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Der Ring des Nibelungen - Thors Tattúr

Kamiaso- Vorgeschichte
von

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Der Gott der Zerstörung

…Er folgte einer Gestalt durch einen Wald. Er konnte sie nicht erkennen, nur dass sie rote Haare hatte oder etwas Rotes auf dem Kopf trug. Es war ein fremder Wald, nicht die gewohnten Wälder von Asgard. Die beiden erreichten eine Klippe, von da aus hatte man einen herrlichen Blick auf die untergehende Sonne, die das davor liegende Meer in flüssiges Gold verwandelte.

>Wo bin ich hier? Warum bin ich hier?<

Er drehte sich zu der Gestalt um, diese hatte etwas Spitzes und metallisch Glänzendes in der Hand. Ohne es zu wollen, wie ferngesteuert, griff er nach der Hand der Gestalt, die das spitze Ding hielt und richtete sie auf sein Herz, während die Gestalt mit entsetzten Augen von grauer Farbe ihn ansah.

„Loki!“ Es war die Stimme eines ihn unbekannten jungen Mannes, die von der Seite kam. Sie klang verzweifelt und außer Atem, als wäre die Person gerannt.

„Loki, warte!!“

„Halte ihn nicht auf, Thor!“, tönte es aus seinem Mund, aber es war nicht seine Stimme, die war auch von einem jungen Mann, etwas jünger und heller als die des anderen.

„Es ist alles okay, Thor…“ Die Stimme klang resigniert.

>Was?! Was sag ich da?! Was ist hier los?!<

Es verschwamm alles vor seinen Augen, er konnte nichts mehr erkennen und nur unverständliches Gemurmel hören.

Auf einmal dann wurde wieder alles klar, der rothaarigen Gestalt und einer anderen großen Gestalt mit grünen Haaren blickte er frontal entgegen. Die Gestalten starrten ihn erstarrt an.

„Balder, Nein!“

„Danke…“ Er lachte leicht. „Ich liebe euch…“

Er verlor urplötzlich rückwärts den Halt.

>Ich… falle!!!Hilfe!!!<

„BALDER!!!“

>Hilft mir!!! Ich falle!!!<

Er versuchte Halt zu kriegen doch sein Körper gehorchte seinem Willen nicht, gerade so als wollte er in die Tiefe stürzen. Mit einen lautem Platschen, tauchte er in die Fluten, knapp an den Felsen der Küste vorbei.

>Hilfe!!! Ich ertrinke!!! Mutter!! Vater!!<

Das Wasser drang ihn in die Lungen, er wollte den Mund schließen, aber er tat‘s nicht! Die Gestalten von grade eben auf der Klippe waren ihn ins Wasser gefolgt.

>Hilft mir…<

Er spürte schon ein krampfartiges Stechen unter seinem Zwerchfell, als eine Hand nach ihm griff. Dann aber wurde es weiß vor seinen Augen und eine bis dato ungeahnte Macht ergriff ihn und schleuderte die Wogen und die beiden Gestalten von sich weg…

Der kleine Balder schreckte aus dem Schlaf. Es war bereits dunkel, um sich herum.

„MUTTER!!! MUTTER!!!!!“

Er fing an bitterlich zu weinen, obwohl er in seinem warmen, weichen und sicherem Bett lag. Er hatte schreckliche Angst. Ein, zwei Herzschläge später kam seine Mutter herein.

„Balder! Mein kleiner Schatz, was hast du denn?“

Sie setzte sich zu ihm aufs Bett, er klammerte sich sofort an seine Mutter, während er weinte.

„Wein doch nicht… Ist doch gut, ich bin ja da… Was ist denn los?“

„Ich…ich habe was ganz schreckliches geträumt…“

„Was hast du denn geträumt?“

Er versuchte sich zu erinnern, doch der Traum begann sich langsam in Nichts aufzulösen, je mehr er versuchte die Szenen in seinem Geist zu wiederholen.

„Ich…ich weiß es nicht mehr…ich weiß nur…ich bin von ‘ner Klippe gefallen und im Meer ertrunken…“

„Du bist ertrunken?“

„Es war schrecklich! Als ob ich das wirklich erleben würde…“

Friggs Gewand war schon nass von den Tränen ihres Sohnes, sie streichelte tröstend sein Haupt.

„Es war nur ein Traum…“, flüsterte Frigg beruhigend und küsste ihr Kind auf die Stirn. „Es wird dir nichts passieren, das verspreche ich dir…“

„Was ist los?“ Loki, gekleidet in seinem Nachthemd und sich schläfrig die Augen reiben, trat ins Zimmer ein.

„Balder hatte einen Alptraum gehabt.“, antwortete Frigg, während Loki aufs Bett krabbelte.

„War es etwa so schlimm? Was war überhaupt?“

„Den meisten Teil habe ich vergessen. Ich weiß nur noch wie ich mit dem Rücken zuerst von einer Klippe ins Wasser gefallen bin. Ich… ich bin dabei ertrunken…“

„Wie kannst du den ertrinken? Du bist doch unverwundbar.“

Balder hörte auf zu schluchzen.

„Stimmt… Das ist unmöglich…“

„Siehst du…“ Frigg streichelte Balder nochmal zärtlich über den Kopf. „Dir kann nichts passieren… Versuche nochmal zu schlafen, morgen ist alles wieder gut.“

Frigg stand auf und wollte gehen, ebenso Loki.

„Mutter! Darf Loki den Rest der Nacht bei mir schlafen?“

Beide waren überrascht von seiner Bitte. Frigg seufzte nur.

„Von mir aus… Solange du nicht nochmal einen Alptraum bekommst.“

„Danke, Mutter…“, meinte Balder erleichtert, während Loki lächelnd wieder zu Balder ins Bett stieg und sich zu ihn unter die Decke kuschelt. Balder schmiegte sich an Loki und zog die Decke sich bis an die Ohren.

„Gute Nacht, ihr beiden…“, flüsterte Frigg, während sie leise die Tür hinter sich schloss.

„Gute Nacht, Mutter…“

„Nacht, Herrin…“

Loki fand lange keinen Schlaf, Balder dagegen war sehr schnell friedlich eingeschlummert. Loki ging viel durch den Kopf, der Vorfall heute Nachmittag mit dem wütenden Mob, den Schwur den er Odin schwören musste und dann auch noch Balders Alptraum. Was ging hier vor? Und was hat das mit seinem besten Freund zu tun?

Auch ein anderer fand keinen Schlaf. Frigg erzählte ihrem Mann der durch ihre Aufregung aufgewacht ist, was passiert war. Odin grübelte den Rest der Nacht vor sich hin. Er, der König der nordischen Götter und Gott der Magie, Weisheit und des Schicksals, hatte so etwas noch nie erlebt. Er hatte eine furchtbare Ahnung, insgeheim hoffte er sich zu irren.
 

Als der Morgen kam, ritt Odin auf seinem Ross nach Niflheim, an die Grenze zum Totenreich. Es war ein kalter, dunkler und unwirtlicher Ort, der Nebel waberte hüfthoch über dem Boden. An einer Quelle, am Fuß eines mächtigen Baumstammes saßen drei weibliche Gestalten. Eine Greisin, eine erwachsene Frau und ein junges Mädchen. Es waren die Nornen, die Schicksalsgöttinnen. Jede stand für jeweils die Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft und jede weiß dem entsprechend alles über ihre jeweilige Epoche. Zwischen ihren Fingern waren ein Faden an dem alle drei spinnen, wobei das Mädchen die Wolle dafür zupfte, die Frau sie drehte und verzwirnte und die Greisin den fertigen Faden hielt und führte. Alle drei schienen dabei in tiefer Trance und bemerkten den Besucher nicht, der sich näherte.

„Nornen!“ Odin trat auf sie zu. „Ich komme zu euch mit einer großen Sorge.“

„Wir wissen was Euch betrübt, Alfödir.“, antwortete die Greisin, genannt Urd, die Norne der Vergangenheit. Ihre Augen waren dabei auf den Faden fixiert.

„Wir können aber Euch nicht helfen. Es scheint Ihr seid umsonst gekommen.“, antwortete die Frau mit Namen, Verdandi, die Norne der Gegenwart, die ebenso sich auf ihre Arbeit konzentrierte.

„Doch, ihr könnt mir Antworten geben!! Was hat das alles zu bedeuten?!“

„Bevor Euer zweiter Sohn geboren war, hattet Ihr eine Vision. Erinnert Ihr Euch?“, antwortete Urd.

Odin entsinnt sich zurück. Vor langer Zeit, Balder war noch nicht geboren, hatte er eines Tages eine furchtbare Vision gehabt. Er als Gott der Magie hatte die Gabe in die Zukunft zu sehen, wobei er aber sich nicht nur auf seine eigenen Visionen verließ, sondern auch die Visionen anderer ebenso dazu fähiger Personen zur Rate zog. Damals hatte er eine Vision vom Ragnarök, dem Weltuntergang, gehabt wobei er aber eine Lichtsäule aus einem Meer herausragen sah, die den Himmel in Brand steckte.

„Ja, ich erinnere mich.“

„Und zur Geburt Eures Sohnes hatte Skuld verkündet, dass der Gott der Zerstörung recht bald seine Kräfte entfalten wird. Hat sie nicht auch gesagt dass Euer Sohn recht früh sterben wird und hat eure Gemahlin nicht alles getan um das zu verhindern?“

Skuld, die mädchenhafte Norne der Zukunft, schwieg, während sie die Wolle zupfte.

„Was hat Balder mit alle dem zu tun?! Sagt es mir!! Und warum soll er früh sterben?!!“

„Wir können Euch nicht offenbaren was es heißt.“, meinte Verdandi. „Was die Gegenwart bringt hängt von Euren Entscheidungen ab.“

Odin war frustriert und wandte sich ab.

„Die Zukunft ist unbeständig.“, meldete sich auf einmal Skuld mit zarter Stimme ohne ihn anzusehen. „Nimmt dies als ein Schimmer der Hoffnung…“

Odin blickte verwirrt drein und ging schweigend. Die Nornen waren die einzigen Geschöpfe im Geäste des Weltenbaumes Yggdrasil die seine Bitten und Befehle ablehnen konnten. Zerknirscht wollte er zurück nach Asgard kehren. Doch kaum saß er im Sattel seines Pferdes, fiel ihm ein, wer ihm noch Antworten liefern konnte. Heftig am Zügel ziehend, gab er dem Pferd die Sporen und Ritt ins Totenreich, dafür musste er den Grenzfluss Gjöll überwinden indem er über die Brücke Gjallarbrú ritt. Im Totenreich gab es ebenso kein Licht wie in Niflheim aber es war viel kälter und unheimlicher, die Gegend war eine zerklüftete Felsenlandschaft. Zitternd zog sich Odin seinen Umhang enger um sich. Sein Pferd tänzelte nervös rum, Odin musste absteigen um es zu beruhigen. Man sagt, die Unterwelt oder gar ihre Bewohner seien verflucht und bringen Unglück. Nur wer hier der Herr ist das weiß niemand, wenn dieses Reich überhaupt beherrscht wurde.

Er erreichte eine niedrige Höhle, zwischen zwei scharfkantigen Felsen lag, hingerafft eine uralte Frau, sie war tot und ausgemergelt mit schwarzen zerrissenen Lumpen und nur ein paar silbernen Strähnen auf dem Kopf. Odin hatte gefunden wen er suchte. Er stampfte dreimal mit den Speer auf, die Runen darauf begannen weiß zu glühen und er erhob seine Stimme zu einem beschwörerischen Gesang.

„Aus langem Schlaf weck’ ich dich Schlummernde wach.

Ich rufe dich auf: Herauf! Herauf!

Aus nebliger Gruft, aus nächtigem Grunde herauf!

Herauf! Herauf! Erwache, lebe, höre meine Worte, Völva aus alter Zeit.“

Dreimal sang er mit Trance, während sein Auge leuchtet, dabei stapfte er mit dem Speer, wobei bei jeden Stampfer weiße Energiewellen kreisförmig vom Speer ausgingen. Die Wellen trafen die Tote, durchzuckten sie wie ein Herzschlag und sie erhob sich, langsam wie an Fäden gezogen, mit dem Kopf immer noch herabhängend. Als Odin mit seinem Lied endete, erhob sie ruckartig den Kopf. Ihr Gesicht war runzlig und bleich wie Stein, ihre wenigen noch verbliebenen Zähne waren schwarz, ebenso ihre Augen die blind aus den eingefallenen Höhlen blickten. Rasselnd und schwer atmete sie zum ersten Mal seit Ewigkeiten.

„Wer… wer wagt es hier her zu kommen und mich aus meiner ewigen Ruhe zu reißen?!“ Die Stimme war schrill und erinnerte an Fingernägel die über eine Schieferplatte kratzten, obwohl Odin ihr Auftreten und ihre Stimme leicht grauste, blieb er standhaft.

„Das kümmert dich nicht! Ich will ein paar Antworten! Sprich und ich werde dich wieder in Frieden lassen.“

„So? Und warum sollte ich es Euch sagen?!“

„Zu deinen Lebzeiten hattest du viel prophezeit was sich auch erfüllte. Odins Sohn Balder hat zuerst eine Art Anfall, wo er mit großer Kraft Zerstörung und Tod brachte, dann träumt er vom seinem eigenen Tod. Sprich, Weib! Was hat das zu bedeuten?!“

Die alte Völva hatte zu gehört, dann aber lachte sie hell.

„Sieht Ihr denn nicht?! Ein schweres Los trägt unser Allvater. Es wurde prophezeit dass der Gott der Zerstörung geboren würde. Balder Hringhorni Odinson ist es!!“

Odin blieb das Herz stehen. Seine Befürchtung hatte sich bewahrheitet, seine Vision, Skulds Vorhersage, all das hatte daraufhin gedeutet und jetzt entwickelt sein Sohn seine zerstörerischen Kräfte.

„Genötigt sprach ich, nun will ich schweigen.“

„Nein! Warte! Ich will noch was wissen! Wie kann das passieren, wie wird er den Ragnarök auslösen?!“

„He he he… Männer und Jungen können sehr hitzköpfig sein! Besser er lernt seine Gefühle zu kontrollieren oder die Welt geht recht bald unter.“ Odin erinnerte sich wie Loki erzählt hatte, dass Balder ihn beschützen wollte und er diesen Anfall hatte. Er war wohl dabei sehr wütend gewesen.

„Wie…kann man es verhindern?“, fragte Odin leise, obwohl er wusste dass es nicht möglich war.

„Balder muss sterben oder wir alle sterben. Mir würde es nichts ausmachen, da ich ja bereits tot bin.“

„Ihn…ihn töten? Gibt es keinen anderen Weg?!“

„Das ist zumindest der einfachste Weg.“ Wieder lachte sie, dass einem das Blut in den Adern gefror.

„Ihr stellt aber viele Fragen zu den Jungen, hab ich Recht? Odin Hringhorni Alfödir?“

Odin erschrak, die Alte hatte ihn trotz ihrer Blindheit erkannt.

„Wie konntest du…?!“

„Nur ein besorgter Vater redet so wie Ihr. Ihr seid doch auch fähig in die Zukunft zu sehen oder wolltet Ihr nicht die Wahrheit begreifen?!“ Wieder lachte sie so dass es in den Höhlenwänden widerhallte. Fast wäre Odin umgekehrt und davon gelaufen.

„Großer Götterkönig, als Rache dafür dass Ihr meinen Seelenfrieden gestört hab, weissage ich Euch, ein Kind dass Ihr besonders liebt werdet Ihr in naher Zukunft verlieren, wenn sich nichts ändert sogar noch eins!!! Die Person die Euren Sohn am meisten liebt, stößt ihm das erlösende Schwert ins Herz und wird die Welt erretten!“

„Schweig Weib!!!“, schnaufte Odin und umklammerte fest den Schaft seines Speeres.

„Jetzt wo Ihr die Wahrheit hört, wollt Ihr sie nicht anerkennen. Neue Zeiten werden anbrechen! Die Verbindung zwischen Menschen und Götter ist schwach und wir alle zahlen den Preis dafür!!!“

„Ich sagte SCHWEIG!!!!!“ Dabei rammte Odin mit voller Kraft den Speer in den Boden, eine Schockwelle löste sich, traf die Völva, die dadurch zu Staub zerfällt. Er zitterte und begann leise Tränen aus seinem vorhandenen Auge fließen zu lassen. Die Völva hatte eigentlich Recht, er hatte es vorher gesehen und er wollte es nicht wahr haben. Die Person die Balder am meisten liebt, wird ihn töten. Nur wer, er oder seine Frau? Odin war völlig schockiert von dieser Weissagung.

Als Odin wieder das Totenreich verlassen hatte, musste er erst ein Bad in einem Fluss nehmen um auf andere Gedanken zu kommen, nur leider erfolglos. Wie sollte er das seiner Frau erklären, wie, noch wichtiger, seinem Sohn? Es betraf ja alle. Seine Kinder musste er vor ihrem Bruder schützen. Thor konnte er ohnehin nicht von Balder loskriegen und es ihm verbieten kam ihn nicht in den Sinn. Balder durfte sich auf keinen Fall aufregen oder alles ist aus.

Brynhild hatte oft genug ihre Eltern und ihre Brüder aufgeregt, weil sie sich dauernd mit Loki stritt. Odin fasste schweren Herzens den Entschluss, Brynhild, um wenigstens einen Streithahn und somit Aufregung für Balder aus dem Weg zu haben, ihren sehnlichsten Wunsch zu erfüllen.
 

Einige Tage später, ganz früh am Morgen bevor der Himmel sich rot färbte, war die kleine Brynhild mit Odin unterwegs zu dem Fort der Walküren. Sie hatte ihre wollene Decke und ihr Fell, worauf sie schlief, zu einer Rolle gerollt und zusammen geschnürt. Aus dem halboffenen Holztor trat den beiden eine hellblonde, kräftige Frau mittleren Alters und sehr kurzen Haaren entgegen.

„Seid gegrüßt Herr! Ihr bringt mir meine neue Schildmaid?“

„Ja, Sigrun, das ist meine Tochter Brynhild Mengingjard.“

„Freut mich dich kennen zu lernen, Odinsdóttir.“, meinte die angesehene Anführerin der Walküren und kniete sich freundlich lächelnd zu der Kleinen runter.

„Ich mich auch!! Werde ich jetzt endlich Walküre, Papa?!“

„Ja, das wirst du, Kleines. Ihr achtet auf sie?“

„Ja, das werde ich. Aber verlangt nicht von mir, dass ich sie anders als die anderen behandle!!“

„Das verlange ich nicht! Ich will dass sie fleißig ist und gut lernt.“

„Das wird sie. So, Brynhild, sag dem Papa auf Wiedersehen.“

„Auf Wiedersehen, Papa!! Ich werde auch ganz brav sein!“

„Natürlich.“ Odin küsste Brynhild liebevoll auf die Wange, er und Sigrun verbeugten sich noch voreinander und er wandte sich dann ab.

„Man!! Ich werde endlich Walküre!!! Wenn ich das Mama und Thor erzähle!!“

„Das wirst du nicht!“, meinte Sigrun und ging wieder zum Tor des Forts, das aus Holzpalisaden erbaut war.

„Was?!“ Brynhild tapste fix hinter Sigrun her und durchschritt das Tor.

„Aber meine Mama wird auf mich warten und wenn ich nicht heim komme…“

„Das ist jetzt für die nächste Zeit dein Zuhause.“ Sigrun schloss das Tor und verriegelte es mit einem Holzriegel.

„Aber… darf ich wenigstens ab und zu raus, mit meinen Brüdern spielen?“

„Auf gar keinen Fall! Der Kontakt zu deiner Familie und erst Recht zu Jungen ist dir erstmal untersagt!“

Dabei blickte sie Brynhild streng an, diese fängt dann an zu weinen.

„Aber… ich habe doch Thor und Balder so lieb!!!“

Sigrun kniete sich wieder zu den weinenden Kind runter um es zu trösten.

„Ich weiß, ich weiß… Aber so lauten unsere Regeln. Hier ist dein Zuhause und keine Spiele mit Jungs. Ich weiß es ist hart, aber das gehört zur Ausbildung einer Walküre dazu. Und du willst doch so gerne Walküre werden, oder?“

„Auf jeden Fall!!“, schniefte Brynhild trotzig und wischte sich mit dem Ärmel ihrer Kleidung ab. Die beiden machten sich auf den Weg zu Sigruns Hütte die im Zentrum des Forts lag.

„Dann werden wir damit anfangen, aber keine Sorge dein Papa darf dich ab und zu besuchen, er ist der einzigste Mann der zu uns darf.“

„Darf Thor mit ihm kommen?“

„Nein. Aber wenn du fertig ausgebildet bist, darfst du zurück zu deiner Familie.“

„Auch zu Thor und Balder?“

„Natürlich, die beiden dürfen dann stolz sein, eine Walküre als Schwester zu haben. Vielleicht eines Tages kämpfst du an der Seite von Thor gegen das Böse.“

„Au Ja!!!“ Brynhild war schon wieder ganz heiter.

„Wann werden wir mit Waffen kämpfen?! Ich bin ganz stark und kann schon reiten!!“

Sigrun gluckste amüsiert.

„Du bist wohl eher an der Waffenkunde interessiert als an der Versorgung der Toten.“

„Versorgung? Ich dachte die Walküren kämpfen gegen Dämonen, die Seelen fressen und bringen tote Krieger nach Walhalla?“

„Tja, wir Walküren versorgen auch die Toten die zu uns kommen, manchmal kommen aber auch tapfere Menschen-Frauen dazu, die wir, wenn sie einverstanden sind, ebenfalls zu Walküren ausbilden.“

„Auch Menschen werden zu Walküren?“

„Ja, nicht viele, aber es sind welche dabei. Wir können jede Hand gebrauchen, es gibt immer mehr und mehr Kriege in der Menschenwelt. Offenbar sind die Menschen eher an sich selber interessiert als an uns Götter. Also… Welche Waffe willst du führen?“

„Am liebsten Schwert, Speer… ähmmm…“ Brynhild schwieg verlegen. Sie wusste nicht welche Waffe sie eigentlich wollte. Doch Sigrun lachte erheitert.

„Das werden wir noch rausfinden mit welcher Waffe du am besten umgehen kannst. Ich sehe schon du wirst eine großartige Walküre.“ Sie streichelte ihr über den Kopf und Brynhild lachte fröhlich.
 

„Habt ihr Brynhild gesehen?“ Thor war grade zu seinen Freunden gekommen, die eine Spiel-Hütte aus Ästen und Zweigen bauen wollten. Beide guckten ihn überrascht an.

„Wieso? Ist sie nicht bei dir?“

„Oder macht unsere Prinzessin irgendwelchen Mädchen-Kram?“

„Nein, ich habe sie den ganzen Tag nicht gesehen, da dachte ich sie ist bei euch.“

Beide schüttelten den Kopf.

„Nö! Kein Stück war von ihr zu sehen. Hab mich irgendwie gewundert, dass sie überhaupt nicht da ist.“

„Frag doch Vater wo sie ist, aber er ist heute irgendwie so seltsam traurig.“

„Ich versuch‘s mal…“

Thor wandte sich um und ging zum Tor der Festung Walhallas. Er fragte die Wachen nach dem Verbleib seines Vaters, diese führten ihn in die Gärten. Dort saß Odin auf einem großen Stein und kraulte gedankenverloren einem seiner Wölfe hinterm Ohr.

„Vater! Ich suche Brynhild! Weißt du wo sie ist?“

„Du brauchst nicht nach deiner Schwester zu fragen, Thor…“

Verwirrt starrte er ihn an.

„Was?!“

„Sie ist bei den Walküren. Bis sie ihre Ausbildung beendet hat, wirst du sie nicht mehr sehen…“

Thor wollte seinen Ohren nicht glauben.

„Bei…Bei den Walküren? Aber warum darf ich nicht dahin?! Ich möchte sie sehen! Sie ist doch meine Schwester!!!“

„Ich weiß. Aber den meisten Männern ist der Zutritt zu den Walküren untersagt. Nur ich darf, wenn auch nur kurz, zu ihnen… Thor, auch wenn du mein Sohn bist, darfst du nicht dahin.“ Odin war auf gestanden und zu seinem Sohn getreten.

„Es tut mir Leid, Thor. Hoffentlich kann die Erziehung der Walküren Brynhilds Starrsinn brechen, damit sie vernünftig wird.“ Odin konnte Thor nicht die wahren Gründe nennen, weshalb er Brynhild wirklich dahin geschickt hat. Thors Augen füllten sich mit Tränen. Deshalb war ihr Bett heute Morgen leer gewesen als er aufgewacht war. Sein Vater hatte sie in aller Frühe geholt und weggebracht.

„Sei stark, es ist ja nicht für immer…“ Er nahm Thor in den Arm, wie er das normalerweise meistens mit Brynhild macht. Nicht mal Balder genoss solch eine ähnliche Umarmung von seinem Vater.

„Wie…wie lange wird das dauern? Wann darf ich Brynhild wieder haben?“

„Mindestens bis ihr beide erwachsen seid. Dann darfst du sie wiedersehen, mein Sohn…“

Thor merkte dass sein Vater weinte. Er erwiderte seine Umarmung, ihm war das nicht leicht gefallen Brynhild herzugeben und brauchte ihn jetzt.

„Okay, Vater… Ich werde warten… und ich werde stark sein…“

Am Abend merkte Thor dass seine Mutter bereits alles wusste und sie keinen Bissen vom Abendessen anrührte. Auch Thor hatte keinen Appetit und ging traurig ins Bett. Brynhilds Bett, das in derselben Kammer stand, war immer noch so wie sie es am Morgen hinterlassen hatte. Ein klein wenig hatte er gehofft, sie hätte sich unter der Decke versteckt und würde jeden Augenblick fauchend rausspringen und ihn im Spiel anfallen. Bei diesem Gedanken musste er herzzerreißend weinen bevor er in einen traumlosen Schlaf verfiel. „Ich hab dich lieb, großer Bruder…" das wird er für eine Ewigkeit nicht mehr hören…


Nachwort zu diesem Kapitel:
Zitat (Richard Wagner):

„Aus langem Schlaf weck’ ich dich Schlummernde wach..."

aus der Oper >Siegfried< Akt.3, Szene 1, der Wanderer

http://www.richard-wagner-werkstatt.com/texte/?W=Ring/ [Achtung!!!!Enthält Spoiler!!!!] Komplett anzeigen

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