Zum Inhalt der Seite

Ein Jahr

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

September - dritte Woche

Das Wochenende des ersten Kyudo-Wettkampfes war schneller gekommen, als Tenten das erwartet hatte. Es war Samstag morgen, und nach einem kargem Frühstück – der Aufregung wegen – stand sie draußen vor dem Mädchenwohnheim und wartete auf ihre Mitfahrgelegenheit. Zwei Mädchen liefen an ihr vorbei und wünschten ihr viel Erfolg, was Tenten etwas ermutigte.

Der dunkle Wagen der Hyuugas bog um die Ecke und Tenten beeilte sich, ihre Taschen in dem schon vollen Kofferraum zu verstauen. Auf der Rückbank erspähte sie schon Sakuras rosanen Schopf und lange dunkle Haare. Zu niedrig um Nejis sein zu können.

»Guten Morgen!«, sagte Tenten freudig und etwas atemlos, als sie sich neben Hinata niederließ. Auf dem Fahrersitz saß Hiashi, der sie im Rückspiegel anlächelte. Neji hatte den Kopf halb gewandt und nickte seine Begrüßung, während Sakura direkt losplapperte. Mit Tenten war die Hyuuga-Übermacht in dem Wagen direkt nicht mehr so bedrohlich.
 

Kakashi-Sensei empfing seine Schüler vor dem Haupteingang der großen Sporthalle.

»Hyuuga-san«, er verbeugte sich förmlich und Hiashi erwiderte die Geste. »Die Umkleiden sind direkt geradeaus, wir wärmen uns auf Feld 15 auf. Zu den Tribünen geht’s die Treppe hoch. Von da an einfach der Menschenmenge folgen.«

Hinata umarmte alle drei und wünschte ihnen viel Erfolg, bevor sie ihrem Vater folgte. Sakura und Tenten trennten sich von Neji vor den Umkleiden. Sechs Mädchen waren schnatternd dabei, sich in ihre Trainingskleidung einzuwickeln. Die Hakamas waren von unterschiedlicher Farbe und auf den Gi waren Schulwappen abgebildet. Tenten hatte die neue Kleidung erst vor einer Woche bekommen und noch nicht viel Zeit gehabt, sie zu tragen. Mit fliegenden Fingern band sie die Bänder ihres dunkelroten Hakamas, als die Tür zur Umkleide erneut aufging und dreistimmiges Lachen ertönte. Eine hohe, nasale Stimme sagte: »Er stand einfach da, wie so ein begossener Pudel – wenn ich bloß ein Foto gemacht hätte!« Tenten versteifte sich und Sakura warf ihr einen verwunderten Blick zu.

Zwei Mädchen in grünen Hakamas waren fertig angezogen und verließen die Umkleide, während die Neuankömmlinge ihre Taschen auf die Bänke schmissen.

»Tenten?«, machte die nasale Stimme plötzlich überrascht.

»Oh. Hi Ami.« Tentens Stimme zitterte unmerklich und das Lächeln wirkte etwas aufgesetzt.

Überheblich grinste das Mädchen auf sie herab. »Wer hätte gedacht, dass man sich noch mal wiedersieht, was? Hast du Schule gewechselt, ja?«

»Mhmh.«

Die Atmosphäre in der Umkleide war geladen, soviel bekam Sakura mit. Auch das Fehlen jeglicher Begrüßung und Höflichkeitsfloskeln waren ihr aufgefallen.

»Ich hatte ja gedacht, dass du nach diesem schrecklichen Unfall gar kein Kyudo mehr machst. Bist du nicht etwas aus der Übung?«

»Wir werden sehen«, murmelte Tenten und sah zu Boden. Sakura richtete sich jetzt auf und schob ihre und Tentens Tasche in einen Spind.

»Kommst du, Teni? Wir müssen zum Aufwärmen.«

Dankbar griff Tenten den rettenden Vorschlag auf und drehte sich ohne ein weiteres Wort um. Als die Tür hinter ihr und Sakura zuschlug, hörten die beiden die gackernde Stimme Amis. »Teni? Ernsthaft?!«

Tenten war vor Scham rot angelaufen und Sakura legte ihr einen Arm um die Schultern.

»Willst du drüber reden?«, fragte sie leise.

»Eine alte… Klassenkameradin. Sie… wir kamen nicht gut miteinander aus. Ich habe sie bei jedem Wettkampf geschlagen, was sie… nicht gut aufgenommen hat.«

»Na, dann sehen wir mal zu, dass sich das nicht ändert, was?«, grinste Sakura aufmunternd und Tenten verzog die Lippen zu einem Lächeln.
 

Zu allem Überfluss befand sich der Übungsplatz von Tentens alter Schule, der Ame-High, direkt neben dem der Konoha Academy. Niemand beachtete Tenten und Sakura, die sich zu ihren Teamkameraden gesellten und ihre Bögen spannten. Erst, als Tenten beim zehnten Schuss war – sie hatte alle genau in der Mitte versenkt, und sowohl Kakashi als auch Neji bedachten sie mit einem stolzen Lächeln – merkten zwei Jungen aus dem Nachbarfeld auf.

»Na, wenn das mal nicht der Panda ist«, sagte der eine scherzhaft.

Tentens Wangen liefen rot an und sie drehte sich langsam um. »Ich sehe, du bist Captain geworden, Kotetsu. Glückwunsch.« Der Junge hatte ein Band am Gürtel, dass ihn als ersten Schützen und damit auch Captain auswies. Genau wie Neji, der seinen Bogen hatte sinken lassen und Tenten einen fragenden Blick zuwarf. Sakura hatte ihre Stellung ebenfalls gelockert und verfolgte das knappe Gespräch.

»Und ich sehe, dass du immer noch so treffsicher bis wie früher. Da werden unsere Mädchen eine harte Nuss zu knacken haben, was?«

Tenten lächelte unverbindlich und wandte sich wieder ab.

»Freunde von dir?«, fragte Neji leise. Er stand wie üblich links von Tenten und hatte den Bogen jetzt wieder angehoben.

Sie schüttelte mit dem Kopf. »Nein.«
 

~~

»Was soll das Coach – ein Mädchen als Captain?! Da nimmt uns doch keiner ernst!«

»Kotetsu! Du solltest deine Energie lieber in dein Kyudo legen, wenn du eine Chance auf den Posten haben willst - und nicht in das unsinnige Streitgespräch dahingehend, dass Tenten dich bei bis jetzt jedem Training um Längen hat hinter sich liegen lassen!«
 

~~

Mit einem weiteren Kopfschütteln vertrieb Tenten die Erinnerung aus ihrem Kopf. Sie würde schon allen zeigen, dass sie nicht eingerostet war.

»Tust du mir einen Gefallen?«, murmelte sie so leise, dass Neji Mühe hatte sie zu verstehen.

»Jederzeit«, antwortete er genauso ruhig, und ohne seine Position zu verändern. Seltsam, das Gespräch störte ihn gar nicht in seiner Konzentration.

»Lass dich von ihnen nicht besiegen.«

Neji Pfeil schoss von der Sehne und sank mit einem befriedigenden 'Tschock' tief in die schwarze Mitte der Zielscheibe.

»Niemals«, sagte er und warf ihr ein knappes Lächeln zu.
 

Die Ausscheidungen der Mädchen waren etwas früher vorbei als die der Jungen. Tenten hatte, zu ihrer und der Befriedigung ihres Teams, den ersten Platz erkämpft, dicht gefolgt von Sakura, die Ami auf den dritten Platz verwiesen hatte. Das hochnäsige Mädchen hatte ihre Niederlage wutschnaubend hingenommen und sich nicht mal die Mühe gemacht, ein aufgesetztes Lächeln zu präsentieren, als sie Tenten und Sakura die Hand schüttelte.

Zusammen mit Sakura gesellte sich Tenten zu Kankuro, der missmutig hinter der Absperrung stand. Es waren noch vier Schützen am kämpfen, Kankuro selbst war gerade erst ausgeschieden. Auf der Tribüne hinter ihnen lehnten sich Temari und Hinata ans Geländer und schüttelten Tenten strahlend die Hände. Kankuro, der erst jetzt mitbekam, dass Tenten siegreich gewesen war, umarmte sie linkisch und klopfte dann Sakura auf die Schulter.

»Siehst du, Brüderchen. Wenigstens ein paar Leute aus deinem Team haben was drauf.«

Er funkelte Temari böse an.

»Kamizuki Izumo, Ame-High – ausgeschieden«, tönte es aus den Lautsprechern.

»Sehr gut«, zischte Sakura, die beide Hände zu Fäusten geballt hatte.«

»Neji-nii schafft das«, versicherte Hinata murmelnd.

Den nächsten Schuss feuerte 'Hagane Kotetsu' ab. Der Pfeil landete nur knapp außerhalb der Mitte. Der zweite Schütze legte an.

»Uuh, der mit den langen Haaren sieht richtig heiß aus«, kiekste es neben der Gruppe. Tenten brauchte sich nicht umzudrehen um zu wissen, wer gesprochen hatte. Sakura verdrehte genervt die Augen.

Ami stand mit ihren zwei Freundinnen etwas abseits und beobachtete das Geschehen. Der zweite Schütze verzog und sein Pfeil landete neben der Zielscheibe - ausgeschieden. Neji erhob sich aus seinem Seiza und legte an.

»Olala«, kam es kichernd von der Seite.

Tenten hatte jetzt ebenfalls die Fäuste geballt, drückte Neji die Daumen. Sein Pfeil glitt mühelos genau in die Mitte der Zielscheibe. Nicht mal ein Lächeln trat auf sein Gesicht, als er sich wieder in den Seiza fallen ließ.

Auch der vierte Schütze verzog und so erhob sich wieder Kotetsu.

»Komm schon, verzieh«, grummelte Sakura nervös. Hinatas Hände am Geländer waren kalkweiß.

»Ja!«

Kotetsus Pfeil landete neben der Scheibe im Erdhügel.

»Wenn Neji jetzt trifft, hat er gewonnen!«, stieß Sakura freudig aus.

Elegant wie immer erhob sich Neji, ließ sich seine Genugtuung nicht anmerken, als er mit zwei tiefen Atemzügen den Bogen hob. Das Gefieder des Pfeils streifte seine Wange, als der den Bogen spannte. Tief ein- und aus atmen. Die minimale Rührung seiner Finger ließ die Sehne samt Pfeil nach vorne schnellen, zielgerichtet auf die runde Scheibe und – der Pfeil versank in der Mitte.

Jubel brandete auf und Tenten und Sakura fielen sich in die Arme.

»Er hat es geschafft!«

»Boah, Kakashi-Sensei wird ausflippen!«

Neji schüttelte Kotetsu steif die Hand und neigte den Kopf, dann wandte er sich ab, um zu seinen Freunden zu gehen.

Grinsend umarmte ihn Sakura, während Kankuro nur grimmig guckte. Sicher, er freute sich, dass sein Team gewonnen hatte. Aber Hyuuga? Urgs.

»Wie lief's bei euch?«, fragte Neji, nachdem auch Tenten ihn umarmt hatte und Hinata und Temari zumindest seine Hand geschüttelt hatten. Sie standen immer noch auf der Tribüne und grinsten beide.

»Teni hat den ersten Platz geholt und mich ganz knapp auf den zweiten verdrängt«, erklärte Sakura stolz.

»Super, Glückwunsch.«

»Hey, kommt, die Siegerehrung fängt gleich an – ich glaube da solltet ihr dabei sein!«, rief Kidomaru, der dritte Junge aus ihrem Team, der leider nur den 17ten Platz gemacht hatte. An seiner Seite stand Yura, ein stilles Mädchen, welches den dritten Part des Mädchenteams verkörperte. Auch sie war schon früh ausgeschieden.

Hiashi kam zusammen mit Rasa, Kankuros Vater, Temari und Hinata zu dem kleinen Platz, auf dem die offizielle Siegerehrung stattfand. Die beiden Männer unterhielten sich ruhig, die Mädchen gingen zu ihren Freunden. Als sie dabei an dem Team aus der Ame-High vorbei kamen, wandte Temari ungläubig den Kopf, ging aber weiter.

»Kennst du die?«, fragte sie Tenten und deutete mit dem Daumen unauffällig auf Ami, die die Köpfe mit den beiden anderen Mädchen zusammengesteckt hatte. Der grimmige Blick Tentens gab Auskunft genug und Neji runzelte die Stirn. Er sah Temari fragend an, die verärgert schien.

»Die lästern über Teni. Schlechte Verlierer sind das.«
 

Die Siegerehrung hellte die Stimmung der Gruppe wieder etwas auf. Auch Kakashi-Sensei war anwesend und gratulierte seinen Musterschützen.

Die Umkleiden waren schon fast leer als Sakura und Tenten endlich dazu kamen, sich umzuziehen. Glücklicherweise verließen Ami und ihre Freundinnen den Raum in dem Moment, als Sakura und Tenten eintraten. Yura war noch dabei, ihre Trainingskleidung einzupacken und sie verdrehte die Augen in Sakuras Richtung.

»Endlich sind die weg«, murmelte sie. »Nicht zum aushalten. Scheinen einen ganz schönen Narren am Captain gefressen zu haben. Was habt ihr heute Abend noch vor?«

»Hinata und Neji haben uns zum Essen eingeladen. Mit anschließender Übernachtung.« Sakura lächelte.

»Hört sich gut an. Ich darf zur Feier des Tages Babysitten, ist das nicht toll?« Ihr Stimme triefte vor Sarkasmus.

Tenten lächelte ihr aufmunternd zu.

»Naja, man sieht sich – spätestens Dienstag. Macht's gut!«

Damit waren Sakura und Tenten alleine in der Umkleide.
 

Draußen wartete Neji darauf, dass seine beiden Freundinnen endlich fertig wurden. Sein Onkel und Hinata waren mit Rasa, Temari und Kankuro schon zu den Autos vorgegangen, aber weil er gesehen hatte, dass die Schüler der Ame-High noch vor dem Eingang herumlungerten, blieb Neji, wo er war.

»Hey!«, sagte eine sanfte, aber ungeheuer nervig klingende Stimme. Er drehte den Kopf und sah einem der Mädchen aus Ame ins Gesicht. Sie war ihm ganz schön auf die Pelle gerückt. Er verzog keine Miene und sie strahlte ihn mit einem koketten Lächeln an, fummelte in ihren lila gefärbten Haaren herum.

»Ich glaube, wir kennen uns noch nicht. Mein Name ist Ami. Du bist Tentens Team-Captain, oder? Wir sind alte Freundinnen, weißt du?«

Eine Augenbraue Nejis hob sich. Flirtete diese falsche Schlange ihn gerade an? Er warf einen, wie er fand, verächtlichen Blick auf sie und drehte den Kopf weg, sah wieder zu den Umkleiden.

»Ich kenne Tenten schon ziemlich lange, aber jemanden wie dich hat sie nie erwähnt«, sagte er kühl.

Ami klimperte mit den Wimpern. »Tatsächlich nicht? Wie schade. Sag mal, würdest du mir vielleicht deine Nummer geben, dann könnten wir beide uns ein bisschen besser… kennenlernen?«

Okay – gleich würde er kotzen. Zu seiner Erleichterung traten in diesem Augenblick Tenten und Sakura aus der Unkleide.

»Danke, kein Interesse«, sagte er kalt und steuerte dann auf die beiden Mädchen zu. Sowas hatte er gerne… erst hinter ihrem Rücken lästern und dann von Tenten als 'Freundin' sprechen. Das Mädel verdiente eine Abreibung, soviel war sicher.

»Tenten«, sagte er und verbannte die Kälte aus seiner Stimme. »Müssen wir noch zu dir, oder hast du deine Schlafsachen dabei?«

Glücklicherweise konnte Sakura über Nejis Schulter das fassungslose Gesicht von Ami sehen, sonst hätte sie wohl einen Kommentar zu Nejis Frage abgelassen. So wusste sie sofort, was Neji tat. Er zwinkerte und Tenten lief rot an.

»N-nein, ich habe alles dabei.«

»Sehr gut.«

Sakura musste sich zusammenreißen um nicht zu lachen, als Neji seiner Stimme einen verführerischen Klang gab. Er legte Tenten einen Arm um die Schultern und führte die beiden Mädchen an Ami vorbei, die immer noch mit offenem Mund starrte.

Es lag Sakura wirklich auf der Zunge ein 'Pass auf, dass du keine Fliege verschluckst' abzulassen, aber sie hielt sich zurück. Tenten ihrerseits war verwirrt. Sie sah zu Neji, der mit jetzt wieder stoischen Gesichtsausdruck neben ihr ging, aber immer noch den Arm um sie gelegt hatte.

»Was-?«, fragte sie leise.

»Ich hab' dir nur bei deiner Rache geholfen«, murmelte er und seine Mundwinkel hoben sich zu der Andeutung eines Lächelns. Sakura holte auf und ging jetzt neben Tenten.

»Erste Sahne, Neji«, kicherte Sakura und rutschte neben Hinata auf die Rückbank, nachdem Neji den beiden Mädchen ihre Taschen abgenommen und im Kofferraum verstaut hatte.

.

.

.

.

Schweißgebadet schreckte Tenten aus dem Schlaf hoch. Nein! Die geisterhaften Bilder ihrer Eltern hangen in der Luft und verblassten. Keuchend setzte sie sich auf und sah sich hektisch um. Wo war sie? Das war nicht ihr Zimmer! Neben sich hörte sie die leisen Geräusche schlafender Körper. Sie blinzelte ein paar Mal und als sich ihre Augen an das Dunkel gewöhnt hatten, war auch ihr Herzschlag nicht mehr so schnell. Sakura. Hinata. Genau. Sie war im Hyuuga-Anwesen. Ihre Kehle war wie ausgedörrt. Mit zittrigen Beinen schälte sie sich aus der Decke und tastete sich vorsichtig bis zum Flur vor. Sie schob die Tür hinter sich leise zu. Ein dünner Luftzug brachte Kälte mit sich und sie bemerkte, dass ihr heiße Tränen über die Wangen liefen. Hastig wischte sie sie weg.

»Tenten?«, hörte sie Neji leise fragen und wirbelte herum. Er stand im Türrahmen zum Badezimmer, in Boxershorts und einem abgetragenen T-Shirt und starrte sie verwundert an. Sie hickste und wischte erneut die Tränen fort.

»Was ist los?«, fragte er alarmiert, aber immer noch leise und kam auf sie zu, das Licht hinter sich löschend. Durch eines der Fenster fiel Mondschein auf den Holzfussboden, der leise unter seinen Schritten knarrte.

Tenten schüttelte den Kopf. »Alles in Ordnung«, presste sie tränenerstickt hervor.

»So sieht das aber nicht aus«, kommentierte er trocken. Er dirigierte sie den Flur entlang bis zu einer Außentür. Einer der vielen kleinen Gärten des Hauses lag dahinter und mit sanftem Druck brachte er Tenten dazu, sich auf die Veranda zu setzen.

»I-Ich habe nur schlecht geträumt«, erklärte sie halbherzig.

»Wovon?«, hakte er nach und setzte sich neben sie.

»… Von meinen Eltern.«

Hinata hatte ihm von dem erzählt, was Tenten beim Mädelsabend gesagt hatte und instinktiv legte er ihr einen Arm um die Schultern.

»Du vermisst sie?«

»J-ja!« Ein Schluchzen an seiner Brust sagte ihm, dass Tenten sich vertrauensvoll an ihn gelehnt hatte.

»Ich weiß wie das ist, Tenten. Auch wenn es bei mir schon so viele Jahre zurückliegt. Es gibt nichts, was ich dir sagen kann, was dir die Schmerzen nimmt… Aber solange du die Erinnerung an deine Eltern bewahrst, werden sie für immer in deinem Herzen leben.« Es klang abgedroschen, und genauso fühlte es sich auch an. Aber für Neji war dieser Satz sehr wichtig geworden. Immer und immer hatte er ihn für sich wiederholt, als seine Eltern ihn in der Obhut seines Onkels und seines Großvaters gelassen hatten. Immer, wenn er die wenigen Fotos seiner Eltern betrachtete, dachte er daran, dass sie durch ihn weiter lebten.

Vorsichtig tätschelte er Tentens Rücken.

»Sie sind immer bei dir und passen auf dich auf«, murmelte er leise, weil es das war, woran er glaubte.

Tenten schniefte an seiner Brust.

»S-Sie… würden nicht wollen, dass ich ihretwegen… so traurig bin…«, schluchzte sie leise.

»Ganz sicher nicht.« Er drückte sie noch näher an sich, schlang auf den zweiten Arm um sie.

Eine ganze Weile schwiegen sie. So lange, bis Tentens Tränen versiegten und sie sich vorsichtig von ihm losmachte.

»Es tu mir Leid, dass ich-«

»Es braucht dir nichts Leid tun, Tenten«, sagte er und zog sie mit sich hoch. »Dafür sind Freunde doch da.«

»D-Danke.«

»Jederzeit. Du bist nicht alleine, verstanden?«

Sie nickte.

»Du solltest jetzt wieder ins Bett gehen«, schlug er vor und sie nickte erneut.

»Ich… muss vorher kurz ins Bad.«

»Beeil dich.«

Er wartete, brachte sie zurück zu Hinatas Zimmer und wartete, bis sie die Tür hinter sich zu geschoben hatte, bevor er sich zurück in sein Zimmer begab. Er ließ sich auf sein Bett sinken, in Gedanken verloren. Dann stand er wieder auf, ging zu der Kommode und hob einen Bilderrahmen hoch. Das Hochzeitsfoto seiner Eltern. Wie glücklich sie aussahen. Wie jung. Er lächelte traurig, dann stellte er es wieder ab und kroch unter seiner Bettdecke.

Sie waren immer bei ihm.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (3)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Runaan
2022-09-19T16:57:51+00:00 19.09.2022 18:57
Ich mag solche gefühlvollen Szenen unglaublich gerne! Ich mag auch ,dass genau darüber Neji und Tenten vielleicht auch mal ein bisschen connecten können, wobei ich mir um Neji immernoch Sorgen mache, wenn ich an den Anfang denke...
Ein wahnsinnig schönes Kapitel!
Von:  Thrawn
2016-01-19T20:07:51+00:00 19.01.2016 21:07
Super Kapi

Da hat wohl Ami gleich zweimal in den sauren Apfel gebissen. Nicht nur das Turnier gegen Ihre größte Konkurrentin verloren, sondern gleich noch eine Abfuhr von Neji bekommen. Noch mehr kann man Ami nicht demütigen.

Was wohl der Grund war, dass Tenten wieder anfing Kyudo zu machen? Vielleicht ein sehr guter Freund bzw. ein alter Trainer?

MfG Thrawn
Von:  Kaninchensklave
2016-01-19T10:17:57+00:00 19.01.2016 11:17
ein Tolles Kap

Tja hochmut kommt vor dem Fall und in Amis Fall war er sehr lange und Tief
da auch mit Nejis Hilfe TenTen rache geglcükt sit war kalsse

auch wenn man es Neji icht ansieht aber in seinem inneren sit er doch ein sehr Gefühlsbetonter Mensch der einfach
niemanden mehr verleiren möchte der Ihm sehr viel bedeutet aber mit TenTen hat er eine Seelen verwnate gefunden
und er kann ihr Helfen über ihren Schmerz hin weck zu kommen

GVLG

P.s. ihc bin echt gespannt wer TenTen nach dem UNfall die Leidenschaft für Kyudo wieder zurück gegeben hat


Zurück