er davon abließ, und seinen Bruder folgte.
 

Wie Mairon seinen Bruder Froschrah endlich fand, lag eine wunderschöne Frau in seinen Armen. Ihre Haut war blass und farblos wie der Tod, und ihre smaragdgrünen Augen beinahe geschlossen.

Prinzessin Dornenrose lächelte Froschrah an: „Du hast es geschafft...“

Ein Lächeln voller Wärme und Güte, doch war es schwach und nur von kurzer Dauer.

„Natürlich.“, der Narr erwiderte ihr Lächeln: „Hattest du je einen Zweifel daran?“

„Vielleicht ein bisschen...Ihr altmagischen Wesen seid in der Tat wunderlich.“, zwar waren ihre Worte klar und verständlich, doch ebenso erschöpft und leise.

Es bereitete Froschrah eine Gänsehaut, wie zerbrechlich seine Königin mit einen Mal erschien. Wie eine verdorrte Rose lag sie in seinen Armen, eine Rose ohne Dornen.

Unweigerlich fragte er sich, wieviel Zeit wohl vergehen müsste, bis sie wieder dieselbe war.

Dornenroses Blick weitete sich vor Erstaunen, wie sie das Einhorn erblickte: „Oh....!“

Zwar hatte Faavrial ihr oft von jenen Fabelwesen erzählt, doch war dies das erste Mal, dass sie eines mit eigenen Augen sah.

„Darf ich dir meinen Bruder Mairon vorstellen...?“, Froschrah winkte ihn herbei, doch rührte sich dieser nicht: „Er hat mir geholfen, mich von den Fluch zu erlösen.“

Ein leichtes Grinsen kam den Hofnarr über die Lippen – Das von Angst erfüllte Gesicht Faavrials würde ihn stets in Gedächtnis bleiben. Die Fee mochte zwar so groß wie ein Baum sein, dennoch fürchtete sie die Kräfte eines Einhorns gleichermaßen.

Froschrah wusste, Mairon verabscheute es zutiefst, andere magische Wesen zu bedrohen. Doch jedes Mal hatte er es aus guten Grund getan.

„Dein Bruder ist ein Einhorn...?“, tatsächlich konnte er in Dornenroses leiser Stimme eine leichte Skepsis heraushören und sein Herz machte vor Freude einen Satz.

Es war jene Skepsis und Schlagfertigkeit, in die er so vernarrt war: „Natürlich, Mairon begleitet mich immerhin schon seit meinen ersten Atemzug.“

„Du bist wirklich schräg Froschrah...“, kurz betrachtete die Prinzessin ihn von oben bis unten, dann schloss sie ihre Augen vollkommen und schmunzelte: „Der Rang eines Hofnarrens scheint dir auf den Leib geschrieben.“

„Vielleicht, doch war ich nie besonders gut darin.“, gab der Narr ungeniert zu.

Sanft berührte er ihre rechte Hand und umschloss sie mit der seinen: „Als dein Gemahl und König würde ich mich bestimmt tausend Mal besser machen.“

Dabei ignorierte er, dass ihre Hand kälter als jeder Wintermorgen war.

Wie sie ihre Augen erneut behutsam öffnete, flossen einzelne Tränen über ihr blasses Anlitz: „Es...es geht nicht...“

„Ach, sag' so etwas nicht.“, der Hofnarr drückte sie behutsam an sich: „Es wird alles wieder gut, ich hab' den bösen Biest den Kopf abgeschlagen!“

Leise fügte er in sanften Ton hinzu: „Ich bin nun ein Held...und sobald es dir wieder besser geht, können wir Hochzeit feiern...“

Dornenrose konnte seine Wärme spüren, und sie war eine Wonne für ihren kalten Körper, denn immernoch wüteten Charlonettas Hass und Neid in ihr.

Der Fluch war trotz Froschrahs Heldentat ungebrochen, und wahrlich war er das Meisterstück der Hexe; wie eine Plage verzehrte er alles Leben und sämtliche Liebe, bis nichts mehr davon übrig blieb.

Ihre eigenen Empfindungen fast verloren, konnte die Prinzessin nun deutlich spüren, welche tiefen Gefühle Froschrah für sie hegte.

Ihr Herz schlug schnell bei dieser Erkenntnis, und schmerzte zugleich unerträglich, denn auch sie hatte den Hofnarren furchtbar lieb.

Doch bald, so wusste die Prinzessin, würde sie für immer entschlafen.

Es nützte nichts, ihre Gefühle kundzutun, denn trotz seiner Bemühungen fand dies kein glückliches Ende.

Sie wusste, jedes weitere Wort würde nur weiteren Kummer bringen, und so schluchzte sie nur leise auf: Der Hofnarr hatte ihrer Liebe wegen sein Leben riskiert, doch konnte sie ihm keine Liebe mehr schenken.

Sie würde ihn bald verlassen, ebenso wie das restliche Königreich und ihren Ziehvater.

Mit diesen Gedanken kam Dornenrose etwas in den Sinn.

Gemächlich hob sie den Kopf, das Gesicht von Tränen bedeckt: „Sag, trägst du den Ring vom See bei dir...?“

Vom plötzlichen Themawechsel sichtlich irritiert blickte der Hofnarr sie an: „Eh...“

„Der Ring, den du fandest, als wir uns trafen.“, erklärte die Prinzessin: „Wenn du ihn bei dir trägst, so gib' ihn mir...bitte....“

In der Tat trug der Hofnarr noch den alten, rostigen Ring bei sich.

So tat er, wie sie wünschte, und legte das Kleinod in ihre blasse Hand.

Während er ihre Finger sanft darum schloss, damit sie ihn nicht gleich verlor, sprach er mit einen Lächeln: „Ich schenke ihn dir.“

„Nein...“, schwach schüttelte Dornenrose den Kopf, ehe sie zum Ring sah:

Trotz der Kälte konnte sie die schwarze Perle an ihren Fingerspitzen spüren.

Magische Worte und Zeichen waren in das alte Metall geschrieben worden, und beim genaueren Betrachten gefiel der Ring der Prinzessin doch ganz gut.

Doch sollte dieser Ring kein Geschenk an sie sein, sondern ein Zeichen ihrer Liebe; Niemals würde sie ihr geliebtes Königreich alleine zurücklassen.

Ebenso wenig wie den Narren ohne Sinn für Humor.

Etwas ungeschickt hob sie seine rechte Hand, und schnell und mit zitternden Fingern streifte sie ihn den schmalen Ring über: „Ich erfülle dir deinen Herzenswunsch...und mache dich zu meinen Gemahl...“

Mit tiefem Blick schaute sie zu ihn auf: „...damit du ein Prinz und König sein kannst, so wie du immer wolltest.“

„An deiner Seite zu leben, das klingt wundervoll.“, erwiderte Froschrah froh – da zog Dornenrose ihn mit all' ihrer Kraft an sich, und küsste ihn.

Als sich ihre Lippen lösten, erfüllten Kummer und größter Schmerz ihr blasses Gesicht, doch ihre Augen leuchteten hell wie Sterne.

Unsagbar leise hauchte sie: „Verzeih'...“

Dann senkte sie ihre Lider, und ihr Haupt sank langsam auf seine Brust.

Immerzu verschwamm das Leben vor ihren geistigen Auge, und ihr Leib wurde mit einem Mal so leicht wie eine Feder.

Dornenrose wusste, nie mehr würde sie ihren Gemahl und ihre Freunde wiedersehen - doch hatte ein jeder sein persönliches Glück gefunden.

So waren alle Sorgen vergessen, und ohne zu zögern griff sie nach der fremden Hand, die ihr mit einem Mal gereicht wurde: Sie gehörte einen bildschönen Mann ohne jeden Makel.

Sein wallendes Haar war nachtschwarz wie das der Prinzessin, und seine goldenen Augen funkelten emotionslos, kalt und klar.

Er war in einer glänzenden Rüstung gehüllt, und ebenso glänzend waren die beiden Hörner, die aus seinen Kopfe ragten.

Ohne eine Miene zu verziehen, tanzte der vertraute Fremde mit Dornenrose, und tiefste Dunkelheit verschluckte die beiden mit jeden ihrer Schritte.

Voller Trost seufzte sie ein letztes Mal auf, dann war die Prinzessin gänzlich zu Stein geworden und für immer entschlafen.

Der fröhliche Narr berührte ihr verblichenes, schwarzes Haar und presste sie an sich.

Weinend wisperte er: „Verzeihe mir.“

Viel zu schnell war seine Befürchtung wahr geworden, und kein Zauber dieser Welt war instande, dies zu ändern.

Die wunderschöne Prinzessin war gestorben, und niemals war sie eine Königin.
 

Es verging einige Zeit im Königreich Salicea, und mit der Weisheit der guten Fee ward aus dem verwunschenen Hofnarr ein gerechter König geworden.

Zwar blieb Froschrahs Sinn für Humor stets gleich und äußerst sonderbar, doch regierte er das Land mit ebenso viel Mitgefühl und Aufrichtigkeit, wie es seine Königin getan hätte.

Nur vier Tage nach ihren Tode begrub der König seine Liebste unter jenen Rosenstrauch, an dem sich ihre Mutter wünschte, sie gebäre doch ein Kind.

Ein Kind, so schön wie diese Rosen, die nun im neu erwachten Garten ewig blühten.

Er selbst liebte niemanden mehr, gehörte sein Herz Prinzessin Dornenrose doch für alle Zeit. Vom ersten Anblick an.
 

Es herrschte eine unangenehme Stille, als Tracy den Haufen an hangeschriebenen Zettel beiseite legte.

Die junge Frau warf einen Blick in die Runde, doch konnte sie in den Gesichtern ihrer Freunde nur Betroffenheit ablesen: „...Gefällt es euch nicht?“

„Nun ja...es ist ein ziemlich trauriges Ende...“, sagte ihre jüngere Schwester Sunny vorsichtig, während sie ihre Katzenohren leicht senkte: „...Obwohl es ein Märchen ist.“

„Das ist das Besondere daran.“, Tracy lächelte: „Obwohl es ein Märchen ist, findet die Prinzessin nicht ihr glückliches Ende- Nur die anderen Figuren. Ich dachte, das passt ganz gut zu einer Oper.“

So war ihre kleine Schwester nun einmal: Hoffnungslos romantisch.

Doch gab es im richtigen Leben nicht immer ein glückliches Ende, besonders nicht in der Liebe – Vielmehr ging das Leben mit einen neuen Satz an Gefühlen einfach weiter.

„Warum hat die Nixe keine einzige Sprechrolle?!“, sprudelte es plötzlich aus Siri regelrecht heraus, und sogleich verzog sie das Gesicht zu einen Schmollmund: „Immerhin wird der Fluch später von ihr gebrochen!“

„Ich hielt das für...angebracht.“, erwiderte Tracy leicht undeutlich: Sie konnte es nicht leiden, wenn die Freundin ihres besten Freundes wie ein Wasserfall redete.

In ihren Augen sagte Siri nur selten etwas wirklich Kluges, und es war ihr immernoch ein Rätsel, was Lyze und Sunny an ihr fanden.

Höchstwahrscheinlich war es ihre liebenswürdige, naive Art und ihr Einfühlungsvermögen, was sie so besonders machte.

„In vielen Opern nimmt die Geschichte ein tragisches Ende.“, erklärte Lyze, während er sich durch die kurzen Haare ging.

Unmittelbar danach nahm er Siris Hand in seine und seufzte leicht: Es war seine Art, zu zeigen, dass ihn das Ende des Märchen ebenfalls nicht so ganz gefiel.

Doch aus Rücksicht vor ihren Gefühlen sagte er nicht mehr dazu.

Zu dumm, dass Tracy den verschlossenen jungen Mann mittlerweile wie ein Buch lesen konnte. Ein recht komplexes Buch, zugegebenerweise – doch konnte sie es lesen.

Lyze zu verstehen bedarf nur etwas Aufmerksamkeit, was die kleinen Gestiken anging.

Obwohl Tracy ihre Freunde so gut verstand, so verstand sie doch nicht, wieso diese so bestürzt über das Ende waren; in der Tat hatte sie versprochen, jedem eine eigene Rolle in ihren Stück zu geben.

Dabei hatte sie nie beabsichtigt, sich selbst in die Geschichte einzubringen, und doch erinnerte Prinzessin Dornenrose ihre Freunde allzu sehr an sie.

Beinahe fürchteten sie, ihre Freundin und Schwester würde ein ähnliches Schicksal ersehnen, lebte Tracy doch für ihre Liebsten und nicht für sich.

„Wenn ich der Hofnarr sein soll, hast du mich aber mehr als miserabel getroffen!“, plötzlich riss Furah den Stapel Papiere an sich.

Der geborene Magier zog die letzten drei Seiten mit den dramatischen Ende heraus und las die Worte ein weiteres Mal: „So ein Humbug, als ob ich so etwas Langweiliges wie ein König sein will-!“

Mit einer kurzen Handbewegung entfachte er ein violettes Feuer in seiner Hand, und kaum wie das Papier mit den Flammen in Kontakt kam, brannte es auch schon lichterloh.

Da halfen nicht einmal katzenhaften Reflexe – Tracy konnte sich gerademal vorbeugen, da waren ihre geschriebenen Worte schon passé.

Feiner, aschgrauer Staub rieselte geräuschlos zu Boden.

„Furah!“, mit schriller und nahezu hysterischer Stimme sprach sie den Namen des Dunkelmagiers aus.

Zwar war seine Magie für ihre Zerstörungslust bekannt, doch ging das eindeutig zu weit: „Ich habe verdammtnochmal drei Tage an diesem Ende gesessen!“

„Dann setzt du dich eben noch ein paar Tage daran und schreibst ein Neues – Irgendeins, was den Leuten auch gefällt...“

„Oh nein, das werde ich ganz-!“, begann Tracy, da unterbrach der Dunkelmagier sie bereits wieder: „...eine Sexszene in einem Märchen wäre doch mal eine gelungene Abwechslung!“

Sein selbstzufriedener Gesichtsausdruck sprach dabei Bände – Es war ein offenes Geheimnis, dass er und Tracy eine recht freilebige Beziehung führten.

Eine Tatsache, die ihre Freunde mit leichten Missmut akzeptierten.

Doch war Furah ebenso der einzige, der sich traute, Tracy ins Wort zu fallen und zu widersprechen.

Seine Worte bewirkten, dass er im nächsten Augenblick den Rest von Tracys Werk zu spüren bekam: „He-! Ich dachte, du wolltest Kritik-!“

Laut und schief lachte er, während Tracy mit knallroten Kopf immer wieder auf ihn einschlug: „Du bist absolut unmöglich, Furah!“

Zwar lachten ihre Freunde nicht über ihr 'Leid', doch warfen sich Sunny, Lyze und Siri sogleich frohe Blicke zu: Sie waren sich sicher, dass Prinzessin Dornenroses Geschichte von nun an kein böses Ende mehr nehmen würde.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Faraeziach
2016-05-25T15:38:59+00:00 25.05.2016 17:38
So! Jetzt geb' ich hier auch einmal meinen Senf dazu - ich habe dein Märchen vor einiger Zeit gelesen und muss sagen, dass ich
entzückt davon bin! Gefesselt hat es mich auf jeden Fall, daher habe ich es in zwei Tagen durchgelesen gehabt – und ein paar Märchen, die du versteckt hast, habe ich auch erkannt :3
Ich war auch wie Dornenrose etwas geschockt am Anfang, dass der Vater plötzlich verrückt wurde und sie heiraten wollte – ein Glück, dass die gute Fee Faavrial zur Stelle war und Dornenrose flugs den Tod ihres verrückten Vaters hat verschlafen lassen :D Den märchenhaften Schreibstil hast du wirklich schön hinbekommen, er klingt toll verträumt und liest sich sehr angenehm~ Auch die Besuche an die verschiedenen Seen haben mich fasziniert, weil es da so viel zu entdecken und sich-vorstellen gab. Der verwunschene Geliebte von Sunnette und auch sie selbst taten mir aber Leid... so ein Glück, dass sie sich am Ende doch wieder in die Arme schließen konnten, da habe ich so richtig aufgeatmet :,D Aber auch die anderen zum Teil traurigen Schicksale der Figuren haben mich nicht unberührt gelassen... umso schöner waren dann die Happy Endings^^ (doch leider gab es keins für Dornenrose, aww...)
Bei der Kampfszene am Ende war ich nur nach einiger Zeit etwas verwirrt, weil den Personen doch so viel Zeit zum Reden und Denken blieb, bis die böse Hexe wieder auftauchte und einen neuen Angriff startete. Für einige Zeit habe ich sie daher etwas vergessen. Vielleicht wäre es da hilfreich, wenn du die Hexe entweder zwischendurch etwas herumstampfen, oder dem Froschrah weniger Zeit zum Reden und Denken lässt, damit man weiß, dass die Hexe auch noch da ist und nicht etwa kurz mal verschwunden ist oder einfach stehenbleibt^^
Doch ich weiß auch, dass Actionszenen generell gar nicht so einfach sind, habe ich mich doch auch öfters schon daran versucht! In solchen Szenen passiert so viel in so kurzer Zeit, und dass muss man dann auch noch so geschickt verpacken, dass es für den Leser noch immer plausibel und flüssig zu lesen ist und er zusätzlich auch noch diese Geschwindigkeit spürt, mit der alles vonstattengeht ;)
Übrigens finde ich die Idee von Charlotte als Hexe absolut klasse, und dann auch ihre Verwandlung zu einem fiesen Monster, toll! Und die letzte Szene mit Tracy und Furah war auch sehr witzig^^

Mach weiter so!

LG

Fara
Von:  Ireilas
2016-01-19T14:55:18+00:00 19.01.2016 15:55
Endlich, ich kam zum Kommentar verfassen. :)

Allgemein gefällt mir das Märchen sehr gut und ich bin dankbar, den "Rest" gelesen haben zu dürfen.
Dabei machte der Rest nen großen Teil aus - wie bei einer Vorschau, wo man alles andere erst kaufen hat müssen. :D

Ab dem Zeitpunkt, wo Dornrösschens Gruppe einem Schwan und anschließend darauf einer schönen jungen Frau begegnet, habe ich nicht im geringsten sagen können, wie es weitergeht.
Wann immer ich dachte zu wissen, was als nächstes passiert, hat das ganze eine große Gradwende genommen. Ich denke einmal, das ist sehr gut. xD

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> In diesen Moment wurde Lyze abermals kurz still, ehe er mit etwas leiser Stimme meinte: "Ich wurde eigentlich ohne rechtes Augenlicht geboren - Dank der Fee kann ich wie jeder andere auch sehen."
"Oh...", ein bisschen tat es der Prinzessin leid, so neugierig gewesen zu sein; sie konnte deutlich spüren, dass es den Prinzen unangenehm war, darauf angesprochen zu werden. Doch erklärte es auch die verschiedenen Farben seiner Augen.
Prinz Lyze war keine Missgeburt, besser gesagt, er war es nicht mehr.

Das war mal ein großzügiger Tausch. Augenlicht gegen Blindheit, und das hatte der Fee nichts ausgemacht. c:
Weil ja gütiger Prinz aus dem Nachbarland. Die Gedanken von Dornrose möcht' ich nicht haben - so ne Missgeburt, heh. xD

> Bei diesem Anblick voller Unschuld war es um Dornenrose geschehen – Sollte die Prinzessin die Schönste im ganzen Land sein, so war dieses fremde Mädchen in ihren Augen noch schöner.
[...] In ihr wurde ein unbändiger Wunsch geweckt.
Sie wollte das fremde Mädchen beschützen und behüten.
Alle Schätze dieser Welt sollten ihr gehören und ihr sollte an nichts fehlen, solange sie an ihrer Seite wäre.
Obwohl sie weder ihre Stimme noch ihren Namen kannte, so hatte Dornenrose das Mädchen von der ersten Sekunde an in ihr Herz geschlossen.
Wie eine kleine Schwester, die Dornenrose nie ihr eigen nennen konnte.
Anstatt eines Gemahls wünschte Dornenrose sich dieses Mädchen.
Nichts mehr und nichts weniger.
Sie wusste, sie musste Froschrah bitten, zu den Mädchen zu schwimmen!
Sie würde ihn dafür tausend Küsse gewähren, und einen Teil ihres Königreichs.
Erst wenn sie die Stimme des Mädchens hören durfte, würde sie diesen Ort wieder verlassen.

Ob es so etwas wirklich gibt? Da es ein Märchen ist, "lass ich das mal durchgehen". xD
Ein wildfremdes Mädchen - DICH will ich haben, DICH will ich beschützen, du gehörst zu MIR!

> Kurz fragte die Prinzessin sich, wer der Liebste von Sunnette war.
Wer durfte wohl das Herz eines Mädchens voller Unschuld und Liebe sein Eigen nennen?
Sie vermochte es sich nicht vorstellen, dass es jemanden gab, der Sunnette noch glücklicher machen konnte als sie.
Dass es den perfekten Gemahl für sie gab.

Dieser DIEB! ò_ó

> Die Prinzessin schrie kurz auf, doch ließ sie ihr Schwert nicht los.
Tief bohrten sich die Zähne des Tieres in sie hinein, und der Fuchs ließ erst von ihr ab, als der Prinz einen Pfeil auf das wilde Tier schoss.

Ok, wenn das die erste Begrüßung eines verzauberten Mannes ist, kann ich Dornroses Handlung ihn zu erschlagen verstehen. xD
Was er wohl gedacht hat?
"Menschen! Bei meiner Liebsten! Was machen die da bei ihr!? Na, die werde ich beißen! ò_ó"
Anstatt dass er mal innehält und sieht, ob die ihr etwas böses wollen. Also wirklich. xD

> Bevor sie jedoch ein weiteres Wort der Liebe aussprechen konnte, war die mutige Prinzessin herbeigeeilt, trat das wilde Tier beiseite und schlug es schließlich mit einen gezielten Hieb auf den Hals tot.
Es nahm Sunnette vollkommen den Atem.
Ihre Augen waren starr vor Schreck - War das gerade wirklich geschehen....?
Es schien ihr doch wie ein allzu böser Traum.

Das war der Moment, wo ich oft hintereinander Blinzeln musste, um das zu verarbeiten. "War das gerade wirklich geschehen?" war auch meine Frage. xD

> Sie legte ihr Gesicht in ihre kleinen Hände und weinte so bitterlich um ihre verlorene Liebe, wie noch nie in ihren Leben: „Tonrek...Oh Nein...“
Der blonde Prinz wandte sich von den Tier ab und beugte sich zu ihr: „Du brauchst vor Angst keine Tränen mehr zu vergießen, Sunnette...“ Mit ruhiger Stimme bot er ihr eine Hand zum Aufstehen an: „Dornenrose hat das Untier erschlagen – Sag, fehlt dir etwas?“

Uuuuuuund der Preis für den verpeiltesten Thronerben geht aaaaann-

> Da spürte sie plötzlich etwas Warmes auf ihren Schultern und wandte sich leicht erschrocken zu ihren neuen Bekannten.
„Damit du auf unserer Reise nicht frierst.“, sagte Dornenrose und wischte im nächsten Moment einige ihrer Tränen sanft beiseite.
Die Prinzessin lächelte liebevoll und doch hatte ihre Stimme einen besorgten Nachklang: „Wegen einem Tier brauchst du doch nicht so viele Tränen vergießen.“
„Er...Er war kein Tier...Er war mein Gemahl...!“, stammelte das hübsche Mädchen.
„Unsinn, das war ein stinknormaler Fuchs.“

Ok, ich zieh die Nominierung zurück. Hier, Dornrose, für dich. >:D

> „Lyze, komm' sofort zurück!“, Wut und Angst machten sich in Dornenroses Brust breit: „Du sollst an meiner Seite sein, das reicht mir als Wiedergutmachung!“
„Mir jedoch nicht!“, waren seine Worte, dann verschwand er abermals im See.
Wie sehr hoffte der Prinz doch, er könne Prinzessin Dornenroses Herz mit dieser Tat entgültig für sich gewinnen.
Er wollte sie ebenso an seiner Seite nicht missen, und so hoffte er, sie würde ihn als Gemahl wählen, wenn er nun Faavrials Schloss fand.

Das war super, so eine "halbe Liebe" zwischen den beiden einzubauen. Sie glaubten zwar, dass sie sich liebten - irgendwie, aber am Ende ja dann doch nicht.
Ich denke, das ist diese Art von Liebe, die die meisten auch wirklich eingehen. Und nach zehn Jahren sind sie vom jeweiligen anderen angepisst. :D

> Sanft lächelte sie: „Vielen Dank, dass du ihn gerettet hast.“
Die Nixe nickte, sprach allerdings kein Wort.
„Mein Name ist Sunnette, wie ist deiner?“
Wie sie ihre Frage gestellt hatte, begann das Wesen aus dem See, wie wild zu gestikulieren.
Anscheinend wollte sie Sunnette etwas sagen, ohne dabei ein einziges Wort zu sprechen.
Doch endete die Fuchtelei schließlich damit, dass die Nixe sich an ihren Hals fasste und den Kopf senkte.
- Und jetzt noch die Szene vom Ende:
> „Warum hat die Nixe keine einzige Sprechrolle?!“, sprudelte es plötzlich aus Siri regelrecht heraus, und sogleich verzog sie das Gesicht zu einen Schmollmund: „Immerhin wird der Fluch später von ihr gebrochen!“
„Ich hielt das für...angebracht.“, erwiderte Tracy leicht undeutlich: Sie konnte es nicht leiden, wenn die Freundin ihres besten Freundes wie ein Wasserfall redete.

Auch wenn es ein trauriges Märchen ist. Ein paar Wunschvorstellungen hat Tracy ja doch hinein gepackt. xD

> Faavrial nickte ein weiteres Mal zufrieden und rückte seinen roten Zylinder zurecht: „Wie kommt es dazu, dass ihr glaubtet, mein Schloss wäre in einem See?“
„Das sagtest du, ehe ich in Schlaf fiel, Faavrial.“, erklärte die Prinzessin.
„Ach, da hast du mich wohl falsch verstanden – Mein Schloss liegt nicht in einem See, sondern an einem See, ebenden, an dem ich euch gerade fand.“

|D

> „Das ist sehr gütig von dir. Du hast dich wirklich zu einen vorbildlichen jungen Mann gewandelt.“
Lyze sah zu Faavrial auf: „Würdet...Würdet Ihr mir dann euren Segen zur Hochzeit geben?“
„W-Wie?“, diese Frage überraschte die Fee: „Von welcher Hochzeit sprichst du?“
„Nunja...“, der Prinz erhob sich leicht: „Ihr seid Dornenroses Ziehvater, und ich fragte sie bereits, ob sie meine Braut sein will. Ich...Ich möchte Euren Segen dabei nicht missen.“
Obgleich Faavrial sich sehr über diese Entwicklung freute, so spürte er doch, dass der Prinz sich seiner nicht ganz sicher war; in der Stimme des Prinzes konnte er leise Zweifel hören.
Tat er dies etwa, weil Dornenrose seines Standes entsprach?
Oder gar, weil sie so wunderschön wie ihre einstige Mutter war?
Vielleicht war er sich seiner Gefühle auch noch nicht vollkommen in Klaren.

*auf Zitat von vorhin klopf* :3

> „Dann war der Fuchs tatsächlich ihr Gemahl...?! Oh Gott-!“, nun wollte Dornenrose im Boden versinken, und sie schlug ihre Hände ins Gesicht.
„Jeder macht mal Fehler, Prinzessin.“, sagte Lyze, und er legte vorsichtig eine seiner Hände auf ihre Schulter: Nun ist alles wieder gut.“
Tatsächlich spürte die Prinzessin jedoch keinen Missmut, dass sie den Fuchs erschlagen hatte. Vielmehr schmerzte ihre ganze Brust, fast schien das Gefühl sie ganz einzunehmen.
Der Gedanke, dass Sunnette nun bei ihren Liebsten bleiben würde, verletzte sie mehr als alles andere und doch wusste Dornenrose, dass dies das einzig Richtige war.
Sie wagte es nicht, einen Keil zwischen den beiden zu treiben, oder gar den Liebsten erneut mit ihren Schwert zu erschlagen.

...Ich werde Dornroses/Tracys Eifersucht nie ganz nachvollziehen können... xD
Ein bisschen schon, wenn ich mich anstrenge. Doch bin ich glücklicher damit, wenn ich weiß, dass eine geliebte Person die Person gefunden hat, die ihn/sie wiederum glücklich macht. Und wenn es mal vorbei ist? *shrug* Dann kann sie bei mir einziehen, bis er/sie wieder auf den Beinen steht. :D

> „So nimmt mein Geschenk an, damit niemand in jemandes Schuld steht.“ , entgegnete Faavrial ruhig: „Immerhin hat meine Ziehtochter dir unwissentlich den Kopf abgeschlagen.“
Ein Schlüssel aus massiven Silber erschien in der linken Hand der Fee: „Nur einen Wunsch habe ich: Lasst mir mein Schlafgemach, damit ich euch jederzeit besuchen kann - Als euer Freund.“

Oh, ich brauch das Schloss eh nicht. Ist nur 'ne Sommerbude. Hier, bitte. Viel Spaß.
Nicht wundern, wenn ihr mal in der Nacht nen Lärm hört -
das bin nur ich, wenn ich herumstolper und mein Schlafzimmer suche. ;D

> „Vor einiger Zeit verliebte sich Sireni in eine bildschöne Muse namens Hymica.

HYMIIICAA *Fahne schwenk*

> „Bedauerlicherweise ist das Leben von Musen überaus kurz, und Sirenis Glück währte nicht allzu lang.
Hymicas Tod riss ein tiefes Loch in ihr noch junges Herz, und seitdem war sie nicht mehr in der Lage, zu sprechen.“

Hy-Hymica? °^°

> „Sie muss gewusst haben, dass das Leben einer Muse äußerst begrenzt ist. Je tiefer die Liebe, desto größer die Verzweiflung.“

Und da wurde beim zweiten Mal drüber fliegen Iris klar, dass die Hexe mit allergrößter Wahrscheinlichkeit Charlonetta war... xD

> Wie der Prinz den Aquamarin um den Hals der Nixe legte, gewann sie ihre Stimme wieder und ward sogleich wieder ein menschliches Wesen.
Doch ehe Sireni ein einziges Wort aussprechen konnte, küsste der Königssohn sie, denn jetzt war für ihn der richtige Augenblick gekommen.
Ihr allein wollte er ihre Küsse geben; niemals wieder wollten sie einander missen, und die beiden feierten sobald Hochzeit.

THE END in drei Sätzen. :D

> "[...]es war eine kleine Kugel aus glänzenden Glas, kaum größer als der Kopf einer jungen Tulpe. Sie schien so zerbrechlich, dass allein ein böses Wort hätte ausreichen müssen, um sie zum bersten zu bringen. Doch war die Kugel dennoch mit goldenen Bahnen und Schnörkeln reich verziert, und befand sich an einer zarten Kette aus blanken Silber. Wie die fallenden Blutstropfen auf das zarte Glas trafen, geschah etwas Wunderliches: Der Anhänger verschluckte das Blut, und mit jeden Tropfen verfärbte sich die gläsernde Kugel mehr und mehr. Wie von Gier gepackt nahm der Seelenfänger Faavrials Blut in sich auf, bis er schließlich tiefrot war.

Seelenfänger 2.0.! :D Die Idee gefiel mir sehr gut. ^^
Erst jetzt denke ich darüber nach, welche wichtige Rolle Avrial- ÄH, ich meine Faavrial hat. Er ist wie Gandalf aus Herr der Ringe, Dumbledore aus Harry Potter, oder klassisch Merlin aus König Arthur: ohne dem Magier, der den Weg bereitet, geht gar nix. ;)

> "Deine...Verwünschung...", begann sie: "W-wie...?"
"Das erzähle ich dir später-", erwiderte der Hofnarr: "Zuerst müssen wir von hier weg!"

Aber das HAT er NICHT! D:

> Doch wenn er einen Zauber auf jene Klinge sprach, die seine Erwählte führte, dann mochte es vielleicht etwas bewirken."

Das dachte ich mir auch schon, als das Schwert da herum lag. c:

> "Da konnte er das leise Klappern von Hufen hören, und ein Einhorn trat aus den dichten Nebel heraus."

Ja spinn ich denn? Wo kommt das Einhorn her? ...Da war sicher etwas in meinem Frühstückstee drinnen. oö

> "Voller Glück hellte sich die Miene des Narren auf: „Bruder-!"

o______G
Asfnaif ni fjwieefhuiehnf

> „Dein Bruder ist ein Einhorn...?“, tatsächlich konnte er in Dornenroses leiser Stimme eine leichte Skepsis heraushören und sein Herz machte vor Freude einen Satz.
Es war jene Skepsis und Schlagfertigkeit, in die er so vernarrt war: „Natürlich, Mairon begleitet mich immerhin schon seit meinen ersten Atemzug.“

*kratzkratzkratz...*
Nein, ich komm nicht darauf.
Wie geht das? xD

> Etwas ungeschickt hob sie seine rechte Hand, und schnell und mit zitternden Fingern streifte sie ihn den schmalen Ring über: „Ich erfülle dir deinen Herzenswunsch...und mache dich zu meinen Gemahl...“
Mit tiefem Blick schaute sie zu ihn auf: „...damit du ein Prinz und König sein kannst, so wie du immer wolltest.“
„An deiner Seite zu leben, das klingt wundervoll.“, erwiderte Froschrah froh – da zog Dornenrose ihn mit all' ihrer Kraft an sich, und küsste ihn.
Als sich ihre Lippen lösten, erfüllten Kummer und größter Schmerz ihr blasses Gesicht, doch ihre Augen leuchteten hell wie Sterne.
Unsagbar leise hauchte sie: „Verzeih'...“

Wusste Dornrose was sie da tat? War sie sich sicher, dass ein "Hofnarr" ein ganzes Reich führen kann?
An ihrer Seite vielleicht ja, weil sie den Laden schmiss, aber so ganz allein... hätte er das Land auch schief Lachend in den Abgrund führen können. xD
SO viel vertrauen muss man mal haben, in seinen letzten Sekunden. :]

> Es verging einige Zeit im Königreich Salicea, und mit der Weisheit der guten Fee ward aus dem verwunschenen Hofnarr ein gerechter König geworden.
Zwar blieb Froschrahs Sinn für Humor stets gleich und äußerst sonderbar, doch regierte er das Land mit ebenso viel Mitgefühl und Aufrichtigkeit, wie es seine Königin getan hätte.
Nur vier Tage nach ihren Tode begrub der König seine Liebste unter jenen Rosenstrauch, an dem sich ihre Mutter wünschte, sie gebäre doch ein Kind.
Ein Kind, so schön wie diese Rosen, die nun im neu erwachten Garten ewig blühten.
Er selbst liebte niemanden mehr, gehörte sein Herz Prinzessin Dornenrose doch für alle Zeit. Vom ersten Anblick an.

Das Ende ist schön. :3
Jetzt wird mir klar, dass vielleicht der Feen-Baumstamm-Mann den Frosch erlöst hat, damit er eben Dornrose beistehen kann.
...Hat sie ihm denn von Froschrah erzählt? Hm... o_o

> Der geborene Magier zog die letzten drei Seiten mit den dramatischen Ende heraus und las die Worte ein weiteres Mal: „So ein Humbug, als ob ich so etwas Langweiliges wie ein König sein will-!“
Mit einer kurzen Handbewegung entfachte er ein violettes Feuer in seiner Hand, und kaum wie das Papier mit den Flammen in Kontakt kam, brannte es auch schon lichterloh.

DAS GSICHT:
D: - Und das ca. 20 Sekunden so. Das wäre meine Reaktion gewesen an Tracys Stelle. xD

> Seine Worte bewirkten, dass er im nächsten Augenblick den Rest von Tracys Werk zu spüren bekam: „He-! Ich dachte, du wolltest Kritik-!“
Laut und schief lachte er, während Tracy mit knallroten Kopf immer wieder auf ihn einschlug: „Du bist absolut unmöglich, Furah!“
Zwar lachten ihre Freunde nicht über ihr 'Leid', doch warfen sich Sunny, Lyze und Siri sogleich frohe Blicke zu: Sie waren sich sicher, dass Prinzessin Dornenroses Geschichte von nun an kein böses Ende mehr nehmen würde.

So hatte ich mir das Ende dann auch vorgestellt. :> Ein lachender Furah, der geschlagen wird, perplexe Freunde rundherum. :D
Allerdings - mir kam ein Schmunzeln beim Lesen, so ein zufriedenes. Weil das Ende ja nochmal geschrieben werden musste. Vielleicht hätten die anderen auch gelächelt, auch wenn sie es Tracy vielleicht nicht offen zeigen würden. xD

Sieh an, und ich hab nur eine Stunde zum Schreiben gebraucht. :'D
Ich bin eingerostet glaub ich. xD
Um so mehr ists begeisternd, wie lang du wohl an dem Märchen gesessen bist!
Sie hat mir wirklich spaß gemacht zu lesen und war stets eine Überraschung. Zeitweise mit Denkweisen wie "Nein... sie hat jetzt nicht wirklich..." und "Sie hat echt vor..." und "Ah. Sie lässt sie wirklich sterben...?"
Das hörte nie auf. :D

Vielen Dank dafür! :3
*grooooooßen Keks dalass*
... *Und Katzenkeks daneben hinsetz*
Aber nicht essen, die sind für Sunny. c:


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