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Wahre Liebe

von

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Kapitel 24

Kapitel 24
 

Liebe Anne,
 

ich habe ganz tolle Neuigkeiten für Dich. Fred muss nächste Woche wegen einiger Geschäft nach Halifax fahren und er will ich mitnehmen. Meine Mutter hat sich bereit erklärt solange auf Baby Fred aufzupassen. Hättest du nicht Lust und Zeit mich zu treffen? Wir könnten gemeinsam durch die Stadt streifen und vielleicht noch einige Dinge für die Hochzeit besorgen. Wie sieht es mit Deinem Hochzeitskleid aus? Hast Du Dich schon endgültig für eines entschieden? Ich würde mich sehr freuen, Dich wiederzusehen, Anne. Ich werde in den nächsten Tagen im Waisenhaus anrufen um eine Antwort von Dir zu bekommen.
 

Hoffentlich bis bald, Deine Freundin Diana.
 

Natürlich wollte Anne Diana treffen. Eine Woche später trafen sich die jungen Frauen am Bahnhof von Halifax. Diana hatte ihr telefonisch die Ankunftszeit mitgeteilt. Lachend umarmten sich die beiden, als Diana und Fred aus dem Zug gestiegen waren.
 

„Wie schön euch beide zusehen“, strahlte Anne. „Gilbert wäre auch gerne gekommen. Doch im Krankhaus ist gerade soviel los, dass er sich unmöglich frei nehmen konnte.“
 

„Ich hab auch noch eine ganze Menge zu arbeiten. Aber vielleicht können wir

uns alle heute Abend zum Essen treffen, “ antwortete Fred.
 

„Ja, das wäre super. Wir sollten jetzt erst mal zu unserem Hotel fahren.“ Diana hackte sich bei Anne ein.
 

„Geht ihr zwei nur, ich muss gleich zur Spark Bank fahren.“ Fred sah geschäftig auf die Uhr. „Ich bin spätestens um 17.00 Uhr zurück im Hotel, Diana.“ Er küsste seine Frau rasch auf die Wange und wünschte ihnen beiden noch viel Spaß.
 

„Ich hab dir soviel zu erzählen, Anne. Wo sollen wir mit unserem Stadtbummel anfangen? Ich kenne mich in Halifax gar nicht aus.“
 

„Willst du dich nicht vorher ein wenig ausruhen?“ Fragte Anne lachend.
 

„Ach iwo, ich kann es gar nicht erwarten die Geschäfte zu durchstöbern.“ Schwatzend hatten sie das Bahnhofsgebäude verlassen. Fred hatte arrangiert, dass ein Bote das Gepäck zum Hotel brachte. „Jetzt sag mal, wie sieht es aus mit deinem Hochzeitskleid, Anne?“
 

„Diana, ich bin so froh, dass du da bist“, seufzte Anne mit einem Lachen. „Ich hab mir schon einige Kleider angesehen, aber ich kann mich nicht entscheiden, welches zu mir passt. Ich finde mich in jedem von ihnen hässlich...“
 

„Anne, du bist wunderhübsch. Diana ist jetzt da und wird dir helfen. Komm schon, wir werden dein absolutes Traumkleid finden. Ich verspreche es dir.“

Den ganzen Vormittag verbrachten sie damit, von einem Geschäft zum nächsten zu pilgern. Zwar hatten sie sich noch kein einziges Brautkleid angesehen, aber eine Unmenge von Geschirr, Büchern und bunten Stoffen betrachtet. Sie lachten und plauderten unablässig miteinander. Beide hatten unheimlich Spaß zusammen. Gegen Mittag gingen sie in ein Restaurant und aßen eine Kleinigkeit.
 

„So, “ sagte Diana entschlossen, als sie frisch gestärkt das Gebäude wieder verließen „jetzt werden wir uns um dein Kleid kümmern Anne.“
 

Gemeinsam gingen sie in ein großes Geschäft an der Ecke. Es führte eine Unmenge von Kleidern, Stoffen, Hüten und Schuhen. Geschlagene zwei Stunden sahen sie sich sämtliche Brautkleider und Stoffe an. Doch irgendwie war einfach nicht das passende dabei. Diana musste zugeben, dass das Geschäft einfach nicht das richtige für Anne hatte. Sicher, ihr hätten viele der Kleider gestanden, schließlich hatte Anne eine sagenhafte Figur. Doch allen fehlte das gewisse Etwas. Die Kleinigkeit, die es perfekt werden ließ.

Resigniert lief Anne die Straße hinunter.
 

„Siehst du was ich meine, Diana? Was machen wir, wenn wir kein passendes Kleid finden?“ fragte Anne verzweifelt.
 

„Ach komm, so schnell geben wir doch nicht auf, oder?“ Diana stieß die Freundin scherzhaft in die Seite. Mit frohem Mut gingen sie zum nächsten Geschäft, zwei Blocks weiter. Doch auch hier blieb ihre Suche erfolglos.

Annes Stimmung war allmählich auf dem Nullpunkt angekommen.
 

„Vielleicht sollten wir für heute mal eine Pause machen, Anne.“ Schlug Diana vor, die merkte, dass heute nichts mehr zu erreichen war. „Morgen versuchen wir es erneut, ja?“
 

Anne nickte nur stumm. Sie schlenderten die Straße hinunter in Richtung Hotel. Dabei kamen sie an einem kleinen, kauzigen Laden vorbei. Im Schaufenster türmten sich neben einem Stapel alter Bücher, einige Vasen, daneben hing ein Kranz mit getrockneten Rosen. Ein Schaukelstuhl stand am anderen Ende und an ihm lehnte wieder rum eine Schaufel.
 

Abrupt blieb Anne vor dem Fenster stehen. „Diana, komm lass uns hier rein gehen.“
 

„Wieso, was willst du in diesem Kramladen?“ fragte Diana verwundert.

„Ich weiß nicht, ich finde ihn irgendwie interessant. Er hat etwas besonders. Lass uns noch in diesen einen Laden gehen, Diana, bitte.“
 

„Du wirst wohl kaum dein Brautkleid darin finden.“
 

„Ich muss einfach da rein, Diana. Ich glaube, hier wohnt eine verwandte Seele.“
 

Diana begann zu lachen und ließ sich von Anne in den Laden ziehen. Innen wirkte der Raum unheimlich winzig, da er so vollgestopft war mit allerlei Krimskram. Die Dinge wirkten recht verstaubt und man gewann nicht gerade den Eindruck, als wenn hier viele Leute aus und eingehen würden.
 

„Es scheint niemand da zu sein, lass uns wieder gehen, Anne.“ Sagte Diana ungeduldig.
 

Doch Anne sah sich staunend um, sie war fasziniert von dem Laden. Hier steckten soviel Geheimnisse. Lebhaft begann ihre Phantasie zu arbeiten. Plötzlich öffnete sich der Vorhang der hinter der Ladentheke war und eine alte und hagere Frau trat aus dem Nebenraum. Verwundert sah sie die beiden Mädchen an, gerade so alt hätte sie schon seit langem keine mehr so jungen Dinger gesehen.
 

„Wie kann ich euch helfen?“ fragte sie freundlich und ihre blauen Augen glitzerten schelmisch.
 

„Wir wollten uns nur ein bisschen umsehen“, erklärte Anne. „Sie haben einen sehr interessanten Laden. Ich glaube er steckt voller Abenteuer.“
 

Die Frau lächelte Anne zu: „Das kann man wohl sagen, alles hier hat eine

Geschichte. Aber bestimmt würde es euch nicht interessieren.“
 

„Oh, ich interessiere mich für jede Art von Geschichten. Ich finde es aufregend zu erfahren, was manche Dinge schon erlebt haben.“ Vorsichtig strich Anne über einen silbernen Kerzenleuchter, der auf der Ladentheke stand.
 

Das Lächeln der alten Frau wurde immer breiter. Dieses junge Mädchen war anders, als all die jungen Mädchen, die sie bisher kennen gelernt hatte.
 

„Dieser Kerzenleuchter hat meiner Großmutter gehört, sie hat ihn zur Hochzeit geschenkt bekommen. Sie liebte ihren Mann sehr und als er gestorben war konnte sie den Anblick dieses Kerzenleuchters einfach nicht mehr ertragen. Er hat sie immer an ihre Hochzeit erinnert. Also hat sie ihn in eine Kiste gepackt und auf den Speicher gestellt. Zehn Jahre später wurde der Speicher aufgeräumt und sie bekam diesen Kerzenständer in die Hand. Meine Großmutter hat bitterlich geweint, als sie ihn sah. Ich war damals noch klein und wusste nicht warum sie weinte und versuchte sie zu trösten. Doch plötzlich lachte sie und meinte: Doreen ich weine nur meinen Erinnerungen nach. Wir leben für unsere Erinnerungen. Das hat mich sehr nachdenklich gemacht und seit diesem Tag habe ich versucht jede Kleinigkeit in meiner Erinnerung zu behalten.“
 

„Ein hübscher Gedanke, dass wir für unsere Erinnerungen leben. Aber warum wollen sie ihn verkaufen, wenn er ihnen so viel bedeutet?“ Fragte Anne.
 

„Oh, er ist nicht zu verkaufen, das meiste hier ist nicht zu verkaufen. Ich weiß, ich hab einen Laden, aber eigentlich kann ich mich von nichts trennen. Darum ist hier auch alles so voll. Ich muss nicht unbedingt Geld mit dem Verkauf verdienen. Ich lebe hauptsächlich von dem, was mir meine Großmutter hinterlassen hat. Der Laden hier ist sozusagen nur mein Hobby.“
 

„Siehst du Anne, ich wusste du wirst hier nicht dein Brautkleid finden?“ Flüsterte Diana ihr zu. Sie ahnte nicht, dass die alte Dame noch ein fabelhaftes Gehör hatte.
 

„Ihr sucht ein Brautkleid?“
 

„Eigentlich schon. Ich werde nämlich im September heiraten, “ erklärte Anne. „Aber ihr Laden hat mich regelrecht magisch angezogen ich musste einfach reinkommen.“
 

Für einen Moment sah ihr die Frau prüfend in die Augen. „Ich glaube ich hätte da vielleicht was für Euch.“ Rasch verschwand sie hinter einem Regal und kam mit einem großen, verstaubten Karton zurück.
 

„Vor vielen Jahren hätte ich einmal fast geheiratet. Ich hatte schon das Brautkleid gekauft und die Feier war schon vorbereitet. Doch dann passierte ein Unglück...“ Tränen glitzerten in den Augen der Dame und Anne griff spontan nach ihrer Hand.
 

„Ein Unfall hat mir meinen George genommen und ich habe diesen Karton seither nicht mehr aufgemacht...“ Sie lüpfte langsam den Deckel des Kartons und der Duft von Mottenkugeln schlug Anne und Diana entgegen. Mit großen Augen sah Anne über den Rand des Kartons.
 

Zum Vorschein, kam seidiger, glänzender weißer Stoff. Es war ein Brautkleid und Anne verschlug es den Atem, als sie es schließlich in seiner ganzen Pracht sah. Weißer Satin, der Kragen war hochgeschlossen aus einer feinen, zarten Spitze. Die Ärmel waren leicht gepuffte und gingen an den Ellebogen ebenfalls in Spitze über.
 

„Wow“, rief Diana begeistert aus. „Was für ein wunderschönes Kleid.“

Sprachlos starrte Anne diesen Traum in Weiß an.
 

„Willst du es einmal anprobieren?“
 

„Wirklich?“ mit großen Augen sah Anne auf.
 

Die Frau nickte und reichte ihr das Brautkleid. Im Nebenraum zog Anne das Kleid an und trat wieder hinaus in den Laden.
 

„Oh mein Gott, Anne!“ Rief Diana laut aus und schlug die Hände vors Gesicht. „Du siehst einfach umwerfend aus!“
 

„Möchtest du es haben?“ fragte die alte Dame und lächelte Anne liebevolle zu. „Es steht dir wirklich sehr gut.“
 

„Sie...sie wollen es wirklich verkaufen?“ stammelte Anne ungläubig. Sie kam sich vor wie in einem Traum. Dies war das perfekte Kleid für sie, daran bestand kein Zweifel. Nie mehr würde sie so ein wundervolles Kleid finden.
 

„Nein, ich möchte es nicht verkaufen. Ich möchte es dir schenken.“
 

„Was?!“ War das einzige, dass Anne sagen konnte. Sie war einfach fassungslos. In einem winzigen Laden fand sie ihr Traumkleid und die ihr völlig unbekannte Besitzerin wollte es ihr sogar schenken. „Das...das kann ich nicht annehmen.“
 

„Ich glaube, dieses Kleid war einfach dazu bestimmt, dass du es findest. Es hat nur auf dich gewartete. Es ist viel zu schade, um nur zu verstauben, aber es sollte auf die richtige Person sein, die es trägt. Bitte nimm es an. Du würdest mir eine große Freude damit machen.“
 

Tränen schimmerten in Annes Augen sie konnte nicht anders und umarmte spontan die alte Dame.
 

„Danke, “ flüsterte sie, „vielen dank, Miss...Ich weiß nicht mal ihren Namen?“ sagte Anne plötzlich lachend.
 

„Miss Cotton!“ Antwortete die Frau.
 

„Sie sind eine verwandte Seele, Miss Cotton. Das habe ich gleich gewusst.“



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