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Wahre Liebe

von

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Kapitel 15

Kapitel 15
 

Christine stand am Fenster und sah ihr nach. Ein süffisantes Lächeln umspielte ihren Mund. „So, dass hätten wir als geschafft.“
 

„Christine, sag mal, weißt du wo Anne ist?“ Gilbert war plötzlich von hinten an sie herangetreten. „Ich habe gesehen, dass du vorhin mit ihr gesprochen hast. Aber ich kann sie nirgends finden.“
 

Mit einem strahlenden Lächeln drehte Christine sich zu ihm um und hakte sich bei ihm ein. „Oh, sie ist vorhin gegangen. Sie sagte, sie müsse fort.“
 

„Gegangen?“ Verwirrt blickte Gilbert sie an. „Aber wieso und wohin?“
 

„Ich weiß nicht, aber da siehst du mal wieder, was für Manieren solche Waisenkinder haben. Niemand scheint ihnen beigebracht zu haben, das man sich verabschiedet.“ Christine schüttelte erbost den Kopf und versuchte ihn weiter zu ziehen.
 

Doch Gilbert blieb wie angewurzelt stehen. Er bemerkte Christines bösen Unterton und sah sie plötzlich ernst an. „Über was habt ihr gesprochen, Christine?“
 

„Nichts besonders. Ich hab ihr nur die Wahrheit gesagt. Komm, lass uns zu den anderen hinüber gehen.“ Erneut versuchte sie ihn fort zu ziehen.
 

„Welche Wahrheit, Christine?“ Seine Stimme nahm jetzt einen drohenden Unterton an.
 

„Gil! Ich hab ihr nur erzählt, dass du mich heiraten wirst. Das arme Dinge sollte sich doch nicht weiter irgendwelche Hoffnungen machen.“
 

Gilberts Augen weiteten sich vor staunen und dann blickten sie zornig auf Christine. „Wie kommst du nur auf so was, Christine!“
 

„Du wirst doch nicht in Erwägung gezogen haben, dieses unscheinbare Ding zu heiraten“, warf Christine ihm verächtlich entgegen, „ich bin die Frau, die an deine Seite passt. Durch mich und meinen Vater wirst du eine einmalige Karriere haben.“
 

Gilbert machte sich verächtlich von ihrem Arm los. „Nein, Christine. Ich brauche niemanden der mir bei meiner Karriere hilft. Ich kann ganz alleine meinen Weg gehen.“
 

„Du bist dumm, Gilbert Blythe. Diese Lehrerin kann es überhaupt nicht mit mir aufnehmen. Sie ist ein nichts, ein niemand.“ Ihre Wangen röteten sich vor Wut und ihre Stirn legte sich in Falten.
 

„Nein du siehst die Sache falsch, Christine. Du kannst es nicht mit Anne aufnehmen. Sie hat dir sehr viel voraus und du könntest noch einiges von ihr lernen. Ich liebe Anne und sie ist es, die ich brauche.“ Ohne ein weiteres Wort lief er hinaus.
 

Christine schäumte vor Wut: „Geh zum Teufel, Gilbert Blythe. Ich werde schon jemand anderen finden, der meine Hilfe zu schätzen weiß.“ Fluchte sie leise vor sich hin, bevor sie sich mit einem neuen Lächeln den anderen Gästen zuwand.
 

Anne war hinunter zu dem kleinen Park gelaufen. Oh, wie konnte sie sich nur so täuschen lassen? Es mochte ja sein, dass Gilbert sie liebte, aber er würde sie nicht heiraten. Wozu auch? Wo er doch so einmalige Chancen hatte die Tochter von Dr. Stuart zu heiraten. Was war sie, Anne Shirley im Vergleich dazu? Weinend setzte sie sich in den kleinen Pavillon. Wie sollte sie das nur verwinden? Sie liebte Gilbert so sehr und sie konnte sich nicht vorstellen einfach damit aufzuhören, ihn zu lieben. Niemand befand sich zu diesem Zeitpunkt im Park und Anne war froh darum, sie hätte es nicht ertragen, wenn sie jemand nach dem Grund ihrer Tränen gefragt hätte.
 

„Anne?!“ plötzlich hörte sie Gilberts fragende und bittende Stimme.
 

Sie sah auf und sah ihn am Eingang des Pavillons stehen. Oh, nein, er sollte nicht sehen, wie sehr er ihr wehgetan hatte. Er sollte nicht wissen, dass ihr Herz in tausend Stücke zerbrochen war. Wortlos stand sie hastig auf, drehte ihm den Rücken zu und wischt schnell die letzen Tränen von ihren Wangen.
 

„Anne“, er trat an sie heran und berührte sanft ihren Arm. Doch Anne wand sie weiterhin von ihm ab. Trotzig verschränkte sie die Arme vor ihrer Brust und reckte ihr Kinn in die Höhe.
 

„Was wollen sie Mr. Blythe?“ fragte sie ernst, ohne ihn anzusehen.
 

„Ich weiß, was Christine zu dir gesagt hat. Aber....“
 

„Miss Stuart war so freundlich, mich über die Situation aufzuklären.“ Unterbrach sie ihn heftig. „ Finden sie nicht, dass sie jetzt lieber bei ihrer Verlobten sein sollten, Dr. Blythe?“
 

„Anne, ich bin nicht mit Christine verlobt!“
 

„Sie brauchen sich nicht mehr heraus zu reden. Ich habe schon verstanden, um was es hier geht...“ Sie konnte es nicht vermeiden, dass ihr erneut die Tränen in die Augen stiegen und mit einer Handbewegung versuchte Anne sie wegzuwischen.
 

„Anne!“ Gilbert drehte sie zu sich um. Sie sah ihn jedoch nicht an, sondern starrte wortlos zu Boden. „Anne das ist alles doch gar nicht wahr. Ich werde Christine nicht heiraten und ich habe ihr auch nie irgendwelche Hoffnungen gemacht. Sicher, wie waren einige male zusammen aus, aber es war nie die Rede von Heiraten oder Liebe. Ich weiß nicht, wie sie darauf kommt.“
 

Anne hob jetzt langsam den Kopf und sah ihn das erste mal wieder an. Ihre Augen waren rotgeweint.
 

„Wirklich?“ fragte sie leise. Es war nicht mehr, als ein Flüstern.
 

„Es gibt nur Eine, die ich heiraten möchte.“ Gilbert grinste und nahm ihr Gesicht in seine Hände. „Nämlich, DICH! Ich liebe dich, Anne. Bitte, willst du meine Frau werden?“ Er sah ihr in die Augen und Annes Herz pochte wild in ihrer Brust.
 

Eine Weile sah sie ihn schweigend an. Dann trat ein Lächeln auf ihr Gesicht und halb weinend, halb lachend antwortete sie: „Ja, Gil.“
 

Gilbert lachte und zog sie in seine Arme. Dann küsste er sie und Anne wusste er hatte die Wahrheit gesagt. Er liebte sie wirklich und sie liebte ihn. Sie setzten sich in den Pavillon und hielten einander an den Händen.
 

„Oh, ich muss morgen gleich meinen Eltern schreiben und ihnen sagen, dass ich mich verlobt habe“, lachte er plötzlich.
 

„Oh, Gil“, rief Anne plötzlich erschrocken. „Deine Eltern haben wir ganz vergessen. Was ist, wenn sie mich nicht leiden können? Sie kennen mich ja überhaupt nicht.“ Verzweifelt sah sie ihn an.
 

Gilbert strich ihr sanft über die Wange: „Hab keine Angst mein Anne-Mädchen. Sie werden dich lieben. Wer könnte dich nicht lieben?“ Zärtlich sah er sie an. „Und selbst wenn nicht, was nicht der Fall sein wird, ist es mir auch egal Anne. Ich liebe dich und ich will den Rest meines Lebens mit dir verbringen.“ Er beugte sich zu ihr herab und küsste sie. Glücklich schlang sie die Arme um seinen Hals. Oh, wie sehr sie ihn doch liebte.



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