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Hands of blood

Zabuza/Haku
von

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Rescue

Es war still in dem kleinen Raum, in dem sich nur ein Tisch aus Metall und vier Stühle befanden. Das grelle Licht einer einzelnen Neonröhre über seinem Kopf verursachte in diesem noch mehr Schmerzen. Starr blickte er vor sich hin, fixierte ausdruckslos einen Punkt an der Wand, während er die Hände in seinem Schoß immer wieder zu Fäusten ballte. Das Brennen seiner Gelenke wurde dadurch nicht gelindert, doch es verhinderte, dass er zu sehr abdriftete. Langsam wurde er mürbe, doch er hatte ja auch bestimmt zwei Stunden lang hier drin getobt. Ungeachtet seiner körperlichen Verfassung hatte er gegen den Tisch getreten, an den daran befestigten Handschellen gerissen und sich heiser gebrüllt. Niemand war bisher zu ihm gekommen, doch er ahnte, dass sie ihn durch die verspiegelte Scheibe beobachteten. Seine Schulter pochte unangenehm, was wohl an der Kugel lag, die er sich eingefangen hatte…man hatte sie ihm ohne Narkose entfernt und ihn dann notdürftig versorgt. Ein breites Pflaster klebte über seiner gebrochenen Nase, seine Blutergüsse schwollen langsam an…und mittlerweile meinte er zu spüren, dass mehrere Rippen durch waren. Es behinderte ihn beim Atmen, doch das war das geringste Problem; schlimmer war es, dass er nicht die geringste Ahnung hatte, was mit Haku war. Die Erinnerungen der letzten Stunden zerrten an seinen ohnehin schon malträtierten Nerven…alles war so schnell gegangen, dass er es selbst jetzt nicht begreifen konnte. Während er hier drin saß und mit der Übelkeit kämpfte, zermarterten ihm die Geschehnisse das Hirn…und Zabuza wusste nicht mehr, was er glauben sollte.
 

Der Schuss hallte durch die Halle, ließ das Getöse für einen Moment verstummen. Mit weit aufgerissenen Augen verfolgte er mit, wie Warajis massiger Körper wie in Zeitlupe zur Seite kippte. Die Kugel hatte ihn genau zwischen die Augen getroffen…und als er endlich seinen Blick lösen konnte, fuhr er herum. Fassungslos starrte er den Mann an, der immer noch die Pistole in der Hand hielt, die kalten Augen zeigten keine Emotion. Er beobachtete, wie Gato unheimlich blass wurde und direkt zu seiner eigenen Waffe griff – wohl, um sich gegen den Verräter zu verteidigen.

Ausgerechnet der Mann, der sich einen Namen, bei dessen bloßer Erwähnung die meisten schon zusammenzuckten, gemacht hatte, hatte dieses blutige Schauspiel binnen einer Sekunde beendet. Zabuza wusste nicht, wie lange der Kerl diesem Schmiersack schon zur Seite stand, doch er hatte dessen vollstes Vertrauen genossen – bis jetzt.

„Pain! Was fällt dir ein, du dreckiger-“

Kein Wort trat über die Lippen des Mannes, die Miene blieb hart – ungeachtet dessen, dass die Wachmänner gerade ihre Waffen hoben und auf ihn zielten. Plötzlich ertönte ein Scheppern, das die ganze Halle in Aufruhr brachte. Durch alle drei Eingänge stürmten bewaffnete, schwarz Uniformierte hinein – und die diskutierten nicht, sondern schossen direkt ins Publikum. Leute schrien durcheinander, sprangen auf und stießen sich gegenseitig zu Boden…trampelten einander nieder. Panik machte sich breit und schaukelte sich so schnell hoch, dass es einem regelrechten Horrorszenario glich – Mann oder Frau, es machte keinen Unterschied, jeder konnte sich eine Kugel einfangen. Nicht, dass sich Zabuza auch nur ein bisschen um diese Menschen sorgte…

„Was…was….geht hier vor?!“, japste Gato zutiefst schockiert und Schweißperlen sammelten sich auf seiner Stirn.

Die Waffe in seiner Hand zitterte heftig und er schien nach einer Lücke zu suchen, durch die er entfliehen konnte. Doch dann riss er die Pistole hoch und feuerte einen Schuss auf Pain ab – traf dessen Brust. Pain taumelte heftig zurück, verzog zwar das Gesicht, doch er blieb auf den Beinen.

„Was…?“, stammelte Gato, doch weiter kam er nicht.

Kakuzu, der sich bisher zurückgehalten und das Geschehen verfolgt hatte, riss dem perplexen Gato die Waffe aus der Hand und nahm ihn von hinten in den Schwitzkasten. Der Mann mochte einige Jahre auf dem Buckel haben, aber er hatte die Statur eines Ringers – von daher war es kein Wunder, dass von Gato nur ein ersticktes Röcheln kam.

„W-Wieso…?!“

Hart wurde ihm die Pistole gegen die Schläfe gedrückt, dann ließ sich Kakuzu mit ihm nach hinten fallen, drückte sich mit dem Rücken gegen die Gitterstäbe.
 

„Auf den Boden!“, zischte er Zabuza mit seiner Grabesstimme zu.

Spätestens jetzt kapierte er gar nichts mehr, doch als eine Kugel an ihm vorbei sauste, ließ er sich knurrend auf die Knie fallen. Während er so geduckt kniete und den Schreien und Schüssen lauschte, ließ er Haku nicht aus den Augen. Da war Blut, viel zu viel Blut…und Haku lag unter diesem toten Scheißkerl begraben. Atmete er überhaupt noch? Zabuza spürte, wie ihm wieder ganz schlecht wurde…jemand musste ihm helfen. Diese Leute da…die waren doch dazu da oder nicht? Das musste auf Kisames Konto gehen…und auf das von diesem Kerl…oder? Haku würde Hilfe bekommen…sie würden ihn nicht sterben lassen!

Die Hoffnung brannte so sehr in seiner Brust, dass sie regelrecht schmerzte…aber dann begriff er, dass sich niemand um Haku kümmerte. Keiner beachtete ihn auch nur im Geringsten…diese Fremden trieben die Zuschauer zusammen, erschossen diejenigen, die auch nur einen Versuch zur Flucht wagten. Das hier, begriff er, das war keine Rettungsaktion…das war eine Hinrichtung – und er hätte nichts dagegen gehabt, wenn sein Schützling nicht dort gelegen hätte. In seinem eigenen Blut…und dem Tode nahe.

Seine Hände krampften sich zitternd um die Stangen…und es war ihm gerade scheißegal, warum Pain und Kakuzu sich plötzlich gegen Gato stellten. Auch, wenn er sich damit vermutlich lächerlich machte, begann er erneut zu schreien.

„Ey! Ey, ihr da, verfluchte Scheiße!“, rief er so laut er konnte. „Helft dem Jungen! Da liegt noch jemand! Ey!“

Neben ihm ertönte ein amüsiertes Schnauben.

„Die kugelsicheren Westen haben was für sich oder?“

Pain ließ auf die Feststellung hin nur ein abfälliges Geräusch ertönen.

„Pass lieber auf, dass der da keine Dummheiten macht.“

Kalte Abscheu lag in seiner Stimme, während sein ganzer Hass in dem Blick, mit dem er Gato bedachte, zu stecken schien. Dieser ruderte hilflos mit den Armen, schien sich dem Griff Kakuzus jedoch nicht entziehen zu können.

„Oh, keine Sorge…“, erwiderte der mit einem bösartigen Lächeln. „Das würde mir als Letztes einfallen.“

„W-Warum…?!“, japste Gato verzweifelt. „…ich…wir sind…doch…P-Partner!“

Während dem Mann der Schweiß auf der Stirn stand, schien das finstere Funkeln in Kakuzus Augen noch dunkler zu werden. Dieser machte sich einen Spaß daraus, ihm den Lauf immer wieder gegen die Stirn zu schlagen, wobei seine Geisel jedes Mal zusammenzuckte.

„Wir waren nie Partner“, hörte er ihn raunen. „Keine Sekunde.“

„Aber…aber warum…?!“

Kakuzu schnaubte verächtlich.

„Ich gebe dir einen Denkanstoß…für mehr fehlt mir die Zeit und die Geduld“, meinte er kalt. „Du hast da einen Jungen auf dem Gewissen…nun, vermutlich mehr als einen.“

Zabuza spannte sich an, auch wenn ihn das natürlich nicht wunderte. Er musste nur einen Blick zu Haku werfen, um zu wissen, was Gato für ein Scheusal war. Nicht zu vergessen all die anderen Kinder, die in dieser Arena schon gestorben waren…oder sich umgebracht hatten.

„Sein Name war Taki.“
 

Zabuza zuckte zusammen, als Pain die Knarre hoch und einem der Angreifer in den Bauch schoss. Einem weiteren rammte er die Pistole ins Gesicht und warf ihm mit geübtem Griff zu Boden, wo er ihn hielt und ihm solange die Luft abdrückte, bis sich der Mann nicht mehr regte. Kakuzu war zwar mit Gato beschäftigt, aber das hinderte ihn nicht daran, ebenfalls zu schießen, so dass der Orangehaarige sich wenig Sorgen um seine Deckung machen musste.

„I-Ich kenne…niemanden…der so heißt…“, wimmerte Gato, doch Kakuzu schien es nicht zu interessieren.

Abermals schlug er ihm mit dem Lauf gegen die Schläfe, spielte ein wenig mit dem Abzug. Pain warf dem Alten einen mahnenden Blick zu, während er dem Toten die Pistole entwendete und dann den Blick schweifen ließ.

„Hn…ich sehe nach dem Jungen“, brummte er an Kakuzu gewandt, der mit den Schultern zuckte.

„Von mir aus.“

„Bleibt unten!“

Zabuza sah verwirrt zu, wie Pain seine Waffen hob und sich dann durch die Menge bewegte, geduckt – und schießend. Gleich zwei weitere Lakaien Gatos verloren durch ihn sein Leben und Zabuza begriff erst ein paar Sekunden später, dass Pain von Haku gesprochen hatte.

Ein spöttischer Seitenblick aus grünen Augen wurde ihm zuteil und Zabuza packte die kalte Wut. Wie konnte der Mistkerl es wagen, ihn zu verhöhnen, wo er doch an allem Schuld war?! Er hatte Haku in diese Lage gebracht…egal, was er gerade tat – das würde nichts ändern.

„Ich bring dich um, wenn er draufgeht!“, grollte er und wünschte sich, er könnte die wenigen Zentimeter zwischen ihnen überbrücken.

Kakuzu funkelte ihn belustigt an.

„Sicher doch.“

Zabuza stieß üble Flüche aus, während er wieder zur Arena sah – und einfach nur hoffte, dass Pain rechtzeitig da war, um ihm helfen zu können. Haku lag immer noch so regungslos da, was kein gutes Zeichen war…er wünschte, er könnte zu ihm…doch dazu müsste er die verfickten Handschellen loswerden.

„Mach mich los!“, raunzte er Kakuzu an, doch dieser schnaubte nur.

„Selbst wenn ich könnte, würde ich es nicht tun. Sehe ich lebensmüde aus?“

„Ich muss zu ihm! Scheiße, mach mich los!“

„Mich anzubrüllen, wird meine Meinung nicht ändern.“

Kakuzu blieb die Ruhe selbst, während er Gato beobachtete, dessen Gesichtsfarbe langsam ins Ungesunde abdriftete. Seufzend lockerte er den Griff ein wenig, ohne ihm die Chance zu geben, ihn entkommen zu lassen.

„Dich spare ich mir auf…“, hörte er ihn leise sagen, woraufhin nur ein verzweifeltes Gurgeln ertönte.

Im nächsten Moment weitete Kakuzu die Augen und er riss seinen Gefangenen wie einen Schutzschild hoch – die Kugel traf jedoch weder ihn, noch Gato…sondern durchbohrte Zabuzas Schulterblatt. Er gab einen abgehackten Aufschrei von sich, während die Kugel in seinem Fleisch stecken blieb. Scheiße…er sank gegen die Gitter, sah keuchend nach hinten, wo einer der Schränke stand und gerade wieder abdrücken wollte. Der Schuss hallte in Zabuzas Ohren wieder – doch er traf keinen von ihnen. Der Mann kippte zu Boden – die Kugel hatte seinen Hinterkopf getroffen. Den jungen Typen, der dort mit gehobener Waffe stand, kannte er nicht…doch das Weibergesicht erinnerte ihn schmerzlich an Haku.

Die harten Züge ließen das Feminine etwas in den Hintergrund treten, ebenso wie seine Stimme, die zwar angenehm war, jedoch unüberhörbar autoritär klang. Etwas, das Zabuza hier drin zu hassen gelernt hatte.

„Du solltest längst draußen sein“, wandte er sich kühl an Kakuzu.

Dieser zuckte mit den Schultern.

„Will Madara dich denn im Kreuzfeuer wissen, Junge?“, gab er hämisch zurück und direkt verengte der junge Mann die dunklen Augen. „Also weiß er nicht, dass du mitmischst.“

„Das ist mein Auftrag. Ich gehöre hierher“, stellte er unmissverständlich klar. „Wo ist Pain?“

„Er trägt gerade das Püppchen aus der Gefahrenzone…und bringt dabei ein paar Leute um die Ecke.“

Sofort fuhr Zabuza wieder herum, ignorierte dabei die Schmerzen; es war alles nicht wichtig, solange Haku nur geholfen wurde. Und tatsächlich sah er einen orangenen Schopf, der sich durch das Chaos bewegte – über seiner Schulter hing die leblose Gestalt Hakus. Obwohl das nichts hieß, durchströmte Zabuza die Erleichterung.
 

„Hat dein Schoßhündchen also brav seinen Teil erledigt?“

Der junge Mann runzelte verärgert die Stirn, während er bei ihnen blieb und dabei zielte. So, wie es aussah, gab er ihnen nun Deckung.

„Nenn ihn nicht so…und ja. Kisame war erfolgreich. Andernfalls wären wir zu spät gekommen…er hat uns die Türen geöffnet.“

„Allein ja wohl kaum…also haben sie einander gefunden.“

„Scheint so.“

Bei der Erwähnung seines Kumpels horchte Zabuza auf und fassungslos starrte er den Fremden an. Das war er also? Der Kerl, dem Kisame vertraute…der sie hier rausbringen sollte? Wut loderte in ihm auf, denn nun begriff er, warf sich gegen die Fesseln – dass er damit seine Wunde noch vergrößerte, war ihm scheißegal.

„Du…“, knurrte er zornig. „Du bist daran schuld?! Ihr Pisser steckt unter einer Decke?! Was ist Haku für euch gewesen?! Ein verficktes Opferlamm?! Euretwegen ist er halbtot geprügelt worden! Ich bring euch beide um!!“

Der junge Mann hob eine Braue, schenkte ihm aber nicht viel Aufmerksamkeit.

„…hiernach müssen wir reden, Kakuzu“, meinte er nur kurzangebunden.

„Aber natürlich, Itachi.“

Es schien nicht so, als würde sich der Alte vor Angst in die Hosen machen – eher, als würde er ihm gar nichts können. Itachi ging nicht weiter darauf ein, sondern musste soeben einer Kugel ausweichen, bevor er wieder schoss – sehr zielsicher, wie sich herausstellte.

Zabuza blinzelte leicht, als er merkte, wie seine Sicht langsam verschwamm. Heftig schüttelte er den Kopf, sackte aber trotzdem etwas in sich zusammen. Erst jetzt fiel ihm auf, dass sich sein Rücken mittlerweile ziemlich nass anfühlte. Anscheinend machte sich der Blutverlust bemerkbar…er kniff die Augen zusammen, schluckte den eisenhaltigen Geschmack in seinem Mund herunter. Auch seine Hände waren ganz glitschig vom Blut seiner aufgescheuerten Gelenke…natürlich reichte es nicht, um die Fesseln abzustreifen, dafür waren seine Hände zu groß. Er stöhnte unterdrückt und lehnte sich schwer atmend gegen die Gitter, während er benommen nach Haku suchte. Wo war Pain mit dem Jungen hin?

„Beweg dich nicht zu viel.“

Zabuza murrte auf die Worte des Dunkelhaarigen hin nur ein „Fick dich“, das jedoch ignoriert wurde. Es machte ihn wahnsinnig, dass er weder wusste, wohin Pain seinen Schützling verschleppte, noch wie es ihm ging. Er hatte längst den Überblick verloren…da war nur Chaos…und Blut…und Menschen, die er nicht von Freund oder Feind unterscheiden konnte.
 

Irgendwann war es ruhiger geworden…die Menschen in der Arena waren zum größten Teil unbewaffnet gewesen, da es den Zuschauen verboten war, Pistolen oder ähnliches mit sich zu führen. Gatos Lakaien waren ohne ihren Boss oder Pain, der ihnen sagte, was sie zu tun hatten, relativ planlos gewesen und hatten sich schließlich ergeben. Zabuza wusste nur noch, wie ihn diese Typen, die unter Itachis Kommando gestanden hatten, hochgerissen und mitgeschleift hatten. Bisher war er nicht viel anders behandelt worden, als es bei Gato der Fall gewesen war.

Grob hatten sie ihm ihre Knarren ins Gesicht gehalten und ihn mit Gewalt ruhig gestellt, als er sich gewehrt hatte. Dann war er hierher verschleppt worden, wo sie ihm in einem anderen, steril wirkenden Raum die Kugel entfernt und die Wunden desinfiziert hatten. Mit keiner Silbe hatte man ihm verraten, was nun passieren würde, sondern ihn stattdessen hier angekettet und eingesperrt. War es daher ein Wunder, dass er nach wenigen Minuten ausgerastet war? Die Angst um Haku machte ihn fertig, ebenso wie das Unwissen, wie es nun weitergehen würde. Das hier…das sah nicht nach Freiheit aus, sondern nach Verhör mit anschließendem Gefängnisaufenthalt.

Zabuza drehte sich der Magen um, als er daran dachte, dass er wieder eingesperrt werden würde und dieses Mal ohne Haku. Falls der Junge überlebte, würde man ihn sicher in so ein betreutes Scheiß-heim stecken…und Zabuza kannte einige Geschichten über solche Einrichtungen. Er wollte verdammt noch mal wissen, wie es Haku ging und ihn nicht irgendwelchen Fremden überlassen!

Gereizt sah er auf die weißen Verbände an seinen Handgelenken, die allerdings schon ziemlich durchgesifft waren, weil er einfach nicht ruhig bleiben konnte.

Wo hatten sie überhaupt Kisame hingebracht? Auch in so einen Verhörraum? Oder bekam der die Sonderbehandlung, weil er seinen Teil hierzu beigetragen hatte? Lebte Kisame überhaupt noch? Würden sie ihn beseitigen, weil er zu viel wusste? Hatte er davon gewusst, dass Haku Teil des Plans gewesen war? Zu viele Fragen…und keiner hielt es für nötig, ihn aufzuklären.
 

Zabuza hatte sich gerade wieder auf den Stuhl fallen lassen, als die Tür aufging – und er sprang, wie von der Tarantel gestochen, sofort auf. Mit allem hätte er gerechnet, aber nicht mit einer Frau und er konnte nicht anders, als die hübsche Blauhaarige anzustarren. Irgendwoher kannte er ihr Gesicht, war sich sicher, dass er ihr schon mal begegnet war.

Seine Ahnung bestätigte sich, als ihm auffiel, dass sie unter dem schwarzen Mantel gleichfarbige Strapse trug. Es gab dort unten so viele Huren, dass er sich die Namen nie merkte, aber an die…ja, an die erinnerte er sich. Das war Pains Mädchen. Seine Privatnutte, sagte man sich, weil er angeblich auf Kurven stand und sie nicht zu jung mochte. Zabuza ahnte, dass da mehr hinter steckte und es machte ihn unheimlich wütend, weil er sich gerade wie ein Idiot vorkam.

„Ich habe keine Nutte bestellt“, raunzte er die Frau an, deren Namen er immer noch nicht auf die Reihe bekam.

Ihre bernsteinfarbenen Augen wurden eine Spur schmaler, doch sie reagierte ansonsten nicht auf die Provokation. Stattdessen nahm sie ihm gegenüber Platz und überschlug die langen Beine, den Blick fest auf ihn gerichtet.

„Bist du nicht zu alt für Blümchen?“, versuchte er es weiter, sah zu der weißen Papierblume in ihrem Haar.

Na ja, allzu weiß war die auch nicht mehr, denn bei genauerem Hinsehen erkannte er ein paar rote Flecken…Blut? Auch in ihrem blauen Haar klebte etwas…

Ihre vollen Lippen mit dem kleinen Piercing darunter zuckten nur ganz leicht, ehe das angedeutete Lächeln wieder verebbte. Abermals wurde die Tür geöffnet und auch dieses Mal erschien kein Fremder. Fertig sah er aus, noch blasser als bei ihrem ersten Aufeinandertreffen und er hielt den rechten Arm so, als würde er schmerzen. Geschah ihm Recht, wenn er auch etwas abbekommen hatte!

„Haben Sie sich beruhigt?“

Zabuza gab ein verächtliches Schnauben von sich, starrte den jungen Mann, der sich soeben neben die Frau setzte, todbringend an. Dieser nahm es gelassen auf, legte mit der linken Hand irgendwelche Akten vor sich auf den Tisch – vermutlich das wenige, das er in Gatos Schreibtisch zusammengeklaubt hatte. Zabuza besaß keinen Ausweis, keinen Lebenslauf und auch sonst war so gut wie nichts über ihn bekannt.

„Die Höflichkeit kannst du dir sonst wohin stecken!“

Itachi überging seinen Tonfall geflissentlich, sah aber auch nicht weg, sondern begann die Frau und sich selbst vorzustellen.

„Dies ist Hanami Konan und mein Name ist Uchiha Itachi.“

„Schön für euch…seid ihr Bullen oder was?“, gab Zabuza zurück und machte sich keine Mühe, seine Abneigung zu verbergen.

Itachi hob eine Braue.

„Wir kooperieren ab und zu mit der Polizei, sollte es sich ergeben, aber wir gehören nicht dazu. Unsere Organisation befasst sich mit Fällen wie diesen und arbeitet im Alleingang.“

„Also knallt ihr die Leute immer ab oder verschleppt sie, nachdem ihr Kinder ans Messer liefert?“, versetzte der Hüne bitter und spürte Genugtuung, als Itachi kurz den Blick senkte.

Der Pisser wusste also genau, wovon er sprach.
 

„Itachi…“

Konan warf dem jungen Mann einen regelrecht mahnenden Blick zu, ehe sie das Wort ergriff.

„…wir handeln extremer und opfern mehr, als die Polizei oder das FBI, doch wir haben dieselben Ziele.“

„Hast du dich deshalb als Nutte ausgegeben?“, fragte Zabuza schroff, doch Konan schien es nicht zu treffen.

„Das war die einzige Möglichkeit, mich einzuschleusen…und wie du siehst, hat es funktioniert. Ich schäme mich nicht dafür, falls du das denkst. Es hat dazu beigetragen, Menschenleben zu retten.“

Zabuza hätte ihr am liebsten ins Gesicht gespuckt, denn er sah bei dem letzten Satz Hakus leblosen Körper vor sich.

„Leben retten“, spie er verächtlich aus und Itachi sah wieder auf.

„Es war nicht geplant, dass der Junge miteinbezogen wird, falls du das meinst. Kakuzu hat eigenmächtig gehandelt, doch er hatte auch nicht besonders viele Möglichkeiten.“

„Und dass er ihn gefickt hat?“, zischte Zabuza bebend vor Wut. „War das auch nicht geplant? Oder dachtet ihr Schweine, dass einmal mehr nichts ausmachen würde?!“

Itachi blieb einen Moment still, ebenso wie Konan.

„Ich heiße nichts davon gut, was er getan hat“, stellte er dann klar, doch für Zabuza waren es nur leere Worte. „Er hatte die Aufgabe, seine Tarnung zu wahren…und er hat Gründe, die ihn vertrauenswürdig machen. Ich kann nicht rückgängig machen, was passiert ist…auch wenn es mir leidtut.“

Zabuza ließ seine Fäuste auf die Tischplatte krachen, doch keiner der beiden zuckte zusammen.

„Die Ausreden könnt ihr euch sparen!“, knurrte er aggressiv. „Wo ist Haku?! Wie geht es ihm?!“

„In der Notaufnahme“, antwortete Itachi ohne Umschweife. „Sie tun für ihn, was sie können…Pain ist bei ihm und überwacht seinen Zustand. Er ist nun in Sicherheit.“

„Fahr zur Hölle!“, blaffte Zabuza zurück. „Sicherheit…ihr seid genau solche Scheißkerle wie das restliche Pack! Eigentlich seid ihr sogar noch schlimmer – Gato und seine Lakaien geben wenigstens zu, dass sie Arschlöcher sind! Aber ihr tut so, als wärt ihr die Guten…ihr macht mich krank!“
 

Für ein paar Sekunden herrschte frostiges Schweigen im Raum, dann schnaubte Konan.

„Wir haben auch Opfer gebracht, Zabuza“, erwiderte sie leise. „Glaub nicht, dass es für uns einfach war. Pain und ich haben in der Vergangenheit einen Freund verloren, der sich nach dem Missbrauch das Leben genommen hat…und Itachis Cousin wurde von Gato umgebracht. Wir sind Menschen wie du und wir sind bestimmt nicht fehlerlos, aber nichts tun, bringt einen nicht weiter.“

Itachi neben ihr nickte langsam.

„Es wäre mir lieber gewesen, der Junge hätte rausgehalten werden können…aber er hat Kisame und Konan Zeit verschafft, um sich ins System zu hacken. Wir haben alle Daten, die wir brauchen, um die Zweigstellen und nicht anwesende Beteiligte ausfindig zu machen. Sie werden alle das bekommen, was sie verdienen.“

Zabuza lachte trocken auf.

„Also kommen Kisame und ich in den Knast oder was?“, kommentierte er und Konan funkelte ihn an.

„Tatsächlich seid ihr Mörder, Zabuza, und habt es Itachi zu verdanken, dass wir euch nicht wie viele andere direkt erschossen oder der Polizei übergeben haben.“

„Wie gnädig…“

Itachi schien sich weniger als Konan an seinem Sarkasmus zu stören, denn er fuhr fort: „Wir können euch aber auch nicht einfach gehen lassen. Dafür seid ihr zu gefährlich.“

Zabuza verengte die Augen, blitzte sein Gegenüber zornig an.

„Gefährlich, ja? Ich kann dir gern mal zeigen, wie gefährlich ich bin…“

Schade, dass der Kerl kein Stück auf seine Drohung reagierte, auch nicht, als er ruppig an den Handschellen riss und die Fäuste abermals auf den Tisch knallte, sich dabei vorbeugte. Konan schien dieselben Nerven aus Stahl zu haben, denn auch sie blieb ruhig sitzen und sah ihn kühl an. Er konnte ihre Abneigung gegen ihn zehn Meilen gegen den Wind riechen, doch warum sollte er sich auch mit den beiden gutstellen und einlenken? Hakus Zustand ging auf die Kappen dieser Typen – und ihm war scheißegal, was für Opfer die gebracht hatten. Kakuzu hatte den Jungen missbraucht und bedroht, Pain hatte ihn geschlagen…dass er diesen Waraji abgeknallt hatte, änderte nichts.

„Ich verstehe deinen Groll“, hörte er Itachi sagen und grub die Nägel in die Handflächen. „Du solltest jedoch bedenken, dass dein weiteres Leben nun davon abhängt, wie du dich uns gegenüber verhältst.“

„Soll das eine Drohung sein?!“, blaffte Zabuza ihn an, was Itachi seufzen ließ.

„Nein…es soll ein Rat sein. Wir können niemanden frei herumlaufen lassen, der eine Gefahr für die Gesellschaft darstellt. Ich möchte, dass du dir das vor Augen hältst…und dir überlegst, was du bereit bist zu tun, um eine zweite Chance zu bekommen.“

Zabuzas Kiefer malmte geräuschvoll, während er sich die Worte anhörte. Allerdings schien Itachi nicht sofort eine Antwort zu erwarten, denn er blätterte stattdessen eine der Akten durch.

„Über dich ist so gut wie nichts bekannt…und bei Kisame ist das nicht viel anders. Wir können euch Papiere ausstellen, die richtigen Kontakte haben wir dafür.“

Immer noch saß er nur da und funkelte den jungen Mann an.

„Wie du weißt, gibt es nichts im Leben umsonst, also tun wir das selbstverständlich nicht ganz uneigennützig. Kisame hat mit seiner Hilfe schon einiges beigetragen…jedoch gibt es noch eine Forderung.“

„Musste ja nen Haken geben!“, kommentierte er trocken.

„Du kannst darauf eingehen oder nicht“, sprach Itachi ungerührt weiter. „Und natürlich bekommst du ein wenig Bedenkzeit. Deshalb sind wir direkt gekommen und haben dich nicht länger warten lassen.“

Zabuza lehnte sich zurück…immer noch kochte die Wut in ihm, doch er hatte ja keine andere Wahl, als sich den Mist anzuhören. Jedoch…ließ ihn dieser Mist ziemlich schlucken. Eine Chance wurde ihnen tatsächlich geboten…aber was er da verlangte, zog ihm endgültig den Boden unter den Füßen weg.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Ich hab mich so verdammt schwer mit dem Kapitel getan...im Endeffekt wollte ich dann doch dem Stil der FF treu bleiben und alles Weitere in Flashbacks rüber bringen.
Bedeutet, dass die nächsten beiden Kapitel auch so sein werden...bis es sich dann zusammenfügt.
Uff...ich bin echt geschafft. X_x
Ursprünglich hatte ich vor, das Kapitel zu splitten, weil es dann doch recht lang wurde und viel passiert...aber da ich plane, das nächste Kapitel aus Kakuzus Sicht zu schreiben und das danach aus Kisames, hab ich mir gedacht - ach, was soll's!
Vermutlich habe ich mal wieder mehr Fragen als Antworten in die Runde geworfen, aber immerhin weiß man jetzt, wer alles unter einer Decke steckt. Konan war seit Pains Erwähnung mit eingeplant - ich wollte einfach ne Frau an Bord haben und sie ist halt toll. :)
Mehr gibt's eigentlich nicht zu sagen...außer, dass ich hoffe, dass es so ankommt, wie ich's mir vorgestellt habe.

LG Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Hinatara
2016-04-16T07:26:18+00:00 16.04.2016 09:26
Ich habs doch geahnt dass Pain kein Speichellecker Gatos ist :D
Sehr cool :3 Ich mags auch, dass Zabuza erst mal alles andere als begeistert ist. Und ich hoffe, Haku geht es gut und... holy, Kakuzu gehört echt gevierteilt ><
Von:  Ruha_Ducky
2016-03-16T16:59:57+00:00 16.03.2016 17:59
Die Spannung nimmt ja gar kein Ende mehr hier~ :D
Aber wieder super geschrieben
Bin gespannt was noch so kommt und wie es weiter geht~



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