Zum Inhalt der Seite

Vampires and Humanity

My Devil on the Bed
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Resurrection

Uruha POV
 

Ich starrte noch eine ganze Weile die Tür an, durch die er verschwunden war ehe ich betreten den Blick senkte. Kai schien wirklich verärgert und aufgebracht, was mich leise seufzen ließ. Kurz strich ich mir über den Hals, wo er mich gebissen hatte als ich eine bekannte Stimme vernahm. Zumindest mehr oder weniger bekannt.

Jin hieß der blonde Vampir, wenn ich mich recht erinnerte.

"Hast du Kai gesehen?" Er schien ihn zu suchen. Ich nickte.

"Ja er ist eben gegangen. Er wirkte ziemlich wütend." Ich rieb mir kurz die Hand und sah in sein betretenes Gesicht. Er war hübsch aber sein Gesicht drückte deutlich die Sorge aus, die er sich scheinbar um Kai machte.

"Scheiße. War er gemein zu dir? Du siehst so aus.", erkundigte er sich und ich zuckte nur mit den Schultern.

"Bin ich gewohnt. Mach dir keine Gedanken aber ich muss dann auch mal wieder...", deutete ich mit einem Fingerzeig in Richtung des Innenraumes. Jin schüttelte den Kopf und griff nach meiner Hand, zog mich einfach hinter sich her.

"Du kommst mit zu uns, wir bezahlen auch dafür falls es das ist, was dir Sorgen macht.", sprach er genau das an, was mir durch den Kopf ging. Ich wollte Kai, der ja auch mein Boss war, nicht noch zusätzlich verärgern indem mein Umsatz einbrach.

Schnell waren wir wieder oben aber die Stimmung wirkte gedrückt. Alle saßen ziemlich nachdenklich da und lösten sich erst aus ihren starren Posen, als sie mich erblickten.

"Kai ist abgehauen. Er kann uns doch nicht einfach sowas an den Kopf werfen und dann verschwinden!", zeterte Jin und deutete dann auf den Platz, auf dem noch kurz zuvor Kai gesessen hatte. Ich ließ mich langsam sinken und überschlug die Beine, beschloss erst mal einfach nur zuzuhören.

"Siehst du doch, dass er das kann.", erwiderte Ruki.

"Wir sollten ihm vielleicht hinterher und das klären." Jin hatte die Schultern gestrafft aber sein Freund hielt ihn zurück, schüttelte den Kopf.

"Lass ihn. Er muss sich abreagieren. Ich kenne ihn ein bisschen länger als du. Wenn du ihm jetzt nachgehst, selbst wenn du ihn finden solltest, wird er nicht mit dir reden geschweige denn zuhören.", erklärte der Vampir. Jin verschränkte genervt die Arme vor der Brust.

"Aber...er kann uns doch nicht einfach mit Hakuei vergleichen. Das ist nicht in Ordnung. Gut, ich gebe zu, Ruki und ich haben vielleicht etwas übertrieben aber wir dachten, wir müssen ihn vielleicht einfach nur zu seinem Glück zwingen, ein bisschen nachhelfen. Ich sehe ja ein, dass das falsch war aber uns gleich als Verräter hinstellen? Das ist nicht okay!"

Ich verstand gar nichts. Kai hatte aber auch nie mit mir gesprochen. Soweit waren wir nicht und ich glaubte auch nicht mehr daran, dass es sich je ändern würde.

"Das wird ihm auch klar werden aber erst mal, muss er den Kopf frei kriegen. Gib ihm etwas Zeit. Allerdings hast du Recht, ihr habt euch echt nicht mit Ruhm bekleckert. Wie seid ihr überhaupt auf diese beschissene Idee gekommen?", warf nun der andere Vampir in die Runde, der ein Stück Stoff im Gesicht trug. Mich interessierte durchaus wofür das war, ob es einen Zweck hatte oder lediglich ein modisches Accessoire sein sollte.

"Es war meine Schuld okay? Ich hab Jin überredet. Wir wollen nur das Beste für Kai und es wird einfach Zeit, dass er mit dem ganzen Mist abschließt und wir dachten, als er von Uruha gesprochen hat, dass das ein Zeichen ist. Du hast ihn doch gehört, wie er von ihm geschwärmt hat. Ich wollte ihm nur helfen, wir wollten es. Es ist mir selbst klar, dass das nach hinten losgegangen ist.", seufzte Ruki niedergeschlagen. Okay, ich war immer noch nicht schlauer.

"Womit abschließt?", platzte es dann doch aus mir heraus. Ich biss mir auf die Unterlippe und knetete meine Finger, lächelte entschuldigend als zunächst alle mich und dann einander ansahen.

"Sorry, ich wollte mich nicht einmischen. Es geht mich auch nichts an.", hob ich die Hände und war drauf und dran doch wieder zu gehen. Doch der Mann mit dem Accessoire schüttelte den Kopf und wandte sich mir zu.

"Schon gut. Ich denke, da es aktuell auch um dich geht, sollten wir dich vielleicht aufklären. Es wird Kai nicht gefallen aber du wirst das doch sicher für dich behalten können oder?" Sein eindringlicher Blick ließ mich nicken worauf er leicht lächelte, sich vorbeugte und nach seinem Glas griff, einen Schluck trank.

"Nun, es ist einfach so, dass Kai noch nicht über seine letzte...naja Beziehung hinweg ist oder eher wie sie geendet hat. Hakuei. So hieß er.", begann der Vampir und ich lauschte ihm aufmerksam. Er kam nicht darüber hinweg?

"Wie lange waren sie denn zusammen?" Reita lächelte.

"Frag lieber, wie lange Kai gelebt hat und nicht mit ihm zusammen war. Kai ist alt. Sehr alt. Fast so alt, wie wir alle zusammen. Hakuei war nicht nur sein Partner sondern auch sein Kind. Vor zwei Jahren, als der Krieg noch in vollem Gange war, hat Hakuei uns alle verraten und an die Phoenix Corporation verkauft. Vor allem Kai. Warum spielt keine Rolle aber es war so. Wir saßen damals in der Falle. Die Leute von Phoenix hatten unsere Villa umstellt, es gab Verluste an beiden Seiten als sich herausgestellt hat, dass das alles auf Hakueis Mist gewachsen ist. Er wollte einen hohen Posten haben wenn der Krieg vorbei sein würde. Tatsächlich kam es ja auch so, dass recht zeitnah ein Waffenstillstand und schließlich das Ende des Krieges eingeläutet wurde. Kai hat Hakuei eigenhändig aus dem Leben befördert. Seitdem ist er...nicht mehr der Alte." Reita lächelte schief und ich sank etwas zusammen. Wow. Das klang übel.

"Das tut mir leid. Es klingt wirklich beschissen aber ich kann verstehen, dass er dann so sauer wird. Es ist sicher nicht okay, euch mit diesem Typen zu vergleichen aber wenn er wirklich so viele Jahrhunderte eine Person geliebt hat, dann sind zwei Jahre wohl eher gar nichts.", gab ich nun meinen Senf dazu und leckte mir über die Unterlippe.

"Aber ich bin auch nicht besser. Ich habe ihn ziemlich unter Druck gesetzt, war aufdringlich weil ich es nicht verstanden habe, dass er sich so wehrt. Eigentlich hab ich gedacht, er würde nicht auf Kerle stehen und verhält sich deshalb so." Byou lachte leise.

"Nein ehrlich jetzt. Ich habe gedacht er wäre hetero und hätte nun Angst davor, schwul zu sein, weil er bei mir etwas empfindet. Gibt genug solcher Leute. Dann hab ich ihn aber mit seinem kleinen Toyboy erwischt. Ein Kind. Okay er war auf jeden Fall volljährig aber trotzdem. Naja wegen mir ist der Kleine weg.", grinste ich verlegen und zog kurz die Schultern an.

"Oh echt? Wie hast du das denn angestellt?", erkundigte sich wieder Byou.

"Weiß ich nicht so genau. Also ich geb zu, mir hat das Bild nicht gefallen, weil er mich hätte haben können und sich lieber mit diesem komischen Jüngling abgibt. Naja der Kleine ging ziemlich ab, hat getobt wie eine Furie und ich hab nur sagen müssen, dass Kai ein einziges Mal von mir getrunken hat und da war bei dem schon der Ofen aus. Kai hat nicht mal so von mir getrunken, das war rein geschäftlich vor meiner Einstellung.", erklärte ich wahrheitsgemäß aber Byou grinste nur und schüttelte den Kopf.

"Ich nehme an, dass er dir das ziemlich übel genommen hat? Ich hätte nicht gedacht, dass Kai sich einen Toyboy hält. Wer ist er? Ein A-Promi?", lachte er und ich musste schmunzeln.

"Er war zwar nicht begeistert aber ich hatte ihn zu dem Zeitpunkt auch nur gestört wegen meinem Stalker.", erklärte ich und sog kurz meine Unterlippe ein. Sollte ich ihnen vom Rest erzählen? Kurz sah ich in die Runde und beschloss, dass es wohl nicht verkehrt sein konnte. Sie hatten mir schließlich auch von Kais Vergangenheit erzählt.

"Ja ich hatte einen Stalker. Der ist mir schon ziemlich lange gefolgt und war extrem anhänglich. Naja er hat ihn verjagt und ich hatte wirklich die Hoffnung, dass ich ihn erst mal los wäre aber noch am selben Tag hat der mir aufgelauert. Ich wäre fast gestorben wenn Kai mich nicht gefunden hätte. Er war einfach so da, hat den Typen von mir runtergezogen und...naja. Er ist nicht mehr und dafür bin ich ihm sehr dankbar. Kai hat mich mit zu sich nach Hause genommen und sich so unglaublich liebevoll um mich gekümmert. Er hat mir irgendwas gegeben, damit ich mich erhole. Sein Bett ist wirklich gemütlich, muss ich sagen. Irgendwann bin ich wach geworden und hab nach ihm gesucht, ihn auch gefunden und...überredet mit mir ins Bett zu kommen. Also ich hab ihm keine Wahl gelassen und er war sogar noch schneller eingeschlafen als ich. Er sah so friedlich aus. Ich hab ihn noch ein bisschen beobachtet bevor ich wieder eingeschlafen bin und als ich aufgewacht bin hat er...lacht aber nicht...an mir gerochen. Ihm schien total zu gefallen, was er da riecht und naja nach ein paar gewechselten Worten und seiner Flucht aus dem Bett haben wir uns geküsst. Also ich hab ihn geküsst aber er hat mitgemacht. Danach hat er mich rausgeschmissen oder wie er sagen würde: er hat mich gebeten zu gehen. Seitdem geht er mir aus dem Weg, beteuert, dass es nichts zu reden gäbe und ich muss mich damit irgendwie arrangieren. Jetzt kenne ich wenigstens den Grund für sein abweisendes Verhalten.", beendete ich meine Erzählung und erwartete in betretene Gesichter zu sehen aber stattdessen grinsten oder schmunzelten sie alle. Ihr Verhalten irritierte mich ziemlich. Warum grinsten die denn alle so dämlich?

"Du solltest nicht aufhören ihn weiter zu belagern. Irgendwann knickt er schon ein.", riet mir Ruki.

"Ja genau, und mir die ganze Zeit eine Abfuhr nach der anderen abholen? Nein danke. So toll ist er dann auch wieder nicht.", murrte ich.

"Das ist gelogen und dafür muss ich kein Vampir sein um das zu erkennen.", kommentierte Byou und warf mir einen vielsagenden Blick zu. Ich grummelte in meinen nicht vorhandenen Bart und verschränkte die Arme vor der Brust.

"Gut, dann ist es vielleicht gelogen aber dennoch, ich habe keine Lust mir jedes Mal einen Korb zu holen. Wie lange soll ich das denn machen? Irgendwann verfliegt auch mein Interesse oder was ist, wenn er mir kündigt? Er ist immer noch mein Boss." Das hatten sie wohl alle nicht bedacht weshalb sie sich auch ansahen bevor eine nachdenkliche Stille eintrat. "Stimmt aber dann treff ihn halt außerhalb der Arbeit. Er kann dir schlecht kündigen, nur weil ihr euch außerhalb der Arbeit seht. Wobei, er könnte schon aber das macht er nicht. So ist Kai einfach nicht." Ich war nicht wirklich überzeugt und kaute auf meiner Unterlippe herum.

"Das ist doch bescheuert. Ich kann doch nicht anfangen ihn zu stalken. Ich hab auch noch ein Leben, dass sich nicht nur um ihn dreht." Jaha. So war das nämlich.

"Und wie sieht das aus?", fragte Reita ganz dreist nach und wirkte dabei absolut gelassen. Mein Mund öffnete sich überrascht und jedes Mal wenn ich glaubte eine Antwort zu haben, verwarf ich sie kurz darauf wieder.

"Ehh...also ich habe Pflanzen.", warf ich ein und wusste, wie lächerlich sich das anhörte vor allem, weil ich nicht mal welche besaß. Die Dinger überlebten bei mir nicht lange und landeten schließlich im Müll.

"Gelogen. Nächster Versuch.", warf mir Byou an den Kopf, den ich nun böse anfunkelte aber er schenkte mir nicht mal Beachtung sondern nuckelte an einem Bier.

"Komm schon Uruha. Verlangt ja keiner, dass du ihn stalken sollst, das wäre wohl auch etwas übertrieben aber du kannst durchaus herausfinden, wo er sich so rumtreibt." Ich seufzte tief.

"Das weiß ich doch schon.", murmelte ich und riss die Augen auf. Ups. Das hatte ich nicht sagen wollen.

"Wie du weißt das schon?", hakte Jin nach und ich stöhnte auf, ließ kurz den Kopf hängen.

"Ja also ich stalke ihn nicht, wirklich. Ich wollte, nach der Sache in seiner Wohnung, einfach Gewissheit haben ob es vielleicht nicht jemand anderes gibt okay? Hätte ja sein können. Zwar hab ich keine plausible Antwort dafür gefunden, weshalb er mir das nicht einfach hätte sagen können aber ich wollte dem nachgehen und wie sich herausstellt, ist Kai wenig unterwegs. Die meisten Zeit verbringt er in seiner Wohnung, trifft sich vermutlich mit Geschäftskunden oder geht mal etwas einkaufen aber das war es auch schon. Wie soll ich da denn bitte an ihn rankommen?", erklärte ich mit ahnungslos erhobenen Händen, die ich wieder fallen ließ.

"Es geht nicht anders. Der Club ist halt der einzige Angriffspunkt aber wenn er mir kündigt, weil ich auf euch gehört habe, dann zahlt ihr mir den Lohn solange, bis ich einen neuen Job gefunden habe. Damit das mal klar ist!" Mein Tonfall war unmissverständlich als ich jeden von ihnen ansah bevor sich eine Hand in mein Sichtfeld schob.

"Deal!", meinte Ruki und wartete wohl darauf, dass ich seine Hand ergriff um zuzustimmen. Seufzend reichte ich ihm die Hand und ergab mich meinem Schicksal.

"Das wird sowas von nach hinten losgehen."
 

Eine halbe Ewigkeit hatte ich draußen in der Nacht verbracht, fernab der Stadt. Ich brauchte einfach Ruhe und Abstand von alldem. Ich hatte meine Wut förmlich weggerannt. Es war einfach himmlisch gewesen mal wieder in meiner natürlichen Geschwindigkeit durch die Wälder zu rennen, zu sehen wie alles um mich herum verschwimmt und nicht mehr zu existieren schien. Ich war ewig gelaufen bis ich irgendwann einen kleinen versteckten Teich entdeckt hatte. Er lag im Wald und doch schien das Mondlicht sanft auf die Wasseroberfläche. Die Baumkronen behinderten es nicht und so nahm ich auf einem umgestürzten Stamm Platz und starrte auf das Wasser. Es war so unglaublich friedlich hier. Alles, was ich hörte, waren die Bewohner des Waldes, die hier lebten aber sich nicht stören ließen. Es war sogar fast schon romantisch, was mich leise seufzen ließ. Meine vier engsten Vertrauten oder eigentlich nur zwei von ihnen, hatten mich einfach hintergangen ohne mich zuerst anzuhören. Ich lag doch im Recht. Schließlich hatte ich noch vor einigen Tagen zugestimmt mich ihren Fragen zu stellen und was geschah? Sie waren kaum da und machten einfach was sie wollten. Es war egoistisch. Keiner dachte dabei wirklich an mich und an das, was ich wollte. Okay, sie dachten schon an mich, das verstand ich ja, aber doch nicht so! Die Dinge, die ich Byou und Reita erzählt hatte, waren nicht für Uruhas Ohren bestimmt gewesen. Er würde mich doch nur noch belagern und ich hatte nicht mal mehr eine Grundlage um ihm fernzubleiben. Von ihm zu trinken war eine Kurzschlussreaktion. Mir war danach gewesen aber es hatte rein gar nichts damit zu tun, was er mir zugeflüstert oder der Rest gewollt hatte. Ich wollte sein Blut trinken, weil es gut schmeckt und ich Appetit hatte. Vielleicht sollte ich tatsächlich aufhören ihn in der Hinsicht abzuweisen. Zwar widersprach ich damit meiner eigenen Regel aber sie war ja nicht mal eine Hausregel, nur meine persönliche und wenn ich recht darüber nachdachte, totaler Schwachsinn. Warum sollte der Chef einer verdammten Blutbar nicht auch davon Gebrauch machen? Uruha hatte sich mehr als einmal angeboten und was tat ich? Hielt mir lieber einen blutjungen Toyboy.

Natürlich war es auch hin und wieder zu mehr gekommen, als nur einem einfachen Snack. Etwas, das ich nicht mit Uruha tun wollte. Okay, nicht wollte war falsch. Ich wollte es, sehr sogar aber ich widerstand dem Drang, ihn mir einfach zu nehmen. Sex war so persönlich. Bei Tomoki war es das irgendwie nicht. Er war einfach nur irgendein junger Mann gewesen, den ich kennengelernt hatte. Nicht mehr und nicht weniger. Sein Verlust schmerzte nicht, nein er interessierte mich nicht mal sonderlich. Es gab tausende Kerle wie ihn. Er war nur einer von vielen. Ganz im Gegensatz zu Uruha.

Er war mehr, roch nach mehr, schmeckte sogar nach mehr. Und genau das war es, das mir solche Angst machte. Dieses 'mehr' machte mir Angst.

Gerade mal zwei Jahre waren vergangen, wie konnte ich da schon wieder an etwas festes denken? Wobei, eigentlich war es nicht meine Schuld gewesen, dass meine letzte Partnerschaft geendet hatte. Hakuei war Schuld und war es eigentlich nicht so, dass er trotzdem irgendwie gewonnen hatte? Ich hielt mich von Personen fern, die mir auf emotionaler Ebene gefährlich werden konnten, die eventuell die Leere in meinem Herzen füllen könnten, wenn ich sie denn ließe. Die Vier spielten da keine Rolle. Es gab sie schon vorher und ohne sie, hätte ich niemanden mehr auf dieser Welt, auch wenn ich sie gerade am liebsten verprügelt hätte.

Mein Blick glitt wieder über den stillen Teich. Was sollte ich nur tun? Sollte ich Uruha in mein Leben lassen? Was wusste ich denn schon von ihm, außer den Dingen, die ich beim Einstellungsgespräch erfahren hatte? Gar nichts. Das ließ sich ändern aber ich wollte ihm irgendwie auch keine Hoffnungen machen. Ich hatte ihn gerne in meiner Nähe, das war mir klar geworden, als ich neben ihm aufgewacht war. Die Anziehung zwischen uns war wirklich stark. Es kostete mich jeden Tag enorme Kräfte, nicht einfach zu ihm zu gehen und irgendetwas zu tun, was ich in dem Moment tun wollte.

Stöhnend fuhr ich mir durch die Haare. Gab es vielleicht einen Kompromiss? Ich würde ihm nicht versprechen können, mich jemals zu 100 Prozent zu öffnen aber wir könnten uns kennenlernen. So wie ganz normale...Menschen. Ich war zwar keiner aber das spielte ja keine Rolle. Wir könnten Zeit außerhalb des Clubs miteinander verbringen und sehen wie es sich entwickelt, vollkommen unverbindlich. Ja, das war doch eine Option oder nicht? Nur gab es da natürlich dieses Problem mit der Anziehung. Ich war stark aber Uruha nicht und wenn er nicht widerstehen konnte, riss er mich mit in den Abgrund, was dann zu solchen Momenten, wie diesen in meiner Wohnung führte. Ich sog meine Unterlippe ein und kaute etwas auf ihr herum. Der Kuss. Er hatte etwas in mir bewegt und allein diese Tatsache hatte mir so viel Angst bereitet, dass ich ihm erst recht ausgewichen war. Seine Lippen waren wunderbar weich und er schmeckte süß, irgendwie nach Pfirsichen und mehr. Es würde wohl, früher oder später, dazu kommen, dass wir im Bett landeten. Das wäre wohl ein kalkuliertes Risiko aber andererseits könnte man das auch besprechen. Wir mussten ja nicht ständig aneinander kleben, auch wenn das Uruha offensichtlich schwer fiel. Seine Hände klebten schneller an mir, als ich es verhindern konnte und dann war es fast schon zu spät aber so war es eben. So war es also beschlossen. Ich würde Uruha eine Chance geben, wohin sie führte, würden wir wohl beide sehen. Wenn es nicht gut ging, dann hatten wir wenigstens beide Gewissheit und alles war super. Was die Anderen betraf, da würde ich mich zwar für eine Aussage entschuldigen aber so leicht kamen sie mit der Aktion nicht davon. Für sie würde ich mir noch irgendetwas ausdenken. Dennoch es gab keinen Grund mehr noch länger hier, an diesem idyllischen Ort, zu bleiben weshalb ich mich erhob, mir den Mantel etwas abklopfte und den Weg zurück antrat.
 

Ich war einige Stunden weg gewesen und in gut einer Stunde würde die Sonne aufgehen. Erste Anzeichen entdeckten meine scharfen Augen bereits am Nachthimmel, unsichtbar für die eines Menschen. Dennoch war ich unschlüssig ob ich zurück in den Club oder direkt nach Hause gehen sollte. Ich stand bereits vor dem Hintereingang des Clubs, starrte das Schloss an und spielte mit der Schlüsselkarte in meiner Manteltasche. Ja, nein, vielleicht oder doch erst morgen? Die Entscheidung wurde mir abgenommen als sich die Tür öffnete und wie sollte es anders sein, stand Uruha da und sah mich aus großen Augen an. Sein Herz schlug schnell, vermutlich weil er sich erschrocken hatte. Der Klang hallte in meinen Ohren nach und ich schluckte trocken. Keiner von uns sagte etwas, wir starrten uns einfach nur an bis er schließlich doch seine Lippen öffnete.

"Kai? Was...wieso stehst du hier draußen?", fragte er leise und trat nun langsam die zwei Stufen nach draußen auf mich zu.

"Ehm...ich wollte gerade reinkommen." Ich zückte meine Schlüsselkarte und lächelte leicht. Er neigte den Kopf und sah mich skeptisch an.

"So? Wieso lügst du mich an?" Ich blinzelte überrascht und senkte den Blick.

"Wie kommst du darauf? Ich wollte wirklich gerade reinkommen." Er kam näher und drückte mir seinen Zeigefinger gegen die Brust.

"Was glaubst du warum ich die Tür aufgemacht habe hm?" Das war eine gute Frage.

"Zufall?", erwiderte ich und sah auf seinen Finger bevor ich meinen Blick in seine Augen hob.

"Nein, ich hab dich auf den Überwachungsmonitoren gesehen du Held. Was soll ich denn auch hier draußen?" Jetzt hatte er mich wohl. Ich seufzte leise.

"Ja okay, ich stehe hier schon eine Weile. Bist du jetzt zufrieden?", entgegnete ich worauf er nur lächelte.

"Geht doch. War doch gar nicht so schwer oder? Jetzt komm endlich mit rein." Er nahm den Finger von meiner Brust und öffnete die Tür, hielt sie mir auf weshalb ich mich langsam in Bewegung setzte. An der nächsten Kreuzung wollte er den Weg zurück ins Innere des Clubs einschlagen aber ich griff dieses Mal nach seinem Arm.

"Komm bitte mit.", kommentierte ich mein Tun. Uruha wirkte zwar überrascht, nickte aber weshalb ich losließ und zu meinem Büro ging, es aufschloss und langsam eintrat. Sofort schlüpfte ich aus meinem Mantel und drehte mich dann wieder zu ihm um , lehnte mich dabei an die Kante meines Schreibtisches.

"Also ich habe nachgedacht und ich möchte, dass du mich aussprechen lässt okay?" In den dunklen Mandelaugen begann es zu funkeln und auch, wenn er versuchte das Lächeln zu unterdrücken, gelang es ihm nicht. Er nickte und sah mich nun neugierig an weshalb ich tief durchatmete.

"Gut, ich gebe zu, dass zwischen uns eine ziemlich starke Anziehung herrscht, gegen die ich mich wohl besser wehren kann als du aber das sei nun dahin gestellt.", schüttelte ich den Kopf und suchte nach den Worten, die ich mir auf dem Weg zurück, zurechtgelegt hatte.

"Nun ich hatte einige Zeit zum Nachdenken. Ich möchte dir einen Kompromiss anbieten. Wir lernen uns kennen, so wie es zwei Personen eben machen. Vollkommen unverbindlich. Es hat seine Gründe, dass ich so bin, wie ich bin auch dir gegenüber und vielleicht, erzähle ich dir irgendwann davon aber ich kann dir nicht versprechen, dass ich mich dir jemals vollständig öffne. Damit musst du leben können. Außerdem...möchte ich ganz gerne auf Körperkontakt verzichten. Du weißt so gut wie ich, dass wir ziemlich schnell im Bett landen würden und das ist gerade nicht mein Ziel. Bist du soweit damit einverstanden? Willst du irgendetwas hinzufügen?" Gott, es auszusprechen hatte mich eine Menge Überwindung gekostet. Ich fühlte mich wieder so verwundbar, nur weil ich die Option des Kennenlernens überhaupt in den Mund genommen hatte. Eine kleine Stimme flüsterte mir immer wieder ins Ohr, dass er mich genauso verraten und hintergehen würde aber ich war geneigt sie wenigstens ein einziges Mal zu ignorieren.

"Ich halte das für eine gute Idee, wirklich und ich bin froh, dass du dich dazu entschlossen hast. Allerdings möchte ich in der Tat etwas hinzufügen. Zwei Dinge, um genauso zu sein. Nummer Eins ist, dass du zu mir kommst, wenn du Blut brauchst. Also nicht immer, es ist ja kein Zwang aber wenn es frisch sein soll, dann kannst du es auch von mir haben okay? Deine Regel ist nämlich so ziemlich für den Arsch.", lächelte er amüsiert und trat dann noch einen Schritt näher an mich heran.

"Okay, von mir aus. Wie lautet Nummer zwei?", erkundigte ich mich und betrachtete ihn erwartungsvoll. Sein Grinsen wurde zu einem Schmunzeln als er dicht vor mir stehen blieb und seine Hände auf meine Brust legte.

"Nummer zwei ist, dass wir auf alles körperliche erst hiernach verzichten..." Seine Stimme war mehr ein Flüstern und doch verstand ich alles kristallklar. Uruha schob eine Hand in meinen Nacken und zog mich an sich bevor sich unsere Lippen wieder vereinten. Ich seufzte ergeben in den Kuss, schlang die Arme um seinen schmalen Körper um ihn an mich zu drücken. Ich spürte das kleine Lächeln, das er auf den Lippen hatte und doch küsste er mich mit solch einer Leidenschaft, dass mir schon fast schwindelig wurde. Ohne es zu bemerken, prägte ich mir seinen Geschmack und die Weichheit seiner Lippen ein. Bestimmt war das hier ein Versuch mich davon zu überzeugen, es doch zuzulassen aber ich würde standhaft bleiben. Dieser eine Kuss, nicht mehr und nicht weniger. Nur wie lange er anhielt, das hatte Uruha nicht gesagt weshalb wir uns auch eine gefühlte Ewigkeit küssten, unsere Zungen miteinander tanzen ließen bevor sich unsere Lippen wieder trafen. Doch alles hatte ein Ende weshalb es auch ich war, der diesen Kuss langsam beendete. Noch ein paar kleine Küsse hauchte ich ihm auf die vollen Lippen bevor ich die Augen öffnete und ihn ansah. Er lächelte, seine Augen strahlten und doch schien er meine Entscheidung zu respektieren, nahm wieder etwas Abstand, auch wenn es ihn Mühe kostete. "Gut...dann ist ja alles klar. Ich eh...muss dann mal wieder.", lächelte Uruha ein bisschen verstrahlt und deutete mit dem Daumen hinter sich, lief rückwärts und als er sich umdrehte lief er erst mal gegen die Tür.

"Oh...hast du dich verletzt?" Ich war zwei Schritte nach vorne gelaufen aber er winkte bereits ab.

"Alles gut, keine Sorge.", lachte er peinlich berührt und öffnete dieses Mal die Tür.

"Ach sag, sind die Anderen noch da?" Uruha schüttelte den Kopf.

"Nein, sie sind vor einer halben Stunde oder so gegangen. Sie meinten, dass du dich melden sollst, wenn du reden willst." Ich nickte verstehend.

"Okay, danke.", lächelte ich und Uruha verließ schließlich mein Büro, schloss die Tür hinter sich und ließ mich alleine. Noch immer etwas abwesend hob ich die Finger an meine Lippen, glitt mit den Spitzen darüber und schüttelte lächelnd den Kopf. Mit Sicherheit würde Uruha immer wieder ein Schlupfloch dafür finden, mich küssen zu können und ich musste leider zugeben, dass ich schon neugierig darauf war, wie dieses aussehen würden.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Die Wogen haben sich geglättet und tatsächlich haben die Vier oder besser gesagt Ruki und Jin, es doch geschafft, Kai zum Nachdenken anzuregen. War zwar nicht die feine englische Art aber hey, der Zweck heiligt die Mittel.
Ich habe Kai lange leiden lassen aber wer weiß, vielleicht ist das nächste Leid noch gar nicht weit entfernt *pfeif*

Hoffentlich hat euch das Kapitel gefallen und bis zum nächsten Mal. Ich freue mich, wie immer, über einen kleinen Kommi :D

Tata~ Komplett anzeigen

Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (1)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Scorbion1984
2016-04-02T09:00:54+00:00 02.04.2016 11:00
Endlich oeffnet sich Kai wieder etwas ! Mal sehen was er sich als Strafe für seine Familie ausdenkt !


Zurück